Von 8 nach 16 Bit

1990 war es so weit - das Upgrade auf 16 Bit war fällig, und der nächste logische Schritt nach dem C64 war damals der Amiga. PCs waren viel zu teuer und waren in Sachen Grafik und Sound dem Amiga noch unterlegen und der Atari hatte gegenüber dem Amiga auch seine Nachteile. Weil der Amiga 500 zu sehr als Spielekonsole verschrien war und einfach nicht genug Aufrüstmöglichkeiten hatte, war der Amiga 2000 damals die beste Wahl. Ohne Festplatte, mit einem Diskettenlaufwerk, aber mit einem Megabyte Hauptspeicher stand im November 1990 zum ersten mal ein "richtiger" Computer auf meinem Tisch.

Den Amiga 2000 hatte ich gegenüber dem kleineren Amiga 500 vor allen Dingen wegen den besseren Erweiterungs-Möglichkeiten ausgewählt. Während der A500 nur aus einer einzigen Einheit besteht, besitzt der A2000 dagegen ein richtiges Desktop-Gehäuse, hat Platz für zwei 3,5"-Laufwerke und ein 5,25"-Laufwerk und besitzt im inneren mehrere Erweiterungs-Steckplätze, darunter sogar PC-Kompatible ISA-Slots. Standardmäßig wurde der A2000 mit einem Megabyte Speicher und einem 3,5"-Diskettenlaufwerk mit 880 Kilobyte Kapazität ausgeliefert.

Außer der robusten Tastatur war auch eine Maus dabei, die nicht wie beim C64 ein Luxus war, sondern zur Grundausstattung gehörte. Einen Monitor mußte extra gekauft werden - aber da hatte ich schon zu C64-Zeiten vorgesorgt, denn mein Commodore 1084s war auch bestes für den Amiga geeignet. Der Monitor war eigentlich nicht mehr als ein kleiner Fernseher mit verschiedenen Eingängen, denn der Amiga spuckt genauso wie der C64 auch ein TV-ähnliches Signal mit 50 Hz und 625 Zeilen aus. Durch den RGB-Eingang des Monitors, an den der Amiga angeschlossen wird, war das Bild für damalige Verhältnisse besonders scharf und stabil.

Der Grafikchip des Amiga war den damaligen PC-Grafikkarten überlegen: die maximalen Auflösungen betrugen 640x512 Pixel mit 16 Farben oder 320x512 Pixel mit 4096 Farben im flimmernden Interlace-Modus. Im stabileren Non-Interlace-Modus waren immer noch 640x256 Pixel mit 16 Farben oder 320x256 mit 4096 Farben. Die 4096 Farben konnten aber nur durch einige Tricks erreicht werden, weshalb die meisten Spiele und Programme nur die maximal 32 "echten" Farben verwendeten. Die Standardauflösung der Workbench war 640x256 mit vier Farben, was aber völlig ausreichend war. Die meisten Spiele verwendeten 320x256 Pixel mit 16 oder 32 Farben - als die ersten PC-Grafikkarten mit 256 Farben aufkamen, war der Amiga im Nachteil.

Auch beim Sound konnte der Amiga lange Zeit gegenüber PCs punkten: als die IBM-Kompatiblen nur piepsen konnten, wartete der Soundchip des Amiga mit feinstem Stereoton auf, den vier Tonkanäle mit 8 Bit und 22,5 KHz lieferten. Damit ließ sich schon sehr gut Musik machen und beeindruckende Geräusche oder sogar Sprache wiedergeben.

Als Software gab es "out-of-the-Box" nur das Betriebssystem AmigaDOS mit der sogenannten Workbench, einer Benutzeroberfläche die dem heutigen Windows gar nicht so unähnlich ist. Auf den zwei Disketten befand sich das gesamte Betriebssystem inklusive einigen Extras, wie z.B. einem BASIC-Interpreter, einem Notizblock, einer Uhr und anderen Kleinigkeiten.

