The Prisoner
Cover

26.11.2006 #403

von Guido Bibra

Titel The Prisoner (Nummer 6)
Studio ITV / Everyman Films (1967-1968)
Hersteller Koch Media (2006) EAN 4-020628-989668
DVD-Typ 7x9 (7,43/7,46/7,30/7,48/7,30/6,00/6,75 GB) Bitrate ø 6,5 max. 9,0
Laufzeit 17x48 Minuten Kapitel 8/Episode
Regionalcode 2 (Deutschland) Case Custom-Digipack
Fernsehnorm PAL
Bildformat 1.33:1 16:9 nein
Tonspuren Dolby Digital 2.0 Mono 192 kbit/s Englisch, Deutsch
Untertitel Deutsch
Freigabe FSK 12
Extras • 36-seitiges Booklet
• Alternative Versionen von "Die Ankunft" und "Die Glocken von Big Ben"
• Trailer zu jeder Episode
• Interview mit Bernard Williams
• Featurette "For the Love of: Fans of the Prisoner"
• Textless Intro und Outtro
• Deutscher Vorspann
• Werbe-Bumpers
• Bildergalerie mit Motiven von den Dreharbeiten

Der Film

Ein englischer Geheimagent will nicht mehr im Dienste ihrer Majestät stehen und kündigt entnervt seinen Job. Aus seinem geplanten Entspannungsurlaub wird aber nichts, da er in seiner Wohnung betäubt, entführt und sich an einem seltsamen Ort wiederfindet - einem kleinen Dorf im Niemandsland, dessen Bewohner keine Namen, sondern nur Nummern haben und von einer unbekannten Macht festgehalten werden. Der ehemalige Agent wird zu Nummer Sechs, will sich aber nicht der geheimnisvollen Obrigkeit unterwerfen, die herausfinden will warum er gekündigt hat....

 


The Prisoner ist eins der fazinierensten Stücke britischer Fernsehgeschichte, die je entstanden sind - nicht bei der ehrenwerten BBC, sondern beim Privatsender ITV, wo unter der Schirmherrschaft von Lew Grade in den sechziger und siebziger Jahren zahlreiche heute legendäre Fernsehserien entstanden. ITV war immer offen für neue Ideen, und so wurde ITV nicht nur in England, sondern auf der ganzen Welt bekannt für exzellente Fernsehunterhaltung.

Secret Agent Man

Als James Bond noch ein Traum in den Köpfen von Harry Saltzman und Albert R. Broccoli war, wurde auf den englischen Fernsehbildschirmen schon heftig spioniert: Danger Man John Drake war die erste große Fernsehrolle des britisch-irischen Schauspielers Patrick McGoohan, der 1960 und 1961 in 39 halbstündigen Episoden den Schurken das Fürchten lehrte. Die von ITV-Serienmacher Ralph Smart erdachten Episoden waren in Schwarzweiß gedreht worden und besonders in England und Europa ein großer Erfolg - aber in den USA, dem eigentlichen Zielpublikum, war das Interesse so gering, daß die Serie nach der ersten Staffel eingestellt wurde.

Patrick McGoohan, der Anfang der fünfziger Jahre mit kleinen Bühnenrollen angefangen hatte, wurde durch Danger Man zu einem sehr gefragten Schauspieler, der allerdings sehr wählerisch war - 1961 lehnte er sogar die Rolle des James Bond ab, weil er den Charakter für zu unmoralisch hielt. Als die Agentenfilm-Welle richtig losging, konnte ITV Danger Man aber endlich auch in den USA erfolgreich vermarkten, was 1964 dazu führte daß doch noch neue Episoden produziert wurden - diesmal in einem erweiterten, dreiviertelstündigen Format, das mehr Raum für Charakterentwicklung und anspruchsvollere Geschichten bot.

In den USA liefen die neuen Staffeln von Danger Man unter dem Titel Secret Agent mit einem neuen Titelsong von Johnny Rivers, der schnell zu einem großen Hit wurde. Die Serie entwickelte sich zu einem großen Erfolg und das Ende kam nicht aus Mangel an Interesse, sondern weil Hauptdarsteller und inzwischen Mitautor Patrick McGoohan genug von Danger Man hatte und etwas völlig neues ausprobieren wollte.

