My Name is Nobody
Cover

5.9.2005 #347

Update vom 20.06.2011
von Guido Bibra

Titel My Name is Nobody
Mio nome è Nessuno / Mein Name ist Nobody
Studio Rafran / La Societe Imp Ex CI / La Societe Alcinter / Rialto Film (1973)
Hersteller Paramount Home Video (2005) EAN 4-010884-529654
DVD-Typ 2x9 (7,76 & 7,81 GB) Bitrate ø 8,6 max. 9,9
Laufzeit 111:44 Minuten Kapitel 20
Regionalcode 2 (Deutschland) Case Custom-Digipack
Fernsehnorm PAL
Bildformat 2.35:1 16:9 ja
Tonspuren Dolby Digital 5.1 Surround Englisch, Deutsch
Untertitel Englisch, Deutsch
Freigabe FSK 12
Extras • Nobody is perfect: Leones Grabgesang auf den Western der alten Generation
• Nobody Dusted: Der Film vor und nach der Restauration
• Wanted: Nobody. Erstmals präsentierte seltene Sammlerstücke des Films
• Nobody in the News: Seltene Pressebücher
• Nobody in 8 mm
• Trailer

Der Film

Jack Beauregard (Henry Fonda), einst die letzte Hoffnung für Gerechtigkeit im Wilden Westen, will seinen Ruhestand genießen und nach Europa auswandern. Auf dem Weg in den Hafen von New Orleans begegnen ihm einige Berufskiller, angeheuert vom Goldminenbesitzer Sullivan (Jean Martin), der Beauregard noch etwas schuldet... und ein junger Revolverheld namens Nobody (Terence Hill), der nichts lieber möchte als seinem Helden zu einem würdigen Abgang zu verhelfen und ihn alleine gegen die 150 Mann starke Wilde Horde antreten zu lassen...

 


Anfang der siebziger Jahre hatte sich eine Westernmüdigkeit in den europäischen Filmstudios ausgebreitet. Den äußerst populären deutschen Verfilmungen von Karl Mays Winnetou-Romanen waren nach über zehn Filmen die Luft ausgegangen, billige Nachahmer konnten auch nicht begeistern und sogar Sergio Leone, der Großmeister des Italowesterns, wollte keine Cowboys mehr auf die Leinwand bringen. Nach der Dollar-Trilogie mit Clint Eastwood wollte Leone eigentlich mit Once Upon a Time in the West dem Western entgültig den Rücken kehren und ließ sich nur schwer noch ein letztes Mal für A Fistful of Dynamite 1972 dazu überreden, noch einmal einen Western zu drehen.

Gleichzeitig hatte sich in Italien eine ganz neue Art des Westerns entwickelt. Schon ab 1968 standen Carlo Pedersoli und Mario Girotti – besser bekannt unter ihren Künstlernamen Bud Spencer und Terence Hill – in einigen Western vor der Kamera, die immer mehr mit komödiantischen Elementen durchsetzt worden waren. Der frühere Kameramann und frischgebackene Regisseur Enzo Barboni alias E.B. Clucher hatte mit den beiden Schauspielern die Filme Lo chiamavano Trinità (Die rechte und die linke Hand des Teufels) und Continuavano a chiamarlo Trinità (Vier Fäuste für ein Halleluja) gedreht, die in Europa zu überraschend großen Erfolgen wurden und Terence Hills erstaunlichen Solo-Auftritt in Man of the East (Verflucht, Verdammt und Halleluja) als britischer Dandy im Wilden Westen zur Folge hatte.

Sergio Leone konnte bei dieser Entwicklung nicht einfach tatenlos zusehen, wollte aber auch nicht aktiv an der Entstehung eines solchen Comedy-Westerns mitmachen und sich allerhöchstens als Produzent beteiligen. Beeindruckt von Man of the East hatte sich Leone an Terence Hill gewandt und ihn gefragt, ob er einen Western mit ihm drehen wollte - etwas, was noch mehr Klasse und Bestand als die zugegebenermaßen noch recht primitiven Trinity-Filme sein sollte. Der mittlerweile in den USA lebende Terence Hill nahm das Angebot natürlich dankbar an, obwohl Leone ihm klar machte daß, er nicht selbst Regie führen und diese Aufgabe jemand anderem übertragen würde.