Dazu gab es noch das "Power Pack", bestehend aus der Textverarbeitung Textomat, dem Datenbankprogramm Datamat, den Spielen Pinball Wizard und Quiwi sowie zwei Lernspielen und einem Viruschecker. Eigentlich wurde dieses Powerpack nur mit dem Amiga 500 verkauft, aber man konnte es für einen geringen Aufpreis auch mit anderen Amiga-Modellen bekommen. Die Software war nicht die beste


Amiga 2000 Katalogbild


Mein Amiga 2000 heute

Der erste Start

Wenn man einen Amiga einschaltet, wird man in den meisten Fällen vom Kickstart-ROM begrüßt, das unmißverständlich auffordert eine Diskette einzulegen. Frisch ausgepackt bleibt einem nichts anderes übrig als so einen Amiga mit der Workbench-Diskette zu booten, die nach weniger als einer halben Minute hektischer Aktivität auf dem Diskettenlaufwerk die Workbench präsentiert. Damit kann man schon einiges anfangen und zumindest schonmal die Benutzeroberfläche ausprobieren, die in den beigelegten Handbüchern ausführlich erklärt wird.

Nachdem man sich schnell Arbeitskopien der Originaldisketten angefertigt hatte, konnte es richtig losgehen. Man muß den Amiga nicht unbedingt mit der Workbench-Diskette starten, denn fast jede andere Diskette hat auch neben dem enthaltenen Programm auch die notwendigen Systemdateien, und ein großer Teil des Systems befindet sich im Kickstart-ROM. Beim ersten Start mit der Workbench-Diskette bekommt man schon einige kleine Programme serviert, die allerdings mehr in die Kategorie Spielerei als ernste Anwendungen gingen. Eine Uhr, ein Taschenrechner, ein Notizblock und ein beeindruckendes kleines Programm namens Say, mit dem man den Amiga eingetippte englische Sätze sprechen lassen konnte, gehörten unter anderem dazu.

Auf einer weiteren Diskette befand sich außerdem noch AmigaBasic samt einigen Demos - unverzichtbar für jemanden, der zuvor nur den Commodore 64 gekannt hat. Das AmigaBasic stellte sich allerdings schnell als Enttäuschung heraus, denn obwohl die Fähigkeiten des Amiga die des C64 um vieles übertreffen, konnte man diese mit AmigaBasic nur sehr rudimentär nutzen. Die Programmierung mit AmigaBasic war kompliziert, umständlich und machte nicht einmal ansatzweise soviel Spaß wie auf dem C64, weshalb ich dies auf dem Amiga sehr schnell aufgab. Bei den neuen AmigaOS-Versionen ließ Commodore das Basic sogar weg, weil die alte Version mit den neuen Systemen nur instabil lief und man keine neue mehr herausbringen wollte. Stattdessen wurde die Scriptsprache AREXX mitgeliefert, mit der ich allerdings auch nicht wirklich viel anfangen konnte.

Mit Textomat, Datamat und dem anderen Sachen aus dem PowerPack konnte man zu Beginn schon sehr viel anfangen, aber die Grenzen sind auch sehr schnell erreicht. Zum Glück herrschte damals kein Mangel an vernünftiger Software, die für den Amiga längst nicht so hohe Preise wie für PCs hatte.


Kickstart 1.3 Startscreen


Amiga Workbench 1.3 (1987)

Spiele

Der Ruf des Amiga als Spielecomputer ist nicht unbegründet, denn die Hardware bringt die besten Voraussetzungen dafür mit - aber auf der gleichen Hardware laufen ja nicht nur Spiele, sondern auch Anwendungen gleichermaßen gut. Auf dem Spielemarkt war der Amiga aber um 1990 herum durch seine überlegenen Sound- und Grafikfähigkeiten der Star schlechthin, und auch ich bin nicht um eine kleine Sammlung von Spielen herumgekommen.

Mein erstes Amiga-Spiel war Sid Meiers Railroad Tycoon, eine hervorragende Mischung aus Eisenbahn- und Wirtschaftssimulation. Kurze Zeit später folgte ich meinen Adventure-Vorlieben und begann Lucasfilms The Secret of Monkey Island und viele andere Lucasfilm-Adventures zu spielen. Im Strategiebereich machte ich mit Lemmings eine Entdeckung, die mich noch bis heute fasziniert, aber Actionspiele wie Turrican oder ähnliche haben mich nie wirklich begeistern können. Stattdessen landeten Klassiker wie Pirates! (das ich schon auf dem C64 gespielt hatte), Sim City, Populous und Civilization in meiner Sammlung, die mich auch später noch auf dem PC weiter begleiteten.

