Pirates of the Caribbean - Dead Man's Chest
Cover

21.03.2007 #413

von Guido Bibra

Titel Pirates of the Caribbean - Dead Man's Chest
Studio Walt Disney Pictures / Jerry Bruckheimer Production (2006)
Hersteller Walt Disney Home Entertainment (2006) EAN 0-7888-7308-3
DVD-Typ 2x9 (7,81 & 6,88 GB) Bitrate ø 6,28 max. 9,0
Laufzeit 150:25 Minuten Kapitel 28
Regionalcode 1 (USA/Kanada) Case Amaray I Doppel
Fernsehnorm NTSC
Bildformat 2.35:1 16:9 ja
Tonspuren Dolby Digital 5.1 Surround 448/384 kbit/s Englisch, Französisch, Spanisch 1.0 Mono 96 kbit/s Kommentar
Untertitel Englisch, Französisch, Spanisch
Freigabe MPAA PG-13
Extras • Captain Jack: From Head To Toe - Secrets And Legends Revealed
• Meet Davy Jones: Discover The Creation, Mystery And Mythology of the Sea's Ghostly Ruler
• Bloopers of the Caribbean
• Mastering The Blade - Sword Fighting With The Film's Stars
• Audio Commentary: Screenwriters Ted Elliott & Terry Rossio
• "Charting The Return" - A Preproduction Diary
• "According To Plan" - Journal Of Filming The Movie
• "Fly On The Set" Featurette: The Bone Cage
• Creating the Kraken
• Dead Men Tell New Tales: Re-lmagineering The Attraction
• Pirates On Mam Street: The World Premiere
• A Producer's Photo Diary with Jerry Bruckheimer

Der Film

Es ist keine gute Zeit für Piraten. Die East India Trading Company ist dabei, die Kontrolle über die Seeherrschaft der Karibik zu erlangen und deren Anführer Lord Beckett (Tom Hollander) will die Piraterie ein für alle Male ausrotten. Er läßt Elizabeth Swann (Keira Knightley) und Will Turner (Orlando Bloom) kurz vor ihrer Hochzeit festnehmen, weil sie Jack Sparrow (Johnny Depp) zur Flucht verholfen haben - auch der Protest von Elizabeths Vater Govenor Swann (Jonathan Pryce) kann daran nichts ändern. Beckett bietet Will aber einen Handel an: wenn er Jack Sparrow und seinen magischen Kompaß liefert, werden er und Elizabeth begnadigt.

Währenddessen wird Jack Sparrow von seiner Vergangenheit eingeholt. Er wird von Wills Vater, "Bootstrap" Bill Turner besucht, der ihn mit einem schwarzen Mal brandmarkt. Dreizehn Jahre zuvor hatte Davy Jones die Black Pearl vom Meeresboden gehoben und Jack zum Captain gemacht, und nun fordert er eine Gegenleistung: Jack Sparrow muß entweder hundert Jahre auf dem fliegenden Holländer dienen oder Davy Jones Leviathan, einem Monsterkraken, gegenübertreten...

 


Es war ein millionenschweres Experiment, das im Sommer 2003 auf die Kinoleinwände losgelassen wurde, bei dem sich niemand so richtig sicher war ob es auch wirklich ein Erfolg werden würde. 140 Millionen Dollar ließ sich der Disney-Konzern Pirates of the Caribbean - Curse of the Black Pearl kosten, und das nachdem sich in den letzten zwanzig Jahren kein vergleichbarer Film auch nur ansatzweise erfolgreich gewesen wäre. Regisseur Gore Verbinski und Produzent Jerry Bruckheimer hatten aber genau das richtige Rezept für einen waschechten Piratenfilm entdeckt, und dank einem cleveren Drehbuch und ausgezeichneten Schauspielern wurde Curse of the Black Pearl trotz großen Bedenken ein riesiger Überraschungserfolg.

Die Saga geht weiter

Nachdem Curse of the Black Pearl im Sommer 2003 die Kinos im Sturm erobert hatte und dank einer großen Marketingkampagne auch die DVD-Veröffentlichung Ende des Jahres zum Verkaufsschlager wurde, war allen beteiligten klar, daß eine Fortsetzung unumgänglich war. Schon im darauffolgenden Jahr begannen die ersten Vorbereitungen, weil der neue Film so schnell wie möglich in Angriff genommen werden sollte um terminliche Schwierigkeiten mit den Schauspielern zu vermeiden. Sehr früh wurde entschieden, daß nicht nur ein Film, sondern gleich zwei hintereinander produziert werden sollten - etwas, was zuvor nur Robert Zemeckis mit Back to the Future II und III und Peter Jackson mit den Lord of the Rings-Verfilmungen zuvor gewagt hatten.

