You Only Live Twice [Special Edition]
Cover

12.01.2001 / 28.09.2006

von Guido Bibra

In Memoriam
Fritz Bibra (1914-2006)

Titel You Only Live Twice (Man lebt nur zweimal)
Studio United Artists / EON (1967)
Hersteller MGM Home Video (2006) EAN 4-010232-005830
DVD-Typ 9 (7,41 GB) Bitrate ø 7,11 max. 9,5
Laufzeit 111:48 Minuten Kapitel 32
Regionalcode 2 (England) Case Amaray I
Fernsehnorm PAL
Bildformat 2.35:1 16:9 ja
Tonspuren Dolby Digital 2.0 Mono 192 kb/s Englisch, Deutsch, Spanisch, Kommentar
Untertitel Englisch, Deutsch, Spanisch, Portugiesisch, Schwedisch, Dänisch, Norwegisch, Finnisch, Polnisch
Freigabe MPAA PG
Extras • Audio-Kommentar des Regisseurs
• SpecialInside "You only live twice"
• Dokumentation Die James-Bond-Titel
• Special : Bond-Vorspann
• Original Kino-Trailer
• Verschiedene Radio- und TV-Spots
• 8-seitiges Booklet mit Hintergrundinformationen

Der Film

Es ist 1967 und das Rennen im Weltraum befindet sich auf dem Höhepunkt. Die Welt staunt, als amerikanische und russische Raumkapseln von einer unbekannten Macht entführt werden. Während Russen und Amerikaner schon die Finger auf den roten Knöpfen haben, entdeckt der britische Geheimdienst, daß das unbekannte Flugobjekt über dem japanischen Meer verschwindet. Der Secret Service schickt James Bond nach Japan - um ihn dort umbringen zu lassen. Nur zum Schein natürlich, damit 007 in Japan unerkannt schnüffeln kann. Die Spur führt zu einem großen Industrialisten, in dessen Firmenzentrale Bond herumschnüffelt und dort merkwürdige Entdeckungen macht...

 


Als sich Ian Fleming 1962 von einem schweren Herzanfall erholt hatte, reiste der Schriftsteller nach Japan um für seinen neuen Roman zu recherchieren. You Only Live Twice, auch als "Bonds japanisches Abenteuer" bezeichnet, wurde zwei Jahre später im März 1964 veröffentlicht. Es war eine düstere Geschichte eines müden, vom Tod seiner Frau Tracy in der vorherigen Geschichte “On Her Majesty's Secret Service” mitgenommenen James Bond, der von seinem Vorgesetzen M nach Japan geschickt wird und dort eine Mission für den dortigen Geheimdienstchef durchführt, die für ihn fast das Ende bedeutet. Durchzogen von Todesvisionen und mit einem offenen Ende versehen, hätte You Only Live Twice das finale Kapitel der Bond-Historie sein können. Ian Fleming starb im Alter von 58 Jahren nur fünf Monate nach der Veröffentlichung des Romans, dem nur noch die posthum veröffentlichten Bücher “The Man with the Golden Gun” und “Octopussy and the Living Daylights” folgten.

Auf der Suche nach Bonds fünftem Kino-Abenteuer

Die Filmproduzenten Albert Broccoli und Harry Saltzman zogen Ian Flemings neues Werk nach den Erfolgen der ersten Bond-Kinofilme aber noch nicht für eine neue Verfilmung in Betracht, obwohl sie die Rechte an fast allen von Flemings Romanen besaßen. Erst als nach Thunderball der ursprünglich geplante On Her Majesty's Secret Service wegen ungünstiger Drehorte zurückgestellt werden mußte, wurde auf You Only Live Twice zurückgegriffen. Ursprünglich sollte der Plot des Romans wie bei den vorherigen Filmen relativ originalgetreu umgesetzt werden, aber die düstere, unheilvolle Geschichte paßte ganz und gar nicht zu dem in den Kinofilmen aufgebauten Bild des glanzvollen, knallharten Geheimagenten mit der Lizenz zum Töten.

