Fawlty Towers [The Complete Collection - Remastered]
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11.6.2012 #543

von Guido Bibra

Titel Fawlty Towers
Studio BBC (1975 & 1979)
Hersteller 2Entertain / BBC Home Entertainment (2009) EAN 5-051561-027956
DVD-Typ 3x9 (7,83 / 7.77 / 6,94 GB) Bitrate ø 5,5 max. 7,0
Laufzeit 374:12 Minuten Kapitel 6/Episode
Regionalcode 2/4 (England) Case Custom-Digipack
Fernsehnorm PAL
Bildformat 1.33:1 16:9 nein
Tonspuren Dolby Digital 2.0 Mono 192 kbit/s Englisch, Englisch Audiodeskription, Kommentar 1, Kommentar 2
Untertitel Englisch, Deutsch, Französisch, Niederländisch
Freigabe BBFC 12
Extras • Exclusive commentaries by John Cleese
• 2009 Extended Interviews (Includes exclusive intterview with Connie Booth)
• Accompanying booklet
• Interviews with John Cleese, Prunella Scales and Andrew Sachs
• Series 1 director's commentary by John Howard Davies
• Series 2 director's commentary by Bob Spiers
• Artist profiles
• Out takes
• Torquay Tourist Guide (short documentary film)
• Cheap Tatty Review
• Audio Description & Navigation Option

Die Serie

Es war ein glücklicher, oder auch unglücklicher Zufall, der zu einer der brilliantesten Momente im britischen Fernsehen der siebziger Jahre geführt hatte. Es war 1971, als sechs britische Komiker mit dem Namen Monty Python an der englischen Nordseeküste in Torquay für ihre Fernsehserie, den Flying Circus, drehten und dabei in einem Hotel mit einem extrem unhöflichen und unverschämten Manager abgestiegen waren. Während die meisten von ihnen bald aus dem schrecklichen Hotel geflüchtet waren, blieben John Cleese und seine damalige Frau Connie Booth noch etwas länger, weil sie von dem unglaublichen Verhalten des Hotelmanagers fasziniert waren und Material für den Flying Circus oder auch andere Projekte sammeln wollten.

Der verrückte Hotelier von Torquay war aber vorerst in vergessen geraten, während Monty Python's Flying Circus die britischen Fernsehbildschirme immer weiter erobert und das Comedy-Gerne völlig umgekrempelt hatte. Nach drei Staffeln mit insgesamt 39 Episoden und den zwei Kinofilmen And Now Something Completely Different und Monty Python and the Holy Grail war es aber zu Ermüdungserscheinungen in der Komiker-Truppe gekommen und John Cleese hatte sich erst einmal vom Flying Circus verabschiedet und sich nicht mehr an der Produktion einer vierten Staffel beteiligt. Die umfaßte dann auch nur sechs Episoden, wonach sich auch Michael Palin, Terry Jones, Terry Gilliam und Graham Chapman erst einmal ihren eigenen Projekten gewidmet hatten.

Da John Cleese als Erster Ende 1974 aus dem Flying Circus ausgestiegen war, hatte er gegenüber seinen Kollegen einen kleinen Vorsprung. Schon Ende des Jahres war er von BBC-Produzent Jimmy Gilbert auf seine zukünftigen Pläne angesprochen worden und kam auf die Idee, etwas gemeinsam mit Connie Booth zu schreiben. Die Suche nach passendem Material hatte nicht lange gedauert, denn schnell kam die Erinnerung an den unverschämten Hotelmanager aus Torquay zurück, der als Grundlage für eine eigentlich ganz traditionelle Sitcom dienen sollte. Der Produzent war aber skeptisch und lehnte sogar ein erstes Script von Cleese und Booth ab, weil ihm die Idee zu gewöhnlich und alltäglich erschien.

John Cleese und Connie Booth war es aber gelungen, die BBC-Chefetage von ihrem Konzept zu überzeugen, denn letztendlich hatte Jimmy Gilbert doch Vertrauen zu ihnen und gab grünes Licht für einen Pilotfilm mit einer Option auf insgesamt sechs Episoden. Auf den ersten Blick muß die Idee einer Hotel-Sitcom auf die BBC geradezu enttäuschend gewirkt haben, aber mit der wundervollen Vorlage aus Torquay hatten John Cleese und Connie Booth jede Menge Ideen zur Hand und konnten innerhalb einer völlig gewöhnlichen Szenerie Geschichten inszenieren, die ähnlich wie der Flying Circus von einem kräftig auf die Spitze getriebenen Humor lebten. Diesmal galt es aber, die Gags statt in einer losen Sammlung von Sketchen in einem zusammenhängenden Plot unterzubringen, was eine Menge Kreativität erforderte, die John Cleese und Connie Booth aber im Überfluß hatten. Fawlty Towers, das gar nicht so fiktive Hotel in Torquay, war geboren.