Als zweiten Star konnte Sergio Leone Henry Fonda gewinnen, der keine Sekunde mit seiner Zusage zögerte, nachdem er beinahe die Rolle des unbarmherzigen Bösewichts in Once Upon a Time in the West ausgeschlagen und davor mehrmals Angebote von Leone abgelehnt hatte. Seine vorherige Zusammenarbeit mit dem von ihm früher als unwichtig betrachteten Regisseur hatte ihm die Augen geöffnet - Henry Fonda bezeichnete Leone mehrfach als einen der besten Regisseure, mit dem er je gedreht hatte und hatte deshalb nun keinerlei Bedenken noch einmal in einem seiner Filme mitzumachen.

Die schwierige Auswahl eines Regisseurs löste Sergio Leone damit, daß er sich an Tonino Valerii wandte, der 1965 den zweiten Stab von For a Few Dollars More geleitet und schon mehrere Filme, darunter auch einige Western, selbst inszeniert hatte. Für Leone war Valerii die ideale Wahl, denn er suchte jemanden, den er genügend beeinflussen konnte, ohne dabei selbst zu sehr in die Dreharbeiten eingreifen zu müssen. Aber gerade das sollte sich während der Dreharbeiten als Problem erweisen, denn Tonino Valerii kämpfte für seine Unabhängigkeit als Regisseur und Sergio Leone konnte es trotzdem nicht sein lassen, sich in die Entstehung des Films einzumischen.

Das Drehbuch schrieb der western-erfahrene Ernesto Gastaldi nach einer Vorlage von Sergio Leone und Fulvio Morsella, mit dem Leone schon bei seinen vorherigen zwei Filmen zusammengearbeitet hatte. Oberflächlich betrachtet war der Plot des Films sehr simpel, aber ganz typisch für Sergio Leone verbarg sich unter der einfachen Geschichte mehr, als auf den ersten Blick bemerkbar war. Die Story bestand aus zwei Elementen, die sich irgendwo in der Mitte trafen - Jack Beauregards Reise in den Ruhestand und die Bemühungen von Nobody, ihm den Abschied so glorreich wie nur möglich zu machen. Um die Begegnungen zwischen Nobody und Beauregard waren viele sketchartige Szenen herum konstruiert worden, die teilweise fast wahllos in den Plot eingesetzt wirken. Manchmal ist es schwer der Geschichte überhaupt zu folgen, weil sie so oft unterbrochen wird und letztendlich kaum eine Rolle spielt. Das Katz- und Maus-Spiel zwischen Nobody und seinem Idol Beauregard steht klar im Vordergrund.

Jack Beauregard ist nicht gerade der vielschichtigste Charakter der Filmgeschichte, aber letzendlich bringt Henry Fonda statt einem verbitterten, alten Bösewicht einen überraschend sympathischen, weil sehr intelligenten und vernünftigen Revolverhelden der alten Garde herüber. Er ist kein kaltblütiger Killer, sondern seine Gegner sind es - allerdings bleibt man über seine wirklichen Motive (außer sich aus dem Staub zu machen, bevor es zu spät ist) weitgehend im Dunkeln. Seine Beziehung zum wirklichen Bösewicht des Films, dem Goldminen-Besitzer Sullivan - brilliant vom französischen Schauspieler Jean Martin dargestellt - wird nur in einigen Dialogfetzen angedeutet, letztenlich wirkt dies wie ein Überbleibsel einer viel ausführlicheren Geschichte, die im Laufe der Drehbuch-Entstehung fast, aber nicht ganz gestrichen wurde.

Im Gegensatz zu Jack Beauregard ist Terence Hills Nobody eigentlich gar kein richtiger Charakter, sondern beinahe nur ein Plotelement. Wir wissen nicht wer er ist und wo er herkommt - nur seine Handlungen bestimmen seinen Charakter, der zwischen kindlichem Übermut, überraschenden Weisheiten und großer Selbstsicherheit schwankt. Nobodys Albernheiten und Spielchen scheinen sogar den eigentlich ernsten Jack Beauregard zu amüsieren, und gegen Bösewichte setzt er sich weniger mit bloßer Gewalt als mit cleveren Ideen zur Wehr und scheint so praktisch unverwundbar durch die Gegend zu laufen. Seine Revolverstunts funktionieren nicht nach den Regeln der Physik, sondern der Komödie - Nobody ist wie eine Figur aus einem Märchen, wodurch auch deutlich wird, daß sich der Film letztendlich überhaupt nicht ernst nimmt und selbst beinahe eine Fabel ist.