Der Aussteiger

Als im April 1966 die letzte Episode der dritten Staffel von Danger Man in England ausgestrahlt wurde, waren neue Episoden schon in Vorbereitung. Patrick McGoohan hatte jedoch ganz andere Pläne und kündigte nach nur zwei abgedrehten Folgen an, Danger Man zu verlassen um sich einem ganz neuen Projekt zuzuwenden. Zusammen mit seinem Autoren-Kollegen George Markstein hatte McGoohan einen Quasi-Nachfolger namens The Prisoner entwickelt. Das neue Konzept präsentierten sie dem ITV-Chef Lew Grade, der von der Idee begeistert war.

Inzwischen war Patrick McGoohan einer der einflußreichsten und bestbezahltesten britischen Fernsehstars und konnte es sich leisten sogar seine eigene Serie zu canceln - so etwas hatte es bisher noch nicht gegeben, aber Lew Grade hatte Vertrauen zu McGoohan und ließ auch das unplanmäßige Ende von Danger Man zu. Die zwei bereits produzierten Episoden der vierten Staffel - die ersten in Farbe - wurden ins Archiv verbannt und vorerst noch nicht gesendet. Damit hatte Patrick McGoohan die Hände frei um sich seinem neuen Projekt zu widmen, das seine ganze Aufmerksamkeit erfordern würde.

Ein besonderer Drehort

Lange bevor The Prisoner überhaupt als Idee existierte, hatte Patrick McGoohan schon einen faszinierenden Drehort entdeckt: Portmeirion, ein kleines Feriendorf an der Küste von Wales, das seit 1925 von dem britischen Architekten Clough Williams-Ellis gebaut wurde, der eine fast surreale Miniatur-Architektur mit einem ganz besonderen mediterranem Stil aus teils vorhandenen und teils selbst konstruierten Bauwerken schuf. Die Anlage wurde schon immer als Hotel betrieben und kam auch gelegentlich wegen der ungewöhnlichen Architektur als Drehort zum Einsatz - unter anderem auch 1960 für eine Episode von Danger Man.

Mit beeindruckenden Aufnahmen von Portmeirion und einem groben Konzept der Serie gelang es Patrick McGoohan Lew Grade zu überzeugen, der ein ordentliches Budget von 75000 Pfund pro Episode bereitstellte und McGoohan völlig freie Hand ließ. Produziert wurde The Prisoner nicht direkt von ITV, sondern von McGoohans eigener Firma Everyman Films, die er zusammen mit seinem alten Bekannten David Tomblin gegründet hatte, der zusammen mit George Markstein mit zu den kreativen Begründern der Serie gehörte.

Spionage und Science Fiction

Die Idee zu The Prisoner entstand schon Jahre zuvor, als George Markstein während seiner journalistischen Tätigkeit im zweiten Weltkrieg auf mysteriöse Einrichtungen stieß, in denen ausgediente Geheimagenten untergebracht waren. Die hypothetische Frage, was mit Agenten passiert wenn sie ihren Dienst quittieren, wurde damit zur Basis von der Serie, aber über einen üblichen Spionagethriller sollten die Geschichten dann doch weit hinausgehen. Besonders Patrick McGoohan hatte weitreichende Fantasy- und Science-Fiction-Elemente im Sinn, die aber nicht so ohne weiteres in die Geschichten hineingestopft wurden, sondern immer einen besonderen Hintergrund hatten.

So hatte Patrick McGoohan trotz der scheinbar anspruchslosen Basis überraschend intelligente und tiefgründige Ideen, die von einfacher Satire über gesellschaftliche Kritik bis zu politischen Statements reichten, die zwar gut kaschiert waren, aber für den aufmerksamen Zuschauer nicht verborgen bleiben sollten. Damit war The Prisoner weit entfernt von der damals üblichen Fernsehunterhaltung, allerdings wurde darauf geachtet daß die Stories immer auf zwei Ebenen funktionierten und damit auch dem ganz normalen Fernsehzuschauer zugänglich sein sollten.

