The Pink Panther
Cover

5.3.2008 #432

von Guido Bibra

Titel The Pink Panther (Der rosarote Panther)
Studio United Artists (1963)
Hersteller MGM Home Entertainment (2003) EAN 4-010232-021892
DVD-Typ 9 (7,43 GB) Bitrate ø 7,5 max. 9,0
Laufzeit 110:23 Kapitel 16
Regionalcode 2 (Deutschland) Case Custom-Digipack
Fernsehnorm PAL
Bildformat 2.35:1 16:9 ja
Tonspuren Dolby Digital 5.1 Surround Englisch, Deutsch, Französisch 2.0 Mono 192 kbit/s Spanisch, Italienisch, Tschechisch, Kommentar
Untertitel Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Tschechisch, Niederländisch, Schwedisch, Finnisch, Norwegisch, Dänisch, Portugiesisch, Griechisch, Türkisch
Freigabe FSK 12
Extras • Audiokommentar von Blake Edwards
• Trailer
Weitere Extras siehe Bonus-DVD des Pink Panther-Boxsets

Der Film

Das mysteriöse Phantom macht Europa mit einer Reihe von Juwelendiebstählen unsicher und hat es auch auf den berühmten rosaroten Panther abgesehen, der sich im Besitz von Prinzessin Dala befindet. Beim Urlaub in den italienischen Alpen trifft sie zufällig den britischen Playboy Sir Charles Lytton, der niemand anders als das Phantom ist und der Prinzessin den Diamanten abluchsen will. Dabei in die Quere kommen will ihm der französische Inspektor Jacques Clouseau, der mit seiner Frau Simone im gleichen Ort Urlaub macht, aber zusammen mit der Versicherungsgesellschaft auf den rosaroten Panther aufpassen und das Phantom in flagranti erwischen will. Was der ahnungslose und etwas trottelige Clouseau aber nicht bemerkt, ist daß seine Frau ihn mit Charles Lytton betrügt und ihm bei seinen Diebeszügen hilft. Als dann auch noch Charles' nichtsnutziger Neffe George eintrifft und ebenfalls ein Auge auf den Diamanten wirft, ist das Chaos perfekt...

 


Wenn heutzutage der Begriff Pink Panther fällt, hat man sofort zwei Dinge vor Augen: eine rosarote feline Cartoonfigur und einen schusseligen französischen Inspektor. Dieses Phänomen hat man hauptsächlich zwei Leuten zu verdanken, die durch einen Zufall zu Beginn der sechziger Jahre aufeinander trafen: Regisseur Blake Edwards und Schauspieler Peter Sellers.

Ein Filmemacher namens Edwards

Er hatte seit Mitte der fünfziger Jahre bereits zehn Filme gedreht und sich damit als einer der erfolgreichsten Regisseure Hollywoods etablieren können - Blake Edwards landete seinen ersten großen Hit mit der hochkarätig besetzten U-Boot-Komödie Operation Petticoat, wandte sich dann aber mit seinen anderen zwei frühen Erfolgen, der romantischen Komödie Breakfast at Tiffany's und dem Alkoholismus-Drama Days of Wine and Roses ganz anderen Themen zu. Anfang der sechziger Jahre wollte Edwards sich jedoch den lang gehegten Wunsch erfüllen, einmal eine richtige Kriminalkomödie zu inszenieren und holte sich dafür Unterstützung von einer ganz besonderen Institution, der Mirisch Corporation.

Walter, Marvin und Harold Mirisch waren in den fünfziger Jahren Produzenten bei Allied Artists, machten sich 1957 aber im Zuge des Zusammenbruchs des Hollywood-Studiosystems selbstständig und gründeten die Mirisch Corporation. Mit ihrer unabhängigen Produktionsgesellschaft wollten sie Regisseuren die Möglichkeit geben, sich auf das Filmemachen zu konzentrieren und ihnen die schwierigen Verhandlungen mit den Filmstudios abzunehmen, ohne dabei die künstlerischen Freiheiten der Filmemacher einzuschränken. Dank Regisseuren wie Billy Wilder und John Sturges hatten die Mirisch-Brüder damit großen Erfolg und waren immer auf der Suche nach neuen Talenten.

