My Fair Lady [Special Edition]
Cover

05.05.2004 #260

Titel My Fair Lady
Studio Warner Bros. (1964)
Hersteller Warner Home Video (2004)
DVD-Typ 9 (7,56 GB) 5 (4,50 GB) Bitrate ø 5,58 max. 8,0
Laufzeit 173 Minuten Kapitel 50
Regionalcode 1 (USA/Kanada) Case Digipack
Fernsehnorm NTSC
Bildformat 2.38:1 16:9 yes
Tonspuren Dolby Digital 5.1 Surround Englisch 1.0 Mono 192 kbit/s Französisch 2.0 Stereo 192 kbit/s Kommentar
Untertitel Englisch, Französisch, Spanisch
Freigabe MPAA G
Extras • Commentary by Art Director Gene Allen, Singer Marni Nixon, Restorers Robert A. Harris and James C. Katz
• Delightful Documentary "More Lovery than Ever: My Fair Lady Then and Now"
• Alternate Audrey Hepburn Vocal Versions of "Show Me" and "Wouldn' it be Loverly"
• Vintage Featurettes and Archival Footage of the Production Kickoff, the Hollywood Premiere and Awards Ceremonies
• Comments from Rex Harrison, Andrew Lloyd Webber and Martin Scorsese
• "Show Me" Galleries of Productions Stills, Sketches, Documents, Posters and more
• Theatrical Trailers of this and other Lerner and Loewe Musicals

Allgemeines

Es begann alles vor mehr als hundert Jahren, als der Schriftsteller George Bernard Shaw ein Theaterstück über die Verwandlung eines einfachen Blumenmädchens in eine feine Dame schrieb. Pygmalion, so der Titel des Stücks, wurde nicht nur in Europa zu einem großen Erfolg auf der Bühne.Die große Popularität des Stücks führte 1939 zu einer Verfilmung in England, die sich mit einer der höchsten Ehren erfreuen konnte: George Bernard Shaw persönlich schrieb das Drehbuch, wodurch nicht nur das Stück, sondern auch der Film mit Leslie Howard und Wendy Hiller in den Hauptrollen unter der Regie von Anthony Asquith zu einer Vorlage für alle weiteren Aufführungen wurde.

George Bernard Shaw starb 1950 im hohen Alter von 94 Jahren, aber die Begeisterung für seine Bücher und Bühnenstücke hielt an und machte auch nicht vor der amerikanischen Musical-Schwemme in den fünfziger Jahren halt. Besondere Aufmerksamkeit wurde dabei Pymalion geschenkt, aber die Broadway-Musicalgiganten Roger und Hammerstein hielten das Sück untauglich für ene Musical-Adaption. Mitte der fünfziger Jahre wagte sich aber ein anderes Texter/Komponist-Gespann an Pygmalion: Alan Jay Lerner und Frederick Loewe schafften es, das Theaterstück nach den strengen Vorgaben der Shaw-Erben in ein Musical zu verwandeln. Die komplizierteste Einschränkung dabei war nicht so viel wie möglich vom Originaltext zu übernehmen, sondern diesen auch in den Songtexten zu verwenden. Lerner und Loewe gelang aber das, was Roger & Hammerstein für unmöglich hielten.

1956 hatte My Fair Lady, so der Titel des Musicals, am Broadway Premiere mit Julie Andrews und Rex Harrison in den Hauptrollen. Der Erfolg war gigantisch - My Fair Lady entwickelte sich zu einem Dauerbrenner und wurde zum längsten laufenden Broadway-Musical seiner Zeit. Der Erfolg war aber nicht nur auf Amerika begrenzt. Bald wurde My Fair Lady an vielen Theatern auf der ganzen Welt aufgeführt - auch in Deutschland. Die Inszenierung am Berliner Theater des Westens mit Karin Hübner und Paul Hubschmidt in den Hauptrollen wurde zu einem Klassiker für sich, unter anderem auch durch die deutsche Übersetzung, die die englischen Akzente in Berliner Dialekt umwandelte und dabei immer noch große Teile der Originaltexte erhielt.