Wie Leones frühere Filme wird auch My Name is Nobody von einer ganzen Schar von Nebendarstellern bevölkert, die kaum internationaler sein könnten - Italiener, Deutsche, Franzosen, Engländer, Spanier und Amerikaner tummeln sich in der Besetzungsliste und spielen viele skurrile und einmalige Rollen, die größtenteils nur sehr minimale Auftritte haben, aber deswegen nicht weniger beeindruckend sind. Eine solche Ausstaffierung mit kernigen Figuren gehörte bei Sergio Leone einfach dazu und war viel effektiver als bei manchen anderen amerikanischen Western.

Gedreht wurde My Name is Nobody stilecht zuerst in den USA in der Sierra Nevada, im historischen Viertel von New Orleans und erst danach in Spanien. Zuerst zog Sergio Leone aus Rom die Fäden und ließ Tonino Valerii freie Hand, aber als er hörte, wie gut die von Valerii gedrehten Szenen wären, packte ihn doch die Eifersucht und er machte sich auf den Weg zu den Dreharbeiten. Was dann passierte, wird je nach Quelle unterschiedlich erzählt. Einige wollen von Spannungen am Set zwischen Valerii und Leone nichts mitbekommen haben, andere waren angeblich Zeugen von heftigen Streitereien zwischen den beiden Filmemachern.

Man kann nur darüber spekulieren, wieviel des Films von Leone selbst gedreht wurde - an der Qualität der Inszenierung kann man es nur bedingt sehen, und die unebene Struktur mit den teilweise wahllos eingesetzten Szenen muß auch nicht unbedingt ein Resultat des Streits zwischen Leone und Valerii sein. Später im Schneideraum müssen aber Sergio Leone und Tonino Valerii gleichermaßen von ihrem Film begeistert gewesen sein, aber dennoch war es ihre letzte Zusammenarbeit. Obwohl Leone als Mitproduzent, Ideengeber und Co-Regisseur fungierte, wurde er im Vorspann nur als Präsentator genannt und der Film klipp und klar Valerii zugeschrieben.

Der Humor des Films wurde teilweise an die etwas deftigeren Trinity-Filme angelehnt, aber auf das Niveau der Prügelwestern wollte sich Sergio Leone natürlich nicht herabbegeben. So wurde der Humor der Konkurrenz verfeinert und statt einfacher Prügelei und Witzen unter der Gürtellinie mehr auf einigermaßen gut choreographierten Stummfilm-Slapstick gesetzt. In Sachen verbalem Humor sind die Unterschiede zwischen der deutschen und englischen Version drastisch, denn das deutsche Dialogbuch von Rainer Brandt legt besonders Terence Hill, aber auch Henry Fonda viele dumme Sprüche in den Mund, die in der englischen (und vermutlich auch italienischen) Fassung gar nicht vorhanden sind. Während die englische Fassung zwar einen lustigen, aber nicht albernen Ton hat, wirkt die deutsche Synchronfassung im Vergleich dazu geradezu albern.

Die Stimmbesetzung der deutschen Fassung ist hinlänglich bekannt – sowohl Terence Hill als auch Henry Fonda werden von ihren langjährigen Standardsprechern Thomas Dannenberg und Ernst Wilhelm Borchert gesprochen, die ihre Sache sehr gut machen und lediglich durch die übertriebenen Texte daran gehindert werden, wirklich seriös zu wirken. In der englischen Fassung spricht sich Henry Fonda selbst, aber Terence Hill wurde wegen seines zu starken italienischen Akzents von einem unbekannten englischen oder amerikanischen Schauspieler synchronisiert, obwohl er deutlich sichtbar auf dem Set selbst englisch gesprochen hatte. Sein Tonfall ist in der englischen Fassung ähnlich wie in der deutschen, aber statt dummen Sprüchen hat Nobody dort einen leichten texanischen Cowboy-Akzent, der schon alleine einen Teil des Humors übernimmt.

