My Fair Lady
Cover

5.5.2004 [Rewrite] #259

Titel My Fair Lady
Studio Warner Bros. (1964)
Hersteller Warner Home Video (1999)
DVD-Typ 9 (7,27 GB) Bitrate ø 5,31 max. 8,9
Laufzeit 166 Minuten Kapitel 50
Regionalcode 2 (Deutschland) Case Snapper
Fernsehnorm PAL
Bildformat 2.40:1 16:9 yes
Tonspuren Dolby Digital 5.1 Surround 384 kbit/s Englisch 1.0 Mono 192 kbit/s Deutsch, Spanisch 2.0 Mono 192 kbit/s Kommentar
Untertitel Englisch, Deutsch, Spanisch, Französisch, Italienisch, Türkisch, Holländisch, Schwedisch, Norwegisch, Dänisch, Finnisch, Portugiesisch, Hebräisch, Polnisch, Griechisch, Tschechisch, Ungarisch, Isländisch, Kroatisch
Freigabe FSK 12
Extras • US-Kinotrailer
• Kommentar von Art Director Gene Allen, Restauratoren Robert Harris und James Katz und Marni Nixon
• Dokumentation The Fairest Lady
• Audrey Hepburns Original-Gesang "Wouldn't it be loverly" und "Show me"

Allgemeines

Es begann alles vor mehr als hundert Jahren, als der Schriftsteller George Bernard Shaw ein Theaterstück über die Verwandlung eines einfachen Blumenmädchens in eine feine Dame schrieb. Pygmalion, so der Titel des Stücks, wurde nicht nur in Europa zu einem großen Erfolg auf der Bühne.Die große Popularität des Stücks führte 1939 zu einer Verfilmung in England, die sich mit einer der höchsten Ehren erfreuen konnte: George Bernard Shaw persönlich schrieb das Drehbuch, wodurch nicht nur das Stück, sondern auch der Film mit Leslie Howard und Wendy Hiller in den Hauptrollen unter der Regie von Anthony Asquith zu einer Vorlage für alle weiteren Aufführungen wurde.

George Bernard Shaw starb 1950 im hohen Alter von 94 Jahren, aber die Begeisterung für seine Bücher und Bühnenstücke hielt an und machte auch nicht vor der amerikanischen Musical-Schwemme in den fünfziger Jahren halt. Besondere Aufmerksamkeit wurde dabei Pymalion geschenkt, aber die Broadway-Musicalgiganten Roger und Hammerstein hielten das Sück untauglich für ene Musical-Adaption. Mitte der fünfziger Jahre wagte sich aber ein anderes Texter/Komponist-Gespann an Pygmalion: Alan Jay Lerner und Frederick Loewe schafften es, das Theaterstück nach den strengen Vorgaben der Shaw-Erben in ein Musical zu verwandeln. Die komplizierteste Einschränkung dabei war nicht so viel wie möglich vom Originaltext zu übernehmen, sondern diesen auch in den Songtexten zu verwenden. Lerner und Loewe gelang aber das, was Roger & Hammerstein für unmöglich hielten.

1956 hatte My Fair Lady, so der Titel des Musicals, am Broadway Premiere mit Julie Andrews und Rex Harrison in den Hauptrollen. Der Erfolg war gigantisch - My Fair Lady entwickelte sich zu einem Dauerbrenner und wurde zum längsten laufenden Broadway-Musical seiner Zeit. Der Erfolg war aber nicht nur auf Amerika begrenzt. Bald wurde My Fair Lady an vielen Theatern auf der ganzen Welt aufgeführt - auch in Deutschland. Die Inszenierung am Berliner Theater des Westens mit Karin Hübner und Paul Hubschmidt in den Hauptrollen wurde zu einem Klassiker für sich, unter anderem auch durch die deutsche Übersetzung, die die englischen Akzente in Berliner Dialekt umwandelte und dabei immer noch große Teile der Originaltexte erhielt.

