64/128 v2.0b

Der Anfang

Einige Monate nach dem Erstkontakt mit der Computerwelt durch den Kaypro 2x hatte ich genug Geld zusammengespart um mir einen Commodore 64 kaufen zu können. Die Wahl kam nicht von ungefähr, denn ich konnte diesen Computer schon bei einem Freund in Aktion bewundern - da war klar, es sollte ein C64 sein.
An den genauen Kaufzeitpunkt kann ich mich nicht mehr genau erinnern, nur daß es im Frühjahr 1989 und der Ort des Geschehens der Mülheimer Mediamarkt war. Zu dieser Zeit wurden zwei verschiedene C64 verkauft, einmal die alte Brotkasten-Version zusammen mit Spielemodul und Joystick in einer knallig-bunten Verpackung und dann der C64-II mit dem neuen Gehäuse in einer schlichteren, aber professioneller aussehenden Box. Weshalb ich mich für letzteren entschied weiß ich nicht mehr, aber es wird wohl etwas damit zu tun gehabt haben daß der C64-II einen moderneren Eindruck auf mich gemacht hat und letztendlich auch etwas billiger war.

Zuerst hatte ich nur den Computer selbst, der zu Anfang an einem alten, kleinen Schwarzweißfernseher angeschlossen war. Die ersten Versuche bestanden aus dem mühsahmen Abtippen von Programmen aus dem Handbuch, die ich natürlich noch gar nicht abspeichern konnte. Die Datasette folge erst eine Woche später, weil hier in der Umgebung keine zu bekommen war - letztendlich fand sich aber doch eine in der Computerabteilung vom Allkauf. Zusammen mit einem Joystick kamen die ersten paar Computerspiele dazu, an denen ich aber gar nicht so großes Interesse hatte. Ich fand es viel spannender, die Beispielprogramme aus dem Handbuch einzutippen und zum Laufen zu kriegen.

Die sogenannte Bildqualität auf dem Mini-Fernseher war an der Grenze des Erträglichen, und nach ein paar Wochen ging die Suche nach einem günstigen Monitor los. Die Entscheidung viel auf einen Monochrom-Monitor, aber nicht einen grünen oder bernsteinfarbenen, sondern einen richtigen Schwarzweißmonitor. Wie immer war die Suche nicht einfach, aber schließlich wurden wir bei Saturn-Hansa in Dortmund fündig - es sollte ein 12"-Gerät von Philips werden, der eine ausgezeichnete Bildqualität hatte. Dieser Monitor wird heute bei uns als Fernseherersatz für die Küche zweckentfremdet und funktioniert immer noch hervorragend.

Mit C64, Bildschirm und Datasette ausgerüstet ließ sich schon eine ganze Menge anfangen, aber die Datenspeicherung auf den Kassetten mit 300 Baud Geschwindigkeit war sehr langwierig und oft fehleranfällig - da mußte etwas besseres her.

Wow, Disketten!

Kurze Zeit später wurde klar, daß das so nicht weitergehen konnte. Nicht nur war der Umgang mit der Datasette sehr mühsam, es gab auch die meiste kommerzielle Software nur auf Disketten. Um die Möglichkeiten nicht weiter zu verbauen und das große Angebot von Bookware und Spielen nutzen zu können, war noch ein Trip zum Mediamarkt nötig, um eine 1541-II-Floppy (damals nannte man Diskettenlaufwerke so, kann sich da noch jemand dran erinnern?) samt einer Packung Disketten und einer Box zu kaufen. Kontakt mit Disketten hatte ich durch den Kaypro 2x natürlich vorher auch schon, aber es war etwas ganz besonderes diese Methode der Datenspeicherung auch endlich auf dem C64 verwenden zu können.