Schon Mitte 2004 machten sich die Filmemacher deshalb große Gedanken über den Inhalt der Fortsetzung - die Geschichte des ersten Films war wegen der ungewissen Zukunft des Franchises in sich abgeschlossen, daher mußte eine völlig neue Idee her. Für das Drehbuch wurde wieder das Autoren-Duo Ted Elliot und Terry Rossio engagiert, die schon den ersten Film geschrieben hatten und eine feine Nase für waschechte Piratengeschichten besaßen. Es wurden alle möglichen verrückten Ideen auf den Tisch gelegt um möglichst viele Optionen zu haben - letztendlich entschieden sich die Filmemacher für eine ganz neue Story, die nur locker an den Vorgänger anschließen und ansonsten völlig neu sein sollte.

Die Totenmann-Kiste

Für das neue Pirates of the Caribbean-Abenteuer griffen sie nicht auf eine vorhandene Story zurück, sondern verwendeten als Basis eine Kombination von zwei wohlbekannten Begriffen: der Fliegende Holländer, ein mysteriöses Geisterschiff, und die Phrase Davy Jones' Locker, die im Piratenjargon hauptsächlich für den Tod im Meeresgrund steht. Zusammen bildeten diese beiden Elemente das Grundkonzept der Fortsetzung, die mit Davy Jones als Kapitän des fliegenden Holländers einen ganz neuen Charakter einführten, der so originell wirkt, daß er genauso aus alten Piraten-Legenden stammen könnte.

Ted Elliot und Terry Rossio sponnen eine noch komplexere Geschichte als zuvor, die tief in die Vergangenheit der Charaktere eingreift und viele der größten offenen Fragen des ersten Films beantwortet. Weil das Drehbuch bis kurz vor Beginn der Dreharbeiten noch nicht ganz fertig war, mußte die Story allerdings um einige vorher geplante Actionsequenzen herum geschrieben werden - auffallen tut das allerdings weniger, da die Story sehr abwechslungsreich ist und überhaupt nicht den Eindruck macht, als ob sie aus einem Baukasten zusammengesetzt wurde. Simpel ist der Plot des Films aber durch die vielen parallel laufenden Handlungsstränge keinesfalls, und die Filmemacher verlangen dem Zuschauer einiges an Aufmerksamkeit ab, ohne die man sehr schnell die Übersicht über die Geschichte verlieren kann. Trotz einer Laufzeit von fast zweieinhalb Stunden leistet sich der Film keine nennenswerten Längen, das Drehbuch ist sogar relativ straff und treibt die Handlung sehr zügig voran.

Für einen so actiongeladenen Film hat Dead Man's Chest außerdem überraschend viele Dialoge zu bieten, die weite Strecken der Geschichte erzählen. Die Texte sind bei weitem nicht so belanglos, wie man es von Filmen dieses Kalibers gewohnt ist, stattdessen haben sich die beiden Drehbuchautoren bemüht den Schauspielern authentische, aber nicht übertrieben klingende Dialoge in den Mund zu legen. Der schwierige Trick zwischen möglichst kräftigen Akzenten und verständlichen Dialogen zu balancieren ist besonders gut gelungen, und die Schauspieler haben keine Probleme die oft witzigen und ironischen Texte locker und natürlich herüberzubringen.

Alte Freunde und neue Feinde

Fast Charaktere aus dem ersten Film sind wieder dabei - Johnny Depp als Jack Sparrow, Keira Knightley als Elizabeth Swann, Orlando Bloom als Will Turner und Jack Davenport als (Ex)-Commodore Norrington. Jonathan Pryce als Elizabeths Vater Weatherby Swann hat auch wieder eine größere Rolle, und bei den Nebendarstellern sind mit Kevin McNally als Jacks erster Maat Gibbs und Lee Arenberg und Mackenzie Crook als Pintel und Ragetti auch einige der markanten und lustigeren kleineren Charaktere des Originals wieder mit dabei.

