Forbidden Planet
Cover

28.8.2007 #421

von Guido Bibra

Titel Forbidden Planet
Studio MGM (1956)
Hersteller Warner Home Video (2006) EAN 7-321921-669125
DVD-Typ 2x9 (6,80 & 7,11 GB) Bitrate ø 6,12 max. 8,0
Laufzeit 94:24 Minuten Kapitel 16
Regionalcode 2 (Deutschland) Case Amaray I Doppel
Fernsehnorm PAL
Bildformat 2.39:1 16:9 ja
Tonspuren Dolby Digital 5.1 Surround 448 kbit/s Englisch 1.0 Mon 192 kbit/s Deutsch, Spanisch
Untertitel Englisch, Deutsch, Spanisch, Holländisch, Polnisch, Portugiesisch
Freigabe FSK 12
Extras

• Nicht verwendete Szenen
• MGM Parade - Ausschnitte aus zwei Episoden
• TV-Episode von 1958 "Robot Client" aus The Thin Man
• Trailershow
• Kompletter Spielfilm von 1957 "The Invisible Boy"
• Watch the Skies! Science-Fiction, die 1950er und wir
• Unglaublich!: Hintergründe zu "Alarm im Weltall"
• Robby, der Roboter: Erschaffung einer SciFi-Ikone

Der Film

Im letzten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts ist die Menschheit in Raketenschiffen auf dem Mond gelandet. Um 2200 hatten sie die anderen Planeten unseres Sonnensystems besucht. Beinahe gleichzeitig erfolgte die Entwicklung des Hyperantriebs, durch den erstmals Lichtgeschwindigkeit erreicht und später weit übertroffen wurde. Und so begann die Menschheit schließlich die Eroberung und Kolonialisierung des Weltalls. Der Vereinigte-Planeten-Kreuzer C-57D hat vor über einem Jahr die Erdbasis für einen Sondereinsatz zum Planetensystem des Hauptreihensterns Altair verlassen. (Forbidden Planet Intro, 1956)

 


Anfang der fünfziger Jahre gab es nur wenige wirklich anspruchsvolle Science-Fiction-Filme, die sich mit Leben und Reisen im Weltraum zu anderen Planeten beschäftigten. Große Ausnahmen waren lediglich Filme wie Destionation Moon oder The Day the Earth stood still, andere waren dagegen nur billig und schnell produzierte Horror-Schocker mit Weltraum-Thema, von denen Jack Arnolds It came from Outer Space noch einer der besten war. Science-Fiction, wie man sie heute von Star Wars, Star Trek und wie sie alle heißen kennt, gab es zu dieser Zeit jedoch noch nicht - bis mit Allen Adler und Irving Block zwei Autoren den Filmstudios eine ganz neue Idee schmackhaft machten wollten.

Where no movie had gone before...

Schon 1952 hatten Adler und Block ein Treatment mit dem Titel Fatal Planet geschrieben, das sie aber bei den meisten Hollywood-Studios nicht loswerden konnten, weil sie sich weigerten aus ihrer relativ anspruchsvollen Geschichte einen billigen, schnell produzierten Science-Fiction-Schocker zu machen. Lediglich Metro-Goldwyn-Mayer, in den fünfziger Jahren einer der größten Filmstudio-Giganten in den USA, hatte sich der SF-Welle noch nicht wirklich angeschlossen und war noch auf der Suche nach einer interessanten Idee, die sie in Allen Adlers und Irving Blocks Treatment gefunden hatten. MGM war aber nicht wie die anderen an einem schnellen, billigen Filmchen interessiert, sondern wollte aus Adlers und Blocks Idee einen hochkarätigen Film machen, der den anderen großen Produktionen des Studios um nichts nachstehen sollte.

