Blazing Saddles [30th Anniversary Special Edition]
Cover

18.7.2005 #340

Update vom 15.8.2011
von Guido Bibra

Titel Blazing Saddles
Studio Warner Bros. (1974)
Hersteller Warner Home Video (2004) EAN 0-85391-89592-3
DVD-Typ 9 (7,02 GB) Bitrate ø 6,36 max. 8,5
Laufzeit 93:45 Minuten Kapitel 28
Regionalcode 1 (USA/Kanada) Case Amaray I
Fernsehnorm NTSC
Bildformat 2.35:1 16:9 ja
Tonspuren Dolby Digital 5.1 Surround 448 kbit/s Englisch 1.0 Mono 192 kb/s Französisch, Spanisch, Interview
Untertitel Englisch, Französisch, Spanisch
Freigabe MPAA R
Extras • Audio Interview by Mel Brooks
• 2 Blazingly Boffo Documentaries:
  • Back in the Saddle
  • Intimate Portrait: Madeline Kahn
(Excerpt)
Black Bart: 1975 Pilot Episode of the Proposed TV Series Spinoff
• Additional Scenes
• Theatrical Trailer

Der Film

He rode a blazing saddle / He wore a shining star / His job to offer battle / To bad men near and far / He conquered fear and he conquered hate / He turned our night into day / He made his blazing saddle / A torch to light the way – Frankie Lane

 


Es begann alles mit Tex X, einer kleinen, harmlosen Westernparodie, die der Drehbuchautor Andrew Bergman in einer Rohfassung an Warner Brothers verkauft hatte. Ursprünglich sollte Tex X mit James Earl Jones in der Hauptrolle und Alan Arkin als Regisseur verfilmt werden, aber das Projekt kam nie richtig in Bewegung – bis Andrew Bergman eines Tages in New York zufällig einen jungen Filmemacher namens Mel Brooks traf, der gerade dringend auf der Suche nach einem neuen Job war.

Mel Brooks hatte 1968 seinen ersten Film The Producers gedreht, der zwar bei den Kritikern recht gut wegkam aber nicht sehr viel Geld einspielte, und auch seine zweite in Jugoslawien gedrehte Produktion The Twelve Chairs war kein großer finanzieller Erfolg. Brooks war dringend auf der Suche nach Arbeit und war von Andrew Bergmans Idee begeistert. Weil er nur selbstgeschriebenes Material verfilmen wollte, schlug er vor, gemeinsam mit der Methode der alten Fernseh-Comedyshows ein gemeinsames Drehbuch zu schreiben: viele Schreiber und viele Ideen zusammen in einen Raum eingesperrt.

Weil der Hauptcharakter der Westernparodie ein schwarzer Sheriff sein sollte, sollte auch ein farbiger Autor mit an der Geschichte schreiben. Den fand Mel Brooks in dem jungen, frechen Standup-Komiker Richard Pryor, der auch gleich die Hauptrolle übernehmen sollte. Pryor schrieb zwar viel am Drehbuch mit, aber Mel Brooks gelang es nicht Warner Brothers, den Geldgebern der Produktion, zu überzeugen ihn die Titelrolle spielen zu lassen – zu unkonventionell und gefährlich hielten sie Pryors Art von Humor. Mit Rechtsanwalt Norman Steinberg und Zahnarzt Allan Uger kamen zwei weitere Autoren mit ins Autorenteam, so daß insgesamt vier Leute gleichzeitig am Drehbuch schrieben – eine chaotische Arbeit, die aber letztendlich genauso gut funktionierte wie zwanzig Jahre zuvor bei den Fernseh-Comedyshows.