Bemerkenswert ist die gelungene Besetzung der neu hinzugekommenen Charaktere. Davy Jones hätte eine Paraderolle für jeden männlichen Charakterdarsteller Hollywoods werden können, aber die Filmemacher hatten sich für den englischen Schauspieler Bill Nighy entschieden, der trotz der starken CGI-Elemente seine schauspielerischen Fähigkeiten sehr gut einsetzen konnte. Als "Bootstrap" Bill Turner, dem im Vorgänger schon erwähnten Vater von Will, ist der schwedische Schauspieler Stellan Skarsgård zu sehen, der ebenfalls eine dicke Maske trägt, aber den mitgenommenen Piraten genau auf den Punkt bringt Auch außerhalb der Piratenfraktion hat die Besetzung Zuwachs bekommen: Tom Hollander als Lord Cutler Beckett übernahm in etwa die Rolle, die zuvor Jack Davenports Commodore Norrington inne hatte - die britische Obrigkeit, diesmal gemischt mit einer Prise Kommerz und Korruption.

Es waren die Schauspieler, die den ersten Film so lebendig gemacht haben, und in der Fortsetzung hat sich daran nichts geändert - Dead Man's Chest ist auch wieder ein richtiges Ensemblestück, bei dem es eigentlich keinen alleinigen Hauptdarsteller gibt. Johnny Depp ist immer noch eine Naturgewalt, beschränkt die brillianten Darstellung seines Jack Sparrow aber nicht nur auf ein paar Ticks und Macken, sondern gibt sich extrem vielseitig. Bei ihm gibt es immer etwas neues zu entdecken, und in der neuen Geschichte bekommt man eine Seite des Piraten präsentiert, die vorher noch nie zu sehen war. Johnny Depp schafft es damit mühelos, Jack Sparrow noch mehr Tiefe zu verleihen und der drohenden Oberflächlichkeit der Figur entgegenzuwirken.

Keira Knightley darf als eine der wenigen Frauen in der Besetzung von Dead Man's Chest endlich das werden, was ihr im vorherigen Film noch größtenteils verwehrt blieb: eine richtige Piratin. Die Schauspielerin konnte ihre ausladenden historischen Kleider gegen ein waschechtes Piratenkostüm tauschen und sich richtig austoben, wodurch sich Elizabeths Wunsch aus dem Anfang des ersten Films letztendlich erfüllt hat. Auch Orlando Blooms Will Turner hat die Umwandlung vom pflichtbewußten Schmied zum Gentleman-Piraten nahtlos vollzogen, und auch Jack Davenports Commodore Norrington ist nun kein feiner britischer Marine mehr, sondern ein versoffener, desillusionierter Pirat, der dem Schauspieler die Chance gibt aus seinem Charakter etwas völlig neues zu machen.

Obwohl die Hauptcharaktere den Film relativ stark dominieren, findet das Drehbuch trotzdem noch jede Menge Platz für all die kleinen Nebenrollen. Das seltsame Piratenduo Pintell und Ragetti hat in diesem Film eine noch größere Rolle als zuvor und wird wieder mit viel Humor von Lee Arenberg und Mackenzie Crook gespielt, die für den ein oder anderen Spaß gut sind, aber auch ganz furchterregend sein können. Kevin McNallys Gibbs ist dagegen ein Pirat der alten Schule, an dem der Schauspieler seine helle Freude hat und damit den Charakter fast genauso interessant macht wie Jack Sparrow.

Karibik-Urlaub mit Walt Disney

Während Curse of the Black Pearl noch zum größten Teil im Studio gedreht wurde und die Außenaufnahmen sich in Grenzen hielten, war es bei Dead Man's Chest genau umgekehrt. Die Struktur der Geschichte machten Dreharbeiten an den fast originalen Schauplätzen unumgänglich, und nach ausführlichem Location-Scouting fanden die Filmemacher auf den den Karibik-Inseln Dominica und St. Vincent wunderschöne Kulissen, die für die Dreharbeiten des Films wie geschaffen schienen. Auf den Bahamas wurde sogar ein riesiges Becken gebaut, damit die vielen Schiffsaufnahmen in Sicherheit gedreht werden konnten.

