20000 Leagues under the Sea
Cover

28.6.2004 #272a

Update vom 21.2.2010
von Guido Bibra

Titel 20000 Leagues under the Sea
Studio Walt Disney Pictures (1954)
Hersteller Disney / Buena Vista (2003) EAN 4-011846-013815
DVD-Typ 9 (7,83 GB) Bitrate ø 6,55 max. 9,0
Laufzeit 121:44 Minuten Kapitel 12
Regionalcode 2 (Deutschland) Case Amaray I Trans.
Fernsehnorm PAL
Bildformat 2.55:1 16:9 ja
Tonspuren Dolby Digital 5.1 Surround 448 kbit/s Englisch, Deutsch, Italienisch
Untertitel Englisch, Deutsch, Italienisch, Französisch, Spanisch
Freigabe FSK 12
Extras • Jules Verne & Walt Disney: Forscher im Reich der Phantasie
• Verborgene Schätze
• Rundgang durch die Nautilus
• Kreaturen der Tiefe
•Der Humboldt Krake: Ein echtes Monster!

Der Film

Im Jahr 1868 sind Professor Arronax (Paul Lukas) und sein Assistent Conseil (Peter Lorre) sind in San Francisco gestrandet und auf der Suche nach einer Schiffspassage nach Saigon - aber die Seefahrer sind beunruhigt, weil ein vermeintliches Ungeheuer reihenweise Schiffe versenkt. Schließlich werden sie von der US-Regierung auf eine Expedition eingeladen, die nach dem Meeresungeheuer suchen soll - die beiden Wissenschaftler nehmen zögernd unter der Bedingung an, daß sie am Ende der Reise zu ihrem eigentlichen Ziel gebracht werden. Monatelang passiert überhaupt nichts und es gibt nur Fehlalarme, aber gerade als die Suche abgebrochen werden soll, sichten die Seeleute das Monster und die Fregatte wird gerammt. Professor Arronax, Conseil und der Harpunier Ned Land (Kirk Douglas) werden über Bord geworfen und können sich nicht mehr auf das havarierte Schiff zurückretten. Kurz vor dem Ertrinken entdecken sie ein seltsames Gefährt aus Metall, daß sich als das menschengemachte Ungeheuer herausstellt. Beim Einstieg in das mysteriöse Unterwasser-Boot werden sie von der Crew gefangen genommen und von ihrem Anführer konfrontiert...

 


Wenn heute der Name Disney fällt, denkt man zuerst an Zeichentrick, aber auch an die vielen Realfilme des Studios - etwas, was in den frühen Tagen noch etwas völlig fremdes für das Filmstudio war. Im Jahr 1954 sollte sich aber mit einem Film die gesamte Zukunft des Studios verändern: Jules Vernes 20000 Meilen unter dem Meer. Der 1869 erschienene Roman war bereits 1907 von Georges Méliès das erste Mal verfilmt worden, worauf 1917 in den USA von Universal eine neue Version produziert wurde und 1952 eine zweiteilige Sendung im Rahmen der US-Fernsehserie Tales of Tomorrow entstand.

Walt Disney war schon lange von den fantastischen Geschichten Jules Vernes begeistert und besonders von der Idee angetan, aus 20000 Leagues einen Zeichentrickfilm zu machen. Schon Anfang der fünfziger Jahre hatte der Zeichner Harper Goff die ganze Romanvorlage in Storybardform umgesetzt, verwendete aber keine animationstypischen Elemente, sondern ließ seine Storyboards mehr nach einem Realfilm aussehen. Walt Disney war überrascht, mochte die Idee aber sehr und entschied sich dazu, 20000 Leagues under the Sea als Realfilm zu inszenieren. Es war nicht die erste Produktion abseits des Zeichentischs, denn schon Anfang der fünfziger Jahre hatte sich das Studio an kleineren Filmen wie The Story of Robin Hood oder The Sword and the Rose sowie den Naturdokumentationen True Life Adventures versucht, aber mit 20000 Leagues under the Sea probierte Disney erstmals eine richtig große Hollywood-Produktion aus.

