The Ipcress File
Cover

16.02.2006 #344
Re-Write vom 10.11.2008
von Guido Bibra

Titel The Ipcress File (Ipcress - Streng Geheim)
Studio Lowndes Productions / The Rank Film Organisation (1965)
Hersteller Network (2003)
DVD-Typ 9 (4,55 GB) Bitrate ø 5,23 max. 5,5
Laufzeit 103:04 Minuten Kapitel 23
Regionalcode 2 (Deutschland) Case Amaray I
Fernsehnorm PAL
Bildformat 2.35:1 16:9 yes
Tonspuren Dolby Digital 2.0 Mono 192 kbit/s Englisch, Deutsch
Untertitel Keine
Freigabe FSK 12
Extras • Original Kinotrailer
• Hintergrundinformationen
• Foto-Galerie

Der Film

Harry Palmer ist ein kleiner Agent unter vielen und von seinem Job nicht besonders begeistert. Als er von langweiligen, aber ungefährlichen Routine-Aufgaben auf das Verschwinden von britischen Wissenschaftlern, die gehirngewaschen wieder auftauchen, angesetzt wird, macht er sich keine großen Hoffnungen viel herauszufinden. Dann stößt er auf ein Tonbandschnipsel mit der mysteriösen Beschriftung Ipcress, und bald überschlagen sich die Ereignisse und Palmer weiß nicht mehr wem er wirklich trauen kann...

Als 1962 der erste James Bond-Film in die Kinos kam, hatte Len Deighton im Fahrwasser der allgemeinen Spionage-Welle sein erstes Buch The Ipcress File veröffentlicht, das schnell zu einem erfolgreichen Bestseller wurde. Von seinen Kritikern wurde der Autor als ein neuer Ian Fleming gefeiert, und die Bond-Produzenten Albert R. Broccoli und Harry Saltzman wurden auf den jungen Autor aufmerksam. Sie heuerten ihn als ersten Drehbuchautor für ihre neue Fleming-Verfilmung From Russia with Love an, aber sie waren mit seinem Stil nicht zufrieden und ersetzten ihn schnell durch andere Autoren.

Palmer, Harry Palmer.

Harry Saltzman hatte jedoch Len Deightons ungewöhnlichen Spionagethriller mit dem namenlosen Antihelden nicht vergessen und erwarb die Filmrechte an The Ipcress File und dessen Fortsetzungen. Eine Verfilmung ließ allerdings noch auf sich warten, da sich Saltzman zusammen mit seinem Partner Albert Broccoli erst einmal auf die James Bond-Reihe konzentrieren wollte. Nach dem großen Erfolg der ersten drei Filme sah Saltzman aber die Chance, eine Alternative zu Ian Flemings Geheimagent auf die Leinwand zu bringen – jemand, der fast dessen Gegenteil war und eine Art Spion repräsentierte, die zuvor noch nie so im Kino zu sehen war.

Len Deightons Agent mit James Bond zu vergleichen liegt natürlich auf der Hand, aber die beiden Charaktere könnten nicht verschiedener sein: Bond ist Geheimagent mit Leib und Seele und würde sich für Queen and Country auch in Stücke reißen lassen. Deightons namenloser Spion, der erst in den Filmen den notwendigen Namen Harry Palmer erhielt, ist aber nur ein kleiner Arbeiter, der von seinen Vorgesetzten für ersetzbar und überflüssig gehalten wird, seine Aufträge nie freiwillig macht und erst recht keinen Spaß an seiner Arbeit hat. Er hat aber keine andere Wahl, denn man hat ihn wegen Schwarzmarktgeschäften während des Kriegs am Wickel und sein Vorgesetzter ist eigentlich nicht der Geheimdienst, sondern das Kriegsministerium.

