Astérix Et Cléopâtre
Cover

11.6.2008 #458

Original vom 6.2.2002
von Guido Bibra

Titel Astérix Et Cléopâtre (Asterix und Kleopatra)
Studio Les Films Daguard / Belvision (1968)
Hersteller Kinowelt Home Entertainment (2001) EAN 4-006680-025605
DVD-Typ 4 (3,99 GB) Bitrate ø 7,50 max. 8,5
Laufzeit 69:24 Minuten Kapitel 16
Regionalcode 2 (Deutschland) Case Custom-Digipack
Fernsehnorm PAL
Bildformat 1.33:1 16:9 nein
Tonspuren Dolby Digital 2.0 Mono 192 kbit/s Französisch, Deutsch, Hessisch
Untertitel Deutsch (optional bei französischer Tonspur)
Freigabe FSK 6
Extras • Demo PC-Spiel "Asterix Maximum Gaudium"
• Trailer: Kiriku und die Zauberin, Katja und der Falke, PC-Spiel "Asterix Maximum Gaudium"

Der Film

Kleopatras Architekt Numerobis ist verzweifelt - ein Streit der Herrscherin von Ägypten mit ihrem Geliebten Julius Cäsar hat dazu geführt, daß er mit dem Bau eines prächtigen Palasts für sein Staatsoberhaupt beauftragt wurde. Aber er hat nur drei Monate Zeit, denn Kleopatra hat mit Cäsar gewettet, daß ihr Volk in dieser Zeit ein architektonisches Meisterwerk fertigbringen kann. Numerobis ist aber alles andere als ein erfolgreicher Baumeister und sieht sich schon den Krokodilen zum Fraß vorgeworfen - aber er hat noch ein As im Ärmel und reist nach Gallien, um dort Hilfe von seinem alten Bekannten, dem Druiden Miraculix, zu suchen. Der Zaubertrank-Spezialist macht sich mit seinen Freunden Asterix und Obelix sofort auf den Weg nach Ägypten, um tatkräftige Hilfe zu leisten...

 


Es war 1967, als der französische Asterix-Verleger Daguard zusammen mit dem belgischen Trickfilm-Studio Belvision das erste Mal ein Abenteuer des kleinen Galliers zum Leben erweckte. Asterix le Gaulois war aber fast ohne Mitwirken der Schöpfer René Goscinny und Albert Uderzo entstanden, die sich das Treiben erst einmal aus sicherem Abstand anschauten, aber von dem noch etwas holperigen Ergebnis doch so begeistert waren, daß sie Blut geleckt hatten und sofort ein neues Filmprojekt begannen - aber diesmal mit ihnen selbst als treibende Kraft. Die beiden Comic-Autoren waren sich bewußt, daß ihr erstes Asterix-Heft nicht unbedingt ideales Material für einen Trickfilm gewesen war, aber sie mußten nicht lange nach einem neuen geeigneten Stoff suchen.

Asterix in Ägypten

Während Asterix der Gallier auch als Comicheft eigentlich nur eine Art Prototyp gewesen war, hatten Goscinny und Uderzo seit der Erfindung ihres gallischen Helden zehn neue Geschichten in ihrem verfeinerten Stil geschaffen und die Welt von Asterix zu dem gemacht, mit dem sie berühmt wurde. Ausgesucht hatten sie sich schließlich Astérix Et Cléopâtre - eine Vorlage, die sich nicht nur vom Plot her bestens für eine Filmadption eignete, sondern auch eine Menge Möglichkeiten für trickfilmtechnische Spielereien bot, die die beiden frischgebackenen Filmemacher unbedingt ausprobieren wollten und schon jede Menge Ideen dafür gesammelt hatten.

Astérix Et Cléopâtre sollte nicht nur eine einfache 1:1-Umsetzung des Comics werden, denn Goscinny und Uderzo hielten sich nicht mehr sklavisch an ihre Vorlage, sondern paßten sie an die Bedürfnisse der Trickfilm-Inszenierung an. So wurde zwar der gesamte Plot übernommen, aber viele Gags und Witze, die nur auf dem Papier funktionieren, für die Leinwand-Adaption angepaßt oder von Grund auf neu erdacht, um dem anderen Medium richtig gerecht zu werden. Da der Inhalt eines einzigen Hefts für einen abendfüllenden Kinofilm etwas zu wenig gewesen wäre, wurde die Handlung außerdem mit drei originellen, aufwendig animierten Musiknummern ergänzt, die in der Vorlage natürlich nicht vorkamen: Cleopatras Bade-Ritual, Obelix' Hunger-Traumsequenz und eine jazzige Song-and-Dance-Szene, in der Bösewicht Pyradonis mit seinem Handlanger eine vergiftete Torte für Kleopatra backt.