Allen Adler und Irving Block hatten keine 08/15-Story im Sinn, sondern basierten ihre Geschichte lose auf William Shakespeares The Tempest, dessen Plot sie in den Weltraum velegten und die Charaktere zusammenfaßten und modernisierten. Die Ausarbeitung des eigentlichen Drehbuchs überließen sie aber wegen ihrer relativen Unerfahrenheit einem professionellen Drehbuch-Autoren, dem langjährigen MGM-Mitarbeiter Cyril Hume. Das Studio sorgte damit dafür, daß ein vernünftiges und anspruchsvolles Script entstand, um dem nun neu betitelten Forbidden Planet von der Konkurrenz deutlich abzuheben und nicht auf die gleiche Stufe mit den bis zu diesem Zeitpunkt üblichen Science-Fiction-Allerlei zu stellen.

Geschichten von fremden Planeten

Die Story brachte Elemente ins Spiel, die für die damaligen Kinozuschauer noch völlig neu waren. Bisher waren es immer die mehr oder weniger bösen Außerirdischen, die mit ihren fliegenden Untertassen die Erde besuchten und oft Angst und Schrecken verbreiteten, jetzt aber waren es Erdenbewohner selbst, die Expeditionen zu fremden Planeten unternehmen. Dieses ganz neue Konzept war damals eine große Sensation und führte auf lange Sicht zu einer unabsichtlichen Revolution im Science-Fiction-Genre, die weitreichende Auswirkungen auf die Filmgeschichte hatte.

Inszeniert wurde Forbidden Planet von Fred M. Wilcox, einem routinierten Regisseur, der bei MGM schon seit Ende der dreißiger Jahre tätig war, aber natürlich noch keine große Erfahrung mit dem Science-Fiction-Genre hatte und auch noch nie mit Cinemascope in Berührung gekommen war. Dadurch wirkt Wilcox' Regiearbeit etwas hölzern und bemüht, weil der Regisseur sowohl kameratechnisch als auch schauspielerisch keine großen Risiken eingehen wollte und den Film daher fast wie ein Theaterstück inszenierte. Ohne die sensationellen Special-Effects wäre dies zum größten Handicap des Films geworden, aber die faszinierende Optik und die dennoch ausdrucksstarken Schauspieler gehen Hand in Hand mit der nüchternen, trockenen Inszenierung und erzeugten so den besonderen Stil von Forbidden Planet.

Stars in den Sternen

Für die Besetzung verpflichtete MGM einige seiner der größten Stars - allen voran Walter Pidgeon, der schon eine zwanzigjährige Karriere im Studio hinter sich hatte. Pidgeon, ein großartiger Charakterdarsteller, spielt den mysteriösen Dr. Morbius als gutmütige Großvaterfigur mit dunkler Seite sehr ernsthaft und professionell und gibt dem Film den dringend notwendigen seriösen Unterton. Der Schauspieler macht aus seiner Rolle gekonnt einen überraschend realistischen Charakter, der auch sehr lächerlich hätte wirken können, denn die anspruchsvollen Dialoge des Drehbuchs hätten aus dem Mund eines unerfahrenen Darstellers auch unfreiwilig komisch klingen können.

Für die Rolle von Morbius' Tochter Altair suchten die Filmemacher eine betörende, unschuldige blonde Schönheit und hätten wahrscheinlich einige Jahre zuvor Marilyn Monroe engagiert, aber die Schauspielerin hatte sich inzwischen als größtes Sexsymbol der fünfziger Jahre etabliert und stand außerdem beim Konkurrenten 20th Century Fox unter Vertrag. Stattdessen wurde die Rolle an die 25-jährige Studio-Ungebundene Anne Francis vergeben, die schon seit über zehn Jahren jede Menge Erfahrung in Film und Fernsehen gemacht hatte und genau die richtige Ausstrahlung für die Rolle der jungen, naiven Blondine besaß. Genauso wie ihrem Kollegen Walter Pidgeon gelang es der Schauspielerin auch, der auf dem Papier sehr eindimensionale und flache Rolle eine Menge Leben einzuhauchen.