Es war nicht das erste Mal, daß die Crew St. Vincent besuchte, denn schon zwei Jahre zuvor wurde dort der jamaikanische Hafen Port Royal aufgebaut, der im neuen Film wieder eine zentrale Rolle spielte. Zum Glück hatten die nicht abgebauten Kulissen die Zeit trotz zwei heftigen Wirbelstürmen relativ gut überstanden, und so konnte Port Royal genauso wie im ersten Film wieder aufgebaut werden. Auch auf Dominica wurde schon früher gedreht, allerdings hatten sich die Filmemacher diesmal völlig andere Teile der Insel ausgesucht, die so wenig erschlossen waren, daß erst einmal ganze Straßen neu gebaut werden mußten, damit die große Filmcrew überhaupt zum Drehort kommen konnte.

Piraten aus dem Computer

Obwohl Regisseur Gore Verbinski kein besonderer Fan von Computergrafik ist und bei der Filmproduktion so weit wie möglich auf CGI-Effekte verzichten wollte, waren diese genauso wie beim Vorgänger trotzdem nicht wegzudenken. Zuvor waren es noch die Geisterpiraten, die im Mondlicht zu Skeletten wurden, jetzt ist es die zu halb Mensch, halb Fischkreaturen mutierte Crew des fliegenden Holländers. Während man Barbossas Skelett-Armee die Computer-Animation noch ein wenig ansehen konnte, wirken Davy Jones und seine Truppe unglaublich real und lassen die CGI-Ursprünge kaum noch erkennen.

Insbesonders Davy Jones selbst macht mit seinem Tintenfisch-Gesicht und seinen zahlreichen Tentakeln einen so echten Eindruck, daß man meint Bill Nighy hätte eine animatronische Maske getragen - aber das Gesicht von Davy Jones kam komplett aus dem Computer. Trotzdem blieb die Mimik des Schauspielers erhalten, da Bill Nighy trotzdem seine Rolle am Set spielte und ein rudimentäres Makeup trug, das später als Referenz für den computeranimierten Charakter diente. Genauso wurde mit dem Rest von Davy Jones' Crew verfahren, die alle in aufwendig gestaltete Seekreaturen verwandelt wurden.

Die Charaktere waren jedoch die einzigen Elemente des Films , die mit massiver CGI-Unterstützung realisiert wurden. Bei der Szenerie haben sich die Filmemacher mühe gegeben, hauptsächlich das zu verwenden was sie auch wirklich vor die Kameralinse bekamtn - nur in Situationen, wo es logistisch überhaupt nicht anders machbar war, wurden digitale Matte-Paintings verwendet. Während der Blick aus Lord Becketts Büro tatsächlich direkt vor Ort mit Hilfe des künstlichen Hafenbeckens und der eigens für den Film gebauten Schiffe erzeugt wurde, bestanden die Hintergründe von vielen Szenen auf der Kannibalen-Insel teilweise aus computergenerierter Grafik.

Die einzigen Szenen, in denen die Unterstützung durch CGI-Grafik völlig unvermeidbar war, sind die Auftritte des Kraken - das Monster ist natürlich eine Hommage an den allerersten großen Disney-Realfilm 20000 Meilen unter dem Meer und hat eigentlich nur in zweiter Linie etwas mit Piraten-Legenden zu tun, paßt aber ganz hervorragend zur Mythologie des Films. Die CGI-Realisation des Kraken ist überraschend gut gelungen, weil die Kreatur relativ sparsam, aber dabei sehr effektiv eingesetzt wurde. Mit Gummi-Tentakeln hat dies überhaupt nichts mehr zu tun, viel mehr handelt es sich um ein sehr organisches und äußerst lebendiges Biest, daß einem auf einer großen Leinwand schon einen ganz schönen Schrecken einjagen kann.

Sounds of the Seas

Die Filmmusik des ersten Pirates of the Caribbean-Abenteuers erlangte vor allen Dingen ihre Berühmtheit, weil Regisseur Gore Verbinski den ersten Komponisten Alan Silvestri kurz vor der Fertigstellung des Films gefeuert hatte und die Musik von Hans Zimmers Produktionsfirma Media Ventures innerhalb weniger Tage zusammengeschustert wurde. Diesmal war aber genügend Zeit vorhanden, in der sich Hans Zimmer selbst um die Komposition der Score kümmern konnte und nicht ausschließlich an seine Mitarbeiter delegieren mußte.

