Pole to Pole - Michael Palin
Cover

7.3.2004 #251

[Update am 24.06.07]
von Guido Bibra

Titel Pole to Pole
Studio BBC / Passepartout Productions / Prominent Television (1992)
Hersteller BBC Home Video EAN 5-014503-122027
DVD-Typ 3x9 (7,52 / 7,34 / 7,35 GB) Bitrate ø 6,82 max. 9,0
Laufzeit 393 Minuten Kapitel 8/Episode
Regionalcode 2/4 (England) Case Scanavo Triple
Fernsehnorm PAL
Bildformat 1.33:1 16:9 nein
Tonspuren Dolby Digital 5.1 Surround Englisch
Untertitel Englisch
Freigabe BBFC PG
Extras • Exclusive Interview with Michael Palin

Die Serie

Nachdem Monty Python, Schauspieler, Schriftsteller und nun auch Globetrotter Michael Palin 1988 auf den Spuren von Jules Verne in achtzig Tagen die Erde umrundete, sollte es eigentlich ein einmaliges Unternehmen sein. Clem Vallance, der Initiator der ersten Reise, hatte nach dem großen Erfolg von Around the World in 80 Days aber bald die Idee für ein neues Projekt, es sollte jedoch noch drei Jahre dauern bis Michael Palin seinen Terminkalender freischaufeln konnte.

Das Konzept der neuen Reise untet dem Titel Full Circle war simpel, stellte aber fast noch größere Anforderungen als die vorherige Weltumrundung: der Weg sollte vom Nord- bis zum Südpol entlang des 30. Breitengrades gehen, dem Weg der am meisten über Land führt. Genauso wie bei Around the World in 80 Days galt die ungeschriebene Regel, daß nach Möglichkeit keine Flugzeuge als Reisemittel verwendet werden sollten - mit kleinen Ausnahmen, denn der Pol ließ sich natürlich nicht anders als auf dem Luftweg erreichen.

Vom Nordpol aus ging die Reise nach Grönland und Spitzbergen, bevor es durch Norwegen und Finnland in die damalige UDSSR in das Gebiet des heutigen Estland ging. Von dort aus reiste Michael Palin in die Ukraine nach Leningrad und Novgorod bis nach Tschernobyl, Kiew und Odessa. Während der Überfahrt über das schwarze Meer in die Türkei erfuhren Palin und seine Crew, daß sie fast von der Geschichte überrollt wurden, als wenige Tage nach ihrer Durchquerung der UDSSR der Augustputsch gegen die Regierung von Michael Gorbatschow stattfand und den Zusammenbruch der Sowjetunion einleitete.

In der Türkei ging die Reise an der Westküste des Landes weiter bis nach Rhodesien, Zypern und schließlich Ägypten, wo sich Palins Wege in Kairo mit seiner vorherigen Reise kreuzten. Statt nach Osten ging es aber nach Süden in den Sudan weiter, wo der 30. Breitengrad etwas vernachlässigt werden mußte, weil eine Reise durch den umkämpften Süden des Lands zu gefährlich gewesen wäre. Auf der Suche nach einer anderen Möglichkeit weiterzureisen, fanden Palin und seine Crew in Khartoum eine Gruppe, die sie auf einem gefährlichen Weg über die Grenze nach Äthiopien brachte.

Während der viel einfacheren Reise durch Äthiopien besuchte Michael Palin die alten und neuen Hauptstädte des Landes und erlebt die Auswirkungen der schwindenden kommunistischen Herrschaft. In Kenia angekommen macht er einen spektakulären Flug in einem Heißluftballon und besucht die Stadt, in der er zehn Jahre zuvor einen Film gedreht hatte. Auf dem weiteren Weg nach Süden besuchte er in Tansania den Ngorongoro-Krater, nahm an einer Safari in der Serengeti Teil und erreichte mit einer langen Zugreise schließlich wieder den 30. Breitengrad.

Mit der Überquerung des gigantischen Tanganyika-Sees erreichte Michael Palin schließlich Sambia, wo er das Shiwa Ngandu-Anwesen besuchte, das im Stil eines britischen Landsitzes gebaut wurde. Bei einer gefährlichen Floßfahrt auf den Victoria-Fällen brach sich Palin zwei Rippen, und danach zog sich ein Mitglied der Filmcrew Malaria zu – trotzdem ging die Reise Richtung Süden nach Zimbabwe weiter, wo das Grab von Cecil Rhodes besucht wurde. Die vorletzte Station sollte Südafrika werden, wo gerade einmal vier Monate zuvor die Apartheid abgeschafft wurde.

In Südafrika angekommen, drohte beinahe das ganze Projekt beinahe zu scheitern, weil das Forschungsschiff, das eigentlich für die Reise in die Antarktis vorgesehen war, keinen Platz für Michael Palin und seine Filmcrew hatte. In Johannesburg wurde noch eine große Goldmine besucht und Palin trifft seine ehemaligen Londoner Nachbarn, während die BBC eine Alternative gefunden hatte, die aber eine Abkehr vom 30. Breitengrad bedeutete: nach einer wohlverdienten Pause konnte der Südpol schließlich über Chile, den südlichsten Zipfel von Südamerika erreicht werden, wodurch die Mission der Reise schließlich doch noch erfüllt werden konnte und so begann, wie sie angefangen hatte: mitten im Eis auf dem Pol.

