The Simpsons Season One
Cover Titel The Simpsons Season One
Studio 20th Century Fox TV (1989/90)
Hersteller 20th Century Fox Home Video (2001)
DVD-Typ 3x9 (single sided, dual layer) Bitrate ø 6,81 max. 9,0
Laufzeit 13x23 Minuten Kapitel 5/Folge
Regionalcode 2 (Deutschland) Case Digipack
Fernsehnorm PAL
Bildformat 1.33:1 16:9 yes
Tonspuren Dolby Digital 5.1 Surround 384 kbit/s Englisch, Deutsch 2.0 Surround 192 kbit/s Kommentar
Untertitel Englisch, Deutsch
Freigabe FSK 12
Extras • Audio-Kommentar für jede Episode
• Drehbücher
• Nie gezeigte Szenen
• Animatics
• "Americas First Family"
• Sprachclips
• Special "Good Night Simpsons"
• Outtakes
• Bilder-Galerie

Allgemeines

Ladies and Gentlemen: Meet the Simpsons.

Wer bei "Zeichentrick" an Disney's Micky Mouse und andere kindergerechte Sachen denkt, hat die Simpsons noch nicht kennengelernt. 1989 wurde diese Parodie auf das Leben einer amerikanischen Durchschnittsfamilie von Matt Groening auf die Mattscheibe geworfen - zuerst war es nur ein Comicstrip, dann ein Lückenfüller in der Tracy-Ullman-Show und schließlich eine eigene Sendung. Heute, elf Jahre später, sind die Simpsons zu einer echten Kultserie geworden, und es werden immer noch neue Folgen produziert. Nun gibt es endlich die erste Staffel der Simpsons auf DVD - und das ist nur der Anfang!

20th Century Fox hat in Zusammenarbeit mit Matt Groening und den Regisseuren und Autoren eine sehr schöne Box zusammengestellt. Statt einfach nur die dreizehn Episoden lieblos auf eine Disc zu klatschen wurden sie für dieses Set auf drei DVDs verteilt und mit beeindruckendem Bonusmaterial versehen - Audiokommentare, Outtakes, Bildergallerien und noch mehr bekommt man hier geboten. Natürlich ist auch die englische Tonspur mit dabei, was bei den Simpsons besonders wichtig ist, da die deutsche Synchronisation den bissigen Witz der Originalfassung einfach nicht erreichen kann.

Verpackt wurde das ganze in ein sogenanntes "Digipack", das von MGM und Fox in letzter Zeit öfter für Special-Editions verwendet wurde. Das metallic-glänzende Cover ist ein kluger Schachzug - bei halbwegs günstigen Lichtverhältnissen sieht man diese Box schon aus zehn Metern Entfernung im Regal schimmern. Zwar ist diese Verpackung hauptsächlich aus Pappe, aber doch so fest daß dieses Schmuckstück nicht allzuschnell ausfransen dürfte. Beim Aufklappen bekommt man zuerst Matt Groenings witzige, selbstironische Einleitung zu lesen. Links neben den drei DVDs befindet sich außerdem eine Tasche, in der ein Booklet mit einer Episodenübersicht liegt - was will man mehr?

Fox hat sich entschlossen, die Simpsons-Box auf der ganzen Welt fast gleichzeitig zu veröffentlichen, so sind auch alle Versionen bis auf ein paar kleine Unterschiede identisch. Die amerikanische Version hat den englischen Ton in 5.1 und weitere 2.0-Surroundspuren in Englisch und Spanisch - dagegen bietet die britische Veröffentlichung nur eine englische 5.1-Spur und die separate deutsche Release hat zusätzlich noch den deutschen Ton in 5.1. Außerdem sind die Episoden und in Region 2 anders aufgeteilt: in Amerika sind auf den ersten zwei DVDs sechs Folgen und auf der letzten nur eine, während in Europa auf den ersten DVDs je fünf Folgen und auf der dritten drei vorhanden sind. Anscheinend haben es auch alle Extras auf die R2-Versionen geschafft - bis auf eine Ausnahme: die auf dem Cover versprochenen "Soundclips" konnte ich auf meinen DVDs nicht finden.

Aber jetzt nichts wie rein ins Vergnügen - oder um es mit den Worten von Bart Simpson auszudrücken: "Cowabunga!"

