Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull
Cover

2.11.2008 #441

von Guido Bibra

Titel Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull
Studio Lucasfilm / Paramount (2008)
Hersteller Paramount Home Entertainment (2008) EAN 0-97361-39024-6
DVD-Typ 2x9 (7,33 & 7,23 GB) Bitrate ø 6,28 max. 9,0
Laufzeit 122:24 Minuten Kapitel 16
Regionalcode 1 (USA/Kanada) Case Amaray I Doppel
Fernsehnorm NTSC
Bildformat 2.35:1 16:9 ja
Tonspuren Dolby Digital 5.1 Surround 448 kbit/s Englisch, Französisch, Spanisch
Untertitel Englisch, Französisch, Spanisch
Freigabe MPAA PG
Extras • The Return of a Legend
• Pre-Production
• Production Diary: Making Kingdom of the Crystal Skull
• Pre-Visualization Sequences
• Galleries
• Trailers

Der Film

Es ist 1957 und Indiana Jones ist wieder in Schwierigkeiten - gekidnappt vom russischen Militär wurde er in die Wüste von Nevada verschleppt, wo er auf einer abgelegenen Militärbasis gezwungen wird, eine Kiste mit mysteriösem Inhalt zu finden. Indy bleibt keine andere Möglichkeit als mit der eiskalten Irina Spalko, der Anführerin der Soldaten, zu kooperieren - besonders nachdem sich sein alter Freund Mac als Überläufer herausstellt hat. Es gelingt dem abenteuerlustigen Professor zu fliehen, aber das FBI ist von seinen Verbindungen zu einem Verräter überhaupt nicht begeistert und setzt ihn so stark unter Druck, daß er seinen Lehrstuhl verliert. Als Indy schon seine Koffer gepackt hat, begegnet er einem jungen Halbstarken namens Mutt, der ihn um seine Hilfe bittet. Er hat einen Brief seiner Mutter erhalten, die zusammen mit Harold Oxley, einem lange vergessenen Studienkollegen von Indy, auf der Suche nach einem geheimnisvollen Kristallschädel war und nun gekidnappt wurde. Mutt und Indy können sich noch keinen Reim auf die Situation machen, als sie auch schon von russischen Agenten gejagt werden...

 


Als Harrison Ford zusammen mit Sean Connery und Denholm Elliot 1989 zum Ende von The Last Crusade in den Sonnenuntergang ritt, sollte es das letzte Leinwand-Abenteuer von Indiana Jones sein. George Lucas und Steven Spielberg waren die Ideen ausgegangen und mit ihrem letzten gemeinsamen Film so zufrieden, daß sie keinen Grund mehr hatten, weiterzumachen. Völlig von der Bildfläche verschwunden war Indy aber deswegen noch lange nicht, denn der George Lucas hatte sich in den Jahren nach dem letzten Kinofilm auf die Inszenierung der Jugend seines Helden in der neuen Fernsehserie Young Indiana Jones konzentriert. Obwohl Indy nun von den zwei jüngeren Schauspielern Sean Patrick Flanery und Corey Carrier gespielt wurde, hatte auch Harrison Ford in einer Episode einen kurzen Gastauftritt.

Ein alter Hut?

Dieses Mini-Comeback brachte George Lucas auf die Idee, eine neue Geschichte in den fünfziger anastatt den dreißiger Jahren anzusiedeln und einen etwas älteren Indiana Jones ins Spiel zu bringen, damit das tatsächliche Alter des Schauspielers berücksichtigt werden konnte. Die unterliegende Idee sollte genauso wie die alten Serials, auf denen die früheren drei Filme basierten, auf einem der populärsten Genres der Periode basieren: Science Fiction. Das unverzichtbare MacGuffin, der eigentliche Anlaß der Story, sollten nach George Lucas' Willen diesmal Außerirdische sein, wovon Harrison Ford und Steven Spielberg jedoch überhaupt nicht begeistert waren.

Der Schauspieler hatte schon lange mit seiner Star Wars-Vergangenheit abgeschlossen und auch der Regisseur hatte sich mit Close Encounters of the Third Kind schon genug in diesem Genre ausgetobt, aber George Lucas ließ sich davon nicht abhalten. 1994 ließ der Filmemacher nach einem eigenen Treatment von Jeb Stuart eine Drehbuch schreiben, das nicht die Nazis, sondern die Russen als Gegenspieler verwendete, die auf der Suche nach außerirdischen Artefakten mit psychischen Kräften waren. Jeb Stuarts Versuch erwies sich aber als so enttäuschend und uncharakteristisch, daß sich George Lucas als nächstes an Jeffrey Boam wandte, der schon The Last Crusade geschrieben hatte und nun die nächsten Drehbuch-Versionen in Angriff nahm.

1996 kam das Projekt aber zu einem jähen Stillstand, als Roland Emmerichs Alien-Spektakel Independence Day in die Kinos kam und Steven Spielberg der Idee von Indy und den Außerirdischen entgültig eine Abfuhr erteilte. Daraufhin beschloß Lucas sich erst einmal seinen Star Wars-Prequels zu widmen, womit die Zukunft von Indiana Jones für lange Zeit wieder völlig ungewiß war. Nachdem auch die Fernsehserie nach vier Jahren abgesetzt worden war, gab es erstmals seit dem letzten Kinofilm keine neuen Indiana Jones-Abenteuer mehr - es entstand eine Lücke, die sich über mehr als ein Jahrzehnt erstrecken sollte.

Play it again, George

In den folgenden Jahren wurde es um den abenteuerlustigen Professor sehr still, denn George Lucas konzentrierte sich ganz auf seine neuen Star Wars-Filme und Steven Spielberg hatte sich von Blockbuster-Actionfilmen fast verabschiedet und sich hauptsächlich anspruchsvolleren Produktionen wie Schindler's List, Amistad und Saving Private Ryan gewidmet. An Indiana Jones hatte lange Zeit nicht mehr gedacht, aber die Fangemeinde wurde immer unruhiger und als sogar Steven Spielbergs Sohn begann, nach einem neuen Indy-Abenteuer zu fragen, wurde den Filmemachern langsam, aber sicher klar, daß ein neuer Indiana Jones-Film vielleicht doch keine schlechte Idee wäre.