Nachdem die Broadway-Aufführung alle Rekorde gebrochen hatte, begann Anfang der sechziger Jahre der Wettkampf um die Filmrechte, den Warner 1962 für sich entscheiden konnte - das Filmstudio kaufte die Rechte für einen Zeitraum von zehn Jahren für fünfeinhalb Millionen Dollar vom Fernsehsender CBS. Studiochef Jack Warner machte My Fair Lady zu seinem persönlichen Lieblingsprojekt und ließ es an nichts fehlen - der Film wurde mit einem Budget von 17 Millionen Dollar ausgestattet und die Crew bestand nur aus den besten Leuten. Die Regie wurde George Cukor, einem der renommiertesten Regisseure Hollywoods, anvertraut, und die Dreharbeten begannen 1963 in den Burbank-Studios von Warner in Hollywood.

Bevor die Aufnahmen begannen, galt es aber noch die schwierige Frage der Besetzung zu klären. Die naheliegenste Idee, die beiden Hauptrollen von denjenigen spielen zu lassen, die es auch in der Broadway-Aufführung getan hatten, fand allgemeinen Zuspruch, aber Jack Warner scheute sich die Rolle von Eliza Dolittle an eine unbekannte Bühnenschauspielerin wie Julie Andrews zu vergeben. Die größere Publicity war wichtig, und so wurde der bekannteren Audrey Hepburn auf dem Höhepunkt ihrer Karriere die Rolle gegeben. Für Henry Higgins kam natürlich nur einer in Frage: Rex Harrison war mit seiner Rolle seit der Broadway-Aufführung fest verbunden und es ging kein Weg daran vorbei, auch den Film mit ihm zu besetzen. Für die Elizas Vater waren sogar Stars wie Cary Grant im Gespräch, aber leztendlich wurde doch Stanley Holloway ausgesucht, der den Part auch schon am Broadway spielte. Somit waren Rex Harrison und Stanley Holloway die einzigen, die den Sprung von der Bühne auf die Kinoleinwand machten.

Die Besetzung von Eliza mit Audrey Hepburn war zweifellos eine gute Wahl, die allerdings einige unangenehme Nebenwirkungen hatte: die Schauspielerin war im Gegensatz zu Julie Andrews keine professionelle Sängerin. Obwohl sich Audrey Hepburn umfangreich auf ihren Gesangspart vorbereitete, waren die Produzenten noch vor den Dreharbeiten während den Musikaufnahmen davon überzeugt, daß ihre Stimme nicht gut genug sei. Fast heimlich wurde eine Sängerin als Stimmersatz gesucht, und in Marni Nixon gefunden - sie hatte schon für Deborah Kerr in The King and I und Nathalie Wood in West Side Story gesungen. Audrey Hepburn erfuhr nur zufällig davon und war zuerst empört, begann dann aber eng mit Marni Nixon zusammenzuarbeiten um die Synchronisation ihres Gesangsparts so gut wie möglich zu machen. Aber Audrey Heburn war nicht alleine, denn auch ihr Kollege Jeremy Brett wurde von einem Sänger namens Bill Shirley synchronisiert. Das führte in einer Szene zu der merkwürdigen Situation, daß zwei Schauspieler ein Duett ohne ihre eigenen Stimmen miteinander sangen.

