MASH 
Cover

27.02.2005 #317

Upgrade vom 18.07.2011
von Guido Bibra

Titel MASH
Studio 20th Century Fox (1969)
Hersteller 20th Century Fox Home Video (2002) EAN 5-039036-008679
DVD-Typ 9 & 5 (5,89 & 4,11 GB) Bitrate ø 5,67 max. 8,5
Laufzeit 111 Minuten Kapitel 15
Regionalcode 2 (England) Case Amaray Doppel II
Fernsehnorm PAL
Bildformat 2.35:1 16:9 ja
Tonspuren Dolby Digital 2.0 Stereo 192/96 kbit/s Englisch, Kommentar
Untertitel Englisch, Kroatisch, Tschechisch, Dänisch, Finnisch, Hebräisch, Ungarisch, Isländisch, Norwegisch, Polnisch, Portugiesisch, Schwedisch, Türkisch
Freigabe BBFC 15
Extras Disc 1
• Audio Commentary by Director Robert Altman
• Featurette - "Backstory: Mash"
• Still Gallery
• Theatrical Trailer
Disc 2
• Enlisted: the story of MASH
MASH: Comedy Under Fire
MASH Reunion

Der Film

Als Japan 1944 als Folge des zweiten Weltkriegs die Kontrolle über Korea abgegeben und die Besatzungsmächte USA und die Sowjetunion sich das Land entlang des 38. Breitengrads aufgeteilt hatten, waren Probleme schon vorprogrammiert. 1948 verließen erst die Amerikaner und dann auch die russische Besetzung das politisch instabile und unruhige Korea. Als im Sommer 1950 die nordkoreanische Armee die Demarkationslinie des 38. Breitengrads überschritt und in Südkorea einmarschierte, verabschiedete die UN eine von den USA eingebrachte Resolution zum militärischen Eingriff in den Konflikt. Die Resolution wurde ohne Veto verabschiedet, weil die Delegierten der Sowjetunion aus Protest gegen die Aufnahme Taiwans in den Weltsicherheitsrat nicht zu den Sitzungen erschienen waren. Es beteiligten sich zwar 15 Länder an der Aktion, aber den größten Teil der militärischen Kraft kam aus den USA.
 
Im September 1950 ließ der US-Präsident Harry Truman amerikanische Bodentruppen unter dem Kommando von General McArthur die erste Offensive starten, die die nordkoreanische Armee trotz heftiger Gegenwehr hinter die Demarkationslinie zurückdrängen und die Hauptstadt Seoul befreien konnten. Trotz der Warnung der chinesischen Regierung, den 38. Breitengrad nicht zu überschreiten, drangen die amerikanischen Truppen bis an die Grenze zu China vor, wo sie starkem Widerstand der chinesischen Armee begegneten, die sie schließlich wieder hinter die Demarkationslinie zurückdrängten.
 
Als General MacArthur trotz hohen Verlusten eine Bombardierung des chinesisch-koreanischen Grenzgebiets forderte, wurde er von Präsident Truman zurückgepfiffen und durch General Ridgeway abgelöst. Die Front stabilisierte sich um den 38. Breitengrad herum, und im Juli 1951 begannen die Waffenstillstandsverhandlungen, die über zwei Jahre dauerten und eine ständige Präsenz der UN und der amerikanischen Truppen bedeutete – die sogenannte koreanische “Polizeiaktion” zur Überwachung der Einhaltung des temporären Waffenstillstands begann. Erst im Sommer 1953 wurde das Waffenstillstandsabkommen von Nord- und Südkorea unterzeichnet, das das Land entlang der alten Demarkationslinie teilte und eine entmilitarisierte Zone einrichtete. Die Intervention der UN unter Führung der US-Armee kostete unzähligen Zivilisten und 35000 Soldaten das Leben, von denen viele nicht einmal Berufssoldaten waren, sondern durch die allgemeine Wehrpflicht nach Korea kamen.
 
