One, Two, Three
Cover

15.01.2005 #305

Titel One, Two, Three
Studio Mirisch Company / United Artists (1961)
Hersteller MGM Home Video (2004)
DVD-Typ 9 (6,44 GB) Bitrate ø 8,43 max. 9,0
Laufzeit 104 Minuten Kapitel 16
Regionalcode 2 (Deutschland) Case Deja I
Fernsehnorm PAL
Bildformat 2.30:1 16:9 yes
Tonspuren Dolby Digital 2.0  Mono 192 kbit/s Englisch, Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch
Untertitel Englisch, Deutsch, Französisch, Niederländisch, Schwedisch, Finnisch, Griechisch
Freigabe FSK 6
Extras • Keine

Allgemeines

C.M. McNamara (James Cagney), Chef der Berliner Coca-Cola-Niederlassung, gibt sich alle Mühe die geteilte Stadt mit Amerikas Erfrischungsgetränk Nummer Eins zu beliefern. Gerade als er dabei ist, einen Deal mit der russischen Soft-Drinks-Komission auszuhandeln um in die Sowjetunion zu expandieren, pfeift ihn sein Vorgesetzter Hazeltine (Howard St. John) zurück - Geschäfte mit den Kommunisten kommen nicht in die Tüte. Außerdem will Hazeltine ihm seine siebzehnjährige Tochter Scarlett (Pamela Tiffin) nach Berlin unter die Fittiche der Familie schicken. Das durchkreuzt McNamaras Ferienpläne, oder besser gesagt die seiner Frau (Arlene Francis) und seinen Kindern, denn er wollte eigentlich in Berlin bleiben um sturmfreie Bude mit seiner drallen Sekretärin Ingeborg (Liselotte Pulver) zu haben. Aus zwei Wochen werden zwei Monate - Hazeltine wundert sich über die braven Briefe seiner sonst so ausgeflippten Tochter und möchte in Berlin nach dem Rechten sehen. Als die Hazeltines schon auf dem Weg über den Atlantik sind, überschlagen sich die Ereignisse: Scarlett ist eines Morgens verschwunden, um gleich wieder mit einem schluderigen Ostberliner Parteibuchträger namens Otto Ludwig Piffel (Horst Buchholz) aufzutauchen und anzukündigen, daß sie mit ihm verheiratet ist! Als sich dann noch herausstellt, daß Scarlett schwanger ist, sieht McNamara seine so gut wie sichere Versetzung in die Konzernzentrale nach Atlanta den Bach runtergehen. Aber es ist noch nicht alles verloren, denn McNamara setzt alles daran, Otto in einen vorzeigbaren Ehemann für die Tochter seines Chefs zu verwandeln. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt...

One Two Three hat zurecht den Ruf als eine der schnellsten Komödien, die je gedreht wurden. Billy Wilder und I.A.L. Diamond adaptierten eine Bühnenkomödie des ungarischen Autors Ferenc Molnár und schrieben sie als Ost-West-Geschichte, in der sich die Tochter des Coca-Cola-Bosses in einen Ostberliner Kommunisten verliebt, der dann zum Kapitalisten umerzogen wird. Daraus hätte ein bitterböses Drama werden können, aber durch Wilders und Diamonds Witz wandelt sich die Geschichte zur brillianten Situationskomödie und sogar zur Satire. Dabei werden Amerikaner, Ostdeutsche, Westdeutsche und Russen gleichermaßen durch den Kakao gezogen - hier bekommt jeder sein Fett weg. Normalerweise hält sich Billy Wilder mit politischen Äußerungen in seinen Filmen zurück, besonders nach seinem kontroversen Film Noir Ace in the Hole - aber hier wird kein Blatt vor den Mund genommen.

James Cagney ist in One Two Three in seiner letzten großen Filmrolle zu sehen und feuert praktisch aus allen Rohren gleichzeitig. Er ist die perferte Besetzung für den hyperaktiven McNamara, dem Wilder und Diamond eine Kaskade von Text in den Mund legen, die den Zuschauer völlig atemlos läßt. Horst Buchholz spielt seine Rolle als Kommunisten-Punk hervorragend - die Respektlosigkeit gegenüber den kapitalistischen Werten wirkt intensiv und so ehrlich, daß man Otto sein Verhalten kaum übelnehmen kann. Auch die brave amerikanische Hausfrau bekommt durch Arlene Francis als Phyllis McNamara einigen Biß, und Pamela Tiffin's verzogene Yankee-Göre Scarlett ist herrlich überdreht. Liselotte Pulver ist als McNamaras Sekräterin Ingeborg eine deutsche Kopie von Marilyn Monroe, die den amerikanischen Sex-Wahn gehörig auf die Schippe nimmt und die ersten Anfänge von Billy Wilders unanständigem Humor zeigt.

Der Berliner Mauerbau machte Billy Wilder einen gigantischen Strich durch die Dreharbeiten von One Two Three. Gerade als am Brandenburger Tor zu drehen begonnen wurde, kam dieses tragische historische Ereignis dazwischen und stellte den gesamten Film in Frage. Ausgerechnet die relativ freie Durchfahrt zwischen Ost- und West-Berlin wurde als wichtiger Bestandteil in die Geschichte eingebaut - durch den Mauerbau wurde die Komödie zur bitteren Farce. Zwar drehte Billy Wilder in den Münchener Bavaria-Studios mit einer Attrappe vom Brandenburger Tor weiter, aber der Schaden war vorhanden. Die Premiere von One Two Three in Deutschland im Dezember 1961 wurde zum Flop, die Kritiker brandmarkten Wilder als gefühllosen Witzemacher, der aus dem Berliner Trauma Kapital schlagen wollte. Aber Mitte der 80er Jahre erlebte der Film in Deutschland als Wiederaufführung einen überraschenden Erfolg und wird seitdem nicht nur hierzulande als Komödien-Meisterwerk angesehen.

