The War of the Worlds
Cover

4.7.2005 #338

von Guido Bibra

Titel The War of the Worlds (Kampf der Welten)
Studio Paramount (1953)
Hersteller Paramount Home Entertainment (2005) EAN 4-010884-510171
DVD-Typ 5 (4,28 GB) Bitrate ø 6,57 max. 9,9
Laufzeit 81:54 Minuten Kapitel 13
Regionalcode 2 (Deutschland) Case Amaray I
Fernsehnorm PAL
Bildformat 1.33:1 16:9 nein
Tonspuren Dolby Digital 2.0 Surround 192 kbit/s Englisch 2.0 Mono 192 kbit/s Englisch, Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch
Untertitel Englisch, Deutsch, Dänisch, Finnisch, Französisch, Holländisch, Italienisch, Norwegisch, Portugiesisch, Spanisch, Schwedisch, Türkisch
Freigabe MPAA G
Extras • Kinotrailer

Der Film

Als H.G. Wells 1898 in seinem Roman die kriegerische Erdinvasion von Außerirdischen vom Mars schilderte, erntete er von seinen Lesern hauptsächlich Unverständnis, aber viele waren von seinem wissenschaftlich angehauchten Beinahe-Tatsachenroman auch begeistert. Schon zuvor hatte Wells mit The Time Machine, The Island of Dr. Moreau und The Invisible Man um wissenschaftliche Unmöglichkeiten spannende Geschichten geschrieben, aber The War of the Worlds war doch etwas völlig neues.

Eigentlich hatte Wells das minutiös von einem Ich-Erzähler geschilderte Drama als böse Kritik und Satire auf die Kolonialpolitik Englands gedacht, aber diese Bedeutung ging schnell im Rahmen seiner anderen Romane unter. Wells war jedoch angehender Soziologe und Historiker und schon seine vorherigen Bücher hatten deutlich wissenschaftliche Züge unter einer scheinbar simplen Oberfläche.

Erste Kinoadaptionen seiner bekanntesten Romane erlebte H.G. Wells noch zu seinen Lebzeiten, eine der ersten erfolgreichen Filme nach seinem Vorbild war The Invisible Man, der 1933 von Universal verfilmt wurde. Kurze Zeit später sicherte sich Paramount die Rechte an The War of the Worlds, aber an eine Verfilmung gerade dieses Stoffs war in den dreißiger und vierziger Jahren während des zweiten Weltkriegs praktisch nicht zu denken.

Wie brisant das Thema wirklich war, zeigte 1938 die Radioadaption von The War of the Worlds, für die ein junger Schauspieler und Autor namens Orson Welles verantwortlich war. Die Live-Radiosendung wurde in Form von nachgemachten Nachrichtensendungen, die von der Alien-Invasion berichteten, inszeniert und war so echt, daß sie unter der Bevölkerung eine regelrechte Massenpanik auslöste. Mit diesem großen, aber zweifelhaften Erfolg war The War of the Worlds zwar sehr bekannt geworden, aber nach diesem Schreck hatte kaum noch jemand ernsthaftes Interesse an der Geschichte.

Erst Anfang der fünfziger Jahre begann sich Paramount wieder für The War of the Worlds zu interessieren und fand Produzent George Pal, der schon mit Destionation Moon und When Worlds Collide bemerkenswerte Science-Fiction-Frühwerke gedreht hatte und begeistert von der Idee war H.G. Wells' Roman zu verfilmen. Obwohl George Pal selbst schon Erfahrungen als Regisseur und Kameramann gesammelt hatte, überließ er diese Arbeit dem routinierten Bryon Haskin, der langjährige Erfahrung mit Special-Effects gemacht hatte und für eine Filmtrick-lastige Produktion wie The War of the Worlds genau die richtige Wahl war.

Das Drehbuch wurde von dem ebenso erfahrenen Barré Lyndon verfaßt, der die schwierige Aufgabe hatte die Handlung vom England der Jahrhundertwende ins Amerika der fünfziger Jahre zu transplantieren und gleichzeitig die Handlung stark zusammenzustreichen und filmtaugliche Charaktere zu erfinden. Die Adaption ist erstaunlich gut gelungen und läßt die wichtigsten Elemente von Wells' Romanvorlage intakt. Obwohl die sozialkritischen Ansätze weitgehend wegfielen, wurde ein guter Kompromiß zwischen Film und Buch gefunden.