Obwohl zwar jede Menge Ideen vorhanden waren, schrieben sich die Drehbücher nicht von selbst. John Cleese und Connie Booth arbeiteten an jedem der sechs Scripts etwa sechs Wochen und choreographierten die Plot minutiös genau, denn obwohl die Gags und Dialoge spontan aussehen sollen, waren sie bis aufs letzte Detail perfektioniert worden. Die sechs Geschichten begannen alle mit einer völlig normalen Prämisse, die im Laufe des Plots in immer absurdere Situationen weiterentwickelt wurde und in einem unglaublichen Höhepunkt endeten. Jede Episode war mehr oder weniger in sich abgeschlossen, denn auf eine komplizierte fortlaufende Geschichte wurde zugunsten der kurzweiligen Gags verzichtet, aber im Gegenzug viel Wert auf die erstaunlich gut entwickelten Charaktere gelegt.

Für die Hauptrolle war natürlich niemand anders als John Cleese selbst vorgesehen, der sich schon lange auf leicht übergeschnappte Autoritätspersonen spezialisiert und gerade im Monty Python's Flying Circus unzählige solcher Figuren gespielt hatte - vom Verkäufer über Polizisten und Beamte bis zum Militär hatte Cleese alles im Repertoire, aber der Hotelier Basil Fawlty wurde zu einem seiner brilliantesten Charaktere. Basil haßt seine Gäste, aber nicht wenn sie der Oberklasse angehören, denn er wünscht sich ein Hotel mit mehr Eleganz und nicht so viel Pöbel. Deshalb schaut er auf seine meisten Gäste herunter und sagt ihnen auch nicht selten ganz einfach seine Meinung über sie - aber nur wenn seine Frau Sibyl gerade wegschaut. Vor ihr hat Basil zwar keinen Respekt, aber eine Heidenangst und wird oft sehr erfinderisch, um Ärger mit ihr zu vermeiden - was oft zu katastrophalen Ergebnissen führt und Gegenstand von vielen der Geschichten ist. John Cleese hatte sich für Basil Fawlty die verrücktesten und abgedrehtesten Eigenschaften seiner früheren Charaktere herausgesucht, diese aber nicht im Überfluß eingesetzt. Gerade der punktuell eingesetzte Humor machte Basil Fawlty erst wirklich interessant und unberechenbar - der Zuschauer wurde alleine dadurch bei der Stange gehalten, daß er herausfinden will, welchen methodischen Wahnsinn Basil als nächstes veranstalten wird.

Eigentlich wäre es nur logisch gewesen, wenn Connie Booth Sibyl Fawlty gespielt hätte, aber sowohl sie als auch John Cleese waren der Meinung, daß sie zu jung für die Rolle und nicht matronenhaft genug war. Nach eingen Casting-Mißschlägen war schließlich Prunella Scales ausgewählt worden, die sich Anfang der sechziger Jahre mit der BBC-Sitcom Marriage Lines als Komikerin etabliert hatte und mit Anfang Vierzig genau richtig für die Rolle war. Ursprünglich war ihre Interpretation des Charakters etwas anders als von John Cleese und Connie Booth gedacht, aber die beiden Autoren fanden Prunella Scales' Version schließlich noch viel besser und entwickelten die Figur mit ihr gemeinsam weiter. Gegenüber ihre Gästen ist Sybil Fawlty immer freundlich, zuvorkommend und nett, aber mit Basil kennt sie keinen Pardon und obwohl sie es selbst nicht ganz so genau mit ihren Pflichten nimmt, erwartet sie von ihrem Mann allerhöchste Disziplin. Sybil Fawlty als Drachen zu beschreiben wäre eine Untertreibung - in den Händen von Prunella Scales ist der Charakter eine regelrechte Naturgewalt und damit ein perfektes Gegenstück zu Basil Fawlty, denn beide würden ohne einander überhaupt nicht funktionieren.