Kein Western mit dem Sergio Leone auch nur entfernt zu tun hatte wäre komplett ohne die Musik von Ennio Morricone. Um den fröhlichen Ton des Films zu unterstreichen, komponierte Morricone im Voraus, wie bei Leone üblich, eine größtenteil lustig-unbeschwerte Musik, die jedoch auch ganz epische Elemente besaß. Die hüpfende, verspielte Titelmusik, dominiert von einer plätschernden Rhythmusgitarre und einer fast kinderliedartigen Querflöten-Melodie wird von einer Westernoper ergänzt, die bei The Good, the Bad and the Ugly anleihen macht, aber sich auch bei Wagners Walkürenritt frei bedient. Die freche Einbindung eines klassischen Themas ist ganz schön mutig und hätte sich dumm anhören können, unterstreicht aber die märchenhafte, unreale Atmosphäre des Films sehr gut und wurde auf Morricone-typische weise exotisch und effekvoll instrumentiert.

Die gewagte Mischung aus den klassischen Italowestern und der neuen lustigeren Generation erwies sich nicht ganz so erfolgreich, wie sich Sergio Leone erhofft hatte. In Italien blieb Mio nome è Nessuno - so der eigentliche Originaltitel – weit hinter den beiden Trinity-Western mit Bud Spencer und Terence Hill zurück, und in den USA fand Nobody so gerade einmal einen Verleih und wurde dann doch zum Flop. Ein großer Trost war jedoch, daß der Film in Frankreich und Deutschland zu einem großen Kassenschlager und Publikumsliebling wurde und heute immer noch sehr beliebt ist.

Sergio Leone zeigte sich wenig begeistert über den geringen Erfolg seines Films, und ging teilweise so weit, die Schuld seinem Regisseur Tonino Valerii anzulasten. Leone meinte, daß Valerii dem Film zuwenig Seele und Poesie eingehaucht hätte und bezeichnete ihn als guten Handwerker, versagte ihm aber den Status eines Genies. Terence Hill hingegen erinnert sich auch heute noch wohlwollend an die Zusammenarbeit mit Valerii und Leone und an seine Rolle zurück, die er für eine der besten hält, die er je gespielt hatte.

Im Grunde genommen tief enttäuscht von My Name is Nobody wollte Sergio Leone eigentlich nie wieder einen Western inszenieren und sich lieber seinem Lieblingsprojekt, einem Gangster-Epos das erst fast ein Jahrzehnt später unter dem Titel Once upon a Time in America fertiggestellt wurde, zuwenden. Aber ein letztes Mal beteilgte er sich doch noch an der Produktion eines Westerns, wieder mit Terence Hill in der Hauptrolle und mit jemand anderem im Sessel des Regisseurs. Un Genio, due Compari, un pollo – in Deutschland als Nobody-Fortsetzung Nobody ist der Größte vermarktet – sollte zu einem Mißerfolg auf der ganzen Linie werden und Sergio Leones legendären Ruf als Italowestern-König entgültig beenden. My Name is Nobody bleibt dagegen bis heute die Krönung der Comedy-Western aus den siebziger Jahren und bildet gleichermaßen ein gelungener Abschluß von Sergio Leones Western-Karriere und ein wehmütiger Abgesang auf das gesamte Genre,

Die DVD

My Name is Nobody war in Deutschland schon seit seiner Premiere ein großer Erfolg und wurde schon sehr früh in 8mm und 16mm-Filmformaten als Heimkino-Version verkauft, bevor er in den achtziger Jahren in den Videotheken als VHS-Kassette die Kassen klingeln ließ und zum Dauerbrenner im Fernsehen wurde. Trotzdem hat es eine Ewigkeit gedauert, bis Nobody auch endlich den Weg auf eine DVD fand – es gab zwar schon längere Zeit amerikanische und englische Veröffentlichungen, aber diese waren bisher von zweifelhafter Qualität und hatten außerdem keinerlei Extras.