Bild

Wenn man bedenkt, daß die erste Simpsons-Staffel Ende 1989 in Produktion ging und die Umstände der Herstellung sicher nicht ideal waren, bieten diese DVDs eine fantastische Bildqualität. Die Animation wirkt im Gegensatz zu den neueren Folgen grob, klotzig und unsauber, aber Fox hat erfolgreich versucht aus dem Ursprungsmaterial das beste zu machen.
Die Simpsons wurden zwar auf Filmmaterial produziert, aber für diese DVD standen offenbar nur noch alte Videomaster, wahrscheinlich D1-Composite-Material, zur Verfügung - deshalb sind wohl auch alle Folgen im Interlaced-Format abgelegt worden. Die oft knalligen Farben werden rauschfrei wiedergegeben, Helligkeit und Kontrast scheinen perfekt ausbalanciert zu sein. Die Schärfe ist so gut, wie man es von der ziemlich dick gezeichneten Animation erwarten kann - ein deutlicher "Video-Look" ist hier nicht von der Hand zu weisen, aber den Umständen entsprechend kann man damit zufrieden sein.
Bei einigen Folgen ist der Bildstand etwas unruhig und teilweise ruckelt das Bild kurz und heftig. Entstanden sind diese Fehler wahrscheinlich schon beim Animaionsprozess, korrigieren ließe sich das wahrscheinlich nur mit erheblichem Aufwand.
An den meisten Kanten ist etwas Gegriesel zu sehen, was man für MPEG-Artefakte halten könnte. Hierbei handelt es sich aber viel mehr um eine Nebenwirkung des Composite-Quellmaterials, bei dem solche beweglichen Muster auftauchen können. Dank der relativ hohen Bitrate läßt sich die Kompression nichts zuschulden kommen, auf den vielen einfarbigen Flächen ist keinerlei Blockbildung zu sehen. Angesichts der großen Herausforerung der Komprimierung von Zeichentrick-Material ist das doch noch ganz gut gelungen.
Trotz der altersbedingten Einschränkungen besteht kein Zweifel: so gut sahen die frühen Simpsons noch nie aus. Es sieht nicht perfekt aus, aber auf einem 72cm-4:3-Fernseher sind diese DVDs gegenüber den Fernsehausstrahlungen einfach sensationell.

Ton

Anders als aus dem Bildmaterial ließ sich aus den Tonspuren noch viel mehr herausholen. Obwohl in der ersten Staffel noch in Mono produziert, wurde hier auf die Original-Mehrspurbänder zurückgegriffen und ein 5.1-Remix gewagt. Das Ergebnis ist natürlich kein Surroundfeuerwerk, aber es hört sich doch so an als ob es den Ton nie in einem anderen Format gegeben hätte. Die englische Tonspur dürfte die meisten Erwartungen übertreffen. Obwohl die Simpsons eine sehr dialoglastige Serie sind, kommen Musik und Geräusche auch nicht zu kurz. Die vordere Soundstage wird deshalb in der Mitte hauptsächlich von den Stimmen bevölkert und die Musik wurde sehr breit abgemischt. Geräusche sind meist direktional, aber beschränken sich auch hauptsächlich auf die vorderen drei Lautsprecher. Surroundeffekte sind nur selten zu hören und bestehen dann auch nur aus Echos von der vorderen Soundstage, aber mehr ist eigentlich auch nicht nötig. Vom Hocker reißen kann diese Abmischung natürlich nicht, aber trotzdem klingt die englische Fassung sehr homogen und realistisch, soweit man das bei einer Zeichentrickserie überhaupt sagen kann.
Die deutsche Tonspur ist unerklärlicherweise insgesamt etwas lauter abgemischt worden, unterscheidet sich aber bis auf die Stimmen kaum von der englischen Fassung. Die meisten Dialoge klingen zu sehr aufgesetzt und passen gar nicht so recht in das Klangbild der Tonspur hinein. Beide Tonspuren sind eine deutliche verbesserung gegenüber den stark dynamikkomprimierten Fernseh- und Videofassungen. Erwähnt werden sollte noch, daß beide Tonspuren das Phänomen PAL-Speedup aufweisen, die Episoden laufen also alle vier Prozent zu schnell. Möglicherweise wurde das NTSC-Master auf 24fps zurückkonvertiert und für die europäischen DVDs dann auf 25fps beschleunigt.
Wenn Homer mal wieder zu sehr vor sich hinbrummelt oder man einfach ein paar Worte nicht verstanden hat, kann man englische und deutsche Untertitel optional dazuschalten. Genauso wie das Umschalten der Tonspuren funktioniert das aber nur über die Menüs der DVD, denn die entsprechenden Funktionen der Fernbedienung hat Fox leider gesperrt.

Menü & Specials

Wenn man eine der drei DVDs einlegt, gelangt man nach dem Copyright-Hinweis und dem Fox-Logo sofort und ohne große Umschweife ins Hauptmenü. Statt aufwendig gemachten animierten Menüs hat Fox sich hier für ein relativ schlichtes, aber trotzdem gut aussehendes und sehr praktisches Design entschieden. Alle Menüs sind statisch - bis auf den Szenenindex, dessen Auswahlpunkte aus kurzen Clips des jeweiligen Kapitels bestehen.

