Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer
Cover

11.5.2004 #261

Titel Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer
Studio Augsburger Puppenkiste / Hessischer Rundfunk (1976)
Hersteller hrMedia (2004)
DVD-Typ 5 (4,04 GB) Bitrate ø 4,33 max. 7,0
Laufzeit 115 Minuten Kapitel 24
Regionalcode 2 (Deutschland) Case Amaray I
Fernsehnorm PAL
Bildformat 1.33:1 16:9 yes
Tonspuren Dolby Digital 2.0 Mono 192 kbit/s Deutsch
Untertitel Keine
Freigabe FSK 0
Extras • Keine

Allgemeines

Mitten im zweiten Weltkrieg entdeckt der Soldat Walter Oehmichen 1940 in einer Schule in Calais ein Puppentheater, mit dem er seine Kameraden unterhielt. Drei Jahre später entsteht das Marionettentheater Puppenschrein, das Walter Oehmichen zusammen mit seiner Frau Rose und seiner Tochter Hannelore baute, was nach dem Krieg zu großen Plänen für ein richtiges Puppentheater führte: 1948 wird das "Oehmichen's Marionettentheater" eröffnet, das als die Augsburger Puppenkiste bekannt werden sollte. Das immer größer werdende Ensemble des Theaters führt nicht nur ein Kinderprogramm auf, sondern auch viele Inszenierungen für Erwachsene - 1950 wird zum ersten Mal ein Kabarettprogramm aufgeführt, das den Beginn einer langen Tradition setzte. Die Verbundenheit der Augsburger Puppenkiste zum deutschen Fernsehen begann mit einem Zufall: auf einer Ausstellung von Augsburger Firmen waren auch die Marionetten der Familie Oehmichen dabei, auf die der Leiter des damals gerade neu gegründeten NWDR aufmerksam wurde.

1953 war mit Peter und der Wolf die Augsburger Puppenkiste das erste Mal im deutschen Fernsehen zu sehen, damals noch live und und doppelten Boden, weil der NWDR noch keine Möglichkeit zur Aufnahme hatte. Bald wechselte die Puppenkiste zum neuen Hessischen Rundfunk, und als der HR 1956 sein Kinderprogramm einstellte wurde beim Bayrischen Rundfunk weitergemacht. So entstanden zwischen 1953 und 1958 entstanden über dreißig Fernsehsendungen für Kinder und Erwachsene - nach der Rückkehr 1959 zum HR wurde das Erwachsenenprogramm aber gestrichen und ausschließlich Inszenierungen für jüngere Zuschauer produziert. Der erste Mehrteiler Die Muminfamilie ist so erfolgreich, daß nach den ersten sechs Folgen 1960 eine genauso lange Fortsetzung gedreht wird.

Die dritte Mehrteilige Fernsehserie der Augsburger Puppenkiste wurde im Herbst 1961 gesendet und wurde zu einem ganz besonderen Klassiker: Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer basierte auf dem ein Jahr zuvor erschienenen Erstlingswerk des Kinderbuchautors Michael Ende, das sowohl der Puppenkiste als auch dem Autor zu einer großen Popularität verhalf. Genauso wie das überlange Buch wurde auch die Puppenkisten-Adaption in zwei Hälften aufgeteilt, die im Abstand von einem Jahr erschienen. Ende 1962 ging Jim Knopf und die Wilde 13 auf Sendung und begründete damit nicht nur den Ruf von Michael Ende als bekannter Kinderbuch-Autor, sondern auch den der Augsburger Puppenkiste, die nun immer mehr Fernsehaufzeichnungen für den Hessischen Rundfunk machte und die nächsten dreißig Jahre ein fester Bestandteil des deutschen Fernseh-Kinderprogramms wurde.