Harry Palmer sollte kein glorreicher Spion sein, sondern ein desillusionierter Soldat, der als unfreiwilliger Agent seine Strafe abarbeiten muß um schlimmeren zu entgehen. Dennoch ist er kein Schwerverbrecher und hat einen hohen Gerechtigkeitssinn, aber letztendlich geht es ihm auch nur darum wieviel er am Anfang des Monats auf seinem Konto hat - schließlich muß auch ein Geheimagent irgendwie leben, besonders wenn er um jede kleinste Spesenausgabe bei seinen Vorgesetzten betteln muß. Trotz seiner kleinen Wohnung und seinem bescheidenen Privatleben hat Palmer durchaus hohe persönliche Ansprüche - seine Vorliebe zum Kochen, zur klassischen Musik und zu schönen Frauen erinnern ein wenig an Johannes Mario Simmels Thomas Lieven, der auch einer der wenigen unfreiwilligen Agenten der Spionage-Literatur ist.

Das Gesicht des Agenten

Ursprünglich wollte Harry Saltzman die Hauptrolle von The Ipcress File mit Christopher Plummer besetzen, der sich aber nicht mit einem Vertrag über fünf Filme für ein ungewisses Projekt anfreunden konnte und lieber zusammen mit Julie Andrews im Musical The Sound of Musicvor der Kamera stehen wollte. Auch Richard Harris lehnte ab, stattdessen mußte sich Saltzman nach anderen jungen Schauspielern umsehen und stieß auf Michael Caine, der sich schon seit den fünfziger Jahren als Schauspieler im Theater und in Film-Nebenrollen durchgeschlagen hatte und noch auf seinen großen Durchbruch wartete. Harry Saltzman nahm den Schauspieler unter Vertrag und versprach ihm, ihn zu einem zweiten James Bond zu machen - allerdings auf eine völlig andere Weise.

Michael Caine erwies sich als ideale Besetzung für den lakonischen Agenten, den er auf eine sehr zurückhaltende, natürliche und etwas satirische Weise spielte und damit Len Deightons Buchvorlage erstaunlich nah kam. Außerdem konnte der Schauspieler durchsetzen, daß er seine Brille im Film tragen durfte, so daß er sie später einfach absetzen konnte und damit nicht auf seine Agenten-Rolle festgelegt war. Kurzsichtigkeit und ein Allerwelts-Auftreten waren aber nicht die einzigen Markenzeichen von Harry Palmer, sondern auch der trockene und bittere Zynismus der Romanvorlage, die Michael Caine trotz seines relativ zurückhaltenden Auftritts perfekt auf die Leinwand zu bringen wußte.

Freunde, Feinde und Liebschaften


Michael Caine wurde von einer hervorragenden Schauspieler-Riege unterstützt, die allerdings genauso wie er damals keine großen Stars waren. Der größte Name in der Besetzungsliste war der britische Charakterdarsteller Nigel Green, der Harry Palmers neuen Vorgesetzten Major Dalby mit einer urbritischen, militärischen Steifheit spielt und ihn damit nicht gerade zu einem der sympathischsten Charaktere des Films macht. Es war nicht das erste Mal, daß Nigel Green zusammen mit Michael Caine vor der Kamera stand, denn die beiden Schauspieler waren schon ein Jahr zuvor gemeinsam in Cy Colemans Afrika-Kriegsdrama Zulu aufgetreten. Der vielbeschäftigte Schauspieler konnte in The Ipcress File seine Fähigkeiten hervorragend unter Beweis stellen und aus Major Dalby einen erinnerungswürdigen Unsympathen machen.

Für die Rolle von Palmers altem Chef Colonel Ross konnte Harry Saltzman den neuseeländischen Schauspieler Guy Doleman gewinnen, den er zuvor schon für eine kleine Nebenrolle im vierten Bond-Film Thunderball engagiert hatte. Sein Auftritt in The Ipcress File ist dagegen viel ausgedehnter, wodurch Doleman die Gelegenheit hat, ähnlich wie sein Kollege Nigel Green eine typisch britische Reserviertheit ausführlich zu demonstrieren. Allerdings ist Colonel Ross bei weitem nicht so unsympathisch wie Major Dalby und erinnert mit seiner trockenen Art und seinem Wohlwollen gegenüber dem aufmümpfigen Harry Palmer nicht zuletzt auch ein wenig an James Bonds Vorgesetzten M.