Der Stein wurde aber erst wieder ins Rollen gebracht, als sich Steven Spielberg, George Lucas, Harrison Ford und die Produzenten Kathleen Kennedy und Frank Marshall 2000 bei einer Ehrung des Schauspielers vom American Film Institute das erste Mal seit Jahren alle gemeinsam wiedertrafen. Sie entschieden sich, Indiana Jones wieder auferstehen zu lassen - hauptsächlich als Geschenk für die Fans, aber auch um noch einmal selbst das große Abenteuer zu können, einen solchen Film zu drehen. Besonders Steven Spielberg hatte in letzter Zeit sehr viel düsteren und ernsten Stoff inszeniert und wollte sich nun ein Projekt gönnen, dessen Produktion mehr Spaß versprach.

Ein neuer Anfang

Zuerst mußte George Lucas aber Steven Spielberg von seiner Idee überzeugen, Außerirdische als Anlaß für die neue Geschichte zu verwenden. Dies gelang dem Filmemacher, indem er als Basis ein völlig anderes Konzept fand, das die archäologischen Aspekte in den Vordergrund stellte. Statt kleinen grünen Männchen sollte es um mysteriöse, übernatürliche Kristallschädel gehen, die genauso wie die Bundeslade in Raiders of the Lost Ark und der heilige Gral in The Last Crusade lose an die Wirklichkeit angelehnt waren. Außerdem versprach George Lucas dem Regisseur, die Außerirdischen zu interdimensionalen Wesen zu machen und den Science-Fiction-Aspekt zugunsten einem Indiana Jones-typischen Plot so weit wie möglich zu reduzieren.

Der Tod von Jeffrey Boam, der im Januar 2000 tragischerweise im Alter von nur 53 Jahren an einer seltenen Herzkrankheit verstorben war, stellte die Filmemacher vor das große Problem, einen neuen Drehbuchautor finden zu müssen. Zuerst wurde M. Night Shyamalan engagiert, der jedoch die Arbeit mit George Lucas und Steven Spielberg zu schwierig fand und sich nicht zutraute, einen würdigen Nachfolger für die drei vorherigen Filme zu schreiben. Nachdem auch einige andere Autoren die schwierige Aufgabe abgelehnt hatten, wandten sich die Filmemacher an Frank Darabont, der schon für einige Young Indiana Jones-Drehbücher verantwortlich war und auch mit Steven Spielberg schon zusammengearbeitet hatte.

Frank Darabont stellte ein neues Drehbuch mit dem Titel Indiana Jones and the City of the Gods fertig, das eine völlig neue Geschichte verwendete und nicht nur Indys alte Flamme Marion Ravenwood, sondern auch seinen Vater in den Plot einband. Steven Spielberg war von diesem Ansatz begeistert, aber George Lucas konnte sich noch gar nicht damit anfreunden und drohte damit, das Script alleine zu schreiben. Angesichts der holperigen Drehbücher seiner Star Wars-Filme wollte Steven Spielberg dies aber nach Möglichkeit verhindern und stellte ihm Jeff Nathanson an die Seite, mit dem George Lucas 2004 den Plot von Darabonts Drehbuch überarbeitete.

Bis Ende 2006 Jahres hatte Nathanson mit dem Material der Filmemacher eine Drehbuchversion mit dem nicht ganz ernstgemeinten Arbeitstitel The Atomic Ants fertiggestellt, die erstmals allen Beteiligten einigermaßen gut gefiel. Steven Spielberg holte aber trotzdem noch einen weiteren Autoren ins Team, um dem Drehbuch den allerletzten Schliff zu geben: seinen "Closer" David Koepp, der seit Jurassic Park schon öfter mit ihm zusammengearbeitet hatte und nun die schwierige Aufgabe hatte, das Script fit für die Dreharbeiten zu machen.

Same Old, Same Old?

David Koepps fertiges Drehbuch bestand aus einer Mischung von Jeff Nathansons und Frank Darabonts vorherigen Fassungen, zu der noch einzelne Elemente und Charaktere hinzugefügt wurden. Die Handlung wurde in das Jahr 1957 gelegt, aber die besondere Atmosphäre der Vorgänger, insbesonders Raiders of the Lost Ark, konnte trotzdem noch einmal zum Leben erweckt werden. Archäologie wurde als einer der zentralen Punkte der Handlung nicht vernachlässigt und die Science-Fiction-Elemente wurden so weit wie möglich heruntergeschraubt, aber auf Drängen von George Lucas nicht ganz weggelassen - der Filmemacher bestand nach wie vor auf buchstäblichen kleinen grünen Männchen und einem entsprechenden Finale.

Schwächen zeigt das Drehbuch dann auch besonders am Ende des Films, das den Eindruck macht von George Lucas in letzter Minute umgeschrieben worden zu sein und nicht wirklich zu der ansonsten ganz soliden Handlung paßt. Auch die Entwicklung der Nebencharaktere ist bei weitem nicht so ausgefeilt wie bei den früheren Filmen, was leider besonders die Schauspieler zu spüren bekommen, deren Talente dadurch nicht voll in Anspruch genommen wurden. Es scheint sich wohl um einen klassischen Fall von zuvielen Drehbuch-Autoren auf einmal zu handeln, denn Frank Darabonts frühere Version von 2003 hielt die Balance zwischen den Haupt- und Nebenrollen noch viel besser als in Jeff Nathansons und David Koepps Fassungen.

Trotzdem gelang es Drehbuchautoren, sich eng an Raiders of the Lost Ark und The Last Crusade zu orientieren und die Fehler von The Temple of Doom zu vermeiden. Es wurde kein seelenloses Action-Spektakel, sondern ein fast altmodisches Abenteuer, das den Schwerpunkt auf die Handlung und die Charaktere legt und mit überdurchschnittlich viel Dialog ausgestattet wurde. Die Geschichte glänzte zwar nicht wirklich mit Originalität, aber Steven Spielberg und George Lucas hatten nie die Absicht das Rad neu zu erfinden, sondern wollten lediglich eine neue Variation eines Themas auf die Leinwand bringen. Nach langer Suche bekam das Drehbuch schließlich den etwas ungeschickten Titel Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull, der fast genauso gut für einen billigen Science-Fiction-Kracher aus den fünfziger Jahren gepaßt hätte, aber vielleicht genau deswegen gar keine schlechte Wahl ist.

