Madagascar - Escape 2 Africa
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11.5.2009 #454

von Guido Bibra

Titel Madagascar - Escape 2 Africa
Studio Dreamworks Animation (2008)
Hersteller Dreamworks Home Entertainment (2009) EAN 0-97361-17914-8
DVD-Typ 9 (6,93 GB) Bitrate ø 6,57 max. 9,9
Laufzeit 89:12 Minuten Kapitel 23
Regionalcode 1 (USA/Kanada) Case Amaray I
Fernsehnorm NTSC
Bildformat 1.78:1 16:9 ja
Tonspuren Dolby Digital 5.1 Surround 448 kbit/s Englisch, Französisch, Spanisch  2.0 Surround 192 kbit/s Englisch, Kommentar
Untertitel Englisch
Freigabe MPAA PG
Extras • 4 Mad Music Videos
• Test Flight of the Air Penguin Video Game
• Jambo Jambo: Swahili Speak
• Crash Landing
• African Adventure
• And Much More Mad-Tastic Fun!

Der Film

Eigentlich hatten der Löwe Alex, das Zebra Marty, die Nilpferd-Dame Gloria und die Giraffe Melman im New Yorker Central-Park-Zoo ein schönes Leben, aber nach einem von Marty verursachten Ausbruchsversuch sollten die Zoo-Bewohner in die Wildnis entlassen werden, landeten aber unfreiwillig auf Madagascar. Mit tatkräftiger Hilfe der Eingeborenen Lemuren gelingt es ihnen aber mit einem alten abgestürzten Flugzeug wieder abzureisen - aber der Sprit reicht nicht zurück bis nach New York, sondern nur bis nach Afrika. Dort landen die vier jetlag-geplagten Freunde in einem Reservat, wo sie das erste Mal auf andere Tiere ihrer eigenen Spezies treffen... und das Leben in Freiheit für sie nicht so einfach wird, wie sie es sich immer vorgestellt haben.

 


Als Dreamworks Animation Ende 2004 die ersten Trailer von Madagascar vorgestellt hatte, war die Skepsis gegenüber dem neuen Projekt des Studios groß, denn auf den ersten Blick sah es nur nach einer wenig beeindruckenden Komödie mit sprechenden Tieren aus. Wie schon so oft zuvor konnte Dreamworks dann aber doch mit einer originellen Geschichte, phantastischer Animation und hervorragenden Sprechern überraschen Der Erfolg war so groß, daß Studiochef Jeffrey Katzenberg die für Dreamworks ungewöhnliche Entscheidung traf und nach Shrek das erste Mal einer Fortsetzung grünes Licht gab.

Die üblichen Verdächtigen

Mit einer Produktionszeit von knapp drei Jahren gehört die Fortsetzung von Madagascar zu den schneller in Szene gesetzten Filmen der digitalen Trickfilmbranche. Möglich war dies hauptsächlich durch ein massives Budget von 150 Millionen Dollar und den Umstand, daß der Film von fast dem gleichen Team wie der Vorgänger inszeniert wurde. Dreamworks-Veteran Eric Darnell, der schon Regie beim allerersten CGI-Trickfilm Antz geführt hatte, war mit seinem Partner, dem damaligen Dreamworks-Newcomer Tom McGrath wieder dabei. Die beiden Regisseure hatten zusammen mit Etan Cohen auch wieder das Drehbuch geschrieben, so daß erstmals in der Geschichte des Studios an einer Fortsetzung die gleichen Leute wie am Original arbeiteten.

Einer der Arbeitstitel der Fortsetzung war Madagascar 2: The Crate Escape, bevor der Film schließlich in Madagascar: Escape 2 Africa umbenannt wurde, um den Handlungsort deutlicher hervorzuheben. Eigentlich findet der Plot zum größten Teil gar nicht mehr auf Madagascar, sondern auf dem afrikanischen Kontinent statt, der natürlich eine Erwähnung im Titel verdient hatte. Eric Darnell, Tom McGrath und Etan Cohen haben die Abenteuer von Alex, Gloria, Marty und Melman auf eine überraschend originelle Weise weitergesponnen, ohne die Fortsetzung zu einer bloßen Wiederholung des Originals zu machen.