Das Kronjuwel dieser DVD sind die Kommentarspuren jeder einzelnen Episode. Neben Matt Groening, der auf zehn der dreizehn Episoden zu hören ist, sind immer die Regisseure und Autoren der jeweiligen Episoden mit dabei. Man erfährt erstaunlich viel über die Anfänge und Produktion der Serie und wieviel Arbeit wirklich dahintersteckt. Besonders interessant sind aber die vielen Erklärungen der In-Jokes und andere vorkommenden Referenzen, die den meisten (inklusive mir) bisher verborgen blieben. Man merkt sofort, daß diese Kommentare den Beteiligten einen riesigen Spaß bereitet haben - so sollte eigentlich jeder Audio-Kommentar sein. Mysteriöserweise sind die Kommentarspuren nicht im Bonus-Menü zu finden, sondern bei der Tonspurauswahl - offenbar weil die Bonus-Menüs der einzelnen Folgen immer auf das globale Menü mit den Extras einer DVD zeigen. Wenn man das erstmal herausgefunden hat, findet man sich gleich schon viel besser zurecht.

Ein weiterer Leckerbissen sind die Drehbücher. Auf der ersten DVD sind die Scripts zu "Bart the Genius" und "Bart the General", auf der zweiten "Moaning Lisa" und auf der dritten "Some Enchanted Evening". Dabei handelt es sich nicht um konvertierte Schrift, die auf scheußlichen DVD-Texttafeln angezeigt wird - es sind Scans der Originaldrehbücher, komplett mit Zeichnungen und Kritzeleien von Matt Groening persönlich - diese Schriftstücke scheinen aus seiner eigenen Sammlung zu stammen. Diese Drehbücher sind erstaunlich gut lesbar, man fragt sich nur warum Fox die nicht gleich auch in druckbare PDF-Dateien konvertiert und zu einem DVD-ROM-Feature gemacht hat.

Auf der dritten DVD befinden sich die restlichen Extras. Die "Outtakes" bestehen eigentlich aus einem siebenminütigen Szene aus "Some Enchanted Evening" in einer Rohfassung ohne Soundeffekte nur mit den Stimmen. Das sieht zwar wie eine sehr lädierte Videokopie x-ter Generation aus, zeigt aber sehr anschaulich eine Stufe der komplexen Animationsprozedur. Mehr darüber erfährt man in einem kurzen "Animatic", einer vorläufigen Testanimation aus der Folge "Bart the General", die mit der fertigen Version verglichen wird. Kommentiert wird das von Matt Groening und Regisseur David Silverman.

The Making of the Simpsons: America's first family verspricht viel, aber wer dahinter eine lange Dokumentation erwartet wird enttäuscht sein. Hierbei handelt es sich um ein lediglich fünf Minuten langes Featurette, das oberflächlich über das Phänomen der Simpsons und deren Entstehung berichtet. Möglicherweise handelt es sich dabei um einen Ausschnitt einer längeren Dokumentation, von der man auf den nächsten Season-Boxen noch mehr zu sehen bekommen wird.

Die Foreign Language Clips sind ein einminütiger Ausschnitt aus der Folge Bart the General in Französisch, Italienisch, Spanisch, Japanisch und Portugiesisch - aber nicht auf Deutsch, was vielleicht auch gut so ist. Statt einen Ausschnitt mit verschiedenen Tonspuren zu versehen, wurde der gleiche Clip fünfmal in wechselnder Bildqualität abgelegt.

Der Tracy Ullman Short - Goodnight Simpsons war der allererste Kurzfilm der Simpsons als Lückenfüller in der Tracy-Ullman-Show von 1989. Damals sahen die Charaktere noch ganz anders aus, aber die Sprecher waren schon die gleichen wie heute. Von diesen kurzen Clips existieren noch über fünfzig weitere, man kann nur hoffen daß diese noch auf zukünftigen Simpsons-DVDs zu sehen sein werden.

The Art of the Simpsons besteht aus zwei Abteilungen: Zuerst ist da der witzige Comic-Strip von Matt Groening namens "Life in Hell", durch den Produzent James L. Brooks erst auf ihn aufmerksam wurde. "Early Sketches and Drawings" sind 36 Bildschirmseiten mit frühen Konzeptzeichnungen, die besonders die Entwicklung der Charaktere vom ersten Versuch bis zur fertigen Figur visualisieren. Die Zeichnungen sind von optimaler Qualität und sehen wirklich gut auf dem Bildschirm aus - etwas woran sich die Macher anderer Bildergallerien ruhig mal eine Scheibe abschneiden könnten.

Nicht vergessen sollte man die zwei Eastereggs - sie sind relativ leicht zu finden und bestehen aus einem kurzen Nachrichtenbericht über die 1990er Simspons-T-Shirt-Kontroverse und einer weiteren kleinen Bildergallerie mit Magazintitelseiten und mehr.

In der Box befindet sich in einer Tasche an der linken Seite des Digipacks zusätzlich noch ein Booklet mit Inhaltsangaben und Übersichten jeder einzelnen Episode. Eine würdige Ansammlung von Extras, bei der ehr der Grundsatz "Klasse statt Masse" zählt - und das ist ja noch nicht das Ende, denn es gibt noch zehn weitere Simpsons-Staffeln...