Allgemeines
"I'm Rollo Lee, and as of this morning I have assumed
command of this zoo!" Der neue Chef des englischen Marwood-Zoos (John
Cleese) vergeudet keine Zeit, denn nach der Übernahme durch den amerikanischen
Multikonzern Octopus, Inc. gilt es so schnell wie möglich so viel
wie möglich Profit zu machen. Lees Patentrezept dafür ist nur
noch gefährliche Tiere - Fierce Creatures - zu behalten, weil er
der Meinung ist so mehr Besucher anlocken zu können. Alle anderen
Tiere sollen raus, oder falls sie nirgendwo anders unterkommen können,
erschossen werden. Als die Tierpfleger (Michael Palin, Ronnie Corbett,
Carey Lowell, Robert Lindsay, Derek Griffiths, Cynthia Cleese, Richard
Ridings) die ersten definitiv nicht gefährlichen Tiere bei Rollo
zur Exekution abliefern, erschießt er sie... natürlich nicht
- aber um seine Autorität zu bewahren, versteckt er sie heimlich
in seiner Wohnung.
Währenddessen wartet Willa Weston (Jamie Lee Curtis) in der amerikanischen
Konzernzentrale von Octopus darauf, ihren neuen Job als Managerin zu übernehmen.
Sie trifft dort Vince McCain (Kevin Kline), den überdrehten und etwas
zu anhänglichen Sohn des Chefs Rod McCain (auch Kevin Kline), von
dem sie erfährt daß die Firma, die sie leiten sollte gerade
verkauft wurde. Auf der Suche nach einem geeigneten Ersatz bekommt Willa
von Octopus Inc.'s neuester Erwerbung, dem Marwood-Zoo, Wind. Willa fliegt
nach England um sich vor Ort einen Überblick zu verschaffen - mit
Vince im Handgepäck, der sich selbst gleich mit eingeladen hat, weil
er außer Geldmachen auch noch eine andere Sache im Kopf hat. Als
Willa und Vince im Zoo ankommen, hat Rollo mit seiner neuen Management-Methode
ein dermaßenes Chaos angerichtet, daß die beiden ihn fast
feuern. Aber Willa hat zu Vinces Mißfallen etwas für Rollo
übrig, und so wird ihm noch eine zweite Chance gegeben...
Schon während den Dreharbeiten zu A Fish
called Wanda war klar, daß mit der gleichen Besetzung von Schauspielern
und Filmemachern irgendwann noch ein weiterer Film gedreht werden sollte.
Etwa acht Jahre später war es dann soweit: John Cleese, Jamie Lee
Curtis, Kevin Kline und Michael Palin standen wieder zusammen vor der
Kamera. Das von John Cleese und Iain Johnstone verfaßte Drehbuch
zu Fierce Creatures basiert auf einer Idee von Michael Palin und
Terry Jones und ist keine inhaltliche Fortsetzung von A Fish called
Wanda, auch wenn immer viel damit geworben wird. Die Charaktere sind
ähnlich, aber die Geschichte ist eine völlig andere und bringt
an Viehzeug nicht nur einen Fisch, sondern diesmal einen ganzen Zoo aus
knuddeligen und nicht-knuddeligen Tieren mit. Der schwarze Humor von Wanda
ist in Fierce Creatures nur in homöopatischen Dosen enthalten,
was vermutlich etwas damit zu tun hat, daß der Film teilweise mit
amerikanischen Geldern finanziert wurde und Universal von vorneherein
Bedenken angemeldet hatte. Trotzdem kommt immer wieder eine gute Portion
Monty Python durch, und die Chemie zwischen den Hauptdarstellern ist auch
hier wieder zu spüren, wenn auch in völlig anderer Form. Ein
vom Vorgänger übergreifendes Thema sind natürlich auch
wieder die europäisch-amerikanischen Unterschiede.