Der Ton des Films ist überraschend kalt und emotionslos – gleich zu Beginn wird der Zuschauer erbarmungslos mit Krieg und Zerstörung in Form von Dokumentaraufnahmen aus dem zweiten Weltkrieg konfrontiert. Auch wenn es durch die Schauspieler gelegentlich ein paar kleine humorvolle Einwürfe gibt (“Hey! Asteroids don't unscrew!”), ist die Atmosphäre genauso wie in Wells' Romanvorlage sehr ernst und nüchtern. Auch wenn die Handlung durchaus vorhersagbar ist, wird an Spannung nicht gespart – und durch die sparsame Länge von nur 85 Minuten kommt keinerlei Langeweile auf.

Die Darsteller spielen in The War of the Worlds eigentlich nur eine untergeordnete Rolle, was sich besonders im Budget niederschlug: von den zwei Millionen Dollar wurden 1,4 Millionen für die Special-Effects ausgegeben und nur der Rest für die “menschlichen” Dreharbeiten. Trotzdem hat The War of the Worlds durchaus fähige Schauspieler zu bieten, deren Auftritte gut gelungen sind und sich von den B-Movies aus dieser Zeit zu differenzieren wissen.

Gene Barry war selbst in einigen B-Movies zu sehen, schafft es aber hier in seiner Rolle als Dr. Clayton Forrester weder dumm noch peinlich zu wirken, sondern gegen die geballte Wucht der Effekte erstaunlich gut anzuspielen, auch wenn er sich hinter einer viel zu großen Brille verstecken mußte. Ann Robinson spielt Sylvia Van Buren perfekt als “Damsel in Distress” und ist damit zwar nur Staffage und hat keine wirkliche Funktion in der Story des Films, ist aber ein wichtiger Gegensatz zu dem kalten und gefühlslosen Dr. Forrester. Die weiteren Nebenrollen sind ebenso perfekt besetzt worden und fallen nur durch gelegentliches Overacting ein wenig auf.

Die wirklichen Hauptdarsteller sind hier natürlich die Effekte, die für einen über fünfzig Jahre alten Film auch heute noch beeindruckend sind. Die dreibeinigen Kampfmaschinen aus H.G. Wells' Romanvorlage sollten zuerst als Stopmotion-Animation umgesetzt werden, was sich schließlich als technisch zu aufwendig erwies. Stattdessen gestaltete Albert Nozaki, der schon in When Worlds Collide mit George Pal zusammengearbeitet hatte, die schwanenähnlichen Alien-Maschinen, die auf der großen Leinwand viel effektiver und bedrohlicher wirken.

Die Effekte wurden von Paul K. Lerpae realisiert, der in Hollywood seit Ende der dreißiger Jahre schon für dutzende von Filmen Trickaufnahmen aller Art gedreht hatte. Für The War of the Worlds entwickelte er ganz neue innovative Techniken, die die fliegenden Kampfmaschinen der Außerirdischen auf beeindruckende Weise in die echte Szenerie integriert und die Zerstörungssequenzen beängstigend real aussehen läßt. The War of the Worlds wird von den Special-Effects dominiert, aber ohne sie wäre der Film nie zu dem Klassiker geworden, der er heute ist.

Mehr als fünfzig Jahre nach seiner Entstehung wirkt The War of the Worlds natürlich stark gealtert, aber der Film ist ein wichtiger Meilenstein unter den frühen Science-Fiction-Filmen und bleibt auch heute noch äußerst unterhaltsam. Der Film ist praktisch das Fünfziger-Jahre-Äquivalent eines heutigen Blockbusters und hat deutlich weniger Anspruch als zum Beispiel sein Vorgänger The Day The Earth Stood Still und andere Filme. Den Nachfahren von H.G. Wells gefiel die Umsetzung aber so gut, daß sie Produzent George Pal die Rechte an einem weiteren Wells-Roman anboten – Pal entschied sich für den Klassiker The Time Machine, den er 1960 mit großem Erfolg verfilmt hatte.

Die DVD

The War of the Worlds entwickelte sich nicht nur zu einem großen Kinoerfolg, sondern setzte seinen Siegeszug auch auf der kleinen Mattscheibe fort und wurde nicht nur in Deutschland zu einem Fernseh-Dauerbrenner. 1994 veröffentliche Parmount eine remasterte Laserdisc des Films, die 1999 in den USA auch als DVD herausgebracht wurde – leider ohne die hervorragende Stereo-Tonspur der Laserdisc. Die wurde ein Jahr später erstaunlicherweise mit der Region 2-Veröffentlichung nachgeliefert und damit wurde die deutsche bzw. Europäische DVD des Films vorerst zur besten Version.