Walt Disneys grosses Experiment

1953 war das Jahr der großen Veränderungen bei Disney. Die Vorbereitungen zu 20000 Leagues waren nicht nur in vollem Gange, sondern es stand auch die Eröffung des ersten Disneyland-Themeparks bevor. Ein so großes Filmprojekt hatte das Zeug, das Studio entweder zu ganz neuen Erfolgen zu verhelfen oder auch in Schutt und Asche zu legen - Walt Disney ging mit seiner Entscheidung, den ersten aufwendigen Realfilm in der Firmengeschiche zu drehen, ein enormes Risiko ein. Die Technik spielte dabei eine nicht zu unterschätzende Rolle: der Film sollte eine Augenweide werden, und die Kombination der brillianten Technicolor-Farben mt dem neuen Breitwand-Filmformat Cinemascope brachte völlig neue Möglichkeiten. Ein oft erwähntes Zauberwort waren auch die geplanten Unterwasseraufnahmen, die für die breite Kinoleinwand wie geschaffen waren.

Derjenige, der alle Zügel in der Hand halten sollte, war Richard Fleischer, der von Walt Disney persönlich ausgewählt worden war. Fleischer hatte seine Karriere in den vierziger Jahren bei RKO als Dokumentarfilmer begonnen und stellte unter dem Titel Flicker Flashbacks Ausschnitte aus alten Stummfilmen zusammen, bevor er 1946 seine ersten eigenen Filme inszeniert hatte, die hauptsächlich Thriller im Film Noir-Stil waren, die ihm einen Ruf als handwerklich perfekten Regisseur einbrachten. Allerdings befand sich Richard Fleischer in einem persönlichen Gewissenskonflikt, denn als Sohn von Max Fleischer, dem Trickfilm-Spezialsten von Warner Bros., fühlte er sich nicht in der Lage für die Konkurrenz zu arbeiten. Erst nachdem ihm sein Vater dazu drängte, auf jeden Fall diese phantastische Gelegenheit zu ergreifen, nahm Richard Fleischer das Angebot von Walt Disney an, 20000 Leagues in Szene zu setzen.

Die Entwicklung des Drehbuchs gestaltete sich nicht schwierig, bedurfte aber ein paar drastischen Entscheidungen - hauptsächlich wieviel von der Vorlage wirklich übernommen werden sollte. Richard Fleischer hatte eine Drehbuchversion, die noch vor seiner Engagierung zustande gekommen war, komplett verworfen und fing mit Hilfe von Autor Earl Felton, mit dem er schon zuvor zusammengearbeitet hatte, noch einmal ganz von vorne an. Jules Vernes Roman besteht im wesentlichen aus vielen einzelnen Episoden, die die Abenteuer auf der Nautilus schildern und nur lose aneinandergereiht sind, aber für die Filmversion war ein roter Faden nötig, der sich in Form eines Gefängnisausbruchs anbot. Fleischer und Felton arbeiteten die Romanvorlage zu einer spannenden Geschichte um, die das lange Buch erfolgreich strafften konnte, ohne dabei dem Original untreu zu werden.

Der Captain und der Professor

Bei der Besetzung bewiesen die Filmemacher besonderes Geschick, denn es war ihnen gelungen, einige hervorragende Schauspieler für ein Projekt zu gewinnen, das viele schon zum Scheitern verurteilt hatten, bevor es überhaupt begonnen hatte. Der mysteriöse Captain Nemo wurde treffsicher mit dem britischen Schauspieler James Mason besetzt, der schon Anfang der fünfziger Jahre ein großer internationaler Star war, aber sich keine Allüren leistete: er machte aus seinem Charakter viel mehr als nur einen eindimensionalen Bösewicht und wurde der Buchvorlage mehr als gerecht. Ungewöhnlich für einen Disney-Film wurden die sozialpolitischen Untertöne aus der Vorlage nicht vergessen - Nemo will sich als geflohener Sklave nicht nur an seinen Peinigern, sondern an allen kriegsführenden, zerstörenden Zivilisationen rächen. Sein Ziel wird zur Obsession - heute würde man Nemo schlicht und einfach als Terrorist bezeichnen. Trotzdem kann man James Masons gelungene Interpretation des Charakters noch Sympathie gewinnen, denn man seine Motive und der daraus resultierenden Geisteszustand ist durchaus nachvollziehbar.

