Who framed Roger Rabbit (Vista Series)
Cover

27.03.2004 #321

Titel Who framed Roger Rabbit
Studio Touchstone Pictures (1988)
Hersteller Touchstone Home Video (2003)
DVD-Typ 2x9 (7,10 & 7,08 GB) Bitrate ø 6,75 max. 9,0
Laufzeit 104 Minuten Kapitel 18
Regionalcode 1 (USA/Kanada) Case Custom-Digipack
Fernsehnorm NTSC Mastering Technicolor
Bildformat 1.85:1 / 1.33:1 16:9 yes
Tonspuren Dolby Digital 5.1 Surround Englisch 2.0 Surround 192 kbit/s Französisch, Spanisch, Kommentar Dolby Digital 5.1 Surround 754,5 kbit/s Englisch
Untertitel Englisch, Französisch, Spanisch
Freigabe MPAA/Canada PG
Extras Disc One - Family Friendly
• The Roger Rabbit Shorts - Tummy Trouble, Rollercoaster Rabbit, Trail Mix-Up
• "Who Made Roger Rabbit" Mini-Documentary hosted by Charles Fleischer
• "Trouble in Toontown" Set-Top DVD Game
Disc Two - Enthusiast
• Audio Commentary with Filmmakers Robert Zemeckis, Frank Marshall, Jeffrey Price, Peter Seaman, Steve Starkey and Ken Ralston
• "Toontown Confidential" - viewing option with intriguing and hilarious facts and trivia
• Deleted Scene - "The Pig Head Sequence" - with filmmaker commentary
• "Before and After" - split-screen comparison with and without animation
• "Behind the Ears: The True Story of Roger Rabbit" - a new, exklusive in-depth behind-the-scenes documentary
• "Toon Stand-Ins" Featurette - rehearsing with stand-ins for the Toons
• "On Set! Benny the Cab" - the making of a scene from a film
• "The Valiant Files" - interactive set-top Gallery

Allgemeines

Schon oft hat es in der Filmgeschichte Versuche gegeben, Cartoon-Figuren in realen Film zu integrieren - Gene Kellys gemeinsame Tanznummer mit der Maus Jerry im Musical Anchors Aweigh ist eins der frühesten Beispiele, und auch Disney hatte mit Pete's Dragon schon in diese Richtung experimentiert. Mehr als eine Cartoon-Figur in wenigen Sequenzen hatte es aber nie gegeben - mit einer großen Ausnahme: Ende der achtziger Jahre taten sich eine Riege von experimentierfreudigen Filmemachern zusammen um das Unmögliche zu versuchen: einen abendfüllenden Kinofilm zu drehen, in dem Cartoon-Charaktere mit realen Schauspielern ständig zusammen agieren.

Es war Steven Spielberg, der auf Idee kam einen Film aus Gary K. Wolfs Buch Who censored Roger Rabbit zu machen – eine düstere Parodie auf Detektivromane, die mit den Cartoon-Charakteren nicht gerade zimperlich umgeht. Spielberg war weniger von der Story als von der fiktiven Welt, in der die "Toons" parallel zu den Menschen existierten, begeistert und erkannte die enormen Möglichkeiten, daraus einen Film zu machen.

Produziert werden sollte der Film von Steven Spielbergs eigener Firma Amblin, aber weil viele der Cartoonfiguren in der Geschichte schon existierten, war eine Zusammenarbeit mit mindestens einem großen Hollywood-Studio unerläßlich. Letztendlich konnte Steven Spielberg das Projekt bei Disney unterbringen, aber es gelang den Produzenten auch die Unterstützung von Warner zu gewinnen, so daß Cartoon-Charaktere von beiden Studios in einem Film zusammen auftreten konnten.

Mit solch einer hervorragenden Grundvoraussetzung in der Hand wurde ein erster Animationstest für die Studiochefs produziert, um die Unterstützung für den Film zu gewinnen. In einer kurzen Sequenz wurde ein animierter Roger Rabbit neben einem Schauspieler in realer Umgebung samt beweglicher Kamera und allem Drum und Dran gezeigt - der Test sah schon so gut aus, daß die meisten Studio-Execs dachten daß man einen Schauspieler in einem Kostüm gefilmt hätte - die Begeisterung war groß, und schnell stellte Disney ein Budget von großzügigen 70 Millionen Dollar zur Verfügung.