Offiziell wurde das Drehbuch den drei Autoren Jos Marissen, Eddie Lateste und Pierre Tchernia verfaßt, die auch schon am vorherigen Film geschrieben hatten, aber tatsächlich dürften bei Astérix Et Cléopâtre Rene Goscinny und Albert Uderzo deutlich mehr ihre Finger im Spiel gehabt haben, die auch gemeinsam mit Lee Payant die Regie des Films übernahmen. Die Handschrift der beiden Asterix-Schöpfer wird im zweiten Film unverkennbar deutlich, denn deren große Liebe zu kleinen Details wurde nun viel besser vom Papier auf die Leinwand umgesetzt und der typische Asterix-Humor konnte erstmals richtig angewendet werden. Letztendlich lag dies auch an der besseren Vorlage, die schließlich ein waschechtes Asterix-Abenteuer mit allem Drum und Dran bot und keinen der Hauptcharaktere vernachlässigte.

Belvision und die Pyramiden

Rene Goscinny und Albert Uderzo müssen sich Astérix Et Cléopâtre unter anderem wohl auch wegen der enormen visuellen Möglichkeiten ausgesucht haben, denn schließlich beschränkt sich die Geschichte nicht alleine auf das gallische Dorf, sondern macht eine Weltreise nach Ägypten. Während die Hintergründe in Asterix le Gaulois mehr oder weniger aus Uderzos Comiczeichnungen entwickelt wurden, kam bei Asterix et Cleopatra ein viel aufwendigeres Design zum Einsatz, das den Rahmen der Comic-Vorlage weit sprengte und die Kulissen sehr stark erweiterte. Gerade Albert Uderzo scheint der Ausbruch aus den Cartoon-Panels viel Spaß gemacht zu haben, denn sein unnachahmlicher Zeichenstil findet sich in fast allen Szenerien des Films wieder.

Der größte Schwachpunkt des vorherigen Films, die Animation, wurde auch grundlegend überarbeitet und hat nun nichts mehr von der zuvor so primitiven Art, die an billige Kinder-Cartoons erinnerte. Die Gestaltung der Charaktere war nun noch originalgetreuer und die Bewegungen viel flüssiger und natürlicher - zum ersten Mal sah es bei gehenden Personen nicht mehr so aus, als ob einfach nur eine Folie über den Bildschirm geschoben würde. Besondere trickfilmtechnische Meisterwerke sind Obelix' Traumsequenz und der Bau des Palasts geworden, die zwar noch nicht so ganz mit der amerikanischen Konkurrenz konkurrieren konnte, aber schon auf dem besten Weg dahin war.

Eine zukünftige Stammbesetzung

Eine ideale Stimmenbesetzung der Hauptrollen wurde mit Roger Carel und Jacques Morel bereits für den ersten Film gefunden und obwohl Rene Goscinny und Albert Uderzo sich die beiden Schauspieler offenbar nicht selbst ausgesucht hatten, waren sie von der Auswahl begeistert und wollten unbedingt mit ihnen auch im zweiten Film arbeiten. Pierre Tornade, der später einmal die Stimme von Obelix übernehmen sollte, sprach in diesem Film außer dem Dorfchef Majestix auch den größeren Part des Architekten Numerobis und wurde erstmals von Henri Labussière unterstützt, der seine Rolle des Druiden Miraculix noch in vielen weiteren Filmen sprach. Außerdem wurde für die weibliche Hauptrolle der Kleopatra die Schauspielerin Micheline Dax engagiert, die der Königin eine herrlich überkandidelte und nervige Stimme gab. Besonders René Goscinny, der auch die Rolle des Erzählers zu Beginn des Films übernahm, hatte als Autor viel Spaß mit den Schauspielern, die seine Charaktere erstmals ganz nach seinern Vorstellungen zum Leben erwecken konnten.

Auch bei der Filmmusik sorgten Goscinny und Uderzo für deutliche Verbesserungen und arbeiteten eng mit Komponist Gerard Calvi zusammen, der sich ganz neuen stilistischen Herausforderungen stellen mußte - schließlich fand die Handlung zum größten Teil in Ägypten statt, wofür auch eine entsprechende musikalische Untermalung gefragt war. Als Titelmusik wurde zwar wieder eine Variante des Asterix-Themas aus dem ersten Film verwendet, aber mit einem besseren Arrangement versehen und durch ein kleines Medley einiger Melodien des Films ergänzt. Die Score konnte besonders die ägyptische Szenerie stimmungsvoll untermalen, in drei Szenen wurde der Film aber auch zum Musical umfunktioniert: die Musiknummern Le bain de Cléopâtre, Quand l'appétit va, tout va und Le pudding à l'arsenic waren nicht nur optisch, sondern auch musikalisch äußerst gut gelungen.