Im deutschen Fernsehen ist One Two Three alias Eins Zwei Drei seit langem ein Dauerbrenner und wird besonders seit der Wiedervereinigung gerne zu relevanten Zeiten gezeigt. Obwohl die deutsche Fassung exemplarisch gut synchronisiert wurde, lassen die deutschen Fernsehfassungen durch ein auf 1.78:1 aufgezoomtes Bild sehr zu wünschen übrig - aber immer noch besser als in England, wo es den Film lange Zeit auf Video nur in grauenhaftem Pan&Scan gab.

One Two Three wurde im Sommer 2003 in den USA erstmals als DVD veröffentlicht, die meisten Billy-Wilder-Fans werden sich diese Disc sicher schon längst zugelegt haben. Im Sommer 2004 hat MGM allerdings auch endlich diese deutsche DVD veröffentlicht, die bis auf den weggelassenen Trailer technisch identisch zur US-DVD ist, aber natürlich auch die deutsche Tonspur mitbringt, die für einige sicher ein durchaus verständliches Kaufargument sein wird.

Bild

MGMs frühere Billy-Wilder-DVDs hatten besonders bei den in schwarzweiß gedrehten Filmen The Apartment und The Fortune Cookie keine wirklich guten Transfer, die hauptsächlich von vielen Dropouts und schlechter Transfertechnik geplagt wurden. Von One Two Three kann man das aber gar nicht behaupten, denn hier bekommt man trotz des über vierzig Jahre alten Films eine erstaunliche
Bildqualität zu sehen.

Wenn für diesen Transfer verschiedene Quellen benutzt worden sind, dann macht sich das überhaupt nicht bemerkbar. Der gute Zustand der Filmvorlage läßt vermuten, daß MGM Zugriff auf das Original-Negativ hatte und das so gut wie möglich gereinigt und restauriert hat. Um Kratzer oder Fussel zu entdecken muß man sich schon gewaltig anstrengen, das Bild macht einen sehr sauberen Eindruck. Natürlich wurden hier zur Verringerung der Filmkörnigkeit Rauschfilter eingesetzt, aber das ist nur in einer so moderaten Dosis geschehen, daß man es kaum bemerkt. Dadurch kann die Schärfe ein Niveau erreichen, das man bei Filmen solchen Alters nur ganz selten zu sehen bekommt. Kontrast und Helligkeit sind auch perfekt eingestellt, so daß die brilliante Schwarzweiß-Kamerarbeit auf dieser DVD originalgetreu zur Geltung kommen kann.

Letztlich sollte man auch erwähnen, daß One Two Three auf dieser DVD natürlich im Originalformat von 2.30:1 vorliegt. Bei Billy Wilders Angewohnheit, das Widescreen-Bild bis in die Ecken auszunutzen, ist das besonders wichtig - die Region2-DVD läßt zum Glück die grauenhafte Pan&Scan-Version der US-DVD weg. Im Vergleich zur amerikanischen DVD ist das Bild der PAL-Version ein klein wenig weicher, aber ansonsten fast hundertprozentig identisch mit der RC1-Version.

Ton

Auch die Tonspur hat die Jahre recht gut überstanden. Natürlich kann man hier kein Rundum-Surround-Feuerwerk erwarten, aber MGM hat sich alle Mühe gegeben die Original-Monofassung so gut wie möglich auf diese DVD zu bekommen. Sprachverständlichkeit ist hier alles was wichtig ist, und genau das ist es was man bekommt: die Dialoge sind klar und unverzerrt, der frühere blecherne Lichttonspur-Klang ist verschwunden. Auch die Musik kann sich unter den gegebenen Umständen ganz gut behaupten. Besonders großen Frequenzumfang oder umfassende Dynamik gibts hier zwar nicht, aber trotzdem macht diese Tonspur einen sehr sauberen und klaren Eindruck.

Wie bei so vielen anderen MGM-DVDs kann man der deutschen Tonspur leider keine so gute Note attestieren, denn die Quelle scheint eine nicht mehr ganz so gut erhaltene Lichttonspur zu sein. Das macht sich in den üblichen Nebenwirkungen bemerkbar: ein lauter, dumpf polternder Klang mit wenig Dynamik und eine deutliche Tendenz zu zischenden S-Lauten bei den Dialogen machen diese Tonspur zu keiner großen Freude, aber sie erfüllt ihren Zweck und die Macken sind noch einigermaßen zu verschmerzen.

Für verwöhnte Ohren gibt es eine gute Nachricht: auf allen Tonspuren dieser DVD wurde eine Tonhöhenkorrektur gemacht, die die Tonhöhe wieder auf das Originalniveau herabsenkt und die Stimmen nicht so merkwürdig hoch klingen läßt. Gerade bei James Cagney hätte man diesen Unterschied schon stark bemerken können, allerdings redet er auf der PAL-DVD immer noch 4 Prozent zu schnell.
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