Der grundlegende Plot des Films war eine handelsübliche Western-Geschichte, die speziell auf Destry Rides Again von 1939 zu basieren scheint. Viele Elemente wurden dem Klassiker mit James Stewart und Marlene Dietrich entnommen – eine Gangsterbande, unterstützt von der Obrigkeit, terrorisiert eine kleine Stadt, ein scheinbar unerfahrener neuer Sheriff eilt zur Hilfe und sorgt zusammen mit dem stadtbekannten Trunkenbold und einer undurchsichtigen Saloonsängerin für Ordnung. Mel Brooks und sein Autorenteam drückten der Geschichte jedoch ihren ganz eigenen Stempel auf und reicherten sie mit kurzen Sketchen, deftigem Humor und auch feinem Witz an. Es wurde weniger eine platte Parodie als eine liebevolle Hommage an klassische Western geschrieben, die zwar nicht zimperlich mit ihren Vorbildern umgeht, aber dennoch nie böse oder abwertend wirkte.

Der Humor war jedoch das, was am meisten kritisiert wurde – mit Recht, denn so geschmacklos und frech ging es damals nur selten auf der Kinoleinwand zu. Verglichen mit dem, was sich heutige Teeniekomödien leisten, wirkt Mel Brooks' Humor aber geradezu harmlos – gerade die viel diskutierte "Bohnen-Szene" ist wirklich nichts besonderes und eigentlich auch nur eine Antwort auf die Frage, warum in den ganzen Western immer Bohnen verzehrt werden, aber kein Tönchen zu hören ist. Die angeblich rassistischen Tendenzen des Films sind auch nicht das, was sie zu sein scheinen: Mel Brooks lacht nicht mit den Rassisten, sondern über sie und ist neben Woody Allen wohl der einzige Filmemacher, der ungestraft jüdische Witze reißen kann.

Mit John Kelly hatte Mel Brooks einen wichtigen Verbündeten in der Führungsetage von Warner, der volles Vertrauen in die ungewöhnliche Westernparodie hatte und sie gegen die anderen Executives verteidigte und sogar dafür war, die extremsten Szenen des Films unangetastet zu lassen. "If you go up to the bell, then ring it", sagte John Kelly zu Mel Brooks, als der Filmemacher selbst Bedenken wegen seines deftigen Humors hatte.

Trotz seinem großen Einfluß schaffte es John Kelly jedoch nicht die Studiochefs zu überzeugen, Richard Pryor auch als Schauspieler in den Film zu lassen. Während des Castingprozesses fand Mel Brooks mit dem Broadway-Schauspieler Cleavon Little jedoch einen hervorragenden Ersatz, der nicht nur die zweite Wahl war und die Rolle des schwarzen Sheriffs hervorragend ironisch spielte. Cleavon Little schaffte es, sich seine Rolle richtig zu eigen zu machen, obwohl Richard Pryor diesen Part natürlich für sich selbst geschrieben hatte.

Eine andere Entdeckung hatte Mel Brooks auf der Suche nach eine Schauspielerin gemacht, die Marlene Dietrich parodieren sollte: die gelernte Opernsängerin und Schauspielerin Madeline Kahn warl ihm in Peter Bogdanovics What's Up, Doc? und Paper Moon aufgefallen und er war davon überzeugt, die richtige Darstellerin für Lily von Shtupp, die nur dünn kaschierte Dietrich-Parodie, gefunden zu haben. Die einzige Frage, die Brooks Madeleine Kahn noch stellte, war "I know you can do Dietrich, but have you got the legs?" Die Schauspielerin befürchtete schon auf einer Castingcouch zu landen, aber ein Blick hatte dem glücklich verheirateten Regisseur völlig ausgereicht. Mel Brooks und Madeline Kahn waren seitdem gute Freunde geworden und die Schauspielerin trat noch in vielen seiner Filme auf.

