The Producers
Cover

10.07.2006 #387

Titel The Producers
Studio Universal Pictures / Columbia Pictures / Brooksfilms (2005)
Hersteller Universal Home Video (2006)
DVD-Typ 9 (7,81 GB) Bitrate ø 5,95 max. 9,0
Laufzeit 134:12 Minuten Kapitel 20
Regionalcode 1 (USA/Kanada) Case Amaray I
Fernsehnorm NTSC
Bildformat 2.35:1 16:9 yes
Tonspuren Dolby Digital 5.1 Surround Englisch, Französisch 2.0 Surround 192 kbit/s Kommentar
Untertitel Englisch, Französisch, Spanisch
Freigabe MPAA PG
Extras • Deleted Scenes
• Outtakes
• Analysis of a Scene
• Feature Commentary

Der Film

Step one: We find the worst play ever written. Step two: We hire the worst director in town. Step three: We raise two million dollars...One for me, one for you. There's a lot of little old ladies out there! Step four: We hire the worst actors in New York and open on Broadway and before you can say Step 5, we close on Broadway, take our two million and go to Rio! - Max Bialystock

 


Einen Film, der auf einem Musical basiert, das auf einem Film über ein Musical basiert dürfte wohl einzigartig sein. Nur Franz Oz' Little Shop of Horrors - die Verfilmung eines Musicals, das auf einem Film basiert - dürfte dem noch nahe kommen. Es war aber Mel Brooks, der seinen Debütfilm The Producers über dreißig Jahre nach seiner Entstehung zum Musical machte und nach riesigen Erfolg am Broadway und in London den Kreis wieder schloß und aus dem Musical einen Kinofilm machte.

David Geffen und Mel Brooks - zwei Entertainer und eine Idee

Es war Anfang 1998, fast genau dreißig Jahre nach der Premiere von The Producers, als Musikproduzent und Dreamworks-Teilhaber David Geffen die Idee hatte aus dem Film ein Broadway-Musical zu machen. Mel Brooks war zuerst gar nicht begeistert von der Idee, aber David Geffen war so hartnäckig, daß er den Filmemacher schließlich doch davon überzeugen konnte, sein Filmdebüt in eine Broadway-Show zu verwandeln. Mel Brooks Zögern ist durchaus verständlich, denn schließlich war The Producers eine freche Parodie auf das Broadway-Showbiz, und um dies ausgerechnet auf dem Broadway selbst zu inszenieren gehörte schon einiges an Mut. Aber David Geffen behielt recht – wenn jemand so etwas auf die Beine stellen kann, dann nur Mel Brooks selbst.

Für die musikalische Adaption empfahl David Geffen den Broadway-Komponisten Jerry Herman, der sich aber selbst als nicht geeignet für das Projekt hielt und Mel Brooks stattdessen vorschlug die Songs selbst zu komponieren. Kelly hielt Brooks durchaus dazu fähig, denn der Filmemacher hatte nicht nur damals für The Producers schon zwei erstklassige Stücke geschrieben, sondern auch so manche andere Songs für viele seiner Filme. Obwohl Mel Brooks eigentlich keine musikalischen Kenntnisse hat und keine Noten schreiben oder lesen kann, war er schon immer ein begeisterter Sänger und war durchaus in der Lage einen Song nur nach Gehör zu komponieren.

Ein Musical wird geboren

Für die Adaption des ursprünglichen Drehbuchs wandte sich Mel Brooks an seinen alten Freund und Kollegen Thomas Meehan, mit dem er schon To be or not to be und Spaceballs zusammen geschrieben hatte. Die beiden Autoren und Filmemacher begannen langsam die Original-Geschichte zu erweitern und Platz für die Songs zu schaffen, die Mel Brooks schon ansatzweise verfaßt hatte. Für die Inszenierung smachte Mel Brooks sich keine Illusionen, denn er selbst hatte keinerlei Bühnenerfahrung und war auch nie am Broadway tätig – ihm war klar, daß so ein Projekt für ihn zu schwierig wäre und suchte sich daher lieber einen professionellen Bühnen-Regisseur.