Professor Arronax hätte Nemos Nemesis sein können, aber schon Jules Vernes hat den Professor als einen Gelehrten gesehen, der alles mit wissenschaftlicher Schlußfolgerung und Menschlichkeit zu lösen versucht und so zwar zu Captain Nemo eine Beziehung aufbauen kann, aber ihn auch nicht ändern kann. Deshalb wurde die Rolle des Professors mit dem ungarisch-amerikanischen Schauspieler Paul Lukas besetzt, der schon seit Stummfilm-Zeiten vor der Kamera gestanden hatte und 1943 für das Kriegsdrama Watch on the Rhine einen Oscar gewonnen hatte. Er gab Professor Arronax eine große Ruhe und Souveränität, die einen wichtigen Gegenpol zu Nemos düsterem, unberechenbaren Charakter bildete und nicht nur als Darsteller, sondern auch als Erzähler der Geschichte eine gewissse Authenzität gab.

Der Diener und der Harpunier

Die Rolle von Conseil, dem Diener des Professors, wurde mit einem besonderen Schauspielerveteranen besetzt: Peter Lorre, der seit den zwanziger Jahren vor der Kamera stand und nach seiner Flucht aus Deutschland 1933 in Hollywood einen Neuanfang wagte, der ihn spätestens seit den Mr. Moto-Serienfilmen zu einem äußerst gefragten Nebendarsteller werden ließen, der in Dutzenden von kleinen und großen Filmen auftrat. Durch 20000 Leagues kam seine etwas ins Stocken geratene Karriere wieder neu in Schwung, denn sein Conseil wertet Jules Vernes Version vom braven, ergebenen Diener zum schelmischen Assistenten des Professors auf und dient hier hauptsächlich als dringend notwendige humorvolle Ablenkung.

Der dritte im Bunde von Jules Vernes' Helden-Ensemble ist der Harpunier Ned Land, der in der Romanvorlage ein knallharter, brutaler Seeman ist, aber für die Verfilmung zu einem sympathischen, lustigen Rabauken gemacht wurde. Für diese Schlüsselrolle wurde Kirk Douglas engagiert - ein Schauspieler, der sich eigentlich zuvor mehr als Charakterdarsteller einen Namen gemacht hatte. In 20000 Leagues wurde er erstmals als richtiger Held besetzt und bekam auch jede Menge Gelegenheit, sein humoristisches Können unter Beweis zu stellen. Douglas war ein Glücksgriff für Walt Disney und wurde nicht nur zu einem der größten Markenzeichen des Films, sondern neben James Mason auch praktisch zum Hauptdarsteller.

Ein Schiff wie kein anderes

Genauso wichtig wie die Schauspieler war die technische und optische Seite des Films. Die Gestaltung der Nautilus nahm einen riesigen Aufwand in Anspruch - das innere des Schiffs mußte nicht nur in voller Größe als Set gebaut werden, sondern auch in mehreren Modellen für die Trickaufnahmen und Teile auch in Originalgröße für Außenszenen. Ein zweiter Bereich der viel Vorbereitung erforderte, waren die vielen Unterwasseraufnahmen, von denen ein großer Teil nach ausgedehnter Drehortsuche auf den Bahamas gefilmt wurde - an fast den gleichen Stellen, an denen bereits 1916 die erste Stummfilmversion von 20000 Leagues gedreht worden war.

Regisseur Richard Fleischer und Kameramann Franz Planer standen vor einem ungewöhnlichen Problem: 20000 Leagues war einer der ersten Film im neuen Cinemascope-Format und die Hersteller Bausch & Lomb konnten Disney wegen eines Produktionsengpasses für die Dreharbeiten nur eine einzige Kameralinse zur Verfügung stellen. Deswegen mußte genau geplant werden, weil man immer nur mit einer einzigen Kamera gleichzeitig filmen konnte. Außerdem haben sich Regisseur Richard Fleischer und Kameramann Franz Planer sich erst einmal mit dem extrem breiten Bildformat auseinandersetzen müssen, denn bis dahin hatte kaum jemand Erfahrungen mit solchen Bildkompositionen, so daß ganz neue Prinzipien erfunden werden mußten.