Das Ergebnis hatte immer noch den typischen Zimmer-Touch mit vielen Synthesizer-Klängen und deutlichem Baukasten-Schema, ist aber schon deutlich vielseitiger als der Vorgänger und hat noch viel mehr stimmungsvolle Melodien zu bieten. Natürlich taucht auch das bekannte Hauptthema aus dem ersten Film wieder auf, wird aber nicht mehr ganz so häufig eingesetzt und ist nun mit einer besser klingenden Orchestrierung eingespielt worden. Obwohl die Musik immer noch ein wenig unter den stark hörbaren Synthesizer-Klängen leidet, ist sie eine große Verbesserung gegenüber Curse of the Black Pearl und trägt trotzdem unschätzbar viel zur Atmosphäre des Films bei.

Die Kunst des Cliffhangers

Die Fortsetzung von Curse of the Black Pearl war von Anfang an zweiteiliger Film geplant und endet daher mit einem klassischen Cliffhanger wie er im Buche steht. Ganz so schwer machen es die Filmemacher dem Zuschauer dann aber doch nicht, weil zum Schluß des Films schon erwähnt wird, wie es in der Fortsetzung weitergehen wird. Ohne zuviel zu verraten kann man den Cliffhanger am meisten mit dem zwischen Star Trek II und III vergleichen - das Konzept ist wirklich nicht mehr ganz neu, bot sich aber als Übergang zwischen den beiden Teilen der großen Story am meisten an.

Dead Man's Chest ist das Paradebeispiel für eine gelungene Fortsetzung und beweist, daß auch heute noch richtig unterhaltsames Popcorn-Kino möglich ist, bei dem man das Gehirn nicht abschalten muß um den Film richtig genießen zu können. Die gelungene Mischung aus einer kreativen Piraten-Geschichte mit ausgezeichneten Drehbuch, brillianten Schauspielern und handfester Inszenierung erwies sich als würdiger Nachfolger von Curse of the Black Pearl. Obwohl der Film ohne seine grandiose Optik nicht auskommen würde, wäre er ohne seine Schauspieler nur eine leere Hülle.

Zukunft für die Piraten

Johnny Depp, der zuvor noch nie einen Charakter in mehr als einem Film gespielt hatte, erwähnte schon nach dem ersten Pirates of the Caribbean-Film, daß er Jack Sparrow auch noch in Zukunft auf jeden Fall weiterspielen wird, wenn die Drehbücher gut bleiben. Im Moment sieht es so aus, als ob der dritte Film At World's End, der in diesem Frühjahr in die Kinos kommt, vorläufig der letzte sein wird - aber nach einer gesunden Pause werden Jack Sparrow, Will Turner und Elizabeth Swann ganz sicher wieder auf die Kinoleinwände zurückkehren.

Pirates of the Caribbean - Dead Man's Chest war 2006 einer der erfolgreichsten Filme des Jahres und konnte alleine am ersten Premierenwochenende das Einspielergebnis seines Vorgängers fast verdreifachen. Während die Kritiker in Europa fast durchgehend begeistert waren, störten sich die amerikanischen Rezensenten hauptsächlich am komplizierten Plot des Films, waren dann aber teilweise auch wieder von den Schauspieler und der Optik begeistert. Insgesamt kann man dem zweiten Pirates of the Caribbean-Abenteuer einen Erfolg auf der ganzen Linie bescheinigen, der großen Appetit auf mehr macht und den letzten Teil der Trilogie umso mehr herbeisehnen läßt.

Die DVD

Als Curse of the Black Pearl Ende 2003 als DVD erschien, war es bis auf die nicht hundertprozentige Bildqualität eine der besten DVDs des Jahres - und man kann sagen, daß es Disney gelungen ist, dies mit Dead Man's Chest noch einmal zu übertreffen. Zwar ist das Bonusmaterial diesmal etwas anders ausgefallen, aber deshalb nicht weniger schlecht, und die Bildqualität ist trotz der enormen Länge des Films praktisch perfekt. Die Erstauflage der US-DVD wurde in einem normalen Doppel-Keepcase in einem schicken Kartonschuber mit 3D-Effekt ausgeliefert und hat sogar ein kleines Booklet mit Kapitelübersicht und einem Diagramm über das Bonusmaterial. Besser kann man eine DVD eines aktuellen Films eigentlich gar nicht mehr ausstatten.

