Murder at the Gallop
Cover

04.04.2006 #373

Titel Murder at the Gallop
Studio MGM British Studios (1963)
Hersteller Warner Home Video (2006)
DVD-Typ 5 (3,97 GB) Bitrate ø 5,74 max. 8,0
Laufzeit 81 Minuten Kapitel 24
Regionalcode 1 (USA/Kanada) Case Amaray I
Fernsehnorm NTSC
Bildformat 1.78:1 16:9 yes
Tonspuren Dolby Digital 1.0 Mono 192 kbit/s Englisch, Französisch
Untertitel Englisch, Französisch
Freigabe Not Rated
Extras • Agatha Christie Trailer Gallery

Der Film

Der exzentrische Millionär Enderby wird tot aufgefunden - von niemand anderem als Miss Marple, die im Gegensatz zur Polizei sofort einen Mord wittert. Zusammen mit ihrem Mitstreiter Mr. Stringer belauscht sie die Testamentsverlesung der Familie Enderby, auf der erstaunliches passiert: eine der Erben, die Malerin Cora Landsquenet, behauptet daß Mr. Enderby ermordet worden sei. Um der Sache auf den Grund zu gehen, will Miss Marple Cora besuchen - und findet auch sie ermordet auf! Daraufhin quartiert sich die Hobbydetektivin in Hector Enderbys Reithotel ein, in der sich die Erben versammelt haben und beginnt die Suche nach dem Mörder...

 


Nach dem überwältigenden Erfolg von Murder She Said stand weiteren Miss-Marple-Verfilmungen nichts mehr im Weg. 1963 nahm sich der britische MGM-Chef Lawrence P. Bachmann zusammen mit George H. Brown der Produktion an, das Team blieb aber fast das gleiche - das Erfolgsrezept war schließlich programmiert. Das Drehbuch lieferte diesmal nicht das Gespann David Pursall und Jack Seddon, sondern der amerikanische TV-Serienautor James P. Cavanagh.

Die Suche nach einer geeigneten Miss-Marple-Geschichte, die auf die eigenwillige Interpretation von Hauptdarstellerin Margaret Rutherford paßte und dem Kinopublikum genügend Spaß bereiten mußte, trieb die Filmemacher zu einer ungewöhnlichen Entscheidung: es wurde zwar eine Romanvorlage von Agatha Christie verwendet - aber eine, in der nicht Miss Marple, sondern Hercule Poirot die Hauptfigur ist. After the Funeral wurde auf die "neue" Miss Marple umgeschrieben, und das mit einem recht bemerkenswerten Ergebnis: obwohl die alternde Detektivin immer noch aktiver ist als sich es Agatha Christe vorgestellt hat, kommt der Film der Original-Idee schon sehr nah.

Auch Murder at the Gallop, so der Titel des umgebauten Romans, wurde wieder mit englischen Charakterdarstellern in den Nebenrollen besetzt, allen voran Robert Morley, der hier die perfekte Inkarnation eines steifen, arroganten Briten gibt. Die Ein Wiedererkennungswert bieten natürlich Stringer Davis als Miss Marples "Assistent" und Charles Tingwell als Inspektor Craddock, deren Rollen hier etwas mehr ausgebaut wurden, aber in erster Linie als humorvolle Einlagen dienen.

Die ernste Seite kommt hier, wie bei Agatha Christie üblich, von einer Ansammlung von gegeneinander intrigierenden Charakteren, die von den Nebendarstellern hier solide gespielt werden. Zusammen mit Margaret Rutherford dominiert die britische Bühnendarstellerin Flora Robson als zurückhaltende Miss Milchrist die anderen Rollen, die dagegen fast an Bedeutung verlieren.

Die Story ist selbstverständlich wieder eine klassische Mördersuche à la Christie, die auf dem gleichen Grundrezept wie Murder She Said basiert, aber genug Variation besitzt um nicht zu langweilen. Der Reiz besteht in Murder at the Gallop auch wieder am Ort der Mördersuche - hier ist es ein Reithotel, das gleichermaßen Gelegenheit für Spannung und Humor gibt. Wieder einmal hat man es mit einer Ansammlung von Leuten zu tun, die sozusagen alle eine Leiche im Keller haben und zu Beginn erstmal alle höchst verdächtig sind. Auch wenn das Schema hier wieder das gleiche wie bei vielen anderen Detektivgeschichten ist, macht die auch im Film noch einigermaßen Detailreiche Charakterisierung der Verdächtigen den großen Unterschied.

Wenn man Murder She Said schon gesehen hat, dann dürfte die routinierte, handfeste Inszenierung von Regisseur George Pollock hier keine große Überraschung mehr sein. Der Film wurde ohne großen Aufwand gedreht, aber in der Dramaturgie wurde wirklich nicht gespart. Ron Goodwin liefert wieder eine musikalische Untermalung, die einerseits aus dem schon bekannten Miss-Marple-Thema besteht, aber dies nicht ausschließlich verwendet und die vielen spannungsgeladenen Szenen mit der entsprechenden Musik unterstützt. Wie immer macht auch hier die besondere Mischung aus guten Schauspielern, bodenständiger Inszenierung und ohrwurm-verdächtiger Musik aus Murder at the Gallop keinen x-beliebigen Krimi, sondern eine echte Miss Marple Murder Mystery.