Geschrieben wurden die ersten Episoden von Patrick McGoohan selbst, George Markstein, David Tomblin und einem Team von frischen und unverbrauchten Autoren, die McGoohans Ideen mit viel Phantasie perfekt umsetzen konnten. Als die Dreharbeiten im Herbst 1966 begannen, waren jedoch erst die Scripts von vier Episoden fertig, der Rest entstand erst im Laufe der Produktion. Inszeniert wurden die Episoden von langjährig erfahrenen Regisseuren von ITV, darunter auch David Tomblin und Don Chaffey, die schon früher oft Danger Man-Episoden gedreht hatten. Allerdings griff Patrick McGoohan bei ihm fremden Regisseuren gerne mit ein und übernahm bei späteren Episoden auch gerne einmal selbst die Regie.

Corporate Identity

Ein großer Teil des Budgets floß unter anderem in die teils sehr aufwendige Ausstattung. Viele Außenaufnahmen entstanden natürlich in Portmeirion, wo nur ganz wenige Anpassungen gemacht wurden und ansonsten das ganz besondere Aussehen des Feriendorfs ausgenutzt wurde. Lediglich einige Schilder mit einer unverwechselbaren Schriftart in altmodischem Design wurden aufgestellt, ansonsten konnte man Portmeirion einfach so wirken lassen wie es war. Fast alle Innenaufnahmen wurden jedoch in den MGM-Studios in Borehamwood gedreht, wo die aufwendig gestalteten Sets aufgebaut wurden. Darunter waren nicht nur die privaten Wohnräume der Dorfbewohner, sondern auch die Kommandozentrale und andere futuristische Sets, die auf den Spuren von Ken Adams wandelten und den Designs der James-Bond-Filme nicht unähnlich waren.

Es waren aber nicht nur die Kulissen, die als besondere Markenzeichen von The Prisoner auffielen, sondern auch die phantasievollen Kostüme und Requisiten. Während Nummer 6 meist sehr schlicht gekleidet ist und lediglich ein dunkles Jackett mit einem charakteristischen hellen Streifen am Revers trägt, sind die meisten anderen Dorfbewohner oft sehr farbenfroh und phantasievoll gekleidet. Mit zur Grundausstattung jedes Bewohners gehört die Plakette mit der jeweiligen Nummer und dem Pennyfarthing-Logo, das als Inbegriff der viktorianischen Ära verwendet wurde und den Gegensatz zwischen der futuristischen und altmodischen Seite des Dorfs deutlich machen sollte.

Nummer Sechs und seine Aufpasser

Genauso wie der Drehort Portmeirion bis zum Ende der Serie geheimgehalten wurde, wurde auch die Identität des Hauptcharakters nicht genau definiert. Mit Hintergrundinformationen wurde der Zuschauer nur sehr spärlich versorgt: lediglich in der völlig dialogfreien Titelsequenz wird bruchstückhaft die Vorgeschichte des namenlosen Protagonisten erzählt. Dieser Verteidigt zwar seine Individualität, aber sein wahrer Name wird nie genannt und er wird, wie alle anderen Dorfbewohner auch, immer nur mit seiner Nummer angesprochen.

Ein genauso großes Mysterium bleibt, wer das seltsame Freiluft-Gefängnis unter Kontrolle hat. Die Suche nach der unsichtbaren Nummer 1 und die ständig wechselnde Nummer 2 sind in vielen Episoden Bestandteile der Geschichten, deren Hintergründe fast immer die Flucht aus dem Dorf, der Widerstand gegen die "Gefängniswärter" und das Geheimnis um die Kündigung von Nummer Sechs sind, ohne dabei immer komplett im Vordergrund zu stehen. Auch psychologische Folter, Gehirnwäsche und andere Experimente muß Nummer 6 über sich ergehen lassen, aber es werden auch einige nicht ganz so drastische Themen verwendet, die manchmal sogar mit etwas wohldosiertem sarkastischen Humor verknüpft wurden.

Fragen nicht zu beantworten ist die Spezialität von The Prisoner und war auch die volle Absicht von Patrick McGoohan, der es liebte seine Zuschauer nach den Jahren relativ konventioneller Unterhaltung in Danger Man kräftig zu verwirren. Die Handlung wird fast immer aus der Sicht von Nummer 6 gezeigt, so daß der Zuschauer oft genauso wenig wie der Protagonist erfährt. Fast jede der Episoden bietet eine Menge Raum für Interpretationen - viele der Geschichten finden auf einer symbolischen oder allegorischen Ebene statt. Was wirklich real sein soll und was nicht ist besonders in den Stories gegen Ende der Serie oft gar nicht genau ersichtlich.

