Der Film
There was a demon that lived in the air. They said whoever challenged him would die. Their controls would freeze up, their planes would buffet wildly, and they would disintegrate. The demon lived at Mach 1 on the meter, seven hundred and fifty miles an hour, where the air could no longer move out of the way. He lived behind a barrier through which they said no man could ever pass. They called it the sound barrier. - Tom Wolfe
Oh lord, please don't let me fuck up. - Alan Shepard
Als am 14. Oktober 1947 über der kalifornischen Edwards Airforce Base in der Mojave-Wüste ein lauter Knall ertönt, hat ein Flugzeug das erste Mal die Schallmauer durchbrochen und eine Geschwindigkeit von Mach 1 erreicht. Das Flugzeug war mehr eine Rakete und trug die Bzeichnung Bell XS-1. Darin saß Chuck Yaeger, einer der wenigen Airforce-Piloten, die sich nach viel zu vielen Abstürzen und anderen tödlichen Unfällen überhaupt noch trauten die waghalsigen Testflüge zu unternehmen. Chuck Yaeger gelang es aber erstmals mit der XS-1 die Schallmauer zu durchbrechen und tat damit den ersten Schritt in Richtung Weltraum, auch wenn dies zu diesem Zeitpunkt noch niemand ahnte.
Der Sputnik-Schock
Fast genau zehn Jahre später, am 4. Oktober 1957, schockte die UDSSR die westliche Welt mit Sputnik 1, dem ersten künstlichen Satelliten in der Erdumlaufbahn. Auf so etwas war die amerikanischen Regierung überhaupt nicht vorbereitet und gerade in einer Zeit des starken Anti-Kommunismus war dies keine gute Nachricht für den Staat, der in allen Bereichen den Russen überlegen sein wollte. Es dauerte noch knapp drei Monate und einen weiteren Start eines russischen Sputnik-Satelliten – diesmal sogar mit der Hündin Laika an Bord – bis es die amerikanischen Wissenschaftler Ende Januar 1958 mit Explorer 1 den ersten US-Satelliten in den Erdorbit schiessen konnten.
Unbemannte Raumfahrt war aber nicht gut genug um den kalten Krieg im Weltraum auszufechten – der amerikanische Präsident Eisenhower unterzeichnete deshalb im Sommer 1958 ein Gesetz, daß die National Aeronautics and Space Administration bildete, die neue amerikanische Raumfahrtbehörde. Im Oktober des gleichen Jahres wurde das Projekt Mercury der Öffentlichkeit vorgestellt, das innerhalb von fünf Jahren die bemannte Raumfahrt entwickeln sollte. Zu diesem Zeitpunkt war die amerikanische Raumfahrt noch gar nicht existent, während die UDSSR schon einigen Vorsprung hatten – etwas was sich in den nächsten Jahren noch nicht wirklich ändern sollte, aber zumindest ein Kopf-an-Kopf-Rennen der beiden Supermächte startete.
Ein neuer Anfang
Als erstes mußte die neu gegründete NASA die passenden Piloten finden, die zu Astronauten ausgebildet werden sollten. Dies geschah in einem hastigen Auswahlkomitee, das zwischen Januar und April 1959 aus über 500 Kandidaten schließlich sieben Piloten aussuchte. Chuck Yaeger war nicht darunter, weil er nie seinen Collegeabschluß gemacht hatte – aber einige seiner früheren Fliegerkollegen waren dabei. Scott Carpenter, Gordon Cooper, John Glenn, Virgil Grissom, Walter Schirra, Alan Shepard, und Donald Slayton wurden im April 1959 in einer Pressekonferenz als die Mercury Seven der Weltöffentlichkeit vorgestellt.
