La Soupe aux Choux
Cover

19.08.2004 #280

Titel La Soupe aux Choux (Louis und seine außerirdischen Kohlköpfe)
Studio Studio (1999)
Hersteller Universum / Tobis / UFA (2004)
DVD-Typ 9 (5,85 GB) Bitrate ø 7,2 max. 9,9
Laufzeit 87:30 Minuten Kapitel 14
Regionalcode 2 (Deutschland) Case Amaray I
Fernsehnorm PAL
Bildformat 2.35:1 16:9 yes
Tonspuren Dolby Digital 2.0 Surround 224 kbit/s Französisch, Deutsch
Untertitel Französisch, Deutsch für Hörgeschädigte
Freigabe FSK 6
Extras • Nicht verwendete Szenen
• Trailershow

Allgemeines

In einem kleinen abgeschiedenen Dorf in Frankreich leben Claude (Louis de Funes) und Francis (Jean Carmet) in ihren verfallenen Bauernhäusern und vertreiben sich die Zeit mit Rotwein, Pernod und dem Kochen ihrer berühmten Kohlsuppe. Weil Kohl bekanntlich heftige Auswirkungen auf den Verdauungstrakt hat, sitzen die beiden alten Herren abends oft unter freiem Himmel zusammen und lassen bei einigen Gläsern Wein den Blähungen freien Lauf. Eines Abends ist der Radau, den sie dabei produzieren so gewaltig, daß ein merkwürdiger Gast angelockt wird: auf Claudes Wiese landet eine fliegende Untertasse, aus der ein Außerirdischer entsteigt...


La Soupe aux Choux, auf Deutsch einfach "Kohlsuppe" heißt der vorletzte Film, den Louis de Funes vor seinem Tod 1983 drehte. Unter der Leitung des De-Funes-erfahrenen Regisseurs Jean Girault entstand ein kleines Kuriosum von Film, das wie viele Werke des französischen Komikers nur oberflächlich wie ein kindisches Lachstück aussieht und eigentlich eine liebevoll inszenierte Komödie ist.

Wenn man sich heute an diesen Film erinnert, der den hanebüchenen deutschen Titel "Louis und seine außerirdischen Kohlköpfe" trägt, denkt man zuerst an die oberflächlichen Dinge wie die besondere Art Außerirdische mit Blähungen herbeizurufen, das plappernde Alien oder die lächerlichen Special-Effects. Unter dieser harmlos-lustigen Oberfläche, die wahrscheinlich darübergelegt wurde um den Film auch für jüngere Zuschauer tauglich zu machen, verbirgt sich aber noch eine zweite Schicht.

Hauptsächlich ist La Soupe aux Choux nämlich ein Kammerspiel mit zwei Hauptdarstellern: Louis de Funes und Jean Carmet geben hier eine Glanzvorstellung als zwei grantelige alte Männer, die sich von der modernen Welt abgekapselt haben und nur in Ruhe gelassen werden wollen. Die beiden Charaktere sind aber nicht als bösartige Parodien auf alte Leute gemeint, sondern sind zwei urige Originale mit viel Stolz auf ihre simple Lebensweise. Die Nebenrollen sind dagegen von weniger großer Bedeutung - Jacques Villeret als der Außerirdische vermag zwar durch seine gestelzte Redensweise etwas Humor vermitteln, wird aber besonders von Louis de Funes schnell an die Wand gespielt. Claudes wieder zum Leben erweckte Frau Francine, ist dagegen eine mehr ernste Rolle, die die von gespielt von Christine Dejoux überzeugend spielt, aber gegen Louis de Funès und Jean Carmet auch nicht ankommen kann.