Leider wurde für meine Lieblingssppiele, die Lucasfilm-Adventures der Amiga bald zu schwach. Während die Amiga-Konvertierungen der frühen Spiele bis zu Secret of Monkey Island echte Klassiker waren und bei der Grafik nur minimale Einbußen und teilweise sogar bessere Musik als die PC-Versionen hatten, waren Monkey Island 2 und Indiana Jones and the Fate of Atlantis eine ziemliche Qual - die Grafik war deutlich schlechter, weil sie auf 32 Farben reduziert werden mußte und die immer aufwendiger gestalteten Animationen wurden für die Amiga-Fassungen gekürzt oder sogar ganz weggelassen. Das nächste Lucasfilm-Adventure Day of the Tentacle erschien erst gar nicht mehr auf dem Amiga, aber bis Mitte der Neunziger Jahre kamen noch regelmäßig Spiele von anderen Herstellern für den Amiga heraus.


Railroad Tycoon (1990)


Pirates! (1990)

Office

Computerspiele auf dem Amiga waren bei mir ein selteneres Ereignis als der vorhergehende Absatz suggeriert, denn ich hatte den Rechner genauso wie heute den PC hauptsächlich für Anwendungen benutzt. Textomat aus dem PowerPack wurde mir bald zu klein, deshalb schaffte ich mir für teures Geld die große Variante vom Data-Becker-Verlag namens BeckerTextII an, die zu den besten Textverarbeitungen auf dem Amiga gehörte.

Damit hatte ich mir tatsächlich beinahe meine gesamte Diskettensammlung vernichtet, weil die Masterdisketten des Programms einen gefährlichen DiskDoctor-Virus enthielten - nach einer Radikalkur mit einem Virenscanner und einem Umtausch war dies aber relativ schnell erledigt und ich konnte mich dem dicken Handbuch der Textverarbeitung widmen. BeckerTextII war eine erstaunlich gut entwickelte und sehr komplexe Textverarbeitung, mit der man auch längere Texte problemlos schreiben konnte. WYSIWYG oder TrueType-Fonts waren natürlich damals ein Fremdwort, aber wenn man die eingebauten Zeichensätze des Druckers in BeckerTextII definiert hatte, ließ sich auch damit schon sehr gut layouten.

Für die Datenbank unserer Videokassetten verwendete ich Datamat aus dem PowerPack, das für die bescheidenen Zwecke völlig ausreichte und sogar in der Bedienung nicht zu unkomfortabel war. Es war das einzige Programm aus dem Powerpack, was ich nie durch ein besseres ersetzt

Als Grafikprogramm hatte ich schon von Anfang an Deluxe Paint von Electronic Arts verwendet, mit dem man auf dem Amiga so ziemlich alles bewerkstelligen konnte. Das Zeichenprogramm reizte die grafischen Fähigkeiten des Amiga vollständig aus und konnte sämtliche Grafikmodi in allen Farbtiefen und Auflösungen verwenden., die Funktionen waren so ausgereift, daß sogar kleine DTP-Aktionen damit möglich waren. Einige Zeit hatte ich sogar meine Stundenpläne und andere Sachen, die sich nicht mit einer Textverarbeitung machen ließen, mit Deluxe Paint erstellt.


BeckerText II


Deluxe Paint IV

Gedrucktes

Schon am Kaypro und am C64 lief bei uns ein Citizen 120D, ein kleiner, aber robuster 9-Nadel-Drucker. Der Amiga hatte aus nie geklärten Gründen jedoch fatale Auswirkungen auf den Drucker, der zwar eine Zeit lang problemlos funktionierte, aber irgendwann die Arbeit aus ungeklärten Gründen verweigerte und nur durch eine teure Reparatur wieder zum weitefunktionieren zu bewegen war. Danach ging er wieder kaputt - und statt einer Reparatur kam ein neuer Drucker gleichen Typs ins Haus, der den Amiga schließlich aushielt.

Der kleine 9-Nadel-Drucker wäre wahrscheinlich noch lange weitergelaufen, wenn er nicht von dem größeren Citizen 124D mit 24 Nadeln um, der noch schneller war und ein viel saubereres Schriftbild hatte, abgelöst worden wäre. Besonders in Verbindung mit BeckerTextII konnte ich auf dem Amiga so erstmals Text in ordentlicher Qualität ausdrucken, die den damals noch unbezahlbaren Tintenstrahl- oder Laserdruckern schon sehr nah kam. Der 124D lief auch an unseren PCs noch lange Jahre, bis er durch einen Tintenstrahldrucker von Canon ersetzt wurde.