Auf der Flucht

Escape 2 Africa hätte durchaus zu einem tränenreichen Kitsch à la Disney & Co werden können, denn der Film beginnt mit einem Rückblick, in dem erzählt wird, wie der Löwe Alex nach New York gekommen ist. Dreamworks wäre aber nicht Dreamworks, wenn der Auftakt als herzzerreißendes Familiendrama und nicht als spannendes und auch etwas humorvolles Abenteuer inszeniert worden wäre, das gleichzeitig als Mini-Prequel und auch als Zusammenfassung der Ereignisse aus dem ersten Film dient. Die Vorgeschichte wurde auf eine gelungene Art in den Film integriert, ohne dabei auf typische Klischees zurückzugreifen. Dadurch kann der Hauptplot des Films schon nach etwas über sechs Minuten beginnen und setzt damit gleich zu Anfang ein zügiges, aber nicht hastiges Tempo.

Obwohl sich der Plot anfänglich auf Alex konzentriert, bleibt Escape 2 Africa genauso wie sein Vorgänger ein ausgewachsenes Ensemble-Stück, das keinen der Hauptfiguren benachteiligt, genug Zeit für die vielen Nebencharaktere hat und sogar noch einige Neuzugänge einbringt. Trotz der größeren Bevölkerung und den im Gegensatz zum Vorgänger jetzt mehrfach parallel laufenden Subplots wirkt die Handlung weder überfrachtet noch vollgestopft. Die Laufzeit von gerade einmal 80 Minuten ohne Abspann mag knapp erscheinen, aber das hält den Film nicht davon ab, eine ganze Menge Handlung in der kurzen Zeit unterzubringen.

Ein afrikanisches Epos

Noch mehr als im ersten Film stehen in Escape 2 Africa die Charaktere im Vordergrund, von denen jeder einen eigenen Subplot spendiert bekommen hat. Alex muß sich mit komplizierten Familienangelegenheiten herumschlagen, Marty hat angesichts hunderter gleich aussehender Zebras eine Identitätskrise, Melman versucht vom Hypochonder zum Giraffen-Doktor zu werden und Gloria versucht bei den männlichen Exemplaren ihrer Spezies anzubandeln. Während Menschen in Madagascar noch keine große Rolle spielten, ist diesmal eine Gruppe von Safari-Urlaubern der Grund für eine dramatische Plotwendung und bringt gleichzeitig auch eine alte Bekannte aus dem ersten Film mit auf den Plan. Die Filmemacher haben es aber geschafft, all diese kleinen Subplots unter Dach und Fach zu kriegen und auch die große Rahmenhandlung nicht zu vernachlässigen, die natürlich beim Thema Löwen oberflächliche Ähnlichkeiten zu einem gewissen Disney-Trickfilm hat.

Wie bei fast allen Dreamworks-Filmen üblich lebt auch Escape 2 Africa von einem Drehbuch mit überdurchschnittlich viel Dialogen, die oft einen lockeren und improvisierten Eindruck machen und wohl teilweise auch während der Aufnahme-Sessions im Tonstudio entstanden sind.. Der Humor wurde auf zwei Ebenen verteilt und einerseits für jüngere Zuschauer tauglich gemacht, wärend ein unterschwelliger Witz und zahlreiche Anspielungen und Zitate nur Erwachsenen zugänglich sind, die aber auch eine große Portion an filmhistorischen Kenntnissen mitbringen müssen, um wirklich alles mitkriegen zu können. Die große Kunst des Geschichtenerzählens haben Eric Darnell und Tom McGrath auf jeden Fall nicht verloren und wissen, wie sie ihre Zuschauer beeindrucken können.

The Comedians

Oft wird Dreamworks vorgeworfen, die Sprecher für die computeranimierten Trickfilme nur nach dem Star-Status auszuwählen, was auch stimmen mag - aber die Filmemacher haben sich schon immer genau die richtigen Schauspieler für die richtigen Rollen ausgesucht und nicht einfach wahllos die nächstbesten Hollywood-Berühmtheiten mit einer Lücke im Terminkalender vor die Mikrofone gestellt. Auch die Besetzung von Madagascar sorgte drei Jahre vor der Fortsetzung schon für Irritationen, aber das Komödianten-lastige Casting war doch mehr als nur ein Publicity-Gag und erwies sich als so gelungen, daß alle Schauspieler auch für den neuen Film engagiert wurden.