Der fesche Commander John J. Adams wurde von einem jungen Schauspieler namens Leslie Nielsen gespielt, der damals ausschließlich auf ernste Rollen abonniert war und sich erst dreißig Jahre später als Komiker etablierte. Nielsen war als fairer, intelligenter und draufgängerischer Kommandant der Prototyp des typischen Raumschiff-Kommandanten und hatte großen Einfluß auf das gesamte Science-Fiction-Genre. Durch Leslie Nielsens No-Nonsense-Darstellung gewinnt der Film einige Authenzität, die die einerseits sehr militärische, aber andererseits auch kameradschaftliche Kommandostruktur auf dem Raumschiff deutlich macht.

Den Wildwest-Charakter der Bellerophon-Besatzung wird durch die weiteren Nebenrollen noch deutlicher: es gibt einen Schiffsarzt - solide, aber unspektakulär von Warren Stevens gespielt - der gleichzeitig der beste Kumpel vom Captain ist, diverse andere Crewmitglieder und als humorvolle Ablenkung ist Earl Holliman als herumnörgelnder Koch mit texanischem Akzent zu sehen, der nur hinter echtem irdischen Feuerwasser her ist und eigentlich keine richtige Funktion in der Geschichtre hat.

Roboter, Raumschiffe und Monster

Der wirkliche Star von Forbidden Planet war aber unbestreitbar Robby, der Roboter. Konstruiert vom japanisch-amerikanischen Produktionsdesigner Robert Kinoshita und gebaut mit einem damals astronomischen Budget war Robby der ersten lebensgroße Roboter der Filmgeschichte, der mit detailreichen technischen Spielereien und natürlich den berühmten Robotergesetzen von Isaac Asimov aufwarten konnte - Roboter von anderen Produktionen wirkten dagegen nur wie Pappfiguren. Auch Robby wurde von einem Schauspieler, Frankie Darrom, aus dem inneren der Konstruktion bewegt, war aber meilenweit von einem simplen Kostüm entfernt.

Robby war hauptsächlich als technische Spielerei gedacht, wurde aber auch dazu genutzt ein wenig Witz in den Film hineinzubringen - der Roboter mit der markanten Stimme von Marvin Miller hat das Auftreten eines englischen Butlers, was natürlich diverse Gelegenheiten zu humoristischen Einlagen bot. Die hohen Konstruktionskosten des Roboters führten dazu, daß sein Auftritt in Forbidden Planet nicht der letzte sein sollte - schon ein Jahr später war Robby im schnell abgedrehten B-Movie The Invisible Boy zu sehen. Es war einer der unrühmlichsten Auftritte, aber im Laufe der Jahre wurde der Roboter sogar mehrfach nachgebaut und avancierte zu einem der größten nicht-menschlichen Science-Fiction-Stars der Filmgeschichte.

Auch in Sachen Special-Effects beschritt Forbidden Planet völlig neue Wege. Unter der Leitung von A. Arnold Gillespie, dem langjährigen Leiters der Effekt-Abteilung von MGM entstanden die beeindruckensten Trickaufnahmen der damaligen Zeit, die erst mehr als zehn Jahre später von Stanley Kubricks 2001: A Space Odyssey übertroffen werden sollten. Forbidden Planet hielt sich nicht mit langweiligen Einleitungen auf, sondern kam gleich zur Sache und beeindruckte den Zuschauer gleich zu Anfang mit atemberaubenden Special-Effects, die aus einer Mischung von traditionellen Animationen, Modellaufnahmen und Matte-Paintings bestanden. Dank des sehr großzügigen Budgets konnten die Trickaufnahmen sehr detailreich und realistisch gestaltet werden.

Vom Raumschiff, das noch in der traditionellen Form einer fliegenden Untertasse gestaltet wurde, gab es nicht nur kleine Modelle und Trickaufnahmen, sondern auch eine lebesgroße, zu drei Vierteln gebaute Kulisse für die "Außenaufnahmen", die komplett unter den Dächern der Culver City Studios gedreht wurden. Während die Kommandobrücke des Raumschiffs Bellerophon auch aufwendig in Lebensgröße aufgebaut wurde, waren die gigantischen Krell-Labore im Inneren des Planeten nur mit Hilfe von Matte-Paintings und Spezialeffekten möglich, die aber so gut mit den echten Aufnahmen der Schauspieler kombiniert werden konnten, daß sie absolut realistisch aussahen.