Len Deighton hatte schon aus der Romanvorlage keine reine Männersache gemacht und einen ungewöhnliche weibliche Nebenfigur in die Romanvorlage eingebaut, die auch in der Verfilmung eine kleine, aber wichtige Rolle spielt: Harry Palmers neue Kollegin Jean, die im Film sehr reserviert, kühl und undurchsichtig von der relativ unbekannten Schauspielerin Sue Lloyd dargestellt wird. Mit den glamourösen Girls der James-Bond-Filme hat sie nur wenig zu tun und wirkt sogar mehr wie eine strikte Miss Moneypenny als ein aufreizende Agenten-Gespielin, aber dafür entspricht sie ganz und gar nicht dem üblichen Stereotyp und kann auch mit Intelligenz und nicht nur mit Aussehen überzeugen.

Der Herr des Chaos

Als Regisseur suchte sich Harry Saltzman den jungen Kanadier Sidney J. Furie aus, wünschte sich aber bald, jemand anderen gefunden zu haben: der Produzent war vom scheinbar chaotischen Arbeitsstil seines Regisseurs entsetzt. Schnell entbrannte ein Kampf zwischen dem tempramentvollen Saltzman und Furie, der beinahe vor den Wutausbrüchen des Produzenten reißaus genommen hätte und nur durch die Überzeugungsarbeit von Crew und Schauspielern wieder zurückgeholt werden konnte. Sidney J. Furie machte trotz des Ärgers weiter und setzte seine unkonventionellen Methoden durch, auch wenn es Harry Saltzman nicht gefiel.

Zusammen mit dem Kamera-Veteran Otto Heller erschuf Sidney J. Furie einen ungewöhnlichen visuellen Stil. Die Kamera zeigte das Geschehen aus oft abenteuerlichen Winkeln und der Blick des breiten Techniscope-Bilds wird oft durch Gegenstände verdeckt, was den beunruhigenden Eindruck des heimlichen Beobachtens erzeugt. Die ungewöhnliche Bildkomposition wirkt auf den ersten Blick seltsam, funktioniert aber als erzählerischer Trick wundervoll und gibt dem Film ein ganz eigenes Aussehen, das später gerne von vielen kopiert, aber nie so effektvoll wie in The Ipcress File eingesetzt wurde.

Das umgekrempelte Buch


Die Drehbuchadaption von Bill Canavay und James Doran mußte natürlich einiges von der sehr detailreichen und ausführlichen Romanvorlage streichen, von der nur ein paar grundlegende Ideen übernommen wurden - die Charaktere und die düstere Stimmung blieben jedoch weitgehend intakt. Auf ein Voiceover als Umsetzung des Ich-Erzählers wurde verzichtet, weil die Unmengen von Text zuviel für ein Filmdrehbuch gewesen wären und ein laufender Kommentar die Atmosphäre des Films zerstört hätte - kompensiert wurde dies aber stattdessen mit überdurchschnittlich viel Dialogen. Im Gegensatz zum Buch findet die Handlung komplett in London statt, was offenbar eine Entscheidung aus rein ökonomischen Gründen war, die aber in enger Zusammenarbeit mit Len Deighton geschah. Dadurch gelang die Umsetzung der Idee erstaunlich gut und konnte trotz der massiven Abweichungen zu der ursprünglichen Geschichte sehr vorlagengetreu bleiben.

