Creative DVD Encore / Realmagic HollywoodPlus Tips & Tricks

Inhalt

Das Creative Encore DVD-Kit bestand aus der MPEG2-Decoderkarte Dxr3 und einem DVD-Laufwerk, das DVDs mit 6facher und CDs mit 24facher Geschwindigkeit liest und keine hardwareseitige Regionalcodebeschränkung hatte. Spätere Versionen wurden mit schnelleren Laufwerken ausgeliefert, die allerdings nicht mehr codefree waren, die Decoderkarte funktioniert aber auch mit jedem anderen DVD-Laufwerk. Das Creative Encore DVD-Set wurde ab 1999 in Deutschland verkauft und war damals die ideale Gelegenheit billig an einen guten DVD-Player zu kommen - bei einem Preis von ca. 450 DM war das Set erheblich billiger als Standalone-DVD-Player, die zu diesem Zeitpunkt unter 800-1000 DM nicht zu kriegen waren.

Zum weiteren Zubehör gehören ein CD-ROM-Audiokabel, ein VGA-Loopthrough-Kabel, ein SVideo-Kabel, ein FBAS-Cinchadapter und ein IDE-Kabel. Mit diesen Komponenten bekommt man einen vollwertigen DVD-Player, der in der Lage ist DVDs auf einem Fernseher in gleicher Qualität wie ein Standalone-Player abzuspielen. Die Einrichtung des Laufwerks und die Installation der Treiber von Creative ist halb so wild und dürfte keine großen Schwierigkeiten bereiten. Jedoch ist die mitgelieferte Software nicht unbedingt das Gelbe vom Ei, und codefree ist man mit der Standardinstallation noch nicht.

Codefree

Um die lästige Regionalcode-Beschränkung zu umgehen, benutzt man am besten das inzwischen kostenlose Programm Remote Selector. Dieses Tool startet man vor dem DVD-Player, stellt den entsprechenden Regionalcode ein und startet dann das Programm. Außerdem lassen sich Macrovision-Kopierschutz abschalten und Fernbedienungen verwenden - sogar Joysticks kann man dazu zweckentfremden. Remote Selector funktioniert allerdings nicht bei DVD-ROMs, die eine RPC1-Firmware besitzen und nach fünfmaligem Umstellen den Code nicht mehr ändern können - das dürfte fast alle nach 2000 hergestellten Laufwerke betreffen, aber für fast jedes neuere Laufwerk gibt es zum Glück gepatchte RPC0-Firmwares und sogar reine Softwarelösungen zum aushebeln des Regionalcodes sind mittlerweile entwickelt worden.

Bessere Treiber & Software

Die Dxr3-Decoderkarte ist eigentlich nicht von Creative, sondern ein baugleiches Modell der Firma Sigmadesigns - es handelt sich dabei um eine Realmagic HollywoodPlus. Obwohl Creative die Produktnamen geändert hat, lassen sich die besseren Treiber der HollywoodPlus ohne Probleme auch auf der Dxr3 installieren. Die Vorteile der HollywoodPlus-Treiber liegen auf der Hand : der Player ist praktischer zu handhaben und nicht so verspielt wie sein Creative-Kollege, außerdem bietet er eine Snapshot-Funktion, mit der man direkt aus dem Datenstrom ein BMP-Bild im vollen DVD-Format, unabhängig von der Fenstergröße des Players, schießen kann.
Die Treiber selbst bieten aber die besten Argumente : es ist möglich eine NTSC-DVD in reinem PAL abzuspielen, ohne daß dabei der typische 1-Sekunden-Ruck entsteht und natürlich funktionieren PAL-60 und NTSC ebenfalls. Außerdem funktionieren die Features von einigen DVDs nur auf den HollywoodPlus-Treibern, zum Beispiel der visuelle Director's Commentary von der Ghostbusters-DVD.

Die aktuellen HollywoodPlus-Treiber gibt es auf dem FTP-Server von SigmaDesigns im Verzeichnis HollywoodPlus - für die entsprechende Version bitte die Readme-Datei beachten! Unter Windows 95 und 98 haben sich bei mir die Treiber mit der Version 1.8.2 Build 125 am besten erwiesen, Erfahrungen mit den neueren Treibern unter Windows XP habe ich leider selbst nie gemacht.