Special Effects im heutigen Sinne wurden nicht eingesetzt, oft verwendet wurden aber Rückprojektionen und Matte-Paintings, die nötig waren, weil mit dem frühen Cinemascope-System noch keine Bluescreen-Technik eingesetzt werden konnte. Die Aufnahmen der Nautilus und den meisten anderen Schiffen wurden mit detailreich gestalteten Miniatur-Modellen in Szene gesetzt, während nur ein kleiner Aufbau der Hülle und das Innere von Nemos Raumschiff in Lebensgröße im Studio aufgebaut wurde. Verantwortlich für das beeindruckende Design der Kulissen waren Harper Goff und John Meehan, die Jules Vernes Vorlage mit ihrem einzigartigen Stil auf bemerkenswerte Art zum Leben erweckten.

A Whale of a Tale

Musik war für Walt Disney schon immer ein ganz integraler Bestandteil seiner Filme und schon in frühesten Trickfilme des Studios war die Score untrennbar mit der Animation verbunden. Für 20000 Leagues under the Sea wurde deshalb kein Komponist von außerhalb des Studios engagiert, sondern mit Paul Smith jemand, der schon seit Anfang der dreißiger Jahre für Walt Disney Musik geschrieben hatte und den einzigartigen Klang seiner Zeichentrickfilme mit geprägt hatte. Smith hatte für 20000 Leagues eine genauso bemerkenswerte Score geschrieben, die jedoch nicht viel mit seinen früheren Trickfilm-Melodien gemeinsam hatte, sondern einen völlig eigenen Stil besaß.

Die Filmmusik basierte im wesentlichen nur auf zwei einzelnen Themen, die aber in den fast sechzig Minuten der Score in zahlreichen verschiedenen Variationen zu hören waren. Ein Thema war Kapitän Nemo gewidmet, dessen Charakter von einer düsteren sechsnotigen Melodie symbolisiert wurde, die an Horror-Filmmusiken der damaligen Zeit erinnert, aber eine viel ausgeprägtere Harmonie besitzt. Ein weiteres Markenzeichen des Captains ist sein Orgelspiel, für das die Filmemacher Johann Sebastian Bachs Toccata und Fuge in D-Moll ausgewählt hatten, die schon 1940 für Walt Disneys Fantasia verwendet wurde und hier zu einer der erinnerungswürdigsten Szenen des Films führte, die oft zitiert und kopiert wurde.

Das zweite Thema hatte seinen Ursprung nicht in der Score, sondern in einem kleinen Seemannslied, das Ned Land zu Beginn des Films singt und von Al Hoffman und Norman Gimbel, zwei erfolgreiche Songwriter, geschrieben wurde. Obwohl Kirk Douglas eigentlich gar kein Sänger ist, konnte er die einfache Melodie auf eine schwungvolle und witzige Weise interpretieren, die A Whale of a Tale auch außerhalb des Films als Schallplatte zu einem überraschenden Erfolg machte. Paul Smith hatte den Song aber auch vollständig in seine Filmmusik integriert und als humorvolles, leichtes Gegenstück zu Nemos Thema in vielen Szenen eingesetzt, in denen Ned Land eine Rolle spielt.

Ein riskantes Projekt

20000 Leagues war seinerzeit mit acht Millionen Dollar Budget der teuerste Film, der je gedreht wurde und war ein enormes Risiko für Disney. Wie nah Erfolg und Katastrophe beieinander lagen, zeigte sich als der berühmte Kampf mit dem Riesenkraken gedreht werden sollte: die ursprüngliche Inszenierung sah die Szene während eines Sonnenuntergangs auf ruhiger See vor, aber der mechanische Krake sah so unecht aus, daß die Szene schließlich in dieser Form gestrichen wurde und so der sorgfältig ausgearbeitet Drehplan zunichte gemacht und der ganze Film in Frage gestellt wurde. Drehbuchautor Earl Felton hatte schließlich die rettende Idee, den Kampf während eines Sturms stattfinden zu lassen - das war zwar für die Schauspieler unbequemer, führte aber zu einer der berühmtesten Szenen der Filmgeschichte.