Ben Stiller ist eigentlich mehr als Hollywood-Ulknudel vom Dienst in mehr oder weniger anspruchslosen Komödien und Actionfilmen bekannt, hat aber seine Wurzeln eigentlich in der Standup-Comedy. Als plappernder Löwe Alex hat Stiller jede Menge Gelegenheit dazu, seine komödiantischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, was dank der gelungenen Dialoge ganz ausgezeichnet gelingt und oft schon an verspielte Improvisationen erinnert. Kräftig dazu beigetragen hat mit Chris Rock ein weiterer Standup-Comedian, der die Stimmenakrobatik seines Kollegen noch weit in den Schatten stellt und das Plappermaul des Zebras Marty diesmal sogar in vielfacher Anzahl spricht, da die Filmemacher den Artgenossen seines Charakters ein und dieselbe Stimme gegeben haben.

Die resolute Nilpferd-Dame Gloria hatten die Filmemacher mit Jada Pinkett-Smith besetzt, deren Mann Will Smith einige Jahre vor Madagascar im Dreamworks Unterwasser-Abenteuer Shark Tale die Hauptrolle gesprochen hatte. Ob dies durch Beziehungen oder durch ein richtiges Casting zustande kam, ist nicht weiter interessant, denn die Schauspielerin konnte der gewichtigen, aber eleganten Gloria eine Menge Leben einhauchen, was mit der Ausweitung ihrer Rolle in Escape 2 Africa noch deutlicher zur Geltung kommr. Auch Ex-Friends-Star David Schwimmer hat nun viel mehr Dialog, wodurch seine neurotische Giraffe Melman von einer relativ eindimensionalen Figur zu einem richtigen Charakter werden kann.

Adel verpflichtet

Star Wars Episode 1 hatte Jar Jar Binks, Madagascar King Julien. Zum Glück ist es mit dem kleinen Möchtegern-Royalisten nicht ganz so schlimm wie mit George Lucas Reptilien-Tolpatsch, aber King Julien war schon im ersten Film als peinliche Nervensäge gedacht. Niemand hätte den Part des hyperaktiven Primaten besser sprechen können als der britische Extrem-Comedian Sacha Baron Cohen, der ein Jahr nach dem ersten Madagascar-Abenteuer in den Kinos als Borat Furore machte, aber sich nicht zu schade war für Dreamworks noch einmal ins Tonstudio zu kommen und dem Lemuren-König seinen seltsamen Akzent zu geben. King Julien ist anfänglich noch eine Randfigur, die keine große Funktion in der Handlung hat, aber im Laufe des Films doch mehr zu tun hat als zuvor. Er ist aber hauptsächlich als lustige Beigabe für die jüngeren Zuschauer gedacht, wobei die Filmemacher für ihn allerdings doch einige ziemlich freche Texte geschrieben haben.

Juliens Sidekick Maurice ist zwar fast immer zusammen mit seinem Souverän präsent, aber zumindest in Sachen Dialogen hatten die Filmemacher für ihn allerdings keine große Verwendung, so daß Cedric the Entertainer nicht viel Möglichkeiten bekommt, etwas aus seinem eigentlich ganz interessanten Charakter zu machen. Dafür bekam die Figur eine ausgeprägte Mimik, die wortlos Juliens Blödsinn kommentiert und das ungleiche Paar so an Wallace & Gromit oder sogar Jay und Silent Bob erinnern läßt. Ähnlich kurze, aber viel gelungenere Auftritte haben die beiden mitgereisten Affen, die auch schon sehr aristokratisch geworden sind und für einige der besten Gags des Films verantwortlich sind. Mason, im Film namentlich nur so im Abspann genannt, wurde natürlich wieder von Dreamworks-Mitarbeiter Conrad Vernon mit einem köstlichen, urbritischen Akzent gesprochen, während sein Kollege Phil sich nach wie vor lediglich nur der Zeichensprache bedient.