Das Phantom, der Inspektor, die Prinzessin und der Neffe

Auf die Idee der Geschichte über einen Juwelendieb, der gemeinsame Sache mit der Frau des ermittelnden Inspektors macht, kam Maurice Richlin, ein alter Bekannter von Blake Edwards, der zusammen mit dem Regisseur bereits Operation Petticoat geschrieben hatte. Richlin und Edwards entwickelten auf dieser Basis eine romantische Krimikomödie, mit der sie zur Mirisch Corporation gingen. Dort war man nicht hundertprozentig von dieser Idee begeistert, aber den drei Brüdern gefielen Edwards' frühere Filme so gut, daß sie ihm trotzdem eine Chance gaben - und nicht nur das: die Mirisch Corporation konnte United Artists ein großes Budget für The Pink Panther entlocken, das eine aufwendige Produktion mit Dreharbeiten in Europa und viele namhafte Schauspieler möglich machten.

Blake Edwards und Maurice Richlin schrieben ihre Geschichte als großes Ensemble-Stück und hatten ihren Plot ein wenig an Alfred Hitchcocks To Catch a Thief angelehnt und aus diesem Film sogar mit dem Maskenball eine Schlüsselszene ausgeliehen. Auch der Gentleman-Dieb Sir Charles Lytton hatte gewisse ähnlichkeiten mit Cary Grants John Robie, womit die Ähnlichkeiten aber auch schon zu Ende waren. Edwards und Richlin hatten sich zwar keine wirklich neue Geschichte ausgedacht, dies aber mit vielen originellen Charakteren und einem ausgeklügelten Katz- und Maus-Spiel wieder wett gemacht, daß manchmal schon fast an die alten Screwball-Komödien aus den dreißiger und vierziger Jahren erinnert. Dennoch war die Geschichte ursprünglich nicht als Vollblut-Komödie gedacht und hat deshalb keine Gags am laufenden Band zu bieten, sondern setzt den Humor mehr in kleiner Dosierung, aber dafür umso effektiver ein.

Eine schwierige Besetzung

Mit Hilfe der Mirisch Corporation gelang es Blake Edwards eine richtige Starbesetzung zu bekommen, aber gerade damit gab es kurz vor dem Beginn der Dreharbeiten noch einige Probleme. Als Hauptdarsteller konnte David Niven gewonnen werden, den Blake Edwards noch aus seiner Zeit als TV-Regisseur einer Produktionsgesellschaft kannte, an der der Schauspieler selbst beteiligt war. Als großer internationaler Kinostar bedeutete David Niven für jeden Filmemacher einen Schauspieler erster Güte und einen sicheren Kassenschlager - aber auch durch sein zuvor nicht allzuoft eingesetztes komödiantisches Talekt war der Schauspieler genau die richtige Wahl für den Gentleman-Dieb Sir Charles Lytton.

Als Charles' amerikanischer Neffe George wurde mit dem damals noch relativ unbekannten Robert Wagner auch ein durch und durch amerikanischer Schauspieler gecastet, der durch seinen Status als vielversprechender Newcomer besonders für den Film interessant war und das Bild des etwas arroganten amerikanischen Sonnyboys perfekt verkörpern konnte. Wagner hatte bis dahin nur in relativ ernsten und geradlinien Rollen gespielt und war in The Pink Panther das erste mal richtig als Komiker gefordert - eine Herausforderung, der er durchaus gerecht werden konnte.

Prinzessin Dala, die Besitzerin des titelgebenden Juwels, wollte Blake Edwards ursprünglich mit Audrey Hepburn besetzten, mit der er zuvor Breakfast at Tiffany's gedreht hatte. Die wählerische Schauspielerin lehnte jedoch ab, stattdessen konnte Edwards aber die italienische Schauspielerin Claudia Cardinale engagieren, die gerade durch Federico Fellinis 8 1/2 bekannt geworden war. Cardinale sprach zwar nur wenig Englisch, war aber durch ihren unschuldigen Charme ideal für die Rolle der eleganten jungen Prinzessin, die ihr erster großer Auftritt in einem Hollywood-Film war. Die sprachlichen Schwierigkeiten wurden einfach dadurch überwunden, daß Claudia Cardinale von einer amerikanischen Schauspielerin synchronisiert wurde - das gelang sogar so gut, daß es im fertigen Film kaum zu bemerken war.

Schwieriger war dagegen die Besetzung der untreuen Inspektoren-Gattin Simone, für die Blake Edwards ursprünglich Ava Gardner engagiert hatte - aber die extravaganten Forderungen der Schauspielerin erwiesen sich als unerfüllbar und die Rolle mußte umbesetzt werden. Edwards versuchte nochmals sein Glück bei Audrey Hepburn, die wiederum ablehnte, aber dem Regisseur ihre alte Freundin Capucine empfohl. Das frühere Model war Ende der fünfziger Jahre von Produzent Charles K. Feldman entdeckt worden und hatte schon einige große Hauptollen gespielt, wartete aber auch noch auf einen internationalen Durchbruch - da kam eine Rolle in einer großen Hollywood-Produktion wie The Pink Panther wie gerufen.