Man muß den Realmagic-Player immer von RemoteSelector aus starten, denn sonst beschwert sich das Programm mit der Fehlermeldung "EEPROM tampered", wenn man vorher schon die Creative-Treiber mit RemoteSelector benutzt hat. Auf keinen Fall sollte man jedoch das Programm RPC2.EXE, das mit dem Realmagic-Player mitinstalliert wird, zur Änderung des Regionalcodes benutzen, denn das würde nur fünf Mal funktionieren bis die Karte auf einen Code fest eingestellt ist. Zwar läßt sich der Code dann immer noch mit RemoteSelector ändern, aber so weit muß man es ja nicht kommen lassen.

Ausgänge & Anschlüsse

Die Dxr3 hat einen vierpoligen SVideo-Ausgang, dessen drei zusätzlichen Pins ein konvertiertes FBAS-Signal tragen. Dazu wird ein entsprechender Adapter mitgeliefert, der in eine Cinchbuchse mündet. Allerdings war dieser Adapter in meinem Paket falsch bestückt, das Bildsignal war an Pin 7 und nicht an Pin 2 angeschlossen, so daß über den Adapter nur ein Schwarzweißbild ausgegeben wurde. Hier ist die korrekte Beschaltung des Ausgangs, falls noch jemand sich so ein Kabel selbst bauen muß:

/          \
|  7 6 5   |
| 4 3 2 1  | 
|          |
\  OOOOO  /

1:GND, 2:Composite , 3:GND, 4:GND, 5:Luma, 6:n.c., 7:Chroma
Wenn man das SVideo-Signal an einen Fernseher oder Videorecorder anschließt, dann muß dieser unbedingt auch SVideo-tauglich sein. Falls man einfach kein Farbbild bekommt, liegt es fast immer an dem nicht korrekt verarbeitetem SVideo-Signal. In diesem Fall bleibt nur ein genaues studieren der Bedienungsanleitung des Fernsehers, oder wenn das auch nicht hilft die Verwendung des FBAS-Ausgangs. Sollte man auch an diesem Ausgang ein Schwarzweißbild bekommen, ist entweder der Adapter falsch bestückt oder man hat Probleme mit der Fernsehnorm - dazu mehr im nächsten Abschnitt.

Fernsehnormen

Die Dxr3 unterstützt zusammen mit den HollywoodPlus-Treibern PAL, PAL-60 und NTSC als Ausgabeformat, die sich in den Player-Einstellungen auswählen lassen.
PAL dürfte keiner Erklärung bedürfen, das funktioniert auf jedem normalen europäischen Fernseher. Wenn man eine NTSC-DVD in PAL abspielt, gibt es ab Treiberversion 1.8 keinen 1-Sekunden-Ruck mehr.
NTSC wird von der Dxr3 als echtes amerikanisches Fernsehformat ausgegeben und wird in dieser Form nicht von allen Fernsehern unterstützt, da der Farbträger nicht kompatibel ist und deshalb nur ein Schwarzweiß-Bild ausgegeben wird. Die meisten neueren Fernseher können jedoch auch "echtes" NTSC ausgeben.
PAL-60 ist die beste Lösung für NTSC-DVDs auf "normalen" Fernsehern. Hierbei wird die Bildfrequenz auf 60 Hz erhöht, was aber praktisch alle Fernseher problemlos vertragen, und der Farbträger im PAL-Format auf der normalen Frequenz ausgegeben. Der Nachteil ist daß sich dieses Format nicht mit normalen Videorecordern aufnehmen läßt.


VGA-Anschluß

Der einzige Schwachpunkt der Dxr3/HollywoodPlus ist die Videoausgabe auf dem PC-Monitor. Die wird nicht wie bei TV-Karten in den Framebuffer der Grafikkarte geschleust, sondern über ein Loopthrough-Kabel bewerkstelligt. Der Monitor wird statt an die Grafikkarte an die Dxr3 angeschlossen und das Loopthrough-Kabel an die Grafikkarte - die Bildqualität der DVD-Ausgabe steht einem Softwareplayer um nichts nach, aber das restliche Computer-Bild ist enttäuschend schwammig und unscharf. Ein Umstecken der Anschlüsse nach Bedarf ist leider nötig, wenn man nicht mit einem unscharfen Desktop leben will - allerdings ist mir auch berichtet worden, daß bei manchen Leuten das gar nicht nötig war. Offenbar liegt dieses Problem an schlecht abgeschirmten Loopthrough-Kabeln, möglicherweise gibt es auch Dxr3/HollywoodPlus-Karten mit sehr guter VGA-Qualität.

Fazit

Die Creative Dxr3 / Realmagic HollywoodPlus ist eine solide DVD-Decoderkarte, die auch auf älteren Rechnern jenseits der 300 MHz-Grenze eine ruckelfreie DVD-Wiedergabe ermöglicht und einen Videoausgang mit hervorragender Qualität besitzt.

 
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