Ende 1998 stellte sich Mel Brooks singend und tanzend beim Broadway-Regisseur Mike Ockrent und seiner Frau, der Choreographin Susan Stromann vor, die von seiner Idee so begeistert waren, daß sie einwilligten mit ihm zusammen die Show auf die Bühne zu bringen. Ein tragisches Ereignis brachte die Entwicklung des Musicals jedoch zum Stillstand, als im Dezember 1999 Mike Ockrent an Leukämie starb. Im darauffolgenden Jahr entschieden Susan Stromann, Mel Brooks und Thomas Meehan aber, das Projekt mit Stromann als Regisseurin und Choreographin trotzdem weiterzuführen, um die Arbeit ihres verstorbenen Partners fertigzustellen.

Ein weiteres Problem war, daß David Geffen als Produzent des Musicals nicht mehr dabeisein konnte, weil er bei Dreamworks zuviel zu tun hatte. Im Februar 2000 setzten sich Mel Brooks, Thomas Meehan und Susan Stroman wöchentlich zusammen, um Script und Songs in einen präsentierfähigen Zustand zu versetzen. Für die musikalische Umsetzung von Mel Brooks relativ einfachen Songs kam Broadway-Arranger Glen Kelly mit ins Team, der die von Brooks auf Band gesungenen Stücke zu ausgewachsenen Broadway-Shownummern orchestrierte und auch zusätzliche Hintergrundmusik schrieb. Bald war es so weit – das Musical begann im Frühjahr 2000 langsam, aber sicher richtig Form anzunehmen.

Die Jagt nach den Produzenten

Mel Brooks hatte Nathan Lane schon lange vorher für die Rolle des heruntergekommenen Broadway-Produzenten Max Bialystock begeistern können, aber erst im April 2000 wurde Lane offiziell engagiert und war beim ersten Table Reading für die drei großen Broadway-Produzentengruppen in seiner Rolle dabei. Bei der Vorstellung, in der die noch nicht fest besetzte Rolle von Leo Bloom von Evan Pappas gelesen wurde, überschlugen sich die Angebote der Produzenten, und schließlich erhielt die Jujamcyn-Gruppe den begehrten Zuschlag. Nach dem Ausstieg von David Geffen hatte das Projekt damit endlich eine gesicherte Zukunft.

Als das Casting richtig begann, hatte Mel Brooks auch schon jemanden für die Rolle von Leo Bloom gefunden. Der Charakter, dessen ursprüngliche Interpretation von Gene Wilder nur schwerlich zu imitieren gewesen wäre, wurde für die Broadway-Show etwas umgeschrieben. Schließlich ging die Rolle an den nicht ganz Broadway-unerfahrenen Matthew Broderick, der zwar keinerlei Gemeinsamkeiten mit Gene Wilder hatte, aber dafür die Chance bekam, aus dem Charakter etwas ganz neues zu machen. Während Nathan Lane seine Rolle deutlich an seinem Vorbild Zero Mostel orientierte, brachte Matthew Broderick ein völlig neues Element mit in die Show.

Auch die Rollen von Bialystocks schwedischer Sekretärin Ulla und dem erfolglosen, abgedrehten Regisseur Roger de Bris waren mit Cady Huffman und Gary Beach bereits vor dem Castingprozess besetzt worden. Im Dezember 2000 kommen noch Roger Bart als Carmen Ghia, de Bris tuntigem Assistenten, Brad Oscar als verrückter Nazi Franz Liebkind und viele andere kleinere Rollen dazu. Bei den Vorstellungen mußte jeder etwas singen, tanzen und einen Witz erzählen – diejenigen, die Susan Stroman, Mel Brooks und die anderen Musical-Macher zum lachen bringen konnten, wurden engagiert.