Es waren jedoch nicht nur Soldaten nach Korea geschickt worden , sondern auch viel medizinisches Personal. Weil Ärzte Mangelware waren, wurden besonders Chirurgen aus Krankenhäusern, Artzpraxen und manchmal auch direkt frisch aus dem College eingezogen und nach Korea geschickt, um in sogenannten MASH-Einheiten (Mobile Army Surgical Hospital) eingesetzt zu werden. Dort mußten sie tausende von verletzten Soldaten unter oft unmöglichen Bedingungen zusammenflicken - die Ärtze der “mobilen Feldlazerette” waren nur dafür zuständig, die Verletzten soweit zu stabilisieren, daß sie gefahrlos weitertransportiert werden konnten. Die Ärzte waren im Grunde genommen Zivilisten in Uniform und weigerten sich oft, sich der militärischen Führung unterzuordnen, aber sie vollbrachten medizinische Höchstleistungen: mit oft primitiven Werkzeugen versuchten sie so viele Menschenleben wie nur möglich zu retten.

Medizinisch hatten die MASH-Einheiten des Korea-Kriegs einen hervorragenden Ruf - wer lebend in ein MASH eingeliefert wurde, kam in 95% aller Fälle auch lebend wieder heraus. Für die Ärzte und Schwestern (das weibliche Personal war freiwillig in Korea) bedeutete die oft tagelang nicht abreißende Flut von Verwundeten eine unglaubliche Belastung, denen viele nicht auf Dauer standhalten konnten. Alllerdings ließen es sich die Mediziner dafür auch gutgehen, wenn sie nicht an den Operationstischen stehen mußten - Erholung vor Ort wurde groß geschrieben und nicht von ungefähr bekamen die MASH-Einheiten einen ziemlich berüchtigten Ruf, weil es bei ihnen relativ locker und wenig militärisch zuging.
 
Einer der vielen Mediziner, die in den koreanischen MASHs eingesetzt wurden, war Richard Hornberger, ein junger Arzt, der nach seinem College-Abschluß eingezogen wurde und seinen Militärdienst in Korea als Chirurg leistete. Nach seiner Rückkehr in seine Heimat im US-Bundesstaat Maine eröffnete er eine private Arztpraxis und begann seine Erfahrungen aus Korea in einem Roman festzuhalten, den er nach acht Jahren schließlich fertigstellte. Die episodenhafte Geschichte basierte auf Hornbergers eigenen Erfahrungen und die Charaktere lehnte er stark an seine Kollegen an.

Das Buch, schlicht mit MASH betitelt, bezog keine direkte Antikriegs-Stellung, aber die Gegenüberstellung der Grausamkeiten des Kriegs und dem Unsinn, den die Ärzte in ihrer Freizeit verzapften um sich von dem ständigen Wahnsinn zu befreien, sprach schon alleine für sich. Der respektlose und anarchistische Stil machte es Richard Hornberger schwer, seinen Roman veröffentlichen zu lassen, aber 1968 gelang es ihm nach unzähligen Absagen endlich einen Verleger zu finden – in einer Zeit, in der sich in Vietnam ein ganz neuer Krieg auf dem furchtbaren Höhepunkt befand und so das Interesse an Material wie MASH groß war.
 
Noch vor der Veröffentlichung des Romans wurde Drehbuchautor Ring Lardner auf das Buch aufmerksam, das Hornberger unter dem Pseudonym Richard Hooker verfaßt hatte. Lardner empfiehl das Buch dem Produzenten Ingo Preminger, der die Rechte für 100000 Dollar kaufte und es Richard Zanuck, dem jungen Produktionschef von 20th Century Fox, versuchte schmackhaft zu machen. Fox war zur dieser Zeit eigentlich mit der Produktion von "richtigen" Kriegsfilmen wie Tora! Tora! Tora! und Patton beschäftigt, aber Zanuck war auch an der kontroversen Geschichte interessiert und überließ Preminger die Produktion der Verfilmung. 
 