Zuerst galt es aber einen neuen Regisseur zu finden, denn Terence Young und Guy Hamilton, die die vorherigen vier Filme inszeniert hatten, sagten ab. Peter Hunt, der in den früheren Filmen für den Schnitt zuständig war, hatte großes Interesse die Regie von You Only Live Twice zu übernehmen, aber Albert Broccoli versuchte Lewis Gilbert anzuwerben, der gerade mit Alfie einen großen Erfolg gelandet hatte. Eigentlich war der gar nicht an an einem riesigen Projekt wie einem James Bond-Film interessiert, aber den beiden Produzenten gelang es an den Ehrgeiz des Regisseurs zu apellieren und ihn damit trotzdem anzuwerben – ein Millionenpublikum zu begeistern war eine Herausforderung, die sich Lewis Gilbert dann doch gerne stellen wollte. Peter Hunt war zwar verärgert, daß er übergangen wurde, blieb aber als Editor weiterhin dabei – aber nur mit der festen Zusage, daß er dann den nächsten Film inszenieren dürfte.

Startschwierigkeiten

Schon die ersten Vorbereitungen erwiesen sich als schwierig, denn auf der Suche nach geeigneten Drehorten fanden die Filmemacher in Japan keine der im Buch beschriebenen Plätz - insbesondere ein Schloß am Meer zu lokalisieren, erwies sich als unmöglich weil so etwas nie gebaut werden war. Stattdessen entdeckten Lewis Gilbert, Albert Broccoli, Harry Saltzman und Ken Adam auf ihrer Suche eine fantastisch aussehende Vulkanlandschaft auf der Insel Kyushu, die die zündende Idee brachte den Bösewicht des Films in einem ausgehölten Vulkan unterzubringen. Ohne Drehbuch und unter enormem Zeitdruck, weil Sean Connerys Vertrag auszulaufen drohte, kehren die Filmemacher nach England zurück und entkamen bei der Abreise nur durch einen Zufall einem tödlichen Flugzeugunglück.

Als Drehbuchautor Harold Jack Bloom vorzeitig absagte, griffen die Produzenten zu einer ungewöhnlichen Notlösung: sie warben den Schriftsteller Roald Dahl an, der trotz seiner kaum vorhandenen Erfahrung mit Drehbüchern exzellente Arbeit leistete und bald den Plot um die Vulkan-Idee herum völlig neu konstruiert hatte. Übrig aus dem Roman blieben nur wenige Elemente und Charaktere – der Ort des Geschehens war natürlich auch Japan und sowohl Tiger Tanaka als auch Blofeld kamen vor, allerdings in einer völlig anderen Form als im Buch. Die Atmosphäre wurde kräftig aufgelockert, denn James Bond war nicht der desillusionierte, angeschlagene Agent, der von seinem Chef noch eine letzte Chance bekam, sondern genau der gleiche Charakter war, wie in den vorherigen Kinofilmen. Lewis Gilbert war zwar der Meinung, daß man mehr über die persönlichen Aspekte des Geheimagenten einbringen könnte, mußte sich aber dann den Produzenten beugen, die natürlich mehr an einem kommerziellen Erfolg interessiert waren und sich nicht auf Experimente einlassen wollten.

Transformation

Roald Dahl krempelte die Romanvorlage völlig um und entwickelte eine ganz neue Geschichte, deren Grundidee von dem 1966 gerade aktuellen Weltraumrennen zwischen den USA und der UDSSR stark inspiriert wurde. Die Story spielte einerseits mit der unterschwellige Angst das Rennen zum Mond und den technischen Fortschritt an die Russen zu verlieren, machte aber dann auch nicht die Sowjetunion verantwortlich, sondern eine dritte Macht, die einen Weltkrieg provozieren will. An dieser Stelle griff Roald Dahl wieder auf Bonds alten Erzfeind Blofeld zurück, der nun das erste Mal nicht nur als gesichtsloser Ober-Bösewicht auftreten, sondern endlich auch eine direkte Begegnung mit 007 haben sollte.

Der Weltraum-Aspekt wurde stark an das 1966 gerade laufende Gemini-Programm angelehnt, das im Film Jupiter genannt wird. Die Eröffnungssequenz des Films gibt sich Mühe, einen damals ganz normalen Raumflug darzustellen, was den Umständen entsprechend auch recht gut gelang. Roald Dahls Phantasie macht der Realität aber dann einen Strich durch die Rechnung, indem die amerikanische Raumkapsel von einem fremden Raumschiff verschluckt wird. Bodenständiger, aber auch nicht weniger spektakulär ging die Pre-Credits-weiter, indem James Bond umgebracht wurde – etwas, was auch in der Romanvorlage trotz des Titels nicht vorhanden war, aber doch schonmal gemacht wurde: 1963 schockte From Russia with Love mit der scheinbaren Ermordung von 007, der dann aber als Double mit Maske enttarnt wurde.