Viel Geld, viel Arbeit und viel Erfolg

Während Bialystock und Bloom für ihr Musical nur zwei Millionen Dollar Budget hatten, gönnten die Produzenten Mel Brooks und Susan Stroman vierzig Millionen für The Producers – es sollte keine kleine Show werden, sondern eine riesige Produktion mit allem Drum und Dran. Es wurden keine Mühen und Kosten gescheut, und Angst vor einem Flop hatte eigentlich niemand wirklich. Und auch wenn die Show zum Mißerfolg würde, könnte man immer noch mit dem restlichen Budget nach Brasilien verschwinden, witzelte Brooks in vielen Interviews – eine Maßnahme die sich als völlig unnötig erweisen würde.

Nach etwa zweieinhalb Monaten intensiven Problem in den New 42nd Street Studios in New York eröffnete The Producers für 25 Preview-Vorstellungen im Cadillac Palace Theater in Chicago im Februar 2001 mit riesigem Erfolg - der Andrang war so groß, daß jede Vorstellung restlos ausverkauft war. Die Kritiker überschlugen sich und waren trotz des etwas kontroversen Themas begeistert, sogar die Proteste die die Filmversion Ende der sechziger Jahre begleiteten blieben praktisch aus, weil die Hitler-Parodie diesmal besser ausgearbeitet und noch weniger offensiv war - den bissigen Witz des Originals hatte die Show aber trotzdem nicht verloren.

Bevor die Show ihr Broadway-Debüt gab, wurde im März 2001 zuerst ein Audio-Album mit der Originalbesetzung aufgenommen, das alle achtzehn Stücke des Musicals enthielt und hauptsächlich als Promotion für die kommende Broadway-Eröffnung war, aber auch eine wichtige Zeitdokumentation für alle die, die nicht die Chance haben werden das Musical auf der Bühne zu schauen. Das Album wurde Mitte März in einem New Yorker Tonstudio aufgenommen und zwei Tage vor dem Broadway-Start des Musicals in den Handel gebracht.

Ein Erfolg - nicht nur am Broadway

Am 19. April ging es dann los – The Producers eröffente im St. James Theater auf dem Broadway und wurde schnell zu einem sensationellen Erfolg. Am Tag nach der ausverkauften Premieren bildete sich eine lange Warteschlange vor dem Theater, wo an einem Tag für fast drei Millionen Dollar Eintrittskarten verkauft wurden. Die Kritiker waren genauso begeistert wie nach der Chicagoer Vorpremiere, und sogar hartnäckige Broadway-Fans steckten die Satire über das New Yorker Showbiz sehr gut weg, weil sie im Grunde genommen sehr liebevoll und gutmütig gemeint war.

Bei den Tony-Awards im Juni 2001 regnete es nur so mit Auszeichnungen für The Producers: für das beste Musical, Buch, Musik, Orchestration, Choreographie, Szenenbild, Beleuchtung, Kostümdesign und Regie – und Nathan Lane, Matthew Broderick und Cady Huffman bekamen ebenfalls Tonys für ihre Rollen. Der Erfolg war so groß, daß das Musical im St. James Theater mit der Originalbesetzung fast ein ganzes Jahr lang im St. James Theater lief und dort noch bis heute, fünf Jahre später, mit wechselnder Besetzung zu sehen ist. Im November 2004 sollte das Musical in London mit Richard Dreyfus und Lee Evans in den Hauptrollen eröffnen, aber Dreyfus machte kurz vor der Premiere einen Rückzieher – die Produzenten konnten aber Nathan Lane für ein zweimonatiges Gastspiel gewinnen, der dann mit seinem alten Bekannten Lee Evans, mit dem er 1997 in Mouse Hunt im Kino zu sehen war, auf der Bühne stand.