Der erste Regisseur, dem das ambitionierte Projekt angeboten wurde, war Terry Gilliam, der aber gerade mit seinem neuesten Film Brazil sehr schlechte Erfahrungen mit Hollywood-Studios gemacht hatte und ein Fiasko wie Lucasfilms peinlicher Ausrutscher Howard the Duck befürchtete. Steven Spielberg wandte sich daraufhin an zwei Regisseure, mit denener schon zuvor bei Amblin zusammengearbeitet hatte: Joe Dante und Robert Zemeckis. Dante war jedoch mit Innerspace, einer anderen Amblin-Produktion beschäftigt, aber Robert Zemeckis hatte als Regisseur des 1985er Überraschungshits Back to the Future hinreichnend Erfahrung mit effektlastigen Filmen und war gewillt sich des ungewissen Projekts anzunehmen.

Damit Who Framed Roger Rabbit nicht zu einer inhaltsleeren Effektorgie ausartete, schrieben die Drehbuchautoren Jeffrey Price und Peter Seaman einen handfesten Plot, der allerdings nicht mehr viel von der Buchvorlage übrigließ und nur ein paar von Gary K. Wolfs Ideen verwendete. Das Drehbuch des Films wurde nicht ganz so dunkel und pessimistisch wie seine Vorlage, aber kostete die Film-Noir-Szenerie genauso gut aus. Wolf bekam immerhin eine Nennung im Vorspann und nahm die Veränderungen den Filmemachern gar nicht übel, er schrieb sogar auf Basis des Film später eine Fortsetzung. Die Drehbuchautoren entwarfen eine ziemlich komplexe Story mit sehr viel Dialog und einigen überraschenden Wendungen, ganz nach dem Vorbild der Detektivfilme aus den dreißiger und vierziger Jahren.

Obwohl der Film hauptsächlich von Cartoon-Charaktern bevölkert werden sollte, war die Besetzung der menschlichen Rollen genauso wichtig um einen starken Gegenpol zu den gezeichneten Mitspielern zu erreichen. Für die Rolle des Detektivs Eddie Vailant waren zuerst Schauspieler wie Robert Redford oder sogar Jack Nicholson (Chinatown war eins der großen Vorbilder des Films) im Gespräch, aber letztendlich fand sich mit Bob Hoskins nur einer, der gewillt war zusammen mit unsichtbaren Cartoon-Figuren und vor zahllosen Bluescreens zu spielen. Hoskins war die ideale Wahl für die Rolle des toughen Privatdetektivs, der natürlich eine gelungene humorvolle Hommage an Dashiell Hammets Sam Spade ist.

Eine der wenigen weiteren tragenenden Rollen ging an Christopher Lloyd, der Judge Doom, den herrlichen Bösewicht des Films mit genüßlichen Grimassen und wenig Makeup spielte und damit aus der scheinbaren Wegwerfrolle etwas ganz Besonderes machte. Robert Zemeckis hatte schon in Back to the Future mit Lloyd zusammengearbeitet und wußte so ganz genau, zu welchen Leistungen sein Schauspieler fähig ist. Schrullige, undurchsichtige Charaktere wie Doc Brown oder Judge Doom sind Christopher Lloyds besondere Spezialität, die er in Who Framed Roger Rabbit sehr eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat. In weiteren kleinen, aber trotzdem bemerkenswerten Nebenrollen sind unter anderem Komiker-Veteran Stubby Kaye als Marvin Acme, Alan Tilvern als Studioboss R.K. Maroon und Joanna Cassidy als leicht verbrauchte Barkeeperin Dolores zu sehen. Auch bis in die kleinsten Statistenrollen wurde der Film mit besonders einzigartigen Charakteren besetzt.