Die Tuxedo-Gang

Eigentlich sollten sie im ersten Film nur ein Running Gag werden, entwickelten sich dann aber zu den heimlichen Stars und der treibenden Kraft der Geschichte: die Pinguin-Bande Skipper, Kowalski, Private und Rico. Die schwarzweißen Ausbrecher-Könige hatten sich als so beliebt erwiesen, daß sie in der Fortsetzung eine tragende Rolle bekamen und tief in die Haupthandlung eingebunden wurden. Es ist deutlich bemerkbar, daß die Filmemacher einen riesigen Spaß mit den Abenteuern der Seevögel gehabt haben und in Escape 2 Africa sich erstmals trauten, noch viel mehr von ihren originellen Ideen zu verwirklichen. Ihre vier Lieblingscharaktere sind nun entgültig zu den inoffiziellen Maskottchen des Films geworden, was diesmal sogar durch einen kleinen Auftritt im Dreamworks-Logo gefeiert wird.

In der Szenerie, die sich am besten mit Flight of the Phoenix meets Hogan's Heroes meets MacGyver beschreiben läßt, haben die vier erfindungsreichen Pinguine eine Menge Gelegenheit für Slapstick, Situationskomik, hintergründige Anspielungen und sogar eine ganz ungewöhnliche Liebesgeschichte. Ihre Stimmen kommen genauso wie beim ersten Film nicht von großen Stars, sondern von Mitgliedern der Filmcrew, die eigentlich die Rollen nur temporär übernommen hatten. Co-Regisseur Tom McGrath leiht dem Anführer Skipper seine Stimme, die immer noch wie eine großartige Mischung aus Futuramas Zapp Brannigan und MASHs Colonel Flagg klingt. Seine Kollege Chris Miller und Christopher Knights sprechen den effizienten Kowalski und das Nesthäkchen Private, während für den toughen Rico diesmal keine Stimme benötigt wurde, weil er nichts zu sagen hat, aber dafür wirklich grimmig gucken kann.

Afrikas Einheimische


Obwohl Madagascar schon eine zweistellige Anzahl von Charakteren mitbrachte, haben es die Autoren geschafft, in Escape 2 Africa noch viele Neuzugänge einzubauen. Am meisten im Vordergrund stehen natürlich die Löwen, denn ein Teil des Plots hat unvermeidbare Ähnlichkeiten zu einem gewissen Disney-Trickfilm, ist aber weder eine Parodie noch ein Abklatsch, sondern eine ganz eigene Geschichte. Zuba, Alex' gutmütiger Vater, wurde von Bernie Mac gesprochen, der tragischerweise im August 2008 an einer Lungenkrankheit starb, aber seine Dialoge schon aufgenommen hatte und mit seiner unverwechselbaren Stimme ein wichtiger Bestandteil von Escape 2 Africa war, auf den die Filmemacher nicht verzichten wollten.

Alex Mutter steht gegenüber Zuba mehr im Hintergrund und hat bis auf eine kleine handvoll Dialoge keine größeren Auftritte, wird aber von Sherri Sheperd trotzdem sehr locker und überzeugend gesprochen. In der Nilpferd-Brigade macht sich außer Gloria ein besonders stämmiges Exemplar besonders bemerkbar: der freche Playboy Moto Moto mit der unverwechselbaren extratiefen Stimme von Rapper will.i.am, dessen kurzer Auftritt gelungener ist als seine zur Soundtrack beigesteuerten Songs - ein Nilpferd wie dieses wird man so schnell nicht vergessen.