Das Problem mit dem Inspektor

Eigentlich hatte Blake Edwards die Idee gehabt Inspektor Clouseau mit Peter Ustinov zu besetzen, der eigentlich gar keine schlechte Wahl für den ahnungslosen Flic war, dessen Frau ihn mit dem Verbrecher betrügt, hinter dem er selbst her ist. Das Multitalent Ustinov hatte sich nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Autor und Regisseur einen Namen gemacht und vor kurzem noch mit Romanoff und Juliet und Billy Budd viel Lob geernet. Vielleicht deswegen entschied er sich in letzter Minute aus The Pink Panther auszusteigen und sich einem anderen europäischen Filmprojekt, Jules Dassins Topkapi anzuschließen - zur Verzweiflung von Blake Edwards, dem eine Woche vor Beginn der Dreharbeiten plötzlich ein wichtiger Schauspieler fehlte.

Mit dem Ausstieg von Peter Ustinov war Blake Edwards gezwungen entweder die Dreharbeiten abzubrechen und einen enormen finanziellen Verlust hinzunehmen oder in letzter Minute einen Ersatz zu finden - weil ersteres seiner Karriere als Regisseur einen empfindlichen Stoß versetzen würde, machte er sich sofort auf die Suche nach einem anderen Schauspieler. Ein Agent empfahl ihm den englischen Schauspieler Peter Sellers, den Edwards zuvor nur in einem einzigen Film gesehen hatte. Der Regisseur war deshalb skeptisch, aber als er von Sellers' Wandlungsfähigkeit erfuhr, nahm er das Risiko in Kauf und engagierte ihn sofort - eine Entscheidung, die er nicht bereute.

Rettung in letzter Minute

Peter Sellers hatte seine Karriere in den fünfziger Jahren im englischen Radio mit der übermütigen satirischen Goon-Show begonnen und sich langsam als vielseitiger, aber etwas exzentrischer Schauspieler in kleinen und großen Nebenrollen in der britischen Filmbranche etablieren können. Auf einen großen internationalen Durchbruch wartete Sellers zu dieser Zeit aber noch und sein Agent empfahl ihm unbedingt auf das Angebot von Blake Edwards einzugehen, auch wenn es sich "nur" um eine Nebenrolle handelte. Peter Sellers war davon nicht wirklich begeistert, machte aber sich mit dem Script von The Pink Panther im Gepäck auf den Weg nach Italien.

Am Flughafen in Rom wurde Peter Sellers von Blake Edwards abgeholt, und auf dem Weg zum Hotel enteckten der Schauspieler und der Regisseur ihre gemeinsame Liebe für Slapstick-Humor à la Stan Laurel und Oliver Hardy. Sellers war begeistert, daß ihm Edwards viel Spielraum ließ und beide beschlossen, das Drehbuch noch einmal zu überarbeiten und den Charakter Clouseau, der ursprünglich Peter Ustinov auf den Leib geschrieben war, noch einmal völlig umzukrempeln.

Inspektor Clouseau wird geboren

Schon auf dem Flug nach Rom hatte Peter Sellers sich einige Gedanken darüber gemacht, was er aus seinem Charakter machen sollte. Der Legende nach sah er auf einem Streichholzbriefchen eine Zeichnung von Captain Webb, dem ersten Mann der den englischen Kanal im 19. Jahrhundert durchschwommen hatte, und nahm dessen berühmten Schnurrbart als Vorbild für den Inspektor, dessen charakteristisches Aussehen er noch mit einem Trenchcoat à la Humphrey Bogart ergänzte und damit schon eine völlig originelle Figur geschaffen hatte.

Als leidenschaftlicher Imitator hatte Peter Sellers großen Spaß an seiner Rolle, aber er war kein großer physischer Komiker weil er als ehemaliger Radiostar bisher hauptsächlich mit seiner Stimme gearbeitet hatte. Blake Edwards konnte Sellers aber weiterhelfen, denn mit unfreiwilligem Slapstick hatte der Regisseur seine ganz eigenen Erfahrungen - er bezeichnete sich später selbst gerne als "natürlichen Clouseau". Gemeinsam entwickelten Peter Sellers und Blake Edwards einen ganz besonderen Slapstick-Humor für Inspektor Clouseau, der sich zwar an Laurel und Hardy, Charlie Chaplin und Buster Keaton anlehnte, aber viel gezielter und sparsamer eingesetzt wurde.