Die eigentliche Hauptrolle des Films hat natürlich der Toon-Star Roger Rabbit inne, der zwar eine Anlehnung an Bugs Bunny ist, aber dennoch ein ganz neu erfundener Charakter ist. Wie hinter jeder Zeichentrickfigur steckt auch hinter Roger mindestens zur Hälfte ein Mensch, in seinem Fall sogar noch ein bißchen mehr: das Karnickel wurde von Charles Fleischer gesprochen, der trotz hartnäckigen Gerüchten kein Verwandter des berühmten Cartoon-Filmemacher Max Fleischer ist. Charles Fleischer sprach nicht nur seine Overdubs im Tonstudio ein, sondern war auch immer bei den Dreharbeiten dabei um auf dem Set die Stimme von Roger Rabbit zu spielen. Dabei stand er oft in einem Kaninchenkostüm neben der Kamera und praktizierte so seine eigene Art von Method Acting - seine Kollegen waren entweder von seinem Einsatz begeistert oder hielten ihn für verrückt oder auch beides. Auf jeden Fall half Fleischers ungewöhnliche Methode den Schauspielern, sich auf einen unsichtbaren Cartoon-Charakter besser konzentrieren zu können.

Roger Rabbits bessere Hälfte wurde von Kathleen Turner gesprochen und von Amy Irving gesungen - eine bemerkenswerte Performance, aber leider wurden keine der beiden Schauspielerinnen namentlich erwähnt. Jessica wurde gerne als typisch weiblicher Stereotyp bemängelt, aber genau das soll ihr Charakter auch sein - eine Parodie auf die übertriebenen Sexbomben in vielen Zeichentrickfilmen. In Who Framed Roger Rabbit wurde dieses Bild natürlich völlig auf die Spitze getrieben, aber wie Jessica sich selbst entschuldigt: "I`m not bad, I`m just drawn this way".

Der Film wird noch von vielen weiteren Cartoon-Charakteren bevölkert, deren Anzahl kaum überblickbar ist und sich sicher im dreistelligen Bereich bewegt. Darunter sind viele bekannte Figuren, allerdings auch einige extra für diesen Film erschaffene Charaktere wie z.B. Benny, das Auto oder Baby Herman. Der Reiz des Films ist jedoch, daß zum ersten und wahrscheinlich einzigen Mal Zeichentrick-Figuren von verschiedenen Studios miteinander in einem Film auftreten - und das natürlich oft zusammen in einer Szene. Unvergessen bleibt dabei die große Schlußszene, in der praktisch alles was in der Zeichentrick-Filmgeschichte Rang und Namen hat auftrat.

Die Dreharbeiten des Films fanden größtenteils in England in den Elstree Studios statt, wo viele der authentischen Sets aufgebaut wurden - für einige Außenaufnahmen ging man allerdings doch nach Hollywood. Robert Zemeckis versuchte den realen Teil von Who Framed Roger Rabbit nach Möglichkeit wie einen ganz normalen Film zu drehen und sich erst später um die Integration der Zeichentrick-Elemente zu machen - jedoch erst nachdem die Animatoren versichert hatten, auch auf diese Weise arbeiten zu können.

Für die Schauspieler waren die Dreharbeiten nicht leicht, den es gab praktisch keine Szene des Films die irgendwelche Zeichentrick-Elemente enthielt, die natürlich am Set nicht sichtbar. Das größte Problem war die Interaktion zwischen der realen Welt und dem Zeichentrick: Menschen und Toons sollten im Film nicht nur nebeneinander stehen, sondern sich auch gegenseitig anfassen können. Das erforderte eine Menge Vorstellungskraft der Schauspieler, die oft ins Leere greifen mußten - diejenigen, die damit am besten zurechtkamen waren zum Glück mit Bob Hoskins und Christopher Lloyd auch die, die am meisten damit zu tun hatten.

Die Zeichentrick-Elemente des Films entstanden nicht bei Disney, sondern wurden von einem speziell zusammengestellen Team unter der Leitung des renommierten Freelance-Animators Richard Williams produziert. Man hatte es nicht mit einem normalen Zeichentrick-Film zu tun, die Anforderungen gingen weit über das normale Maß hinaus - viele Arbeitsmethoden mußten erst einmal neu erfunden werden. An Computerunterstützung war 1987 noch überhaupt nicht zu denken, so daß alles per Hand gezeichnet werden mußte. Um die Zeichentrick-Charaktere so nahtlos wie möglich zu integrieren, wurde von jedem einzelnen Filmbild ein Abzug gemacht, auf dessen Basis die Animatoren dann zeichneten. Später wurden dann Animation und Realfilm optisch zusammenkopiert.