You Only Live Twice war der erste Bond-Film, in dem die Drehbuchumsetzung sich kaum an Ian Flemings Romanvorlage hielt und auch erstmals Gebrauch von Science-Fiction-Elementen machte. Das wurde in späteren Bond-Filmen zur Gewohnheit - der Nachfolger On Her Majesty’s Secret Service war noch einmal eine letzte Ausnahme, bis die Drehbücher der Filme bald nur noch den Titel mit den Romanvorlagen gemeinsam hatten und später sogar komplett eigene Geschichten ohne Fleming-Vorbild entwickelt wurden. You Only Live Twice war aber noch ein harmloser Vertreter dieser Gattung, da wenigstens ein paar Charaktere und die zentrale Idee „Bond in Japan“ übernommen wurden.

Bonds Freunde und Feinde

Obwohl Sean Connery noch einmal als Hauptdarsteller engagiert werden konnte, war das sonstige Casting nicht ganz so einfach. Geheimdienstchef Tiger Tanaka wurde mit Tetsuro Tamba besetzt, einem in Japan sehr erfolgreichen Schauspieler der mit Lewis Gilbert schon einige Jahre zuvor im Kriegsdrama The 7th Dawn zusammengearbeitet hatte und von ihm für You Only Live Twice persönlich ausgewählt wurde. Tamba diente außerdem als Dolmetscher und Ansprechpartner für die japanischen Schauspieler des Films, denn er war einer der wenigen unter ihnen der gut Englisch sprach. Sein Kollege Teru Shimada, der den Konzernchef Osato spielte, war als Schauspieler-Emigrant in den USA sogar viel besser bekannt als in seiner Heimat.

Die mordlüstige Sekretärin Helga Brandt wurde von der deutschen Schauspielerin Karin Dor gespielt, die aus hunderten Bewerberinnen für ihre erste internationale Rolle ausgesucht wurde und groß als erstes deutsches Bond-Girl gefeiert wurde - allerdings war sie nur eine von drei weiblichen Hauptrollen. Für die anderen zwei Charaktere wurden junge japanische Schauspielerinnen mit guten Englischkenntnissen gesucht, was sich aber als äußerst schwierig erwies. Schließlich einigten sich die Filmemacher darauf, zwei Schauspielerinnen nach England einzuladen und ihnen vor Beginn der Dreharbeiten Sprachunterricht zu geben.

Bond-Girls aus Japan

Akiko Wakabayashi und Mie Hama, beide sehr bekannte japanische Filmstars, wurden ausgesucht und nach England geholt. Während den Vorbereitungen stellte sich allerdings heraus, daß Mie Hama mit der englischen Sprache mehr Schwierigkeiten hatte als ihre Kollegin Die Produzenten trafen deshalb die schwere Entscheidung, die Schauspielerin zu entlassen, aber Mie Hama kündigte daraufhin an, Selbstmord begehen zu wollen. Mit so einer tragischen Reaktion hatten die entsetzten Filmemacher nicht gerechnet und überdachten ihre Entscheidung noch einmal.

Ob die Schauspielerin es wirklich ernst meinte oder nur die Filmemacher unter Druck setzen wollte, war niemandem wirklich klar. Aber dann wurden Mie Hamas Englischkenntnisse doch als gut genug befunden, und schließlich wurde ihre Stimme sowieso von einer englischen Schauspielerin nachsynchronisiert. Außerdem einigten sich die beiden japanischen Darstellerinnen ihre Rollen miteinander zu tauschen, so daß Akiko Wakabayashi in der ersten Hälfte des Films auftrat und Mie Hama in der zweiten.

Ein Bösewicht bekommt ein Gesicht

Die erinnerungswürdigste Rolle des Films war eine Änderung in allerletzter Minute. Bösewicht Blofeld, in diesem Film das erste Mal mit seinem Gesicht und nicht nur mit seiner Stimme zu sehen, wurde ursprünglich mit dem tschechischen Schauspieler Jan Werich besetzt – eine Entscheidung von Harry Saltzman, die zu einem großen Problem werden sollte. Niemand hatte einen netten, älteren Mann erwartet, der überhaupt nicht so bedrohlich und angsteinflößend wirkte, wie es sich die Filmemacher eigentlich vorgestellt hatten.