Obwohl My Fair Lady in England spielt, wurde ausschließlich in Studios in Hollywood unter kontrollieren Bedingungen gedreht. Gene Allen und Cecil Beaton, der schon bei der Broadway-Aufführung mit dabei war, waren für Art Direction und Produktionsdesign zuständig. Covent Garden, wo ein großer Teil der Handlung stattfindet, wurde in einem riesigen Set aufwendig nachgebaut, und auch die anderen Handlungsorte wie Higgins Haus, Whimpole Street und andere entstanden vollständig durch die erfahrenen Bühnenbildner in den Studios. Dabei wurde auf eine möglichst hohe Authenzität geachtet: besonders in Professor Higgins' Arbeitszimmer waren die kleinsten Details bis auf die historisch gerechte Tapete korrekt. Trotz der aufwendigen Sets wurde ein gewisses Bühnen-Aussehen mit Absicht eingehalten:

Das besonders aufwendige und detailreiche Aussehen des Films sollte auch auf besondere Weise festgehalten werden, und deshalb wurde My Fair Lady auf 65mm-Material in Super Panavision 70 gedreht, das jede noch so kleine Einzelheit festhalten konnte. Für die Kameraarbeit, die nicht nur die bloße Kameraführung, sondern auch die komplizierte Beleuchtung beinhaltete, war mit Harry Stradling einer der besten Cinematographen Hollywoods zuständig, der schon seit 1920 hinter Kameras stand und außerdem die ideale Wahl für My Fair Lady war: Stradling drehte schon 1938 in England mit Anthony Asquith die erste Verfilmung von Pygmalion.

Das Drehbuch basierte eng auf der Broadway-Vorlage, die ihrerseits eng auf Bernards Shaws Theaterstück basierte. Es wurden keine Songs mehr dazukomponiert, der Film entspricht im wesentlichen dem Musical. Ständig neu interpretiert wird jedoch der Schluß: während Shaw sein Pygmalion mit einem Sequel in Form einer angehängten Kurzgeschichte ausstattete und darin die Geschichte von Eliza und Freddie, die tatsächlich heiraten, erzählt, macht schon das auch von Shaw verfaßte Drehbuch der 1938er Verfilmung einen Schritt rückwärts und ließ das Ende halb offen. Alan Jay Lerner hielt sich mehr an die Verfilmung als an das Theaterstück und gab My Fair Lady ebenfalls ein offenes Ende, das aber am allermeisten zu einem Hollywood-Happyend tendiert, in dem Higgins und Eliza zusammenkommen.

Einer der weiteren wichtigsten Bestandteile des Films, die musikalische Umsetzung, wurde in die Hände des jungen Dirigenten und Komponisten André Previn gelegt, der schon seit den fünfziger Jahren in Hollywood Arrangements und Musik für viele Filme gemacht hatte. Neue Musik mußte nicht mehr komponiert werden, aber die Arrangements wurden von André Previn deutlich verfeinert. Wenn man die Aufnahme der Broadway-Aufführung mit der Soundtrack des Films vergleicht, bemerkt man sofort die detailreichere und vollere Instrumentierung der Filmversion.

Genauso wie Bernard Shaws Theaterstück und das Broadwaymusical wurde auch der Film zu einem großen Erfolg. Kritiker merkten gerne an, daß die sozialkritischen Elemente von Shaws Vorlage zugunsten der opulenten Ausstattung vernachlässigt wurden, was in gewisser Hinsicht auch nicht völlig falsch ist - aber My Fair Lady will gar keine Kritik üben oder eine zynische Satire sein, sondern ein fröhliches Musical mit nur wenigen ernsten Ansätzen. Der Film lebt nicht hauptsächlich von seinem grandiosen Aussehen, sondern auch von den Schauspielern - Audrey Hepburn und Rex Harrison, Wilfried Hyde-White, Stanley Holloway und viele andere spielen ihre Charaktere auf eine derart liebeswerte Weise, daß man sich kaum jemand anders in diesen Rollen vorstellen kann.