Nobody does it better

Ohne Harrison Ford hätte es keinen neuen Indiana Jones-Film mehr gegeben, darüber waren sich George Lucas und Steven Spielberg einig. Es wäre unmöglich gewesen, die Rolle einfach an einen anderen Schauspieler zu übergeben, und so hing die Zukunft des Charakters von seinem Darsteller ab, der zwar nicht jünger geworden war, aber mit Mitte Sechzig noch lange nicht zum alten Eisen gehörte. Mit der Verlegung der Handlung in die fünfziger Jahre hatten die Filmemacher eine gute Entschuldigung, einen um zwanzig Jahre gealterten Indiana Jones zu präsentieren. Es war ein Risiko, daß George Lucas und Steven Spielberg nur eingingen, weil sie fest davon überzeugt waren, daß Harrison Ford immer noch in der Lage war seine Rolle überzeugend zu spielen.

Allerdings waren sogar die hartnäckigsten Fans skeptisch und konnten sich nicht vorstellen, daß der Schauspieler seine Rolle noch einmal genauso wie vor fast zwanzig Jahren meistern könnte. Die ersten Promotion-Bilder vom Set und der erste Trailer ließen aber die durchaus begründeten Zweifel schnell verfliegen, denn Harrison Ford war zwar sichtlich ergraut und Besitzer vieler neuer Falten, aber trotzdem immer noch ganz der Alte. Der Schauspieler hielt sich weitaus besser als zum Beispiel sein Kollege Roger Moore in dessen letzten James Bond-Filmen und konnte erfolgreich verhindern, zu einer Witzfigur zu werden. Harrison Ford gelang dies hauptsächlich, weil er untrennbar mit seiner Rolle verbunden war und sich mit seinem Charakter so gut auskannte, wie niemand anders.

Das doppelte Comeback

Es war Drehbuchautor Frank Darabont, der in seiner Version der Geschichte einen Schritt tat, dem George Lucas und Steven Spielberg in den vorherigen beiden Filmen immer aus dem Weg gegangen waren: Marion Ravenwood, Indys alte Freundin aus Raiders of the Lost Ark, wurde wieder ins Indiana Jones-Universum zurückgeholt und damit ein zweifaches Comeback möglich gemacht. Diese vernünftige Entscheidung brachte einen vertrauten Charakter mit ins Spiel, der einen sofortigen Blick in die Vergangenheit des Helden gibt und dem Drehbuch jede Menge Möglichkeiten für humorvolle Einlagen bietet, die zwar ausführlich genutzt werden, aber auch nicht zu aufdringlich sind.

Andere Filmemacher hätten die Rolle vielleicht umbesetzt, aber George Lucas und Steven Spielberg wandten sich einfach wieder an Karen Allen, die nie damit gerechnet hätte noch einmal in der gleichen Rolle aufzutreten, die sie vor über fünfundzwanzig Jahren das letzte Mal gespielt hatte. Trotz der langen Zeit konnte die besondere Chemie zwischen ihr und Harrison Ford aber sofort wieder zum Leben erweckt werden - Karen Allen ist es genauso wie ihrem Kollegen gelungen, problemlos wieder in ihre Rolle zurückzufinden. Die beiden Schauspieler haben sichtlichen Spaß an ihren gemeinsamen Szenen und entwickeln eine wundervolle Dynamik, durch die man den Eindruck bekommt, als wäre zwischen Raiders of the Lost Ark und The Kingdom of the Crystal Skull überhaupt keine Zeit vergangen.

Ein Nachwuchs-Abenteurer

Während die Rückkehr von Marion eine überraschende, aber von den Fans lang ersehnte Idee der Filmemacher war, kann man die Einführung eines jugendlichen Sidekicks für Indy nur als wagemutiges Experiment bezeichnen - das aber trotz allen Befürchtungen erstaunlich gut gelungen ist. Der motorradfahrende Greaser Mutt wurde als starker Kontrast zur Hauptrolle konzipiert und entspricht deshalb so überhaupt nicht dem Image eines jungen Indiana Jones, sondern war mehr an einen jungen James Dean angelehnt: ein Halbstarker mit öliger Frisur, Lederjacke und Springmesser, der jedoch nur äußerlich unsympathisch erscheint.

Steven Spielberg und George Lucas hatten von Anfang an nur einen Einzigen für diese Rolle vorgesehen: den Nachwuchsschauspieler Shia LaBeouf, der seine Karriere als Kinderstar in der Disney-Sitcom Even Stevens begonnen hatte, sich aber in den letzten Jahren auch in größeren Kinorollen profilieren konnte. Der Regisseur hatte ihn als ausführender Produzent von Transformers schon für die Hauptrolle in Michael Bays Comic-Adaption ausgewählt und war von seinem Auftritt so begeistert, daß er ihn auch für The Kingdom of the Crystal Skull ohne einen langwierigen Casting-Prozess engagiert hattte.

Shia LaBeuof erwies sich als genau der Richtige für eine schwierige Rolle, die ohne ein gewisses Fingerspitzengefühl schnell in Lächerlichkeit hätte abdriften können. Der Schauspieler tritt sehr souverän und selbstsicher auf und macht erst gar keinen Versuch Indiana Jones zu kopieren, sondern gibt seinem Charakter einen ganz eigenen rauhen Charme. Damit kann er Harrison Ford zwar nicht wirklich das Wasser reichen, aber zwischen den beiden Schauspielern herrscht eine friedliche Koexistenz, die ihre vielen gemeinsamen Szenen erstaunlich locker und natürlich wirken läßt.

Die Freunde des Dr. Jones


Einer der schwächeren Charaktere der Geschichte ist Indys Buddy George "Mac" McHale, der offenbar ein Ersatz für Sallah, den schelmischen Sidekick aus Raiders of the Lost Ark und The Last Crusade sein soll, aber längst nicht an ihn heranreichen kann. Die Idee, Indys besten Freund und Feind miteinander zu vereinen, ist nicht besonders gut gelungen. Zwar fanden die Filmemacher mit dem britischen Schauspieler Ray Winstone eine gelungene Besetzung für die Rolle, aber das Drehbuch gibt dem im Prinzip überflüssigen Charakter nicht besonders viel zu tun. Mac bleibt eine Randfigur und kann trotz der kräftigen Bemühungen des Schauspielers keinen großen Eindruck hinterlassen, weil ihm der Plot außer in ein paar kleinen Momenten leider keine Gelegenheit dazu gibt.