Die hier rezensierte DVD von Pirates of the Caribbean - Dead Man's Chest ist die amerikanische 2-Disc-Version, die entsprechende deutsche Version ist von der Ausstattung so gut wie identisch, hat aber eine zusätzliche deutsche DTS-Tonspur. Wer unbedingt englischen DTS-Ton hören möchte, muß in England oder in Australien kaufen, dann aber auch mit den Auswirkungen von PAL-Speedup leben. Auf keinen Fall verzichten sollte man auf die zweite Disc, auf der sich der Löwenanteil des fantastischen Bonusmaterials befindet - die ebenfalls erhältlichen Einzel-DVDs sollte man wegen des nur geringen Preisvorteils deshalb gar nicht in Betracht ziehen.

CoverCover

Bild

Während The Curse of the Black Pearl noch keine richtig optimale Bildqualität zu bieten hatte, präsentiert sich Dead Man's Chest auf dieser DVD mit einem rundum perfekten Transfer - und das, obwohl beide Filme im gleichen Super35-Format gedreht wurden.

Als erstes fällt auf, daß die typischen Zeichen von Super35 wie erhöhte Körnigkeit und reduzierte Schärfe überhaupt nicht auftauchen, man bekommt fast den Eindruck als ob es sich um eine normale Panavision-Produktion mit anamorphen Linsen handelt. Erreicht wurde diese erstaunlich gute Bildqualität offenbar dadurch, daß die DVD nicht von einem Filmprint abgetastet wurde, sondern direkt vom digitalen Interpositiv gescannt wurde - beim Vorgänger wurde dies sicher auch schon gemacht, aber durch die starke digitale Manipulation hatte die Qualität deutlich gelitten. Obwohl hier auch praktisch jede Einstellung in der Postproduktion im Computer bearbeitet wurde, ist von solchen Problemen hier nichts zu sehen.

Die Filmvorlage ist natürlich frei von jeglichen Verschmutzungen und sieht so sauber aus, als wäre sie mit einer digitalen Kamera aufgenommen worden. Filmkörnigkeit ist erstaunlicherweise überhaupt keine zu sehen, genausowenig fallen negative Auswirkungen eines Rauschfilters auf. Die Detailzeichnung ist hervorragend, obwohl das Bild auf den ersten Blick einen etwas weichen Eindruck macht, weil nicht zusätzlich nachgeschärft wurde. Gerade deswegen hat die Abtastung dieser DVD erstaunlich viele Feinheiten zu bieten, die man sonst auch bei neueren Transfern nur selten zu sehen bekommt.

Farblich ist ein Film, der direkt vom digitalen Interpositiv ins DVD-Format konvertiert wurde, natürlich außer Konkurrenz, da das Farbtiming exakt so wie von den Filmemachern gewünscht wiedergegeben wird. Bei Dead Man's Chest bedeutet das natürlich teils massive Manipulationen, die sich manchmal in kräftigen grünlichen oder bläulichen Farbstichen bemerkbar machen, in anderen Szenen aber auch sehr kräftige und natürliche Farben bieten. Kontrast und Helligkeit sind ebenfalls den künstlerischen Entscheidungen der Filmemacher unterworfen, aber trotzdem sehr gut ausbalanciert.

Bemerkenswert die sehr sorgfältig durchgeführte Kompression, die den zweieinhalbstündigen Film mit einer relativ durchschnittlichen Bitrate ohne sichtbare Qualitätsverluste auf nur einer DVD unterbringt. Kompressionsartefakte sind auch bei sehr genauer Betrachtung nicht einmal in Szenen mit sehr viel Bewegung zu entdecken, obwohl die Bitrate stellenweise deutlich unter 4 Mbit/s sinkt. Ein Problem, das auch bei neueren DVDs in letzter Zeit immer öfter auftaucht, wurde auch hier vermieden: Blockbildung oder Rauschen in dunklen Szenen sind hier überhaupt nicht mehr vorhanden.