Da man eine ausgewachsene Sitcom nicht nur mit zwei Darstellern machen kann, waren von vorneherein mehrere essentielle Nebenrollen vorgesehen. Eine ging natürlich an Connie Booth, die nach ihren Schauspiel-Erfahrungen im Flying Circus und anderen Produktionen nicht nur als Autorin, sondern auch als Darstellerin dabei sein wollte. Statt Sybil Fawlty übernahm sie nun die Rolle von Polly Sherman, die für die Fawltys als Zimmermädchen arbeitet, aber eigentlich Mädchen für alles ist. Sie ist meist die Stimme der Vernunft und dafür zuständig, die von Basil und Sybil angestellten Katastrophen wieder glattzubügeln, was ihr natürlich nur selten wirklich gelingt. Connie Booth ist die einzige Amerikanerin der Besetzung, läßt sich ihre Herkunft aber nicht anmerken und spielt ihre Rolle durchaus britisch, aber nicht steif, sondern richtig energisch. Tatsächlich ist Polly einer der geradlinigsten Charaktere der Besetzung und alleine Connie Booths Fähigkeit, gegenüber ihren Kollegen nicht in Gelächter auszubrechen, zeugt alleine schon von ihren schauspielerischen Fähigkeiten.

Der vierte im Bunder der Stammbesetzung von Fawlty Towers war Andrew Sachs, der mit John Cleese schon Anfang der siebziger Jahre in dessen Firma VideoArts bei der Produktion von Management-Trainingfilmen kennengelernt hatte und ihn ideal für den spanischen Kellner Manuel hielt. Andrew Sachs war aber in Deutschland geboren und war sich unsicher, ob er überhaupt einen Spanier spielen konnte, aber letztendlich konnte er von John Cleese doch davon überzeugt werden, Manuel als Spanier und nicht als Deutschen zu spielen. Was besonders aus heutiger Sicht auf den ersten Blick wie ein fremdenfeindlicher und diskriminierender Charakter aussieht, ist eigentlich eine ganz liebevoll gemeinte Figur eines überhaupt nicht dummen und hart arbeitenden Hotelangestellten, der mit aller Kraft versucht, die Sprachbarriere zu durchbrechen. Durch die Ungeduld von Basil hat er zumindest bei ihm keine Chance und ist dessen Rücksichtslosigkeit ausgeliefert - er ist praktisch der Sandsack seines Chefs und muß sich nicht nur dessen Beschimpfungen, sondern auch einige Gewalt gefallen lassen. Aber Andrew Sachs hat aus dieser eigentlich undankbaren Rolle einen völlig sympathischen und bemitleidenswerten Charakter gemacht, der im Gegensatz und Basil und Sybil nicht im geringsten offensiv wirkt.

Zwar dominieren die vier Hauptdarsteller in Fawlty Towers das Geschehen, aber es gab auch noch andere regelmäßig auftauchende Charaktere, für die John Cleese und Connie Booth wundervolle Schauspieler gefunden hatten. Der britische Schauspieler-Veteran Ballard Berkeley spielte Major Gowan, einen trotteligen und etwas senilen Soldaten im Ruhestand, der ein Dauergast im Hotel ist und wegen seines edlen und heroischen Hintergrunds Basils höchste Anerkennung erhält. Berkeley hatte ähnliche Charaktere schon zuvor gespielt und war dadurch bestens geeignet für Fawlty Towers - allerdings beschränken sich seine Auftritte bis auf wenige Ausnahmen auf nur kurze Szenen, die aber besonder sehenswert sind. Ebenso trottelig, aber auch nur in kleinen Auftritten dabei sind Gilly Flower und Renee Roberts als Miss Tibbs und Miss Gatsby als die zwei alten Damen, die genau das sind, was man sich unter solchen Charakteren vorstellt: zwei schrullige alte Ladies, für die Basil abwechselnd gespielte Höflichkeit und versteckte Verachtung übrig hat, aber mit ihnen selten so rücksichtslos umgeht wie mit Manuel.

In jeder Episode gab es auch noch ein paar Gastdarsteller, die zumeist im Ausland relativ unbekannte englische Theater- und Filmschauspieler waren, aber bis in die letzte Mini-Rolle absolut perfekt besetzt worden waren. Insbesonders die diversen Gäste, die Basil oft zur Weißglut treiben, werden nicht weniger brilliant gespielt als die Hauptcharaktere, sind aber natürlich völlig geradlinig, um einen möglichst großen Kontrast zur Stammbesetzung bieten zu können. Die Reaktionen der Gastcharaktere sind oft genauso köstlich wie die Eskapaden der Stammfiguren, obwohl sie praktisch die wenigste Komik der ganzen Serie enthalten.