Citizen 120D

Floppy mal Zwei

Etwa ein Dreivierteljahr nach der Stunde Null bekam mein Amiga ein zweites 3,5"-Diskettenlaufwerk. Was sich heute lächerlich anhört, war zu einer Zeit, als eine Festplatte noch Luxus war, ungemein wichtig. Mit zwei Laufwerken konnte man eine Bootdiskette verwenden und auf der zweiten ein Programm laufen lassen, oder auch bestimmte Spiele kontinuerlich laufen lassen, die sonst alle zwei Minuten nach ihrer zweiten Diskette geschrien haben. Die Suche nach einem zweiten Diskettenlaufwerk war nicht einfach, da die meisten Läden nur PC-Laufwerke im Sortiment hatten - aber in Dortmund wurde ich schließlich fündig.


Sound

Ungefähr zur gleichen Zeit als ich meinen Amiga bekam, begann ich auch Klavier zu spielen - da war es natürlich naheliegend dies mit den Soundfähigkeiten des Computers in Verbindung zu bringen. Irgendwann entdeckte ich die Musik-Softwaren Aegis Sonix, die sowohl ein Synthesizer als auch ein Noten-Editor war und zum Üben und Komponieren bestens geeignet war. Das Programm reizte die Soundfähigkeiten des Amiga vollständig aus und obwohl der Computer nur vier Stimmen gleichzeitig spielen konnte, waren durch die Synthesizer- und Samplingfähigkeiten die Möglichkeiten enorm groß.

Der Amiga besaß leider keinen eigenen Ton-Eingang, aber es gab externe Sampler, von denen der Aegis Audiomaster einer der besten war. Mit diesem externen Sampler, der über die serielle Schnittstelle angeschlossen wurde, konnte man eigene Sounds aufnehmen, in der Audiomaster-Software editieren oder auch zu Sonix-Instrumenten weiterverarbeiten. Die Bearbeitungs-möglichkeiten waren recht simpel, aber für einfaches Editieren reichte es völlig aus. Komplexe Filteroperationen konnte man mit Audiomaster natürlich nicht machen, aber immerhin konnte ich mit diesem Programm meine ersten Erfahrungen im Bereich Tonbearbeitung machen.

Als ich Anfang 1992 mein erstes Keyboard bekam, ein 61-Tasten-Gerät von Kawai, das noch keine Anschlagsdynamik besaß, sollte dies natürlich auch an den Amiga angeschlossen werden. Dazu war ein Midi-Interface notwendig, daß es in Form einer Software/Hardware-Kombination namens FunLab speziell für mein Keyboard von Kawai gab. Das Interface funktionierte gut, das FunLab-Programm war jedoch recht primitiv und kaum mit heutigen Midi-Sequenzern zu vergleichen, aber für meine ersten Midi-Versuche reichte es vollkommen aus und machte auch eine ganze Menge Spaß.


Aegis Sonix


Aegis Audiomaster

Amiga 2.0

Im Frühjahr 1992 verpaßte Commodore allen Amigas eine gründliche Modernisierung: Amiga DOS 2.0 wurde fertiggestellt. Das Betriebssystem-Update bestand nicht nur auf Disketten, sondern auch in Form eines neuen Kickstart-ROMs, das man entweder gegen das alte austauschen oder auf eine Umschaltplatine zusammen mit dem alten ROM stecken konnte. Die Abwärtskompatiblität war ziemlich hoch, aber manche ältere Spiele weigerten sich mit dem neuen Kickstart zusammenzuarbeiten, weshalb eine Umschaltplatine unumgänglich war.

Das neue System und damit auch die neue Workbench wurden sowohl grafisch als auch unter der Haube von Grund auf renoviert. Statt auf einen blauen Hintergrund mit weißer Schrift setzte Commodore jetzt auf das modernene Schwarz-auf-Grau, das in der PC- und Macintosh-Welt schon lange Standard war und der Workbench und dem Benutzerinterface endlich ein richtig professionelles Aussehen gaben.

Geliefert wurde das Update in einer großen Kiste, denn außer den vier neuen Workbench-Disketten und dem Kickstart-ROM gehörte auch noch ein dickes, über fünfhundert Seiten starkes Handbuch in einem stabilen Ringbuch-Ordner dazu. Darin wird nicht nur auf die Workbench, sondern auch auf das darunterliegende AmigaDOS detailliert eingegangen, und auch die neu eingeführte Scriptsprache AREXX wird ausführlich behandelt.