Nach dem geplanten Ende der Londoner Produktion von The Producers Anfang 2007 soll die Show in England beginnend in Manchester auf Tour gehen, die US National Tour mit Jason Alexander und Martin Short als Max Bialystock und Leo Bloom lief schon zuvor ungewöhnlich gut. Auch Inszenierungen in Australien, Südkorea, Dänemark und Japan erwiesen sich als große Erfolge, und sogar in Israel wurde eine leicht geänderte Version aufgeführt. Nur in Kanada wurde The Producers erstaunlicherweise zu einem mittelgroßen Flop, als die Vorstellung in Toronto mangels Interesse nur ein paar Monate lief.

Mit so einem weltweiten Musical-Erfolg in der Tasche bekam Mel Brooks sehr schnell viele Anfragen von Filmstudios, ob er das Musical nicht auch auf die Kinoleinwand bringen würde. Letztendlich war es eine seltene Kooperation zwischen Universal und Columbia, die den Zuschlag erhielten. Mel Brooks übernahm zusammen mit seinem alten Freund Jonathan Sanger die Produktion, aber die Regie überließ er wieder jemand anderem: schon ganz zu Anfang hatte er Susan Stroman versprochen, daß sie die Inszenierung übernehmen sollte, falls es zu einer Verfilmung des Musicals kommen sollte.

Vom Film zum Musical zum Film

The Producers – The Movie Musical sollte aus finanziellen Gründen ursprünglich in Toronto gedreht werden, aber steuerliche Vergünstigungen machten eine Produktion in New York dann schließlich doch möglich. Gedreht wurde in den brandneuen Steiner Studios in Brooklyn, die aber noch so neu waren daß die Bauarbeiten zu Anfang noch nicht ganz abgeschlossen waren. Die Filmcrew und die Schauspieler hatten mit Unannehmlichkeiten wie Baulärm, einem undichten Dach und anderen Problemen zu kämpfen, hatten aber auch das Privileg bei der Fertigstellung des Studios Vorschläge machen zu können, die dann auch problemlos umgesetzt wurden.

Was auf der Broadway-Bühne in verhältnismäßig kleinem Maßstab inszeniert wurde, konnte im Film nun noch realistischer und aufwendiger gemacht werden. Die meisten der Bühnensets wurden erweitert, mit einer “vierten Wand” ausgestattet und mit vielen liebevoll gestalteten Details versehen. Einige Szenen wurden sogar auf die Straßen von New York verlegt, um die etwas eingeengten Bühnenverhältnisse zu öffnen, und auf die Szenen vor dem Theater wurde besonderen Wert gelegt.

Broadway-Geschichte als Kulisse

Weil die Geschichte des Films Ende der fünfziger Jahre spielt, war es zwar nicht möglich wirklich am Broadway zu filmen weil sich alles zu sehr verändert hatte, aber stattdessen wurden das legendäre Shubert Theater und die unmittelbare Umgebung mit riesigem Aufwand in einem alten Lagerhaus in Brooklyn nachgebaut. Das riesige Set, das auf der Broadway-Bühne natürlich nur angedeutet werden konnte, wurde nun mit vielen authentischen historischen Details ausgestattet, die die nostalgische Atmosphäre des Films unterstrichen – etwas, was im Original-Film aus Budgetgründen gar nicht möglich war.

Die Struktur der Broadway-Aufführung wurde weitgehend intakt gelassen, aber einige Songs wurden herausgenommen um die Handlung zu straffen. Dafür komponierte Mel Brooks aber auch die beiden neuen Stücke “You'll find Happiness in Rio” (als Ersatz für “Where did we go right?”) und “There's nothing like a Show on Broadway” (für den Abspann). Gefilmt, aber im Endschnitt entfernt wurden “The King of Broadway” und “In old Bavaria”, während “Where did we go right” gar nicht gedreht wurde und nur noch in Nathan Lanes Solo-Retrospektive “Betrayed” als Zitat übrigblieb.