Nachdem die Broadway-Aufführung alle Rekorde gebrochen hatte, begann Anfang der sechziger Jahre der Wettkampf um die Filmrechte, den Warner 1962 für sich entscheiden konnte - das Filmstudio kaufte die Rechte für einen Zeitraum von zehn Jahren für fünfeinhalb Millionen Dollar vom Fernsehsender CBS. Studiochef Jack Warner machte My Fair Lady zu seinem persönlichen Lieblingsprojekt und ließ es an nichts fehlen - der Film wurde mit einem Budget von 17 Millionen Dollar ausgestattet und die Crew bestand nur aus den besten Leuten. Die Regie wurde George Cukor, einem der renommiertesten Regisseure Hollywoods, anvertraut, und die Dreharbeten begannen 1963 in den Burbank-Studios von Warner in Hollywood.

Bevor die Aufnahmen begannen, galt es aber noch die schwierige Frage der Besetzung zu klären. Die naheliegenste Idee, die beiden Hauptrollen von denjenigen spielen zu lassen, die es auch in der Broadway-Aufführung getan hatten, fand allgemeinen Zuspruch, aber Jack Warner scheute sich die Rolle von Eliza Dolittle an eine unbekannte Bühnenschauspielerin wie Julie Andrews zu vergeben. Die größere Publicity war wichtig, und so wurde der bekannteren Audrey Hepburn auf dem Höhepunkt ihrer Karriere die Rolle gegeben. Für Henry Higgins kam natürlich nur einer in Frage: Rex Harrison war mit seiner Rolle seit der Broadway-Aufführung fest verbunden und es ging kein Weg daran vorbei, auch den Film mit ihm zu besetzen. Für die Elizas Vater waren sogar Stars wie Cary Grant im Gespräch, aber leztendlich wurde doch Stanley Holloway ausgesucht, der den Part auch schon am Broadway spielte. Somit waren Rex Harrison und Stanley Holloway die einzigen, die den Sprung von der Bühne auf die Kinoleinwand machten.

Die Besetzung von Eliza mit Audrey Hepburn war zweifellos eine gute Wahl, die allerdings einige unangenehme Nebenwirkungen hatte: die Schauspielerin war im Gegensatz zu Julie Andrews keine professionelle Sängerin. Obwohl sich Audrey Hepburn umfangreich auf ihren Gesangspart vorbereitete, waren die Produzenten noch vor den Dreharbeiten während den Musikaufnahmen davon überzeugt, daß ihre Stimme nicht gut genug sei. Fast heimlich wurde eine Sängerin als Stimmersatz gesucht, und in Marni Nixon gefunden - sie hatte schon für Deborah Kerr in The King and I und Nathalie Wood in West Side Story gesungen. Audrey Hepburn erfuhr nur zufällig davon und war zuerst empört, begann dann aber eng mit Marni Nixon zusammenzuarbeiten um die Synchronisation ihres Gesangsparts so gut wie möglich zu machen. Aber Audrey Heburn war nicht alleine, denn auch ihr Kollege Jeremy Brett wurde von einem Sänger namens Bill Shirley synchronisiert. Das führte in einer Szene zu der merkwürdigen Situation, daß zwei Schauspieler ein Duett ohne ihre eigenen Stimmen miteinander sangen.

Obwohl My Fair Lady in England spielt, wurde ausschließlich in Studios in Hollywood unter kontrollieren Bedingungen gedreht. Gene Allen und Cecil Beaton, der schon bei der Broadway-Aufführung mit dabei war, waren für Art Direction und Produktionsdesign zuständig. Covent Garden, wo ein großer Teil der Handlung stattfindet, wurde in einem riesigen Set aufwendig nachgebaut, und auch die anderen Handlungsorte wie Higgins Haus, Whimpole Street und andere entstanden vollständig durch die erfahrenen Bühnenbildner in den Studios. Dabei wurde auf eine möglichst hohe Authenzität geachtet: besonders in Professor Higgins' Arbeitszimmer waren die kleinsten Details bis auf die historisch gerechte Tapete korrekt. Trotz der aufwendigen Sets wurde ein gewisses Bühnen-Aussehen mit Absicht eingehalten:

Das besonders aufwendige und detailreiche Aussehen des Films sollte auch auf besondere Weise festgehalten werden, und deshalb wurde My Fair Lady auf 65mm-Material in Super Panavision 70 gedreht, das jede noch so kleine Einzelheit festhalten konnte. Für die Kameraarbeit, die nicht nur die bloße Kameraführung, sondern auch die komplizierte Beleuchtung beinhaltete, war mit Harry Stradling einer der besten Cinematographen Hollywoods zuständig, der schon seit 1920 hinter Kameras stand und außerdem die ideale Wahl für My Fair Lady war: Stradling drehte schon 1938 in England mit Anthony Asquith die erste Verfilmung von Pygmalion.