Obwohl Forbidden Planet eigentlich kein richtiger Horrorfilm sein sollte, brachte der Film doch ein waschechtes Monster mit, das aber die meiste Zeit auf äußerst spannende und gruselige Weise unsichtbar blieb. Einmal sollte das Monster sich jedoch manifestieren, aber die Filmemacher waren sich zuerst nicht sicher wie dies realisiert werden sollte. Schließlich holten sie sich Hilfe von der Konkurrenz - MGM konnte Disney überreden Joshua Meador, einen der besten Trickfilm-Animatoren des Studios auszuleihen, der das Problem auf eine relativ einfache Weise löste. Statt mit aufwendiger Cel-Animation zu arbeiten, fertigte er lediglich Bleistiftzeichnungen der einzelnen Trickfilmbilder an, die dann auf ein Negativ umkopiert und mit den Aufnahmen vom Set kombiniert wurden.

Zukunftsmusik

Ursprünglich war geplant, Forbidden Planet zuerst mit einer klassischen Filmmusik auszustatten, die von David Rose und Harry Partch komponiert werden sollte. Ende 1955, nur wenige Monate vor der Filmpremiere, hatte Rose schon eine Titelmusik komponiert, aber dann stieß MGM-Produzent Dore Schary durch Zufall auf das junge Ehepaar Louis und Bebe Barron, die seit Anfang der fünfziger Jahre mit elektronischer Klangerzeugung experimentierten und von Schary sofort angeheuert wurden um einige Soundeffekte für Forbidden Planet zu produzieren. Als die Barrons die ersten Klänge fertig hatten, waren die Filmemacher so von dem Ergebnis begeistert, daß sie die traditionelle Filmscore verwarfen und Louis und Bebe Barron beauftragten den gesamten Film zu vertonen.

Es war das erste Mal, daß elektronische Klänge in einer großen Filmproduktion verwendet wurden - der Synthesizer war zu diesem Zeitpunkt noch fast zehn Jahre in der Zukunft, so etwas wie in Forbidden Planet hatte man noch nie zuvor gehört. Louis und Bebe Baron erzeugten ihre "Filmmusik" - die nur Musik im allerweitesten Sinn war - mit Hilfe von komplexen elektronischen Schaltungen, die sie nach Gleichungen eines Mathematikers zusammenbauten und alle Klangexperimente auf Magnettonband festhielten, weil sich einzelne Sequenzen nur selten reproduzieren ließen.

Aus den vielen aufgezeichneten Klängen wurde schließlich die Soundtrack des Films zusammengeschnitten. Louis und Bebe Baron komponierten zwar nicht nach Noten, setzten ihre elektronischen Schaltungen aber dennoch wie Instrumente ein und stimmten ihre detailliert durchchoreographierten Klangwelten haargenau auf die Handlung des Films ab. Dennoch bekamen sie keine Nennung im Vorspann als Filmmusiker, denn Louis und Bebe Baron waren keine Mitglieder in der Filmkomponisten-Gewerkschaft, die sie auch gar nicht als Musiker anerkannte. Um sie nicht ganz außen vor zu lassen, wurden sie im Vorspann als "Electronic Tonalities by" genannt.

Ein unfertiges Meisterwerk

Bei den Testvorführungen erwies sich Forbidden Planet als so großer Erfolg, daß MGM auf eine weitere Bearbeitung des Films verzichtete und die eigentlich noch nicht ganz fertige Schnittfassung in die Kinos kam. Das führte zu einer nicht ganz ausgewogenen Dramaturgie und einem stark auffallendem Jumpcut, was aber dem langfristigen Erfolg des Films keineswegs schadete. Unmittelbar erwies sich Forbidden Planet jedoch nicht als wirklich großer Kassenschlager, denn 1956 war das Kinopublikum von zu vielen schlechten Science-Fiction-Filmen enttäuscht worden und alleine die harte Fanbasis war nicht genug, um die damals enormen Produktionskosten wieder einzuspielen.