Parallel zu der Suche nach den zukünftigen Astronauten vergab die US-Regierung durch die gerade neu gegründete NASA den Auftrag für die Entwicklung der Mercury-Raumkapseln an den Flugzeugbauer McDonnell und mehr als zwanzig andere Unternehmen. Die ersten Tests begannen noch bevor der Auftrag vergeben war – im Dezember 1958 wurde schon ein Affe auf der Spitze einer Jupiter-Rakete kurzzeitig in den Weltraum befördert. Die ersten Starts mit den Prototypen der Mercury-Kapseln wurden im Sommer und Herbst 1959 auf Basis des Little Joe-Raketensystems durchgeführt und erbrachten anfangs zwar mehrere Fehlschläge, wurden dann mit fortschreitenden Versuchen immer erfolgreicher bis im Winter 59/60 dann zwei Flüge mit Rhesusaffen an Bord gelangen.
Nach einigen weiteren Fehlstarts, aber auch gelungenen unbemannten Flügen wurde am 31. Januar 1961 der Schimpanse Ham erfolgreich in den Weltraum geschossen – zum Ärger der Astronauten, die sich vom Raumfahrtprogramm ziemlich verschaukelt fühlten, als der erste Amerikaner im All vor der Presse als Primat vorgestellt wurde. Die Astronauten wollten endlich selbst fliegen, und wie sich bald herausstellen sollte hätte die NASA besser früher auf ihre Forderungen eingehen sollen.
Nach weiteren fünf unbemannten Testflügen, darunter noch ein weiterer Fehlstart, war die NASA soweit endlich einen Menschen in den Weltraum zu schiessen. Wahrscheinlich wäre noch weiter mit unbemannten Flügen getestet worden, aber die UDSSR machte den Amerikanern einen gehörigen Strich durch die Rechnung, als am 12. April 1961 Juri Gagarin in seiner Vostok-Raumkapsel zum ersten Menschen im Weltraum wurde und sogar die Erde umkreisen konnte.
Der erste Amerikaner im Weltraum
Die entsetzte amerikanische Regierung wies die NASA an, koste es was es wolle so schnell wie möglich den ersten bemannten Raumflug durchzuführen, um der UDSSR wieder die Führung abzuschlagen. Am 5. Mai 1961 war es dann soweit: die Amerikaner konnten den ersten Menschen im Weltraum feiern. Alan Shepard flog mit seiner selbstbenannten Raumkapsel Freedom 7, einem Mercury-Rauschiff auf einer Redstone-Rakete, einen verhältnismäßig kurzen Flug von einen knappen Viertelstunde und wurde damit zum ersten amerikanischen Astronauten im Weltraum. Obwohl der Flug, der eine Höhe von 187 Kilometern erreichte, ein großes Risiko war, verlief er den Umständen entsprechend problemlos und war ein wichtiger Fortschritt im Mercury-Programm.
Am 21. Juli folgte Gus Grissom Alan Shepard in den Weltraum in einem weiteren Start einer bemannten Mercury-Kapsel - sein Flug endete jedoch mit einem Zwischenfall, der das Mercury-Programm beinahe zum Stillstand brachte: als die Kapsel schon im Meer gelandet war, sprengte sich die Luke wie von selbst auf. Die Kapsel sank und Grissom wäre selbst beinahe ertrunken, wenn er nicht von einem Hubschrauber gerettet worden wäre. Die Wissenschaftler beschuldigten Grissom, daß er die Luke zu früh geöffnet hätte, aber Grissom verneinte dies - erst Jahre später stellte sich heraus, daß der Astronaut nach der Landung aus Versehen mit seinem harten Handschuh gegen den Entrieglungsmechanismus gestoßen war und so unabsichtlich die Luke gesprengt hatte.
Am 6. August 1961 verpaßten die russischen Kosmonauten ihren amerikanischen Kollegen einen erneuten Denkzettel, als German Titow mit der Wostok 2 mehr als 24 Stunden im All blieb und die Erde siebzehnmal umrundete. Ein so ausdauernden Raumflug, geschweige denn auch nur eine komplette Erdumrundung, hatten die Amerikaner bis dahin noch nicht geschafft. Ende November gelang zwar eine erste zweifache Erdumkreisung, aber an Bord der Mercury-Kapsel befand sich zum Ärger der Astronauten wieder nur ein Schimpanse - die NASA wollte so wenig Risiken wie möglich eingehen.