Das Drehbuch wurde natürlich von Ring Lardner Jr. verfaßt, der nicht zuletzt wegen seiner politischen Einstellung ideal geeignet war – er war einer der Hollywood Ten, die sich während der Kommunistenjagt in den fünziger Jahren geweigert hatten, sich als Kommunisten brandmarken zu lassen und ihre Freunde zu verraten. Ring Lardner war nur einer von vielen, die dafür mit Gefängnisstrafen büßen mußten, in Hollywood auf der schwarzen Liste landeten und so keine Arbeit mehr fanden. Ingo Preminger und Richard Zanuck störten sich jedoch nicht daran, daß Ring Lardner auch Ende der sechziger Jahre noch als "blacklisted" galt und setzte sein volles Vertrauen in den fast schon legendären Autor.
 
Die Wahl des Regisseurs gestaltete sich dagegen viel schwieriger - über ein Dutzend Filmemacher lehnten das Drehbuch ab, weil sie es für zu gewagt, zu politisch oder einfach nur für unverfilmbar hielten. Schließlich fand sich mit Robert Altman doch noch ein Filmemacher, der gewillt war, sich des brisanten Stoffs anzunehmen. Altman war seit Anfang der fünfziger Jahre als Regisseur von Dokumentarfilmen und Fernsehserien beschäftigt und hatte vor MASH nur zwei Kinofilme gedreht. Obwohl er als handwerklich versiert bekannt, war Robert Altman für Richard Zanuck ein völlig unbekannter, und wie sich später herausstellen würde, unberechenbarer Faktor.
 
Mit einem Budget von nur dreieinhalb Millionen Dollar waren Robert Altman bei der Auswahl der Schauspieler und der Drehorte ziemlich die Hände gebunden. Große Stars kamen für die Rollen der drei Hauptcharaktere Hawkeye, Trapper und Duke erst gar nicht in Frage, so daß sich Altman unbekanntere Darsteller aussuchen mußte. Lediglich Donald Sutherland war schon gecastet, bevor Robert Altman das Projekt übernahm und wurde beinahe von dem gerade hinzugekommenen Regisseur gefeuert - das konnte Ingo Preminger aber verhindern, indem er Altman die Möglichkeiten von Hawkeye und Trapper als "Buddies" klarmachte.

Elliot Gould hatte Robert Altman eigentlich gar nicht für die Rolle von Trapper John vorgesehen, sondern für Duke – allerdings war sich Gould nicht sicher, ob er den starken Südstaaten-Akzent des Charakters durchhalten konnte und bat Altman ihn als Trapper zu besetzen. Tom Skerritt war als einer der wenigen dem Regisseur bekannt – Altman war sein Mentor und hatte ihm zum Schreiben von Drehbüchern ermuntert, aber er hielt ihn auch als Schauspieler für MASH auch bestens geeignet.

Das Trio Hawkeye, Trapper und Duke bildete zwar die Hauptrollen des Films, aber um die Größe des Camps und dessen Personal deutlich zu machen, wurden ungewöhnlich viele Nebenrollen und Statisten benötigt. Sally Kellerman gelangte durch Zufall an die Rolle von Margaret "Hotlips" O'Houlihan, als sie für Lieutenant Dish vorsprach – Robert Altman war von ihrem roten Lippenstift, den sie sonst nie trug, so begeistert, daß sie die Rolle sofort bekam. Auch Robert Duvall hatte mit Robert Altman schon früher zusammengearbeitet und bekam von ihm die etwas undankbare Rolle von Major Burns angeboten. Robert Bowen, ein Schauspieler, der sich eigentlich lieber als Schriftsteller betätigte, spielte mit sichtlichem Vergnügen den bürokratischen, aber harmlos-gemütlichen Colonel Blake. 