Wie bei britischen Fernsehserien üblich wurde auch von Fawlty Towers zuerst Ende 1974 eine Pilotfolge produziert, auf die im Frühjahr 1975 die restlichen fünf Episoden folgten. Als Regisseur hatten sich John Cleese und Connie Booth einen alten Bekannten ausgesucht: John Howard Davies, der 1969 die ersten Episoden vom Monty Python's Flying Circus inszeniert hatte und später als erfolgreicher BBC-Produzent und Regisseur Karriere gemacht hatte. Inszeniert wurde Fawlty Towers in den gleichen Studios wie der Flying Circus im BBC Television Centre vor Publikum, denn die Serie wurde in der langen Tradition der Live-Comedy produziert, die auf die Reaktionen des Publikums angewiesen waren. Vor der Aufzeichnung wurden mindestens fünf Tage lang ausführlich geprobt, bevor es schließlich vor die Kameras - und das Publikum - ging.

Zuvor waren jedoch eine handvoll Außenaufnahmen gedreht worden, um unter anderem auch das Hotel von außen zeigen zu können. Entstanden waren diese aber nicht in Torquay, sondern in Bourne in der Nähe von London, wo John Cleese den Wooburn Grange Country Club gefunden hatte, der dem ideale Bild eines kleinen, traditionellen britischen Ferienhotels entsprach, aber natürlich nicht für die eigentlichen Dreharbeiten genutzt werden konnte. Die Studiokulissen von Fawlty Towers waren für ihre Zeit überraschend aufwendig und weitläufig, denn sie waren nicht nur auf ein oder zwei Räume beschänkt, sondern umfaßten neben der Hotel-Lobby ein Büro, die Küche, ein Speisezimmer, eine Bar und mehrere Zimmer. Die Gestaltung und Ausstattung war jedoch nicht auffällig billig und sogar einigermaßen realistisch, besonders im Vergleich zu den oft sehr simplen Kulissen des Flying Circus. Man merkt deutlich, daß die BBC in Fawlty Towers etwas mehr Geld hineingesteckt hatte.

Gesendet wurde Fawlty Towers erstmals jeweils Freitags Abends um 21 Uhr bei BBC2 vom 19. September bis zum 24. Oktober 1975 - knapp ein Jahr, nachdem die allerletzte Episode vom Flying Circus zu sehen war. Die Reaktionen waren zuerst erstaunlich negativ, denn viele hatten von John Cleese keine Sitcom, sondern etwas völlig neues und revolutionäres erwartet. Erst nachdem die ersten Episoden ausgestrahlt worden waren, begannen langsam auch positivere Kritiken aufzutauchen, bis schließlich Fawlty Towers nach der letzten Episode schließlich als gelungenes Comeback von John Cleese und eine der besten TV-Komödien des Jahres gefeiert wurde. Die Einschaltquoten waren bei der Erstausstrahlung noch nicht rekordverdächtig, aber die BBC hatte den kommenden Erfolg von Fawlty Towers erkannt und die Serie noch vor Ende des Jahres noch einmal wiederholt.

Mit der letztendlich doch ganz positiven Reaktion auf Fawlty Towers war die Nachfrage nach neuen Episoden natürlich groß und insbesonders die BBC drängte John Cleese und Connie Booth schnell auf eine Fortsetzung, die aber nicht so schnell kam. Cleese und Booth hatten sich auseinandergelebt und 1978 nach zehn Jahren Ehe scheiden lassen, aber blieben trotzdem gute Freunde und vor allen Dingen Schreibparnter. Tatsächlich hatten John Cleese und Connie Booth trotz ihrer persönlichen Situation relativ früh entschieden, noch sechs weitere Episoden der Serie zu schreiben, aber wegen diversen anderen Projekten hatte es noch einige Zeit gedauert. 1975 und 1976 war Cleese hauptsächlich mit den Management-Filmen für seine Firma VideoArts beschäftigt und 1977 hatten beide zusammen mit dem Regisseur Joseph McGrath die Sherlock-Holmes-Farce The Strange Case Of The End Of Civilization As We Know It für London Weekend Television gedreht. Bis November 1978 war Cleese mit den Dreharbeiten des neuen Monty Python-Films Life of Brian beschäftigt, aber schon zu dieser Zeit waren die ersten der neuen sechs Drehbücher für eine zweite Staffel von Fawlty Towers entstanden.

Im Frühjahr 1979 wurden fast dreieinhalb Jahre nach der Ausstrahlung der letzten Staffel (und diversen Wiederholungen nicht nur in England) die neuen Episoden aufgezeichnet, diesmal sogar recht zeitnah vor der Sendung. Das hatte allerdings den unangenehmen Nebeneffekt, daß die letzte Folge wegen eines Streiks bei der BBC zu spät für die reguläre wöchentliche Ausstrahlung gedreht wurde und gegen eine Wiederholung einer Folge aus der ersten Staffel ersetzt werden mußte. Als die Episode schließlich mehr als ein halbes Jahr später im Rahmen einer Wiederholung schließlich gesendet wurde, konnte sie Rekord-Einschaltquoten bekommen, was aber auch einem Streik beim privaten Konkurrenten ITV zu verdanken war.