Das Drehbuch basiert auf dem gleichnamigen Roman von Rene Fallet und legt wie die Vorlage keinen großen Wert auf Science-Fiction-Elemente, die hier nur ein Mittel zum Zweck sind - eigentlich geht es um die Freundschaft zwischen zwei zusammen alt gewordenen Männern, die durch ein besonderes Ereignis auf die Probe gestellt wird. Der Plot des Films ist natürlich völlig an den Haaren herbeigezogen, aber was der Geschichte an Inhalt fehlt, macht sie durch ihren rustikalen Charme und einer gekonnten Mischung aus Humor und Melancholie wieder wett. Raymond Lefebvres Filmmusik schafft es außerdem mit leicht synthesizerlastigen, aber ohrwurmverdächtigen Melodien dem ganzen einen beschwingten Unterton zu geben.

Der besondere Charme geht in der deutschen Synchronfassung aber durch viele hinzugefügte dumme Sprüche und einige ungewöhnlich heftige Kraftausdrücke wieder verloren. Zwar gibt sich Louis de Funes' neuer Sprecher Peter Schiff, der seit La Zizanie diesen Posten von Gerd Martienzen geerbt hat, große Mühe - aber die viel nuancenreichere Originalstimme kann er nicht wirklich ersetzen. Generell macht die Synchronisation aus dem Film das, für was er heute meistens gehalten wird: einen simplen Film für jüngere Zuschauer - das hat mittlerweile hierzulande dazu geführt, daß La Soupe aux Choux sogar im Kinderkanal in einer stark zusammengekürzten Version zu sehen war.

La Soupe aux Choux mag nicht der beste von Louis de Funes' Filmen sein, aber er gehört zu den bemerkenswertesten seiner letzten Werke, das sich vor allem dadurch auszeichnet, daß es mehr als nur ein platte Komödie ist - was man von vielen anderen Filmen des französischen nicht unbedingt behaupten kann. Wenn man sich von der unrealistischen Geschichte nicht beirren läßt und sich die französische Originalfassug anschauen kann, bekommt man mit La Soupe aux Choux einen überraschend unterhaltesamen, lustigen und nachdenklichen Film zu sehen.


La Soupe aux Choux war im deutschen Fernsehen bisher nicht nur im stark beschnittenen 1.33:1-Bildformat zu sehen, sondern war auch um ca. 10 Minuten geschnitenen. Universum und Tobis haben mit ihrer erstmaligen DVD-Veröffentlichung des Films zumndest das Original-Bildformat wiederhergestellt, aber die geschnittene Sequenz leider nicht - zumindest nicht direkt im Film, aber die Szene befindet sich wenigstens als Extra auf der DVD.

Ob man sich darüber ärgern soll oder nicht, ist Ansichtssache - auf der DVD befindet sich immerhin die deutsche Kinofassung, man hätte allerdings die Szene auch wieder in den Film einfügen und die unsynchronisierten Teile zumindest untertiteln können. Trotzdem ist diese DVD wegen der fast perfekten Bild- und Tonqualität und auch wegen des niedrigen Preises im Boxset nicht zu verachten.

Bild

Die dritte DVD des ersten Louis de Funes-Boxsets kann in der Bildqualität nicht ganz mit seinen Vorgängern mithalten, was aber keine Schuld des Transfers ansich ist, sondern lediglich eine folge von nicht ganz perfektem Quellmaterial und einigen optischen Effekten ist. Generell weist diese DVD ungefähr die gleiche gute Qualiät wie Brust oder Keule und Der Querkopf auf, allerdings neigen einige Szenen zu stärkerer Körnigkeit und sehen etwas schmutziger aus als andere.

Für diese DVD wurde auch wieder das Master der in Frankreich restaurierten Fassung verwendet, in das lediglich der deutsche Titel in den Originalvorspann nahtlos digital eingesetzt wurde. Die Filmvorlage wurde hervorragend gesäubert und weist keine nennenswerten Dropouts auf. Stellenweise tritt allerdings etwas stärkere Filmkörnigkeit auf, die anscheinend nicht von den Filtern mit erwischt wurde, und man sieht im Gegensatz zu den anderen de-Funes-DVDs hier noch etwas Restkörnigkeit. Die Schärfe ist dafür meist auf einem erstaunlich guten Niveau und nimmt nur in den Szenen mit den sogenannten "Special Effects" etwas ab, weil dort offenbar mehrere Generationen Film zusammenkopiert wurden.