Differenzen und Probleme

Ursprünglich wollte Patrick McGoohan lediglich sieben Episoden drehen, ITV bestand aber auf 26 Stück. Als die Dreharbeiten begannen, hatte man sich darauf geeinigt mindestens eine zweistellige Anzahl von Episoden zu produzieren, von denen bis zur geplanten Produktionspause im April 1967 schon 13 Folgen fertig waren. Inzwischen hatte Patrick McGoohan ein Angebot aus Hollywood bekommen, das er nicht ablehnen konnte: er spielte eine der Hauptrollen in John Sturges Kriegsspionage-Thriller Ice Station Zebra neben Rock Hudson und Ernest Borgnine.

Während Patrick McGoohan in den USA war, wandte sich einer seiner besten Freunde und Mitarbeiter von ihm ab: George Markstein verließ das Prisoner-Team, weil er McGoohans ständige Einmischungen und Kontrolle satt hatte - aus der ursprünglichen Teamarbeit war im Laufe der Dreharbeiten eine regelrechte Ein-Mann-Show geworden. Markstein hatte die Aufgabe die Entstehung der Drehbücher zu koordinieren, und nachdem dieser wichtige Posten unbesetzt war, drohten den verbliebenen Autoren die Ideen auszugehen.

Die Beinahe-Demontage

Lew Grade begann inzwischen an Patrick McGoohan zu zweifeln, besonders nachdem dieser dem Senderchef eröffnet hatte, daß er noch gar keine Idee hatte wie er die Serie zum Abschluß bringen würde. Außerdem hatten die dreizehn schon gedrehten Episoden schon viel mehr gekostet als ursprünglich geplant war, so daß ein Kompromiß gefunden werden mußte. McGoohan und Grade einigten sich darauf, daß nur noch vier weitere Episoden produziert werden sollen, denn insgesamt siebzehn Stück waren genug um die Serie auch ins Ausland, besonders in die USA, verkaufen zu können.

Als im August 1967 die Arbeit an The Prisoner weitergehen sollte, war Patrick McGoohan jedoch noch in Amerika mit Ice Station Zebra beschäftigt, aber die Dreharbeiten in England mußten wegen der festgesetzten Sendetermine unbedingt weitergehen. Um keine Zeit zu verschwenden wurde eine Episode ausgedacht, in dem das Bewußtsein von Nummer 6 in einen anderen Körper transportiert wurde und so Patrick McGoohan als Darsteller nur in einigen kurzen Szenen auftreten mußte, die auch später gedreht werden konnten.

Die Zeit war knapp, denn im September gingen schon die ersten Episoden auf Sendung und im Februar 1968 sollte bereits die letzte Episode ausgestrahlt werden. Ein weiteres Problem war, daß alle guten Ideen praktisch aufgebraucht waren und neben George Markstein auch noch viele andere desillusioniert das Team verlassen hatten. Die restlichen Episoden wurden hauptsächlich von Patrick McGoohan und David Tomblin geschrieben und inszeniert, wobei McGoohan das Drehbuch der letzten Folge erst wenige Tage vor Beginn der Dreharbeiten fertiggestellt hatte.

Ein Ende mit Schrecken

Es wurde einer der merkwürdigsten und ungewöhnlichsten Serienabschlüsse der englischen Fernsehgeschichte, von der viele Zuschauer enttäuscht waren weil Patrick McGoohan viele Antworten schuldig blieb und statt einer glatten Auflösung eine sehr surreale und überhaupt nicht eindeutige Geschichte inszeniert hatte. Die Empörung ging so weit, daß Patrick McGoohan sich mit seiner Familie ins Ausland absetzen mußte, um vor den tobenden Fans nicht überrant zu werden. Trotzdem war er von der heftigen Reaktion zuerst begeistert, denn es war ihm unzweifelhaft gelungen mit The Prisoner eine Menge Aufmerksamkeit zu erregen.

Obwohl die Serie bei der britischen Erstausstrahlung eine Menge Zuschauer gewinnen konnte und auch in den USA relativ erfolgreich war, blieb der finanzielle Erfolg für Patrick McGoohan saus, der wegen des stark überzogenen Budgets auf einem großen Teil der Produktionskosten sitzen blieb und seine Produktionsfirma Everyman Films schließen mußte. Für viele in der Film- und Fernsehbranche war The Prisoner der Beweis, daß McGoohan ein schwieriger Mensch war, mit dem man nur schlecht zusammenarbeiten konnte. Für ihn blieb sein Traumprojekt auch deswegen eine zwiespältige Errungenschaft, über die er später nicht sehr gerne sprach.