In Deutschland wurde My Fair Lady drei Monate nach der amerikanischen Premiere gezeigt. Für die deutsche Fassung wurden nicht nur die Dialoge, sondern auch der Gesang komplett synchronisiert. Dabei wurde zwar der Text von der Berliner Aufführung bis auf ein paar Änderungen zugunsten der Lippensynchronität übernommen, aber die Stimmenbesetzung dürfte für Kenner der Theateraufführung zumindest in einem Punkt gewöhnungsbedürftig gewesen sein: Rex Harrison wurde nicht von seinem deutschen Theater-Pendant Paul Hubschmid gesprochen und gesungen, sondern von Friederich Schönfeld - der spielte auf der Bühne jedoch Colonel Pickering. Genauso wie in der englischen Fassung wurde die Stimme von Elizas Part auch an zwei verschiedene Schauspielerinnen für Gesang und Text vergeben: während Audrey Hepburns Standardsprecherin Uta Hallant die Texte sprach, wurde der Gesang von Monika Dahlberg übernommen.

Der unaufhaltsame Erfolg des Films setzte sich auch in den Oscar-Verleihungen von 1965 fort, wo My Fair Lady für insgesamt zwölf Kategorien nominiert war und acht gegen eine starke Konkurrenz gewann. Allerdings hatte dies auch eine Schattenseite, denn obwohl Rex Harrison als bester Schauspieler gewann, wurde Audrey Hepburn für ihre Rolle nicht einmal nominiert. Der Oscar für die beste Schauspielerin ging in diesem Jahr ausgerechnet an Julie Andrews im Konkurrenzmusical Mary Poppins - viele hielten dies für eine Rache der Academy-Mitglieder, weil Julie Andrews nicht von der Broadwayaufführung übernommen wurde und durch Audrey Hepburn ersetzt wurde, die dann nicht einmal selbst singen durfte. Die nur selten außer Fassung bringbare Audrey Hepburn machte auch hier das beste aus der Situation und überreichte auf der Bühne Julie Andrews ihren Oscar persönlich.

Trotz aller Kontroversen wurde My Fair Lady zum Inbegriff des perfekten Hollywood-Musicals und gleichzeitig zu einem letzten seiner Art, denn nach 1964 wurden nur noch wenige Musicals auf die Leinwand umgesetzt, die keine wirklich großen Erfolge mehr erreichen konnten. Dreißig Jahre nach der Premiere befand sich My Fair Lady aber selbst am Rande der Existenz, denn nachdem die Rechte 1972 an CBS zurückgingen, übergab Warner auch große Teile des Filmmaterials an den Fernsehsender. Die kostbaren 65mm-Originale, die schon vorher nicht immer optimal behandelt worden waren, wurden unter schlechten Bedingungen gelagert, die den Zerfall noch beschleunigten.

Bewußt wurde das CBS, die inzwischen zum Filmstudio Fox gehörten erst, als Anfang der neunziger Jahre eine Laserdisc des Films herausgebracht wurde, die so unglaublich schlecht aussah, daß sie einen Preis dafür bekam. Daraufhin kamen die Filmrestauratoren Robert Harris und James Katz ins Spiel, die zuerst nur einen vernünftigen Videotransfer machen sollten. Aber den beiden Spezialisten, die schon einige andere Klassiker wie Lawrence of Arabia gerettet hatten, gelang es CBS von der filmhistorischen Wichtigkeit des Films zu überzeugen und die finanzielle Unterstützung für eine komplette Restauration zu sichern. Zwei Jahre lang wurde My Fair Lady mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln restauriert, und 1994 konnten Robert Harris, James Katz und ein großes Team von Mitarbeitern nicht nur einen neuen Videotransfer präsentieren, sondern ein wundervoll restauriertes 65mm-Archivnegativ, von dem neue Vorführkopien in 70 und 35mm gemacht wurden. My Fair Lady war wieder da und sah besser aus als je zuvor.