Obwohl die Animation unter großem Zeitdruck produziert wurde und praktisch erst in allerletzter Minute fertig wurde, gelang das Zusammenspiel der beiden Elemente so hervorragend, daß die eigentlich zweidimensionalen Charaktere in der dreidimensionalen Umgebung gar nicht wie Fremdkörper wirkten. Dafür sorgte auch die enge Zusammenarbeit der Animatoren mit ILM, die für die sonstigen Special-Effects des Films zuständig waren. Eine der leichteren Übung für das Animations-Team muß der Eröffnungscartoon gewesen sein, der aber für sich alleine schon ein kleines Meisterwerk der Zeichentrick-Kunst ist. Hundertprozentig sauber ist die Animation natürlich nicht, aber wenn man die relativ primitiven Produktionsumstände gegenüber den heutigen technischen Möglichkeiten bedenkt, ist das Ergebnis wirklich atemberaubend.

Auf einer viel bodeständigeren Ebene bewegt sich die musikalische Untermalung des Films. Ganz im Film-Noir-Stil hat Amblin-Hauskomponist Alan Silvestri eine Filmmusik voll mit swingendem Jazz komponiert, der von lärmenden Cartoon-Melodien und einer recht dramatischen orchestralen Score ergänzt wird. Auch ein richtiger Jazz-Song ist in Form von Jessica Rabbits Bühnenauftritt zu hören, der aber keine Neukomposition, sondern ein alter Standard ist - "Why don`t you do right" war in den späten vierziger Jahren ein großer Hit und paßt in diesen Film wie angegossen.

Who Framed Roger Rabbit begann als Experiment und endete als unerwarteter Erfolg - allerdings hing die Produktion des Films mehr als nur einmal am seidenen Faden, als Termine nur mit Not und Mühe eingehalten werden konnten und Disney drohte den Geldhahn zuzudrehen. Als die Studiobosse bemerkten, daß der Film sich als nicht ganz so brav herausstellte wie man angenommen hatte, fürchtete man um das Ansehen des Studios - ursprünglich sollte Who Framed Roger Rabbit unter dem Disney-Banner vermarktet werden, aber kurz vor der Premiere wurde entschieden den Film unter dem Decknamen der Tochterfirma Touchstone Pictures herauszubringen.

Trotz der Zeichentrick-Elemente ist Who Framed Roger Rabbit in erster Linie kein Kinderfilm, sondern mehr für die Erwachsene gedacht, die selbst in ihrer Kindheit Cartoons geschaut haben - wenn man die zahllosen Anspielungen und Hommagen an die längst vergangene goldene Zeichentrick-Ära nicht verstehen kann, macht der Film nur halb soviel Spaß und größtenteils auch keinen Sinn. Mit dem richtigen Hintergrundwissen ist Roger Rabbit viel mehr als nur eine technische Übung - eine äußerst gelungene Cartoon- und Film-Noir-Hommage und ein erstklassiger Animations- und Effektfilm.

Nach seiner Kinopremiere im Sommer 1988 spielte Who Framed Roger Rabbit alleine in den USA mehr als das Doppelte seiner Produktionskosten wieder ein und wurde schnell zu einem internationalen Erfolg. Bei den Oscar-Verleihungen konnte der Film drei der sechs nominierten Auszeichnungen für Sound Effects Editing, Visual Effects und Film Editing gewinnen - und Animator Richard Williams bekam noch einen Special Achievement Award für seine besonderen Leistungen als Zeichentrick-Spezialist ausgezeichnet.
Who Framed Roger Rabbit wurde bereits 1999 in den USA als DVD veröffentlicht, die allerdings überhaupt keine Extras und einen fürchterlichen, nicht-anamorphen Transfer besaß, der wahrscheinlich von der ein Jahr zuvor veröffentlichten Laserdisc basierte. Erst vier Jahre später hat sich Disney entschlossen, eine rundum erneuerte Special-Edition-DVD des Films zu produzieren, die diesem Klassiker wirklich gerecht wird.

Unter dem Banner Vista Series erschien im März 2003 die neue Roger Rabbit-DVD, die sowohl mit Inhalt als auch Aufmachung nicht enttäuschte. Der neue Transfer ist den Umständen entsprechend hervorragend gelungen, die überarbeitete Tonspur in Dolby 5.1 und sogar DTS hört sich wunderbar an und das Bonusmaterial ist schlicht umwerfend. Den einzigen Fehler, den man dem 2-Disc-Set vorwerfen kann, ist daß auf einer DVD eine Widescreen- und auf der anderen eine Fullscreen-Fassung zu finden ist und die Extras nach “Enthusiast” und “Family Friendly” aufgeteilt wurden – und das, obwohl der Film eigentlich nicht so sehr fürs jüngere Publikum geeignet ist.