Die Rolle des korrupten, schmierigen Attorney General Hedley Lamarr ging an den bis dahin fast nur im Fernsehen tätigen Komiker Harvey Korman, den Mel Brooks wegen seiner perfekten manisch-verrückten Art ausgewählt hatte. Der Name des Charakters provozierte eine Klage der Schauspielerin Hedy Lamarr, die sich aber schließlich außergerichtlich mit Mel Brooks einigte. Einen richtigen Cowboy für Lamarrs Handlanger Taggart fand der Filmemacher in Slim Pickens, dessen fantastischer Auftritt in Stanley Kubricks Dr. Strangelove ihn überzeugt hatte. Mit Burton Gilliam kam außerdem noch ein weiterer typische, aber überzogene Cowboy-Figur in die Besetzung.

Weitere Nebenrollen wurden mit ebenso charakteristischen Schauspielern besetzt – besonders fallen der Ex-Football-Player Alex Karras als wundervoll simples Prügelmonster Mongo, Jack Starrett als brabbelnder Frontier-Opa Gabby Johnson sowie David Huddleston und John Hillerman als weitere Johnsons, die Bewohner von Rock Ridge auf. Letztendlich brachte Mel Brooks auch erstmals sich selbst ins Spiel und schrieb sich als dümmlicher Goveneur Le Petomane und einen jüdischen Indianer ins Drehbuch – keine besonders großen Rollen, aber nun war zum ersten Mal der typische Mel Brooks nicht nur hinter, sondern auch vor der Kamera zu sehen.

Die Besetzung von Jim, dem Waco Kid, einer der wichtigsten Rollen des Films, gestaltete sich aber als ziemlich schwierig. Gene Wilder, der in The Producers schon zuvor mit Mel Brooks zusammengearbeitet hatte und ein guter Freund des Filmemachers wurde, wollte den Part gerne übernehmen, aber Brooks hielt ihn für zu jung und suchte jemanden, der einen abgehalfterten, versoffenen Ex-Revolverhelden überzeugend spielen konnte. Mel Brooks wagte es sogar John Wayne zu fragen, und zu seiner Überraschung war die Western-Schauspielerlegende vom Drehbuch begeistert, aber selbst spielen wollte er die Rolle dann doch nicht, um seinen Ruf als "sauberern" Westernheld nicht zu ruinieren.

Schließlich wurde Gig Young als Waco Kid gecastet, der perfekt für die Rolle war - leider etwas zu perfekt, denn der Schauspieler hatte tatsächlich ein heftiges Alkoholproblem. Das brachte die Dreharbeiten gleich am ersten Tag zu einem jähen Stillstand, als Gig Young auf dem Set einen Zusammenbruch erlitt. Mel Brooks rief nun doch Gene Wilder an, der gerade in New York war und sofort einwlligte, schnell nach Los Angeles zu fliegen und die Rolle doch zu übernehmen. Weil der Zwischenfall mit Gig Young an einem Freitag passiert und Gene Wilder schon am Montag einsatzbereit war, verlor Mel Brooks nur einen halben Drehtag, wodurch praktisch der ganze Film gerettet wurde.

Nach dieser Beinahe-Katastrophe verliefen die Dreharbeiten relativ problemlos, was auch dem Umstand zu verdanken war, daß sich die Schauspieler sehr gut miteinander vertrugen und eine Menge Spaß hatten. Obwohl der Film manchmal einen stark improvisierten Eindruck macht, achtete Mel Brooks darauf, daß das Drehbuch genau eingehalten wurde und hatte seine Schauspieler unter voller Kontrolle. Trotzdem blieb die Atmosphäre durch das ohnehin verspielte Drehbuch auf dem Set sehr locker und entspannt.

Mel Brooks ließ sich trotz des niedrigen Budgets nicht lumpen und bemühte sich seinem Film ein professionelles Aussehen zu geben – zum Glück hatte Warner noch ein fertiges Westernstadt-Set von den Dreharbeiten zu Westworld parat, das Mel Brooks mit nur geringen Änderungen übernehmen konnte. Neben den Aufnahmen in den Warner-Studios in Burbank wurden auch einige Szenen an einschlägigen Western-Locations in Kalifornien gedreht, die praktisch gleich um die Ecke von den Filmstudios erreichbar waren.

