Der Anfang Einige Monate nach dem Erstkontakt mit der Computerwelt
durch den Kaypro 2x hatte ich genug Geld zusammengespart um mir einen Commodore
64 kaufen zu können. Die Wahl kam nicht von ungefähr, denn ich
konnte diesen Computer schon bei einem Freund in Aktion bewundern - da war
klar, es sollte ein C64 sein. Wow, Disketten! Kurze Zeit später wurde klar, daß das so nicht weitergehen konnte. Nicht nur war der Umgang mit der Datasette sehr mühsam, es gab auch die meiste kommerzielle Software nur auf Disketten. Um die Möglichkeiten nicht weiter zu verbauen und das große Angebot von Bookware und Spielen nutzen zu können, war noch ein Trip zum Mediamarkt nötig, um eine 1541-II-Floppy (damals nannte man Diskettenlaufwerke so, kann sich da noch jemand dran erinnern?) samt einer Packung Disketten und einer Box zu kaufen. Kontakt mit Disketten hatte ich durch den Kaypro 2x natürlich vorher auch schon, aber es war etwas ganz besonderes diese Methode der Datenspeicherung auch endlich auf dem C64 verwenden zu können. Monitorsuche, oder: Endlich in Farbe Mit einem Diskettenlaufwerk ausgerüstet ließ sich mit dem C64 schon einiges anfangen, aber die ganzen Farbbilder im 64'er-Magazin und die Versuche, den C64 an den großen Farbfernseher anzuschließen, führten bald dazu, daß ich auf die Suche nach einem guten Farbmonitor ging. Die Auswahl war nicht besonders groß; es gab nur eine handvoll 14"-Modelle von Philips und Commodore. Die besten Möglichkeiten bot der Commodore 1084s, der nicht nur an den C64, sondern auch an den Amiga angeschlossen werden konnte. Natürlich gab es wieder das übliche Problem, daß gerade dieser Monitor nirgendwo in der Umgebung zu bekommen war. Schließlich wurde ich ganz in der Nähe ausgerechnet bei Hertie fündig. Der Kauf des 1084s hat sich gelohnt, denn er diente mir nicht nur als langjähriger Monitor für den C64 und Amiga, sondern heute auch noch gelegentlich als DVD- und TV-Display von immer noch ganz hervorragender Qualität. Software & Spiele Das Softwareangebot für den C64 war um 1989/90 riesig und vor allen Dingen sehr preiswert. Richtig teure Programme im drei- bis vierstelligen Bereich gab es kaum, stattdessen konnte man sogenannte Bookware kaufen - ein Buch mit einer oder mehreren Disketten zusammen für Preise deutlich unter hundert Mark. So konnte man Grafikprogramme, Textverarbeitungen und noch viel mehr zusammen mit gut geschriebenen Handbüchern bekommen. Es gab nicht nur Programme, sondern auch sehr viele Lernbücher, mit denen ich mir meine grundlegenden BASIC-Kenntnisse und viele andere Sachen angeeignet habe. Die verflixten Steuerknüppel An den Hersteller meines ersten Joysticks kann ich mich nicht mehr erinnern, nur daran daß es ein schwarzes, halbwegs ergonormisch geformtes Etwas mit roten Knöpfen war - und daß es sehr schnell kaputtging. Zu dieser Zeit wurden in der 64'er gerade Joysticks getestet, bei der die Competition-Pro-Modelle am besten abschnitten. Wow, Disketten! Die Zweite Irgendwann entdeckte ich im Allkauf einen Restposten von 1581-Floppies, den 3,5"-Laufwerken für den C64/128, zu einem Spottpreis. Zu diesem Zeitpunkt wurde diese Floppy schon längst nicht mehr hergestellt, aber ich hatte das Glück noch eine davon zu erwischen. Mit der damals unglaublich hohen Speicherkapazität von 800 Kilobyte (eine 5,25"-Diskette faßt nut 170 Kilobyte) war das fast schon eine Art Festplatte und im Zusammenhang mit Geos ein wahrer Segen. Geos - das frühe Windows Schon ganz zu Anfang meiner C64-Zeit las ich in der 64'er viel über Geos (Graphical Environment Operating System), das sich langsam aber sicher als