20th Century Fox, die durch CBS die Rechte an den Kino-Wiederaufführungen der restaurierten Version besaßen, gab sich trotz des enormen finanziellen Aufwands keine große Mühe My Fair Lady wieder in die Kinos zu bringen - aber ein enorm teures Deluxe-Laserdisc-Boxset mit allem drum und dran erschien im Herbst 1994, was wiederum durch eine etwas billigere, aber bis auf die aufwendigen Extras identische Disc ein paar Jahre später ersetzt wurde. Und dann kam die DVD... und My Fair Lady ließ nicht lange auf sich warten. Schon 1998 brachte nun Warner sein Schmuckstück in einer damals und heute immer noch hervorragenden DVD heraus, die erst zum vierzigjährigen Jubiläum des Films von einer neuen Special-Edition abgelöst wird.
Dies ist die alte deutsche DVD-Veröffentlichung von My Fair Lady, die inzwischen von der auch in Deutschland erschienenen Special-Edition abgelöst wurde.

 

Bild

My Fair Lady wurde in Super Panavision 70 gedreht, einem der großformatigen Systeme, die ein 65mm-Filmnegativ verwendeten, daß entweder auf herkömmlichen 35mm-Film oder auf 70mm umkopiert werden konnte (die zusätzlichen fünf Millimeter kamen an den Seiten des Filmstreifens durch die Tonspuren hinzu). Filme in diesem Format überstehen die Zeit üblicherweise nicht so gut wie normale 35mm-Filme, da die Negative anfälliger für Alterungsprozesse sind und oft falsch gelagert werden. Letzteres hätte auch My Fair Lady innerhalb von dreißig Jahren seit der Premiere fast unwiederbringbar zerstört - wenn nicht CBS die Finanzierung für eine aufwendige Restauration aufgebracht hätte.

Die Retter von My Fair Lady sind die Restauratoren Robert Harris und James Katz, die von 1992 bis 1994 daran arbeiteten, den Film wieder in seinem alten Glanz erstrahlen zu lassen. Restauriert wurde ausschließlich auf 65mm-Filmbasis, mit der Ausnahme von einigen wenigen Sequenzen, die erstmals in der Geschichte der Filmrestauration mit Hilfe von Computern bearbeitet werden mußten. Ein Großteil des Films konnte von den trotz schlechter Lagerung noch verhältnismäßig gut erhaltenen Kameranegativen restauriert werden - nur für einige Szenen, bei denen das Negativ zu stark beschädigt war, wurden die in die Komplementärfarben zerlegten Seperations-Master eingesetzt, die zum Glück auch existierten.

Die Bildqualität dieser alten Auflage hat ungefähr die gleiche Bildqualität wie die neue Special-Edition, aber eine etwas unsaubere Kompression, die zu Blockbildung in einigen der dunkleren Szenen führt. Generell ist die Qualität aber für eine DVD dieses Alters bemerkenswert gut.

Der Transfer wurde nicht von einem 70mm-Print, sondern einer speziell für diesen Zweck angefertigten 35mm-Interpositiv gemacht - einer direkten Kopie des restaurierten 65mm-Negativs. Dahinter steckt ein ganz bestimmter Grund: 1998 war es technisch noch nicht möglich einen Transfer von 70mm-Filmelementen in wirklich guter Qualität zu machen - der hätte dann schlechter als eine Abastung einer 35mm-Reduktionskopie ausgesehen. Einen wirklichen Nachteil hat dieser 35mm-Transfer nicht, denn der Unterschied in der Schärfe fällt in den Dimensionen der DVD-Auflösung nicht ins Gewicht. Das Bildformat des 70mm-Films blieb erhalten, denn das Bild von ca. 2.21:1 wurde mit Balken an den Seiten in das 2.35:1-Frame gelegt. Leider hat Warner einen kapitalen Fehler beim Transfer dieser 35mm-Version gemacht und die seitlichen Balken eliminiert, indem das ganze Bild minimal in die Breite, aber nicht in die Höhe gestreckt wurde, wie ein Vergleich mit einem in der Dokumentation sichbaren 70mm-Filmbild zeigt. Der Unterschied ist allerdings nur in einer direkten Gegenüberstellung bemerkbar und stört beim normalen Anschauen nicht, aber es spricht nicht gerade für Warner daß auch bei der neuen DVD dieser Fehler nicht behoben wurde.