Mit der Entwicklung des Science-Fiction-Genres in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre fand Forbidden Planet jedoch wieder ein völlig neues Publikum und entwickelte sich langsam, aber sicher zu dem Genre-Klassiker, mit dem alles angefangen hatte. Ohne diesen Film hätte es kein Star Trek, kein Star Wars und unzählige andere Science-Fiction-Filme - und Serien gegeben, besonders Star Trek-Schöpfer Gene Roddenberry wurde so stark von Forbidden Planet beeinflußt, daß der Film heute fast wie eine erste Proto-Episode seiner Serie wirkt. Oft wird Forbidden Planet heute mit den vielen Science-Fiction-B-Movies unfairerweise in einen Topf geworfen, obwohl es sich einfach nur um einen außergewöhnlich gut gelungenen Science-Fiction-Film handelt, der auch fünfzig Jahre nach seiner Premiere erstaunlich wenig gealtert ist.

Die DVD

Bereits 1998 wurde Forbidden Planet in den USA als DVD veröffentlicht und hatte damals schon eine den Umständen entsprechend solide Qualität - aber eine Special-Edition ließ bis zum 50. Geburtstag des Films auf sich warten. Dafür hat sich Warner aber auch jede Menge Mühe gegeben Forbidden Planet so gut wie nur möglich aussehen zu lassen und eine beeindruckende Sammlung von Extras zusammengestellt, die ausführlich die Entstehung des Films dokumentiert und einige faszinierende Überraschungen enthält.

Die neue Forbidden Planet-DVD wurde weltweit in zwei verschiedenen Ausgaben veröffentlicht: in einer schlichten 2-Disc Special Edition und in der Ultimate Collector's Edition, die die beiden DVDs der Special Edition, einiges an historischem Printmaterial und eine kleine Replika von Robby, dem Roboter in einer schicken Metalldose enthält. Obwohl die inzwischen schon lange nicht mehr neu erhältliche Ultimate Collector's Edition durchaus verlockend war, habe ich nur zur einfachen Special-Edition gegriffen und noch gewartet bis die mit der US-DVD praktisch inhaltsgleiche deutsche DVD preiswerter wurde. Auch wenn diese Version lediglich in einem normalen Keepcase ohne Booklet oder andere Beilagen erschienen ist, kann diese DVD inhaltlich und technisch trotzdem voll und ganz überzeugen.

CoverCover

Bild

Zum 50. Jubiläum von Forbidden Planet hat Warner eine dringend notwendige Restauration durchgeführt, die nicht nur für einen fünfzig Jahre alten Film hervorragend aussieht und das beste aus dem komplizierten Quellmaterial macht. Wie oft fälschlicherweise behauptet wurde Forbidden Planet zwar in Cinemascope gedreht, hatte aber nicht mehr das frühe breite 2.55:1-Bildformat, sondern das spätere 2.35:1, das auf dieser DVD innerhalb der normalen Toleranzgrenzen bei Scope-Filmen in 2.40:1 zu sehen ist.

Die Filmvorlage sieht bemerkenswert gut aus und wurde sehr gründlich, aber nicht völlig gereinigt. Gelegentlich sind noch eine handvoll kleine punktuelle Verschmutzungen sichtbar, die sich aber in Grenzen halten und vor allen Dingen überhaupt nicht störend wirken. Auch die Filmkörnigkeit wurde nicht agressiv entfernt, sondern ist noch in einem ganz normalen Umfang sichtbar, so daß dieser Transfer nicht wie ein glattgebügeltes digitales Etwas, sondern wie ein richtig organischer und lebendiger Film wirkt - und deswegen auch einen leicht rauhen, aber nicht unsauberen oder dreckigen Eindruck macht.

Auch die Schärfe ist für einen Cinemascope-Film aus dieser Zeit auf einem erstaunlich guten Niveau. Zwar sieht das Bild auf den ersten Blick ein klein wenig weich aus, weil auf jegliche zusätzliche Aufschärfung verzichtet wurde - der großen Detailreichheit des Transfers hat das aber nicht geschadet. Ganz im Gegenteil hat die Abwesenheit von starken Schärfefiltern dazu geführt, daß das Bild sehr natürlich aussieht und die vielen Details nicht durch eine elektronische Verschlimmbesserung verunstaltet werden.