2005 hatten die deutschen Rechteinhaber Rialto Film und Tobis Home Entertainment Mein Name ist Nobody in die Hände von Paramount und den deutschen Restaurationsexperten TLE-Films gegeben, die den Film wundervoll überarbeitet und auch einige bemerkenswerte Extras produziert haben. Mein Name ist Nobody ist sowohl als Doppel-DVD alleine als auch mit seinem Quasi-Nachfolger Nobody ist der Größte in einem opulenten 4-Disc-Set erhältlich, dessen schickes Digipack ein ähnlich schickes Design wie die europäischen DVDs von Once upon a Time in the West hat und wahrscheinlich das erste horizontale Coverdesign der deutschen DVD-Geschichte besitzt. Den hervorragenden Eindruck trübt nur ein leicht danebengegangenes MPEG-Encoding, das auf den meisten Fernsehern keine Probleme macht, auf progressiven Displays jedoch potentiell schwierig sein könnte. Vom Kauf sollte das aber keinesfalls abhalten, denn trotzdem hat man es hier mit einer erstklassigen DVD zu tun.



Bild

My Name is Nobody wurde von Paramount und TLE-Films auf Basis eines in HD-Auflösung bei Technicolor in Rom abgetasteten italienischen Dupe-Negativs mit deutschem Vorspann digital restauriert - mit hervorragendem Ergebnis, das eine erstaunlich gute Bildqualität trotz schwierigem Quellmaterial bietet. Der einzige Wermutstropfen ist ein fehlerhaftes MPEG-Encoding, daß auf vielen Software-DVD-Playern Probleme macht, Fernsehern aber zum Glück nichts anhaben kann.

Die Filmvorlage ist aufwendig gesäubert worden, Schmutz oder Beschädigungen sind bis auf ein paar ganz minimale Ausnahmen überhaupt nicht sichtbar. Das Bild macht einen sehr sauberen Eindruck, hier und da ist aber noch ein wenig von der leicht gefilterten Körnigkeit sichtbar, so daß kein völlig steriler und digitaler Eindruck entsteht. Die Schärfe ist nicht immer ganz optimal, aber weit über dem Niveau, das man von Filmen dieses Alters normalerweise gewöhnt ist. Zusätzlich nachgeschärft wurde anscheinend nicht, so daß das Bild ein wenig weich aussieht, aber trotzdem noch sehr detailreich ist.

Die Farben sind geradezu brilliant und machen den Film zu einem richtigen Technicolor-Farbwunder. Die strahlend blauen Himmel und die erdig-braunen Farbtöne der Wüste in den Außenaufnahmen kommen gleichermaßen gut zur Geltung, und die etwas dunkleren Studioszenen sehen immer noch sehr farbenprächtig, wenn teilweise auch etwas gedämpfter aus.Das Farbtiming ist insgesamt überraschend frisch und natürlich, ganz anders als die verwaschenen und ausgeblichenen Versionen, die man von früher kennt.

Viele Bildstandprobleme, die durch beschädigte Perforation und schlechte Klebestellen beim Transfer entstanden, wurden im Rahmen der Restauration beseitigt, so daß das Bild größtenteils sehr ruhig ist. An vielen Klebestellen ist jedoch noch ein fast kaum wahrnehmbares Ruckeln für eine handvoll Frames zu sehen, das zwar schon minimiert wurde, aber nicht vollständig in Ordnung gebracht werden konnte. Dieses leichte Ruckeln ist aber auch nur zu sehen, wenn man besonders darauf achtet und wirkt sich bei normalem Anschauen nicht störend aus.

Das MPEG-Encoding, ausgeführt von der deutschen Firma HSG Film, ist einerseits lobenswert, weil der 112-minütige Film so komprimiert wurde daß er mit einer maximalen Bitrate die ganze erste DVD füllt, aber andererseits auch ärgerlich: Statt das konvertierte HD-Master ordentlich progressiv zu komprimieren, wurde es interlaced gespeichert. Das ist zwar normalerweise kein Problem und wird auch öfter gemacht, aber zusätzlich kommt hier noch ein Field Swap dazu: ein Filmbild wurde auf zwei nicht zusammengehörende Halbbilder verteilt.

Wie oben erwähnt macht dies Standalone-DVD-Playern, die an einen normalen Fernseher angeschlosse sind überhaupt nichts auf, weil sie sowieso ein Interlaced-Bild darstellen. Sobald aber eine progressive Wiedergabe, wie bei Software-DVD-Playern oder manchen Beamern ins Spiel kommt und ein Deinterlacing ausgeführt werden muß, beginnen die Probleme. Die meisten Software-DVD-Player können diese DVD nur mit deutlichen Nachzieheffekten oder Treppenbildung abspielen, lediglich die aktuelle Version von PowerDVD läßt sich mit einer bestimmten Kombination von Einstellungen zu einer halbwegs sauberen, aber auch nicht perfekten Wiedergabe überreden.