Trotzdem ist die DVD auch wegen der hervorragenden Verpackung – ein Custom-Digipack im Stil eines Notizbuchs äußerlich als auch innerlich ein richtiges Schmuckstück, das in jede DVD-Sammlung gehört. Leider kann man das nur von der Region 1-Veröffentlichung sagen, denn Disney hat auf die deutsche DVD zwar die Widescreen-Fassung des Films gepackt, aber nur die “Family Friendly”-Extras von der US-DVD übernommen und sogar den Audiokommentar eingespart. Daher ist nur die US-DVD die wirklich optimale Fassung des Films, wenn man nicht gerade auf die deutsche Synchronfassung angewiesen ist.


Bild

Oft wird behauptet, daß die Jahre an Roger Rabbit nicht ganz spurlos vorbeigegangen sind, aber der gerade einmal 15 Jahre alte Film sieht den Umständen entsprechend auf dieser DVD ganz hervorragend aus – die kleinen Imperfektionen rühren hauptsächlich von der Integration der Zeichentrick-Elemente her, die ein mehrfaches Kopieren des Films notwendig machten und damit auch auf der besten Filmvorlage die Qualität etwas herabgesetzt hatten.

Who Framed Roger Rabbit wurde im Format 1.85:1 gedreht, das für die neue Special-Edition im Originalformat neu abgetastet wurde. Auf der zweiten DVD des Sets befindet sich jedoch noch eine Fullscreen-Version, die auch bei den Animations-Sequenzen größtenteils Open-Matte zu sein scheint, aber trotzdem an den Seiten etwas vom Bild abschneidet. Es erübrigt sich zu sagen, daß die Bildkomposition in der Fullscreen-Version scheußlich aussieht und der Film nur in seinem Originalformat wirklich gut zur Geltung kommt – deshalb klammere ich die Fullscreen-Version in dieser Review völlig aus und werfe nur einen Blick auf die Widescreen-Abtastung.

Die Filmvorlage ist weite Strecken über in einem hervorragenden Zustand, lediglich in sehr detailreichen Szenen mit Zeichentrick-Elementen treteten ab und zu kleine Fussel auf, die jedoch nicht sehr stark ins Auge fallen. Stärker fällt dann doch auf, daß diese Szenen eine erheblich deutlicher sichtbare Körnigkeit als der Rest des Films haben, was aber auch eine Auswirkung der komplizierten Animationstechnik ist. Die Körnigkeit wurde zum Glück nur wenig gefiltert, so daß das Bild einen sehr knackigen und nicht vermatschten Eindruck macht. Die Schärfe ist dagegen auf einem überraschend hohen Niveau, das man sonst bei “Flat” gedrehten Filmen nur selten zu sehen bekommt. Die Detailtreue ist enorm gut, ohne daß dabei großartig digital nachgeholfen wurde – nur in ganz wenigen Szenen mit sehr viel Zeichentrick wird das Bild kurzzeitig ein klein wenig schwammig. Ähnlich hervorragend sind die knackigen Farben, die hier hervorragend zur Geltung kommen und perfekt ausbalanciert wurden.

Der Bildstand ist zwar sehr stabil, aber das Bild wirkt manchmal etwas unruhig, weil durch die Zeichentrick-Integration ein leichtes Flackern mit ins Spiel kommt, das man leider nicht so ohne weiteres entfernen kann. Abgesehen von diesen kleinen Problemen sieht die neue Abtastung aber absolut sensationell aus und schafft es erstmals den Film in seinem vollen Glanz erstrahlen zu lassen.

Ton

1988 steckte der Digitale Kinosound noch in den Kinderschuhen, aber immerhin wurde Who Framed Roger Rabbit mit einer sehr kräftigen Dolby-SR-Abmischung ausgestattet, die das System schon ordentlich ausnutzte. Für die frühen Laserdiscs und die erste DVD wurde bereits daraus ein 5.1-Mix erstellt, der aber für die Special-Edition noch einmal komplett neu zusammengemischt wurde und auf dieser DVD auch als DTS-Tonspur dabei ist. Ob es sich lohnt, eine über fünfzehn Jahre alte Tonspur als DTS abzumischen, ist natürlich Geschmackssache - mangels entsprechendem Verstärker kann ich mir nur die 5.1-Spur anhören, die zwar ihr Alter nicht wirklich verbergen kann, aber dennoch ordentlichen Biß hat.