Das Drehbuch basierte eng auf der Broadway-Vorlage, die ihrerseits eng auf Bernards Shaws Theaterstück basierte. Es wurden keine Songs mehr dazukomponiert, der Film entspricht im wesentlichen dem Musical. Ständig neu interpretiert wird jedoch der Schluß: während Shaw sein Pygmalion mit einem Sequel in Form einer angehängten Kurzgeschichte ausstattete und darin die Geschichte von Eliza und Freddie, die tatsächlich heiraten, erzählt, macht schon das auch von Shaw verfaßte Drehbuch der 1938er Verfilmung einen Schritt rückwärts und ließ das Ende halb offen. Alan Jay Lerner hielt sich mehr an die Verfilmung als an das Theaterstück und gab My Fair Lady ebenfalls ein offenes Ende, das aber am allermeisten zu einem Hollywood-Happyend tendiert, in dem Higgins und Eliza zusammenkommen.

Einer der weiteren wichtigsten Bestandteile des Films, die musikalische Umsetzung, wurde in die Hände des jungen Dirigenten und Komponisten André Previn gelegt, der schon seit den fünfziger Jahren in Hollywood Arrangements und Musik für viele Filme gemacht hatte. Neue Musik mußte nicht mehr komponiert werden, aber die Arrangements wurden von André Previn deutlich verfeinert. Wenn man die Aufnahme der Broadway-Aufführung mit der Soundtrack des Films vergleicht, bemerkt man sofort die detailreichere und vollere Instrumentierung der Filmversion.

Genauso wie Bernard Shaws Theaterstück und das Broadwaymusical wurde auch der Film zu einem großen Erfolg. Kritiker merkten gerne an, daß die sozialkritischen Elemente von Shaws Vorlage zugunsten der opulenten Ausstattung vernachlässigt wurden, was in gewisser Hinsicht auch nicht völlig falsch ist - aber My Fair Lady will gar keine Kritik üben oder eine zynische Satire sein, sondern ein fröhliches Musical mit nur wenigen ernsten Ansätzen. Der Film lebt nicht hauptsächlich von seinem grandiosen Aussehen, sondern auch von den Schauspielern - Audrey Hepburn und Rex Harrison, Wilfried Hyde-White, Stanley Holloway und viele andere spielen ihre Charaktere auf eine derart liebeswerte Weise, daß man sich kaum jemand anders in diesen Rollen vorstellen kann.

In Deutschland wurde My Fair Lady drei Monate nach der amerikanischen Premiere gezeigt. Für die deutsche Fassung wurden nicht nur die Dialoge, sondern auch der Gesang komplett synchronisiert. Dabei wurde zwar der Text von der Berliner Aufführung bis auf ein paar Änderungen zugunsten der Lippensynchronität übernommen, aber die Stimmenbesetzung dürfte für Kenner der Theateraufführung zumindest in einem Punkt gewöhnungsbedürftig gewesen sein: Rex Harrison wurde nicht von seinem deutschen Theater-Pendant Paul Hubschmid gesprochen und gesungen, sondern von Friederich Schönfeld - der spielte auf der Bühne jedoch Colonel Pickering. Genauso wie in der englischen Fassung wurde die Stimme von Elizas Part auch an zwei verschiedene Schauspielerinnen für Gesang und Text vergeben: während Audrey Hepburns Standardsprecherin Uta Hallant die Texte sprach, wurde der Gesang von Monika Dahlberg übernommen.