Obwohl 20000 Leagues ein Disney-Film ist, sind die typischen Merkmale noch so gut wie gar nicht vorhanden. Die Stimmung ist ungewöhnlich düster und wird auch durch den gut platzierten Humor nur geringfügig aufgeheitert, so daß die bedrohlich-abenteuerliche Atmosphäre von Jules Vernes Romanvorlage erhalten bleibt. Obwohl durchaus auch Szenen für jüngere Zuschauer dabei sind und die Machart des Films sich Kindern nicht völlig verschließt, funktioniert 20000 Leagues für Erwachsene auf einer ganz eigenen Ebene. Daß das Niveau dabei nicht auf das später übliche harmlose Disney-Niveau absinkt ist hauptsächlich der Verdienst von Earl Feltons Drehbuch und Richard Fleischers detaillierter Regiearbeit, der genau wußte, wie man die besonderen Stärken der Schauspieler perfekt einsetzt.

20000 Meilen auf der Leinwand

Als 20000 Leagues under the Sea Weihnachten 1954 in die amerikanischen Kinos kam, wurde Walt Disneys risikoreiches Experiment sofort zu einem großen Erfolg und konnte nicht nur die Kinozuschauer, sondern auch die Kritiker begeistern. Niemand hatte von den Disney-Studios einen so ausgereiften und erwachsenen Film erwartet, der das beste aus Jules Vernes nicht einfach verfilmbaren Romanvorlage gemacht hatte. Schon nach wenigen Jahren war 20000 Leagues under the Sea zu einem Klassiker geworden und blieb auch über die Jahrzehnte hinweg einer der allerbesten Filme von Walt Disney - gerade weil er völlig untypisch für das Studio war.

In Deutschland kam 20000 Meilen unter dem Meer erst über ein Jahr nach der amerikanischen Premiere im Januar 1956 in die Kinos, wurde aber wie auf der ganzen Welt zu einem großen Erfolg. Mit dafür verantwortlich war auch die sorgfältige deutsche Synchronfassung, die nicht nur inhaltlich, sondern auch von der Sprecherauswahl sehr gut gelungen war. James Mason wurde von seinem damaligen Standardsprecher Wolfgang Lukschy gesprochen, Paul Lukas von Curt Ackermann, der in den fünfziger Jahren hauptsächlich als deutsche Stimme von Cary Grant bekannt war. Peter Lorre wurde ebenfalls von seiner bewährten Standardbesetzung Alfred Balthoff übernommen, eine erstaunliche Überraschung gab es lediglich bei Kirk Douglas, an dem sich schon viele deutsche Synchronschauspieler versucht hatten - zum ersten und zum letzten Mal sprach ihn hier Günther Pfitzmann, der die rauhe Stimme erstaunlich gut umsetzen konnte und sogar seine kurze Gesangsnummer bemerkenswert eindeutschte.

Captain Nemos Vermächtnis

Walt Disneys Version von Jules Vernes Roman war jedoch nicht die letzte Version des Stoffs. 1969 versuchte sich der britische Regisseur James Hill mit Captain Nemo and the Underwater City an einer Fortsetzung, die lose auf Vernes Mysterious Island basierte, während 1972 und 1985 Trickfilm-Versionen in den USA entstanden waren. 1997 entstanden gleich zwei verschiedene Mini-Serien von amerikanischen TV-Produzenten, aber keine von ihnen konnte das Original von 1954 erreichen, das über ein halbes Jahrhundert nach der Entstehung erstaunlich wenig gealtert ist und kaum angestaubt wird.