Dann geschah etwas ganz außergewöhnliches: Inspektor Clouseau begann ein Eigenleben zu entwickeln, nachdem Peter Sellers ganz in seinen Charakter geschlüpft war und mit ihm vorsichtig zu experimentieren begann. Blake Edwards, der sonst gerne volle Kontrolle über die genaue Umsetzung des Drehbuchs und seine Schauspieler hatte, ließ dem Schauspieler trotzdem genug Freiheiten, weil er das enorme Potential von Peter Sellers' Talent erkannte und seine Methode der kongenialen Improvisation sehr mochte. Ohne daß das Drehbuch großartig verändert wurde, hatte sich dadurch der ganze Schwerpunkt der Geschichte verlagert - plötzlich stand nicht mehr der Juwelendieb im Vordergrund, sondern der schusselige Inspektor.

In The Pink Panther war es aber noch nicht der Inspektor Clouseau, der später in Blake Edwards' späteren Filmen auftrat, sondern eine Art früher Prototyp. Peter Sellers hatte den später stark übertriebenen französischen Akzent noch nicht richtig entdeckt und auch der Slapstick-Humor war noch nicht ganz so ausgeprägt. Letztendlich war Clouseau auch nur einer von vielen Charaktern in einem Ensemble-Stück und hatte längst nicht den ganzen Film für sich. Zusammen mit Capucine, David Niven und Robert Wagner, die sich durch Peter Sellers auch zu einer humorvolleren Darstellung ihrer Charaktere hinreißen ließen, gehörte Clouseau aber dennoch zu den herausragenden Figuren des Films.

Arbeitsurlaub in Italien

Der Hauptgrund The Pink Panther in Italien zu drehen waren nicht in erster Linie die Drehorte, sondern schlicht und einfach der Wunsch der Filmemacher die Arbeit mit etwas Vergnügen zu verbinden. Nicht umsonst wurde ein nicht unbeträchtlicher Teil von The Pink Panther im exklusiven Urlaubsort Cortina d'Ampezzo in den italienischen Alpen gedreht und bis auf ein paar Aufnahmen von einem zweiten Drehstab in Hollywood und in Paris wurden alle Innenaufnahmen ausschließlich in den römischen CineCitta-Studios gemacht, die schon damals zu den besten europäischen Filmstudios gehörten und Hollywood in nichts nachstanden.

Auch an der Ausstattung und der Filmcrew wurde nicht gespart. Produktionsdesigner Fernando Carrere, der die aufwendigen Sets gestaltete, hatte zuvor an The Great Escape gearbeitet und wurde Blake Edwards von der Mirisch-Corporation empfohlen. Als Kameramann engagierte der Regisseur Philip Lathrop, der für ihn zuerst die Fernsehserie Peter Gunn und später Breakfast at Tiffany's und Days of Wine and Roses in Szene gesetzt hatte. Zusammen mit Lathrop wagte sich Blake Edwards an ein Experiment und drehte das erste Mal in einem richtigen Breitbild-Format, das er in der Bildkomposition gekonnt ausnutzte und in fast allen seinen späteren Filmen verwendete.

Pink Animation

Erst lange nach dem Beginn der Dreharbeiten kam Blake Edwards auf die Idee, den Vorspann mit einem kleinen Zeichentrick-Film zu verknüpfen und dem Zuschauer damit den titelgebenden Diamanten auf eine besondere Art nahezubringen. Edwards wandte sich an DePatie-Freleng Enterprises, ein unabhängiges Zeichentrick-Studio, das von David DePatie und Friz Freleng anfang der sechziger Jahre nach der Schließung der Trickfilm-Abteilung von Warner Bros. gegründet wurde und hauptsächlich aus ehemaligen Warner-Mitarbeitern bestand. Bisher hatte DePatie-Freleng nur verschiedenen Werbespots hergestellt und plötzlich etwas für die große Leinwand zu produzieren war das beste, was dem Studio passieren konnte.