Der unaufhaltsame Erfolg des Films setzte sich auch in den Oscar-Verleihungen von 1965 fort, wo My Fair Lady für insgesamt zwölf Kategorien nominiert war und acht gegen eine starke Konkurrenz gewann. Allerdings hatte dies auch eine Schattenseite, denn obwohl Rex Harrison als bester Schauspieler gewann, wurde Audrey Hepburn für ihre Rolle nicht einmal nominiert. Der Oscar für die beste Schauspielerin ging in diesem Jahr ausgerechnet an Julie Andrews im Konkurrenzmusical Mary Poppins - viele hielten dies für eine Rache der Academy-Mitglieder, weil Julie Andrews nicht von der Broadwayaufführung übernommen wurde und durch Audrey Hepburn ersetzt wurde, die dann nicht einmal selbst singen durfte. Die nur selten außer Fassung bringbare Audrey Hepburn machte auch hier das beste aus der Situation und überreichte auf der Bühne Julie Andrews ihren Oscar persönlich.

Trotz aller Kontroversen wurde My Fair Lady zum Inbegriff des perfekten Hollywood-Musicals und gleichzeitig zu einem letzten seiner Art, denn nach 1964 wurden nur noch wenige Musicals auf die Leinwand umgesetzt, die keine wirklich großen Erfolge mehr erreichen konnten. Dreißig Jahre nach der Premiere befand sich My Fair Lady aber selbst am Rande der Existenz, denn nachdem die Rechte 1972 an CBS zurückgingen, übergab Warner auch große Teile des Filmmaterials an den Fernsehsender. Die kostbaren 65mm-Originale, die schon vorher nicht immer optimal behandelt worden waren, wurden unter schlechten Bedingungen gelagert, die den Zerfall noch beschleunigten.

Bewußt wurde das CBS, die inzwischen zum Filmstudio Fox gehörten erst, als Anfang der neunziger Jahre eine Laserdisc des Films herausgebracht wurde, die so unglaublich schlecht aussah, daß sie einen Preis dafür bekam. Daraufhin kamen die Filmrestauratoren Robert Harris und James Katz ins Spiel, die zuerst nur einen vernünftigen Videotransfer machen sollten. Aber den beiden Spezialisten, die schon einige andere Klassiker wie Lawrence of Arabia gerettet hatten, gelang es CBS von der filmhistorischen Wichtigkeit des Films zu überzeugen und die finanzielle Unterstützung für eine komplette Restauration zu sichern. Zwei Jahre lang wurde My Fair Lady mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln restauriert, und 1994 konnten Robert Harris, James Katz und ein großes Team von Mitarbeitern nicht nur einen neuen Videotransfer präsentieren, sondern ein wundervoll restauriertes 65mm-Archivnegativ, von dem neue Vorführkopien in 70 und 35mm gemacht wurden. My Fair Lady war wieder da und sah besser aus als je zuvor.

20th Century Fox, die durch CBS die Rechte an den Kino-Wiederaufführungen der restaurierten Version besaßen, gab sich trotz des enormen finanziellen Aufwands keine große Mühe My Fair Lady wieder in die Kinos zu bringen - aber ein enorm teures Deluxe-Laserdisc-Boxset mit allem drum und dran erschien im Herbst 1994, was wiederum durch eine etwas billigere, aber bis auf die aufwendigen Extras identische Disc ein paar Jahre später ersetzt wurde. Und dann kam die DVD... und My Fair Lady ließ nicht lange auf sich warten. Schon 1998 brachte nun Warner sein Schmuckstück in einer damals und heute immer noch hervorragenden DVD heraus, die nun zum vierzigjährigen Jubiläum des Films von einer neuen Special-Edition abgelöst wird.
Die neue Special-Edition von My Fair Lady ist keine völlig neu produzierte DVD, sondern mehr ein Upgrade der existierenden Version, die durch einiges zuvor noch nicht auf DVD veröffentlichtem Bonusmaterial ergänzt wurde. Ein neuer Bildtransfer wurde nicht gemacht, allerdings hat sich die Bildqualität trotzdem etwas verbessert, weil der Film nun eine Dual-Layer-DVD für sich alleine hat und die Extras auf einer zweiten Disc residieren.