Leider war 20000 Leagues under the Sea nach den zahlreichen Kinoaufführungen in den fünfziger und sechziger Jahren von Walt Disney ins Fernsehen verbannt worden, wo lange nur im Bildformat verstümmelte und von ausgeblichenen, verkratzten Kopien hergestellte Fassungen gesendet wurden, die den Spaß am Film schnell verderben ließen. Erst Anfang der neunziger Jahre war erstmals eine Laserdisc erschienen, die den Film annähernd im Originalformat zeigte, aber bis 2003 Disney den größten Klassiker des Studios endlich als DVD veröffentlicht hatte, war 20000 Leagues under the Sea für die meisten Zuschauer in einer guten Präsentation unerreichbar.

Die DVD

Als Disney im Frühsommer 2003 in den USA erstmals 20000 Leagues under the Sea als hervorragende Special-Edition mit allem Drum und Dran herausgebracht hatte, wurde eine europäische Veröffentlichung mit Spannung erwartet. Was dann aber letztendlich im Herbst des Jahres als Special-Edition in Deutschland herauskam, war ein Trauerspiel - zwar hatte die DVD eine ähnliche Bild- und Tonqualität wie die amerikanische Version, aber die Extras wurden fast vollständig eingeschrumpft, so daß kaum noch etwas von dem hervorragenden Bonusmaterial der US-DVD übrig war.

Leider ist diese DVD nie in einer besseren Version erschienen, so daß man nur auf die europäische Ausgabe zurückgreifen sollte, wenn man auf die deutsche Synchronfassung nicht verzichten kann - ansonsten ist die amerikanische Doppel-DVD die einzig vernünftige Alternative.

Weitere Reviews: 20000 Leagues under the Sea (R1)

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Bild

20000 Leagues under the Sea war 1954 einer der ersten Filme, die im damals neuen Cinemascope-Verfahren gedreht wurden. In den ersten Jahren wurde noch ein extrem breites Format von 2.55:1 benutzt, das erst später auf das heute gebräuchliche 2.40:1 durch Änderungen der Filmbildgröße gebracht wurde. Disney hat 20000 Leagues under the Sea nicht nur das erste Mal im 2.55:1-Originalformat auf diese DVD übertragen, sondern auch wundervoll restauriert. Die deutsche DVD ist vom Bild her zum Glück praktisch identisch mit der hervorragend aussehenden amerikanischen Ausgabe.

20000 Leagues under the Sea wurde bereits Ende der neunziger Jahre unter der Führung von Disney-Archivist Scott MacQueen aufwendig restauriert, da die Original-Filmelemente im Laufe der Jahre stark in Mitleidenschaft gezogen wurden. Die restaurierte Fassung war die Basis für des neuen DVD-Transfers, der mit einer zusätzlichen digitalen Säuberung den fünfzig Jahre alten Film wieder fast wie neu aussehen läßt.

Die Filmvorlage ist bis auf ein paar kaum zu entdeckende Ausnahmen frei von jeglichen Kratzern, Fusseln oder anderen Verschmutzungen. Die relativ starke Filmkörnigkeit, die besonders in dunklen Szenen und bei Trickaufnahmen deutlich zu sehen ist, wurde jedoch nicht herausgefiltert, wodurch der Transfer ein sehr organisches und lebendiges Aussehen hat. Die Schärfe ist für einen Film dieses Alters auf einem bemerkenswert hohen Niveau, das fast an aktuelle Kinofilme heranreicht und nur durch ein geringes digitales Nachschärfen erreicht wurde. Das Bild ist sehr stabil und leistet sich nur selten ein ganz leichtes Schwanken, ansonsten ist der Bildstand völlig unauffällig.

Das Farbtiming des frühen Eastman-Technicolor-Filmstocks wird perfekt wiedergegeben, die Farben sind so kräftig daß sie fast aus der Bildröhre zu springen scheinen. In einigen Szenen wirken die Hauttöne etwas seltsam und gelegentlich ist ein ganz leichter Grünstich bemerkbar, aber die meiste Zeit über konnte das verblaßte Filmmaterial hervorragend gerettet werden - die Farben entsprechen dem typisch pastellartigen Eastmancolor-Look der fünfziger Jahre.

Viel besser hätte Disney 20000 Leagues under the Sea eigentlich gar nicht mehr aussehen lassen können - diese DVD ist ein Paradebeispiel dafür, daß Filme aus dieser Zeit nicht unbedingt so alt aussehen müssen, wie sie wirklich sind.