Im Gegensatz zu Around the World in 80 Days hat sich Michael Palin bei seiner zweiten Reise jede Menge Zeit gelassen und sich so mehr auf die Umgebung als aufs eigentliche Reisen konzentrieren können. Mit ihm unterwegs war wieder die eingespielte Crew um Produzent Clem Vallance, Regisseur Roger Mills und Kameramann Nigel Meakin, die die oft abenteuerliche Reise auf eine bemerkenswerte Art dokumentierten. Zusammen mit Michael Palins oft hintergründig humorvollen, aber auch ernsten Kommentaren und der ohrwurmverdächtigen Musik von Paddy Kingsland schließt sich Pole to Pole seinem Vorgänger mit dem bekannten lockeren und unterhaltsamen Stil an, ohne dabei an Niveau zu verlieren.

Die DVD

Als 2003 Michael Palins neue Reisedokumentation Sahara nicht nur auf Video, sondern auch gleich als DVD erschien, wurden auch gleich seine anderen Dokumentationen als DVDs angekündigt. Pole to Pole erschien im Februar 2003 und bot als Bonusmaterial zwar nur wieder ein Interview mit Michael Palin, aber alleine die gegenüber den früheren VHS-Kassetten und Fernsehausstrahlungen bessere Bildqualität machen diese DVDs sehr interessant.

Der Preis von etwa 20 Euro für drei DVDs mit mehr als sechseinhalb Stunden Laufzeit ist vergleichsweise günstig, allerdings muß man auf eine deutsche Fassung verzichten, da es sich hier um eine rein englische DVD handelt und noch keine deutsche Veröffentlichung in Sicht ist. Angesichts der guten sprachlichen Verständlichkeit dürfte das für die meisten, die sich für Michael Palins Dokumentationen interessieren, kein Problem sein. Wie die anderen DVDs der Reihe ist auch diese trotz ein paar altersbedingten technischen Einschränkungen vorbehaltlos zu empfehlen.

Weitere Reisedokumentationen mit Michael Palin:
Around the World in 80 Days | Full Circle | Sahara | Himalaya

Bild

Genauso wie Around the World in 80 Days wurde auch Pole to Pole mit robusten 16mm-Kameras gedreht, die auch unter den unwirtlichsten Bedingungen noch funktionieren. Der Nachteil des Formats ist die gegenüber 35mm-Film höhere Körnigkeit und die geringere Schärfe, weshalb man bei dieser DVD keine allzu grossen Ansprüche an die Bildqualität stellen sollte.

Für die Pole to Pole-DVD wurde kein neuer Transfer des Filmmaterials gemacht, sondern wieder das Broadcast-Master verwendet, das leider nicht ganz an die Qualität des Vorgängers herankommt. Fast immer erscheint das Bild sehr matschig, vermutlich hat man bei der digitalen Nachbearbeitung versucht die Körnigkeit des Filmmaterials mit einem Rauschfilter einzudämmen. Das ging hauptsächlich zu Lasten der Schärfe, die bei Nahaufnahmen noch akzeptabel ist, aber bei weiten Einstellungen eine Menge Details verschluckt und sogar für 16mm-Material sehr enttäuschend ist.

Sehr gut behaupten können sich dagegen allerdings die Farben, die kaum rauschen und nur ein wenig durch den starken Filtereinsatz verschmieren. Das Filmmaterial selbst ist weitgehend sauber, nur ganz selten sind einzelne Verschmutzungen sichtbar. Die relativ hohe Bitrate sorgt dafür, daß das schwierige Quellmaterial nicht noch weiter von der Kompression beeinträchtigt wird. Trotz aller Probleme sieht Full Circle auf diesen DVDs viel besser aus als ihre VHS-Vorgänger und geben die wundervolle Kameraarbeit ausgezeichnet wieder.

Ton

Die Tonspur wurde in ihrem Originalzustand, einem gutklingenden Mono-Mix belassen. Über die simple Mono-Abmischung sollte man sich keine Gedanken machen und sich besser über den warmen, angenehmen Klang der Tonspur freuen, der schnell vergessen lässt daß man den Sound nur aus einem Lautsprecher zu hören bekommt. Michael Palins Voiceover und der "On Location" aufgenommene Ton haben eine hervorragende Präsenz, ohne dabei nur im geringsten künstlich zu wirken - die sprachliche Verständlichkeit ist optimal. Auch der Klang der musikalischen Begleitung läßt kaum etwas zu wünschen übrig, obwohl es natürlich schön gewesen wäre die nie als CD veröffentlichte Score von Paddy Kingsland in Stereo zu hören.

Bonusmaterial

Das einzige Extra befindet sich auf der dritten DVD - ein dreißigminütiges Interview mit Michael Palin, das genauso wie bei Around the World in 80 Days ein interessanter rückblickender Kommentar auf seine zweite Reise und deren ungewöhnliche Begleitumstände war. Trotz der kurzen Laufzeit enthält dieses Interview eine ganze Menge an interessanten Informationen und Anekdoten.

Mehr Bonusmaterial gibt es hier leider nicht, trotz der Hoffnung daß noch Outtakes oder anderes übriggebliebenes Filmmaterial vorhanden sind. Entweder konnte das Material nicht mehr gefunden werden, oder die BBC hat sich dagegen entschlossen es nicht zu veröffentlichen - schade ist es schon, aber bei einer so langen Dokumentation ist das Hauptprogramm eigentlich auch gleich das Bonusmaterial.

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