Who Framed Roger Rabbit hat kein richtiges Surroundfeuerwerk zu bieten und wurde auch nicht gewaltsam zu einem gemacht, so daß der natürliche Klang der Tonspur nicht durch künstlich eingefügte Effekte verschlechtert wird. Richtige Surroundeffekte gibt es nur wenige, aber wenn dann sind sie sehr gut platziert worden und deutlich heraushörbar. Der Löwenanteil des Surroundtons wird von Alan Silvestris Musik getragen, die ausführlichen Gebrauch von der vorderen und hinteren Soundstage macht und so den Raum ordentlich füllt ohne dabei auf den Rearkanälen Stille walten zu lassen.

Während der Klang der Musik sehr transparent und dynamisch ist, klingen Stimmen und Geräusche dagegen etwas flach und haben sowohl im Baß- und Höhenbereich leichte Defizite - besonders wenn die Cartoon-Charaktere losschreien, hört die Dialogspur sehr schrill an. Dennoch sind alle Dialoge aber deutlich hörbar und immer perfekt verständlich. Sollte man einen der Toons, die mit vielfältigen Sprachfehlern ausgestattet sind, doch einmal nicht verstehen, kann man auch die Untertitel zuschalten, die allerdings für Hörgeschädigte gedacht sind und auch jedes Geräusch transkribieren.

Bonusmaterial


Who Framed Roger Rabbit wird als 2-DVD-Set präsentiert, was aber gewissermaßen eine Mogelpackung ist, denn statt den Film auf eine Disc und die Extras auf die zweite Disc zu packen, wurden um die Widescreen- und Fullscreen-Fassungen die Extras herum verteilt. Das mag ärgerlich sein, hat aber zum Glück dem Aussehen des Films nicht geschadet und die tolle Aufmachung macht es dann doch wieder wett. Das Menüdesign ist hervorragend gelungen - in einem Mix aus 3D-Animation und Filmszenen wird man von dem Auto Benny durch Toontown gefahren, an den verschiedenen Orten sind die Extras des Films untergebracht worden.

Disc 1 enthält neben der Fullscreen-Version des Films, die man am besten erst gar nicht anschauen sollte, die “Family Friendly”-Extras – diese sind allerdings auch für Erwachsene recht interessant sind.

Acme Warehouse – hier sind praktisch alle Extras der ersten DVD untergebracht:

Die Roger Rabbit Cartoons wurden in den Jahren nach dem großen Erfolg des Films produziert und sind hier erstmals alle zusammen in hervorragender Qualität, anamorphem Originalformat und sehr aktiven 5.1-Tonspuren zu sehen:
Tummy Trouble (7:45, von 1989)
Rollercoaster Rabbit (7:50, von 1990)
Trail Mix-Up (8:51, von 1993)

Who Made Roger Rabbit (10:57) ist ein kurzes Werbe-Featurette mit Roger's Stimme Charles Fleischer, das 1988 fürs Fernsehen produziert wurde und wenig Inhalt hat, aber dafür eine lustige Vorstellung von Fleischer ist, die für sich auch wieder ganz sehenswert ist.

Das Trouble in Toontown Game ist zwar nett gemacht, aber allerhöchstens für Kinder im Vorschulalter geeignet. Im Ink & Paint Club befinden sich Sneak Peeks von Schoolhouse Rock und Ultimate X, während das Maroon Cartoon Studio nur eine Hinweistafel auf die Extras der zweiten DVD enthält. In Valiants Office kann man die Tonspur-Optionen und die Untertitel für den Hauptfilm einstellen und auch einen THX-Optimizer abrufen.

Als leicht zu findendes Easteregg wurde der Trailer des Films (3:06) auf der ersten Disc untergebracht, der leider nur in extrem schlechter VHS-Qualität zu sehen ist.

Disc 2 enthält neben der besseren Widescreen-Fassung alle weiteren Extras, die vor allem Filmkenner interessieren dürften, aber auch für den Durchschnittszuschauer geeignet sind.