Nach fünf Tagen Dreharbeiten wurde aber deutlich, daß die Rolle umbesetzt werden mußte. Als Notlösung kamen die Produzenten auf Donald Pleasence, der sich aber als die viel bessere Besetzung der Rolle erwies: mit seinem kalten, emotionslosen Auftreten und einer aufgeschminkten Gesichtsnarbe wurde die Blofeld-Inkarnation in You Only Live Twice zum bemerkenswertesten Film-Bösewicht der sechziger Jahre, der das Vorbild für viele Nachahmer und Hommagen wurde.

Auch die üblichen Verdächtigen sind im fünften Bond-Abenteuer wieder dabei: Bernard Lee als M, Lois Maxwell als Miss Moneypenny und Desmond Llewellyn haben alle wieder ihre Kurzauftritte, diesmal jedoch erstmals an ganz ungewöhnlichen Orten. M hat sein Büro samt Miss Moneypenny in ein U-Boot verlegt und Q kommt diesmal mit seinen Gadgets direkt vor Ort nach Japan anstatt Bond in seinem Laboratorium auszustatten – zwei Dinge, die in späteren Filmen immer wieder als Running Gags verwendet wurden, aber hier das erste Mal eingesetzt wurden.

Dreharbeiten unter Belagerung

Die Dreharbeiten begannen in England, ausnahmsweise sogar mit der allerersten Szene des Films: dem Tod von James Bond. Als die Produktion nach Fernost verlegt wurde, löste dies einen gigantischen Rummel aus, der die Dreharbeiten oft behinderte und niemanden zur Ruhe kommen ließ. Albert Broccoli und Harry Saltzman verstanden es aber, Crew und Schauspieler bei Laune zu halten und den Aufenthalt in Japan so angenehm wie möglich zu machen – aber dies war durch die amoklaufenden Fans oft nicht besonders einfach.

Sean Connery und seine damalige Frau Diane Cilento mußten ganz besonders darunter leiden, und während den Dreharbeiten in Japan machte der Schauspieler die überraschende Ankündigung, daß dies sein letzter Auftritt als 007 sein würde. Connery war nicht böse auf das Filmteam oder seine Rolle als James Bond, mit der er sogar durchaus zufrieden war – nur war dem Schauspieler verständlicherweise der Rummel um seine Person zuviel geworden und er nahm nach You Only Live Twice seinen zumindest vorläufigen Abschied als James Bond.

Die Kleine Nelly und eine japanische Luftschlacht

Das Gadget-Markenzeichen des Films wurde zufällig von Produktionsdesigner Ken Adam entdeckt, der eines Tages im Radio von einem pensionierten RAF-Kommandant hörte, der einen Mini-Helikopter gebaut hatte und auch selber flog. Die sogenannten Gyrocopter, eigentlich eine Erfindung aus den zwanziger Jahren, wurden von Ken Wallis selbst gebaut und geflogen, der seine Maschinen allerdings nur ernsthaften Interessenten und keinen Hobbyfliegern zur Verfügung stellte. Auf die Einladung von Ken Adam demonstrierte er aber mit Vergnügen einen seiner Gyrocopter auf dem Pinewood-Studiogelände – diese Vorführung gefiel den Produzenten so gut, daß sie Wallis' Gyrocopter als „Little Nellie“ in den Film einbauten und eine große Luftschlacht mit ausgewachsenen Hubschraubern inszenierten.

Die aufwendigen Luftaufnahmen in Japan fanden aber ein tragisches Ende, als Kameramann Johnny Jordan mit dem Fuß in die Rotorblätter eines anderen Hubschraubers kam und schwer verletzt wurde. Die Dreharbeiten mußten abgebrochen werden, und trotz intensivster medizinischer Behandlung und großer Unterstützung von Albert Broccoli und Harry Saltzman verlor der Luftaufnahmen-Spezialist seinen verletzten Fuß. Johnny Jordan erholte sich aber trotzdem wieder und arbeitete noch an vielen weiteren Filmen mit, unter anderem auch dem nächsten Bond-Film On Her Majesty's Secret Service. 1970 kam Jordan bei einem Unglücksfall während der Dreharbeiten von Catch-22 ums Leben, als er ungesichert aus einer offenen Flugzeugtür stürzte – seine majestätischen Luftaufnahmen blieben aber unvergessen und wurden zu einem der größten Markenzeichen der Bond-Verfilmungen.