Der Plot ist jedoch sehr komplex geblieben und hat mit den anderen Filmen des Genres, die meist um Actionszenen herum konstruiert wurden, kaum Gemeinsamkeiten. Auf ein großes Spektakel wartet man in The Ipcress File weitgehend umsonst, aber dennoch hat die Handlung erstaunlich viel Inhalt zu bieten. Überdurchschnittlich viel Dialog und sehr wenig klassische Actionfilm-Handung machen aus The Ipcress File einen regelrecht intellektuellen Film, denn wer hier sein Gehirn auch nur fünf Minuten abschaltet oder kurz verschwindet, verpaßt bei der enormen Handlungsdichte sofort den Anschluß. Der Plot ist wie ein komplexes Puzzle - zu Beginn machen die Einzelteile kaum einen Sinn, erst im Laufe des Films wird deren Bedeutung langsam klar.

London à la Deighton

Statt in aufwendigen Studiosets wurde The Ipcress File hauptsächlich an Originalschauplätzen in London gedreht. Es wurde jedoch nicht das bunte Swinging London der sechziger Jahre in Szene gesetzt, sondern eine graue, verregnete Großstadt, die nicht besonders einladend aussieht, aber dafür einen umso authentischeren Eindruck macht. Dadurch ist die Szenerie des Films auch ein wertvolles Zeitdokument, das eine Seite der britischen Hauptstadt aus der Mitte der sechziger Jahre zeigt, die auf der Kinoleinwand nicht oft zu sehen ist. Erreicht hatten Sidney J. Furie und Kameramann Otto Heller dies, indem sie die Stadt nicht aus der aufregenden Perspektive eines Touristen, sondern aus der alltäglichen Sicht eines Einheimischen.

Für das Produktionsdesign war Ken Adam verantwortlich, der sich zuvor mit den gigantischen Sets der Bond-Filme einen Namen gemacht hatte und Harry Saltzmans erste Wahl für The Ipcress File war. Seine ausgefallenen Konstruktionen waren jedoch diesmal weniger gefragt, denn es galt eine ganz und gar gewöhnliche Kulisse zu konstruieren. Zwar wurden einige Szenen in den Pinewood Studios in Szene gesetzt, aber der größte Teil der Innenaufnahmen wurde in einem zum Studio umfunktionierten Londoner Wohnhaus gedreht, das gleichzeitig auch als Kantine, Büro und viele andere Produktionsabteilungen verwendet wurde. Ken Adam sorgte dafür, daß die Kulissen ein völlig realistisches Aussehen bekamen, das gerade durch die Unauffälligkeit ein Meisterstück ist.

Der Klang des Verrats

Neben Editor Peter Hunt hatte Produzent Harry Saltzman auch noch einen weiteren unverzichtbaren Mitarbeiter aus dem Stab der Bond-Filme ausgeliehen: Komponist John Barry, der den Filmen einen unverwechselbaren Sound gegeben hatte. Für The Ipcress File blieb er seinem Stil zwar weitgehend treu, zeigte aber seine Wandlungsfähigkeit und schrieb eine sehr ungewöhnliche Titelmusik. Statt einem krachenden Titelsong wird der Vorspann von einer leisen, melancholischen Melodie begleitet, die die düstere und mysteriöse Stimmung des Films hervorragend zum Ausdruck bringt.

Den ganz besonderen Klang seiner Filmmusik erreichte John Barry diesmal nicht nur mit seinen charakteristischen Bläsersätzen oder einem elektrisierenden Gitarrensolo, sondern hauptsächlich mit dem Cimbalom, einem Dulcimer-ähnlichen Saiteninstrument, das in The Ipcress File so effektiv wie in keiner anderen Filmmusik zum Einsatz kommt. Die darauf gespielte Titelmelodie ist fast das einzige Thema des Films, das in vielen verschiedenen Arrangements zu hören ist, die zwar nicht alle das seltene Instrument als Solostimme verwenden, aber durchgängig eine genauso ungewöhnliche rhythmische Begleitung aus Vibraphon, Querflöte und nur sehr sparsam eingesetzten Blechbläsern verwenden. Mit der ungewöhnlichen Instrumentierung hat John Barry aus einfachen Melodien eine beeindruckend innovative Filmmusik geschaffen