Rund um die Erde
Erst am 20. Februar 1962 startete John Glenn in der Mercury-Atlas-Kapsel Friendship 7 und umrundete innerhalb von fünf Stunden dreimal die Erde. Nach Alan Shepards allererstem Flug war dies der zweite große Meilenstein in der amerikanischen Raumfahrtgeschichte, der aber nicht ganz undramatisch verlief: man war sich nicht ganz sicher, ob das Hitzeschild intakt geblieben wäre, was den Wiedereintritt in die Atmosphäre für John Glenn zu einer tödlichen Falle gemacht hätte - ein Problem, das auch die heutige Raumfahrt noch plagt, aber bei diesem historischen Flug zum Glück doch nicht zum schlimmsten führte.
Mit Glenns Flug konnte das Mercury-Projekt endlich einen Erfolg auf der ganzen Linie verbuchen und kam dadurch richtig ins Rollen. Da die schwierigsten Hürden jedoch schon überwunden wurden, bestand der Rest des Mercury-Programms nur noch aus drei weiteren Raumflügen. Am 24. Mai 1961 unternahm Scott Carpenter den gleichen Flug wie John Glenn, der diesmal noch besser klappte – ursprünglich war der zweite Orbital-Flug allerdings für Deke Slayton vorgesehen, der als einziger der Mercury Seven aufgrund eines erst spät entdeckten Herzproblems nie in einer Mercury-Kapsel flog und erst 1975 mit dem Apollo-Soyuz-Programm ins Weltall kam. Am 3. Oktober 1961 gelang Walter Schirra ein weiterer Bilderbuchflug mit sechs Erdumrundungen, der den Erfolg des Mercury-Projekts entgültig festigte.
Tagelang im Weltraum
Weil die vorherigen Flüge so gut geklappt hatten und eine Menge wichtiger neuer Erkenntnisse gewonnen hatten, wurde der geplante Start von Gordon Cooper als Langzeitflug deklariert. Nach besonders sorgfältigen Vorbereitungen startete Cooper mit seiner Mercury-Kapsel Faith 7 am 15. Mai 1963, blieb insgesamt 34 Stunden im Weltraum und umrundete dabei die Erde zweiundzwanzig mal. Ein Problem mit der automatischen Steuerung machte es notwendig, daß Cooper die Landeprozedur manuell einleiten mußte - was nicht ganz ohne Risiko war, aber dennoch gut klappte und zeigte, daß die Astronauten auch fähig waren sich bei Fehlfunktionen gut zu helfen wußten.
Obwohl die Astronauten unbedingt noch einen weiteren Raumflug machen wollten um die Auswirkungen der Schwerelosigkeit und andere Dinge noch mehr zu erforschen, wurde wurde mit Gordon Coopers Flug das Mercury-Programm beendet um so schnell wie möglich die nächste Stufe des amerikanischen Raumfahrtprogramms zu erreichen. Das Gemini-Projekt sollte die Raumkapsen weiter entwickeln und darin Platz für zwei Astronauten schaffen sowie Weltraumspaziergänge und einen längeren Aufenthalt im All ermöglichen – und vor allen Dingen die Kapsel besser steuerbar zu machen, was die Mercury-Kapseln nur sehr rudimentär konnten. Das Ende des Mercury-Programms bedeutete aber nicht das Ende der amerikanischen Raumfahrt, sondern gerade erst ihren Anfang.