Blake Edwards gab den Trickfilmern als erstes den Auftrag, die Figur des rosaroten Panthers zu gestalten. Dafür ließen David DePatie und Friz Freleng ihre besten Designer einige dutzend Konzeptzeichnungen erstellen, von denen Blake Edwards schließlich zielsicher eine ganz bestimmte auswählte - es war die des Zeichners Hawley Pratt, der fortan für die weitere Ausarbeitung und Animation der Figur hauptsächlich zuständig war. Der nächste Schritt kam aber erst einige Monate später, als die Dreharbeiten abgeschlossen waren und Blake Edwards eine genauere Vorstellung hatte, wie die Titelsequenz aussehen sollte. David DePatie, Friz Freleng und ihr Team machten sich an die Arbeit - der Rest ist Geschichte: der animierte Panther wurde ein so großer Erfolg, daß er den Trickfilmern einen riesigen Auftrag für eine eigene Zeichentrickserie einbrachte und zum Markenzeichen der später noch kommenden Pink Panther-Filme von Blake Edwards wurde.

Panther Jazz

Einen kompetenten Filmmusiker brauchte Blake Edwards nicht lange zu suchen, denn schon Mitte der fünfziger Jahre hatte er einen Komponisten aus der Musik-Fließbandabteilung von Universal namens Henry Mancini kennengelernt, der ihm für einen seiner frühen Filme ein schönes romantisches Liebesthema geschrieben hatte. Als Edwards schließlich eine Titelmusik für seine Detektiv-Fernsehserie Peter Gunn suchte, wandte er sich wieder an den Komponisten, der innerhalb von ein paar Tagen eine knackiges Jazz-Thema lieferte - seitdem hatte Henry Mancini fast alle Filme von Blake Edwards vertont und für dessen Breakfast at Tiffany's und Days of Wine and Roses zusammen drei Oscars gewonnen.

Mancini, der seine Musiker-Karriere nach dem zweiten Weltkrieg als Klavierspieler in Jazzbands begonnen hatte und Anfang der fünfziger Jahre als Filmkomponist im Musik-Department von Universal Pictures arbeitete, bevor er schließlich selbständig wurde, hatte immer sein eigenes Orchester mit ausgesuchten Jazzmusikern. Für das Pink Panther-Thema suchte er aber einen ganz besonderen Sound und engagierte dafür den vielbeschäftigten Session-Saxophonisten Plas Johnson, der Mancinis jazzig-swingende und etwas mysteriöse Melodie auf eine phantastische Weise zum Leben erweckte und zu einer der berühmtesten Themen der Filmgeschichte machte.

Das Pink Panther-Thema war aber nicht das einzige besondere an Henry Mancinis Filmmusik, denn auch seine anderen Melodien hatten sehr hohen Ohrwurmcharakter. Mit seinem Orchester gelang es dem Filmkomponisten eine Reihe von einzelnen Stücken aufzunehmen, die den luxuriösen Drehorten und der spannenden Stimmung des Films gerecht wurden und die besondere Atmosphäre von The Pink Panther unterstrichen. Außerdem brachte Mancini sein eigenes Markenzeichen in den Film ein, indem er für die Sängerin Fran Drescher eine kleine Musiknummer in die Handlung eingebaut hatte und das Thema des Songs mit in die Filmmusik einbaute.

Der verwandelte Film

Als Blake Edwards seinen Film schließlich im Kasten hatte, war etwas völlig anderes aus der Geschichte geworden, als ursprünglich vorgesehen war. Die große romantische Krimikomödie war geblieben, hatte aber mit Peter Sellers' Inspektor Clouseau einen unerwarteten Bonus bekommen, der praktisch einen großen Teil des Films schleichend übernommen hatte. Die anderen Schauspieler, insbesonders David Niven, der ja eigentlich der Hauptdarsteller sein sollte, nahmen diese erstaunliche Entwicklung mit Verwunderung auf, waren Peter Sellers aber nicht böse - ganz im Gegenteil, denn was ursprünglich als ganz gewöhnliches Hollywood-Komödie begonnen hatte, war nun zu etwas noch viel größerem geworden.

Durch die ganz besondere Mischung aus Krimi, Romanze und Komödie gelang es The Pink Panther zuerst in Europa und dann auch in den USA zu einem überwältigenden Erfolg zu werden. Peter Sellers wurde mit seiner brilliante Darstellung des trotteligen Inspektor Clouseau zu einem weltweit gefragten Filmstar, während Blake Edwards seinen Ruf als vielseitiger Regisseur entgültig zementieren konnte. Die Trickfilmfigur des rosaroten Panthers erwies sich als so beliebt, daß David dePatie und Friz Freleng sich mit Hilfe der Mirisch-Brüder bei United Artists einen großen Vertrag über mehr als hundert Pink Panther-Kurzfilme sichern konnten.