Die zweite Staffel von Fawlty Towers fing genau da wieder an, wo die erste Staffel aufgehört hatte. Nur waren die Drehbücher diesmal noch ausgeklügelter, frecher und verrückter als zuvor, denn John Cleese und Connie Booth hatten noch länger und ausführlicher an ihren Ideen feilen können und hatten vor allen Dingen von Seiten der BBC völlig freie Hand. Die Stammbesetzung blieb erhalten, denn außer John Cleese und Connie Booth waren auch Prunella Scales und Andrew Sachs wieder mit dabei, ohne die die neuen Episoden niemals hätten entstehen können. Die Stammbesetzung wurde mit dem neuen Hotelkoch Terry, gespielt von Brian Hall, sogar um eine neuen Rolle erweitert und da John Howard Davies inzwischen zum Chef der Light Entertainment-Abteilung der BBC aufgestiegen war, gab er die Regie an Bob Spiers und die Produktion an Douglas Argent ab, die ihre Arbeit aber genauso wie ihr Vorgänger machten. Ansonsten wurde auf das gleiche, wenn auch stark verbesserte Konzept wie zuvor gesetzt, denn die technische Umsetzung war nun besonders bei der Bildregie stark optimiert worden.

Durch die vielen Wiederholungen zwischen 1975 und 1979 war Fawlty Towers fast zu einem genauso großen Phänomen wie Monty Python's Flying Circus geworden, obwohl es bis dahin nur sechs Episoden gab. Mit der Sendung von fünf neuen Episoden im Frühjahr 1975 war Fawlty Towers eins der größten Fernsehereignisse des Jahres und auch die um ein halbes Jahr verzögerte Ausstrahlung der allerletzten Episode konnte den positiven Reaktionen auf die Serie nichts anhaben. Inzwischen waren auch Michael Palin und Terry Jones mit Ripping Yarns, Eric Idle mit Rutland Weekend Television und All You Need Is Cash, Terry Gilliam mit seinem ersten Kinofilm Jabberwocky und Graham Chapman mit Out of the Trees und The Odd Job außerhalb von Monty Python erfolgreich geworden und mit Fawlty Towers hatte sich John Cleese als eigenständiger Komiker etablieren können.

Fawlty Towers war schon Ende der siebziger Jahre zu einem so großen Erfolg geworden, daß die Serie bald in viele verschiedene Länder verkauft werden konnte. Trotz der Sprachbarriere war Fawlty Towers besonders in Europa in synchronisierten Fassungen ein großer Erfolg, auch wenn verschiedene Länder mehrere Anläufe dafür brauchten. In Deutschland waren die ersten fünf Episoden bereits 1978 im Original mit Untertiteln im WDR zu sehen, wo auch schon der Flying Circus unsynchronisiert gesendet worden war. In den achtziger Jahren wurden alle zwölf Episoden im ARD-Vorabendprogramm noch einmal in der untertitelten Fassung gezeigt, aber es war der deutsche Fernsehfunk der DDR, der sich 1987 erstmals an eine Eindeutschung der Serie gewagt hatte, aber auch die sechste Episode "The Germans" wegließ. Alle zwölf Episoden waren erst um 1990 bei RTL und zuletzt 1996 bei Sat.1 in synchronisierten Versionen zu sehen, wobei insbesonders Sat.1 sich mit einem selbstgebastelten Vorspann und heftigen Schnitten überhaupt nicht mit Ruhm bekleckert hatte, obwohl John Cleese mit seinem Standardsprecher Thomas Danneberg besetzt worden war.

Fawlty Towers wurde aber nicht nur in aller Herren Länder exportiert, sondern auch gelegentlich, aber nie wirklich erfolgreich nachgemacht. Schon bevor die zweite Staffel in England entstanden war, hatte es ABC Television in den USA mit einer Adaption unter dem Titel Snavely versucht, von der trotz einer vielversprechenden Besetzung mit Harvey Korman, Betty White, Frank LaLoggia und Deborah Zon nur eine einzige Pilotfolge gedreht worden war. 1983 hatte ABC einen zweiten Versuch mit der immerhin auf sechs Episoden gekommenen Serie Amanda's gemacht, über die sich John Cleese später besonders wunderte, weil sein Charakter völlig elimiert worden war und auch Bea Arthur in der Hauptrolle die Serie nicht wirklich tragen konnte. CBS hatte es 1999 noch einmal mit John Larroquette und JoBeth Williams in Payne versucht, aber mehr als neun Episoden waren auch von dieser Serie nicht entstanden. Die peinlichste Adaption gab es aber in Deutschland, als RTL mit Jochen Busse und Claudia Rieschel eine billig gemachte Kopie von Fawlty Towers unter dem Titel Das letzte Kliff produzieren wollte, die aber schon nach einer Episode wieder eingestellt worden war.