Ton

Als früher Cinemascope-Film war 20000 Leagues under the Sea mit 4-Spur-Magnetton ausgestattet, der drei Kanäle hinter der Leinwand und einen Effektkanal versorgte. Das kommt dem heutigen System recht nah, so daß sich ein Remix in die heutige 5.1-Kanalkonfiguration anbot. Während der englische Ton der RC2-DVD die gleiche hervorragende Qualität wie auf der amerikanischen Disc hat, kann die deutsche Synchronfassung leider nicht damit mithalten. Leider wurde bei keiner der Tonspuren eine Tonhöhenkorrektur durchgeführt.

Die englische Tonspur überrascht schon während des Vorspanns mit der erstaunlich gut klingenden Filmmusik- die über fünfzig Jahre alten Musikaufnahmen klingen nicht ganz so frisch wie neue Einspielungen mit digitaler Technik, aber den Umständen ensprechend kann man sich über nichts beschweren. Einschränkungen in Dynamik und Frequenzgang werden durch die diskrete Surroundabmischung wieder wett gemacht. Auch die Stimmwiedergabe ist bis auf leichte aufnahmebedingte Verzerrungen kristallklar und hervorragend verständlich - hier bemerkt man, daß alle Dialoge aufwendig im Tonstudio bei der Postproduktion neu aufgenommen wurden. Die Geräuschkulisse beschränkt sich weitgehend auf die vordere Soundstage, die aber breit ausgenutzt und in einigen passenden Szenen von punktuellen Surroundeffekten ergänzt wird.

Die deutsche Tonspur liegt auch in Dolby Digital 5.1 vor, aber da offenbar keine so guten Tonelemente mehr vorhanden waren, ist die Abmischung völlig anders als bei der englischen Fassung. Große Teile der Tonspur sind offenbar ein einfacher Mono-Upmix einer Lichttonspur-Quelle, denn nur an ganz wenigen Stellen erreicht die Abmischung ansatzweise eine gewisse Räumlichkeit. Erstaunlicherweise sind noch nicht einmal die längeren dialoglosen Sequenzen von der viel besser klingenden englischen Tonspur übernommen worden. Erstaunlich gut hören sich dagegen die Stimmen an, die nur selten leichte Verzerrungen aufweisen und zwar etwas dünner als in der Originalfassung klingen, aber ansonsten besonders im Vergleich mit dem Rest der Tonspur einen guten Eindruck machen.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial der deutschen DVD von 20000 Leagues under the Sea ist leider nur noch ein Schatten von der hervorragenden amerikanischen Special-Edition, denn von den ursprünglichen Extras wurden nur fünf kürzere Featurettes übernommen und der Rest, inklusive des Audiokommentars, einfach weggelassen.

Jules Verne & Walt Disney - Explorers of the Imagination (16:04) widmet sich der besonderen Verbindung zwischen Autor und Filmemacher. Die Parallelen, die dabei gezogen werden, sind allerdings etwas übertrieben.

Monsters of the Deep (6:37) - ein kurzer Werbefilm mit Walt Disney, Kirk Douglas und Peter Lorre, die 20000 Leagues humorvoll anpreisen.

The Humboldt Squid: A Real Sea Monster! (7:02) ist ein kleines Featurette über den wirklichen Star des Films, die Riesenkrake. Über Oberflächliches kommt diese kleine Dokumentation natürlich nicht heraus, aber es ist eine nette Zugabe.

Lost Treasure: The Sunset Squid Sequence (3:11) ist alles, was von der ersten Version der Kraken-Szene noch existiert: die 16mm-Aufnahmen der zweiten Crew. Die sind hier zwar ohne Ton nur mit Musik unterlegt, aber in den Umständen entsprechend sehr guter Qualität zu sehen.

Touring the Nautilus (5:20) - eine virtuelle Tour durch Nemos Unterseeboot, bestehend aus 3D-Animationen, kurzen Filmausschnitten und vielen Konzeptzeichnungen und Set-Fotografien.





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