John Schuck, der den "schmerzlosen Bohrer", den Zahnarzt des MASH-Camps spielte, wurde von Robert Altman in einem Theater in San Francisco entdeckt. Seine Rolle war mehr oder weniger eine Art sexueller Running Gag, was Schuck aber gerade dazu ermunterte den Zahnarzt Waldowski zu spielen, obwohl seine Zähne selbst nicht im perfektesten Zustand waren. Die Rolle eines Geistlichen im Camp war anfänglich nur sehr klein, aber als Robert Altman Rene Auberjonois fand, wurde aus Father Mulcay, der im Film meist nur "Dago Red" genannt wird, ein relativ wichtiger und im Gegensatz zum ultrafrommen Frank Burns liebenswerter Charakter.

Gary Burghoff wurde durch einen noch größeren Zufall als Kompanieschreiber Walter "Radar" O'Reilly gecastet - er hatte in New York in einem kleinen Theater abseits vom Broadway die Hauptrolle in You're a Good Man, Charlie Brown gespielt - einer von den Zuschauern war Regisseur Otto Preminger. Gary Burghoff erfuhr davon erst, als er Charlie Brown einige Zeit später in Los Angeles spielte und von Ingo Preminger zum Casting von MASH eingeladen wurde - allerdings warf der Produzent nur einen Blick auf ihn und gab ihm seine Rolle, ohne ihn vorsprechen zu lassen, weil Preminger ihn schon von seinem Bruder empfohlen wurde. Gary Burghoff war außerdem der einzige der Filmbesetzung, der in der späteren MASH-Fernsehserie seine Rolle wieder aufnahm.

Zusammen mit den ebenso sorgfältig ausgewählten weiteren Nebenrollen bildeten diese Schauspieler eine Gruppe von meist sehr jungen Leuten, die lustig, frech, überzeugend und experimentierfreudig waren – genau das, was Robert Altman für die Inszenierung von Ring Lardners Drehbuch benötigte. Auf seinen Wunsch den Film in Korea an Originalschauplätzen drehen zu können, konnte Altman jedoch nicht durchsetzen - die Dreharbeiten fanden deshalb fast ausschließlich auf einer zum Fox-Studio gehörenden Ranch statt und die Berglandschaft von Korea wurde in der Nähe von St. Monica aufgenommen. Auch die Szenen in Tokio wurden nur auf Filmsets aufgebaut und mit etwas Archivmaterial ergänzt.

Die Dreharbeiten begannen im April 1969 und verliefen scheinbar ziemlich chaotisch. Robert Altmans ungewöhnlicher Regiestil verwirrte die Schauspieler, die sich aus dem durcheinander von Szenen nur schwer einen koherenten Film vorstellen konnten. Zwischen Donald Sutherland und Elliot Gould entwickelte sich eine besonders humorvolle Beziehung, die den Charakteren eine überzeugende Spontanität gab - aber es waren die beiden Schauspieler, die sich bei Ingo Preminger über ihren Regisseur beschwerten, weil sie dachten, daß sein lockerer Führungsstil dem Film schaden würde.

Preminger erkannte jedoch, daß hinter Altmans Chaos ein System steckte und überzeugte die beiden Schauspieler weiterzumachen wie bisher. Genauso wie die Buchvorlage hat auch der Film keine fortlaufende Geschichte, sondern erzählt die Erlebnisse der Ärzte in einzelnen Episoden, die nur ansatzweise miteinander verknüpft. Der Film beginnt und endet mit Hawkeyes An- und Abreise, die ihn damit zu einem der wenigen Konstanten der turbulenten Geschichte macht.

Während die Studiobosse - mit Ausnahme von Richard Zanuck, der sich oft mit Vergnügen die Dailies anschaute - MASH für eine harmlose Komödie hielten, bemühte sich das Filmteam keinesfalls Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, denn im Schatten der anderen beiden großen Kriegsfilme Tora! Tora! Tora! und Patton hatte MASH praktisch Narrenfreiheit, solange nur niemand etwas davon mitbekam. Es wurde stark darauf geachtet das Budget einzuhalten und die Dreharbeiten auf das Studiogelände zu beschränken - die meisten Leute bei Fox hielten das aufgebaute Camp für ein Set von Tora! Tora! Tora! oder Patton.