Die Reisen des Asterix

Astérix Et Cléopâtre kam kurz vor Weihnachten 1968 in die französischen Kinos und wurde zu einem sofortigen Hit. Die verhaltenen Reaktionen auf Asterix' ersten Leinwand-Auftritt im vorherigen Jahr waren nun regelgechten Begeisterungsstürmen gewichen, denn der neue Film konnte alles das bieten, was die Fans sich schon immer gewünscht hatten - eine abenteuerliche Geschichte mit originalgetreuen Charakteren und einer gelungenen Leinwand-Umsetzung des berühmten Humors von Goscinny und Uderzo. Die beiden Comic-Autoren konnten den Erfolg ihres ersten selbst mitproduzierten Asterix-Films als persönlichen Triumph für sich verbuchen, denn Astérix Et Cléopâtre hatte gezeigt, daß ihre Werke auch auf der Leinwand funktionierten.

In Deutschland kam Asterix und Kleopatra im Frühjahr 1970 schon weniger als zwei Jahre nach der französischen Premiere in die Kinos - zu einem Zeitpunkt, als das deutsche Publikum den Vorgänger noch gar nicht zu sehen bekommen hatte. Erst nachdem sich Asterix und Kleopatra als großer Erfolg herausgestellt hatte, wagte der Verleih ein Jahr später auch den ersten Film in die deutschen Kinos zu bringen. Aber Asterix der Gallier wurde durch eine wenig lustige und uninspirierte Synchronfassung zum Flop. Erstaunlicherweise war der Film vom gleichen Team eingedeutscht worden wie Asterix und Kleopatra, der mit den Stimmen von Hans Hessling und Edgar Ott in den Hauptrollen durchaus den richtigen Ton getroffen hatte und auch den richtigen sprachlichen Witz besaß - lediglich die Musiknummern verloren durch ihre Eindeutschung etwas von ihrem Biß und wurden zu einfältigen Kinderliedern.

Die DVD

Astérix Et Cléopâtre wurde erstmals 2001 von Kinowelt als Einzel-DVD und in einem Boxset zusammen mit Asterix der Gallier und Asterix erobert Rom veröffentlicht. Die DVD basierte auf der ein Jahr zuvor in Frankreich erschienenen Disc und verwendete nicht nur das französische Bildmaster, sondern brachte auch den Originalton samt deutschen Untertiteln mit. Trotz der altersbedingt ganz leicht eingeschränkten Bildqualität und der fehlenden Extras (die sich beim Boxset auf einer separaten DVD befinden) ist die deutsche Veröffentlichung des Films auch heute noch zu empfehlen.

Die hier rezensierte DVD stammt zwar aus dem 4-Disc-Boxset, ist aber die gleiche, die auch einzeln veröffentlicht und auch in allen anderen deutschen Asterix-Boxen verwendet wurde.



Cover

Bild

Die Bildqualität der deutschen DVD von Astérix Et Cléopâtre entspricht im großen und ganzen der des Vorgängers, denn Kinowelt hatte auch hier Zugriff auf das französische Bildmaster. Durch die komplexere Animation machen sich etwas mehr altersbedingte Einschränkungen bemerkbar, aber insgesamt ist die Bildqualität trotzdem den Umständen entsprechend ganz ausgezeichnet.

Auch Astérix Et Cléopâtre wurde noch im 1.37:1-Bildformat animiert, das auf dieser DVD als unwesentlich verändertes 1.33:1 zu sehen ist. Vermutlich wurde der Film in den Kinos in gemattetemm 1.66:1 gezeigt, denn die Gestaltung des Vorspanns und die oft am unteren Bildrand hineinragenden Fussel weisen in etwa auf dieses Format hin - aber 1.33:1 zeigt in diesem Fall genauso wie bei Astérix le Gaulois das gesamte gezeichnete Filmbild. Die Filmvorlage war in keinem ganz so guten Zustand wie beim ersten Film und weist gelegentlich etwas mehr Kratzer und Fussel auf, die sich aber immer noch in wirklich erträglichen Grenzen halten. Nur in ganz wenigen Szenen sind seltene großflächige Beschädigungen wie Laufstreifen oder Flecken sichtbar, die aber teilweise auch durch die manchmal etwas unsaubere Animation entstanden sind.