Der Audiokommentar von Robert Zemeckis, Frank Marshall, Jeffrey Price, Peter Seaman, Steve Starkey und Ken Ralston ist eine sehr unterhaltsame Angelegenheit - die Filmemacher erinnern sich mit viel Humor und guter Laune an eine Produktion, die alles andere als problemlos war. Es wird hauptsächlich auf die technische Natur des Films eingegangen, der Zuhörer wird nicht Nonstop mit Technobubble vollgesülzt, aber auch nicht wie ein kleines Kind bevormundet – die Mitwirkenden schaffen es hier die Technik des Films auf eine ganz allgemein verständliche Weise zu erklären. Dabei kommt aber auch der menschliche Aspekt nicht zu kurz, denn schließlich waren auch die Effekte des Films schwere Handarbeit und auch die Schauspieler hatten jede Menge zu leisten. Der Umgangston des Kommentars ist sehr locker und freundlich, allerdings nervt es doch ziemlich wenn sich jedesmal ein Sprecher mit seinem Namen identifiziert, wenn er etwas sagen will – die Stimmen kann man recht gut auseinanderhalten, so daß zu solch einer übertriebenen Maßnahme doch kein Grund bestand.

Toontown Confidential kommt als Zeitung auf den Menübildschirm, ist aber eine der immer beliebter werdenden Trivia Tracks, die in Form von Untertitelspuren Kommentare, Anekdoten und anderes im laufenden Film anzeigen. Hier bekommt man eine Menge interessante Sachen geboten, vieles davon wird zwar auch in der Dokumentation und im Kommentar angesprochen, aber einiges ist auch nur hier zu lesen. In Verbindung mit dem Audiokommentar macht diese Trivia-Track eine Menge Spaß.

Die Deleted Scene wird von Robert Zemeckis, Ken Ralston und Simon Wells eingeleitet und man bekommt auch eine Rohversion gezeigt, bevor man sich die Pig Head Sequence (3:53) in vollendeter Form anschauen kann – leider nur in Fullframe, aber dafür in erstaunlich guter Bildqualität, die man auch so direkt in den Film hätte integrieren können.

Die Valiant Files sind eine clevere Kombination aus DVD-Spiel und Bildergalerien – man kann sich in Valiants Büro umschauen und dort jede Menge Fotos, Konzeptzeichnungen und anderes finden. Für ungeduldige wurde aber auch ein Cheat Sheet vorbereitet, mit dem man direkt auf die Bereiche Charakter Development, The Art of Roger Rabbit, Production, Promotional und Theme Parks zugreifen kann.

Before & After (3:08) enthält eine kleine Auswahl von Szenen, die als Splitscreen mit fertiger Version und ohne Animation und Effekte zu sehen sind. Auch in Toon Stand-Ins (3:15) bekommt man die Arbeit am Set mit Dummy-Figuren zu sehen, diese zweite Zusammenstellung hat einen Kommentar von Ken Ralston, Steve Starkey, Robert Zemeckis und Richard Williams. So bekommt man einen sehr guten Eindruck davon, wie der Film einmal ohne die Zeichentrick-Elemente ausgesehen hat.

On Set – Benny The Cab (4:51) ist ein kurzer Schnipsel von B-Roll-Aufnahmen vom Set der Autoverfolgungsjagt und zeigt, mit welchen primitiven Mitteln Bob Hoskins durch die Gegend gekarrt wurde – aber es hat immerhin funktioniert!

Behind the Ears (36:36) ist eine sehr ausführliche neue Dokumentation über die Produktion von Who Framed Roger Rabbit mit neuen Interviews von Robert Zemeckis, Don Hahn, Richard Williams, Arthur Schmidt, Steve Starkey, Bob Hoskins und Charles Fleischer. Die Doku ist eine hervorragende Ergänzung zum Audiokommentar – in beiden zusammen erfährt man praktisch alles Interessante, was man über den Film wissen muß auf eine sehr unterhaltsame, aber durchaus niveauvolle Weise. Während Robert Zemeckis in seinen Interviews und auch im Audiokommentar etwas reserviert und kühl wirkt, sind die anderen Filmemacher und Schauspieler um so lebendiger und mitteilungsfreudiger – und vor allen Dingen in ihrem Rückblick auf Roger Rabbit wirklich sehr ehrlich.
















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