Wer ist Nummer 6?

Die Identität von Nummer 6 bleibt bis heute Gegenstand von heftigen Diskussionen, obwohl es für den Inhalt der Serie eigentlich keine wirkliche Relevanz hat. Patrick McGoohan hat trotz der Ähnlichkeit seines Charakters zur Vorgängerserie Danger Man immer vehement verneint, daß Nummer 6 John Drake ist, was anscheinend nicht nur ein künstlerischer Tick ist: es war nicht Patrick McGoohan selbst, der John Drake erschaffen hatte, sondern Ralph Smart. Wenn der Charakter in The Prisoner namentlich erwähnt worden wäre, hätten wohl Lizenzgebühren an den Erschaffer gezahlt werden müssen.

George Markstein, der sich später mit Patrick McGoohan überworfen hatte, aber dennoch maßgeblich an der Entstehung von The Prisoner beteiligt war, behauptet jedoch genau das Gegenteil: Nummer 6 sollte immer John Drake gewesen sein. Letztendlich bleibt es der Phantasie des Zuschauers überlassen, aber die Ähnlichkeiten zwischen Nummer 6 und John Drake sind so groß daß man eigentlich nur zu dem logischen Schluß kommen kann, daß es sich um die gleiche Person handelt.

Mit Geduld macht man Klassiker

1969 wurde The Prisoner unter dem Titel Nummer 6 auch im deutschen Fernsehen gezeigt, aber das ZDF hatte nur 13 der 17 Episoden gekauft und den Rest aus nicht genau nachvollziehbaren Gründen weggelassen. Durch die sehr akkurate Eindeutschung, die im Gegensatz zu den Blödel-Synchros von The Persuaders oder Star Trek keinen zusätzlichen Humor hineinbrachte und die Texte sehr sorgfältig übersetzte, gelang es der Serie auch in Deutschland einige interessierte Zuschauer anzulocken. Weitere deutsche TV-Ausstrahlungen konnte man jedoch an einer Hand abzählen, die letzte Sendung im Free-TV liegt sogar mehr als zehn Jahre zurück.

In England erlebte The Prisoner durch zahlreiche Wiederholungen in den siebziger und achtziger Jahren ein großes Comeback, wodurch die Fangemeinde sich massiv vergrößerte - was auch daran lag, daß die Serie ihrer Zeit weit voraus war und mit der außergewöhnlichen Mischung aus Spionage-Thriller, Fantasy und Science Fiction erst Lange nach der Entstehung richtig von den Zuschauern angenommen wurde. The Prisoner ist erstaunlich gut gealtert, da kaum typische sechziger-Jahre-Klischees verwendet wurden und die Geschichten auch heutzutage immer noch hochaktuell sind. So hat The Prisoner zweifellos den Status eines echten Fernsehklassikers, ohne jedoch an den typischen Alterserscheinungen zu leiden.

Die Episoden

In England wurde The Prisoner erstmalig vom 29. September 1967 bis zum 2. Februar 1968 bei ITV ausgestrahlt. Die deutsche Erstausstahlung erfolgte im ZDF vom 16. August 1969 bis zum 25. April 1970 in unregelmäßigen Abständen. Eine definitive Episoden-Reihenfolge gibt es nicht, jedoch wird die Reihenfolge der ersten ITV-Ausstrahlung im allgemeinen als Standard angenommen.