Eine andere Nebenrolle ist von den Script-Defiziten nicht so stark betroffen, weil sie noch aus der Feder von Frank Darabont stammt und von Jeff Nathanson und David Koepp nur geringfügig angepaßt wurde: Harold "Ox" Oxley, Indy's alter Kollege und Familienfreund, der auf der Suche nach den Kristallschädeln seinen Verstand verloren hat. Die Filmemacher konnten für diese Rolle den vielbeschäftigten britischen Schauspiel-Veteranen John Hurt gewinnen. Als Charakterdarsteller wurde er seinem Ruf gerecht und machte aus seiner relativ kleinen und unscheinbaren Rolle einen brillianten Auftritt, denn er spielt den verwirrten Oxley überraschend realistisch und mit einem gelungenen humorvollen Unterton.

Eine der beliebtesten Charaktere des Indiana Jones-Universums konnte nicht mehr ein Teil der Geschichte sein - leider war Denholm Elliot, der Darsteller von Marcus Brody, Indys altem Freund und Mentor, schon 1992 verstorben, aber die Filmemacher hatten immerhin noch eine kleine Hommage in Form eines Fotos auf Indys Schreibtisch und einer Statue auf dem College-Campus übrig. Denholm Elliots Platz in der Geschichte nahm in einer kleinen Nebenrolle der englische Schauspieler Jim Broadbent ein, der die Rolle von Charles Stanforth spielt, einem College-Dekan und guten Freund von Indiana Jones. Broadbent hat ähnlich wie Denholm Elliot in Raiders of the Lost Ark nur einen kleinen Auftritt, der aber dafür zu einer der besten Szenen des Films gehört.

Liebesgrüße aus Moskau

Die verständliche Abneigung von Steven Spielberg, die Nazis nach Schindler's List noch einmal als Bösewichte einzusetzen führte dazu, daß nun die Russen, oder besser gesagt die Sowjets, dafür zuständig waren. Für den Hauptantagonisten hat sich im Laufe der verschiedenen Drehbuchversionen ein weiblicher Charekter herauskristallisiert: die knallharte und eiskalte Irina Spalko, eine der ungewöhnlichsten Gegenspielerinnen von Indiana Jones. Für diese Rolle hätten viele Schauspielerinnen in Frage kommen können, aber die Filmemacher wandten sich an die Australierin Cate Blanchett, die sich bisher hauptsächlich mit äußerst anspruchsvollen Rollen einen Namen gemacht hatte, aber auch schon in großen Blockbustern wie Peter Jacksons Lord of the Rings-Trilogie bekannt geworden war.

Steven Spielberg engagierte die wandlungsfähige Cate Blanchett für The Kingdom of the Crystal Skull, weil er sie schon zuvor einmal für sein Science-Fiction-Drama Minority Report casten wollte, aber letztendlich aus Termingründen nicht vor die Kamera bekam. Blanchett wollte aber selbst endlich mit dem Regisseur zusammenarbeiten und auch einmal einen klassischen Fiesling spielen. Irina Spalko war dafür genau die richtige Rolle, die sie mit viel Spaß und einem deutlich ironischen Unterton spielte. Obwohl Blanchetts Charakter erst in der letzten Drehbuchfassung von David Koepp dazukam, wurde die Rolle nicht ganz so stark vernachlässigt und gab der Schauspielerin mehr als ihrem Kollegen Ray Winstone Gelegenheit, ihre Fähigkeiten richtig auszuspielen.

Die kleineren Nebenrollen der sowjetischen Soldaten wurden clevererweise fast ausnahmslos mit russischen Schauspielern besetzt, um authentische Akzente zu ermöglichen - etwas, was zwanzig Jahre zuvor durch den eisernen Vorhang noch nicht so einfach möglich gewesen wäre. Neben vielen Statisten kamen auch viele Sprechrollen zum Einsatz, von denen der Schauspieler Igor Jijikine besonders heraussteht - er spielt die Rolle des Heavys, der menschlichen Kampfmaschine, die sich mit Indiana Jones ein heftiges Gefecht leistet. Sein Colonel Dovchenko ist natürlich einer der flachsten Charaktere des Films und eigentlich nur ein Plotelement, aber genauso wie der leider 2004 verstorbene Pat Roach, der in den vorherigen drei Filmen immer eine ähnliche Rolle bekleidete, ein absolutes Muß in der Geschichte.

Team Indy, die nächste Generation

Fast zwanzig Jahren nach den letzten Dreharbeiten eines Indiana Jones-Films konnten die Filmemacher natürlich ihre frühere Crew nicht noch einmal zusammenbringen. Kameramann Douglas Slocombe war von Steven Spielberg schon für The Last Crusade aus dem Ruhestand angeworben worden, konnte aber nun mit über neunzig Jahren und mit Blindheit geschlagen nicht mehr dabeisein. Elliot Scott, der innovative Produktionsdesign von Temple of Doom und The Last Crusade, war schon 1993 verstorben und sein Vorgänger Norman Reynolds auch inzwischen in den Ruhestand gegangen. Einer der wenigen, der noch vom alten Team übrigblieb, war Steven Spielbergs Editor Michael Kahn, der nicht nur die ersten drei Indiana Jones-Filme geschnitten hatte, sondern seit 1977 auch alle anderen Filme des Regisseurs.

Auch Steven Spielbergs Produzent Frank Marshall war wieder dabei und Kathleen Kennedy und George Lucas nahmen wieder ihre Posten als ausführenden Produzenten ein. Der Kameramann war auch ein langjähriger Mitarbeiter des Regisseurs: Janusz Kaminski, der seit Schindler's List alle von Spielbergs Filmen gedreht hatte und nun das Erbe von Douglas Slocombe antrat. Um dessen Stil so gut wie möglich zu erhalten, sah sich der Kameramann die vorherigen drei Filme genau an und verzichtete bewußt auf allzu moderne Kameratricks. Dadurch konnte ein ganz traditionelles Aussehen erreicht werden, das ohne die wackeligen Handkameras oder ausschweifenden Kamerafahrten auskommt, die heutzutage so groß im Trend sind.