Ein Geheimtip

The Ipcress File hätte zu einer ernsthaften Konkurrenz der James Bond-Filme werden können, aber die intelligente Art des Films mit den zahlreichen Dialogen und der komplexen Handlung war nicht wirklich tauglich für das Massenpublikum. Dadurch blieb der ganz große Erfolg aus, aber dennoch konnte The Ipcress File ein ganz ansehnliches Stammpublikum gewinnen und auch die Kritiker waren von der ungewohnt anspruchsvollen Kinounterhaltung durchweg begeistert. Immerhin hatte Harry Palmers erstes Abenteuer mit Funeral in Berlin und The Billion Dollar Brain noch zwei Nachfolger, die zwar auch keine wirklich großen Erfolge waren, aber zu den besten Agentenfilmen der sechziger Jahre gehören und heute einen guten Ruf als echte Klassiker genießen.

Für Michael Caine bedeutete der Film den Start einer langen und bis heute anhaltenden Schauspiel-Karriere. Kaum jemand kann sich aber noch daran erinnern, daß der heutige Charakter-Darsteller einst als kleiner Geheimagent Harry Palmer anfing. Der Bekanntheitsgrad von The Ipcress File, in Deutschland unter dem relativ akkurat übersetzten Titel Ipcress - Streng Geheim bekannt, hält sich in Grenzen und wird von der Konkurrenz, hauptsächlich natürlich dem Bond-Franchise, sehr stark überschattet. Wenn man aber die andere, realistischere Seite des Genres schätzt, bleiben nur John LeCarré und natürlich Len Deighton übrig, von denen The Ipcress File eine der allerbesten Verfilmungen ist.


Die DVD

The Ipcress File wurde bereits 1999 von Anchor Bay in den USA als DVD veröffentlicht, aber leider ist diese Disc schon seit langem out-of-print, was sehr schade ist da sie einen hervorragenden Audiokommentar mit Regisseur Sidney J. Furie und dem mittlerweile verstorbenen Editor Peter Hunt enthielt. Die britische DVD ist wegen eines mieserablen Pan&Scan-Bilds völlig indiskutabel, aber vor zwei Jahren nahm sich Ulrich Bruckner, der Produktionsmanager von Koch Medien, des Films an und sorgte für eine erstaunlich gute, aber nicht ganz perfekte deutsche Veröffentlichung des Films.

Koch Medias DVD von The Ipcress File wartet mit einem schicken Cover- und Menüdesign auf und enthält sogar ein kleines Booklet mit Reproduktionen von deutschem Werbematerial zum Film. Und obwohl Bild- und Tonqualität den Umständen entsprechend wirklich gelungen sind, hat diese DVD doch einen Wermutstropfen: Koch Medien ist es leider nicht gelungen den Audiokommentar der amerikanischen DVD zu lizensieren, so daß die Extras lediglich aus ein paar Texttafeln und einem Trailer bestehen. Dennoch war die deutsche DVD die beste und einzige Möglichkeit The Ipcress File in genießbarer Form anzuschauen - bis in England im Frühjahr 2006 die neue Special Edition von Network Video erschien.

Bild

Koch Media hatte sich für die deutsche DVD-Veröffentlichung erfolgreich um ein ordentliches Bildmaster gekümmert, das vermutlich aus England vom Lizenzgeber Granada Ventures kam, die den Transfer zwei Jahre später selbst für die Special-Edition verwendet hatten. Die Bildqualität ist den Umständen entsprechend sehr gut gelungen, die einzigen Einschränkungen ergeben sich durch das verwendete Filmformat.

The Ipcress File wurde in Techniscope gedreht, daß ähnlich wie beim heutigen Super35-Format ein kleineres Filmbild als normaler Panavision-Scopefilm verwendet und daher keine ganz so gute Bildqualität ermöglicht. Techniscope war jedoch nicht nur aus Kostengründen in den sechziger Jahren bei vielen Regisseuren beliebt, sondern auch weil normale sphärische Linsen verwendet werden konnten, die Bildkompositionen ermöglichten die mit anamorphen Linsen nur schwer oder gar nicht machbar gewesen wären.

