Jahresrückblick 2012

Es ist inzwischen schon der zwölfte DVD-Jahresrückblick und das siebte Jahr DVDLog, von dem es nach der Flaute von 2011 nun wieder ein bißchen mehr positives zu berichten gibt. Letztes Jahr gab es überraschend viele kaufenswerte DVDs, von denen es diesmal mehr als zuvor in meine Sammlung geschafft hatten und als Konsequenz daraus gab es auch einiges mehr im DVDLog zu lesen. Trotz einiger kleinen Pausen bin ich auf 36 Kritiken gekommen, die natürlich nicht alle von brandneuen DVDs waren und von einigen Reposts und anderen News-Artikeln ergänzt wurden. Ich habe aber deutlich mehr geschrieben als in den Vorjahren und ich kann nur sagen, daß es 2012 das erste Mal wieder richtig Spaß gemacht hat.

Die beunruhigenden Trends des Vorjahres haben sich zum Glück nicht sehr viel weiter fortgesetzt. Wieder wurde prophezeit, daß das Ende der klassischen Offline-Medien gekommen sei und jetzt Streaming-Angebote den Markt übernehmen würden, aber obwohl der Umsatz bedingt durch die schwache Wirtschaft wieder zurückgegangen war, war 2012 noch lange nicht das Ende von DVDs und Blu-Rays. Der Tick mancher Studios, bei den DVDs einfach massiv Extras gegenüber den Blu-Rays wegzulassen, war nur noch selten ein Problem, aber es gab in Sachen Bonusmaterial einen generellen Rückgang zu verzeichnen. Wenn sogar manche große Blockbuster ohne Audiokommentar und nur mit ein paar kurzen Making-Ofs herausgebracht werden, scheint wirklich die Ära der aufwendigen Special-Editions zu Ende zu sein. Aber es gab trotzdem noch ein paar lobenswerte Ausnahmen und technische Ausreißer waren kaum zu verzeichnen.

2012 hatte aber trotzdem eine ganze Menge von bemerkenswerten DVDs zu bieten, von denen ich diesmal vierzehn aus ganz verschiedenen Genres ausgewählt habe. Diesmal gibt es aber auch noch eine Hall of Shame mit drei weiteren DVDs, die ich in der Jahresübersicht nicht unerwähnt lassen, aber auch nicht als Highlights hervorheben wollte. Bis auf die beiden BBC-Serien habe ich diesmal sogar alle DVDs selbst im Regal stehen und den größten Teil auch schon rezensiert. Wie jedes Jahr ist diese Liste natürlich rein subjektiv und erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Kritiken, soweit schon vorhanden, können mit einem Klick auf das jeweilige Cover aufgerufen werden.

 » Hall of Fame

Attenborough: 60 Years in the Wild BBC

David Attenborough, der Altmeister unter den Natur-Dokumentarfilmern, hat sein 60-jähriges Berufsjubiläum auf eine ganz besondere Weise gefeiert und für die BBC mit 60 Years in the Wild eine bemerkenswert ungewöhnliche Retrospektive seiner Werke produziert, die weit über eine einfache Sammlung von Ausschnitten aus seinen Dokumentarserien hinausgeht. Die dreiteilige Serie lief Ende November auf BBC2 und war noch im Dezember als DVD und Blu-Ray veröffentlicht worden.

Brazil with Michael Palin BBC

Eigentlich wollte Michael Palin mit fast 70 Jahren gar nicht mehr viel auf Reisen gehen, aber ein Land hatte ihm noch in seiner beeindruckenden Liste von Reisezielen gefehlt: Brasilien. Mit dem Vierteiler Brazil with Michael Palin hatte er diese Lücke 2012 auf wundervolle Weise schließen können und vom besonderen Reiz seiner frühen Serien war nicht viel verloren gegangen.. Nach der Sendung im Oktober und November waren die vier Episoden schon Ende November in England als DVD und Blu-Ray erschienen.

Dark Shadows Warner

Tim Burton und Johnny Depp arbeiten schon seit über zwanzig Jahren zusammen, aber erst 2012 waren der Regisseur und der Schauspieler dazu gekommen, ihr Lieblings-Projekt umzusetzen: eine Kinoadaption der amerikanischen Gothic-Soapopera Dark Shadows. Die brilliante Gratwanderung zwischen Horror, Drama und Humor war purer Tim Burton und daher nicht jedermanns Geschmack und längst kein Mainstream-Kino, aber trotz der fast extralosen DVD macht diese Veröffentlichung eine riesige Menge Spaß.