Bemerkenswert gut rekonstruiert wurden die Farben, die in den früheren Transfern des Films durch das für frühes Verblassen besonders berüchtigte Eastmancolor-Verfahren nie besonders gut aussahen und oft einen deutlichen Grün- und Gelbstich hatten. Davon ist in dieser neuen Abtastung so gut wie gar nichts mehr zu sehen, obwohl die ursprünglichen Eastmancolor-Farben durch das verblaßte Filmmaterial immer noch nicht hundertprozentig erreicht werden konnten. Trotzdem ist das typische leicht pastellartige Farbtiming deutlich sichtbar, nur ganz minimale Farbschwankungen, die hauptsächlich in den Farben der Uniformen zeigen, machen sich überhaupt bemerkbar.

Das größte Problem der frühen Eastmancolor-Filme, die deutlich sichtbaren Überblendungen, machen sich auch in der restaurierten Version noch etwas bemerkbar, weil die "Opticals" nicht neu zusammenkopiert werden konnten und immer mindestens eine Kopiegeneration mehr auf dem Buckel haben als der restliche Film. Bei der neuen Restauration wurde dieser typische Nebeneffekt aber so weit wie möglich reduziert und ist nur noch in wenigen Szenen deutlich sichtbar.

Dank Warners Restaurations-Bemühungen sieht Forbidden Planet nun wieder fast genauso gut wie vor fünfzig Jahren aus - etwas, was nur wenigen Filmen aus dieser Zeit mit schwierigem Quellmaterial überhaupt vergönnt ist. Minimale Probleme, wie das nicht ganz perfekte Farbtiming und die wenigen verbliebenen Fussel und Kratzer, fallen so gut wie gar nicht negativ auf und werden durch die ansonsten absolut brilliante Bildqualität wieder wettgemacht. Das Authoring der deutschen PAL-DVD ist solide, allerdings hätte die Bitrate ein bißchen höher sein und damit die leichten Kompressionsartefakte vermieden werden können.

Ton

Darüber ob Forbidden Planet in den fünfziger Jahren mit 4-Spur-Magnetton oder nur mit einer optischen Mono-Tonspur ausgestattet war, streiten sich heute Filmfans und Experten - Tatsache ist aber, daß ein diskretes 3- oder 4-Track-Master existiert und dies auch schon für die 2.0-Stereo-Tonspur der alten DVD eingesetzt wurde. Für die 50th Anniversary Edition hat Warner das englische Magnetton-Master in eine 5.1-Tonspur umgesetzt, ohne dabei große Experimente gemacht zu haben.

Die englische Tonspur ist zwar auf dem Papier mit 5.1 Kanälen ausgestattet, tatsächlich handelt es sich aber mehr um einen Mix mit der typischen 50er-Jahre-Konfiguration von drei vorderen Kanälen und einem Surroundkanal. Obwohl Forbidden Planet ein waschechter Science-Fiction-Film ist, darf man hier kein Surroundspektakel wie bei einem modernen Film erwarten, aber trotzdem hat diese Tonspur einen für die damalige Zeit bemerkenswerten, wenn auch sehr eingeschränkten Raumklang zu bieten.

Überraschend ist die hohe Direktionalität der Dialoge, die den Schauspielern über das breite Cinemascope-Bild folgen und so die traditionelle Art der Dialogabmischung authentisch wiedergibt, ohne daß die Stimmen dabei wild umherspringen. Die Geräuschkulisse, die zum größten Teil natürlich aus den "Electronic Tonalities" von Louis und Bebe Barron besteht und praktisch auch die Funktion der Musik übernimmt, beschränkt sich manchmal nur auf den mittleren Lautsprecher, breitet sich aber auch oft auf alle Kanäle aus und hat sogar den einen oder anderen punktuellen Surroundeffekt zu bieten.