Offiziell wurde Fawlty Towers von der BBC nie eingestellt, aber John Cleese und Connie Booth waren sich einig, daß man nach zwölf Episoden auf der Höhe des Erfolgs am besten aufhören sollte, bevor es zu Ermüdungserscheinungen kam Trotz aller Remakes und Nachahmungen blieb es bei nur zwölf Episoden des Originals und gerade deswegen war Fawlty Towers zu einem der größten Klassiker des britischen Fernsehens geworden. Heute wird Fawlty Towers zurecht in einem Atemzug mit Monty Python's Flying Circus genannt und hat einen ganz besonderen Platz in den Werken der Pythons, die außerhalb der Gruppe entstanden waren.

Die DVD

Fawlty Towers wurde als eine der Kronjuwelen der BBC schon 2001 in England als DVD veröffentlicht und war zuerst als zwei einzelne DVDs erschienen, die sogar einige Extras zu bieten hatten. 2005 waren die Einzel-Discs zu einer 3-Disc-Neuauflage zusammengefaßt worden, die aber außer einem besseren Preis nichts neues zu bieten hatte. Ähnliche DVDs waren auch in den USA (allerdings von PAL nach NTSC normgewandelt und daher mit schlechterer Qualität), Australien und sogar Deutschland erschienen, wobei keine davon wirklich besser als die BBC-Version war. Insbesonders die 2005 in Deutschland von Polyband erschienen DVD ist völlig indiskutabel, da deutsche Bildmaster mit schlechter Qualität und einem stark veränderten Vorspann verwendet wurden.

Im Rahmen einer Welle von Neuauflagen hatte die BBC 2009 aber noch einmal eine Neuauflage herausgebracht, die nicht nur eine viel bessere Bildqualität hatte, sondern auch mit einigen zusätzlichen Extras ausgestattet war. Das in einem schicken vierseitigen Digipack mit Booklet verpackte 3-Disc-Set war schlicht als Fawlty Towers - The Complete Collection - Remastered bezeichnet worden, hätte aber eigentlich die Bezeichnung Ultimate Edition verdient, denn besser hätte es die BBC wirklich nicht machen können. Die hier rezensierte Version ist daher die Neuauflage von 2009, die sich auch für Besitzer einer der anderen Versionen wirklich lohnt und drei Jahre nach der Veröffentlichung auch nicht mehr allzu teuer ist - und wie alle vorherigen BBC-DVDs von Fawlty Towers hat auch diese Inkarnation unter anderem deutsche Untertitel zu bieten und ist daher auch für Zuschauer, die nicht perfekt Englisch verstehen, bestens geeignet.

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Bild

Wie jede BBC-Sitcom aus den siebziger Jahren war auch Fawlty Towers mit einer Mischung aus Video-Aufzeichnung auf 2"-Quad-Videoband im Studio und 16mm für die Außenaufnahmen gedreht worden, wodurch die Remastering-Möglichkeiten stark eingeschränkt sind. Seit der gelungenen Überarbeitung vom Monty Python's Flying Circus durch Sony hatte sich die BBC aber mit den älteren Serien große Mühe gegeben und auch Fawlty Towers neu digitalisiert und überarbeitet. Das Ergebnis ist hervorragend und hat aus dem schwierigem Material das allerbeste gemacht.

Die Postproduction-Abteilung der BBC hatte nicht die ursprünglichen Quad-Bänder, aber zumindest die in den neunziger Jahren erstellten direkten Sicherheitskopien im D3-Digital-Format als Basis für die Restauration herangezogen. Dadurch ist das Bild von Fawlty Towers so klar und deutlichwie Die Schärfe ist den Umständen entsprechend ganz ausgezeichnet und viel besser als bei manchen anderen Produktionen aus dieser Zeit. Verantwortlich dafür war offenbar hauptsächlich eine besonders gute Digitalisierung der analogen Masterbänder gepaart mit einer vorsichtigen Kombination aus Rausch- und Schärfefilter und dem BBC Transform PAL Decoder, die das MAZ-Material nicht verschlimmbessert, sondern optimiert haben. Negative Auswirkungen wie Doppelkanten oder Nachzieheffekte sind überhaupt nicht zu sehen, denn ganz im Gegenteil hat das Bild zwar immer noch typischen 70er-Jahre-Video-Look, wirkt aber überhaupt nicht digital totgefiltert, sondern sehr natürlich, praktisch rauschfrei und überraschend detailreich.