In die Fußstapfen der Produktionsdesigner der früheren Filme trat nicht etwa Steven Spielbergs langjähriger Mitarbeiter Rick Carter, sondern ein völliger Neuling: Guy Hendrix Dyas, der als Industrie-Designer bei Sony begonnen hatte und dann zu Industrial Light and Magic wechselte, bevor er 2003 als Produktionsdesigner von Bryan Singers X2 erstmals für einen Kinofilm arbeitete. Zwei Jahre später hatte er die Terry Gilliams Phantasie in The Brothers Grimm in die Wirklichkeit umgesetzt und sich spätestens mit Superman Returns und Elizabeth: The Golden Age als einer der vielseitigsten Nachwuchs-Designer Hollywoods etablieren können. Für The Kingdom of the Crystal Skull orientierte sich der Produktionsdesigner stark an seinen Vorgängern und gab damit dem Film ein genauso lebendiges und realistisches Aussehen geben wie den drei vorherigen Indy-Abenteuern.

Dreharbeiten in der Heimat

Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull brachte die Abkehr von einer jahrzehntelangen Tradition, denn die Studioaufnahmen der vorherigen drei Filme fanden in den britischen Elstree Studios statt, in denen auch George Lucas noch wenige Jahre zuvor einen Teil seiner Star Wars-Filme gedreht hatte. Steven Spielberg entschied aber, diesmal den gesamten Film inklusive der Außenaufnahmen in den USA zu produzieren - aus dem ganz einfachen und verständlichen Grund, daß er nicht so lange von seiner Familie getrennt sein wollte und auch der hauptsächlich aus Amerikanern bestehenden Besetzung und Crew die Arbeit erleichtern wollte.

Die Dreharbeiten begannen in New Mexico im Juni 2007, wo zehn Tage lang die Wüstensequenzen praktisch am Originalschauplatz gedreht wurden. Die spektakuläre Verfolgungsjagd im fiktionalen Marshall College wurde in der sehr realen Yale-Universität in Szene gesetzt, in deren Umgebung in New Haven auch die anschließenden Sequenzen gefilmt wurden. Auch für den peruanischen Dschungel mußten Filmcrew und Schauspieler nicht weit reisen, denn die Filmemacher hatten lange gesucht, aber dann auf Hawaii ein riesiges Gelände mit fast unberührtem Urwald entdeckt, das sich als ideal für die Inszenierung der komplizierten Verfolgungsjagten erwies. Es war seit über einem Jahrzehnt der erste größere Kinofilm, der auf Hawaii gedreht wurde und kurbelte die einheimische Wirtschaft ordentlich an.

Die zweite Hälfte des Films wurde daraufhin in Filmstudios in Los Angeles gedreht, wo die Filmemacher fünf verschiedene Soundstages in fünf verschiedenen Studios in Beschlag genommen hatten. Dort wurden nicht nur alle Kulissen für die Innenaufnahmen aufgebaut, sondern auch viele Sets, die den Eindruck erwecken sollten unter freiem Himmel zu stehen - darunter die peruanische Tempelruine, das russische Dschungelcamp und natürlich die gigantische Bauten von Akator mit ihrem detailreich gestalteten Inneren. Produktionsdesigner Guy Dyas war zwar ein völliger Indy- Frischling, aber es gelang ihm trotzdem nahtlos an den Stil seiner Vorgänger anzuknüpfen und genauso faszinierende Kulissen wie in den drei früheren Filmen zu bauen.

Indy goes Digital

Ursprünglich hatten George Lucas und Steven Spielberg geplant, so wenig wie möglich digitale Effekte zu verwenden, aber aus rein praktischen Gründen wurden es letztendlich doch etwa 450 Einstellungen - komplett digital gedreht wurde aber dennoch nicht, denn Steven Spielberg zog nach wie vor herkömmliches Filmmaterial vor. Am meisten wurden digitale Matte-Paintings eingesetzt, um die Studiokulissen größer erscheinen zu lassen, aber eine komplett computergenerierte Szenerie wurde nur in einer einzigen Szene verwendet. Im Gegensatz zu George Lucas' neuen Star Wars-Filmen mußten die Schauspieler deshalb nur selten vor einem Blue- oder Greenscreen agieren. Genau genommen hatte sich die Technik der Matte-Paintings seit den letzten Indiana Jones-Filmen kaum verändert, denn der einzige Unterschied war nun lediglich, daß die Bilder im Computer statt auf Papier gezeichnet wurden.

Für den Löwenanteil der eigentlichen Special-Effects war natürlich wieder Industrial Lights and Magic verantwortlich - ein Unternehmen, das ursprünglich für George Lucas' ersten Star Wars-Film gegründet wurde und dreißig Jahre später immer noch eine der besten Firmen in einer hart umkämpften Branche ist. Die Special-Effects von Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skulls reichten von einem unendlichen Area 51-Hangar, komplett computeranimierten Präriehunden, Affen und einer Armee von Ameisen über eine Atombomben-Explosion bis zum spektakulären Finale des Films, dessen Szenerie zwar auch als reales Set gebaut wurde, aber nur mit Computerunterstützung zerstört werden konnte.

Die Effekte wurden größtenteils so nahtlos in den Film integriert, daß sie kaum als solche zu erkennen sind - lediglich die Ameisen-Armee macht einen etwas zu digitalen Eindruck. Dafür sind aber die anderen computeranimierten Tiere recht gut gelungen und auch die digital erweiterte Dschungel-Szenerie läßt auch bei genauerer Betrachtung nichts zu Wünschen übrig. Die Filmemacher haben sich insgesamt nicht von der Technik verleiten lassen und digitale Effekte nur eingesetzt, wenn sie wirklich notwendig waren. Dazu gehörten auch simple Retuschierungen der Filmbilder, um Sicherheitsleinen zu entfernen - etwas, was bei den früheren Filmen nur mit enormem Aufwand möglich war.

Kristallschädel-Sinfonien

Für die Filmmusik hatten George Lucas und Steven Spielberg natürlich wieder ihren Hauskomponisten John Williams engagiert, dessen Vertonung der drei vorherigen Indiana Jones-Filme heute fast schon legendär sind. The Kingdom of the Crystal Skull mußte daher sehr hohen musikalischen Anspruchen standhalten, die John Williams aber nur teilweise erfüllen konnte. Es ist zweifellos eine gelungene und effektive Filmmusik, die der Komponist dem Film gegönnt hat, aber außer einigen gut integrierten altbekannten Motiven läßt die Score an Originalität vermissen.