Während die Geschichte des ersten Films ohne einen direkten Bösewicht auskam, haben sich die Autoren diesmal für einen Antagonisten entschieden, wie er im Buche steht, aber das ganze dann letztendlich doch nicht allzu ernst genommen. Der Löwe Makunga ist deshalb nicht in erster Linie ein gefährliches Raubtier, sondern ein gealterter, pompöser Neidhammel, der sich den Posten des Alphalöwen mit dreckigen Tricks erschleichen will. Alec Baldwin, der erst in den letzten Jahren sein komödiantisches Talent entdeckt hatte, leiht Makunga seine Stimme und klingt zwar nicht so herrlich knurrig wie Bernie Mac, findet aber dennoch genau den richtigen Ton für den übergeschnappten Angeber, bei dem der Zuschauer nicht genau weiß ob er sich vor ihm fürchten oder über ihn lachen soll.

Dschungelfieber

Schon Madagascar konnte drei Jahre vor Escape 2 Africa mit einer beeindruckenden Szenerie aufwarten, die gleichermaßen den ganz alltäglich aussehenden Zoo als auch die Wildnis von Madagascar sehr natürlich aussehen ließ. Mit der Fortsetzung hatten sich die Filmemacher und Animatoren aber einer ganz neue Herausforderung gestellt, denn die afrikanische Landschaft wurden mit einem riesigen Detailreichtum gestaltet und sieht bis auf den letzten Grashalm so realistisch aus, daß sie kaum noch als computergeneriert erkennbar ist. Um das zu erreichen, hatte Jeffrey Katzenberg die Filmemacher auf eine Expedition nach Afrika geschickt, damit sie sich die wirkliche Szenerie vor Ort anschauen konnten. Dadurch konnte ein faszinierender Realismus geschaffen werden, den Escape 2 Africa zu nicht nur einem einfachen computeranimierten Trickfilm, sondern einer richtigen Augenweide gemacht hat.

Bei der Gestaltung der Charaktere hatten die Filmemacher schon im ersten Film nicht auf hundertprozentigen Realismus gesetzt, sondern auf einen eckigen und abstrakten Cartoon-Stil, der seine Wurzeln in den klassischen Trickfilmen der fünfziger und sechziger Jahre hat. Man könnte vermuten, daß das simple Design aus Zeitgründen gewählt wurde, aber bis auf die äußeren geometrischen Formen ist das Aussehen der Charaktere ziemlich komplex. Eine aufwendige Haut-, Haar- und Fellsimulation hat für ein äußerst reales Aussehen der Tiere gesorgt, die diesmal auch in einer noch viel größerer Anzahl auftreten als zuvor. Madagascar hatte schon drei Jahre vorher mit Massenszenen beeindruckt, in Escape 2 Africa sind diese aber noch ein paar Nummern größer ausgefallen und können mit einer noch viel ausgeprägteren Eigendynamik aufwarten.

Löwengebrüll

Das größte Problem des Films ist wie beim Vorgänger wieder die Musik, die nicht mit den Scores von früheren Filmen des Studios mithalten kann. Schuld daran ist wie üblich die Fließband-Produktion von Dreamworks-Musikchef Hans Zimmer, der für Escape 2 Africa kaum etwas neues komponiert, sondern hauptsächlich das alte Hauptthema aus dem ersten Film in -zig verschiedene Varianten umarrangiert hat. Das klingt im Prinzip ganz nett, aber die ständige Wiederholung einer einzigen Melodie ist hier nun nicht mehr überhörbar, auch wenn die Arrangements stellenweise sehr gut gelungen sind. Aufgelockert wird die Filmmusik hauptsächlich durch eine handvoll von afrikanisch klingenden Stücken, die aber im Klang an Authenzität vermissen lassen und sehr oberflächlich und bemüht klingen.

Es ist daher nicht überraschend, daß die besten Momente der Filmmusik von anderen Komponisten stammen. John Barrys Thema des Löwen-Dokudramas Born Free wurde im ersten Film schon als Titelmusik verwendet und wird natürlich in der Fortsetzung wieder zitiert und bekommt sogar Unterstützung von Vangelis' ähnlich klingendem Chariots of Fire-Thema. Weniger episch, aber viel witziger sind die Polka(!)-Versionen von Ennio Morricones The Good, The Bad And The Ugly und John Kanders New York, New York, die als Melodien sofort erkennbar sind, aber mit ihren humorvollen Arrangements gelungene Überraschungen sind. Für den Tanzauftritt von Alex wurde außerdem ein Ausschnitt der Symphonic Dances aus Leonard Bernsteins West Side Story eingesetzt - ein cleveres film- und musikhistorisches Zitat, das den meisten Zuschauern verborgen bleiben dürfte und die Liebe der Filmemacher zum kleinen Detail zeigt.