Pinewoods Vulkan und der künstliche Weltraum

Produktionsdesigner Ken Adam baute währenddessen in England an der größten Konstruktion seiner Karriere – Blofelds ausgehöltem Vulkan, in Lebensgröße auf dem Gelände der Pinewood-Studios aufgebaut. Das Projekt verschlang etwa eine Million von den knapp zehn Millionen Dollar des Filmbudgets und war damit teurer als der erste Bond-Film Dr. No von 1962. Während Albert Broccoli und Harry Saltzman keine Zweifel hattten, daß Ken Adam diese Mammut-Kulisse gelingen würde, äußerten sich bei anderen Filmemachern große Zweifel, ob das riesige Set überhaupt richtig ausgeleuchtet werden konnte. Kameramann Freddie Young schaffte es, nahm dafür aber auch sämtliche Leuchten der Pinewood-Studios in Beschlag. Für Studioangestellen war das gigantische Set eine große Attraktion und verhalf dem Film schon während der Dreharbeiten zu großer Publicity.

Mit der Fertigstellung der großen Schlacht um den Vulkan und deren komplizierten Massenszenen waren die Dreharbeiten dann so gut wie beendet, aber als letztes mußten die in Japan begonnenen Luftaufnahmen fertig gedreht werden. Weil die japanischen Behörden keine Raketenabschüsse erlaubten, führte die Suche nach einer passenden Kulisse die Filmemacher nach Spanien. Dort wurden die restlichen Aufnahmen mit den Hubschraubern und Ken Wallis' Gyrocopter fertiggestellt, wobei Sean Connery natürlich nie selbst im Mini-Hubschrauber saß, sondern die mit Wallis als Stuntdouble gedrehten Sequenzen durch Studio-Bluescreenaufnahmen ergänzt wurden.

Während Ken Adams gigantisches Vulkan-Set zum größten Teil wirklich real war und nur durch ein umschließendes Matte-Painting ergänzt wurde, machten viele andere Szenen des Films ausführlichen Gebrauch von Special-Effects, die wieder von John Stears und seinem Team produziert wurden. Heute sehen diese Effekte alle ein wenig veraltet aus, aber besonders die spekatkulär nachgestellten Weltraum-Aufnahmen waren 1967 eine richtige Sensation, die auf der Höhe des NASA-Mondprogramms für viele Zuschauer sehr authentisch wirkten. Das Design der fiktiven Jupiter-Raumkapsel war eng an das echte Gemini-Raumschiff angelehnt, und auch die Raumanzüge waren sehr detailgenau gestaltet worden.

John Barrys japanische Klänge

Die musikalische Untermalung kam wieder aus der bewährten Feder von John Barry, der schon die Musik für die vorherigen drei Bond-Filme schrieb und das berühmte 007-Thema für Dr. No arrangiert hatte. Für You Only Live Twice stand Barry erstmals vor der Herausforderung nicht nur eine spannende Score zu schreiben, sondern auch fernöstliche Elemente in die Musik einfließen zu lassen. Von den majestätisch-bedrohlichen Klängen der Pre-Credits-Sequenz über die rhythmischen Melodien der Actionszenen bis zu der ruhigen japanischen Musik hatte John Barry es wieder einmal geschafft, nicht nur eine x-beliebige Hintergrundmusik zu komponieren, sondern eine völlig originelle Score zu schaffen, die dem Film einen ganz individuellen Charakter gab.

Die Verwendung eines Titelsongs war noch relativ neu, denn die ersten zwei Filme waren im Haupttitel noch mit einem Instrumental ausgestattet und erst Goldfinger und Thunderball waren mit von Shirley Bassey und Tom Jones gesungenen Stücken ausgestattet. Für You Only Live Twice wurden zuerst genauso wie bei Thunderball auch zwei Titelsongs von John Barry und Songtexter Leslie Bricusse geschrieben, die sogar gleichnamig waren – aber die erste Version klang so fernöstlich-fremdlich, daß sie schnell gegen die heute bekannte Version von You Only Live Twice ersetzt wurde. Als Sängerin wurde Nancy Sinatra ausgesucht, die gerade großen Erfolg mit Songs wie These Boots are made for Walking hatte und außerdem eng mit den Broccolis und Lewis Gilbert befreundet war.

