Murder Ahoy
Cover

02.04.2006 #375

Titel Murder Ahoy
Studio MGM British Studios (1964)
Hersteller Warner Home Video (2006)
DVD-Typ 5 (4,29 GB) Bitrate ø 5,74 max. 8,0
Laufzeit 90 Minuten Kapitel 24
Regionalcode 1 (USA/Kanada) Case Amaray I
Fernsehnorm NTSC
Bildformat 1.78:1 16:9 yes
Tonspuren Dolby Digital 1.0 Mono 192 kbit/s Englisch, Französisch
Untertitel Englisch, Französisch
Freigabe Not Rated
Extras • Agatha Christie Trailer Gallery

Der Film

Als Miss Marple den Platz ihres verstorbenen Onkels, dem Admiral Sir Hubert Marple, im Vorstand einer Stiftung zur Besserung der Jugend einnimmt, bricht bei ihrer ersten Sitzung einer ihrer Vorstandskollegen tot zusammen. Dieser kam gerade von einem Besuch auf der Battledore zurück, dem Schiff auf dem die Stiftung fehlgeleitete Jugendlichen wieder auf die rechte Bahn bringt. Miss Marple wittert im Gegensatz zu Inspektor Craddock einen gezielten Mord und stattet der Battledore selbst einen Besuch ab...

 


Obwohl Agatha Christe an den MGM-Verfilmungen ihrer Miss-Marple-Geschichten mit Margaret Rutherford nicht schlecht verdient haben muß, setzte sie dem 1964 ein Ende. Möglicherweise hatte es etwas damit zu tun, daß Produzent Lawrence P. Bachmann und Regisseur George Pollock für den vierten Film keinen von Christies Romanen als Vorlage auswählten, sondern die beiden Drehbuchautoren David Pursall und Jack Seddon eine eigene Geschichte erfinden ließen.

Das gelang zwar im Stil der vorherigen Filme nach ganz gut, aber gleichzeitig entfernte sich Murder Ahoy am weitesten von der ursprünglichen Idee. Das Drehbuch wurde voll und ganz auf Margaret Rutherford zugeschnitten, was dem Film eigentlich nicht schlecht bekommt. Die Story wirkt jedoch etwas arg konstruiert und hat einige unübersehbare Lücken im Plot - die Klasse der Christie-Originale kann die Geschichte einfach nicht erreichen.

Margaret Rutherfords Co-Star (neben ihrem Ehemann Stringer Davis, der hier seine am weitesten ausgebaute Rolle spielt) ist mit Lionel Jeffries wieder ein britischer Charakterdarsteller der besonderen Klasse. Sein Captain Rhumstone vereint Ernsthaftigkeit und Komik beinahe noch besser als Margaret Rutherford selbst und schafft es die dünne Linie zwischen militärischer Ordnung und einem schwachen Nervenkostüm genüßlich darzustellen.

Auch Charles Tingwells Inspektor Craddock wird in diesem Film mehr als sonst strapaziert und liefert sich mit Miss Marple ein spannendes Katz- und Maus-Spiel, das den Charakter diesmal humorvoller als in den vorherigen Filmen erscheinen läßt. Obwohl die anderen Nebendarsteller sich redlich Mühe geben, sind ihre Rollen dagegen geradezu farblos und haben einen geringen Wiedererkennungswert - schuld daran sind nicht die Schauspieler, sondern das Drehbuch, daß ihnen viel zu wenig zu tun gibt.

Die Dramaturgie ist jedoch in Höchstform - Regisseur George Pollock schafft es einen langsamen Spannungsbogen aufzubauen, der in einem rasanten Höhepunkt endet. Fast schon etwas zu rasant, denn einen zünftigen Fechtkampf dürfte Agatha Christie für Miss Marple nie im Sinn gehabt haben - aber im Film paßt es dann doch ganz gut. Ron Goodwin komponierte auch für Murder Ahoy wieder die Filmmusik und bringt diesmal auch in leisen Szenen sehr schöne Musikthemen zum Einsatz. War bei den früheren Filmen die Musik noch etwas losgelöst von der Handlung, arbeitet sie hier Hand in Hand mit der Dramaturgie.

Die deutsche Synchronfassung von Murder Ahoy ist wie bei allen Miss-Marple-Filmen gut gelungen und erhält die Atmosphäre der Originalfassung erstaunlich gut. Allerdings irritiert die Sprecherauswahl ein klein wenig: nach Robert Morley in Murder at the Gallop und Ron Moody in Murder Most Foul wird auch hier der Co-Star Lionel Jeffries wieder von Erich Fiedler gesprochen, was in der deutschen Version die Rollen alle ein wenig ähnlich erscheinen läßt. Ansonsten kann sich die deutsche Synchronfassung des Films aber gut behaupten und macht nicht weniger Spaß als die Originalversion.

Murder Ahoy ist trotz der kleinen Schwächen ein gelungener Abschluß der Miss-Marple-Quadrologie und setzt nicht nur Margaret Rutherford, sondern auch Agatha Christie ein großes Denkmal. Wer schon einmal etwas von diesen Filmen gehört hat, wird zwar immer das Bild von Margaret Rutherford als Miss Marple vor Augen haben, aber auch den Namen der Autorin - und dadurch wird vielleicht Interesse an den Romanvorlagen oder anderen Christie-Verfilmungen geweckt.