Obwohl der Schauplatz des Films natürlich das Korea der fünfziger Jahre war, entfernte Robert Altman fast alle Referenzen auf die Zeit und das Land, damit die Zuschauer es für Vietnam halten sollten. Tatsächlich kann man MASH kaum definitiv einer Zeitperiode oder einem Land zuordnen - irgendwann merkten auch die Fox-Studiochefs, was Altman damit bezweckte und forderten ihn auf, etwas daran zu ändern. Gelöst wurde das Problem einfach mit einem kurzen Texteinleitung zu Beginn des Films, das an der Aussagekraft aber nichts änderte.

Nach Beendigung der Dreharbeiten im Juni 1969 war MASH aber noch lange nicht unter Dach und Fach, denn erst jetzt mußte sich zeigen, ob der Film vor den Studiobossen
standhalten konnte. Bald brach auch der erste Streit zwischen Robert Altman und der Fox-Führungsriege aus, die die blutigen, aber realistischen Operationsszenen für unvereinbar mit dem frechen Humor hielten.

Zwei der bekanntesten Markenzeichen des Films entstanden erst in der Postproduktion - der Titelsong und die Lautsprecherdurchsagen. Robert Altman ließ seinen vierzehnjährigen Sohn den Text für einen Song schreiben, der im Laufe des Films von einem Schauspieler gesungen werden sollte. Mike Altmans Text wurde schließlich von Johnny Mandel, der für die Filmmusik zuständig war, mit einer Melodie ergänzt und auch zum Titelsong erkoren. Der Sohn des Regisseurs verdiente letztendlich an den Tantiemen für seinen Text zu Suicide is Painless sogar mehr als sein Vater, der für die Regiearbeit nur 75000 Dollar bekam.

Die Lautsprecherdurchsagen entstanden, als der Regisseur während des Schnitts feststellte, daß es zu wenige Übergänge zwischen den einzelnen Episoden des Films gab. Altman schrieb eine Reihe von Ansagen, die hauptsächlic Parodien auf den ganz alltäglichen bürokratischen Wahnsinn darstellten, und ein kleines Filmteam drehte schnell eine Reihe von Insert-Shots mit den Lautsprechern. Gesprochen wurden die Durchsagen vom Nebendarsteller David Arkin, der auch den Sergeant Vollmer im Film spielt. Statt eines herkömmlichen Abspanns werden am Schluß des Films sogar die Credits in einer Lautsprecherdurchsage vorgelesen.

Um den Streit zwischen Robert Altman und 20th Century Fox ein für ale Male beizulegen, kam sogar Präsident und Gründer Darryl Zanuck aus Frankreich in die USA - er hatte sich mehr oder weniger zur Ruhe gesetzt und einen großen Teil seiner Amtsgeschäfte an seinen Sohn Richard übergeben, aber über MASH wollte er sich sein eigenes Urteil bilden. Auch er hielt die Kombination aus schwarzem Humor und dem Ernst des Krieges für zu gewagt. Umgestimmt wurde er dann aber durch seine beiden Gäste, zwei junge Französinnen die er extra für die Testvorstellungen eingeladen hatte und die von MASH begeistert waren. Als Robert Altman dann noch eine Test-Vorstellung durchsetzen konnte, die äußerst positiv vom Publikum aufgenommen wurde, konnte MASH auch nicht mehr von der Fox-Führungsriege aufgehalten werden.