Auf richtige Ohrwürmer wie in den früheren Filmmusiken wartet man zwar vergeblich, aber die Themen sind in den Actionszenen oft sehr fröhlich und verspielt, und auch die russischen Bösewichte wurden mit einem entsprechenden sechsnotigen Thema ausgestattet. Sogar leichte Science-Fiction-Elemente sind im Motiv der Kristallschädel verborgen, denn John Williams hatte sich ein wenig an einschlägigen Vorbildern wie Bernard Herrmanns The Day the Earth stood still orientiert und ein Continuum, ein Theremin-verwandten Midi-Controller, für die unheimlichen Glissandi der Melodien verwendet. Teilweise scheint Williams seine Leitmotiv-Technik aber fast vergessen zu haben, denn manchmal beschränkt er sich auf eine recht unmelodiöse, aber dennoch effektive Hintergrundmusik.

John Williams' Score ist aber nicht die einzige Musik des Films, denn die Filmemacher konnten nicht widerstehen, eine handvoll zeitgenössische Songs einzubauen. Die Rock'n'Roll-Urgesteine Hound Dog von Elvis Presley und Shake, Rattle and Roll von Bill Haley sowie Wake up Little Susie von den Everly Brothers passen perfekt in das Jahr 1957, wobei allerdings die ersten zwei Songs in diesem Jahr schon nicht mehr ganz aktuell waren. Einige weitere nicht genau zu identifizierende Songs sind im Hintergrund auch noch zu hören - noch überraschender sind die kurzen Einlagen von südamerikanischer und russischer Folkmusik, die zwar oft gebrauchte Stereotypen sind, aber eine weitere willkommene Auflockerung der orchestralen Score ermöglichen.

Atomic Indy

Gleich zu Beginn macht Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull unmißverständlich klar, daß wir uns nicht mehr in den dreißiger, sondern in den fünfziger Jahren befinden. Elvis donnert aus den Autoradios und die jungen Wilden liefern sich in der Wüste von Nevada Wettrennen mit einem Army-Konvoi. Die anfängliche Happy-go-Lucky-Atmosphäre ist mehr als nur eine kleine Referenz aus George Lucas erstem Kinoerfolg American Graffiti und ein gelungener Schachzug, um die Zeitperiode dem Zuschauer ohne große Erklärungen deutlich zu machen. Und es gehört auch etwas Mut dazu, bei Indiana Jones' ersten Leinwand-Auftritt seit fast zwanzig Jahren einen verstaubten und zerknitterten Typen von seinen Kidnappern aus dem Kofferraum eines Autos rupfen zu lassen.

Als origineller Auftakt kann sich das Intro des Films durchaus gegenüber seinen Vorgängern behaupten, obwohl es eigentlich kein richtiger Teaser im klassischen Sinn ist und der Film praktisch gleich zu Anfang in die Haupthandlung springt. Dennoch ist die Transplantation von Indiana Jones in die fünfziger Jahre überraschend gut gelungen und kommt ohne die typischen Klischees aus - insbesonders das Alter des Hauptdarstellers wird nur beiläufig erwähnt. Der Charakter muß dadurch erst gar keine "I'm too old for this!"-Witze erleiden, aber stattdessen wurde das Thema auf eine etwas wehmütige Weise behandelt.

Die Filmemacher fühlen sich in den fünfziger Jahren sichtlich wohl, denn besonders der Regisseur hatte sich mit Back to the Future schon einmal ausführlich auf der Leinwand in dieser Zeit ausgetobt. Die Welt von Marty McFly und Doc Brown war aber eine völlig andere als die von Indiana Jones, denn The Kingdom of the Crystal Skull bringt zu Beginn eine völlig andere Perspektive in die Geschichte ein. Es wurden zwar die Nazis gegen die Russen als eindimensionale Bösewichte ausgetauscht, aber gleichzeitig wird Indiana Jones auch ein Opfer der Kommunisten-Jagd der fünfziger Jahre. Es ist eine interessante Parallele zur heutigen Terrorismus-Paranoia und ein kleines, aber überraschendes politisches Statement von Steven Spielberg und George Lucas, die mit Anspielungen dieser Art in ihren Filmen sonst nur sehr sparsam umgehen.

Ein lang erwartetes Comeback

Nachdem im Oktober 2007 die eigentlichen Dreharbeiten beendet waren, ging The Kingdom of the Crystal Skull in die übliche halbjähliche Postproduktions-Phase. Währenddessen wurde eine massive Marketing-Kampagne gestartet, für die Paramount und Lucasfilm fast genauso viel ausgaben wie für den Film selbst. Außer der üblichen Kino-, TV- und Printwerbung wurde die Merchandize-Industrie stark in Anspruch genommen und Werbe-Lizenzen an eine große Menge von Firmen vergeben, darunter auch Hasbro und Lego, die schon früher mit Indiana Jones-Produkten große Erfolge hatten. Lediglich die kaum noch existierende Computerspiel-Abteilung von Lucasfilm brachte erstaunlicherweise kein Tie-In-Spiel heraus, was angesichts des in den letzten Jahren wieder sehr populär gewordenen Adventure-Genres und den eigenen früheren Erfolgen sehr erstaunlich ist.

Vier Tage vor der Weltpremiere wurde Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull bei den Filmfestspielen in Cannes außer Konkurrenz uraufgeführt. Die ersten Reaktionen waren gemischt, denn viele Kritiker bemängelten das schwache Drehbuch und den unoriginellen Plot, aber andere lobten dafür die Schauspieler und die Optik des Films. Nachdem der Film weltweit in den Kinos angelaufen war, wurden die Kritiken weitaus positiver, denn viele verziehen Steven Spielberg und George Lucas die Schwächen des Films, weil sie die Stimmung so gut getroffen hatten und Harrison Ford als Indiana Jones immer noch begeistern konnte. Die Kinozuschauer ließen sich aber von den Reaktionen der Presse kaum beeindrucken und machen Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull zum zweiterfolgreichsten Film des Jahres, der seine stark in die Höhe gegangenen Produktionskosten von 180 Millionen Dollar im Handumdrehen wieder einspielen konnte.

George Lucas und Steven Spielberg haben trotz aller Schwächen mit ihrem Film bewiesen, daß Indiana Jones und das Abenteuer-Genre immer noch nicht zum alten Eisen gehören. Den Filmemachern ist es gelungen, die bewährte Mischung der früheren Filme noch ein viertes Mal erfolgreich zu verwenden. Dafür verantwortlich waren hauptsächlich die wundervollen Schauspieler, allen voran natürlich Harrison Ford, Karen Allen und Shia LaBeouf, die zusammen mit Steven Spielbergs solider Inszenierung, den spannenden Action-Szenen und einer grandiosen Szenerie einen gelungenes viertes Indiana Jones-Abenteuer möglich gemacht und vielleicht auch die Tür für einen weiteren Film geöffnet haben.