Die Legende der rosanen Katze

The Pink Panther wurde im Dezember 1963 in England mit großem Erfolg uraufgeführt, aber die amerikanische Kinopremiere ließ noch bis zum Frühjahr des folgenden Jahres auf sich warten. Auch in Deutschland war der Film noch im Winter 1963 zu sehen und war trotz einer etwas hölzernen Synchronfassung, in der Harald Juhnke die Stimme von Peter Sellers übernommen hatte, ein voller Erfolg. Nachdem sich The Pink Panther in Europa als Kassenschlager erwiesen hatte, brachten United Artists und die Mirisch Corporation ihren Film auch in den USA in die Kinos und lösten damit ein regelrechtes Pink Panther-Phänomen aus, das weitere Filme mit dem beliebten Inspektor so gut wie sicher machte.

Kurz nach der Kinopremiere von The Pink Panther nahmen Blake Edwards und Peter Sellers deshalb mit A Shot in the Dark den ersten Film, der ganz auf Inspektor Clouseau zugeschnitten war, in Angriff. Es sollte aber mit einer Ausnahme der letzte gemeinsame Film in den sechziger Jahren werden, denn der Schauspieler und der Regisseur hatten sich so zerstritten, daß sie erst zehn Jahre später wieder an einem neuen Pink Panther-Abenteuer zusammenarbeiteten und mit drei Filmen ein grandioses Comeback feiern konnten.

Fast 45 Jahre nach seiner Entstehung hat The Pink Panther nur wenig von seinem Charme und Witz eingebüßt und zusammen mit den Nachfolgern Inspektor Clouseau und den rosaroten Panther über die Jahre hinweg zu kleinen Ikonen der Filmgeschichte gemacht, die heute nicht mehr wegzudenken sind.

Die DVD

The Pink Panther erschien bereits 1999 in den USA von MGM als DVD, besaß aber damals nur einen einigermaßen ansehbaren, aber leider nicht-anamorphen Transfer und keinerlei Extras. Diese DVD wurde nie außerhalb von Region 1 veröffentlicht, aber im August 2003 erschien dann in Deutschland ein großes 6-Disc-Boxset mit fünf Panther-Filmen, das erstmals die Filme mit neuen anamorphen Transfern und neu abgemischten Tonspuren ausgestattet hat und eine große Sammlung von Extras enthielt.

The Pink Panther wurde 2006 zusammen mit den anderen Panther-Filmen von MGM in den USA auch einzeln veröffentlicht, 2007 erschien in der Reihe Hollywood Klassiker in Deutschland nur vom ersten Film auch eine separate Ausgabe, die der DVD des 6-Disc-Boxsets entspricht. Vorsicht aber vor der 2006 in Deutschland veröffentlichten 7-Disc-Box, die ein schwarzes Cover mit dem Schriftzug "remastered" trägt. Dort wurden andere Transfer eingesetzt, die zwar noch etwas sauberer, aber auch viel unschärfer sind - außerdem wurde bei The Pink Panther der Audiokommentar und die Trivia-Track wegrationalisiert und bei sämtlichen DVDs die Originaltrailer entfernt. Empfehlenswert sind nur die hier rezensierte Version aus dem Boxset von 2003 oder die deutschen oder amerikanischen Einzel-DVDs.


Cover

Cover

Bild

Für die erste DVD von The Pink Panther, die 1999 von MGM in den USA veröffentlich wurde, kam noch ein nicht-anamorpher Transfer zum Einsatz, der zwar für die damalige Zeit eine ganz akzeptable Bildqualität hatte, aber noch viel Raum für Verbesserungen ließ. Vier Jahre später zeigte MGM mit der Neuabtastung für das Pink Panther-Boxset, daß sich noch viel mehr aus dem Filmmaterial herausholen ließ. Der neue Transfer ist zwar nicht völlig perfekt, aber eine enorme Verbessererung gegenüber der alten DVD, wie der Bildvergleich deutlich zeigt.

The Pink Panther wurde in Technirama gedreht, einem mit VistaVision verwandten Filmverfahren, bei dem der Filmstreifen horizontal statt vertikal durch die Kamera läuft und zusätzlich noch eine anamorphe Linse verwendet wird, um ein großformatiges Negativ mit besonders breitem Bildformat zu erreichen. Allerdings war das Zielformat bis auf wenige Ausnahmen im 70mm-Format immer ein Panavision-kompatibler 35mm-Print, der dann jedoch durch das größere Negativ eine bessere Bildqualität als Produktionen mit normalen Scope-Negativen hat.