1. Arrival (Die Ankunft)
2. The Chimes of Big Ben (Die Glocken von Big Ben)
3. A, B and C (A, B und C)
4. Free for All (-)
5. The Schizoid Man (-)
6. The General (Der General)
7. Many Happy Returns (Herzlichen Glückwunsch)
8. Dance of the Dead (Die Anklage)
9. Checkmate (Schachmatt)
10. Hammer Into Anvil (Hammer oder Amboss)
11. It's Your Funeral (Das Amtssiegel)
12. A Change of Mind (-)
13. Do Not Forsake Me Oh My Darling (2:2=2)
14. Living in Harmony (-)
15. The Girl Who Was Death (3-2-1-0)
16. Once Upon a Time (Pas des Deux)
17. Fall Out (Demaskierung)

Die DVD

Obwohl The Prisoner in Deutschland keinen sehr hohen Bekannheitsgrad besitzt, hat es Koch Media gewagt, die Serie nun auch hierzulande als DVD zu veröffentlichen - erstmals in kompletter Form auch mit den Episoden, die in Deutschland vorher noch nie zu sehen waren. Wie schon bei anderen von Koch Media veröffentlichten englischen Fernsehserien kamen auch hier die Lizenzen wieder von Granada Ventures, wodurch auf die restaurierten Bild- und Tonmaster der englischen DVD-Veröffentlichung zugegriffen werden konnte.

Koch Media und die DVD-Schmiede Unexpected haben sich alle Mühe gegeben, die deutsche Veröffentlichung von The Prisoner so optimal zu möglich zu machen - die Bildqualität ist nicht ganz perfekt, was aber auch den englischen Granada-DVDs entspricht, aber es ist selbstverständlich neben der deutschen Synchronfassung auch die Originalversion in bester Qualität dabei - die nie auf Deutsch gesendeten Episoden sind im Original mit abschaltbaren deutschen Untertiteln zu sehen. Auch einige Extras sind dabei, allerdings mußte Koch Media wegen rechtlichen Problemen die ursprünglich angekündigte Dokumentation leider weglassen - damit hat die deutsche Ausgabe der The Prisoner-DVDs aber auch nicht mehr Bonusmaterial als die englischen oder amerikanischen Versionen.

Die Verpackung besteht aus einem sehr stabilen, laminierten Digipack auf dem jeweils zwei DVDs übereinander liegen, die siebte DVD hat ein Tray für sich alleine. In einer Tasche steckt außerdem das 30-seitige Booklet mit einer detailreichen Einleitung und einem ausführlichen Episoden-Guide. Das Design der Box ist hervorragend gelungen und trifft die Atmosphäre von The Prisoner haargenau. Man bekommt hier nicht nur ein DVD-Set mit ausgezeichnetem Inhalt, sondern auch einem entsprechenden Äußeren, das sich wirklich sehen lassen kann.

Mit einem Preis von ca. 50 Euro bei der Erstveröffentlichung ist das 7-Disc-Set auch nicht allzu teuer, über das Preis-Leistungsverhältnis kann man sich wirklich nicht beschweren. Koch Media hat es geschafft ein einzigartiges Stück Fernsehgeschichte in einer mehr als angemessenen Form in Deutschland zu veröffentlichen, das in keiner DVD-Sammlung fehlen sollte.

Cover

Bild

Koch Media hat für die deutsche DVD-Veröffentlichung von The Prisoner das restaurierte Bildmaster von Granada aus England bekommen können, das gegenüber den früheren TV-Ausstrahlungen und Videos eine ganz ausgezeichnete Qualität hat, aber bei genauerer Betrachtung auch nicht ganz problemfrei ist.

The Prisoner wurde auf 35mm-Filmmaterial gedreht, aber der Transfer der für diese DVDs verwendet wurde macht trotz der Restaurationsbemühungen den Eindruck als wäre anstatt einer Neuabtastung der Filmvorlagen ein Videomaster aufbereitet worden. Auffällig ist vor allem die niedrige Schärfe, die sogar für 16mm-Material nicht besonders gut wäre und bei nicht nur bei genauer Betrachtung das Bild sehr schwammig erscheinen läßt - von filmähnlichen Aussehen ist leider kaum etwas übriggeblieben. Allerdings handelt es sich um ein ordentliches progressives Master, das ohne Geisterbilder oder ähnliches mit 25 Vollbildern pro Sekunde läuft.

Die schlechte Schärfe wurde anscheinend nicht nur durch den Einsatz eines Videomasters, sondern auch durch eine extrem starke Filterung verursacht. Die Filmkörnigkeit wurde mit sehr agressiven Mitteln vollständig entfernt, wobei leider einige Artefakte entstanden sind - gelegentlich schwimmen einzelne Bildteile umher und bei schnellen Schwenks sind deutliche Nachzieheffekte sichtbar. Typische Video-Artefakte sind dagegen kaum zu sehen, aber ab und zu ist ein leichtes Zeilenflimmern sichtbar und bei genauem Hinschauen kann man an farbigen Kanten manchmal sogar Reste von Composite-Kantenkräuseln entdecken.

