DVD-Titel
Cover

5.12.2004 #296

Titel Nuns on the Run (Nonnen auf der Flucht)
Studio Handmade Films (1990)
Hersteller Sunfilm / Tiberius Home Entertainment (2004)
DVD-Typ 9 (6,61 GB) Bitrate ø 7,78 max. 9,5
Laufzeit 88 Minuten Kapitel 20
Regionalcode 2 (Deutschland) Case Allaine
Fernsehnorm PAL
Bildformat 1.78:1 16:9 yes
Tonspuren Dolby Digital 5.1 Surround Englisch 2.0 Surround 192 kbit/s Englisch, Deutsch
Untertitel Deutsch
Freigabe FSK 12
Extras • Die Handmade-Story - George Harrison als Filmproduzent
• Biografien / Filmografien
• Trailer

Allgemeines

Ein ganz normaler Arbeitstag beginna für Brian und Charlie meist in einer Bank - nicht als Angestellte, sondern als Abräumer. Die beiden Kleingangster räumen zusammen mit ihren Kollegen Geldinstitute und andere gewinnbringende Örtlichkeiten im Auftrag ihres Chefs aus. Aber in letzter Zeit werden die Überfälle immer brutaler, und als dann bei einem Job einer ihrer Mitstreiter getötet wird, beschliessen Brian und Charlie auszusteigen - aber nicht ohne vorher etwas Altersvorsorge zu betreiben. Die Beute eines Überfalls auf einen Kurier der chinesischen Drogenmafia sacken sie selbst ein, aber sie schaffen es nicht sich wie geplant nach Rio abzusetzen. Mit den Killern ihres Ex-Chefs und den Chinesen auf den Fersen verstecken sie sich im erstbesten Gebäude, das ihnen in den Weg kommt - das ausgerechnet ein Nonnenkloster ist...


Man stecke zwei erwachsene Männer in Nonnenkostüme, und fertig ist die Komödie - so einfach hat es sich Jonathan Lynn jedoch nicht gemacht. Lynn, der in England hauptsächlich als Erschaffer der Regierungssatiren Yes, Minister und Yes, Prime Minister bekannt, hat die "Männer in Frauenkleidern"-Prämisse nur zweitrangig als Plotelement genutzt. Eigentlich wurde eine handfeste Gaunerkomödie inszeniert, die nur wenig auf der "Sister Act"-Welle mitschwimmt und mehr eine Hommage auf die alten Ealing-Studios-Filme wie Ladykillers und andere ist.

Der Film lebt natürlich von seinen Hauptdarstellern, denn Jonathan Lynn hat sein Drehbuch voll und ganz auf Eric Idle und Robbie Coltrane zugeschnitten. Eric Idle ist als Mitglied der nie offiziell aufgelösten Komikertruppe Monty Python dran gewöhnt Frauenkleider zu tragen - im Flying Circus und den Python-Kinofilmen waren seine besten Rollen immer die weiblichen Charaktere. Dadurch muß man als Monty-Python-Fan bei diesem Film schnell an vergangene Zeiten denken, auch weil Idles Charakter ausgerechnet "Brian" heißt. Robbie Coltrane spielt den schwergewichtigen, aber gutmütigen Gangster mit sichtlichem Vergnügen und ist damit der ideale Partner für Eric Idle. Beide sind zusammen ein perfektes Paar á la Laurel und Hardy, die Chemie der beiden Charaktere ist so umwerfend daß man sich kaum vorstellen kann daß die beiden noch nie zuvor miteinander gearbeitet haben.

Die Nebenrollen sind unspektakulär, aber genauso treffend besetzt worden. In den Rollen der Nonnen sind ausschließlich englische Schauspielerinnen zu sehen, die trotz ihrer relativ kleinen einzelnen Rollen durchaus Zeit für eine ansatzweise Charakterisierung haben, aber keine einseitigen Stereotypen wie in z.B. Sister Act sind. Camille Coduri als Brians Freundin Faith sieht man nicht so genau an, ob sie nun die simple Blondine nur spielt oder wirklich eine ist - aber ihre Rolle ist nur oberflächlich flach und entwickelt sich im Laufe des Films doch noch zu mehr.