Der Klang der Tonspur ist sehr sauber und unverzerrt, lediglich ein leichtes Grundrauschen ist durchweg zu hören, das sich aber mit der hintergründigen Geräuschkulisse vermischt und nicht störend auffällt. Frequenzgang und Dynamik sind natürlich altersbedingt eingeschränkt, aber trotzdem nicht auffällig schlecht - besonders die manchmal etwas schrille elektronische Filmmusik klingt auf dieser Tonspur nicht so kratzig und unangenehm wie in früheren Abmischungen. Auch die Dialoge haben eine ungewöhnt gute Qualität und hören sich überhaupt nicht so blechern und dünn an, wie man sonst bei Filmen dieses Alters gewohnt ist.

Leider hören sich die deutschen und spanischen Mono-Tonspuren nicht so gut wie die englische Originalfassung an. Die deutsche Fassung kann sich in Sachen Frequenzgang und Dynamik noch halbwegs gut behaupten, allerdings sind die Dialoge sehr dünn, etwas verzerrt und neigen bei S-Lauten zu deutlichem Zischen, was ganz typisch für eine kaum bearbeitete Lichttonspur ist - die spanische Tonspur klingt sogar noch ein bißchen schlechter.

Bonusmaterial

Warner hat sich mit der Special-Edition von Forbidden Planet eine Menge Mühe gegeben und viel faszinierendes und seltenes Material aus den Archiven hervorgeholt, das teilweise noch nie zuvor zu sehen war. Die Abwesenheit eines Audiokommentars ist auf den ersten Blick zwar enttäuschend, wird aber durch das hervorragende Bonusmaterial wieder wett gemacht. Die Menüs bestehen aus einfachen Standbildern, die aber ausgezeichnet gestaltet wurden und zur Fünfziger-Jahre-Atmosphäre des Films passen.

Disc 1 enthält den Hauptfilm und den ersten Teil des Bonusmaterials.

Die Deleted Scenes (13:13) stammen von einem Workprint, der nur noch als sehr schwammiger Videotransfer in nicht-anamorphem 2.40:1 existiert, aber dadurch die acht Szenen nicht weniger interessant macht. Einige sind komplett aus dem fertigen Film entfernt worden, andere längere Versionen von bekannten Szenen - hier wird auch der berühmte Jumpcut im Schluß des Films aufgeklärt. Alle Szenen werden durch ausführliche, informative Texttafeln eingeleitet.

Lost Footage (9:21) enthält acht Test-Sequenzen von den Special-Effects des Films, die hier in anamorphem 1.78:1 vorliegen und ein klein wenig besser als die Deleted Scenes aussehen, aber immer noch sehr verkratzt und unscharf sind. Leider scheint dieses Material nicht im Originalformat vorzuliegen, sondern wurde an den Seiten beschnitten - vielleicht gab es aber auch nur noch eine "flat" umkopierte Version. Die ebenfalls von Texttafeln begleiteten Szenen sind durchaus interessant, aber wirklich unbekanntes Material ist hier nicht zu sehen.

MGM Parade Excerpt from Episode 27 (2:16) und Episode 28 (3:58) sind kurze Ausschnitte aus MGMs Fernsehsendung, die oft als Promotion-Plattform für die Kinofilme des Studios verwendet wurde - in diesen beiden kurzen Szenen preist Walter Pidgeon zusammen mit Robby Forbidden Planet an.

The Thin Man: Robot Client (25:34) ist eine komplette Episode der Krimiserie von 1958, in der Robby, der Roboter einen seiner vielen Auftritte hat. Die Bildqualität der Folge ist dank einer neuen Abtastung nicht schlecht, aber die Filmvorlage wurde nicht sehr aufwendig gereinigt und ist daher mit ein paar Fusseln verschmutzt, ist aber sonst nicht weiter beschädigt.

Trailers beherbergt eine ganze Menge thematisch ausgesuchter Kinotrailer, auch der des Hauptfilms wurde nicht vergessen: A Super Hero Like No Other - Superman (1:31), The Beast from 20,000 Fathoms (2:25), Them! (3:08), Forbidden Planet (3:40), The Invisible Boy (2:30), und The Time Machine (2:23) sind hier in überraschend guter Qualität zu sehen.