Die Restauration hat es geschafft, fast alle Beschädigungen der Filmelemente zu entfernen, aber ab und zu huscht doch noch der ein oder andere minimale Kratzer durchs Bild - große Macken wie diese Klebestelle kommen nur ganz selten und auch nur für ein einzelnes Filmbild vor. Angesichts des schlechten Zustands des Original-Filmmaterials kann man hier wohl schon von einem mittelgroßen Wunder sprechen, daß das Bild doch so sauber aussieht. Auch der Bildstand ist bis auf eine handvoll kurze Sequenzen sehr ruhig und schlimmstenfalls könnte es auch eine Kamerabewegung sein, die das Bild etwas schwanken ließ.

Der Detailreichtum des Transfers ist beeindruckend, obwohl als Quelle hier nur ein 35mm-Print gedient hat - aber es ist deutlich sichtbar , daß die Vorlage ein 65mm-Negativ mit hoher Auflösung war. Ein wenig wurde hier noch digital nachgeholfen, aber das angeblich so schlimme Edge Enhancement macht sich überhaupt nicht unangenehm bemerkbar. Filmkörnigkeit ist auch nur in sehr geringem Ausmaß sichtbar und ist nur bei sehr genauer Betrachtung überhaupt zu sehen. Richtig Spaß machen natürlich die brillianten Farben, die von tiefem Schwarz-Blau der ersten Covent-Garden-Szene über die warmen, rot-bräunlichen Töne in Higgins Haus bis zum fast klinisch reinen weiß der Ascot-Sequenz reichen. Dabei wurde das Farbtiming nicht unbedingt auf hyperrealität getrimmt, sondern auf die ganz besonderen, etwas pastellartigen Technicolor-Farben abgestimmt.

Im großen und ganzen kann sich diese mittlerweile schon sechs Jahre alte Transfer erstaunlich gut behaupten, besser könnte My Fair Lady eigentlich kaum noch aussehen - es sei denn eines Tages wird noch einmal ein neuer Transfer direkt vom 65mm-Material gemacht. Bis dahin ist diese Version unbestritten die ultimative Fassung des Films im Heimkino-Bereich, die sowohl in Sachen Filmrestauration als auch beim Transfer kaum Wünsche übrig läßt.

Ton

Als Musical-Verfilmung wurde My Fair Lady mit dem besten Tonsystem ausgestattet, daß es 1964 gab: sechskanaliger Magnetton, allerdings nur auf den 70mm-Kopien, die 35mm-Version mußte sich mit Mono-Lichtton zufrieden geben. Die Kanalaufteilung des 70mm-Magnettons war damals völlig anders, als man es von heutigem Sechskanal-Digitalton kennt - fünf Lautsprecher befanden sich hinter der Leinwand, die von einem Surroundkanal ergänzt wurden.

Robert Harris und James Katz kümmerten sich nicht nur um das Filmmaterial, sondern überwachten auch die Restauration des Tons. Von dem war aber noch viel weniger übrig als vom Filmmaterial: alle Originalbänder von Musik, Dialogen und Geräuschen sind verloren - alles was noch übrig ist, ist ein fertig gemischtes 6-Kanal-Print-Master. Der Zustand dieser Tonelemente war in keinem berauschend guten Zustand, weil sie nur Kopien zweiter oder dritter Generation waren und von ihnen der Ton sämtlicher 70mm-Prints kopiert wurde. Dennoch hat es die Restauration geschafft, daraus eine wundervoll klingende, moderne 5.1-Tonspur zu machen.