Der religiöse Aspekt des Films wird mit gebührendem Respekt behandelt, versucht aber den Zuschauer nicht zu bekehren. Die katholische Kirche wird nicht stumpfsinnig durch den Kakao gezogen, sondern mit einer gesunden Prise britischem Humor liebevoll auf den Arm genommen. Alleine die Szene, in der Charlie Brian die heilige Dreifaltigkeit erklärt ("God is like a shamrock -small, green and split three ways.") ist schon Gold wert, und gegen diese Art von Witz werden weder gläubige Katholiken noch Atheisten etwas einzuwenden haben.

Jonathan Lynns Regiearbeit ist wasserdicht, läßt aber deutlich seine Wurzeln erkennen. Nuns on the Run macht zwar nicht den Eindruck einer Fernsehproduktion, aber die erzählerische Dichte paßt mehr zu einer halbstündigen Serie. Dafür ist der Film mit knapp anderthalb Stunden auch sehr kurz und läßt erst gar keine Langeweile aufkommen. Ziemlich aufwendig ist die Kameraarbeit, die die Szenerie in London effektiv ausnutzt und mit den Außenaufnahmen einen schönen Eindruck von den Vororten der Stadt gibt.

Die musikalische Untermalung ist wahrscheinlich unter dem Einfluss von Produzent George Harrison ausgewählt worden, paßt aber nicht so ganz zu dem altmodischen Konzept des Films. Die Instrumental-Stücke des schweizer Synthpop-Duos Yello sind laut und modern und wirken ein wenig wie ein Fremdkörper, wo eigentlich eine klassische Orchesterscore sicher besser geklungen hätte. Ein kleiner Lichtblick ist der eine Song, den George Harrison selbst aus seinem Fundus beigesteuert hat, aber letztendlich ist die Musik des Films natürlich Geschmackssache.

Nuns on the Run ist einer der letzten Filme, der unter der Schirmherrschaft von Handmade Films entstand, das von George Harrison und seinem Geschäftspartner 1979 zur Produktion von The Life of Brian gegründete Filmstudio. Als gut gelungene Mischung aus Komödie und Thriller ist dieser Film die Quintessenz des britischen Kinos in den achtziger Jahren - kleine, unterhaltsame Produktionen, die ihren ganz besonderen eigenen Stil haben.
Der kleine deutsche DVD-Anbieter Sunfilm überraschte im Sommer 2004 mit der Ankündigung, die deutschen DVD-Rechte an insgesamt zwölf Handmade-Filmen gekauft zu haben, die im Laufe der nächsten zwölf Monate alle erscheinen sollen. Bis jetzt sind nur wenige der DVDs erscheinen, dafür aber mit guter Bild- und Tonqualität und vor allen Dingen mit Originalton - darunter auch Terry Gilliams Time Bandits oder A Private Function. Die ersten Veröffentlichungen sind allerdings deshalb so gut geworden, weil Sunfilm auf bereits vorhandene Transfer von amerikanischen und britischen DVDs zurückgreifen konnte, andere Filme wie Water oder Bullshot lassen dagegen bis jetzt noch auf sich warten, weil es weltweit noch keine anderen DVDs gibt und der Lizenzgeber erst noch vernünftige Transfer liefern muß.

Nuns on the Run wurde allerdings von der englischen Anchor-Bay-DVD übernommen, wobei leider der Audiokommentar nicht mit herübergekommen ist. Trotzdem ist die deutsche Veröffentlichung durch Sunfilm durchaus gelungen und zeigt, daß bei Sunfilm offenbar jemand großen Wert darauf liegt diese Filme endlich in ansprechender Form in Deutschland auf DVD herauszubringen.

Bild

Sunfilm ist es gelungen zusammen mit der Lizenz des Films auch den Transfer von der englischen Anchor-Bay-DVD zu bekommen, der den Umständen entsprechen recht gut aussieht. Wunder darf man hier nicht erwarten, aber hier ist doch das beste aus dem sicher nicht ganz optimalen Quellmaterial gemacht worden.

Die Filmvorlage ist erfreulich frei von Kratzern und Fusseln, hat aber eine relativ hohe Körnigkeit. Die wurde nur vorsichtig mit einem Rauschfilter bearbeitet und ist in einem natürlich aussehenden Rahmen im ganzen Film zu sehen, wirkt sich aber überhaupt nicht störend aus. Die Schärfe bricht in einigen Außenaufnahmen etwas ein, ist aber sonst auf einem anständigen Niveau an dem es nicht viel zu beanstanden gibt. Das Farbtiming neigt etwas zu pastellartigen Farben, macht aber trotzdem einen ganz natürlichen und frischen Eindruck.