Monitorsuche, oder: Endlich in Farbe

Mit einem Diskettenlaufwerk ausgerüstet ließ sich mit dem C64 schon einiges anfangen, aber die ganzen Farbbilder im 64'er-Magazin und die Versuche, den C64 an den großen Farbfernseher anzuschließen, führten bald dazu, daß ich auf die Suche nach einem guten Farbmonitor ging. Die Auswahl war nicht besonders groß; es gab nur eine handvoll 14"-Modelle von Philips und Commodore. Die besten Möglichkeiten bot der Commodore 1084s, der nicht nur an den C64, sondern auch an den Amiga angeschlossen werden konnte. Natürlich gab es wieder das übliche Problem, daß gerade dieser Monitor nirgendwo in der Umgebung zu bekommen war. Schließlich wurde ich ganz in der Nähe ausgerechnet bei Hertie fündig. Der Kauf des 1084s hat sich gelohnt, denn er diente mir nicht nur als langjähriger Monitor für den C64 und Amiga, sondern heute auch noch gelegentlich als DVD- und TV-Display von immer noch ganz hervorragender Qualität.

Software & Spiele

Das Softwareangebot für den C64 war um 1989/90 riesig und vor allen Dingen sehr preiswert. Richtig teure Programme im drei- bis vierstelligen Bereich gab es kaum, stattdessen konnte man sogenannte Bookware kaufen - ein Buch mit einer oder mehreren Disketten zusammen für Preise deutlich unter hundert Mark. So konnte man Grafikprogramme, Textverarbeitungen und noch viel mehr zusammen mit gut geschriebenen Handbüchern bekommen. Es gab nicht nur Programme, sondern auch sehr viele Lernbücher, mit denen ich mir meine grundlegenden BASIC-Kenntnisse und viele andere Sachen angeeignet habe.

Die verflixten Steuerknüppel

An den Hersteller meines ersten Joysticks kann ich mich nicht mehr erinnern, nur daran daß es ein schwarzes, halbwegs ergonormisch geformtes Etwas mit roten Knöpfen war - und daß es sehr schnell kaputtging. Zu dieser Zeit wurden in der 64'er gerade Joysticks getestet, bei der die Competition-Pro-Modelle am besten abschnitten.

Wow, Disketten! Die Zweite

Irgendwann entdeckte ich im Allkauf einen Restposten von 1581-Floppies, den 3,5"-Laufwerken für den C64/128, zu einem Spottpreis. Zu diesem Zeitpunkt wurde diese Floppy schon längst nicht mehr hergestellt, aber ich hatte das Glück noch eine davon zu erwischen. Mit der damals unglaublich hohen Speicherkapazität von 800 Kilobyte (eine 5,25"-Diskette faßt nut 170 Kilobyte) war das fast schon eine Art Festplatte und im Zusammenhang mit Geos ein wahrer Segen.

Geos - das frühe Windows

Schon ganz zu Anfang meiner C64-Zeit las ich in der 64'er viel über Geos (Graphical Environment Operating System), das sich langsam aber sicher als Quasi-Standard auf dem C64 etablierte. Wann ich mein Geos 2.0 gekauft habe, weiß ich nicht mehr genau - nur noch, daß ich sofort anfing GeoWrite und GeoPaint intensiv zu nutzen. Das war noch bevor ich die 3.5"-Floppy bekam, so daß ich zu Anfang mit mehreren Disketten hantieren mußte. Spätestens mit der 1581 wurde aus Geos aber ein ausgewachsenes graphisches Betriebssystem, das in puncto Bedienung und Userfreundlichkeit eine kleine Sensation war. Für einen 8-Bit-Computer war das schon eine ganze Menge und begeistert mich auch heute immer noch.

Drucker-Mania

Einen Drucker für den C64 zu finden war leicht. Einen Drucker für den Kaypro 2x zu finden war auch leicht. Einen Drucker zu finden, der an beide Computer paßt, war reichlich kompliziert, denn der Kaypro besitzt eine parallele Centronics-Schnittstelle und der C64 nur einen seriellen Anschluss. Die Lösung fand sich in einem 9-Nadel-Drucker von Citizen mit der Bezeichnung 120D, der austauschbare Cartridges mit den zwei Schnittstellen-Systemen besaß. Mit Hilfe von Geos konnte man den Citizen zu einer erstaunlich guten Schriftqualität bewegen, und als Nadeldrucker generell war der 120D ausgezeichnet. Leider hat der Drucker auch seine Schwachstellen, wie zum Beispiel die schlechte Traktorführung und die Tendenz Papier zu fressen.