Welcome to Japan, Mr. Bond

Die Dreharbeiten dauerten insgesamt fast ein halbes Jahr und fand gleichzeitig an mehreren Orten quer über den ganzen Globus verteilt statt. Ende 1966 waren zwar die hauptsächliche Filmproduktion beendet, aber es dauerte nochmal ein gutes halbes Jahr bis der Film komplett fertig war. Inzwischen wurden die Fans trotz einer riesigen Marketingkampagne langsam unruhig, denn mehr als ein knappes Jahr zwischen zwei Bond-Filmen hatte es bisher noch nie gegeben. Durch die immer aufwendigeren Produktionen und deren Vorbereitungen wurde der Zwei-Jahres-Rhythmus aber nach You Only Live Twice beibehalten, um Engpässe und die Überlastung von Schauspielern und Filmemachern zu vermeiden.

Im Sommer 1967 kehrte James Bond dann endlich auf die Kinoleinwände zurück: die Zuschauer waren begeistert, die Kritiker bemängelten aber die phantastische, unreale Story und warfen den Filmemachern vor, daß sie sich von der Technik verleiten lassen hätten. Dem Erfolg des Films konnte das nicht schaden, und auch Charles K. Feldmanns chaotische Bond-Parodie Casino Royale, produziert vom Konkurrenten Columbia Pictures, konnte You Only Live Twice nicht das Wasser reichen.

Im besten Stil seiner Vorgänger wurde der Film zu einem der erfolgreichsten des Jahres 1967 und gehört heute immer noch zu den besten James Bond-Filmen der sechziger Jahre. Roald Dahls unvergleichlicher Stil ist in der Geschichte deutlich zu spüren und sollte nicht nur spätere Bond-Produktionen, sondern auch das gesamte Genre nachhaltig beeinflussen. Die ausgewogene Mischung aus handfester Action, fernöstlicher Atmosphäre und einem Schuß Science-Fiction gab dem Film einen ganz besonderen Touch, den man sogar in den anderen Bond-Filmen in so ausgeprägter Form kaum findet.

Die DVD

Diese alte DVD von You Only Live Twice wurde in Deutschland am 26. September 2000 veröffentlicht – wegen der unterschiedlichen Veröffentlichungsreihenfolge sogar noch vor der amerikanischen DVD, die erst am 17. Oktober 2000 erschien. Beginnend mit You only live twice hatte MGM die damalige Produktion der deutschen Bond-DVDs offenbar in ein anderes Preßwerk verlagert und auch Änderungen im Authoring gemacht: die deutsche Tonspur steht nun an erster Stelle und auch die Sprachabfrage der Menüs steht immer auf Deutsch. Allerdings sind trotzdem englische Menüs vorhanden, so daß man mit dieser DVD gegenüber den amerikanischen und britischen Versionen keinen Nachteil hatte.

Auch nach sechs Jahren kann sich die alte Special-Edition von You Only Live Twice noch ganz gut behaupten – die Ausstattung ist immer noch bemerkenswert, aber der praktisch unrestaurierte Bildtransfer kann nicht mehr wirklich überzeugen. Mit ein paar Abstrichen könnte man dieser DVD also heute auch noch fast die volle Punktzahl geben, wenn es nicht inzwischen die Ultimate Edition-Neuauflage geben würde, die mit einer enorm besseren Bildqualität, einem hervorragenden 5.1-Remix und ein paar zusätzlichen Extras aufwarten kann.

 


Diese Review ist meinem kürzlich verstorbenen Großvater Fritz gewidmet, der von den James Bond-Filmen begeistert war und You Only Live Twice besonders gerne mochte.



Bild

Der mittlerweile sechs Jahre alte Transfer von You only Live Twice war schon zur Erstveröffentlichung der DVD kein richtiges Meisterstück, weil die Filmvorlage in einem sehr schlechten Zustand war und keine digitalen Restaurationsbemühungen stattgefunden hatten – zu diesem Zeitpunkt war die Technik des automatischen digitalen Cleanups noch in den Kinderschuhen und

Auf den ersten Blick wirkt das Framing dieser Abtastung merkwürdig, denn das Bild ist mit 2.5:1 viel breiter als ein normaler Panavision-Film. Ein Vergleich mit dem neueren Transfer der Ultimate Edition zeigt aber, daß diese alte Version zwar an den Seiten etwas mehr Bild zeigt, aber auch am unteren Bildrand etwas mehr wegschneidet. Der Bildkomposition schadet es kaum, aber das breitere Format hat allerdings auch den Nachteil, daß an den seitlichen Rändern in einigen Szenen Balken, Kratzer oder andere Anomalien zu sehen sind.