Die Story der Mercury Seven
Als der Bestsellerautor Tom Wolfe 1979 in seinem Buch The Right Stuff den Beginn der amerikanischen Raumfahrt von den ersten Versuchsflügen zum Durchbrechen der Schallmauer bis zum Ende des Mercury-Programms schilderte, war das öffentliche Interesse an Raumfahrt-Abenteuern nicht besonders groß. Wolfe ging das Thema jedoch ganz anders an – statt einen staubtrockenen Tatsachenbericht zu schreiben, erzählte er die Geschichte wie einen Roman und legte den Schwerpunkt auf die Menschen und nicht die Technik. In dem schonungslos ehrlichen Buch wurde zwar der Raumfahrt-Mythos nicht völlig auseinandergenommen, aber die Flieger und Astronauten auch nicht zu unberührbaren Helden hochstilisiert.
Trotz der ziemlich nüchternen, aber dennoch spannenden Schilderung des Mercury-Programms und seinen Anfängen wurde The Right Stuff schnell zu einem Bestseller und als besonders patriotisch und amerikanisch gefeiert, obwohl Tom Wolfe gerade mit diesen Zutaten nur sehr sparsam umging. Schon vor Veröffentlichung des Romans begannen sich mit den beiden Filmproduzenten Robert Chartoff und Irwin Winkler zwei gute Bekannte von Tom Wolfe für sein neues Buch zu interessieren.
Ab auf die Leinwand
Chartoff und Winkler kaufen die Filmrechte, um sie direkt wieder an United Artists weiter zu veräußern, die ihrerseits zusagten die Entwicklung des Drehbuchs zu finanzieren. Schon früh wurde entschieden einen Regisseur zu engagieren, der auch gleichzeitig die Drehbuchadaption selbst übernehmen konnte. Mit Philip Kaufman war dann auch schnell ein geeigneter Kandidat gefunden, der die Produzenten durch seine vorherigen Filme schwer beeindruckt hatte und nicht nur für das Schreiben des Scripts, sondern auch für die nicht ganz einfachen Dreharbeiten am besten geeignet war.
Philip Kaufman brauchte fast ein ganzes Jahr um aus Tom Wolfes Roman ein Filmdrehbuch zu machen, aber er und die beiden Produzenten waren mit den ersten Drafts schon sehr zufrieden. Als die Filmemacher ihr Drehbuch aber bei United Artists ablieferten, hatte das Studio plötzlich kein Interesse mehr an The Right Stuff und gab die Rechte zurück. Auf der Suche nach einem neuen Geldgeber boten sie das Script der Ladd Company an, der Produktionsgesellschaft des früheren 20th Century Fox-Präsidenten Alan Ladd. Das Studio war durchaus interessiert, wollte aber vor einem Zuschlag noch mehr Einzelheiten wissen – daraufhin erstellten die Filmemacher von praktisch dem gesamten Film Storyboards und stellten damit den Film vor. Völlig begeistert von so vielen Details und einer klaren Linie sagte die Ladd Company sofort zu den Film zu produzieren.
Schauspieler für die Astronauten
Mit der Finanzierung unter Dach und Fach konnten die richtigen Vorbereitungen für The Right Stuff nun beginnen. Als erstes mußten die passenden Schauspieler für die sieben Mercury-Astronauten und ihre Kollegen gefunden werden, was sich aber als nicht ganz so schwierig wie vermutet herausstellte. Die ursprünglich unbekannten Piloten sollten auch von unbekannten Schauspielern dargestellt werden – eine Besetzung mit großen Stars wäre auch aufgrund des knappen Budgets von 27 Millionen Dollar überhaupt nicht möglich gewesen. Was gesucht wurde, waren frische, unverbrauchte Darsteller, die mit Leib und Seele ihre Rollen spielen konnten.