Die hier rezensierte Ausgabe der My Fair Lady-SE ist die amerikanische Code 1-DVD, die in einem schicken Digipack mit Schuber untergebracht ist. Die kurz nach der US-DVD erschienene deutsche Ausgabe wird dagegen in einem normalen Doppel-Amaray ausgeliefert, ist aber in der Ausstattung mit der Code 1-Special-Edition bis auf die zusätzliche deutsche Tonspur identisch. Eine Review der alten deutschen DVD von 1998 gibt es hier, aber man sollte auf jeden Fall die neue Special-Edition wegen der Dokumentation und den anderen Extras kaufen. Ob man sich für die amerikanische oder die deutsche DVD entscheidet, hängt davon ab ob man das Speedup der PAL-DVD vertragen kann oder auf eine deutsche Tonspur angewiesen ist - wenn letzteres keine Rolle spielt, sollte man wegen der schöneren Verpackung zur US-DVD greifen.

Bild

My Fair Lady wurde in Super Panavision 70 gedreht, einem der großformatigen Systeme, die ein 65mm-Filmnegativ verwendeten, daß entweder auf herkömmlichen 35mm-Film oder auf 70mm umkopiert werden konnte (die zusätzlichen fünf Millimeter kamen an den Seiten des Filmstreifens durch die Tonspuren hinzu). Filme in diesem Format überstehen die Zeit üblicherweise nicht so gut wie normale 35mm-Filme, da die Negative anfälliger für Alterungsprozesse sind und oft falsch gelagert werden. Letzteres hätte auch My Fair Lady innerhalb von dreißig Jahren seit der Premiere fast unwiederbringbar zerstört - wenn nicht CBS die Finanzierung für eine aufwendige Restauration aufgebracht hätte.

Die Retter von My Fair Lady sind die Restauratoren Robert Harris und James Katz, die von 1992 bis 1994 daran arbeiteten, den Film wieder in seinem alten Glanz erstrahlen zu lassen. Restauriert wurde ausschließlich auf 65mm-Filmbasis, mit der Ausnahme von einigen wenigen Sequenzen, die erstmals in der Geschichte der Filmrestauration mit Hilfe von Computern bearbeitet werden mußten. Ein Großteil des Films konnte von den trotz schlechter Lagerung noch verhältnismäßig gut erhaltenen Kameranegativen restauriert werden - nur für einige Szenen, bei denen das Negativ zu stark beschädigt war, wurden die in die Komplementärfarben zerlegten Seperations-Master eingesetzt, die zum Glück auch existierten.

Warners neue Special-Edition enthält den gleichen Transfer wie die 1998 veröffentlichte DVD, was im ersten Moment etwas enttäuschend klingt, aber durch eine erneutes Authoring der Transfervorlage hat sich die Bildqualität tatsächlich ein klein wenig gebessert. Die Kompression ist absolut makellos und hat trotz der langen Laufzeit keine unangenehmen Nebenwirkungen hinterlassen.

Der Transfer wurde nicht von einem 70mm-Print, sondern einer speziell für diesen Zweck angefertigten 35mm-Interpositiv gemacht - einer direkten Kopie des restaurierten 65mm-Negativs. Dahinter steckt ein ganz bestimmter Grund: 1998 war es technisch noch nicht möglich einen Transfer von 70mm-Filmelementen in wirklich guter Qualität zu machen - der hätte dann schlechter als eine Abastung einer 35mm-Reduktionskopie ausgesehen. Einen wirklichen Nachteil hat dieser 35mm-Transfer nicht, denn der Unterschied in der Schärfe fällt in den Dimensionen der DVD-Auflösung nicht ins Gewicht. Das Bildformat des 70mm-Films blieb erhalten, denn das Bild von ca. 2.21:1 wurde mit Balken an den Seiten in das 2.35:1-Frame gelegt. Leider hat Warner einen kapitalen Fehler beim Transfer dieser 35mm-Version gemacht und die seitlichen Balken eliminiert, indem das ganze Bild minimal in die Breite, aber nicht in die Höhe gestreckt wurde, wie ein Vergleich mit einem in der Dokumentation sichbaren 70mm-Filmbild zeigt. Der Unterschied ist allerdings nur in einer direkten Gegenüberstellung bemerkbar und stört beim normalen Anschauen nicht, aber es spricht nicht gerade für Warner daß auch bei der neuen DVD dieser Fehler nicht behoben wurde.