Die Filmvorlage warin keinem optimalen Zustand und sogar für einen der alten James Bond-DVDs ungewöhnlich stark verschmutzt und mit Dropouts nur so übersät. Manche Szenen sind völlig sauber, in anderen fliegt der Dreck nur so durchs Bild - besonders betroffen sind davon alle Effekt-Sequenzen und der Vorspann. Das englische VHS-Video sah in der Beziehung allerdings auch nicht besser aus, und bei dieser Menge von Verschmutzung konnte ohne eine aufwendige Restauration kaum Abhilfe geschaffen werden. Typisch für die alten James Bond-DVDs ist auchdie Kompression: da der fast zwei Stunden lange Film auf einen Layer zusammengequetscht wurde, sind einige unvermeidbare Artefakte zu sehen. Allerdings wurde die Kompression dann auch wieder so sorgfältig durchgeführt, daß die schlimmsten Ausreißer aus Makroblocking in dunklen Szenen besteht. Anderes macht sich nur bei haargenauer Betrachtung bemerkbar.

Der eigentliche Transfer ist jedoch für sein Alter sehr gut gelungen und läßt die Vorlage den Umständen entsprechend gut aussehen. Die Filmkörnigkeit ist teilweise sehr deutlich sichtbar, wurde aber auch nicht mit einem Rauschfilter bearbeitet. Dadurch ist die Schärfe auf einem überraschend hohen Niveau, wobei allerdings auch ein klein wenig elektronisch nachgeholfen wurde, was zu leichten Doppelkanten geführt hat. Diese Nebenwirkungen machen sich jedoch kaum störend bemerkbar. Farblich zeigt sich der Film erstmals in einem besser ausgewogenen Gewand als früher, jetzt wirken die Farben endlich natürlich, wenn auch stellenweise ein klein wenig zu bunt und in den Hauttönen etwas zu rotbetont. In den vielen dunklen Szenen sind immer noch jede Menge Details zu entdecken, der Schwarzwert ist jedoch ein wenig zu dunkel. Generell macht das Farbtiming aber durch die kräftigen Farben einen sehr soliden Eindruck.

Insgesamt ist der alte Transfer von You Only Live Twice durchaus akzeptabel, wenn da nicht die extrem verschmutzte Filmvorlage wäre – dieses Problem wurde mit der Ultimate Edition-Neuauflage durch die digitale Restauration beseitigt, allerdings hat die neue Abtastung auch viel kühlere Farben.

Ton

Für die frühen Filme der alten James Bond-DVDs hatte MGM mit der Ausnahme von Thunderball keine 5.1-Neuabmischungen gemacht, aber dafür die ursprüngliche Mono-Tonspur in sehr ordentlicher Qualität digitalisiert – das trifft hier aber leider nur auf die englische Originaltonspur zu, bei den deutschen und spanischen Fassungen hat sich MGM nicht soviel Mühe gegeben.

Die englsche Tonspur überrascht mit einer sehr guten Qualität. Stimmen, Geräusche und Musik klingen ungewöhnlich frisch und unverzerrt, Dynamik und Frequenzumfang sind für eine Tonspur dieses Alters mehr als optimal und auch das Grundrauschen hält sich in akzeptablen Maßen. Ob eine Restauration stattgefunden hat, ist nicht dokumentiert worden, aber MGM muß schon irgendwie das fertig gemischte Magnetton-Master aufbereitet haben. Ein 5.1-Remix wäre wegen John Barrys Musik, die sich in Stereo auf dem Soundtrack-Album noch grandioser als im Film anhört, schon wünschenswert gewesen, aber die kräftige ursprüngliche Mono-Abmischung ist auch nicht zu verachten.

Die deutsche Tonspur kann leider nicht ganz mit dem englischen Original mithalten. Da hilft auch der schöne Satz auf der Cover-Rückseite "Man Lebt nur zweimal ist mit em deutschen original Ton in mono ausgestattet. Unter Einsatz modernster Masteringtechnik wurde der Ton - zur Erzielung bestmöglicher Klangqualität - nachbearbeitet" (Original-Zitat samt Tippfehler!) nicht viel. Dynamik und Frequenzumfang sind zwar vergleichbar mit der englischen Fassung, aber die Dialoge klingen in manchen Szenen etwas kratzig und neigen bei S-lauten zu starken Verzerrungen – man bekommt den Eindruck als ob ein deutsches Dialogband auf den gleichen Musik- und Effekt-Mix gelegt wurde, der auch für die englische Fassung verwendet wurde.
Außerdem fehlen die ersten 10-15 Sekunden der deutschen Fassung, dort ist der englische Ton mit deutschen Untertiteln zu hören.