Nicht ganz so einfach war die Besetzung des charismatischen Chuck Yaeger, für den sich erst nach einigen Anläufen mit Sam Shepard ein passender Schauspieler fand – ironischerweise jemand mit großer Flugangst, was aber zum Glück für den Film keine große Rolle spielte. Philip Kaufman war von Shepard (nicht zu verwechseln mit Astronaut Alan Shepard!) begeistert, aber die Produzenten hatten bedenken weil sie seine Schauspielerfahrung nicht für gut genug hielten um die ausführlichen Dialoge des Charakters überzeugend herüberzubringen. Kaufman umging das potentielle Problem damit, daß er aus dem Drehbuch viel von Sam Shepards Dialog entfernte, aber die Rolle des in Wirklichkeit auch nicht besonders gesprächigen Chuck Yaeger dadurch nur noch ausdrucksstärker wurde.
Alan Shepard wurde mit Scott Glenn besetzt, einem Schauspieler der sich schon als Charakterdarsteller etabliert hatte und durch seine Ähnlichkeit zu Shepard ideal für diese Rolle war. Auch Ed Harris wurde als John Glenn besetzt, weil er die Filmemacher nicht nur durch seine schauspielerischen Fähigkeiten, sondern auch durch sein Aussehen begeistern konnte.
Phil Kaufman hatte die Rolle von Gordo Cooper eigentlich für Ken Wahl geschrieben, der aber dann doch nicht für den Film zur Verfügung stand. Stattdessen wurde Gordo Cooper von Dennis Quaid gespielt, der sich schon lange bevor die Filmproduktion überhaupt geplant war bei der Lektüre von Tom Wolfes Romanvorlage vorstellen konnte, Cooper darzustellen. Für Gus Grissom wurde Fred Ward gefunden, Scott Carpenter wurde von Charles Frank gespielt, Walter Schirra von Lance Henriksen und Deke Slayton von Scott Paulin.
In den ebenso wichtigen Rollen der Frauen der Astronauten waren auch relativ unbekannte Schauspielerinnen zu sehen, darunter Veronica Cartwright, Barbara Hershey, Pamela Reed, Kathy Baker, Mittie Smith und Mary Jo Deschanel. Genauso wie die Darsteller der Astronauten hatten auch die Schauspielerinnen keine einfachen Rollen zu spielen, sondern mußten sich als echte Charakterdarstellerinnen beweisen – was allen auch sehr gut gelang ohne in tränenreiche Klischees zu versinken.
Mit einem deutlichen humorvollen Unterton wurden die vielen Nebenrollen besetzt. Die Presse – in den Credits als „Permanent Press Corps“ bezeichnet – wurde mit einer Comedy-Truppe besetzt, die sich die „Bologna Brothers“ oder „ I Fratelli Bologna“ nannte und die italienischen Commedia Dell'Arte Stücke in Kalifornien aufführte. Philip Kaufman erkannte deren großes Talent zur Improvisation und machte aus dem Gespenst der Presse eine Art vielköpfiges Monster, das im Film fast omnipräsent alle großen Ereignisse begleitet.
Andere Nebenrollen sind genauso wie das Pressemonster fast schon Satire: Donald Moffat gibt eine wundervoll bissige Vorstellung als Vizepräsident Lyndon B. Johnson, und Jeff Goldblum und Harry Shearer sind als Astronauten-Werber ein hervorragendes Comedy-Duo. Der Trick ist jedoch, diese humorvollen Einlagen nicht überhand nehmen zu lassen, worauf Philip Kaufman auch sehr genau geachtet hat – trotzdem sorgen diese satirischen Untertöne für die lockere und nicht ganz so ernste Atmosphäre, die The Right Stuff von anderen Filmen des Genres unterscheidet.
Echte und künstliche Drehorte
Als Drehort für einen guten Teil des Films wurde der Ort ausgesucht, wo wirklich alles angefangen hatte: die Airforce gab den Filmemachern die Erlaubnis auf der Edwards Air Base zu drehen, die für viele Szenen verwendet wurde. Die Fliegerkneipe Pancho´s wurde auf einer Ranch ganz in der Nähe des Originalstandorts mit viel Liebe zum Detail und mit der Hilfe von Chuck Yaegers Erinerungen wieder aufgebaut, weil sie schon 1952 einem Brand zum Opfer fiel, aber als zentraler Ort in der ersten Hälfte des Films sehr wichtig war.