Die Restauration hat es geschafft, fast alle Beschädigungen der Filmelemente zu entfernen, aber ab und zu huscht doch noch der ein oder andere minimale Kratzer durchs Bild - große Macken wie diese Klebestelle kommen nur ganz selten und auch nur für ein einzelnes Filmbild vor. Angesichts des schlechten Zustands des Original-Filmmaterials kann man hier wohl schon von einem mittelgroßen Wunder sprechen, daß das Bild doch so sauber aussieht. Auch der Bildstand ist bis auf eine handvoll kurze Sequenzen sehr ruhig und schlimmstenfalls könnte es auch eine Kamerabewegung sein, die das Bild etwas schwanken ließ.

Der Detailreichtum des Transfers ist beeindruckend, obwohl als Quelle hier nur ein 35mm-Print gedient hat - aber es ist deutlich sichtbar , daß die Vorlage ein 65mm-Negativ mit hoher Auflösung war. Ein wenig wurde hier noch digital nachgeholfen, aber das angeblich so schlimme Edge Enhancement macht sich überhaupt nicht unangenehm bemerkbar. Filmkörnigkeit ist auch nur in sehr geringem Ausmaß sichtbar und ist nur bei sehr genauer Betrachtung überhaupt zu sehen. Richtig Spaß machen natürlich die brillianten Farben, die von tiefem Schwarz-Blau der ersten Covent-Garden-Szene über die warmen, rot-bräunlichen Töne in Higgins Haus bis zum fast klinisch reinen weiß der Ascot-Sequenz reichen. Dabei wurde das Farbtiming nicht unbedingt auf hyperrealität getrimmt, sondern auf die ganz besonderen, etwas pastellartigen Technicolor-Farben abgestimmt.

Im großen und ganzen kann sich diese mittlerweile schon sechs Jahre alte Transfer erstaunlich gut behaupten, besser könnte My Fair Lady eigentlich kaum noch aussehen - es sei denn eines Tages wird noch einmal ein neuer Transfer direkt vom 65mm-Material gemacht. Bis dahin ist diese Version unbestritten die ultimative Fassung des Films im Heimkino-Bereich, die sowohl in Sachen Filmrestauration als auch beim Transfer kaum Wünsche übrig läßt.

Ton

Als Musical-Verfilmung wurde My Fair Lady mit dem besten Tonsystem ausgestattet, daß es 1964 gab: sechskanaliger Magnetton, allerdings nur auf den 70mm-Kopien, die 35mm-Version mußte sich mit Mono-Lichtton zufrieden geben. Die Kanalaufteilung des 70mm-Magnettons war damals völlig anders, als man es von heutigem Sechskanal-Digitalton kennt - fünf Lautsprecher befanden sich hinter der Leinwand, die von einem Surroundkanal ergänzt wurden.

Robert Harris und James Katz kümmerten sich nicht nur um das Filmmaterial, sondern überwachten auch die Restauration des Tons. Von dem war aber noch viel weniger übrig als vom Filmmaterial: alle Originalbänder von Musik, Dialogen und Geräuschen sind verloren - alles was noch übrig ist, ist ein fertig gemischtes 6-Kanal-Print-Master. Der Zustand dieser Tonelemente war in keinem berauschend guten Zustand, weil sie nur Kopien zweiter oder dritter Generation waren und von ihnen der Ton sämtlicher 70mm-Prints kopiert wurde. Dennoch hat es die Restauration geschafft, daraus eine wundervoll klingende, moderne 5.1-Tonspur zu machen.

Im Rahmen der Restauration wurde nicht nur der Klang der Tonelemente verbessert, sondern auch ein Remix gemacht, denn die damalige Kanalkobfiguration von fünf Kanälen hinter der Leinwand gibt es heute nur noch beim selten eingesetzten SDDS-System, das aber zur Zeit der Restauration noch nicht gebräuchlich war. Die fünf Frontkanäle wurden zu drei Kanälen für links, mitte und rechts zusammengefaßt und für die zwei Surround-Kanäle wurde aus den vorderen Kanälen der Raumklang erzeugt. Das Ergebnis ist höchst beeindruckend, wenn man bedenkt in welchem Zustand sich die überlebenden Tonelemente befunden haben müssen.