Die DVD

Warners neue amerikanische DVD-Veröffentlichung von Murder Ahoy ist eine deutliche Verbesserung gegenüber der alten deutschen Ausgabe, obwohl diese auch schon im Originalformat, allerdings doch in einem etwas älteren und nicht ganz perfekten Transfer vorlag. Die neue Abtastung der US-DVD hat nun auch das letzte bißchen Qualität aus der Filmvorlage herausgeholt und bietet außerdem noch einen deutlich besseren Ton. Erhältlich ist diese DVD allerdings nur mit den drei anderen Miss Marple-Filmen zusammen im Boxset, ist dafür aber auch sehr günstig.

Weitere Reviews:
RC1: Murder She Said | Murder at the Gallop | Murder Most Foul | Murder Ahoy
RC2: Murder She Said | Murder at the Gallop | Murder Most Foul | Murder Ahoy
Vergleiche: Murder She Said | Murder at the Gallop | Murder Most Foul | Murder Ahoy


Bild

Murder Ahoy war in Warners altem Miss Marple-Boxset der einzige Film, der im 1.66:1-Originalformat vorlag und eine wenigstens akzeptable Bildqualität bot – Warners neue anamorphe Abtastung in 1.78:1 für das neue amerikanische Boxset zeigt aber erst so richtig was aus dem Filmmaterial noch alles steckt. Der Transfervergleich macht deutlich, wie gering der Unterschied zwischen 1.66:1 und 1.78:1 ist und daß die Bildkomposition durchaus auch für das breitere Bildformat gedacht war – tatsächlich erwies sich die alte Version sogar an der rechten Bildseite leicht beschnitten.

Die Filmvorlage macht ganz am Anfang des Films im Vorspann noch einen etwas wackeligen Eindruck, bessert sich dann aber in ein paar Sekunden rapide und bietet dann das von den anderen Filmen gewohnt saubere und ruhige Aussehen. Fussel, Kratzer oder Beschädigungen sind aber dank einer ausführlichen digitalen Reinigungsaktion nirgendwo zu sehen. Die Körnigkeit des Filmmaterials wurde hier wieder etwas stärker entfernt, oder war vielleicht von vorneherein gar nicht so stark als daß sie überhaupt auffallen würde.

Die Schärfe ist auch hier wieder auf einem erstaunlich guten Niveau, der nur den Einsatz einer direkten Kopie des Filmnegativs bedeuten kann. Ein Schärfefilter wurde wahrscheinlich in geringem Maß eingesetzt, negative Auswirkungen sind aber überhaupt nicht erkennbar – Doppelkanten oder Zeilenflimmern sind hier überhaupt kein Problem. Völlig ruhig ist auch der Bildstand, der sich hier nicht das geringste Zappeln oder Ruckeln leistet. Murder Ahoy ist derjenige der vier Miss Marple-Filme, der am meisten mit Licht und Schatten spielt und schon auf dem alten Transfer eine sehr gut ausbalancierte hatte. Die neue Abtastung korrigiert lediglich die Helligkeit etwas, so daß das Bild auch in den vielen dunklen Szenen nun viel mehr Details zeigt.

Auch wenn der alte Transfer im nicht-anamorphen 1.66:1 vor zweieinhalb Jahren schon recht gut aussah, die neue Abtastung stellt sich nicht nur im direkten Vergleich als enorme Verbesserung heraus, wäre aber sicher auch schon vor einigen Jahren möglich gewesen.

Ton

Die englische Tonspur der alten DVD-Veröffentlichung von Murder Ahoy war schon eine ganz solide Angelegenheit, die aber leider von einem übermäßigen Rauschpegel getrübt wurde. Im Rahmen der Restauration hat Warner bei der neuen US-DVD dafür gesorgt, daß auch der Ton des Films nun bedeutend besser klingt. Auf einen 5.1-Remix wurde hier wie bei den anderen Filmen verzichtet.

Das Grundrauschen ist immer noch relativ hoch, aber nicht mehr so stark wie bei der alten DVD, deren Tonmaster offenbar von einer mehrfachen Kopie stammte. Auf dieser DVD halten sich die Nebengeräusche aber auf einem akzeptablen Niveau und stören den Filmgenuß in keiner Weise, das Rauschen kann man eigentlich nur wahrnehmen wenn man besonders drauf achtet. Weil kein Rauschfilter eingesetzt wurde, klingt der Ton sehr klar und frisch.

Dynamik und Frequenzgang sind natürlich nicht überragend, aber für einen Film dieses Alters mehr als zufriedenstellend. Besonders Ron Goodwins Musik profitiert davon besonders und kann mit einem ordentlichen Baß aufwarten, und auch die Dialoge klingen erstaunlich warm und weisen keinerlei Verzerrungen auf.

Bonusmaterial

Auch hier bestehen die Extras wieder der gleichen Agatha Christie Trailer Gallery, die sich auch auf den anderen DVDs des Boxsets befindet und die folgenden fünf Trailer enthält:

• Murder She Said (2:37)
• Murder at the Gallop (2:37)
• Murder Ahoy (1:33)
• Murder Most Foul (2:11)
• Ten Little Indians (2:07)


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