MASH hatte seine offizielle Premiere im Januar 1970 und wurde nicht nur in den USA, sondern ganz besonders in Europa zu einem riesigen Erfolg. Sogar Richard Hooker war mit der Verfilmung seines Buchs rundum zufrieden - allerdings gab es auch jemand, der anfänglich entsetzt war: als Drehbuchautor Ring Lardner zum ersten Mal den fertigen Film sah, war er geradezu beleidigt, weil die Schauspieler wenig von seinem Text übernommen und sehr viel improvisiert hatten. Bald erkannte Lardner aber, daß sein Script trotz aller Freiheiten ein unschätzbarer Beitrag zum großen Erfolg des Films war - spätestens als er den Oscar für das beste Drehbuch des Jahres entgegenehmen konnte, versöhnte er sich wieder mit Robert Altman.

Bald beschänkte sich der Erfolg von MASH nicht nur auf den Film - Richard Hooker begann Fortsetzungen seines Romans zu schreiben, von denen die erste MASH goes to Maine kurzzeitig für einen weiteren Kinofilm in Betracht gezogen wurde, aber letztendlich wurde die Idee doch verworfen. 1972 machte sich Fox den episodenhaften Charakter des Films jedoch zunütze und startete die MASH-Fernsehserie, die sich als eine der erfolgreichsten und lanlebigsten Programm in den siebziger und achtziger Jahren herausstellen sollte.

Heute ist MASH zu einem modernen Klassiker geworden, der gerade jetzt wieder an Aktualität gewonnen hat – die letzte MASH-Einheit wurde zwar 1997 aufgelöst, aber solange es immer noch Kriege mit unzähligen Toten und Verletzten gibt, wirkt eine Antikriegs-Komödie, die statt dem Krieg selbst einer seiner Auswirkungen zeigt, immer noch frisch und unverbraucht.

Die DVD

"MASH wasn't released - it escaped" sagte Robert Altman später über seinen Film, was man von seiner Karriere im Heimkino-Bereich allerdings nicht behaupten kann. 1977 war MASH einer der allerersten Filme, die als Video-Kaufkassette veröffentlicht wurden, aber eine wirklich gute Repräsentation hatte es nie gegeben - bis Fox den Film Anfang 2002 endlich in einer restaurierten Fassung als DVD veröffentlicht hatte. In den USA erschien MASH als sechste DVD der Five-Star-Edition-Reihe, aber in Deutschland wurde einfach die zweite DVD mit einem großen Teil des Bonusmaterials weggelassen. Erstaunlicherweise besitzt die englische Doppel-DVD, die praktisch der US-Disc entspricht, auf der zweiten DVD deutsche Untertitel - aber auch drei Jahre nach der Veröffentlichung hat Fox ein 2-Disc-Set in Deutschland nie herausgebracht. Nur die 2009 auch in Deutschland veröffentlichte Blu-Ray enthält alle Extras der amerikanischen und englischen DVDs.

Ob man sich für die englische oder amerikanische DVD entscheidet ist Geschmackssache - auf der britischen DVD wurde lediglich das Restaurations-Featurette und die Mono-Tonspur weggelassen, letzteres ist aber nicht so schlimm da die sogenannte Stereo-Spur praktisch genauso wie die Mono-Fassung klingt. Die UK-DVD hat allerdings mit dem netten Pappschuber, in dem die normale DVD-Hülle steckt eine deutlich schickere Verpackung als die amerikanische Ausgabe.



Bild

MASH ist ein Film, dessen besondere Optik man durchaus mit schlechter Bildqualität verwechseln kann. Der grau-grüne Look wurde mit Farbfiltern und natürlicher Beleuchtung erreicht, wodurch auch ein stark lichtempfindliches Filmmaterial benutzt werden mußte. Dadurch hatte MASH schon immer ein sehr körniges und schmutziges Aussehen, was aber durch schlechte Kopien und Abtastungen in der Vergangenheit immer noch verstärkt wurde. Für die DVD hatte 20th Century Fox MASH das erste Mal von den besten verfügbaren Quellen restauriert und dabei die feine Linie zwischen gewolltem Aussehen und schlechter Bildqualität genau beachtet.