Wie in fast jedem Dreamworks-Trickfilm werden auch in Escape 2 Africa eine ganze Menge Popsongs verwendet. Nach Over the Hedge ist es der zweite Film, bei dem der Filmkomponist mit einem Popstar zusammengearbeitet hat - allerdings ist die Kooperation zwischen Hans Zimmer und dem Rapper will.i.am nicht wirklich gelungen. Zwei seiner Songs, Traveling Song und Best Friends, sind nicht mehr als recht primitiv betextete Versionen des Hauptthemas, etwas besser sind dagegen die anderen beiden Stücke Big and Chunky und She Loves Me, die zum Subplot der Nilpferd-Dame Gloria gehören und von will.i.am mit sehr, sehr tiefer Stimme vorgetragen werden. Leider wurde das gräßliche 90er-Jahre-Rapgedudel I Like To Move It immer noch nicht über Bord geworfen, ist aber wenigstens nur einmal kurz zu Beginn des Films und im Abspann zu hören.

Die Wüste lebt

Gelungene Fortsetzungen sind selten, aber Dreamworks hat wieder einmal gezeigt, daß es nicht unmöglich ist, ein Sequel eines erfolgreichen Films zu produzieren. Madagascar: Escape 2 Africa ist eines der besten Beispiele dafür und kann durchaus an seinen ebenso gelungenen Vorgänger heranreichen - dieser Meinung waren auch die meisten Kritiker, die vom phantastischen Aussehen der Animation, der gelungenen Geschichte und den gut gelaunten Sprechern begeistert waren und erkannten, daß der Film eben nicht ausschließlich Kinderkram ist. Im Gegensatz zum Vorgänger wurde Escape 2 Africa aber nicht Anfang Mai zum Memorial Day in die Kinos gebracht, sondern im November zum Thanksgiving-Wochenende - trotz des geänderten Startdatums wurde der Film zu einer der erfolgreicheren Dreamworks-Produktionen und konnte fast genauso viel einspielen wie sein Vorgänger.

Die Geschichte ist aber noch längst nicht zu Ende, denn noch vor dem Kinostart von Escape 2 Africa wurde ein dritter Teil bereits in die Wege geleitet, der voraussichtlich 2012 fertiggestellt werden wird. Um die Zeit bis dahin zu überbrücken, haben sich Dreamworks und der amerikanische Sender Nickelodeon zusammengetan und den vier abenteuerlustigen Pinguinen ihre eigene kleine Fernsehserie gegönnt. Deren erste zwei knapp viertelstündige Episoden waren im November 2008 zum Kinostart des Films zu sehen, während die reguläre Ausstrahlung Ende März 2009 begann und schon über fünfzig Episoden vom Sender bestellt wurden.

Die DVD

Madagascar: Escape 2 Africa wurde schon vier Monate nach der Kinopremiere in den USA als DVD und Blu-Ray veröffentlicht, während deutsche Zuschauer noch bis Ende März warten mußten. In den USA wurde wie schon bei Kung Fu Panda eine Einzel-DVD mit allen wichtigen Bonusmaterial und ein Doppelpack mit einer zweiten Disc veröffentlicht, die zwei Episoden der neuen Penguins of Madagascar-Fernsehserie und einige kindergerechte Extras enthält. Auf der amerikanischen Blu-Ray sind die beiden Kurzfilme mit dabei, während sie bei allen europäischen DVDs und Blu-Rays weggelassen wurden. Die überteuerte amerikanische Doppel-Disc ist den Preis nicht unbedingt wert, wenn man bedenkt, daß die TV-Serie in absehbarer Zeit auch noch als DVD herauskommen wird.

Die hier rezensierte Ausgabe von Madagascar: Escape 2 Africa ist deshalb wie üblich die amerikanische Einzel-DVD, die sowohl von der Ausstattung als auch vom Preis her die beste Wahl ist, wenn man PAL-Speedup vermeiden möchte und den Sprung auf den HD-Zug noch nicht gemacht hat.