Die Ausstattung des Films wirkte alles andere als billig und konnte es mit jedem klassischen Western aufnehmen. Einige durch das niedrige Budget gegebene Defizite fallen auf den ersten Blick kaum auf – wie zum Beispiel der Umstand, daß man im ganzen Film nie eine Dampflokomotive zu sehen bekommt, obwohl sich die Geschichte um den Bau einer Eisenbahnlinie dreht. Lediglich eine handgetriebene Draisine und einige Meter Schienen sind zu sehen, was aber so gut wie gar nicht auffällt - dafür ist die sonstige Atmosphäre des Films umso gelungener.

Für die musikalische Untermalung wendete sich Mel Brooks wieder an John Morris, der schon die Musik für seine vorherigen beiden Filme komponiert hatte. Morris schrieb eine Score in bester Western-Tradition, die weniger eine Parodie auf klassische Themen war als eine völlig eigenständige Komposition, die vom Klang her, aber nicht im Inhalt bei den Vorbildern ausleiht. Zusätzlich wurden auch noch einige handfeste Western-Songs eingebaut, allesamt auch Eigenkompositionen von Morris und Brooks.

Für den Titelsong hatte Mel Brooks auf einen gutes Frankie-Lane-Imitat gehofft, aber überraschenderweise meldete sich Frankie Lane persönlich bei ihm und spielte den ironisch gemeinten Titelsong mit viel Seele und Überzeugung ein – ohne zu wissen, daß es sich dabei um eine Parodie handelte. Mel Brooks und John Morris waren von seiner Einspielung begeistert und brachten es nicht übers Herz, ihm die Wahrheit zu erzählen. Einige weitere Songs schrieb Mel Brooks unter anderem als Erzähler-Ballade und für Madeline Kahns Lily von Shtupp, die eine hervorragende Marlene-Dietrich-Parodie nicht nur spielte, sondern auch sang. Die Musik des Films erwies sich als einer der beeindruckensten Elemente des Films und wurde mit zwei Oscar-Nominierungen für Madeline Kahn und John Morris belohnt.

Der Titel des Films blieb bis weit in die Postproduktion hin offen. Der frühe Arbeitstitel Tex X schied schon von vorneherein aus, weil der Name des Hauptcharakters auf Bart geändert worden war und auch der alternative Vorschlag Black Bart gefiel der Warner-Führungsetage nicht. Schließlich kam Mel Brooks selbst auf Blazing Saddles, ein Titel der zuerst nur als Witz gedacht hatte, aber letztendlich dann doch allen so gut gefiel, daß er es bis auf die Kinoleinwand schaffte.

Die erste Vorführung einer groben Schnittfassung vor zwölf Warner-Executives brachte eine gemischte Reaktion. Die Schlips-und-Anzugträger waren der Meinung, daß man so einen Film niemals in einer landesweiten Release herausbringen könnte und allerhöchstens ein Start in Los Angeles, Chicago und New York in Frage käme - was ein finanzielles Todesurteil gewesen wäre. So leicht gab Mel Brooks aber nicht auf und organisierte schnell eine zweite Vorführung des Films für Angestellte von Warner - in einem 200-Plätze-Schuhkarton-Kino knubbelten sich über dreihundert Leute, die ganz anders als die Chefs reagierten - der Kinosaal tobte vor Lachen.

Am nächsten Tag verbreitete sich die Nachricht von Mel Brooks Westernparodie auf dem Warner-Studiogelände wie ein Lauffeuer, und John Kelly gelang es die Studiobosse doch noch zu überzeugen, Blazing Saddles im ganze Land anlaufen zu lassen. Nur der damalige Warner-Chef Ted Ashley verlangte von Mel Brooks doch noch, den deftigen Humor herauszuschneiden - aber das ignorierte Brooks ganz einfach, weil er das Recht auf den Endschnitt in seinem Vertrag stehen hatte.