Ob für diese DVD das horizontale Technirama-Negativ oder ein 35mm-Scope-Print verwendet wurde, ist unbekannt - aber MGM hatte schon 2002 mit The Vikings einen Film direkt vom Technirama-Negativ abgetastet, und so ist es durchaus möglich daß auch für The Pink Panther das Originalmaterial verwendet wurde. Der gegenüber anderen Scope-Produktionen aus dieser Zeit deutliche Vorsprung in Sachen Schärfe und Stabilität würde auf jeden Fall dafür sprechen. Das Bildformat von 2.35:1 ist für Technirama völlig in Ordnung, da von dem 2.25:1-Negativ nicht das gesamte Bild verwendet wird und dadurch auch nichts verloren geht. Gegenüber der alten DVD im Format 2.28:1 hat sich das Framing kaum verändert, lediglich die Bildgeometrie wurde etwas korrigiert.

Die Filmvorlage ist nicht völlig frei von Kratzern und Fusseln, aber schon viel sauberer als auf der alten DVD. Offenbar wurde schon eine gründliche physikalische Reinigung des Filmmaterials und ein zusätzliches digitales Cleanup durchgeführt, wobei allerdings noch einige kleinere Verschmutzungen übriggeblieben sind. Lange Strecken des Films sind fast völlig sauber, meistens treten die Dropouts nur kurzzeitig bei Rückprojektionen, Überblendungen oder Aktwechseln auf. Die Verschmutzungen machen sich allerdings nur selten wirklich störend bemerkbar und gehen meistens in den Details des Bilds unter.

Bemerkenswert gut ist die Schärfe, bei der man merkt daß es sich hier um ein Filmverfahren mit großformatigem Negativ handelt - eine so hohe Detailtreue erreichen die anderen neuen Transfer aus dem Pink-Panther-Boxset nicht.. Ein Schärfefilter wurde anscheinend nur in sehr geringer Dosis eingesetzt und hat keine unangenehmen Nebenwirkungen hinterlassen. Filmkörnigkeit ist durch das großformatige Negativ praktisch keine zu sehen und wurde offenbar auch nicht mit einem Rauschfilter entfernt. Der Bildstand ist völlig stabil und leistet sich kein Ruckeln oder Schwanken.

Auch die Farben wirken nun erheblich natürlicher und frischer als auf der früheren DVD. Ob der rosarote Panther nun auch wirklich rosarot ist, darüber kann man sich streiten - aber das Farbtiming sieht nun erheblich stimmiger aus als zuvor. Besonders die typisch pastellartigen Technicolor-Farben der frühen sechziger Jahre kommen nun viel besser zur Geltung und an vielen Stellen wurden Kontrast und Helligkeit optimiert, so daß besonders in den vielen dunklen Szenen nun einiges mehr zu erkennen ist.

Trotz der nicht ganz beseitigten Verschmutzungen der Filmvorlage macht dieser Transfer wegen der ausgezeichneten Schärfe einen hervorragenden Eindruck und läßt The Pink Panther erheblich jünger als seine über 40 Jahre alt aussehen.

Ton

The Pink Panther wird gerne mit Mehrkanal-Stereoton in Verbindung gebracht, aber tatsächlich wurde nie mehr als eine Mono-Abmischung gemacht. Für die neue DVD hat MGM einen 5.1-Upmix in drei Sprachen erstellt, wobei die getrennten Mono-Master von Stimmen, Geräuschen und Musik verwendet wurden, während die Stereo-Aufnahmen der Filmmusik leider nicht zum Einsatz kamen. Trotzdem sind die Upmixes erstaunlich gut gelungen und kommen schon sehr nah an diskrete Stereo-Abmischungen heran.

Der englische Ton unterscheidet sich in der Abmischung leicht von den anderen zwei 5.1-Tonspuren, da für die deutsche und französische Fassung offenbar ein seperater Musik/Effekt-Mix erstellt wurde, während die italienischen, spanischen und tschechischen Tonspuren in unrestauriertem Mono verblieben sind. Bei allen Tonspuren außer der tschechischen Fassung wurde lobenswerterweise eine Tonhöhenkorrektur gemacht.

Das wichtigste Element des Tons ist unzweifelhaft das Markenzeichen des Films, Henry Mancinis wunderbare Filmmusik. Als Quelle für den Upmix konnte nur die fertige Mono-Abmischung eingesetzt werden, weil die Musik sehr dicht in den Mix integriert wurde und ein nicht unbeträchtlicher Teil vermutlich gar nicht mehr in Stereo vorliegt. MGM hat sich aber große Mühe gegeben aus der Mono-Quelle einen soliden Stereo-Surroundklang zu produzieren, der so gut gelungen ist, daß man das Fehlen einer wirklich diskreten Abmischung nur bei ganz genauem Hinhören bemerken kann.