Insgesamt hinterläßt die Bildqualität für einen fast fünfzehn Jahre alten Film mit niedrigem Budget einen äußerst positiven Eindruck und sieht vor allen Dingen noch richtig nach Film aus und versinkt nicht in einer digitalen Matsche. Auch die Kompression verhält sich völlig unauffällig, das Authoring ist sehr gut gelungen. Sunfilm hat außerdem das englische Bildmaster genommen und auch den Titel des Films im Original belassen.

Ton

Sunfilm hat neben den englischen 5.1 und 2.0-Surround-Tracks von der englischen DVD natürlich auch noch die deutsche Synchronfassung gepreßt, die aber bei diesem Film wegen des fehlenden sprachlichen Humors weniger interessant ist.

Die englische 5.1-Track ist einer der gewaltsamen Upmixes, die man öfter auf AnchorBay-DVDs zu hören bekommt. Das größte Problem ist hier, daß die ganze Tonspur mit einem unnatürlich klingenden Echo versehen wurde, das sich nicht nur auf die Musik, sondern auch auf Stimmen und Geräusche auswirkt. Das macht diese 5.1-Track praktisch unanhörbar, aber zum Glück ist die ursprüngliche Stereo-Surround-Abmischung auch dabei - die klingt zwar etwas dünner, weil der Baß nicht künstlich aufgedreht wurde, hört sich aber sonst viel angenehmer an. Im Grunde genommen handelt es sich um eine Mono-Tonspur mit ein paar Stereo-Effekten, die durch eine deutlich surroundlastige Musik ergänzt wird. Die Qualität dieser wahrscheinlich direkt von den abgemischten Mastern übernommenen Tonspur ist völlig in Ordnung und läßt keine großen Wünsche übrig - für einen Film dieser Art braucht man auch kein Surround-Feuerwerk.

Die deutsche Tonspur ist dagegen weniger erfreulich. Der Klang ist bei der Musik noch viel dünner als bei der englischen Surround-Track und die Abmischung der Stimmen wurde hier ähnlich wie bei dem englischen 5.1-Remix auf Raumklang getrimmt, was in vielen Szenen deutlich unnatürlich und noch mehr nach Tonspur-Atmosphäre klingt als nötig. Ob das die Folge einer Überarbeitung von Sunfilm ist oder schon Bestandteil der Kinoabmischung war, weiß ich nicht - aber es klingt einfach nicht gut.

Das Fazit der Tonspuren auf dieser DVD ist gemischt, aber wenigstens ist mit der ursprünglichen 2.0-Track eine vernünftige Abmischung vorhanden. Begleitet werden diese drei Audiotracks lediglich von einer deutschen Untertitelspur, die aber in Verbindung mit der englischen Tonfassung durchaus sinn macht, wenn man die Originalstimmen genießen will aber mit der Sprache nicht ganz zurechtkommt.

Bonusmaterial

Die Extras beschränken sich auf das absolut Notwendigste, die größte Enttäuschung ist daß die Kommentarspur der englischen DVD nicht mit dabei ist. Das ist aber sicher nicht auf Ignoranz von Sunfilm zurückzuführen, sondern liegt wahrscheinlich einfach nur daran, daß sie die Rechte des Audiokommentars nicht bekommen konnten.

Die Handmade-Story (24:25) ist eine kleine, von Sunfilm selbst produzierte deutsche Dokumentation über das Filmstudio, deren Text auch im beigelegten Poster-Booklet vorhanden ist. Mehr als eine erweiterte Filmographie ist dieses Featurette zwar nicht und besteht nur aus Standbildern und Trailer-Ausschnitten mit einem Voiceover, aber der gute Wille zählt alleine auch schon.

Der Trailer (2:43) ist in anamorphem Originalformat und mit englischem Ton auch dabei, sieht aber qualitativ ziemlich schrecklich aus - so schlimm hätte vielleicht der Film selbst auch aussehen können, wenn es kein vernünftiges Master gegeben hätte.

Auf mehreren Texttafeln sind außerdem noch überraschend detailreiche Filmographien von Jonathan Lynn, Eric Idle und Robbie Coltrane untergebracht worden - nichts, was man nicht auch selbst in der IMDB nachschlagen könnte, aber sie haben trotzdem der Vollständigkeit halber auf dieser DVD durchaus ihren Platz.
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