Die Dreharbeiten auf der Airforce Base und in der angrenzenden Mojave-Wüste waren allerdings sehr unangenehm, weil die vielen Sandstürme den Schauspielern und der Crew das Leben schwer machten. Nach zweieinhalb Monaten Drehzeit im angenehmen San Francisco waren die extremen Bedingungen ein großer Schock für die Schauspieler, aber gerade dadurch wirkten diese Szenen besonders ehrlich und konnten die Atmosphäre vor Ort sehr gut einfangen.
Weil die Filmproduktion in Kalifornien basiert war, aber Teile des Films auch in Washington und anderen Orten stattfanden, mußten San Francisco und andere Städte als gut verkleidete Kulissen herhalten. Die meisten Sets wurden jedoch der Einfachheit halber in Filmstudios aufgebaut, wo man besser unter kontrollierten Bedingungen arbeiten konnte. Immer mit auf dem Set war Chuck Yaeger höchstpersönlich, der als technischer Berater auf die Authenzität des Films achtete.
Raumkapseln und Sinfonien
Komplizierter war dagegen das Design der Ausstattung – die Mercury-Kapseln mußten nachgebaut werden und die Raumanzüge und Uniformen der Astronauten so detailgenau wie möglich neu hergestellt werden. Dank der umfangreichen Unterstützung der NASA und den anderen am Weltraumrennen beteiligten Firmen konnten Produktionsdesigner Geoffrey Kirkland und sein Stab hervorragende Arbeit leisten und die Ausstattung so realistisch wie nur möglich erscheinen lassen.
Die musikalische Untermalung kam in letzter Minute – Komponist Bill Conti wurde so spät angeheuert, daß er zum Arbeiten schon fast den fertigen Schnitt zur Verfügung hatte. Conti, der mit seinen leicht Discoartigen Klängen Anfang der achtziger Jahre auf dem Höhepunkt seiner Karriere war, unterlegte The Right Stuff mit sehr patriotischen Klängen wie Märschen und anderen zackigen Melodien, aber auch bombastischen Synthesizer- und Orchestersounds, die alle jedoch mit einem deutlichen Anteil von Humor gemeint sind.
Nicht nur Effekte
Special-Effects waren für The Right Stuff unbedingt notwendig, aber mit einem sogar für 1983 ziemlich niedrigen Budget konnten sich die Filmemacher eine Top-Effektfirma wie ILM überhaupt nicht leisten. Stattdessen ging Philip Kaufman zu dem kleinen Effektstudio USFX seines Bekannten Gary Guiterrez, der mit relativ einfachen Mitteln fantastische Bilder produzierte, die durch altes Dokumentarmaterial aus den fünfziger und sechziger Jahren ergänzt wurden. Zusammen bildeten diese Aufnahmen eine fast perfekte Einheit, bei der man kaum noch die Unterschiede zwischen echtem und künstlichen Material sehen kann.
Effekte waren aber nicht der zentrale Punkt des Films – genauso wie in Tom Wolfes Romanvorlage geht es in The Right Stuff nicht in erster Linie um die Raumfahrt selbst, sondern um die Menschen, die dahinterstecken. Deshalb liegt der Film auf den Schultern der Schauspieler, die mit ihren charismatischen, emotionalen und auch humorvollen Darstellungen Philip Kaufmans ausgeklügeltes Drehbuch mit Erfolg zum Leben erwecken konnten. Auch wenn die Atsstattung des Films wirklich hervorragend ist, wirkt The Right Stuff manchmal wie ein kleines Kammerspiel mit einer handvoll Schauspieler, die eigentlich keine großen Effekte brauchen um überzeugend zu wirken.