Das wichtigste der Tonspur von My Fair Lady ist natürlich die Musik, auf deren Abmischung besonderen Wert gelegt wurde. Der Remix ist gut gelungen und klingt sehr räumlich, und obwohl der Surroundanteil der Musik künstlich ist, hört sich alles sehr natürlich an. Während die Dynamik keine Wünsche übrig läßt, ist der Frequenzgang im Bereich der Höhen etwas schwach, was aber eine Einschränkung durch den Zustand der Tonelemente ist. Dennoch hat die Musik einen sehr freundlichen und warmen Klang.

Die Stimmen, sowohl die Sprache als auch der Gesang, sind dagegen etwas problematischer, hören sich aber viel besser an als bei anderen Filmen aus dieser Zeit. Der Klang der Stimmen wurde enorm verbessert und lingt allerhöchstens ansatzweise noch etwas dünn. Allerdings verändert sich der Klang der Stimmen sobald der Gesang ins Spiel kommt ins Positive - mit einer Ausnahme, die bei der Restauration für anfängliche Verwrrung gesorgt hat: Rex Harrison trug ein drahtloses Mikrofon und sang als einziger seinen Part live bei der Filmaufnahme. Das führte dazu, daß sein Gesang gegenüber allen anderen perfekt zum Bild paßte, der Klang durch das frühe Funkmikrofon aber nicht so gut war. Die Restauration hat dieses Manko so gut wie möglich behoben, aber hören kann man es trotzdem noch ein wenig.

Der Raumklang der restaurierten Tonspur von My Fair Lady ist ein Kapitel für sich, denn im ganzen Film wird nur ein einziger diskreter Surroundeffekt eingesetzt (während des Ascot-Rennens), ansonsten werden die Surround-Kanäle nur von der Musik verwendet. Das wirkliche Geschehen spielt sich dafür auf der vorderen Soundstage ab: die Stimmen beschränken sich nicht nur auf den Center-Kanal, sondern sind getreu der Originalabmischung höchst direktional an die Position der sprechenden Personen im Filmbild angepaßt. Auch die Geräusche sind in feinstem Stereo auf den vorderen drei Lautsprechern zu hören und erzeugen so einen angenehmen Raumklang, bei dem man den Einsatz der Surroundkanäle erst gar nicht vermißt.

Wenn man die Probleme der Tonrestauration nicht kennt, wird man auch die kleinen Einschränkungen dieser Tonspur nicht bemerken. Musikalisch gesehen kann man sich über nichts beschweren, wer allerdings ein 5.1-Surroundspektakel erwartet wird enttäuscht sein - dafür bietet diese Tonspur aber auch eine originalgetreue Umsetzung der 70mm-6-Track-Version.
Wer schon immer einmal My Fair Lady komplett auf französisch hören wollte, kann dies mit der ebenfalls vorhandenen französischen Tonspur tun, die allerdings nur in Mono vorhanden ist und etwas kratzig klingt. Auf dieser Code 1-DVD fehlt natürlich die deutsche Fassung, die aber für die RC2-Ausgabe dieser Special-Edition überarbeitet wurde: statt der früheren Mono-Fassung ist dort nun eine Stereo-Surround-Version zu hören. Ich konnte in diesen neuen deutschen Mix kurz reinhören, und war nicht wirklich begeistert: anscheinend wurde eine deutsche Dialogspur in einen Stereo-Downmix der Musik von der englischen Fassung hineingelegt und eine völlig neue, viel zu laute Geräuschkulisse dazugepackt. Der Musik tut diese Version gut, aber ansonsten hat dieser neue Mix gegenüber der alten Mono-Version den Nachteil eines sehr sterilen und stark gefilterten Klangs.

Bonusmaterial

Die neue Special-Edition von My Fair Lady basiert auf der schon zuvor veröffentlichten DVD, wurde aber um einige wichtige Extras ergänzt. Sämtliches Bonusmaterial mit Ausnahme des Audiokommentars wurde auf eine zweite DVD ausgelagert. Sämtliche neu hinzugekommenen Extras mit Ausnahme der Dokumentation und der Bildergalerien haben allerdings einen unübersehbaren Schönheitsfehler: oben im Bild läuft ein Timecode mit, der offenbar beim Mastering der DVD aus versehen nicht abgeschaltet wurde.