Trotz aller Bedenken des Studios wurde Blazing Saddles zu einem riesigen Erfolg und begründete den Ruf von Mel Brooks als Meister der Genre-Parodie, die er praktisch neu erfunden hatte und in seine nächsten Filmen ausgiebig zunutze machte. Es gab viele Nachahmer, aber gerade Blazing Saddles wurde schnell zu einem Klassiker, der bis heute unerreicht geblieben ist.

Sogar bis nach Deutschland hatte es Blazing Saddles geschafft. Bereits 1974 kam der Film unter dem Titel Is´ was, Sheriff? (in Anlehnung an Peter Bogdanovics Is' was, Doc?) heraus, war aber in typischer 70er-Jahre-Art bei der Eindeutschung so verhackstückt worden, daß keiner der amerikanischen Wortspiele und Witze auch nur ansatzweise korrekt übertragen wurde. Außerdem wurde, wie bei vielen anderen Filmen aus dieser Zeit, eine Menge an dummen Sprüchen hinzugedichtet, was teilweise so geschmacklos geriet, daß der Film in den achtziger Jahren noch einmal neu synchronisiert wurde. Aber auch die zweite deutsche Fassung unter dem Titel Der wilde, wilde Westen konnte das praktisch unübersetzbare Original nicht erreichen.

Die DVD

Blazing Saddles gehörte in den USA 1997 und in Deutschland nur ein knappes Jahr später zum allerersten Schwung DVDs, die von Warner veröffentlicht wurden und hatte damals schon eine erstaunlich gute Bild- und Tonqualität und mit einem knapp einstündigen Audiointerview von Mel Brooks auch etwas Bonusmaterial. Diese Ur-DVD hatte sich lange Zeit erstaunlich gut halten können, und viele hat es gewundert, daß Warner 2004 zum dreißigjährigen Jubiläum eine neue Special-Edition von Blazing Saddles angekündigt hatte.

Die Erwartungen waren nicht besonders groß, aber Warner hatte es geschafft, eine sehr ordentliche neue DVD zu produzieren – ein hervorragend überarbeitetes Bild und eine umwerfende neue 5.1-Tonspur wurden von solidem Bonusmaterial begleitet, dessen einziger Wermutstropfen darin besteht, daß der angebliche szenenspezifische Audiokommentar von Mel Brooks doch nur das alte 55-Minuten-Interview war. Diesen Marketing-Fauxpas machen die kurze, aber unterhaltsame Dokumentation, die berühmten Deleted Scenes und der grauenhafte, aber dennoch interessante Black Bart TV-Pilotfilm wieder wett.

Die hier rezensierte DVD ist die amerikanische Ausgabe der 30th Anniversary Special Edition, es gibt jedoch auch eine deutsche Ausgabe die in Ausstattung und Qualität praktisch identisch ist. Beim Kauf sollte man allerdings aufpassen, da in Deutschland die alte DVD oft zum gleichen Preis wie die Special-Edition immer noch verkauft wird. 2006 erschien in den USA zuerst eine HD-DVD und dann eine Blu-Ray der 30th Anniversary Edition, die den gleichen Transfer wie die DVD in HD-Auflösung enthielt und seit 2007 auch in Deutschland erhältlich ist.

Bild

Schon die frühere DVD von Blazing Saddles hatte einen recht ordentlichen Transfer, der allerdings heute nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit ist - anscheinend hat auch Warner dies erkannt und hat für die neue Anniversary Editon eine völlig neue Abtastung durchgeführt, die den Film geradezu fantastisch gut aussehen läßt.