Neue und alte Charaktere und Schauspieler

Mit Mel Brooks Original-Film ist die Musical-Verfilmung fast nicht mehr zu vergleichen, denn die Geschichte hat schon als Musical davor zu viele Verwandlungen durch gemacht. Die grundlegende Geschichte ist im wesentlichen gleich geblieben, wurde aber nicht nur einfach um die Shownummern ergänzt, sondern auch erzählerisch erweitert: das etwas abrupte ursprüngliche Ende wurde deutlich erweitert, und auch die Charaktere wurden teilweise verändert. Der Charakter des Hitler-Schauspielers Lorenzo St. DuBois alias L.S.D. wurde mangels Aktualität gestrichen und auf die Rollen von Franz Liebkind und Roger de Bris umverteilt. Auch die Rolle von Max Bialystocks schwedischer Sekretärin wurde viel mehr in die Handlung eingebunden, hat mehr Text und ist nicht mehr nur eine einfache Parodie des dummen Blondchen.

Die Besetzung des Films gestaltete sich verhältnismäßig problemlos, denn fast alle der Schaupieler der New Yorker Broadway-Aufführung waren bereit, auch in einer Filmversion mitzuspielen. Besonders die Mitwirkung von Nathan Lane und Matthew Broderick freute Mel Brooks sehr, denn die beiden Schauspieler waren durch ihre fast einjähriges Gastspiel am Broadway in ihren Rollen als Max Bialystock und Leo Bloom fast genauso bekannt geworden wie Zero Mostel und Gene Wilder mehr als dreißig Jahre zuvor. Auch Gary Beach und Roger Bart als Regisseur Roger de Bris und sein "Assistent" Carmen Gia waren im Film mit dabei, nur die Rollen von Ulla und Franz Liebkind mußten umbesetzt werden, weil die Schauspieler anderweitig beschäftigt waren.

Matthew Broderick hatte während den Dreharbeiten von The Stepford Wives die Rolle der schwedischen Sekräterin-Strich-Schauspielerin Ulla Nicole Kidman angeboten, die aber später aus Termingründen absagen mußte. Mel Brooks wendete sich stattdessen an Uma Thurman, die sich gerade in den Kill Bill-Filmen als Actionheldin einen Namen gemacht hatte und vielleicht nicht gerade die offensichtlichste Wahl für die Rolle war, aber trotzdem zusagte. Zur Überraschung von Mel Brooks stellte sich dann auch noch heraus, daß Uma Thurman tatsächlich schwedische Vornamen hat und so nicht nur wegen ihrer Gesangs-Fähigkeiten, sondern auch durch einen ausgezeichneten Akzent bestens für die Rolle geeignet war.

Franz Liebkind neu zu besetzen war dagegen nicht ganz einfach, denn jemanden zu finden der den verrückten Nazi, Stückeschreiber und Hitler-Fan wirklich überzeugend spielen und die Nachfolge von Brad Oscar antreten konnte, der die Rolle auf der Bühne gespielt hatte. Mel Brooks wurde aber auch hier fündig und kam auf den Saturday Night Live-Alumni Will Ferrell. Der Standup-Komiker, dessen Spezialität fremde Akzente sind, hatte sich nach seiner langen Karriere als TV-Comedian in Hollywood einen Namen mit kleinen und großen Kinorollen gemacht - aber Mel Brooks war weniger an Starpower als an jemandem interessiert, der die Nazi-Parodie genau richtig herüberbringen konnte. Will Ferrell traf mit seinem nicht ganz korrekten, aber auch nicht ganz falschen Akzent und seiner übertriebenen Mimik den Charakter aber ganz genau auf den Punkt.