Eine lange Geschichte
The Right Stuff ist ein Film, den man auf den ersten Blick für ein patriotisches, fahnenschwingendes amerikanisches Etwas halten könnte, aber in Wirklichkeit steckt davon kaum etwas in diesem Film. Philip Kaufman erzählt die Geschichte der Mercury-Astronauten genau so wie sie wirklich waren: frech, draufgängerisch und ironisch. Der typische amerikanische Patriotismus wird genüßlich, aber unterschwellig auf eine Weise durch den Kakao gezogen, die nicht beleidigend wirkt aber gerade für Nicht-Amerikaner umso unterhaltsamer ist.
Mit einer Länge von über drei Stunden stecken in The Right Stuff eigentlich sogar zwei abendfüllende Filme, denn die Vorgeschichte auf der Airforce Base und das eigentliche Mercury-Programm grenzen sich klar voneinander ab und hätten auch als getrennte Filme funktioniert. Es ist aber erstaunlich, daß Philip Kaufman dem Studio eine so langen Fassung des Films schmackhaft machen konnte – entweder hatte der Regisseur das Recht auf den Endschnitt oder mit der Ladd Company einen Geldgeber, der besonders verständnisvoll war.
Der Stoff, aus dem die Filme sind
Die Premiere des Films in Washington DC wurde jedoch von Anschuldigungen überschattet, nur ein Vehikel für John Glenn zu sein, der zu dieser Zeit gerade Präsidentschaftskandidat war. Die politische Verbindung vermieste The Right Stuff den Filmstart so schlimm, daß der finanzielle Erfolg weit hinter den Erwartungen zurückblieb. Warner, die den Vertrieb des Films übernommen hatten, zeigten The Right Stuff nur in wenigen Kinos und vernachlässigten die Publicity zu sehr um einen richtigen Erfolg möglich zu machen – im Jahr, in dem Return of the Jedi in die Kinos kam, hatte The Right Stuff einfach keine Chancen.
Die Kritiker ließen sich aber nicht davon beirren und gaben dem Film fast ausschließlich allerbeste Noten. Von den acht Oscar-nominierungen konnte The Right Stuff immerhin die Hälfte ergattern, auch wenn es hauptsächlich technische Kategorien waren. Dies verhalf dem Film dann doch noch zu einem späten Erfolg und machte ihn innerhalb der letzten zwanzig Jahre zu einem ganz besonderen Klassiker.
Die DVD
The Right Stuff ist bereits seit einigen Jahren als DVD zu haben, aber erst 2003 hat Warner eine neue Special-Edition des Films veröffentlicht, die im Prinzip eine Neuauflage der alten doppelseitigen DVD mit dem Film ohne Unterbrechung auf einer DVD-9 und einer zweiten DVD mit ausführlichem Bonusmaterial besteht, das einen Neukauf auf jeden Fall lohnenswert macht.
In Deutschland sind immer noch zwei Versionen der DVD auf dem Markt – die hier rezensierte Special-Edition und eine Ausgabe, die nur aus der ersten Disc des Sets besteht und daher keinerlei Extras hat. Da die Special-Edition oft sogar billiger als die Single-Disc-Version ist, sollte man sich auf jeden Fall nach der 2-Disc-Ausgabe umschauen, die manchmal schon für Preise unter zehn Euro zu haben ist.
|
|
Bonusmaterial
Das gesamte Bonusmaterial dieses 2-Disc-Sets befindet sich auf der zweiten DVD, die hervorragend ausgestattet ist - man sollte sich von den etwas amateurhaft gestalteten Menüs keinesfalls abschrecken lassen, denn unter der schnöden Oberfläche verbirgt sich eine erstklassige Sammlung von Extras.
Die Audiokommentare kommen in einer etwas ungewöhnlichen Form daher: weil es ziemlich anstrengend gewesen wäre tatsächlich einen Kommentar für den kompletten drei Stunden langen Film aufzunehmen, wurde ein 25-minütiger Zusammenschnitt einiger Schlüsselszenen zusammengestellt und von Schauspielern und den Filmemachern in zwei Gruppen kommentiert.