Die Filmvorlage dieser DVD wurde sehr gut gereinigt, denn es sind weder Schmutz noch Beschädigungen sichtbar. Die sehr starke Körnigkeit des Filmmaterials wurde dagegen aber nicht angetastet und ist ständig sichtbar, wirkt jedoch nicht störend und gibt dem Bild eine angenehme, filmähnliche Textur. Weil kein Rauschfilter eingesetzt wurde, ist die Schärfe trotz Techniscope erstaunlich gut und kann zwar nicht an einen aktuellen Panavision-Film herankommen, macht aber einen sehr zufriedenstellenden Eindruck. Das Bild ist relativ stabil, allerdings macht sich manchmal ein leichtes horizontales Wabern bemerkbar, daß jedoch nur bei genauer Betrachtung auffällt.

Das Farbtiming ist sehr ungewöhnlich, denn auf den ersten Blick bekommt man fast den Eindruck, als ob eine stark verblaßte Kopie des Films für den Transfer verwendet wurde. Das grau-bläuliche Einerlei mit den wohlplatzierten Farbklecksen dient aber genauso wie die ungewöhnliche Kameraführung und der manchmal etwas steile Kontrast als besonderes Stilmittel. Daher wirken die Farben trotzdem sehr stimmig und machen einen viel natürlicheren Eindruck als so manches digitales Farbexperiment eines aktuellen Kinofilms.

Insgesamt macht das Bild einen hervorragenden Eindruck, wenn man nichts gegen die Körnigkeit und das eigenwillige Farbtiming hat. Leider wurden der deutsche Titel und die zwei nachfolgenden Credits digital in den Vorspann eingefügt, aber immerhin ist dies relativ nahtlos gelungen und fällt nur bei genauem Hinschauen auf.

Ton

Auch die Tonspuren können mit einer erstaunlich guten Qualität aufwarten. Vernünftigerweise wurde die ursprüngliche Mono-Abmischung unverändert übernommen, aber dafür sehr gut restauriert.

Die englische Tonspur hört sich für eine vierzig Jahre alte Mono-Track praktisch optimal an. Zwar sind Frequenzgang und Dynamik altersbedingt etwas eingeschränkt, aber trotzdem sind Baß und Höhen besser als bei manchem anderen Film aus dieser Zeit. John Barrys Musik klingt fast kristallklar, die Dialoge sind perfekt verständlich und hören sich nur selten ein wenig dünn an. Rauschen oder Knistern sind hier keine Probleme, der allgemeine Klang ist sehr angenehm.

Die deutsche Fassung kommt erstaunlich nah, aber nicht völlig an die englische Fassung heran. Während sich die Musik praktisch genauso gut anhört, klingen die Stimmen teilweise etwas kratzig und nicht so sauber wie bei der Originaltonspur. Dennoch ist die Qualität auch hier von einer schlechten Lichttonspur meilenweit entfernt, was bei einer deutschen Synchronfassung aus den sechziger Jahren bei DVDs fast schon zu einer Seltenheit geworden ist. Leider liefert Koch Medien keinerlei Untertitel mit, was Englisch-Unkundigen leider keine Chance gibt in den Genuß der Originalstimmen zu kommen.

Bonusmaterial

Die Menügestaltung kann man eigentlich nur als gelungen bezeichnen, aber vielleicht hätte das Design in 16:9 doch besser gewirkt, zumal der Hauptfilm ja auch anamorph ist.

Die einzig wirklichen Extras zum Film besteht aus einem kurzen Trailer im anamorphen Originalformat (1:01), kurzen Biografie-Texttafeln zu Michael Caine, Sidney J. Furie, Harry Saltzman und John Barry sowie einer kleinen Fotogalerie mit zwölf Bildern. In einem weiteren Menüpunkt kann man die DVD-Credits abrufen und außerdem befinden sich unter DVD-Highlights von Koch Media noch die Trailer zu Deadlier than the Male (2:49) und The Persuaders (2:20).


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