Fairerweise muß man aber auch sagen, daß diese schlechten Eigenschaften des Transfers durch die gute Nachbearbeitung wieder wettgemacht werden. Die Filmvorlagen sind nicht immer ganz sauber, aber die wenigen Verschmutzungen die noch sichtbar sind fallen kaum auf - im Gegensatz zu den massiv verkratzten und verfusselten früheren Versionen sind diese neuen Fassungen jedoch geradezu blitzblank. Der Bildstand ist manchmal etwas unruhig und gelegentlich macht sich ein minimales Flattern im Bild bemerkbar, was aber vor der Bearbeitung noch viel schlimmer gewesen sein muß und sich nicht wirklich störend bemerkbar macht.

Richtige Augenöffner sind dagegen die Farben, die die Serie erstmals in ganz neuem Glanz erstrahlen lassen. Alte Abtastungen versanken in einem grau-braun-grünlichem Matsch, der hier nun brillianten, strahlenden Farben gewichen ist, die sehr natürlich wirken und die oft farbenfrohe Gestaltung der Serie hervorragend wiedergeben. Ganz selten sieht man noch Anflüge von verblaßtem Filmmaterial, aber insgesamt ist das Farbtiming sehr konsistent und paßt zu den typischen 60er-Jahre-Technicolor-Farben.

Trotz der kleinen Probleme kann man mit der Bildqualität doch sehr zufrieden sein, besonders wenn man den riesigen Unterschied zu den früheren Videos und Fernsehausstrahlungen bedenkt. Es ist zwar schade, daß die Bildqualität einen gewissen Video-Look hat, aber die Restaurations-Bemühungs haben es geschafft aus dem Material das allerbeste zu machen.

Ton

Genauso wie die Bildqualität zeigen auch die Tonspuren einige altersbedingte Einschränkungen, die sich aber auch in Grenzen halten und für eine Fernsehserie aus dieser Zeit ganz normal sind. Auf einen gewaltsamen Mehrkanal-Mix wurde verzichtet und stattdessen die ursprünglichen Mono-Abmischungen restauriert, was erstaunlicherweise nicht nur bei der englischen, sondern auch bei der deutschen Fassung sehr gut gelungen ist.

Der Klang der englische Originalfassung macht einen sehr soliden Eindruck - zwar sind Frequenzgang und Dynamik natürlich nicht auf Kinofilm-Niveau, aber dennoch für eine vierzig Jahre alte Fernsehserie mehr als akzeptabel. Rauschen, Knistern, Klirren oder Verzerrungen sind hier ein Fremdwort - besonders die Musik klingt überraschend gut und hat zwar keine überragenden Höhen, aber einen sehr ordentlichen Baß. Auch die Dialoge hören sich erstaunlich gut an und haben nur wenig von dem typischen blechernen 60er-Jahre-Klang. Insgesamt ist die Tonspur sehr lebendig und läßt ihr Alter kaum erkennen.

Auch die deutsche Synchronfassung hört sich qualitativ nicht schlecht an, aber da es sich um einen völlig anderen Mix handelt ist auch der allgemeine Klang völlig anders. Die Musik im Vor- und Abspann wurde von der englischen Tonspur übernommen, aber die restliche Musik ist fast immer viel leiser abgemischt worden. Die Stimmen hören sich sehr klar und deutlich an, haben aber eine heftige Tonstudio-Atmosphäre, bei der viele Hintergrundgeräusche fehlen und die deutsche Fassung damit zu einer sehr sterilen Sache machen.

Wie bei vielen Deutschland-exklusiven Veröffentlichungen werden auch hier nur deutsche Untertitel mitgeliefert, allerdings handelt es sich nicht um "Dubtitles", sondern um Übersetzungen der englischen Tonspur - die jedoch stellenweise etwas eigenwillig geraten sind.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial wurde komplett auf eine separate DVD ausgelagert, da es von der Laufzeit her einen recht großen Umfang hat. Eine richtige Dokumentation wird jedoch nicht geboten, da die ursprünglich eingeplante Doku „Six Into One – The Prisoner File“ nicht verwendet werden konnte, da Patrick McGoohan einer Veröffentlichung nicht zugestimmt hatte – dafür hat Koch Media allerdings die meisten Extras von den englischen und amerikanischen DVDs bekommen können. Das Menüdesign ist erstklassig, und hält sich mit übertriebenen Effekten und Animationen angenehm zurück ohne langweilig oder statisch zu wirken.