Die Filmvorlage wurde erfolgreich gesäubert und enthält so gut wie gar keine Kratzer, Fussel oder andere Dropouts. Die Filmkörnigkeit wurde dagegen nicht herausgefiltert und ist je nach Szene mehr oder weniger stark zu sehen, aber dafür auch von der weniger auffälligen, weicheren Sorte - trotz des recht starken Rauschens macht das Bild einen sehr sauberen und stabilen Eindruck. Die Schärfe ist nicht auf dem allerbesten Niveau, aber für einen Film dieses Alters mehr als akzeptabel und macht nicht den Eindruck Details zu verschlucken. Der Bildstand ist völlig ruhig und leistet sich keinerlei Ruckeln oder Flattern.

Die Farben sind natürlich bis auf das Footballspiel im letzten Viertel des Films deutlich gedämpft und fast monochrom - die Farbpalette beschränkt sich auf ein typisch militärisches grün-braun und sogar die Hauttöne sind durch die eingesetzten Filter deutlich gedämpft. Das ist aber alles Absicht und sieht hier noch besser aus als auf den früheren Transfern, bei denen oft versucht wurde die Farben nachträglich kräftiger zu machen - auf dieser DVD ist das Farbtiming wahrscheinlich das erste Mal wirklich korrekt zu sehen.

Angesichts der problematischen Filmelemente hat Fox es wirklich hervorragend geschafft, MASH so gut wie möglich zu restaurieren - besser dürfte allerhöchstens noch der HD-Transfer von den restaurierten Filmelementen sein.

Ton

Der Ton erweist sich auf den ersten Blick als Enttäuschung, denn die sogenannte Stereo-Tonspur ist nur eine leicht phasenverschobene Version der Mono-Version und kein diskreter Stereo- oder Surround-Mix. Allerdings klingt diese Abmischung besser als der brutale Stereo-Upmix, der auf einigen englischen VHS-Kaufkassetten zu finden war - dort war die Musik in einem stark blechernen Fake-Stereo zu hören und auch die Dialoge wurden direktional gemischt, wodurch sich aber immer der gesamte Ton mit verschob.

Stattdessen hat Fox sich zum Glück an die Original-Monoabmischung gehalten, die in der sogenannten Stereo-Fassung durch einen ProLogic-Receiver abgespielt nur ganz leicht auf den Surroundkanal überspricht und ansonsten einfach nur ein solider Mono-Mix ist. Klangtechnisch darf man von MASH keine überragenden Dinge erwarten - die Musik klingt recht gut, aber die meisten Dialoge hören sich sehr dünn an und sind manchmal auch etwas schwer verständlich, was aber schon immer ein Problem der zwischen Tür und Angel gemischten Tonspur war. Wenn man die Dialoge wirklich einmal nicht verstehen sollte, kann man immerhin auch die englischen Untertitel hinzuschalten, die jedoch auch manchmal nicht mit den schnellen Dialogen mitkommen.

Andere Tonspuren gibt es auf der englischen DVD nicht, dafür aber Untertitel in zwölf weiteren SPrachen.

Bonusmaterial

Das englische 2-Disc-Set von MASH entspricht fast hundertprozentig der amerikanischen 5-Star-Edition - lediglich das kurze Restaurationsfeaturette auf der ersten DVD wurde weggelassen und sogar die gelungenen interaktiven Menüs wurden komplett umgesetzt.

Der Audiokommentar von Robert Altman ist leider eine Enttäuschung. Der sonst eigentlich sehr gesprächige Regisseur macht immer wieder extrem lange Pausen und hat eigentlich kaum etwas zu sagen, was nicht auch in den Dokumentationen der DVD angesprochen wurde. Wenn man sehr viel Geduld hat, kann man zwar die eine oder andere Anekdote hören, aber eigentlich ist sein Kommentar weder wirklich interessant noch richtig unterhaltsam - man hat den Eindruck, als ob Altman regelrecht desinteressiert an seinem Film ist und sich kaum auf den Kommentar vorbereitet hatte.