Der Vorspann unterscheidet sich nur wenig vom Transfer der alten DVD, weil die Titel mehrfach kopiert wurden und deshalb nicht ganz optimal aussehen können. Danach bessert sich die Bildqualität aber so stark, daß dem Film glatt seine über dreißig Jahre nicht mehr anzumerken sind. Die Filmvorlage ist nicht hundertprozentig gesäubert wurden, aber die minimalen Staubkörnchen die noch sichtbar sind, gehen in der Szenerie unter und stören überhaupt nicht. Das Bild macht einen äußerst stabilen Eindruck, das ganz leichte Ruckeln in manchen Szenen scheint offenbar mehr eine nicht ganz feststehende Kamera als ein wackeliger Bildstand zu sein.

Die Schärfe ist hervorragend und für einen Film dieses Alters mit so niedrigem Budget überdurchschnittlich. Nachgeschärft wurde kaum, aber die Detailtreue ist trotzdem mehr als zufriedestellend. Die Filmkörnigkeit ist gelegentlich in einer ganz normalen Dosis sichtbar und macht sich nicht unangenehm bemerkbar - wenn hier ein Rauschfilter eingesetzt wurde, dann nur auf eine äußerst behutsame Weise. Das Farbtiming wurde auch vorsichtig Szene für Szene angepaßt und wirkt nun viel realistischer und nicht mehr ganz so knallig und überzogen wie auf der alten DVD.

Warner zeigt mit dieser DVD wieder einmal, daß ein dreißig Jahre alter Film besser aussehen kann als eine nagelneue Produktion. Bei Blazing Saddles hat anscheinend das gut erhaltene Filmmaterial eine große Rolle gespielt, so daß das Studio um eine vollständige Restauration offenbar herumgekommen ist.

Ton

Schon die alte Blazing Saddles-DVD besaß eine äußerst knackige Mono-Tonspur, aber Warner ist es gelungen diese mit einem neuen 5.1-Remix nochmals zu übertreffen. Dies ist kein gewaltsamer Upmix einer Mono-Track, sondern eine vollständig diskrete 5.1-Abmischung der Original-Tonelemente, die diese Tonspur klingen läßt als wäre sie schon immer in 5.1 gewesen.

John Morris' Musik profitiert natürlich am meisten von der neuen Tonspur – die Instrumente wurden breit in die Ecken der vorderen Soundstage gemischt und machen auch ausführlichen Gebrauch von den Surroundkanälen. Diese werden gelegentlich auch von einigen Geräuschen wie den Peitschenschlägen im Titelsong und einigen Schüssen verwendet, aber der Gebrauch der Rearkanäle für Effekte hält sich hier angenehm in Grenzen und klingt nicht zu künstlich.

Überraschenderweise beschränken sich die Dialoge nicht auf den mittleren Kanal, sondern sind sehr direktional und folgen oft sogar der sprechenden Person über die vordere Soundstage. Das mag vielleicht etwas ungewöhnlich klingen, ist aber hier so natürlich und unaufdringlich umgesetzt worden, daß es kaum auffällt und dafür die vordere Soundstage sehr räumlich und luftig macht. Der Klang der Tonspur ist sehr voll und kräftig, lediglich die Stimmen hören sich manchmal etwas dünn an, was aber bei Dialogaufnahmen aus den siebziger Jahren praktisch immer der Fall ist – perfekt verständlich bleiben die Dialoge aber hier trotzdem.

Die alte Mono-Tonspur ist nicht mehr dabei, aber bei so einem originalgetreuen 5.1-Remix braucht man diese auch gar nicht mehr. Diese Tonspur ist das beste Beispiel, wie man eine ältere Mono-Track renovieren kann, ohne dabei mit der Tür ins Haus zu fallen. Mit auf der DVD sind auch eine ganz lustige, weil vollständig synchronisierte französische Fassung und eine schrecklich klingende spanische Tonspur, beide lediglich in Mono.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial der 30th Anniversary Special Edition ist auf den ersten Blick etwas ernüchternd, und tatsächlich sind die sogenannten Dokumentationen nicht ganz das, was sie versprechen, aber dafür haben es die restlichen Extras besonders in sich. Das Menüdesign ist etwas comichaft und nicht gerade typisch für Mel Brooks, aber dennoch sehr gut gelungen.