 

Bonusmaterial

Die Menüs beginnen mit der üblichen, unnötigen Sprachauswahl zwischen Deutsch, Englisch und Spanisch, bis man an die voll animierten Menüs weitergeleitet wird. Die Menüs sind diesmal mit MPEG-Ton und nicht mehr mit Dolby Digital unterlegt, so daß einige DVD-Player möglicherweise in den Menüs stummbleiben. Das Design unterscheidet sich wie bei allen europäischen Bond-DVDs etwas von den amerikanischen Vorbildern, aber da hören die Unterschiede zwischen den Regionen auch schon auf - selbstverständlich enthält auch die deutsche DVD das gesamte Bonusmaterial aus den USA. Die Ausstattung ist gegenüber anderen Bond-DVDs etwas magerer ausgefallen, aber trotzdem gibt es beim Bonusmaterial viel zu entdecken.

Der Audiokommentar ist nicht direkt szenenspezifisch und auf die üblich gekonnte Art aus Interviews zusammengeschnitten und von John Cork kommentiert worden. Hauptsächlich kommt Regisseur Lewis Gilbert zu Wort, wird aber immer wieder von vielen anderen Filmemachern und Schauspielern abgelöst. Auch wenn die meisten nicht gerade Hauptdarsteller sind, bekommt man einen umfassenden Eindruck von den Hintergründen und so manche amüsante Anekdote erzählt. Das ganze ist so gut miteinander verflochten, daß keine Langeweile aufkommt und man schnell vergißt, daß es sich nicht um einen Audiokommentar im klassischen Sinn handelt.

Inside You Only Live Twice (30:19) ist eine weitere faszinierende Dokumentation von John Cork, die es trotz der knappen Laufzeit von nur einer halben Stunde schafft alle wichtigen Ereignisse der Dreharbeiten und der Vorgeschichte in Interviews mit den Schauspieler, Filmemachern und Patrick Macnees Kommentar zu erzählen. Besonders ausführlich wird hier natürlich auf Ken Adams riesiges Vulkan-Set eingegangen, von dessen Bauarbeiten viele faszinierende Fotos und Filmausschnitte zu sehen sind. Aber auch viele andere Aspekte der Produktion werden angeschnitten, insgesamt ist dieses Making-Of - wie die meisten aus der Reihe - ausnahmslos faszinierend und unterhaltend. Im Abspann sind außerdem einige seltene und sehr amüsante Fotos zu sehen, die die Abwesenheit einer Bildergalerie auf dieser DVD wieder wettmachen.

Silhouettes: The James Bond Titles (23:19) ist die vom Film unabhängige zweite Dokumentation dieser DVD und widmet sich den berühmten Titelsequenzen der Bond-Filme und deren Erfinder Maurice Binder, der die Titel von vierzehn der zwanzig Filme gestaltet hat. Filmemacher, Schauspieler und Crewmitglieder erinnern sich an Binder, dessen Arbeit zum größten Markenzeichen von James Bond wurde. Hier erfährt man vieles über Maurice Binders Vorspänne, die sich oft Sachen leisteten die im Film selbst schnell der Zensur zum Opfer gefallen wären. Dieses Featurette ist nicht nur für diese DVD, sondern für die gesamte Bond-Collection eine enorme Bereicherung.

Die Storyboard Sequence (1:34) ist eine Aneinanderreihung von Storyboards der Flugzeug-Absturzszene in einer Fassung, die etwas vom fertigen Film abweicht. Das ganze ist mit der Film-Soundtrack und Geräuschen unterlegt, wirkt aber trotzdem etwas langweilig, da die Storyboards nur grob umrissen sind und nicht sehr genau gezeichnet wurden.

Die Theatrical Trailer with UK Narration (3:05) und Theatrical Trailer with US Narration (3:06) in anamorphem 2.35:1 mit Mono-Ton sind bis auf ein unterschiedliches Voiceover identisch. Weitere Trailer sind zwei Doublebill-Versionen mit Thunderball und Dr. No, beide in 4:3 und einer gräßlich zerkratzten Bildqualität - haben aber wie viele Trailer aus dieser Zeit enormen Nostalgiewert. Auch die sieben Radiospots gehören mit in diese Kategorie, die sich zwar ziemlich dumpf anhören, aber trotzdem interessant sind.








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