Es ist selten, daß ein Schauspieler nach einer internationalen Karriere
wie die von Jamie Lee Curtis und Kevin Kline bereit ist wieder bei einer
kleineren Produktion mitzuwirken, aber für Fierce Creatures
waren alle sofort zur Stelle - schließlich war ein neues gemeinsames
Projekt schon seit der "Stunde Null nach Wanda". John Cleeses
Rollo Lee ist ein etwas tougherer Typ als Archie Leach aus Wanda,
Jamie Lee Curtis Willa Weston ist dagegen etwas harmloser angelegt als
die über Leichen gehende Wanda. Kevin Kline absolviert als Vince
und Rod McCain mit Bravour eine nicht einfache Vater-Sohn-Doppelrolle,
die zwar eine böse Satire auf Amerikaner ist, aber in sich so gut
inszeniert wurde daß man kaum bemerkt daß es sich um den gleichen
Schauspieler in beiden Rollen handelt. Michael Palins Rolle steht diesmal
nicht so stark im Vordergrund, aber gehört mit zu den Tierpflegern
des Zoos, deren Besetzungen sehr clever äußerlich nach den
von ihnen betreuten Tieren ausgesucht wurden. Getreu dem Konzept die Rollen
umzudrehen, ist Palins 'Bugsy' Malone eine Quasselstrippe und kein Stotterer
wie Ken in A Fish called Wanda.
Weil es unpraktisch gewesen wäre in einem echten Zoo zu filmen, wurde
auf dem Gelände der britischen Pinewood-Studios ein kompletter Zoo
neu aufgebaut, in dem ein großer Teil des Films gedreht wurde. Natürlich
gehören in einen Zoo auch Tiere, die in den Kulissen untergebracht
werden mußten. Man merkt sofort, daß für Fierce Creatures
ein enormer Aufwand betrieben wurde um die Szenerie so realistisch wie
möglich zu machen.
Die Arbeit mit Regisseur Robert Young erwiesen sich als genauso produktiv
und lustig wie zuvor bei A Fish Called Wanda, allerdings war nach
Beendigung der Dreharbeiten und der Previews der ersten Rohschnitte schnell
klar, daß der Film noch etwas Arbeit benötigte. Dem Testpublikum
gefiel vor allen Dingen das Ende nicht, der schließlich nachgedreht
werden sollte. Weil Michael Palin sich aber schon auf seiner dritten Weltreise,
diesmal vom Nordpol bis zum Südpol, befand mußten die zusätzlichen
Dreharbeiten acht Monate warten. Bis dahin war Regisseur Robert Young
war schon mit einem anderen Projekt beschäftigt, aber Fred Schepisi
erklärte sich bereit den Film fertigzustellen. Auch Jerry Goldsmith
kam für die Filmmusik in letzter Minute mit an Bord und komponierte
eine einfache, aber effektive Score, die genauso wie John DuPrez' Musik
zu Wanda gewisse Ohrwurmqualitäten hat. Der geänderte
Schluß gefiel dem Testpublikum nun besser - es ging letztendlich
nur um die Frage, welcher der Charaktere sich wie die Radieschen von unten
anschauen sollte.
Man kann nur sagen, daß sich die lange Wartezeit gelohnt hat. Obwohl
Fierce Creatures ein durchaus gelungener Film ist, blieb ihm der
große Erfolg seines Vorgängers versagt - wahrscheinlich kam
besonders bei den Amerikanern der satirische Unterton einfach nicht an.
Vielleicht ist auch einfach die Zeit von Filmen dieses Typs vorbei, aber
Fans von A Fish called Wanda werden an Fierce Creatures
viel Spaß haben.
In den USA wurde Fierce Creatures von Universal nur in einer Pan&Scan-Vollbildfassung
auf DVD veröffentlicht - ein Verbrechen bei einem Film, der in Panavision
gedreht wurde und die volle Breite des Kinobilds ausnutzt. Die Widescreen-Fassung
wurde nur als US-Laserdisc veröffentlicht, und auch in England erschien
nur eine VHS-Kassette in Pan&Scan. Alleine die deutsche Videofassung war
in Widescreen, so daß man in Europa die englische Originalfassung
nicht im Originalformat bekommen konnte. Das hatte aber im Mai 2001 ein
Ende, als Columbia-Tristar, der damalige Europa-Vertrieb von Universal,
die britische Fierce Creatures-DVD ankündigte. Bis zum Erscheinungstermin
war jedoch das Bildformat unklar, und es stellte sich die Frage ob Columbia
es tatsächlich wagen wird eine Pan&Scan-DVD in Europa zu veröffentlichen.