Die DVD

Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull wurde nach einem äußerst erfolgreichen Kinosommer schon weniger als ein halbes Jahr später als DVD und Blu-Ray veröffentlicht. In den USA wurde die DVD als 1- und 2-Disc-Version herausgebracht, während in Deutschland die Doppel-DVD vorerst nur als teures Set in Verbindung mit einer Kristallschädel-Replika verkauft wird. Für diejenigen, die noch nicht auf den HD-Zug aufgesprungen sind, lohnt sich deshalb wegen der interessanten Extras eigentlich nur die amerikanische oder englische 2-Disc-Ausgabe, während die ebenfalls schon überall erschienenen BluRay-Veröffentlichungen alle Extras der Doppel-DVD enthalten.

Paramount und Lucasfilm haben sich mit der Doppel-DVD eine Menge Mühe gegeben. Eine hervorragende Bild- und Tonqualität und eine ausführliche Sammlung von faszinierendem Bonusmaterial machen diese DVD zu einer der besten des Jahres, auch wenn man natürlich für Steven Spielberg typisch auf Deleted Scenes und einen Audiokommentar verzichten muß. Lediglich die Verpackung ist nicht sehr überzeugend - zwar bekommt man einen ganz netten Kartonschuber, aber das darin enthaltene Keepcase enthält das gleiche Coverdesign und als Beilage gibt es noch nicht mal einen Kapiteleinleger, geschweige denn ein Booklet.

Die hier rezensierte DVD ist die amerikanische 2-Disc-Ausgabe, die aber inhaltlich mit den anderen DVDs und auch den Blu-Rays inhaltlich weitgehend identisch ist, so daß sich große Teile der Review auch auf sie übertragen lassen.

Cover Cover

Bild

Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull war zumindest im deutschen Kino kein visuelles Vergnügen, denn die hiesigen Kopien ließen qualitativ sehr zu wünschen übrig und sahen auf den großen Leinwänden enttäuschend unscharf und schwammig aus. Die DVD macht dies aber mit einer überdurchschnittlich gut gelungenen Bildqualität wieder wett und zeigt, was aus dem über zehn Jahre alten Format noch alles herauszuholen ist.

Gedreht wurde zwar auf herkömmlichem Filmmaterial im anamorphem Panavision-Format, aber die gesamte Postproduktion fand komplett im digitalen Bereich statt. Das fertige Master war ein 2K Digital Intermediate, das natürlich auch für das Authoring der DVD zum Einsatz kam, ohne daß ein erneuter Transfer von Filmmaterial gemacht werden mußte. Gescannt wurde lediglich das Kameranegativ, wodurch man im Heimkino gegenüber einer Kino-Projektion den Vorteil hat, das Original und keine Kopie mehrfacher Generation sehen zu können.

Die Filmvorlage, in diesem Fall wirklich das Original-Negativ, ist selbstverständlich in ausgezeichnetem Zustand und weist keinerlei Beschädigungen, Verschmutzungen oder andere Störungen auf. Trotz des digitalen Masters wirkt das Bild aber überhaupt nicht plattgebügelt, sondern hat immer noch ein sehr natürliches, filmähnliches Aussehen, das hauptsächlich durch den sparsamen Rauschfilter-Einsatz möglich ist. Die Filmkörnigkeit wurde kaum angetastet und ist in manchen Szenen noch ein ganz klein wenig sichtbar, wird allerdings meistens von der Auflösung der DVD verschluckt.

Auch die schwierigste Disziplin meistert diese DVD hervorragend: die Schärfe ist auf einem ausgezeichneten Niveau, was angesichts der neuen HD-Medien nicht unbedingt selbstverständlich ist - aber es wurden weder Details absichtlich herausgefiltert noch unnötig nachgeschärft. Das Bild macht den Eindruck, als ob es direkt vom HD-Master ohne weitere Verschlimmbesserungen konvertiert wurde, wodurch ein sehr dreidimensionales und enorm detailreiches Aussehen möglich war. Gelegentlich wirkt das Bild ein wenig weich, was aber lediglich darauf zurückzuführen ist, daß manche Szenen auf diese Weise gedreht wurden. Dort, wo man eine hohe Detailtreue erwartet, wird man keinesfalls enttäuscht.

Sehr gut gelungen ist auch das Farbtiming, in dem goldene Rottöne und sattes Grün dominieren und dem Film damit ein warmes, freundliches Aussehen geben, das in den schlechten deutschen Kinokopien kaum erahnbar war. Obwohl der 122 Minuten lange Film sich die erste DVD mit knapp dreißig Minuten Extras teilen muß und drei 5.1-Tonspuren vorhanden sind, macht sich die gut ausbalancierte Kompression überhaupt nicht bemerkbar. Bei einer durchschnittlichen Bitrate von 6.28 Mbit/s, von der sogar noch ca. 1.3 Mbit/s vom Ton in Beschlag genommen werden, ist das schon eine beachtliche Leistung, die zeigt daß beim Authoring der DVD nicht geschlampt wurde.

Ton

Als Indiana Jones and the Last Crusade in die Kinos kam, gab es noch keinen Digitalton und die einzige Möglichkeit sechskanaligen Sound einzusetzen, waren teure 70mm-Kopien mit Magnettonspuren. Neunzehn Jahre später ist digitaler 5.1-Surroundton zum Standard geworden und diese DVD reizt das System mit einer sehr soliden und modernen Tonspur voll aus.

Die englische Tonspur wurde mit den maximalen 448 kbit/s codiert und läßt klanglich selbstverständlich nichts zu wünschen übrig. Überraschend ist der sehr warme und freundliche Klang, der sich von den heutzutage manchmal sehr laut und spitz klingenden Tonspuren anderer großer Actionfilme angenehm unterscheidet und trotz der volldigitalen Produktion deutlich an die drei Vorgänger erinnert. Eine sehr aktive Geräuschkulisse sorgt zusammen für einen soliden Raumklang - die Surroundkanäle werden ausgiebig genutzt, aber diskrete Effekte kommen nur an wirklich passenden Szellen zum Einsatz.