Das Ende, oder doch nicht?

Auch nachdem ich Ende 1990 meinen Amiga bekam, packte ich den C64 nicht in die Schublade und benutzte ihn ab und zu immer noch. Ein paar Jahre später wurde die Möglichkeit interessant, den C64 auf dem PC zu emulieren - was dann auch hervorragend möglich war. Mit Hilfe einen speziellen Kabels gelang es mir dann auch, die beiden Floppies an den PC anzuschließen und den Inhalt meiner Diskettensammlung auf den PC zu überspielen. Leider ging die 5,25"-Floppy irgendwann 1996 kaputt, bevor ich alle Disketten überspielen konnte und war nicht mehr zum Leben zu erwecken. Das wichtigste konnte ich aber retten, und zu diesem Zeitpunkt habe ich das erste Mal meinen C64 zurück in seine Kiste gepackt, weil ich ihn wirklich nicht mehr brauchen konnte.

Der C128 - das Commodore Revival

Kurz nach dem kaputtgehen der 1541-II las ich im Oktober 1996 im Fidonet, daß jemand seinen C128D verkaufen wollte. Die Gelegenheit war günstig, und nach einem kurzen Mailaustausch und etwas Geduld war ich im Besitz des einen Commodore-Computers, der früher meine Traummaschine war. Mit eingebauter 1571-Floppy, separater Tastatur, erweitertem BASIC und einem Z80-Prozessor, der es möglich machte CP/M und die Programme des Kaypro 2x laufen zu lassen, war der C128D ein idealer Ersatz für den C64 mit seiner kaputten Floppy. Die 3.5"-Floppy funktioniert jedoch noch tadellos und bringt gerade in Verbindung mit dem C128D eine Menge, da sie eigentlich für diesen Computer gebaut wurde und nur im 128-Modus in der vollen Geschwindigkeit arbeiten kann.

Heute steht der C128D neben dem Amiga und wird hauptsächlich zum kopieren von Disketten auf den PC verwendet. Statt ihn an den 1084s anzuschließen, habe ich ihn mit dem SVideo-Eingang meiner TV-Karte im PC verbunden und habe so ein scharfes, absolut flimmerfreies Bild auf meinem großen 17"-PC-Monitor. Obwohl man mittlerweile den C128 fast perfekt auf dem PC emulieren kann, sind da manchmal noch Sachen die auf der echten Hardware am besten laufen. Ich schalte den C128D immer noch alle paar Wochen ein und lasse ein paar Spiele oder Programme drauf laufen, damit er nicht ganz einrostet. Thomas B. aus Köln, falls du das hier lesen solltest: dein C128D ist gesund und munter in besten Händen und hat sich in den letzten fünf Jahren gut gehalten!

Was ist aus Commodore geworden?

Die Firma Commodore ist Anfang 1994 bankrott gegangen und existiert seitdem nicht mehr. Die Überreste gingen durch verschiedene Hände, heute besitzt die selbst schon kurz vor dem Zusammenbruch stehende Firma Tulip die Rechte am Markennamen Commodore, während Gateway die Rechte an der Hardware und den Patenten besitzt. MOS Tech, die Halbleiter-Abteilung von Commodore, wurde von GMT Electronics aufgekauft. Einen neuen 8-Bit-Computer auf der Basis des C64 wird es nie mehr geben. Es existieren eine Handvoll Exemplare des Nachfolgers C65, den Commodore kurz vor dem Zusammenbruch entwickelte - dies waren aber Prototypen und sind heute alle in Sammlerhänden.

C64c

1541-II Datasette 1531

1541-II 5.25"-Floppy 1541-II

Monitor 1084S

Der Startbildschirm vom C64

C128-D Der C128D

1581 Die 3.5"-Floppy 1581

1581 Mein C128D-Aufbau

Der Startbildschirm vom C128
im 40-Zeichen-Modus

Der Startbildschirm vom C128
im 40-Zeichen-Modus

Geos128 im 40-Zeichen-Modus
(sieht fast genauso aus wie Geos64)

Geos128 im 80-Zeichen-Modus