Ursprünglich war das Bildformat als "1,85:1 Widescreen" angegeben,
was auch auf allen Covern so vermerkt ist - drin steckt jedoch ein allerfeinster
anamorpher Transfer im Originalformat. Die deutsche DVD ist mit der englischen
Fassung identisch, jedoch wurde Fierce Creatures hierzulande etwa
vier Wochen später veröffentlicht. Die lange Wartezeit hat sich
aber gelohnt: zwar sind keine großartigen Extras auf der DVD vorhanden,
alleine der gute Transfer macht das jedoch wieder wett. Und vielleicht
wird es eines Tages eine Special-Edition wie von A
Fish called Wanda geben. Solange es aber noch nicht so weit ist, kann
man bei dieser DVD ruhig zugreifen, wenn der Preis nicht zu hoch ist.
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Bild
Wie schon oben erwähnt ist das angegebene Bildformat
auf dem Cover falsch, denn diese DVD enthält entgegen zum US-Pendant
einen anamorpen Widescreen-Transfer in 2.40:1. Hier findet man die solide
Bildqualität wieder, die man auch auf vielen anderen europäischen
Columbia-Veröffentlichungen beobachten kann. Die Filmvorlage ist
in einem guten Zustand und weist nur ein paar vernachlässigbare Fussel
auf. Der Transfer verwendet zwar keine aufregend hohe Bitrate, aber dank
der stabilen Vorlage macht die Kompression auch keine Probleme. Die Farbintensität
ist etwas zurückhaltend, aber das paßt zum Film und auch die
alten Videofassungen hatten schon ein ganz ähnliches Aussehen. Es
wirkt trotzdem alles realistisch aus, vor allen Dingen sämtliches
Grünzeug ist schön grün, die Backstein-Bauten des Zoos
sind in ordentlichem rot-braun und auch die Hauttöne werden gut wiedergegeben.
Auch die Schärfe ist ausgezeichnet und macht die kleinsten Details
der aufwendigen Sets sichtbar.
Fierce Creatures hat nun endlich den Transfer bekommen, den der Film
schon seit langem verdient hat. Eine Besonderheit gibt es aber doch noch,
die man erwähnen sollte: der gesamte Vorspann nach dem Universal-Logo
bis etwa 4:30 weicht vom Bildformat des restliches Films ab - das Bild
ist sehr stark "windowboxed" und statt 2,40:1 nur 2,28:1 breit - hier
ein Beispiel. Warum das so gemacht wurde weiß ich nicht, aber schon
auf der englischen Pan&Scan-Videokassette war der Vorspann (wegen der
Credits in Widescreen) in diesem Format. Kein Grund zur Beunruhigung also,
wenn das Bildformat zu Anfang etwas merkwürdig erscheint. Nach viereinhalb
Minuten geht der Film in das übliche Panavision-Format über.
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Ton
Als Universal-Film kam Fierce Creatures ausschließlich
mit DTS-Ton in die Kinos, aber auch auf der amerikanischen DVD gibt es
die Tonspuren "nur" in Dolby Digital 5.1. Ich bezweifele, daß eine
DTS-Tonspur die Klangqualität noch viel verbessern könnte, denn
die englische Tonspur dieser DVD läßt keine Wünsche übrig,
zumal der Film größtenteils aus Dialogen besteht. Die Stimmen
sind gelegentlich direktional und die Geräusche verteilen sich angenehm
auf alle Lautsprecher, so daß eine durchaus realistische Klangkulisse
geschaffen wird. Auch die Musik wurde sehr breit über die vordere
Soundstage gemischt und erstreckt sich bis auf die Surroundkanäle.
Obwohl der Raumklang etwas zurückhaltend ist, kann man hier nur von
einer sehr soliden Soundtrack sprechen, die genau zu diesem Filmgenre
paßt.
Die deutsche Tonspur unterscheidet sich von der englischen in der Abmischung
bis auf die Stimmen kaum, obwohl der Subwoofer-Kanal weggelassen wurde.
Die Qualität der anderen Sprachfassungen ist absolut indiskutabel,
denn die klingen entsetzlich flach und blechern. Die polnische Version
ist nicht einmal eine richtige Synchonisation, sondern nur die englische
Tonspur über die ein Sprecher monoton die Übersetzungen labert.
Leider kann man hier nicht einmal empfehlen die englische Tonspur mit
deutschen Untertiteln zu schauen, denn Universal hat nur Untertitel in
Englisch, Holländisch, Dänisch, Schwedisch und Norwegisch auf
die DVD gepackt. Angesichts der ziemlich schwachen und unlustigen deutschen
Synchronfassung ist das ziemlich schade. Außerdem lassen sich nur
die Untertitel, nicht aber die Tonspuren selbst über die Fernbedienung
umschalten.
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