Um die einkanalige Vorlage zu stereoisieren wurde kein simples Echo oder Hall eingesetzt, sondern ein komplexer Filter, dem es gelang, der Musik einen natürlich klingenden Raumklang zu verschaffen. Die Abmischung erstreckt sich meist über alle fünf Kanäle, ist aber je nach Szene variabel und klingt dadurch viel besser als ein völlig starrer und unbeweglicher Mix. Frequenzgang und Dynamik der Musik sind bei allen 5.1-Tonspuren praktisch gleich und reichen schon fast an die der Soundtrack-CD heran, aber die Räumlichkeit ist bei den beiden Synchronfassungen nicht ganz so gut ausgeprägt wie bei der Originalversion.

Die Stimmen der englischen Tonspur haben eine überraschend gute Qualität und hören sich erstaunlich unverzerrt, warm und sauber an - von dem sonst bei Filme aus dieser Zeit oft auftretenden blechernen 60er-Jahre-Klang ist hier überhaupt nichts zu bemerken. Die Dialoge haben sogar eine so gute Qualität, daß manchmal ein leichter Unterschied zwischen vor Ort und später im Tonstudio aufgenommenen Stimmen auszumachen ist. Meistens beschränken sich die Dialoge auf den mittleren Kanal, aber gelegentlich sind auch Stimmen von den Seiten zu hören, ohne daß mit der Direktionalität viel übertrieben wurde.

Die Dialoge der deutschen Synchronfassung haben leider keine so gute Qualität, aber immerhin wurden einige hörbare Bemühungen unternommen um das beste aus der schwierigen Vorlage zu machen. Die Stimmen klingen nicht nur im Vergleich mit der englischen Version sehr dünn und etwas kratzig, aber typische Störgeräusche, insbesonders das berüchtige S-Zischen, konnten durch einen Filter minimiert werden. Dadurch hört sich die deutsche Fassung im Gegensatz zu den anderen Synchronisationen immer noch am besten an.

Untertitel sind auf dieser DVD in insgesamt 14 Sprachen vorhanden, wobei die deutschen Untertitel eine Übersetzung der Originalfassung und kein Transcript der Synchronisation sind.

Bonusmaterial

MGM hat The Pink Panther nicht mit allzuviel Extras ausgestattet, weil diese DVD ein Teil des Boxsets ist, dessen hauptsächliches Bonusmaterial sich auf einer separaten Disc befindet - trotzdem bekommt man hier noch etwas ganz besonderes geboten.

Der Audiokommentar von Blake Edwards steckt voll von Informationen, Anekdoten und Erinnerungen des schon über 80-jährigen Regisseurs. Edwards ist ein hervorragender Erzähler und macht zwar gelegentlich kleinere Pausen, weiß aber den Zuhörer sehr gut zu unterhalten. Während sein Kommentar zwar nicht immer szenenspezifisch ist, bekommt man doch eine ganze Menge über die Dreharbeiten, die Schauspieler und auch die Musik zu hören - es gibt kaum einen Aspekt der Entstehung des Films, auf den Blake Edwards nicht eingeht, allerdings läßt er die rein technischen Seiten des Filmemachens außen vor und redet viel lieber über die Menschen die den Film möglich gemacht haben.

Die Trivia Track ist eine willkommene Überraschung, denn die Untertitelspur mit den elegant gestalteten Popups ist mit einer riesigen Menge von Hintergrundinformationen über den Film bestückt worden, die Blake Edwards' Audiokommentar auf ideale Weise ergänzen. Fast nonstop wird man mit kurzen, aber äußerst informativen Anekdoten versorgt, die auch relativ unbekannte Fakten und nicht nur Allgemeinwissen über den Film enthalten.

Der Trailer (3:39) ist hier in nicht-anamorphem Originalformat zu sehen und wurde bemerkenswerterweise nicht normgewandelt, sondern wie der Hauptfilm auf 25fps beschleunigt. Wegen der speziell produzierten Trickfilm-Sequenz ist der Trailer ein richtiges Juwel, auch wenn die Art und Weise heute deutlich angestaubt ist.

Cover CoverCover
GOWEBCounter by INLINE GOWEBCounter by INLINE