Die Farben sehen etwas blaß aus, was aber trotzdem noch natürlich aussieht und wahrscheinlich Absicht ist, um die grünen und braunen Töne der ländlichen Umebung hervorzuheben. Im Prinzip kann man diesem Transfer nichts Negatives anlasten, und die minimalen Defizite der Vorlage sind eigentlich bei einem Film dieses Alters völlig normal.

Ton

Auch diesem Film wurde wieder ein Upgrade von Mono auf Dolby Surround verpaßt, das wie bei den anderen beiden Louis de Funes-DVDs der ersten Box recht gut gelungen und ein annehmbarer Ersatz für die ursprünglichen Mono-Tonspuren ist. Die französische und die deutsche Fassung sind auch hier vom Klang her weitgehend gleich, weil nur eine neue Musik-Geräusch-Abmischung erstellt wurde und durch die entsprechenden Dialogbänder ergänzt wurde. Die Stimmen klingen in der deutschen Fassung etwas dumpfer als im Original und haben ein leichtes, aber nicht störendes Grundrauschen.

Die Musik wurde so gut nach Dolby Surround hochgemischt, daß man ihren Mono-Ursprung kaum noch erahnen kann - nur bei intensivem Hinhören bemerkt man, daß es kein wirklich diskreter Upmix ist. Bei der Titelmusik werden alle vier Kanäle in Beschlag genommen, im Laufe des Films variiert die Abmischung allerdings zwischen nur leicht aufgezogenem Mono und richtigem Surround. Die Geräusche wurden anscheinend als komplett neue Foley-Track erstellt oder sehr gut neu abgemischt, denn besonders manche Umgebungsgeräusche hören sich erstaunlich realistisch und sauber abgemischt an.

Beide Tonspuren lassen in Sachen Dynamik und Frequenzgang keine großen Wünsche übrig, aber es handelt sich hier auch nicht um eine knallige Actionfilm-Soundrack. Mitgeliefert werden wie bei den anderen DVDs aus dieser Reihe französische und deutsche Untertitel, letztere wieder lediglich für Hörgeschädigte als (nicht ganz akkurate) Transkription der deutschen Fassung.

Bonusmaterial

Erstaunlicherweise gibt es auf dieser DVD doch etwas an Bonusmaterial zu vermelden, was auch gleich unter die Kategorie "wichtig" fällt: eine 15-minütige Sequenz, die in allen deutschen Fassungen des Films fehlt. Diese Szene liegt hier im anamorphen Originalformat mit französischem Ton, aber ohne jegliche Untertitel vor - der Inhalt ist aber trotzdem verständlich. Genauer sollte man dazu sagen, daß der herausgeschnittene Anteil dieser 14:55 Minuten nur ca. 11:30 beträgt, weil die "Deleted Scene" nicht genau an der Stelle abgewürgt wurde, wo sie in die DVD-Fassung übergeht. Obwohl das Vorhandensein der Szene im Bonusmaterial wirklich lobenswert ist, ist es enttäuschend daß sie nicht gleich in den Film zurückintegriert und in der deutschen Fassung entweder untertitelt oder sogar nachsynchronisiert wurde.

Außerdem befindet sich bei den Extras auch noch der deutsche Trailer (3:12) des Films in nicht-anamorphem Originalformat und die übliche Trailershow, bestehend aus Brust oder Keule (2:26), Der Querkopf (3:37), Samba in Mettmann (1:32) und La Boum (2:34) - was diese DVD zu der einzigen in der ersten de Funes-Box macht, die sowohl den Trailer ihres eigenen Films mitbringt und auch die Trailer aller drei Filme besitzt.
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