Futurama Volume 7 Fox

Das dritte Jahr in Folge ist in diesem Winter eine neue Halbstaffel von Matt Groenings anderer Trickfilmserie Futurama erschienen, die nach vier erfolgreichen DVD-Filmen nun in ihrer ursprünglichen Form wieder auf Sendung ist. Zwar gibt es nicht mehr ganz so viele Episoden wie früher auf einmal, aber die Volume 7, die die ersten dreizehn Episoden der siebten Produktionsstaffel enthält, ist wie immer ganz großes Kino. Zu den immer besser werdenden Episoden gesellen sich natürlich auch wieder die entsprechenden Extras.

Johnny English Reborn Universal

Acht Jahre nach seinem letzten Auftritt als Geheimagent war Rowan Atkinson überraschenderweise noch einmal in Johnny English Reborn auf die Kinoleinwände zurückgekehrt, obwohl der Vorgänger von den Kritikern in der Luft zerrissen worden war. Das Sequel war noch aufwendiger, lustiger und spannender als der Vorgänger und zeigte, wie ein richtiger Bond-Film aussehen muß. Leider hatte ich nur die DVD aus einem BD/DVD-Combo-Set ohne Extras rezensiert, aber die einzeln verkaufte Disc war besser ausgestattet und wurde dem köstlichen Film doch gerecht.

Jour de Fête BFI

Das British Film Institute hatte nach den Tati-Neuauflagen von vor zwei Jahren nun endlich weiter gemacht und Jour de Fête, Tatis ersten Langfilm, zum ersten Mal in der 1995 restaurierten Farbfassung und der alten Schwarzweißversion herausgebracht. Zwar waren die Transfer nicht aufwendig digital poliert worden, aber trotzdem war besonders bei der Farbfassung die Qualität enorm besser als bei den enttäuschenden früheren Veröffentlichungen. Die Extras bestanden auch nur aus Jacques Tatis Kurzfilmen, aber trotzdem war diese DVD/BD-Combo eine der besten Veröffentlichungen des Jahres.

Madagascar 3 Dreamworks

Die zweite Dreamworks-Überraschung des Jahres war das Threequel Madagascar 3, das immer noch den besonderen Charme seiner beiden Vorgänger besaß und noch einmal mit einer überraschend gelungenen Geschichte aufwarten konnte, die auf gelungene Weise einen fast klischeehaften Plot auf wundervoll originelle Weise erzählte und ein toller Abschluß der Trilogie war. In Deutschland erscheint der Film erst im Februar, aber die amerikanischen Veröffentlichungen sind wie immer gut gelungen und besitzen sogar die bei Dreamworks zum Standard geworden Extras.

Men in Black 3 Sony

Es hat fast zehn Jahre gedauert, bis es soweit war, aber Regisseur Barry Sonnenfeld und seine beiden Hauptdarsteller Will Smith und Tommy Lee Jones haben es endlich geschafft und Men in Black 3 gedreht. Mit tatkräftiger Unterstützung von Josh Brolin, einem ausgeklügelten Drehbuch und einem Monster-Budget war das unmögliche gelungen und ein noch besserer Film als die beiden Vorgänger entstanden. Enttäuschend waren leider nur die DVDs und Blu-Rays, die nach den aufwendigen Special-Editions der zwei vorherigen Filme praktisch keine nennenswerten Extras zu bieten hatten.

Mon Oncle BFI

Die Krönung von BFIs Tati-Neuauflagen kam mit der Veröffentlichung von Mon Oncle, die zwar keinerlei Extras mitbrachte, aber dafür zum ersten Mal die französische Urfassung und die alternative, von Jacques Tati selbst erstellte englische Fassung enthielt. Der wirkliche Grund für die Neuauflage waren aber die brillianten Restaurationen, die Tatis ersten Farbfilm noch nie so gut aussehen ließen und alle früheren Abtastungen in den Schatten stellten. Wie bei den anderen Tati-Filmen hat das BFI auch hier wieder eine DVD/BD-Combo herausgebracht, die noch nicht einmal besonders teuer war.

Puss in Boots Dreamworks

Das Märchen vom gestiefelten Kater mag wie Kinderkram anmuten, aber Dreamworks ist in dem Shrek-Spinoff Puss in Boots erst gar nicht auf die typischen Klischees eingelassen und einen fantastischen Film aus dem eigentlich undankbaren Konzept gemacht. Mit einem soliden Plot, erstaunlich erwachsenem und satirischem Humor und einer grandiosen Optik konnte der Film wirklich überzeugen und war nicht nur etwas für Katzenliebhaber. Auch die DVD konnte sogar in der deutschen Ausgabe überzeugen und brachte das für Dreamworks übliche Bonusmaterial mit.