Auch die Musik wurde sehr breit abgemischt und füllt gekonnt die Lücken in der Abmischung, läßt allerdings ein wenig an Instrumenten-Separation vermissen, die durch den deutlich hochgeschraubten Hall nicht allzu deutlich ist - seltsamerweise klingt die Soundtrack-CD in dieser Beziehung viel besser. Wenige spektakulär sind die Dialoge, die zwar mit einem natürlichen und einwandfrei verständlichen Klang aufwarten können, sich aber auf eine sehr konventionelle Weise fast ausschließlich auf den Center-Kanal beschränken - von richtiger Direktionalität ist kaum etwas zu hören.

Englische, Französische und Spanische Untertitel sind vorhanden, aber wie bei Paramount üblich in einem knalligen und sehr irritierenden Gelb gehalten.

Bonusmaterial

Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull wurde mit einem umfangreichen Bonusmaterial ausgestattet, das allerdings nur Bestandteil der Doppel-DVD ist, während die Einzel-Veröffentlichung sich nur mit zwei kurzen Featurettes begnügen muß. Einen Audiokommentar gibt es wie bei allen Filmen von Steven Spielberg nicht, aber dafür fast drei Stunden an hervorragenden Dokumentationen und anderem Material. Produziert wurden die Extras von Laurent Bouzereau, der auch schon für das Bonusmaterial der alten Indy-Trilogie und vielen anderen Spielberg-Filmen verantwortlich war und ausgezeichnete Arbeit geleistet hat. Auch das Menüdesign ist sehr gut gelungen und fängt die Atmosphäre des Films gekonnt ein.

Disc 1

The Return of the Legend (17:36) erzählt mit den eigenen Worten von Steven Spielberg, Harrison Ford, Frank Marshall, George Lucas, David Koepp, Kathleen Kennedy, Karen Allen und Shia LaBoeuf, wie es zum vierten Indiana Jones-Abenteuer kam.

Pre-Production (11:46) zeigt, wie die Filmproduktion vorbereitet wurde und wie die traditionellen Storyboards digitalen Computeranimationen gewichten sind. Pre-Visualization-Spezialist Daniel D. Gregoire, Regisseur Steven Spielberg und Kameramann Janusz Kaminski stellen die Technik auf eine sehr anschauliche Weise vor, während Harrison Ford, Shia LaBoef und Kostümdesigner Bernie Pollack von ihren eigenen Vorbereitungen erzählen.

Disc 2

Production Diary: Making "Kingdom of the Crystal Skull" (80:09) ist die sechsteilige Dokumentation über die Dreharbeiten des Films, in der nicht nur Steven Spielberg und George Lucas ausführlich zu Wort kommen, sondern auch sehr viele Leute aus der Filmcrew und natürlich auch fast die gesamte Riege der Schauspieler. Laurent Bouzereau hatte in Hinblick auf die Extras der DVD die Dreharbeiten mit einem eigenen Kamerateam begleitet und so einen bemerkenswerten Blick hinter die Kulissen ermöglicht, der nur durch die etwas wackelige, amateurhafte Kameraführung getrübt wird. Die Fliege-an-der-Wand Perspektive macht dieses Making-Of besonders unterhaltsam, und zusammen mit den sympathischen Interviews bekommt man einen faszinierenden Einblick in die Dreharbeiten des Films.

Warrior Make-Up (5:36) zeigt, wie zahllose Statisten in die furcherregenden Krieger von Akator verwandelt wurden. Felicity Bowring vom Makeup Department und Kelvin R. Trahn vom Hair Department erzählen in kurzen, aber ausführlichen Interviews von ihrer Arbeit.

In The Crystal Skulls (10:08) schildern Steven Spielberg, George Lucas, Harrison Ford, Produktionsdesigner Guy Hendix Dyas und John Rosengrant vom Stan Winston Studio, wie die Kristallschädel des Films konzipiert, gestaltet und hergestellt wurden.

Iconic Props (10:03) stellt die berühmten Requisiten der Indiana Jones-Filme vor, über die Steven Spielberg und Property Master Doug Harlocker einige Anekdoten zu erzählen haben.

The Effects of Indy (22:43) ist das längste der kleineren Featurettes und behandelt ausführlich die Entstehung der Special-Effects. Elf Mitarbeiter von Industrial Light and Magic sowie zwei von Kerner Optical erklären ausführlich und anschaulich, wie die Effekte mit Hilfe von modernster Computertechnik zum Leben erweckt wurden.

Adventures in Post-Production
(12:46) wirft einen leider etwas knappen Blick auf den Filmschnitt, das Sound-Design und die Aufnahme der Filmmusik, in dem die Produzenten Frank Marshall und Kathleen Kennedy, Editor Michael Kahn, Regisseur Steven Spielberg, Sound-Designer Ben Burtt, Soundmixer Christopher Scarbosio und Richard Hymns sowie Komponist John Williams zu Wort kommen.

Closing: Team Indy (3:44) ist ein Tribut an die Crew, deren Mitarbeiter in einem kleinen Film ausführlich namentlich erwähnt werden.

Die Pre-Visualization Sequences enthalten die drei Szenen Area 51 Escape (3:53), Jungle Chase (5:49) und Ants Attack (4:31) als rohe Computer-Animationen, die aussehen wie frühe 3D-Computerspiele, aber ihren Zweck als animierte Storyboards sehr gut erfüllen.

Die Galleries sind sehr zahlreich bestückt und enthalten insgesamt über vierhundert Bilder in den folgenden Abteilungen:
• Art Department: The Adventure Begins (30), Cemetery and Jungle (38), Akator (101)
• Stan Winston Studio: Corpses, Skeletons & Mummies (34), Aliens & Crystal Skulls (40)
Production Photographs (71)
Portraits (62)
Behind-the-Scenes Photographs (40)

Die Trailer wurden auch nicht vergessen und sind als Trailer 2 (1:47) und Trailer 3 (1:50) in bester Bild- und Tonqualität dabei, zusätzlich gibt es mit Indiana Jones: The Ultimate Action Hero (1:07) noch einen dritten Trailer für die DVDs der ersten drei Filme.

Lego Indiana Jones: The Original Adventures Game Xbox Demo
ist nur eine Hinweistafel auf das Spiele-Demo, das aber nur in einer X-Box funktioniert.

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