Broadway auf der Leinwand

Susan Stroman, die noch nie zuvor einen Kinofilm gedreht hatte, inszenierte den Film auch gar nicht wie eine richtige Kinoproduktion, sondern mehr wie ein gefilmtes Bühnestück in einer aufwendigeren Kulisse. Was anderen Filmen vielleicht geschadet hätte, war für The Producers genau das richtige und gab der Broadway-Parodie genau die richtige Atmosphäre. Die Sets sind ein Gratwanderung zwischen realitätsnaher Umgebung und den künstlichen Bühnenkulissen, fallen aber keinesfalls unangenehm auch. Die Kameraarbeit im Bühnenartigen Scope-Format ist sehr solide, aber nicht übermäßig aufwendig - es gibt so manche gut geplante Kamerafahrt, aber ansonsten konzentriert sich der Film darauf, dem Zuschauer das Geschehen näher heranzuholen als es auf der Bühne je möglich gewesen war.

Die Musik ist natürlich zusammen mit den Schauspielern einer der Eckpfeiler des Films, aber auch hier wurden keine großen Experimente gemacht und die Broadway-Show bis auf ein paar kleine inhaltliche Änderungen hundertprozentig umgesetzt. Die Schauspieler sind zwar keine Opernsänger, schlagen sich aber dennoch stimmlich erstaunlich gut - besonders von Nathan Lane und Matthew Broderick hätte man solche Gesangsleistungen gar nicht erwartet, und auch die anderen Darsteller schaffen es ihre Parts natürlich und unverkrampft zu singen. Mel Brooks' Melodien, von Glen Kelly schwunghaft und mitreißend arrangiert, sind nicht in allen, aber in den meisten Fällen echte Ohrwürmer, die sowohl als Musical-Stücke als auch als Filmmusik einfach hervorragend sind.

Ein neuer Mel Brooks-Klassiker?

The Producers wurde von einem Filmklassiker zum Musical, aber ob die Verfilmung des Musicals auch wieder zum Klassiker wird, bleibt noch abzuwarten. Finanziell war der im Dezember 2005 angelaufene Film ein Flop, von seinen 45 Millionen Dollar Produktionskosten konnte er gerade einmal die Hälfte wieder einspielen. Auch die Kritiker waren nicht ganz begeistert - viele sahen den Film zwar als eine gelungene Filmadaption des Broadway-Musicals, aber manche störten sich an der zu bühnennahen Inszenierung und verglichen ihn unfairerweise mit dem Original. Wer mit diesem Film ein großes Hollywood-Spektakel erwartet, der wird enttäuscht werden – stattdessten bekommt man aber ein hervorragend gefilmtes Broadway-Spektakel, das fast schon eine Liebeserklärung an die New Yorker Showbiz-Branche ist.

Tatsächlich ist The Producers aber ein waschechter Mel Brooks-Film der besten Art, der zum ersten Mal den berühmten Humor des Filmemachers mit Musical-Elementen verbindet und damit Erfolg auf der ganzen Linie hat. Der Film ist nicht einmal ein Remake des Originals, sondern eine völlige Neuinterpretation – und wer könnte so etwas schon besser machen als derjenige, der das Original selbst gedreht hatte. Mel Brooks, der am 28. Juni 2006 achtzig Jahre alt wurde, hatte mit der Musical-Version von The Producers und deren Verfilmung gezeigt, daß er immer noch nicht zum alten Eisen gehört. Sein Humor mag vielleicht das Mainstream-Kinopublikum nicht mehr begeistern können, aber das macht The Producers kein bißchen schlechter.

Die DVD

The Producers – The Movie Musical wurde von Universal gerade mal ein knappes halbes Jahr nach der Kinopremiere in den USA als DVD herausgebracht. Die DVD macht einen hervorragenden technischen Eindruck, eine bessere Bild- und Tonqualität kann man heutzutage von einer DVD kaum noch erwarten. Das Bonusmaterial kann sich auch sehen lassen, denn es sind alle wichtigen geschnittenen Szenen und eine unterhaltsame Sammlung von Outtakes dabei – lediglich die Abwesenheit einer größeren Dokumentation enttäuscht etwas, denn es wird lediglich ein Making-Of einer einzelnen Szene geboten und auch der sehr steife Audiokommentar der Regisseurin ist nicht ganz das Gelbe vom Ei. Auch wenn die Extras dokumentarisch nicht ganz optimal sind, kann man diese DVD doch als rundum gelungen bezeichnen.