Auch vorsichtig restauriert wurden die auf 16mm gedrehten Außenaufnahmen und die Serientitel - das 16mm-Material konnte sogar noch einmal neu abgetastet, digital gesäubert und stabilisiert werden. Die elektronisch eingeblendeten Credits im Vorspann wurden aufwendig digital vom Videomaster getrennt, um sie über die neu restaurierten Filmelemente zu legen - das sieht völlig originalgetreu aus und ist von den früheren DVDs nur in der besseren Qualität zu unterscheiden. Die Filmkörnigkeit wurde nur wenig herausgefiltert, um die in diesen Sequenzen sowieso niedrige Schärfe nicht noch mehr zu beeinträchtigen. Der Unterschied zwischen den relativ wenigen 16mm-Szenen und dem Videomaterial ist natürlich immer noch sichtbar, aber durch das bessere Aussehen der Filmelemente nicht mehr ganz so offensichtlich.

Eine riesige Verbesserung ist auch das Farbtiming, das bei den früheren Versionen immer in einem grau-grünlich-braunen Matsch versunken war, aber nun viel natürlicher und sogar kräftiger aussieht. Zwar wurde beim Remastering mit den Farben nicht übertrieben, aber Fawlty Towers macht nun den Eindruck, als ob eine ganze Patina weggeputzt wurde und nun zum ersten Mal die richtigen Farben zu sehen sind. Etwas gedämpft bleibt das Aussehen der Serie natürlich trotzdem, aber alleine die natürlicheren Hauttöne sind schon ein großer Vorteil gegenüber den früheren DVDs und TV-Ausstrahlungen.

Das Bild ist natürlich interlaced, aber mit entsprechend guten Deinterlacing-Routinen auch auf progressiven Displays gut abspielbar - optimal ist es natürlich nur auf Röhrenfernsehern, für die das Material ja ursprünglich auch produziert wurde. Trotz einer recht niedrigen Bitrate von etwa 5.5 Mbit/s macht sich die Kompression im Gegensatz zu manchen anderen BBC-DVDs überhaupt nicht bemerkbar.

Ton

Beim Ton hat sich nicht ganz soviel getan wie beim Bild, aber immerhin sind gegenüber den vorherigen DVDs leichte Verbesserungen in der Qualität auszumachen. Englisch bleibt die einzige Sprache bei den Tonspuren, aber wie zuvor gibt es eine Menge Untertitel.

Die englische Tonspur ist die ursprüngliche Mono-Abmischung, die offenbar erstmals von den Masterbändern und nicht Kopien mehrfacher Generation digitalisiert wurden. Außer dem gut klingenden Titelthema ist keinerlei Musik zu hören, aber die lediglich aus Dialogen und Geräuschen bestehende Abmischung macht einen sehr frischen und glasklaren Eindruck. In den frühen Episoden sind die Stimmen manchmal produktionsbedingt nicht ganz perfekt verständlich, was sich aber spätestens ab der dritten Folge bessert. Den Umständen entsprechend ist der Ton von Fawlty Towers aber ganz hervorragend und entspricht einer perfekten Reproduktion einer britischen Studio-Sitcom aus den siebziger Jahren. Wie dumpf und muffelig der Ton früher einmal geklungen hat, kann man sehr gut im Hintergrund der alten Regisseur-Kommentarspuren hören.

Außer den beiden Kommentarspuren befindet sich noch eine zweite englische Tonspur auf den DVDs, die eine Audiodeskription für Sehbehinderte enthält. Dabei handelt es sich allerdings nicht um die bei BBC4 gesendete Hörspielfassung mit Andrew Sachs als Erzähler, sondern um eine von einem recht emotionslosen Sprecher kommentierte Version.

Untertitel gibt es sowohl für die zwölf Episoden als auch alle Extras auf Englisch, Deutsch, Niederländisch und Französisch. Die deutsche Übersetzung kann natürlich den Wortwitz des Originals nicht wiedergeben, ist aber für Zuschauer mit schlechten Englisch-Kenntnissen trotzdem sehr gut geeignet, zumal die deutsche DVD-Veröffentlichung überhaupt keine Untertitel besitzt.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial der Fawlty Towers Complete Collection - Remastered hat nicht nur alle Extras der vorherigen DVDs und eine enorm verbesserte Bildqualität zu bieten, sondern auch neue Kommentarspuren von John Cleese und zusätzliches Interviewmaterial. Die Menüs wurden mit liebevoll gestalteten Zeichnungen der Kulissen ausgestattet und sind strukturell sehr einfach, erfüllen aber voll und ganz ihren Zweck.