Cover

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Bild

Die HD-Medien hat Dreamworks bis jetzt noch nicht abgehalten, auch bei den DVDs auf eine bestmöglichste Bildqualität zu achten - Madagascar: Escape 2 Africa ist dabei keine Ausnahme und sogar wieder eine DVD von der Klasse "I Can't Believe it's not High Definition!". Direkt vom HD-Master konvertiert hat Dreamworks auch hier mit dem Authoring alles richtig gemacht und sich keine technischen Patzer geleistet.

Nachdem Dreamworks' vorheriger Film Kung Fu Panda im epischen Scope-Format produziert wurde, kehrt Escape 2 Africa wieder zum Standardformat zurück, das auf dieser DVD das 16:9-Frame komplett ausfüllt und auf das zusätzliche 1.85:1-Matting verzichtet. Ein herkömmlicher Filmtransfer wurde natürlich nicht gemacht, sondern das digitale Master direkt ins DVD-Format konvertiert, was in einer beeindruckenden Qualität gelungen ist: statt das Bild mit Filtern zu verunstalten wurde auf eine Nachbearbeitung praktisch verzichtet und lediglich ein Resizing vom HD-Format in die anamorphe NTSC-Auflösung durchgeführt.

Schon auf den ersten Blick macht die Schärfe daher einen überdurchschnittlich guten Eindruck und läßt die digitale Animation perfekt zur Geltung kommen. Durch den praktisch abwesenden Filtereinsatz wid man dabei von typischen Aufschärfungs-Artefakten verschont und bekommt trotzdem sehr viele Details zu sehen. Die DVD-Auflösung wird bis an ihre Grenzen ausgenutzt und selbst kleinste Einzelheiten sind noch sichtbar - obwohl im HD-Master noch einiges mehr steckt, bekommt man auf dieser DVD kaum das Gefühl, daß vom Bild etwas verloren gegangen ist. Natürlich ist auch an den Farben absolut nichts auszusetzen, da diese ohne einen Filmtransfer genau wie auf dem eigentlichen Bildmaster wiedergegeben werden.

Auch die Kompression läßt sich trotz einer nicht besonders hohen Bitrate nichts zuschulden kommen lassen und ist auch bei sehr detailreichen Szenen überhaupt nicht zu entdecken. Insgesamt kann Escape 2 Africa an die hervorragende Qualität früherer Dreamworks-Animation-Discs anknüpfen und zeigt, was mit dem alten Medium DVD noch alles möglich ist.

Ton

Wie die meisten Dreamworks-DVDs hat auch Escape 2 Africa eine ganze Menge Tonspuren zu bieten - englischer, französischer und spanischer Ton in Dolby 5.1 sowie eine zusätzliche englische 2.0-Fassung sind schon etwas zuviel des Guten, drücken aber zum Glück nicht zu sehr auf die Bitrate.

Die englische 5.1-Tonspur ist im Gegensatz zu Kung Fu Panda wieder mit den maximalen 448 kbit/s codiert worden und hat eine gut gelungene, solide Abmischung zu bieten. Zwar ist der Mix nicht ganz so verspielt wie beim Konkurrenten Pixar, erzeugt aber auch ohne auffällige Effekte und Gimmicks eine realistische Klangkulisse. Ein großer Teil des Raumklangs wird natürlich wie immer durch die breit über alle Kanäle abgemische Musik erzeugt, die aber dicht mit den Geräuschen verknüpft ist und so eine raumfüllende Abmischung ermöglicht. In den wenigen Action-Szenen klingt das natürlich besonders spektakulär, aber auch viele leisere Szenen haben eine Menge von dem detailreichen Mix. Auch der natürliche Klang der Dialoge, die die meiste Zeit über im mittleren Kanal verankert sind und diesen nur gelegentlich verlassen, kann überzeugen. Der überflüssigen englischen 2.0-Surround-Spur fehlt dagegen der ausgeprägte Raumklang und der kräftige Klang der 5.1-Fassung, weshalb man sich diese Tonspur auch auf einer ProLogic-Anlage erst gar nicht anhören sollte.