Im Rahmen der Restauration wurde nicht nur der Klang der Tonelemente verbessert, sondern auch ein Remix gemacht, denn die damalige Kanalkobfiguration von fünf Kanälen hinter der Leinwand gibt es heute nur noch beim selten eingesetzten SDDS-System, das aber zur Zeit der Restauration noch nicht gebräuchlich war. Die fünf Frontkanäle wurden zu drei Kanälen für links, mitte und rechts zusammengefaßt und für die zwei Surround-Kanäle wurde aus den vorderen Kanälen der Raumklang erzeugt. Das Ergebnis ist höchst beeindruckend, wenn man bedenkt in welchem Zustand sich die überlebenden Tonelemente befunden haben müssen.

Das wichtigste der Tonspur von My Fair Lady ist natürlich die Musik, auf deren Abmischung besonderen Wert gelegt wurde. Der Remix ist gut gelungen und klingt sehr räumlich, und obwohl der Surroundanteil der Musik künstlich ist, hört sich alles sehr natürlich an. Während die Dynamik keine Wünsche übrig läßt, ist der Frequenzgang im Bereich der Höhen etwas schwach, was aber eine Einschränkung durch den Zustand der Tonelemente ist. Dennoch hat die Musik einen sehr freundlichen und warmen Klang.

Die Stimmen, sowohl die Sprache als auch der Gesang, sind dagegen etwas problematischer, hören sich aber viel besser an als bei anderen Filmen aus dieser Zeit. Der Klang der Stimmen wurde enorm verbessert und lingt allerhöchstens ansatzweise noch etwas dünn. Allerdings verändert sich der Klang der Stimmen sobald der Gesang ins Spiel kommt ins Positive - mit einer Ausnahme, die bei der Restauration für anfängliche Verwrrung gesorgt hat: Rex Harrison trug ein drahtloses Mikrofon und sang als einziger seinen Part live bei der Filmaufnahme. Das führte dazu, daß sein Gesang gegenüber allen anderen perfekt zum Bild paßte, der Klang durch das frühe Funkmikrofon aber nicht so gut war. Die Restauration hat dieses Manko so gut wie möglich behoben, aber hören kann man es trotzdem noch ein wenig.

Der Raumklang der restaurierten Tonspur von My Fair Lady ist ein Kapitel für sich, denn im ganzen Film wird nur ein einziger diskreter Surroundeffekt eingesetzt (während des Ascot-Rennens), ansonsten werden die Surround-Kanäle nur von der Musik verwendet. Das wirkliche Geschehen spielt sich dafür auf der vorderen Soundstage ab: die Stimmen beschränken sich nicht nur auf den Center-Kanal, sondern sind getreu der Originalabmischung höchst direktional an die Position der sprechenden Personen im Filmbild angepaßt. Auch die Geräusche sind in feinstem Stereo auf den vorderen drei Lautsprechern zu hören und erzeugen so einen angenehmen Raumklang, bei dem man den Einsatz der Surroundkanäle erst gar nicht vermißt.

Wenn man die Probleme der Tonrestauration nicht kennt, wird man auch die kleinen Einschränkungen dieser Tonspur nicht bemerken. Musikalisch gesehen kann man sich über nichts beschweren, wer allerdings ein 5.1-Surroundspektakel erwartet wird enttäuscht sein - dafür bietet diese Tonspur aber auch eine originalgetreue Umsetzung der 70mm-6-Track-Version. Leider hat weder bei dieser DVD noch bei der neuen Special-Edition niemand an eine Tonhöhenkorrektur gedacht, so daß auf den PAL-Versionen aller My Fair Lady-DVDs die Songs einen knappen halben Ton zu hoch klingen.
Die deutsche Synchronfassung liegt auf dieser DVD nur als Mono-Tonspur vor - ob es jemals einen deutschen 70mm-6-Track-Mix gegeben hat, ist mir unbekannt - aber vermutlich ist so eine Fassung, falls sie überhaupt existiert hat, genauso verschollen wie die Originalbänder der englischen Fassung. Die vorhandene Mono-Abmischung kommt natürlich nicht an die restaurierte englische Version heran, aber kann sich dennoch einigermaßen gut behaupten. Der Klang hat einen bemerkenswert guten Baßanteil und die Höhen klingen nur ein klein wenig spitz. Die Stimmen hören sich ein klein wenig kratzig und verzerrt an, und die ganze Tonspur hat ein deutlich hörbares Grundrauschen - beides fällt aber weitaus weniger schwer aus, als zu befürchten ist. Insgesamt kann man der deutschen Fassung dieser DVD ein knappes gut bescheinigen, denn anhörbar ist sie auf jeden Fall - im Gegensatz zur ebenfalls voll synchronisierten spanischen Fassung, die noch viel schlechter klingt. Auf der deutschen Special-Edition befindet sich eine Stereo-Surround-Version der deutschen Fassung, , die allerdings eine künstliche Zusammensetzung der Musikspuren, der ausgefilterten Stimmen von der Mono-Spur und neu erstellten Geräuschen ist und daher sehr steril und nicht so natürlich wie die alte Mono-Spur klingt.