Die deutsche Synchronisation ist bei diesem Film wieder sehr gut gelungen, obwohl Margaret Rutherford mit Ursula Krieg eine neue deutsche Stimme bekam und Charles Tingwell plötzlich von Harald Juhnke gesprochen wird - aber die Atmosphäre der Originalversion wird dadurch trotzdem gut wiedergegeben. Der Titel "Der Wachsblumenstrauß" stammt von der deutschen Romanübersetzung und hat so gut wie gar nichts mehr mit der geänderten Handlung des Films zu tun - es gab aber auch einige frühe Kopien des Films, die den weitaus sinnvolleren Titel "Der Mörder sitzt am Tisch" trugen.

Die DVD

Die amerikanische DVD-Veröffentlichung von Murder at the Gallop ist nur gemeinsam mit den anderen vier Miss Marple-Filmen im neuen Boxset von Warner erhältlich. Fast zweieinhalb Jahre nach der enttäuschenden deutschen Veröffentlichung im Dezember ist nun endlich eine mehr als akzeptable Version des Films erschienen, der früher von einer extrem schlechten Bildqualität geplagt war.

Weitere Reviews:
RC1: Murder She Said | Murder at the Gallop | Murder Most Foul | Murder Ahoy
RC2: Murder She Said | Murder at the Gallop | Murder Most Foul | Murder Ahoy
Vergleiche: Murder She Said | Murder at the Gallop | Murder Most Foul | Murder Ahoy


Bild

Auch Murder at the Gallop wurde für die neue RC1-Veröffentlichung gründlich restauriert und sieht durch das bessere Quellmaterial noch ein wenig besser aus als sein Vorgänger. Auch hier wurde die Neuabtastung in 1.78:1 statt 1.66:1 vorgenommen, wobei der gemattete Vorspann des alten Transfers schon exakt das gleiche Bildformat wie die neue Version hatte. Anscheinend war nach dem internationalen Erfolg von Murder She Said das Bildformat nun auch auf das amerikanische Breitwandformat 1.85:1 ausgerichtet worden, der Transfervergleich bestätigt diese Vermutung auch deutlich.

Die Filmvorlage ist während des Vorspanns noch etwas körnig und unruhig, sieht aber sofort nach den Credits praktisch perfekt aus. Sämtliche Kratzer, Fussel und andere Beschädigungen wurden so gut wie restlos entfernt, lediglich an ein paar wenigen Stellen kann man noch für ein paar Filmbilder Überreste von nicht ganz wegretuschierten Beschädigungen entdecken. Im Vergleich zu der dagegen massiv verdreckten und verkratzten Abtastung der alten DVD ist der neue Transfer allerdings geradezu blitzblank.

Die Schärfe ist ausgezeichnet und auf einem deutlich besseren Niveau als bei der neuen Abtastung von Murder She Said, was wohl hauptsächlich am besseren verwendeten Filmmaterial zu liegen scheint. Die Detailtreue kann durchaus mit aktuellen Filmen konkurrieren und läßt so manche Einzelheit erkennnen, die in den früheren Versionen immer durch die schlechten Abtastungen und Vorlagen verschluckt wurden. Es wurde ein klein wenig digital nachgeschärft, allerdings nur so dezent daß keine bemerkbaren Nebenwirkungen sichtbar sind.

Der Bildstand ist bis auf ein kaum wahrnehmbares Ruckeln in ein paar wenigen Szenen völlig ruhig, besonders im Vergleich zu dem massiv flatternden und wabernden Bild des früheren Transfers. Helligkeit und Kontrast waren fast der einzig positive Aspekt der alten DVD und sind hier nur wenig verändert worden, lediglich der Schwarzlevel ist deutlich verbessert worden.

Ton

Im Gegensatz zur alten DVD wurde hier einiges für den Ton getan, denn Warner hat eine ordentliches Magnetton-Master verwendet und optimal nachbearbeitet. Ein 5.1-Remix wurde mangels getrennter Tonspuren erst gar nicht versucht, aber auch so bekommt man hier eine sehr ordentliche Mono-Tonspur geboten, die nur wenige Altersbeschwerden hat.

Besonders bei der englischen Originalfassung auf dieser DVD fällt der erstaunlich gute Frequenzgang und die akzeptable Dynamik auf, die die Tonspur zu einem richtigen Vergnügen machen. Die Stimmen klingen erstaunlich warm und überhaupt nicht so verzerrt wie man es von Dialogaufnahmen aus dieser Zeit gewohnt ist. Auch Ron Goodwins Musik hat einen überraschend satten Baß und zwar keine überragenden, aber akzeptablen Höhen.

Während auch hier Klirren, Knistern oder andere Verzerrungen überhaupt kein Problem sind, ist lediglich ein etwas stärkeres Grundrauschen zu hören, was aber besser ist als ein übermäßiger Rauschfilter-Einsatz, der den Ton nur unnötig dumpf gemacht hätte. Insgesamt handelt es sich hier trotz des leichten Rauschens um eine erstklassige Reproduktion einer soliden Mono-Tonspur, die zeigt wie gut ein Film aus dieser Zeit klingen kann.


Bonusmaterial

Das Bonusmaterial dieser DVD ist mit denen der anderen drei Discs der Miss Marple-Box identisch und besteht nur aus der Agatha Christie Trailer Gallery, mit einem kleinen Unterschied - von Murder at the Gallop gibt es hier einen zusätzlichen alternativen Trailer:

• Murder She Said (2:37)
• Murder at the Gallop (2:37)
• Murder at the Gallop 2 (2:10)
• Murder Ahoy (1:33)
• Murder Most Foul (2:11)
• Ten Little Indians (2:07)


GOWEBCounter by INLINE GOWEBCounter by INLINE