Amiga Release 2, so die offizielle Bezeichnung, wurde eigentlich zusammen mit dem neuen Amiga 3000 eingeführt, aber Commodore war so schlau das System auch für alle andere Amigas verfügbar zu machen. Alle nach Februar 1992 produzierten Amigas inklusive dem Amiga 500 (der nun als Amiga 500+ mit einem Megabyte Speicher verkauft wurde) und dem Amiga 2000 waren mit dem neuen Kickstart und AmigaDOS 2.0 bestückt, alle anderen konnten ihre alten Amigas mit dem etwa 80-90 DM teuren Update rundum erneuern.


Kickstart 2.0-3.1 Startscreen


Amiga Workbench 2.0 (1992)

Festplatte & RAM

Im Sommer 1992 wurde mein Amiga 2000 entgültig zur professionellen Arbeitsmaschine aufgerüstet - ich hatte genug Geld für eine Festplatte und eine Speichererweiterung. Die Festplatte war eine sogenannte Filecard - ein Rahmen der die Festplatte zusammen mit der Controller-Steckkarte senkrecht im Amiga unterbringt. Der Controller kam von Supra und die Festplatte war eine Quantum mit SCSI-Interface und damals sagenhafen 100 Megabyte Kapazität - wenn man zuvor nur Disketten mit 880 Kilobyte Kapazität hatte, war das eine riesige Menge. Bei mir reichte es aus um sämtliche Programme und Spiele die ich hatte auf die Festplatte zu installieren - und auch dann war noch mehr als genug Platz übrig.

Die Speichererweiterung kam auch von Supra und war eine genauso große Steckkarte wie die gesamte Filecard-Festplatte. Bestückt mit acht 256-Kilobyte-RAM-Chips erweiterte sie den Speicher meines Amiga auf drei Megabyte. Obwohl das eine Megabyte RAM auf der Hauptplatine des Amiga 2000 generell ausgereicht hat, wurde besonders bei Anwendungen und einigen Spielen der Speicher doch manchmal etwas knapp. Durch die Speichererweiterung wurde der Rechner spürbar schneller und viele Programme starteten nun schneller.

 

Amiga goes PC

Ein Grund weshalb ich mich schon ganz zu Anfang für den größeren Amiga 2000 entschieden hatte, war die gute Erweiterbarkeit durch die vielen Steckplätze, in die nicht nur Amiga-Steckkarten, sondern auch PC-Hardware hineinpaßt. Im Dezember 1992 bekam mein Amiga 2000 deshalb eine PC-Brückenkarte - kein Emulator, sondern ein vollständiger IBM-Kompatibler PC auf einer eigenen Steckkarte.

Die A2386SX-Brückenkarte von Commodore war mit einem 386SX-Prozessor mit 20 Megahertz und 1 Megabyte eigenem Speicher ausgestattet, kostete aber nur etwa halb soviel wie ein vergleichbarer Solo-PC. Als Betriebssystem lief auf der Brückenkarte das auf vier Disketten mitgelieferte MS-DOS 5.0, das in ein Festplatten-Image auf der Amiga-Festplatte installiert wurde. Die Grafikausgabe lief in einem Fenster auf der Amiga-Workbench, aber auf diese Weise war nur Textmodus und CGA-Grafik möglich. Ein paar Wochen später rüstete ich den Amiga noch mit einem dritten Diskettenlaufwerk für die PC-Seite auf, das direkt an die Brückenkarte angeschlossen wurde und damit Zugang zu den viel benutzten HD-Disketten möglich machte, die auf den Laufwerken des Amiga nicht gelesen werden konnten.

Sehr viel Anfangen konnte man mit damit im Prinzip nicht, aber viele DOS-Anwendungen waren damals schon mächtiger als ihre Amiga-Gegenstücke. Alleine die frühe DOS-Version von Microsoft Works war schon jeder Amiga-Textverarbeitung gewachsen und ein mächtiges Werkzeug. Spiele machten auf der Brückenkarte wegen der langsamen Bildschirmausgabe und der Beschränkung auf CGA-Grafik keinen Spaß, und an Windows war überhaupt nicht zu denken. Wichtig war, daß ich damit erste Erfahrungen mit einem PC machen konnte, die mir in Zukunft noch sehr helfen sollten, denn im Frühjahr 1993 kam bei uns endlich ein richtiger PC ins Haus, der allerdings nicht mein eigener Rechner war - für mich blieb der Amiga vorläufig noch mein Hauptcomputer.