Bonusmaterial

Für den Audiokommentar haben sich Art Director Gene Allen und das Restauratoren-Team Robert A. Harris und James C. Katz zusammen ins Studio gesetzt und werden zwischendurch von eingeschnittenen Teilen eines Interviews mit Marni Nixon ergänzt. Da der Film fast drei Stunden lang ist, entstehen ab und zu kürzere Pausen, die aber nicht so lang sind daß sie störend wirken. Gene Allen, der einen wesentlichen Anteil zum Aussehen des Films beigetragen hat und bei den Dreharbeiten immer dabei war, hat eine ganze Menge interessanter Sachen zu erzählen und wird dabei von Robert Harris und James Katz ideal ergänzt. Die beiden Restauratoren reden nicht nur über über ihre eigene Arbeit am Film, sondern legen auch große filmhistorische Kentnisse nicht nur über My Fair Lady an den Tag. Marni Nixons Kommentare hingegen beschränken sich auf die musikalischen Aspekte, ihre Zusammenarbeit mit Audrey Hepburn und die Kontroverse über die Gesangssynchronisation. Die vier Beteiligten machen diese Kommentarspur zu einer unschätzbaren Informationsquelle über My Fair Lady und gleichzeitig zu einer sehr unterhaltsamen und interessanten alternativen Tonspur, für die es sich lohnt den Film extra noch einmal anzuschauen.

In den Audrey Hepburn Vocals kann man sich die kompletten Songs Wouldn't it be Loverly (4:13) und Show Me (2:34) mit der Originalstimme von Audrey Hepburn ansehen und anhören. Für die Rekonstruktion dieser Szenen waren auch Robert Harris und James Katz verantwortlich, die aus hunderten von Takes diese zum Bild passenden Versionen zusammensetzen - dabei handelt es sich um die einzigen noch vorhandenen Original-Einspielungen von Audrey Hepburn selbst. Die Tonqualität ist bemerkenswert gut, allerdings gibt es den Ton nur in 2.0-Surround und das Bild in nicht-anamorphem 2.40:1. Schade, daß auch bei der Special-Edition niemand auf die Idee gekommen ist dem Film eine zweite Tonspur zu geben, bei der die Audrey-Hepburn-Originalsongs wieder zurück in die Soundtrack integriert werden.

The Fairest Fair Lady (9:31) ist ein kurzes Featurette, das während den Dreharbeiten des Films entstand - dabei handelt es sich nicht um eine richtige Dokumentation, sondern um eine Art überlangen Trailer, der aber wegen seiner interessanten Behind-the-Scenes-Aufnahmen interessant ist. Vieles davon ist zwar offensichtlich gestellt, aber so bekommt man trotzdem einen Eindruck von dem enormen Aufwand der Produktion.

Das letzte Extra ist der Original-Trailer (4:52) in anamorphem 1.78:1, der augenscheinlich auch restauriert wurde.
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