Quasi-Standard auf dem C64 etablierte. Wann ich mein Geos 2.0 gekauft habe, weiß ich nicht mehr genau - nur noch, daß ich sofort anfing GeoWrite und GeoPaint intensiv zu nutzen. Das war noch bevor ich die 3.5"-Floppy bekam, so daß ich zu Anfang mit mehreren Disketten hantieren mußte. Spätestens mit der 1581 wurde aus Geos aber ein ausgewachsenes graphisches Betriebssystem, das in puncto Bedienung und Userfreundlichkeit eine kleine Sensation war. Für einen 8-Bit-Computer war das schon eine ganze Menge und begeistert mich auch heute immer noch. Drucker-Mania Einen Drucker für den C64 zu finden war leicht. Einen Drucker für den Kaypro 2x zu finden war auch leicht. Einen Drucker zu finden, der an beide Computer paßt, war reichlich kompliziert, denn der Kaypro besitzt eine parallele Centronics-Schnittstelle und der C64 nur einen seriellen Anschluss. Die Lösung fand sich in einem 9-Nadel-Drucker von Citizen mit der Bezeichnung 120D, der austauschbare Cartridges mit den zwei Schnittstellen-Systemen besaß. Mit Hilfe von Geos konnte man den Citizen zu einer erstaunlich guten Schriftqualität bewegen, und als Nadeldrucker generell war der 120D ausgezeichnet. Leider hat der Drucker auch seine Schwachstellen, wie zum Beispiel die schlechte Traktorführung und die Tendenz Papier zu fressen. Das Ende, oder doch nicht? Auch nachdem ich Ende 1990 meinen Amiga bekam, packte ich den C64 nicht in die Schublade und benutzte ihn ab und zu immer noch. Ein paar Jahre später wurde die Möglichkeit interessant, den C64 auf dem PC zu emulieren - was dann auch hervorragend möglich war. Mit Hilfe einen speziellen Kabels gelang es mir dann auch, die beiden Floppies an den PC anzuschließen und den Inhalt meiner Diskettensammlung auf den PC zu überspielen. Leider ging die 5,25"-Floppy irgendwann 1996 kaputt, bevor ich alle Disketten überspielen konnte und war nicht mehr zum Leben zu erwecken. Das wichtigste konnte ich aber retten, und zu diesem Zeitpunkt habe ich das erste Mal meinen C64 zurück in seine Kiste gepackt, weil ich ihn wirklich nicht mehr brauchen konnte. Der C128 - das Commodore Revival Kurz nach dem kaputtgehen der 1541-II las ich im Oktober
1996 im Fidonet, daß jemand seinen C128D verkaufen wollte. Die Gelegenheit
war günstig, und nach einem kurzen Mailaustausch und etwas Geduld war
ich im Besitz des einen Commodore-Computers, der früher meine Traummaschine
war. Mit eingebauter 1571-Floppy, separater Tastatur, erweitertem BASIC
und einem Z80-Prozessor, der es möglich machte CP/M und die Programme
des Kaypro 2x laufen zu lassen, war der C128D ein idealer Ersatz für
den C64 mit seiner kaputten Floppy. Die 3.5"-Floppy funktioniert jedoch
noch tadellos und bringt gerade in Verbindung mit dem C128D eine Menge,
da sie eigentlich für diesen Computer gebaut wurde und nur im 128-Modus
in der vollen Geschwindigkeit arbeiten kann. Was ist aus Commodore geworden? Die Firma Commodore ist Anfang 1994 bankrott gegangen und existiert seitdem nicht mehr. Die Überreste gingen durch verschiedene Hände, heute besitzt die selbst schon kurz vor dem Zusammenbruch stehende Firma Tulip die Rechte am Markennamen Commodore, während Gateway die Rechte an der Hardware und den Patenten besitzt. MOS Tech, die Halbleiter-Abteilung von Commodore, wurde von GMT Electronics aufgekauft. Einen neuen 8-Bit-Computer auf der Basis des C64 wird es nie mehr geben. Es existieren eine Handvoll Exemplare des Nachfolgers C65, den Commodore kurz vor dem Zusammenbruch entwickelte - dies waren aber Prototypen und sind heute alle in Sammlerhänden. |
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