Cover

Bild

Wie fast alle Filme neueren Datums wurde auch The Producers mit Hilfe des Digital Intermediate-Formats gedreht, bei dem immer noch herkömmliches analoges Filmmaterial verwendet, das Filmnegativ aber sofort digitalisiert wird und die Postproduktion komplett im Computer stattfindet. Dadurch muß für eine DVD-Veröffentlichung kein erneuter Transfer des Filmmaterials gemacht, sondern nur das digitale Filmmaster in die passende Auflösung konvertiert werden.

Die Bildqualität ist der modernen Technik entsprechend ausgezeichnet, besser kann eine Standard-DVD eigentlich gar nicht mehr aussehen. Die Filmvorlage ist in einem absolut makellosen Zustand und besitzt keinerlei analoge Filmartefakte. Auch die Körnigkeit wurde bis auf einen kaum noch wahrnehmbaren Rest entfernt, aber Anzeichen eines Rauschfilters sind überhaupt nicht sichtbar. Das Bild macht einen sehr plastischen und dreidimensionalen Eindruck, denn die Detailtreue ist enorm hoch, ohne daß großartig zusätzlich nachgeschärft wurde.

An den Farben gibt es nichts auszusetzen – das Farbtiming wurde digital durchgeführt und ist hier hundertprozentig so zu sehen wie es von den Filmemachern gedacht war. Vergleiche mit den Outtakes, die offenbar von einer nicht farbkorrigierten Arbeitskopie entnommen wurden, zeigen daß die Farben relativ deutlich manipuliert wurden, um dem Film einen wärmeren, rötlicheren Farbton zu geben, der an alte Technicolor-Produktionen aus den frühen sechziger Jahren erinnert. Kompressionsartefakte sind trotz der nicht ganz optimalen Bitrate nicht sichtbar, hier wurde sehr vorsichtig mit dem MPEG-Kompressor umgegangen.

Universal zeigt mit The Producers, wie eine DVD eines modernen Films aussehen muß – absolut sauber, makellos und mit einem perfekten Authoring. Daran könnte sich so manches andere Studio eine dicke Scheibe abschneiden.

Ton

Die Tonspur wird dem Musical-Genre gerecht und bietet ein musikalisches Rundum-Vergnügen, aber eine typische Actionfilm-Soundtrack darf man hier natürlich nicht erwarten. Technisch vollkommen makellos kann man den Ton dieser DVD eigentlich nur von der Abmischung her besprechen, an der es allerdings auch nicht viel zu kritisieren gibt.

Die Abmischung ist eigentlich sehr konventionell, denn die Dialoge und der Gesang beschränken sich auf die mittlere Soundstage, während Musik und Geräuschkulisse für den Raumklang zuständig sind. Der Chorgesang wurde natürlich auch in feinstem Surround abgemischt, und es ist einiges an direktionalen Geräuschen zu hören, die aber nur selten gebrauch von den hinteren Lautsprechern machen.

Der Klang der Musik ist sehr voll und warm, ganz so wie man es von einer modernen Filmscore-Abmischung gewöhnt ist. Die Dynamik ziemlich feinfühlig, so daß Musik, Geräusche und Dialoge von der Lautstärke her perfekt aufeinander abgestimmt sind und der Griff zum Lautstärkeregler praktisch gar nicht notwendig ist. Die Musik-Abmischung ist so breit ausgefächert, daß sich problemlos einzelne Instrumentengruppen orten lassen, ganz so wie es bei einer vernünftigen Orchester-Aufnahme sein sollte.