Die französischen und spanischen Tonspuren sind bis auf die Dialoge identisch mit der englischen Fassung, allerdings wurde die spanische Version mit nur 384 statt 448 kbit/s codiert. Untertitel gibt es in allen drei Sprachen für den Hauptfilm und für alle Extras inklusive dem Audiokommentar.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial der amerikanischen Single-DVD läßt gegenüber der Blu-Ray hauptsächlich den visuellen Kommentar und zwei nicht direkt den Film betreffenden Featurettes weg und enthält damit praktisch alle interessanten Extras. Auf große Dokumentationen wird wie bei Dreamworks üblich verzichtet und stattdessen auf eine bewährte Kombination eines Audiokommentars mit einigen Featurettes gesetzt. Das Menüdesign ist sehr gut gelungen und bietet sogar auf vielen Seiten kleine, gut gemachte Animationen.

Der Audiokommentar mit den Regisseuren Eric Darnell und Tom Grath sowie den Produzenten Mireille Soira und Mark Swift ist nicht als Extra auf dem Cover angegeben, aber trotzdem im Audio- und Extras-Menü auswählbar. Die vier Filmemacher sorgen für ein unterhaltsames Gespräch, in dem viele interessante Details und Anekdoten aller Art über die Entstehung des Films erzählt werden. Typisch für eine Dreamworks-Kommentarspur ist der geringe Anteil von Eigenlob und die Ungezwungenheit der Filmemacher, die sich anscheinend nicht großartig für die Aufnahme des Audiokommentars vorbereitet haben, aber dafür auch ganz locker klingen und nicht nur starre Fakten herunterrattern.

It's a Family Affair: The Cast of Escape 2 Africa (9:04) und The Making of Escape 2 Africa (11:01) sind zwei typische Making-Of-Featurettes, die im Prinzip nur erweitere Werbetrailer sind und allerhöchstens interessant sind um die Filmemacher und Schauspieler kennenzulernen, von denen fast die komplette Truppe in mehr oder weniger großen Interviews zu Wort kommt.

Crash Landing (3:36) enthält nicht nur einen kleinen Ausschnitt der Flugzeugabsturz-Sequenz als animiertes Storyboard, sondern zeigt auch auf eine ganz humorvolle Weise, wie die Animatoren die Geschichte inszenieren, bevor sie mit Hilfe von Computergrafik umgesetzt wird.

African Adventure (7:15) ist ein kleiner Reisebericht vom Ausflug der Filmcrew nach Afrika, der zwar ein bißchen wie ein holperig gedrehtes Urlaubsvideo aussieht, aber zumindest einen kleinen Einblick in die wundervolle afrikanische Szenerie gibt und wie sich die Filmemacher vor Ort umgesehen haben.

In Jambo Jambo: Swahili Speak kann man nach einem kurzen Intro (1:41) acht verschiedene Swahili-Phrasen lernen, was allerdings mehr oder weniger für die jüngeren Zuschauer gedacht ist.

Test Flight of the Air Penguin
Game ist lediglich ein primitives DVD-Menüspiel, mit dem kaum etwas anzufangen ist und das außer einigen neuen Dialogen nicht viel zu bieten hat.

Mad Music enthält die Musikvideos Move It, Move It (2:44), Big And Chunky (1:03) und She Loves Me (1:20), die nicht nur einfache Filmausschnitte, sondern ganz gut gelungene und teilweise neu animierte Videoclips sind, während Traveling Song Singalong (1:28) lediglich aus zusammengeschnittenen Filmszenen mit Karaoke-Untertiteln besteht. In der Dreamworks Animation Musicbox sind außerdem musikalische Szenen aus acht anderen Dreamworks-Filmen abrufbar.

Trailers enthält nicht überraschend mal wieder keinen Trailer vom Film selbst, sondern lediglich von Monsters vs. Aliens, Secrets of the Furious Five, einen Sneak Peek der neuen Penguins-Serie, Madagascar, Madagascar: Escape 2 Africa Video Game und Hotel for Dogs.

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