Auf dem ersten Kommentar sind Chuck Yaeger und die Schauspieler Dennis Quaid, Barbara Hershey, Jeff Goldblum, Harry Shearer, Fred Ward, Ed Harris, David Clennon, Veronica Cartwright, Pamela Reed und Donald Moffat zu hören, während auf der zweiten Spur die Filmemacher Caleb Deschanel, Robert Chartoff, Bill Conti, Philip Kaufman, Gary Gutierrez und Irwin Winkler dabei sind. Aus logistischen Gründen wurde jede Person einzeln aufgenommen, aber trotzdem ergibt sich daraus ein relativ gut zusammenhängender szenenspezifischer Kommentar. Trotz der knappen Länge sind die beiden Kommentarspuren voll von kleinen Anektoten und höchst interessanten Informationen, die sich kaum mit dem restlichen Bonusmaterial überschneiden und gerade hier so faszinierend sind, weil sie aus erster Hand erzählt werden. Daß davon hier nur eine knappe halbe Stunde geboten wird mag auf den ersten Blick enttäuschend sein, aber tatsächlich wurde hier Quantität durch Qualität ersetzt – statt einem dreistündigen und potentiell langweiligen Kommentar bekommt man hier zweimal 25 Minuten kondensierte Information geboten.
Documentaries enthält drei "Featurettes", die zusammen eine 48-minütige große Dokumentation bilden und auch direkt nacheinander abspielbar sind.
Realizing The Right Stuff (24:05) widmet sich der frühen Entstehungsgeschichte und den Dreharbeiten des Films, T-20 Years and Counting (11:28) der Postproduktion und dem schleichenden Erfolg des Films, und in The Real Men with The Right Stuff (15:31) wird die Brücke zu den echten Mercury-Astronauten und ihren Karrieren geschlagen. In Interviews sind praktisch alle Schauspieler, Filmemacher, Autoren und sogar die überlebenden Mercury-Astronauten zu sehen, die von einem Voiceover ganz wie im Anfang des Films zusammengehalten werden. Obwohl auch hier die Laufzeit ziemlich knapp ist, bekommt man eine geballte Ladung von Informationen geboten, die die wichtigsten Fragen über die Entstehungsgeschichte von The Right Stuff unterhaltsam beantworten.
Die Additional Scenes (10:54) werden hier in 1.33:1 Open-Matte präsentiert und sehen etwas angeschlagen aus, sind aber trotzdem nicht uninteressant. Zwar gibt es hier keinen weiteren Kommentar zu den Szenen, aber wenn man den Film gesehen hat wird man sie schnell einordnen können – es ist nichts was für die Handlung große Wichtigkeit hätte, aber trotzdem ist es nett diese Szenen trotzdem zu sehen zu bekommen.
Die Interactive Timeline to Space ist ein überraschend ausführliches Menü-Informationssystem, das mit Texttafeln und kurzen Dokumentarausschnitten die amerikanische Raumfahrt von 1961 bis heute skizziert. Natürlich kann das ganze nur einen groben Abriß über die Ereignisse bieten, aber ist dennoch für eine kurze Übersicht gar nicht schlecht gemacht.
John Glenn: American Hero (86:36) ist eine PBS-Dokumentation von 1998, die zum Raumflug des 77jährigen Glenn im Space-Shuttle produziert wurde und seine Raumfahrer-Karriere ausführlich schildert. Natürlich kommt hier einiger amerikanischer Patriotismus durch, aber das hält sich einigermaßen in Grenzen, weil es sich schließlich um eine PBS-Doku und keine Sendung von Fox handelt. Fakten überwiegen hier zum Glück auch dem hirnlosen Fahnenschwingen, und so ist diese Dokumentation trotz des Titels eine sehr gut recherchierte und unterhaltsame Angelegenheit.
Last, but not least findet sich auf der zweiten DVD der Trailer des Films (3:24) in anamorphem Originalformat, aber etwas angeschlagener Qualität. |
|