Die Filmkörnigkeit ist hier nicht mehr ganz so stark sichtbar, wurde aber offenbar auch nicht besonders stark gefiltert, denn eine leichte, ganz natürliche Körnung ist meistens immer noch sichtbar. Die Schärfe kommt auch ohne große digitale Filter-Nachhilfen aus und ist zwar je nach Filmszene etwas wechselhaft, aber trotzdem auf einem so hohen Niveau, das alle Details der Animation erkennen läßt und oft einzelne Zeichenstriche sichtbar macht. Oft werden dabei aber auch Dinge sichtbar, die besser verborgen geblieben wären - Knicke und Falten in Animationsfolien, Staubkörner und sogar manchmal Reste von etwas, das wie ein Fingerabdruck aussieht sind ab und zu sichtbar.

Die Farben machen allerdings das etwas rustikale Aussehen der Abtastung wieder wett und lassen das Bild richtig frisch und brilliant aussehen, obwohl damals bei der Produktion nicht auf Technicolor, sondern ein kostengünstigeres Eastmancolor-Derivat von Agfa-Gevaert gesetzt wurde - trotzdem haben die Farben die Zeit recht gut überstanden. Genauso wie bei Asterix le Gaulois wurde auch diese DVD mit einer konstanten Bitrate von ca. 7 Mbit/s codiert, wodurch erst gar keine Kompressionsartefakte entstehen konnten.

Ton

Auch die deutsche DVD von Astérix Et Cléopâtre wurde genauso wie die beiden anderen Filme von Kinowelts ersten Asterix-Veröffentlichungen mit drei Tonspuren ausgestattet: der französischen Originalfassung, der deutschen Synchronisation von 1970 und die für die DVD neu aufgenommene hessische Mundart-Fassung. Alle Tonspuren sind in den ursprünglichen Mono-Abmischungen verblieben.

Die französische Tonspur kann mit einer ähnlich guten Qualität wie bei der DVD des ersten Films aufwarten und hat für einen Film dieses Alters einen ausgezeichneten Klang, der nur in Dynamik und Frequenzgang ein wenig eingeschränkt ist. Besonders die fast immer präsente Musik bietet einen ordentlichen Baß, stabile Höhen und weist keinerlei Verzerrungen auf. Auch die Dialoge und Geräusche hören sich klar und deutlich an und sind von keinen Störungen betroffen. Von Rauschen, Knistern und anderen Problemen wurde der Ton behutsam befreit, ohne daß dabei zu starke Filter eingesetzt wurden.

Die deutsche Synchronfassung kann auch noch mit einer ganz akzeptablen Tonqualität aufwarten, hat aber im Vergleich zum französischen Original einen deutlich dünneren Klang. Immerhin bleibt man von typischen Alterserscheinungen wie Rauschen oder Zischen verschont, denn ansonsten gibt es an der Qualität nicht viel auszusetzen. Die hessische Mundart-Fassung scheint auf dem Musik/Effekt-Master der französischen Fassung zu basieren, aber die neu aufgenommenen Dialoge klingen viel zu sehr nach Tonstudio und wurden nur schlecht in den vorhandenen Mix integriert.

Die User Prohibitions verhindern bei dieser DVD den Wechsel der Tonspuren und Untertitel über die Fernbedienung, aber über das DVD-Menü läßt sich die französische Tonspur wahlweise mit oder ohne deutsche Untertitel anwählen, die keine Transkription der deutschen Fassung, sondern eine Übersetzung des Originals sind.

Bonusmaterial

Die Menüs sind einfach, aber clever gestaltet und machen dem Film alle Ehre, aber wirklich substantielle Extras kann man leider unter der hübschen Fassade bis auf eine Ausnahme nicht finden.

Das einzige richtige Bonusmaterial besteht auf der für die DVD neu aufgenommene hessische Synchronfassung, die zwar ganz professionell gemacht wurde, aber trotzdem sehr künstlich und hölzern wirkt. Obwohl nur die Gallier mit einem hessischen Akzent sprechen, wurde trotzdem der gesamte Film neu vertont, wobei die Sprecher nicht so gut klingen wie bei der alten Synchronfassung von 1970. So hat die hessische Fassung trotz des relativ großen Aufwands einen nicht wirklich großen Unterhaltungswert.

Die weiteren Extras bestehen aus einer Demoversion eines Asterix-PC-Spiels im DVD-ROM-Bereich (das im Boxset auch auf der Bonus-DVD vorhanden ist), und zwei Trailern von anderen Zeichentrickfilmen.

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