Als erstes Extra muß man unbedingt das 36-seitige Booklet erwähnen, das nicht nur einen Episodenführer mit detailreichen Informationen zu jeder Folge beherbergt, sondern auch eine ausführliche Einleitung von Serien-Kenner Uwe Huber. In einer Zeit, in der sogar die meisten Major-Studios sehr knauserig mit Print-Beilagen von DVDs sind, ist so ein liebevoll geschriebenes und gestaltetes Booklet eine willkommene Sache.

Die Alternativen Version von Die Ankunft (50:43) und Die Glocken von Big Ben (50:39) sind die Frühversionen der ersten beiden Episoden, die nur noch in sehr schlechter Qualität existieren und nur geringe Unterschiede zu den fertigen Versionen aufweisen, aber dennoch sehr interessant sind, weil sie zeigen wie man mit ein paar kleinen Änderungen enorme Verbesserungen erreichen kann. Die Unterschiede bestehen im wesentlichen aus ein paar zusätzlichen Szenen und der anderen Titelmusik - dies hätte man vielleicht auch mit Hilfe von Seamless Branching in die fertigen Episoden integrieren

Das Bernard Williams Interview ist eigentlich ein Featurette namens The Prisoner - Behind the Scenes with Bernie Williams (25:52) von der amerikanischen A&E-DVD. In der ganz knappen halben Stunde schafft es der Produktionsmanager eine ganze Menge zu erzählen, wodurch der Informationsgehalt überraschend hoch ist und auch für Insider sehr interessant sein dürfte. Von lustigen Anekdoten bis zu interessanten Details von den Dreharbeiten kommt eine ganze Menge zur Sprache und gibt einen großzügigen Einblick in die Entstehung der Serie.

For the Love of... Fans of the Prisoner (6:24) ist ein kleines, humorvolles Featurette über das Prisoner-Phänomen und die Fans der Serie - es kommen unter anderem auch ein Sammler zu Wort, der in Portmeirion einen Laden mit Merchandize-Artikeln eröffnet hat. Man bekommt hier ein paar Aufnahmen aus Portmeirion zu sehen, allerdings sollte man von diesem Featurette abstand halten wenn man die letzte Episode noch nicht kennt, da eine wichtige Schlüsselszene gezeigt wird und die Überraschung vorwegnimmt.

Internationaler Aktenschrank (1:47) enthält die kurzen Inserts, die für den Vorspann in verschiedenen Sprachen gedreht wurden.

Die Episoden-Trailer sind für alle siebzehn Folgen mit jeweils etwa einer Minute Laufzeit und einigermaßen solider Bild- und Tonqualität zu sehen.

Das Textless Intro & Outtro 4:00 enthält den Vor- und Abspann in sehr guter Qualität ohne die Schriftüberlagerungen - offenbar ein nettes Überbleibsel von den Restaurationsarbeiten.

Der Deutsche Vorspann (2:08) wurde auch nicht vergessen, ist aber nur in einer sehr schlechten Bildqualität zu sehen - so hätte die Serie aussehen können, wenn sich Koch Media nicht um die restaurierten Bildmaster bemüht hätte. Bemerkenswert ist, daß es sich um die längere Variante des Vorspanns handelt, die in der englischen Version der Serie nur in der ersten Folge verwendet wurde.

Die Werbe-Bumpers (0:14) wurden bei der britischen TV-Ausstrahlung am Anfang und Ende jedes Werbeblocks eingesetzt, um nicht allzu abrupt in die Werbung überzugehen - eine Praxis, die sich die heutigen Privatsender ruhig mal wieder anschauen sollten.

Die Bildergalerie ist mit 70 Fotos erstaunlich gut bestückt, wobei es sich nicht nur um simple Screenshots aus der Serie handelt, sondern um richtige Produktionsfotografien von den Dreharbeiten und einigem Promotionmaterial.

In den DVD-Credits ist zu lesen, wer an dieser Veröffentlichung mitgearbeitet hat.








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