Angesichts der hervorragenden Restauration ist dieses mangelhafte Encoding sehr enttäuschend, allerdings muß man erwähnen daß TLE-Films keine Schuld daran trifft und von dem von Paramount beauftragten Masteringstudio sogar erfolglos eine ordentliche progressive Codierung gefordert hatte. Es wäre anständig von Paramount, diesen Fehler zu korrigieren und zumindest die Film-DVD austauschen zu lassen, aber da sich das Problem auf dem meisten Equipment nicht bemerkbar macht wird dies wohl nicht passieren. Für die gelungene Restauration gibts trotzdem die volle Punktzahl, denn im Prinzip ist an der Bildqualität absolut nichts auszusetzen.

Ton

Auch die Tonspuren wurden gründlich restauriert, aber auf einen 5.1-Upmix wurde verzichtet - Ennio Morricone's Soundtrack existiert zwar als Stereo-Aufnahme, aber die Tonspuren des Films existieren nicht mehr als getrennte Versionen, so daß ein Upmix nur wenig sinn gehabt hätte. Stattdessen haben sich TLE-Films und Eurosync darauf konzentriert, den Klang der ursprünglichen Mono-Abmischungen zu optimieren - was sehr gut gelungen ist, aber das Alter der Tonelemente nicht wirklich verbergen kann.

Die englische Tonspur kann trotzdem mit einer erstaunlich guten Qualität aufwarten, obwohl Dynamik und Frequenzumfang deutlich hörbar eingeschränkt sind. Der Musik fehlt es ein wenig an Baß, aber die Höhen sind dafür sehr klar. Geräusche und Stimmen hören sich auch sehr gut an, was hauptsächlich dem Umstand zu verdanken ist, daß die englische Fassung komplett im Tonstudio erstellt wurde und daher die Dialoge sehr gut verständlich sind. Verzerrungen oder Klirren sind auch bei lauteren Szenen kaum zu hören und auch das leise Grundrauschen wirkt sich kaum störend aus. Die Lippensynchronität ist dank der Restauration ebenfalls fast perfekt und nur ein einigen Szenen etwas verschoben.

Die deutsche Fassung kann qualitativ nicht so ganz mit der englischen Version mithalten. Die Bandbreite ist deutlich schlechter, was man besonders bei der viel dumfper klingenden Musik hört. Allerdings wurde auch an dieser Tonspur viel getan, denn die starken Verzerrungen der früheren TV- und Videofassungen wurden so gut wie möglich minimiert. Besonders die Stimmen werden nun nicht mehr von ständigen Zischlauten begleitet und die Musik fängt bei hohen Tönen nicht an unerträglich zu klirren. Auffällig ist allerhöchstens das deutlich höhere Grundrauschen, aber dies wurde wie bei der englischen Tonspur nicht gefiltert, wodurch der Klang trotzdem noch den Umständen entsprechend sauber ist.

Eine Tonhöhenkorrektur wurde zwar inoffiziell angekündigt, ist dann aber letztendlich leider doch nicht gemacht worden. Da die meisten deutschen Zuschauer den Film sowieso in den letzten zwanzig Jahren nur noch auf Video und im Fernsehen gesehen haben dürften und somit an den 4% zu schnell laufenden Ton gewöhnt sind, macht dies hier aber nicht allzuviel aus. Untertitel gibt es in Englisch und Deutsch, allerdings sind die deutschen Untertitel nur ein Transkript der deutschen Synchro. Angesichts der großen inhaltlichen Unterschiede wäre hier eine zweite deutsche Untertitelspur mit einer Übersetzung der englischen Tonfassung optimal gewesen.

Bonusmaterial

Die Extras dieser DVD wurden von TLE-Films exklusiv für die deutsche Veröffentlichung von Paramount produziert und sind daher hauptsächlich deutschsprachig, besitzen aber auch englische und deutsche Untertitel. Das gelungene und professionell aussehnde Menüdesign kann sich direkt neben den Menüs der anderen Leone-DVDs von Paramount und MGM sehen lassen und ist ebenfalls komplett zweisprachig.