Ton

Als The Curse of the Black Pearl 2003 als DVD veröffentlicht wurde, war eine DTS-Tonspur noch Pflicht, aber drei Jahre später verzichten immer mehr Studios aus Platzgründen darauf. Auch Dead Man's Chest ist zumindest auf der amerikanischen DVD nicht mit DTS-Ton ausgestattet, hat aber dafür eine gelungene 5.1-Abmischung in Dolby Digital zu bieten, die auch Sound-Enthusiasten zufriedenstellen dürfte.

Die englische 5.1-Tonspur ist mit 448 kbit/s codiert und bietet damit die bestmöglichste Qualität, die mit Dolby Digital auf Standard-DVDs erreicht werden kann. Die Abmischung ist wie beim ersten Film sehr laut und aggressiv, aber gleichzeitig auch sehr detailreich. Der massive Raumklang wird nicht nur von der sehr breit über alle Kanäle abgemischten Musik erzeugt, sondern auch durch die vielen ausführlich eingesetzten Surroundeffekte. Die allgemeine Klangkulisse ist aber auch in vielen leiseren Szenen so umfassend, daß man vordere und hintere Soundstage kaum voneinander trennen kann. Lediglich die Dialoge sind relativ konventionell abgemischt worden und verlassen nur selten den Center-Kanal. Qualitativ ist an der Tonspur dank der volldigitalen Tonaufnahmen natürlich nichts auszusetzen.

Die französischen und spanischen Tonspuren sind bis auf die Dialoge praktisch identisch mit der englischen Fassung, obwohl sie nur mit 384 kbit/s codiert wurden - qualitative Unterschiede werden wahrscheinlich nur auf sehr anspruchsvollem Audio-Equipment hörbar sein. Die Kommentarspur wurde aus Platzgründen in Mono mit 96 kbit/s codiert, was einer Stereo-Spur von 192 kbit/s entspricht und dafür mehr als genug ist. Untertitel gibt es in allen drei Sprachen, wobei die englischen Untertitel für Hörgeschädigte gedacht sind. Leider sind alle drei Untertitelspuren in einem irritierenden Knallgelb gehalten.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial der Dead Man's Chest Special-Edition steht dem der Vorgänger-DVD um nichts nach, obwohl einige Extras nicht mehr ganz so zahlreich sind. Erstaunlich ist vor allem die Abwesenheit jeglicher Deleted Scenes, was aber durch die ausführlichen Dokumentationen, Featurettes und die Kommentarspur wieder wett gemacht wird, die zusammengerechnet tatsächlich die auf dem Cover versprochenen mehr als fünf Stunden Material ausmachen. Die Animationen des Menüdesigns können nicht wirklich begeistern, aber die einfache Struktur der Menü-Bildschirme dagegen schon.

Der Audiokommentar der Drehbuchautoren Ted Elliot und Terry Rossio ist der einzige auf dieser DVD, denn die Schauspieler und der Regisseur sind diesmal nicht dabei. Dafür haben die beiden Autoren aber auch eine ganze Menge über die Entstehung des Films zu erzählen und beschränken sich dabei nicht nur auf ihren eigenen Perspektive. Natürlich steht das Thema des Geschichtenerzählens dabei deutlich im Vordergrund, aber auch die anderen Aspekte der Filmproduktion kommen dabei nicht zu kurz. Dabei merkt man, daß die beiden Autoren nicht nur den Film in ihrem Büro in Hollywood geschrieben haben, sondern auch bei den Dreharbeiten in der Karibik dabei waren und so eine Menge von der praktischen Arbeit am Film berichten. In den zweieinhalb Stunden entsteht nur selten einmal eine Pause, denn Ted Elliot und Terry Rossio geben sich große Mühe ihre Zuhörer nicht zu langweilen und haben immer etwas interressantes zu sagen.

Bloopers of the Caribbean (3:50) ist das einzige weitere Extra auf der ersten DVD und ist genau das, was der Titel sagt: ein kleines Gag-Reel mit einigen verpatzten Szenen und einfach nur ein bißchen Spaß bei den Dreharbeiten.

Charting the Return (25:39) wirft einen schnellen, aber dennoch ausführlichen Blick auf die Vorbereitungen der Filmproduktion, die von den Arbeiten am Drehbuch über die Suche nach passenden Drehorten bis zu den ersten Stunt-Übungen reicht. Gedreht in 4:3 mit einer etwas unscharfen Bildqualität macht diese kurze Dokumentation einen leicht groben und unfertigen Eindruck, kann aber gleichzeitig mit einer Fly-on-the-Wall-Atmosphäre begeistern, die die hastige Stimmung und die Nervosität bei den Vorbereitungen der Dreharbeiten sehr gut deutlich macht.