Der Audiokommentar von Mel Brooks ist leider nicht, wie vollmundig auf dem Cover angepriesen "scene specific", sondern gar kein Kommentar, sondern ein 55-minütiges Interview, das noch von der 1997 veröffentlichten DVD stammt. In einer knappen Stunde erzählt Mel Brooks mit viel Humor und Charme von der Entstehung von Blazing Saddles in einer Art und Weise, die in einem richtigen Audiokommentar auch nicht hätte besser herüberkommen können. Hier befindet sich die wirklich große Informationsquelle auf dieser DVD.

Back in the Saddle (28:20) mit Mel Brooks, Andy Bergman, Michael Hertzberg, Harvey Korman, Gene Wilder und Burton Gilliam wurde bereits 2001 produziert und war als Beigabe auf einer Videokassette des Films zu sehen. Die kurze Dokumentation ist mehr ein oberflächliches Making-Of-Featurette, denn der Reiz liegt hier weniger im Inhalt als die Schauspieler und Filmemacher selbst in ihren Interviews zu sehen. Angereichert wurde dieses Featurette mit viel zu vielen Filmausschnitten - und das in Pan&Scan! - und einigen Deleted Scenes, die jedoch in kompletter Form nochmals auf dieser DVD vorhanden sind. Hier handelt es sich zwar nicht um eine von Warners typischen halbstündigen gehaltvollen Dokumentationen, aber immerhin bekommt man die Leute hinter den Kulissen hier auch einmal in Fleisch und Blut zu sehen.

Intimate Portrait: Madeline Kahn (3:41) mit Mel Brooks und Dom DeLuise ist leider nur ein kurze Ausschnitt aus einer längeren Dokumentation über die kürzlich verstorbene Madeline Kahn - man hat hier unweigerlich das Gefühl, daß dieser kurze Ausschnitt nur als Entschuldigung für die Nichterwähnung von Madeline Kahns Tod im restlichen Bonusmaterial hineingenommen wurde.

TV Pilot Black Bart (24:24) ist der nie gesendete Test-Pilotfilm der aus Blazing Saddles hervorgegangenen Fernsehserie, die jedoch außer dieser wirklich mieserablen ersten Episode nicht weitergedreht wurde. Louis Gossett hat zwar durchaus das Zeug Cleavon Little zu ersetzen und ist vielleicht noch etwas mehr an Richard Pryor dran, aber das unsäglich schlechte Drehbuch und die amateurhaften Nebendarsteller machen Black Bart einfach nur zu einem Treppenwitz. Das größte Problem ist, daß sich der deftige Witz des Films wegen der Zensur im Fernsehen nicht übertragen läßt und so die TV-Version als dümmliche Westernkomödie erscheinen läßt. Trotzdem ist es bemerkenswert, daßsich Warner getraut hat, diese televisuelle Stinkbombe für die Special-Edition von Blazing Saddles auszugraben, wodurch auch deutich demonstiert wird, was bei der Entstehung des Films alles hätte schieflaufen können.

Die Additional Scenes (9:40) bestehen aus acht entfernten, erweiterten oder alternativen Szenen, die öfter in Fernsehversionen des Films zu sehen waren, aber hier erstmals im (allerdings nicht anamorphen) Originalformat zu sehen sind. Beginnend mit der "Bohnen-Szene" in der zensierten TV-Fassung ohne Soundeffekte bekommt man hier einige wirklich lustige und interessante Sequenzen zu sehen, die allerdings die Handlung des Films nur unnötig aufgehalten hätten und von Mel Brooks aus gutem Grund herausgeschnitten wurden.

Das letzte Extra ist der etwas angeschrammte, aber dennoch witzige Trailer (2:16) im anamorphen Originalformat.

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