Die Audiokommentare der Regisseure John Howard Davies und Bob Spiers stammen noch von den vorherigen DVDs, sind aber leider nicht so interessant und umfangreich, wie sie es hätten sein können. Beide können sich nicht an allzuviel erinnern, wodurch oft lange und ausgedehnte Pausen entstehen und besonders Bob Spiers hat fast nur trockene technische Details zu berichten. Leider erweisen sich die Regisseure auch nicht als besonders unterhaltsame Erzähler, wodurch die Kommentarspuren recht langweilig und wenig interessant sind.

Die Audiokommentare von John Cleese wurden für die neue Veröffentlichung von 2009 frisch aufgenommen und sind genau das, was Fawlty Towers verdient hat. Cleese macht zwar auch gelegentliche Pausen und beginnt manchmal einfach die Handlung nachzuerzählen, aber im Gegenzug hat er auch eine ganze Goldgrube von Informationen, Anekdoten und Beobachtungen zu bieten. Ohne sich selbst zuviel in den Vordergrund zu rücken hat er viel Lob für seine Schauspieler-Kollegen und das Produktionsteam übrig, ist aber gleichzeitig sehr selbstkritisch und weist oft auf Dinge hin, die man hätte besser machen können. Insgesamt sind seine zwölf Kommentarspuren trotz kurzer Pausen enorm unterhalsam und haben einen großen Informationsgehalt.

Die 2009 Interviews (39:00) waren ursprünglich von Tiger Aspect Productions für die Dokumentation "Fawlty Towers: Re-Opened" des Wiederholungs-Kanals G.O.L.D. gedreht worden und während es zwar nicht die gesamte Doku auf die DVD geschafft hat, sind zumindest die dafür gedrehten Interviews dabei. John Cleese, erstmals Connie Booth, die sich zuvor nie über Fawlty Towers geäußert hatte, Andrew Sachs, Prunella Scales, Regisseur John Howard Davies und die Nebendarsteller Bernard Cribbins, Geoffrey Palmer, Sabina Franklyn, Nicky Henson und David Kelly kommen zu Wort und haben trotz der Kürze eine ganze Menge zu erzählen. Stellenweise sind die Interviews allerdings wegen der herausgerupften Art und der nachträglich eingesetzten Titelkarten und Hintergründe etwas trocken, aber meistens trotzdem sehr unterhaltsam.

Die Interviews mit John Cleese (50:12), Andrew Sachs (24:56) und Prunella Scales (7:49) stammen von der vorherigen DVD und überschneiden sich zwar stellenweise mit den neueren Interviews, sind aber dafür besonders im Fall von John Cleese viel ausführlicher. Zusammen mit dem neueren Material enthält diese DVD damit etwas über zwei Stunden Interviews, die praktisch eine ausführliche und sehenswerte Dokumentation sind, die lediglich auf unnötige Filmausschnitte und ein Voiceover verzichtet.

Helpful Staff und Guest Registry enthalten kurze Biographien der Schauspieler, die auch vorgelesen werden.

Torquay Tourist Office (11:38) ist ein kleiner Film über Torquay und das berüchtigte Gleneagles Hotel, dem Vorbild für Fawlty Towers - inklusive ein paar Augenzeugen-Berichten über das unglaubliche Verhalten des damaligen Besitzers.

Cheap Tatty Review (0:59) wird hier ohne weitere Erklärung präsentiert, aber eine kurze Recherche zeigt, daß es sich um eine "gefakte" Einleitung für das abgesagte Debüt der Not the Nine O'Clock News handelt, die gleichzeitig mit der zweiten Staffel Fawlty Towers gesendet werden sollte, aber wegen der britischen Wahl von 1979 verschoben worden war.

Die Out Takes (1:34) enthalten eine leider viel zu kurze Sammlung von verpatzten Szenen, die schon alleine für sich unglaublich witzig sind.

Ein Easteregg (2:29) kann man außerdem im Hauptmenü der dritten DVD finden, wenn man den Teller auswählt, den Manuel in der Hand hält. Dahinter verbirgt sich ein kurzer Film des Wooburn Grange Country Clubs nach dem Feuer von 1991.

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