Technisch ist diese DVD nicht mehr auf dem Stand der Zeit – der Transfer wurde wahrscheinlich von der Laserdisc übernommen und hat zwar tolle Farben zu bieten, wurde aber nicht restauriert und sieht daher ziemlich mitgenommen aus. Die englische Stereo-Surround-Tonspur klingt ausgezeichnet, aber hilft auch nicht über die kaum vorhandenen Extras hinweg – es gibt lediglich einen Trailer als Bonusmaterial. Dank Steven Spielbergs unmöglichem Remake hat sich das aber geändert – Paramount hatte 2005 eine neue Special-Edition von The War of the Worlds herausgebracht, die nicht nur einen wundervoll restaurierten Transfer, sondern auch viele Extras enthält.

Link: Review der The War of the Worlds Special Edition



Bild

Obwohl 1953 das Jahr war, in dem die ersten Breitwand-Filme in die Kinos kamen, wurde The War of the Worlds noch im alten Academy-Standardformat gedreht, Das lag daran, daß Paramount erst relativ spät auf den Widescreen-Zug aufsprang und ab 1954 erste Filme in VistaVision drehte. Davon war The War of the Worlds aber noch nicht betroffen und wurde auch nicht mit einem breiteren Format für eine spätere Kaschierung gedreht, sondern wirklich in 1.37:1.

Die hier verwendete Filmvorlage ist alles andere als perfekt und wurde nicht großartig restauriert. Während größere Beschädigungen bis auf die regelmäßig auftauchenden Aktwechselmarkierungen ausbleiben, sind Fussel, Flecken und kleinere Kratzer fast ständig zu sehen. Die Schärfe ist akzeptabel, könnte aber eigentlich etwas besser sein. Eine weiche Filmkörnigkeit ist die meiste Zeit über in einer ganz normalen Dosis zu sehen und wird nur in wenigen Szenen etwas stärker. Ordentlich dagegen sind die Farben: The War of the Worlds ist ein Technicolor-Farbwunder, wie es im Buche steht, und hier kommt dies voll und ganz zur Geltung. So durchschnittlich wie das sonstige Aussehen der Abtastung ist, so perfekt ist hier das Farbtiming gelungen. Die Farben haben das typische pastellartige Technicolor-Aussehen und mögen vielleicht heute etwas seltsam aussehen, sind aber genau richtig gelungen.

Diese DVD macht deutlich, daß The War of the Worlds dringend eine vernünftige Restauration nötig hat, die hoffentlich mit der kommenden Special-Edition gemacht werden wird. Seit der Veröffentlichung dieser Ausgabe hat sich im Bereich Filmrestauration eine Menge getan, so daß man diesen Film sicher wieder blitzblank hinkriegen könnte.

Ton

Überraschend gut geben sich die Tonspuren der europäischen The War of the Worlds-DVD. Der größte Vorteil ist, daß die Region 2-DVD neben der gut restaurierten englischen Tonspur auch den Stereo-Mix von der Laserdisc enthält, der auf der amerikanischen DVD noch gefehlt hat.

Die englische Stereo-Tonspur ist eigentlich eine matrixcodierte 2.0-Surround-Track, denn es handelt sich nicht um einen Upmix der Mono-Fassung, sondern um eine diskrete Abmischung der 4-Track-Magnettonspuren – The War of the Worlds wurde nämlich schon 1953 mit einer frühen Art des Surroundtons ausgestattet. Zu Beginn des Films klingt diese Tonspur wenig spektakulär und unterscheidet sich nur durch die leicht räumliche Abmischung der Musik von der Mono-Track. Ab dem Punkt, an dem sich im Film die Ereignisse überschlagen wird auch die Tonspur äußerst aktiv: direktional wandernde Dialoge und Effekte werden in einem Maß eingesetzt, das man sogar bei heutigen Tonspuren kaum noch erleben kann. Der Klang ist dabei erstaunlich gut und hat zwar mit einigen Einschränkungen im Frequenzbereich und in der Dynamik zu kämpfen, hat aber keine wirklich störenden Verzerrungen.

Die englische Mono-Spur ist von der Tonqualität her genauso gut wie die Stereo-Abmischung und wirkt fast wie ein direkter Downmix. Angesichts der klanglichen Ähnlichkeit und Überlegenheit der Stereo-Surround-Fassung hat die Mono-Tonspur eigentlich nur historischen Wert und ist hier nur der Komplettheit wegen vorhanden. Alle anderen Sprachen sind auch nur in Mono vorhanden und klingen teils extrem schlechter – die deutsche Version hört sich von allen immer noch am besten an.

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