Nobody's Perfect - Leones Grabgesang auf den Western der "alten Generation"
(73:21) von Torsten Kaiser ist eine sehr ausführliche, aber auch sehr subjektive Dokumentation über die Entstehung von My Name is Nobody und deren Begleitumstände. Inhaltlich detailliert recherchiert und auf viele Quellen zurückgreifend wird diese Doku von einem auf Sensation und Drama getrimmten Voiceover überschattet, das einerseits die große Fülle von Informationen unterhaltsam wiedergibt, aber durch die übertriebene Art etwas zu sehr wie ein typisches deutsches Werbe-Making-Of wirkt. Statt objektiv zu bleiben und Abstand von den Fakten zu halten, nimmt sich der Autor zu oft die Freiheit über Film und Filmemacher zu urteilen und macht die Dokumentation dadurch mehr zu einer Kritik. Einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen einige falsche Fakten, die offenbar durch zu hastige Recherche entstanden sind und wirklich nicht hätten sein müssen. Trotz dieser Probleme ist in Nobody´s Perfect eine Menge Wissenswertes untergebracht worden, das zwar für Leone-Kenner nicht viel neues bietet, aber für Gelegenheits-Zuschauer sehr interessant ist. Highlights sind das schicke grafische Design und das Interview mit Terence Hill, das im Originalton mit Untertiteln gehalten wurde und zum Glück nicht durch das deutsche Voiceover verdeckt wurde. Neu ist das Interview nicht, denn es ist das gleiche was schon in Auszügen auf der englischen DVD zu sehen war, aber wahrscheinlich war ein neuer Interview-Termin mit Terence Hill nicht einfach machbar. Immerhin bekommt man so die seltene Möglichkeit, einmal die echte Stimme des Schauspielers zu hören, der auch heute noch einen deutlich hörbaren italienischen Akzent hat.

Abgestaubt - "Nobody vor und nach der Restauration" (34:41) ist nicht nur eine Dokumentation über die Restauration des Films, wie der Titel suggeriert, sondern eine ausführliche Abhandlung über die Entwicklung des Heimkino-Mediums von 8mm-Film über VHS, Laserdisc & Co bis zur den heutigen digitalen Formaten. Dabei geht es oft sehr technisch, aber auch sehr anschaulich zur Sache, denn es wird nicht nur über die verschiedenen Formate, Geräte und Werkzeuge geredet, sondern auch alles gezeigt. Auch jede Menge visuelle Vergleiche zwischen den verschiedenen Formaten werden gezeigt, was natürlich den Sinn haben soll die neue DVD als das Nonplusultra in Sachen Bildqualität darzustellen.

Die Galerie mit Musik (10:23) ist nicht nur eine sehr schön präsentierte Bildergalerie mit ausführlichen Produktionsfotos, sondern birgt auch sozusagen ein Easteregg in sich: die Musik ist nicht nur ein zusammenhangloses Gedudel, sondern eine fast ungeschnittene Zusammenstellung der besten Stücke von Ennio Morricones Soundtrack in feinstem Stereo mit 192 kbit/s.

Nobody in the News - Seltene Pressebücher ist ein richtige Bildergalerie, die auf ca. 120 Bildschirmseiten eine Unmenge von Pressematerial des Films in ordentlicher und gut erkennbarer Größe präsentiert.

Der 8mm Werbefilm (17:09) und die Ausschnitte der 8mm-Fassung des Films (7:02) sind eigentlich nicht wirklich etwas zum anschauen und dienen als Demonstration was das einstige Heimkino-Format im Vergleich zur DVD konnte und nicht konnte. Vielleicht ist das viele 8mm-Material auf dieser DVD etwas übertrieben, aber immerhin hat es einen unbestreitbaren nostalgischen Wert.

In der Abteilung Trailer ist der amerikanische Kinotrailer des Films (2:38) in nicht-anamorphem 2.35:1 untergebracht, deutsche Trailer haben es allerdings nicht bis auf diese DVD geschafft. Außerdem sind hier noch die beiden von TLE produzieren Promotion-Trailer Nobody auf DVD (1:32) und Die Dollar-Filme auf DVD (1:49) zu sehen.

Die DVD-Credits sind auf mehreren Textseiten untergebracht und enthalten in etwa den Inhalt der Pressemeldungen, die schon als PDF-Dateien auf der Webseite von TLE-Films zu lesen waren.







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