Mitgeliefert werden außer einer französischen Synchronfassung (in der zum Glück nur die Dialoge und nicht der Gesang übersetzt wurde) auch Untertitel auf Englisch (nur für Hörgeschädigte), Französisch und Spanisch.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial dieser DVD hätte vor ein paar Jahren die Marketing-Experten noch zu Bezeichnungen wie “Special Collector's Edition” hinreißen lassen, aber heute ist die eigentlich ganz ordentliche Ausstattung aus Deleted Scenes, Outtakes, einer ausführlichen Szenen-Analyse und einem Audiokommentar keine große Werbung mehr wert. Aber in den sehr hübsch gestalteten Menüs befindet sich eine ganz ansehnliche Sammlung an Extras.

Der Audiokommentar von Susan Stroman ist eine etwas seltsame Angelegenheit, denn die Regisseurin hört sich die ganze Zeit so an, als würde sie aus einem aufwendig vorbereiteten Script vorlesen. Wenn man spontane, lebendige Audiokommentare gewohnt ist, wird man hier sehr enttäuscht werden, aber Susan Stroman kann auch nicht mit den etwas akademischen Kommentarspuren einiger Filmhistoriker mithalten, weil das was sie zu sagen hat nicht wirklich bahnbrechend ist und erstaunlich wenig über die eigentliche Produktion des Films aussagt. Das Problem ist, daß Susan Stroman nicht zu verstehen scheint daß ein Audiokommentar unterhaltsam oder informativ (oder im Idealfall beides) sein sollte, denn diese Kommentarspur ist leider keins von beidem.

Die Deleted Scenes (19:34) enthalten acht herausgeschnittene Szenen des Films im anamorphen Originalformat mit 2.0-Surroundton und in fast der gleichen Qualität des Hauptfilms. Sechs der Szenen sind weggefallene oder alternative Musiknummern, so daß es sich wirklich lohnt hier hineinzuschauen:
“King of Broadway” (5:24) – die Fortsetzung von “Opening Night”
Hide and Seek (0:57) – mehr Geplänkel zwischen Max und “Hold me, touch me”
“I Wanna be a Producer” (0:50) – zusätzliche Szene des Songs
“In Old Bavaria” (1:17) – ein kurzer entfernter Song von Franz Liebkind
“Der Guten Tag Hop-Clop (Reprise)” (0:37) – mehr bayrisches Gehopse mit Franz
“Along came Bialy (with Vignettes)” (6:38) – alternative Version des Stücks mit kurzen Sketchen
“That Face (Reprise)” (2:03) – mehr Anhimmelei zwischen Leo und Ulla
Astor Bar (1:39) – die berühmte Bar-Szene, die aus Zeitgründen entfernt wurde

Die Outtakes (15:14) werden in nicht-anamorphem Widescreen von einem nicht farbkorrigierten Workprint gezeigt, sind aber trotzdem nicht zu verachten, denn hierbei handelt es sich um ein richtiges Gag-Reel, das offenbar von den Filmemachern aus Spaß zusammengeschnitten wurde und daher besonders unterhaltsam ist.

Analysis of a Scene: “I wanna be a Producer” (16:05) mit Mel Brooks, Susan Strohmann und vielen anderen Mitwirkenden ist nicht nur eine Szenenanalyse, sondern eine ausgewachsene kleine Dokumentation über die Entstehung der ersten großen Musical-Szene des Films. In bester Fliege-an-der-Wand-Manier erzählen die Filmemacher und Schauspieler nicht nur ihn ihren Interviews von den Dreharbeiten, sondern man bekommt auch einen beeindruckenden Blick hinter die Kulissen von den frühen Proben bis zu den finalen Dreharbeiten geboten. Der einzige Wermutstropfen ist hier, daß man den Eindruck bekommt nur einen kurzen Ausschnitt aus einer längeren Dokumentation zu sehen, ganz so als ob Universal nicht genügend Budget für ein längeres Making-Of zur Verfügung gestellt hätte.







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