According to Plan (62:58) mit dem Untertitel "The Harrowing and True Story of Dead Man's Chest" dokumentiert die Dreharbeiten des Films vom ersten bis zum letzten Tag auf die gleiche Weise wie Charting the Return, wurde aber noch aufwendiger und ausführlicher produziert. Interviews und Behind-the-Scenes-Aufnahmen sind fast die einzigen Zutaten für diese äußerst faszinierende Dokumentation, die durch den gelungenen Schnitt und die stimmungsvollen Grafiken gleichermaßen informativ und unterhaltsam ist. Besonders faszinierend sind die vielen atemberaubenden Aufnahmen von den Drehorten und den eigentlichen Dreharbeiten, aber man bekommt auch vieles zu sehen, was den Zuschauern normalerweise immer verborgen bleibt. Zu Wort kommen hier viele der Filmemacher, Schauspieler und Mitarbeiter des Films, und es wird nicht nur die Sonnenseite der Dreharbeiten gezeigt.

Captain Jack: From Head to Toe (27:43) besteht aus 22 einzelnen kleinen Featurettes u.a. mit Kostümdesignerin Penny Rose, die sehr detailreich die Kostümierung und das Makeup von Johnny Depp unter die Lupe nehmen.

Mastering the Blade
: Orlando Bloom (5:35), Keira Knightley (5:05) und Jack Davenport (5:15) zeigen, wie sich die drei Schauspieler auf die vielen Schwertkämpfe des Films vorbereiten mußten.

Meet Davy Jones: Anatomy of a Legend (12:32) nimmt den Bösewicht des Films auseinander und zeigt, wie das Aussehen von Davy Jones entstand, im Computer realisiert wurde und mit den realen Filmaufnahmen von Schauspieler Bill Nighy kombiniert wurde. Besonders interessant sind hier die vielen Splitscreen-Aufnahmen, in denen man den Schauspieler auch ohne die CGI-Animationen zu sehen bekommt. Obwohl es hier recht technisch zugeht, ist durch die vielen visuellen Beispiele alles sehr gut verständlich.

Creating the Kraken (9:57) bringt noch einmal die CGI-Spezialisten von ILM auf den Plan und demonstriert nicht nur sehr eindrucksvoll, wie der Riesenkrake im Computer entstand, sondern auch welcher Aufwand bei den Dreharbeiten notwendig war, um die Realszenen mit dem computergenerierten Grafiken verbinden zu können.

Dead Men Tell New Tales: Re-Imagineering The Attraction (13:00) ist ein Bericht über den Umbau der Disneyland-Attraktion, die mit den neuen Charakteren der beiden Filme ergänzt wurde. Außer den Vorbereitungen und Ursprünge der Umbauten bekommt man hier zu sehen, wie sich Johnny Depp die Änderungen anschaut und dabei eine ganze Menge Spaß hat.

Fly on the Set: The Bone Cage (3:47) ist eine kurze Sammlung von ungeschnittenen und unkommentierten Aufnahmen von den Dreharbeiten einer der aufwendigsten Szenen des Films.

Jerry Bruckheimer: A Producer's Photo Diary (4:40) ist nicht nur ein einfaches Photoalbum des Produzenten, sondern auch ein kurzes Interview mit ihm, das die Bilder kommentiert und mit weiteren Behind-the-Scenes-Aufnahmen verbunden wurde - so werden die Dreharbeiten kurz, aber effektiv aus seiner Sicht gezeigt.

Pirates on Main Street: The Dead Man's Chest Premiere (3:53) sind ein paar kurze Aufnahmen von der großen Premiere des Films, die zwar aus Promotion-Material entnommen wurden, aber hier der Vollständigkeit halber auch ganz interessant sind.

Letztendlich befinden sich auf der zweiten DVD noch vier kleine Eastereggs mit kurzen Featurettes, die so etwas wie Deleted Scenes der langen Dokumentation sind. Diese Eastereggs erreicht man, indem man sich ein bißchen in der Menüstruktur herumbewegt und auf die Grashalme und Blätter navigiert.












GOWEBCounter by INLINE GOWEBCounter by INLINE