MASH: Backstory
(23:28) befindet sich anscheinend nur auf der ersten Disc als Alibi-Dokumentation, damit Fox die DVD auch ohne die zweite Disc verkaufen konnte. Es handelt sich hier um eine TV-Produktion für den American Movie Channel, die als Dokumentation etwas oberflächlich ist, aber zumindest einen guten Überblick über den Hintergrund des Films gibt. Durch die weitaus tiefer greifenden beiden Dokumentationen auf der zweiten DVD wird diese Mini-Doku außerdem praktisch überflüssig - hier werden sogar einige Interviewfetzen verwendet, die in den anderen Dokus in längeren Versionen auch verwendet werden.

Der Trailer (2:54) in anamorphem 1.85:1 sieht ziemlich schäbig aus und macht deutlich, wie gut der Film selbst restauriert wurde, ist aber auch ein unfreiwillig komisches Beispiel, wie Fox versucht hat den Film zu vermarkten. Das letzte Extra auf der ersten DVD ist eine Galerie mit 45 unkommentierten Bildern, die größtenteils aus interessanten Promotion-Fotos und Aufnahmen vom Set bestehen.

Die zweite DVD ist mit nur drei Dokumentationen scheinbar nicht so toll ausgestattet, aber hier befinden sich die wirklich interessanten Extras des Sets:

Enlisted: The Story of MASH (39:13) ist eine der beiden vollständigen Dokumentation dieses DVD-Sets. In neuen Interviews erzählen eine Menge Leute, die an MASH mitgewirkt haben von ihren Erlebnissen bei den Dreharbeiten - Regisseur Robert Altman, Studioboss Richard Zanuck, Produzenten Ingo Preminger und Leon Erickson, Editor Danford Greene, Drehbuchautor Ring Lardner und die Schauspieler Donald Sutherland, Elliot Gould, Tom Skerritt, Sally Kellerman, John Schuck, Rene Auberjonois, Gary Burghoff und Michael Murphy kommen hier alle zu Wort und bestreiten die Dokumentation ganz alleine, so daß gar kein Voiceover nötig ist. Hier erfährt man alles über die Entstehung und Durchführung von MASH inklusive aller Probleme und Querelen - hier nimmt niemand ein Blatt vor den Mund, die Kommentare sind alle erfrischend ehrlich.

MASH: Comedy under Fire (42:19) wurde nicht speziell für diese DVD produziert, sondern eigentlich für den amerikanischen History Channel, so daß es einige Überschneidungen mit der ersten Dokumentation gibt. Zusammengehalten von einem etwas auf Sensation getrimmten Voiceover, gesprochen von Burt Reynolds, erzählen Robert Altman, Richard Zanuck und viele andere Schauspieler und Filmemacher die auch schon in der ersten Doku dabei waren von ihren Erfahrungen - das besondere ist, daß sie hier von einigen Ärzten und Schwestern ergänzt werden, die selbst in Korea waren und dem Film eine große Authenzität bescheinigen können. In Zusammenhang damit bekommt man auch wichtige historische Details und einige Dokumentaraufnahmen aus dem Koreakrieg. Außerdem bezieht sich diese Doku nicht ausschließlich auf den Film, sondern widmet sich gegen Ende auch kurz der Serie.

Die MASH Reunion (28:47) fand im Juli 2000 anläßlich der Verleihung des Fox Legacy Awards an Robert Altman statt, wo auch die neu restaurierte Fassung von MASH das erste Mal aufgeführt wurde. In der leider viel zu knapp geratenen Aufzeichnung dieses "Events" geben sich Robert Altman, Elliott Gould, Sally Kellerman, Rene Auberjonois, Fred Williamson, Bud Cort, John Schuck und Ingo Preminger die Ehre und werden von Filmkritiker Allan Klein interviewt, der aber in der sehr lebendigen und unterhaltsamen Diskussion kaum eine Chance hat und von den vielen Mitwirkenden schnell an die Wand geredet wird.









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