Jim Knopf war so beliebt, daß fünfzehn Jahre nach der in schwarzweiß gedrehten Aufnahme 1976 eine neue Inszenierung in Farbe produziert und gegen die alte Version ersetzt wurde. Die Farbversion wurde von jeweils fünf auf vier etwa halbstündige Folgen eingeschrumft - wobei heute nicht mehr rekonstruierbar ist was herausgenommen wurde, denn die alte Fassung wurde seit 1965 nicht mehr gesendet. Die farbige Ausgabe ist jedoch die, die den meisten Leuten der Generation die heute etwa Mitte zwanzig ist, als Teil ihrer Kindheit bekannt ist. Besonders in den achtziger Jahren waren die insgesamt acht Folgen von Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer und Jim Knopf und die Wilde 13 sehr oft in der ARD oder in den anderen dritten Programmen zu sehen, aber in den neunziger Jahren mußte diese Form von klassischem Kinderprogramm durch moderneres verdrängt und mit der Einrichtung des öffentlich-rechtlichen Kinderkanals auch völlig aus den Hauptprogrammen verbannt. Heute sind die Geschichten der Augsburger Puppenkiste viel zu selten nur noch zu besonderen Anlässen zu sehen.

Schon seit 1994 gibt es viele Serien der Augsburger Puppenkiste auf Video, allerdings nur jeweils eine Kassette pro Folge, was zu einem recht Stolzen Preis führt, wenn man sich eine ganze Serie komplett kaufen will. Jetzt hat aber der Hessische Rundfunk die Sache selbst in die Hand genommen und angefangen, die Augsburger Puppenkiste auf DVD herauszubringen: Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer machte zusammen mit Don Blech und der Goldene Junker, Der Löwe ist los und Urmel aus dem Eis im März 2004 den Anfang, weitere DVDs sollen im Herbst folgen. Wahrscheinlich werden diese DVDs letztendlich weniger von Kindern als von Erwachsenen gekauft, die sich ihre Kindheitserinnerungen ins Regal stellen wollen :-).

Die erste Jim Knopf-DVD enttäuscht wirklich nicht. Man bekommt hier zwar nur die bekanntere Farbversion ohne irgendwelche nenneswerten Extras geboten, aber die Bild- und Tonqualität ist den Umständen entsprechend hervorragend und der Preis von gerade mal knapp zehn Euro für alle vier Folgen auf einer DVD wirklich sensationell.

Bild

Für diese DVD hat die Medien-Abteilung des Hessischen Rundfunks wahrscheinlich ein altes Video-Masterband eingesetzt, aber die Qualität ist trotzdem so gut, daß eine Neuabtastung des Filmmaterials wahrscheinlich keinen großartigen Unterschied gemacht hätte. Die Filmvorlage ist während der Vorspänne sehr stark verschmutzt, aber danach bis auf eine geringe Anzahl von Fusseln und Kratzern relativ sauber. Die Körnigkeit des Filmmaterials - vermutlich 16mm - ist zwar ständig zu sehen, wirkt sich aber nicht störend aus. Die Farben sind sehr kräftig, unverblaßt und rauschen auch bei starker Intensität nicht. Auch die Schärfe ist überraschend gut und ist nur durch die Auflösung des Filmmaterials begrenzt. Dadurch sind eine ganze Menge Details sichtbar, auch solche die vielleicht besser verborgen blieben: die Spielfäden der Puppen treten hier nur allzu deutlich hervor, was aber auch den Reiz der Sache ausmacht.

Videotechnische Artefakte wie Composite-Kantenkräuseln, verschmierte Farben oder andere Störungen sind hier nicht sichtbar, wie ein Videotransfer vom Ende der siebziger Jahre sieht diese DVD eigentlich gar nicht aus. Die Qualität ist besser aus als jede Fernsehausstrahlungen und kann sogar noch auf größeren Bildröhren begeistern.

Ton

Das Mastering der Tonspur ist mit der gleichen Sorgfalt wie der Bildtransfer geschehen. Auf einen Stereo- oder sogar Surround-Remix wurde glücklicherweise verzichtet, so daß man hier die Original-Mono-Version zu hören bekommt. Die Tonspur klingt erstaunlich sauber und rauscht oder knackst überhaupt nicht. Die Stimmen haben eine sehr deutliche und klare Präsenz, und auch die Musik kann mit einem sehr ordentlichen Klang aufwarten, der sich in keiner Weise dünn oder blechern anhört. Es ist zwar kein Hollywod-Niveau, aber diese Tonspur erfüllt voll und ganz ihren Zweck. Andere Sprachen als die deutsche Fassung sind hier nicht dabei (ob es auch eine englische Fassung gibt?), aber es wurden auch Untertitel eingespart, die der Vollständigkeit halber schon hätten dabeisein können.

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