Disc 2 enthält einen kompletten weiteren Film und die drei Dokumentationen der DVD.

The Invisible Boy (85:41) ist der Semi-Nachfolger von Forbidden Planet aus dem Jahr 1958, der aber so unglaublich schlecht ist, daß eine einzelne DVD-Veröffentlichung unmöglich gewesen wäre und hier nur der Vollständigkeit dabei ist. Gedreht wurde The Invisible Boy, dessen einzige Verbindung zu Forbidden Planet natürlich Robby ist, eigentlich nur um die enormen Herstellungskosten des Roboters wieder einzuholen. Immerhin ist der Film hier in einem überraschend guten anamorphen Transfer in 1.78:1 zu sehen, der nur gelegentlich von ein paar Kratzern und Fusseln geplagt wird, da Warner verständlicherweise kein aufwendiges digitales Cleanup gemacht hat - das Bild ist aber besser, als man von so einem Kuriosum erwarten würde. Die hiesige DVD hat keine deutsche Tonspur - entweder lief der Film nie in Deutschland oder Warner hat hier auch gespart -, aber zumindest deutsche Untertitel und wurde nicht wie die restlichen Extras normgewandelt, sondern ist in progressiven 25 Bildern pro Sekunde zu sehen.

Watch the Skies! Science Fiction, The 1950s and Us (55:31) ist eine 2005 für Turner Classic Movies produzierte Dokumentation von Filmhistoriker Richard Schickel, die einen ausführlichen Überblick über die Science-Fiction-Welle der fünfziger Jahre gibt, aber auf tiefgreifende Analysen verzichtet. Mit George Lucas, Steven Spielberg, Ridley Scott und James Cameron kommen vier der größten SF-Filmemacher der Gegenwart zu Wort, die eine Menge über die klassischen Science-Fiction-Filme erzählen. Ergänzt werden ihre ausführlichen Interviews mit einer großen Menge interessanter Filmclips und einem überraschend nüchternen Voiceover von niemand anderem als Mark "Luke Skywalker" Hamill. Auch wenn es nicht die tiefgreifenste Dokumentation aller Zeiten ist, macht sie den wichtigsten Faktor des Genres - dem Spaß an den Filmen ansich - klar deutlich und ist für das Bonusmaterial dieser DVD wie geschaffen.

Amazing! Explore the Far Reaches of Forbidden Planet (26:34) wurde für die Special-Edition von Forbidden Planet neu produziert und beschäftigt sich in einer knappen halben Stunde sehr ausführlich mit dem Film. Zu Wort kommen in neuen Interviews Schauspieler Anne Francis, Earl Holliman, Warren Stevens, Richard Anderson, Leslie Lielsen und Komponistin Bebe Barron und Roboter-Designer Robert Kinoshita, die von ihren Erfahrungen bei den Dreharbeiten von Forbidden Planet aus erster Hand berichten. Filmemacher John Landis, William Malone, Joe Dante und Joe Carpenter, die Special-Effects-Experten John Dykstra, Phil Tippet und Dennis Muren, die Autoren Alan Dean Foster und Bill Warren, Filmhistoriker Bob Burns und Rudy Behmler und Sound-Designer Ben Burtt erzählen außerdem ausführlich über die Entstehung des Films und über die weitreichenden Auswirkungen auf die Filmgeschichte.

Robby the Robot: Engineering an Science-Fiction Icon
(13:45) wirft einen Blick auf den elektronischen Star des Films. Robbys Designer Robert Kinoshita, Sammler und Regisseur William Malone, der Besitzer des originalen Roboters und Fred „The Robot Man“ Barton, der lebensgroße Robby-Nachbauten konstruiert, erzählen ausführlich über die Entstehung und die Karriere des berühmtesten Roboters der Filmgeschichte.

Cover

Cover

Cover

Cover

Cover

Cover

Cover

Cover

GOWEBCounter by INLINE GOWEBCounter by INLINE