Red Dwarf X 2Entertain

Nach dem erfolgreichen, aber noch nicht ganz perfekten Dreiteiler Back to Earth war die britische SciFi-Sitcom Red Dwarf im Herbst auf die britischen Fernsehbildschirme zurückgekehrt - nicht bei der früheren Heimat BBC, sondern bei dem Privatsender Dave. Es war klassisches Red Dwarf in Reinkultur und die Serie war schon kurz nach der Erstausstrahlung als DVD und Blu-Ray erschienen, die zwar auf die traditionellen Audiokommentare verzichten mußten, aber dafür eine hervorragende, fast zweistündige Doku mitbrachten.

The Pirates! Band of Misfits Sony

Auch die britischen Stopmotion-Trickfilmer von Aardman waren 2012 nach dem Wechsel von Dreamworks zu Sony Pictures auf die Kinoleinwände zurückgekehrt und hatten ein mittlerweile wieder müde gewordenes Genre mit The Pirates! Band of Misfits (oder In an Adventure with Scientists) auf wunderbar originelle Weise wiederbelebt. Optisch grandios und inhaltlich köstlich war der Film eine der größten Überraschungen des Jahres und Sony hatte sich sogar mit der DVD und Blu-Ray einigermaßen Mühe gegeben.

Tinker Tailor Soldier Spy Universal

Kann man einen Klassiker wie John LeCarrés Agenten-Opus Tinker Tailor Soldier Spy neu verfilmen, ohne die Vorlage oder die berühmte TV-Adaption zu vermurksen? Der schwedische Regisseur Tomas Alfredson hatte bewiesen, daß es funktioniert und Gary Oldman war in der Rolle von George Smiley ein brillianter Nachfolger von Alec Guiness. Obwohl es nur eine relativ kleine Produktion war, wurden DVD und Blu-Ray zumindest bei der britischen Veröffentlichung mit einigen ganz essentiellen Extras ausgestattet.

Who is killing the Great Chefs... Eurovideo

Eine der größten Überraschungen des Jahres war die nur in Deutschland erschienene DVD von Ted Kotcheffs kulinarischer Thriller-Komödie Who is Killing the Great Chefs of Europe?. Zwar war der Film auch schon in den USA im Warner Archive erschienen, aber die deutsche DVD konnte mit einem neu überarbeiteten Transfer punkten und war trotz des niedrigen Preises nicht extralos. Eine einstündige Interview-Dokumentation mit dem Regisseur machten diese eigentlich unscheinbare DVD zu etwas ganz besonderem.

 » Hall of Shame

Ice Age 4 - Continental Drift Fox

Es ist noch nicht einmal die völlig extralose DVD, die Ice Age 4 in die Hall of Shame gebracht hat, sondern einfach der Film selbst: nach drei gelungenen und witzigen Filmen hatte Blue Sky Animation mit dem vierten eiskalten Abenteuer erstaunlich danebengegriffen. Sogar das prähistorische Eichhörnchen Scrat und die aufwendige Optik konnte die kindische Story mit dem extrem vereinfachten Plot und den flachen Charakteren, die kaum noch etwas mit den früheren Filmen zu tun hatten, noch retten. Sollte es der letzte Film der Reihe sein, ist der Absturz umso enttäuschender, denn das hat das Franchise eigentlich nicht verdient.

The Living Desert Disney

Als Disney im Sommer angekündigt hatte, die in den USA als True Life Adventures erschienenen Naturfilm-Klassiker auch in Deutschland herauszubringen, war die Erwartung wegen der gelungenen US-DVDs groß, aber das Studio hatte es geschafft, die deutschen Ausgaben zu vermurksen: alle Hauptfilme, wie in diesem Set The Living Desert, waren von furchtbar aussehenden, jahrzehnte alten deutschen Videomastern und nicht den restaurierten Versionen der amerikanischen Vorlage gemastert worden. Obwohl die anderen Filme und Extras besser aussahen, taugten diese DVDs allerhöchstens als Untersetzer.

Little Shop of Horrors DC Warner

Über zehn Jahre nach der Erstauflage hatte Warner einen seiner berühmtesten Titel neu aufgelegt: Franz Oz' Little Shop of Horrors war im Herbst endlich mit dem restaurierten Original-Ende erschienen... aber das Studio hatte es verbockt: die DVD enthielt nur den "Director's Cut" und ließ die Kinofassung weg (auf der Blu-Ray waren allerdings beide drauf), der Transfer war farblich enttäuschend und die Neuabmischung der Tonspur teilweise fehlerhaft. Die 08/15-Aufmachung der DVD mit einem entsetzlichen Cover-Design war dann auch nur das geringste Ärgernis. Eine der größten Enttäuschungen des Jahres und vielleicht das entgültige Ende einer Ära von gelungenen Special-Editions mit tollen Extras.

 

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