 

VGAmiga

Der Amiga 2000 liefert von Haus aus kein VGA-kompatibles Bildsignal, sondern nur ein RGB-Bild mit 50 Hertz Bildwiederholfrequenz, das eigentlich nur für die Commodore-Monitore geeignet ist. Allerdings hat der Amiga 2000 auch einen Steckplatz für einen sogenannten Deinterlacer, der ein Bild ausgibt, mit dem auch PC-Monitore etwas anfangen können.

Als ich im Juli 1993 meinen ersten VGA-Monitor - einen sehr guten 15-Zoll Highscreen MS 1570 gegen meinen alten Commodore 1084s (den ich aber trotzdem am Amiga angeschlossen ließ) austauschte, hatte ich noch keinen Deinterlacer, weil mein Händler schwierigkeiten hatte so eine Karte zu besorgen. Aber ich hatte eine VGA-Karte in den Amiga eingebaut, mit der ich wenigstens das Bild von der PC-Seite in allerbester Qualität und vor allen Dingen in glorreicher Farbe betrachten konnte. Es vergingen noch fast fünf Monate, bis ich im Oktober 1993 dann endlich den Deinterlacer von MacroVision bekam, den Amiga an den VGA-Monitor anschließen konnte und erstmals ein hervorragendes Bild ohne Zwischenzeilen und andere Unannehmlichkeiten hatte. Bis heute leistet mir dieser VGA-Ausgang an meinem Amiga gute Dienste und sieht an meinen neuen TFT-Flachbildschirm angeschlossen einfach sensationell aus, weil man dort nicht einmal mehr die 50 Hertz Bildwiederholfrequenz sieht.

 

Das Ende?

Der Deinterlacer war die letzte Aufrüstung, die mein Amiga 2000 bekam, denn schließlich wurde doch unser PC der interessantere Computer. Trotzdem verwendete ich meinen Amiga als Arbeitsmaschine für die Schule weiter, denn bei manchen Sachen war dieser Computer einfach nicht zu schlagen. Rückwirkend betrachtet war der Einbau der PC-Brückenkarte keine gute Entscheidung, denn meine Idee den PC im Amiga noch weiter mit mehr Speicher und einer eigenen Festplatte aufzurüsten wurde dann letztendlich dann doch nichts mehr.

Im April 1994 wurde dann der schlimmste Alptraum aller Amiga-User wahr: Commodore ging pleite. Schlechtes Management und viele eklatant falsche Marketing-Entscheidungen hatten den einst größten Computer-Hersteller der Welt in den Ruin getrieben - der PC-Boom war nicht mehr aufzuhalten, die IBM-Kompatiblen hatten gewonnen.

Ich hielt jedoch noch fast ein Jahr weiter durch, bis mich die Geschäftsaufgabe meines Amiga-Stammhändlers dann doch dazu brachte, statt einer Aufrüstung der Amiga-PC-Brückenkarte einen ganz neuen PC anzuschaffen. Diese Entscheidung fiel mir nicht leicht, aber letztendlich hatte es sich doch gelohnt. Im März 1995 schaffte ich mir bei Escom meinen ersten eigenen PC an, einen leistungsfähigen 486 DX4-100 mit allem Drum und Dran, aber der Amiga landete nicht im Keller sondern blieb da, wo er auch heute noch funktionstüchtig steht: unter meinem PC-Monitor.
 

Amiga-Zukunft

Heute, zehn Jahre nach seinem vermeintlichen Ende und fünfzehn Jahre nach seiner Inbetriebnahme, läuft mein Amiga 2000 immer noch bestens und steht immer noch in meiner Computer-Ecke unter dem PC-Monitor. Heute benutze ich ihn allerdings nicht mehr so oft, denn der Lüfter ist mörderisch laut und im Laufe der Zeit habe ich sämtliche Disketten und den gesamten Inhalt der Festplatte auf den PC überspielt und gesichert. Dank dem hervorragenden Amiga-Emulator WinUAE konnte ich meinen Original-Amiga hundertprozentig auf dem PC rekonstruieren, wo alle Programme und Spiele genausogut und oft auch besser als auf dem echten Computer laufen. Dennoch schalte ich meinen Amiga 2000 genauso wie meine anderen Commodore-Computer von Zeit zu Zeit an und benutze sie ein wenig, um sie nicht einrosten zu lassen.