Der Audiokommentar wurde schon 1998 für die erste Veröffentlichung aufgenommen, ist aber immer noch aktuell. Art Director Gene Allen und das Restauratoren-Team Robert A. Harris und James C. Katz haben sich zusammen ins Studio gesetzt und werden zwischendurch von eingeschnittenen Teilen eines Interviews mit Marni Nixon ergänzt. Da der Film fast drei Stunden lang ist, entstehen ab und zu kürzere Pausen, die aber nicht so lang sind daß sie störend wirken. Gene Allen, der einen wesentlichen Anteil zum Aussehen des Films beigetragen hat und bei den Dreharbeiten immer dabei war, hat eine ganze Menge interessanter Sachen zu erzählen und wird dabei von Robert Harris und James Katz ideal ergänzt. Die beiden Restauratoren reden nicht nur über über ihre eigene Arbeit am Film, sondern legen auch große filmhistorische Kentnisse nicht nur über My Fair Lady an den Tag. Marni Nixons Kommentare hingegen beschränken sich auf die musikalischen Aspekte, ihre Zusammenarbeit mit Audrey Hepburn und die Kontroverse über die Gesangssynchronisation. Die vier Beteiligten machen diese Kommentarspur zu einer unschätzbaren Informationsquelle über My Fair Lady und gleichzeitig zu einer sehr unterhaltsamen und interessanten alternativen Tonspur, für die es sich lohnt den Film extra noch einmal anzuschauen.

More Loverly than Ever - The Making of My Fair Lady (57:48) wurde 1994 anläßlich der Premiere der neuen Restauration von CBS produziert und war auch schon auf der Deluxe-Laserdisc enthalten - aber hier ist die Dokumentation das erste Mal auf einer DVD zu sehen und damit der wichtigste Grund für die neue Special-Edition des Films. In echter Showmanship-Manier führt Jeremy "Freddie Eynsford-Hill" Brett durchs Programm, das eine Mischung aus einer retrospektiven Dokumentation über die Entstehung des Films und einem Making-Of der Restauration ist. In den Interviews sind nur wenige zu hören, die tatsächlich mit der Produktion des Films zu tun gehabt haben, so daß viele Informationen aus zweiter Hand stammen und man das Gefühl nicht los wird, daß manche Leute nur interviewt wurden, um möglichst große Namen präsentieren zu können. Dank Jeremy Bretts elegantem Voiceover und der guten Recherche sind aber die Interviews nicht alleine für den Inhalt der Dokumentation verantwortlich, denn die Entstehungeschichte des Films wird in vielen eingespielten Dokumentaraufnahmen eindrucksvoll geschildert. Auch die Restaurationstechniken von Robert Harris und James Katz bekommt man zu sehen, inklusive dem Tränen in die Augen treibenden Anblick von sich auflösendem Filmmaterial. Enttäuschend ist hingegen die Qualität der verwendeten Filmausschnitte: diese stammen von einer grausam aussehenden, nicht restaurierten Fassung in Pan&Scan mit schlechtem Ton - nur zum Schluß bekommt man in einem leider viel zu kurzen Vorher-Nachher-Vergleich die restaurierte Fassung zu sehen. Insgesamt gibt dieses Making Of einen faszinierenden Überblick über die Entstehung von My Fair Lady, dem man die überschwengliche Art dank des interessanten Inhalts gerne verzeiht.

The Production

1963 Production Kickoff Dinner (23:17) enthält Reporter-Aufnahmen von einem kombinierten Abendessen mit Pressekonferenz, das zum Beginn der Produktion abgehalten wurde. Audrey Hepburn, Rex Harrison und Jack Warner werden hier von amateurhaften Reportern mit dummen Fragen genervt, aber Jack Warner hat auch ein paar interessante Sachen in einer kurzen Rede zu sagen - allerdings ist dies alles strikte Publicity.

Audio of George Cukor Directing Baroness Bina Rothschild (2:36) ist die Dokumentation eines verzweifelten Versuchs von George Cukor einer älteren Schauspielerin beim Overdubben ihrer einzigen zwei Sätze Text im ganzen Film zu helfen. Während diesen zweieinhalb Minuten Ton sind einige Bilder von George Cukor bei den Dreharbeiten zu sehen.

Die Audrey Hepburn Vocals sind noch ein wichtiges Überbleibsel von der alten DVD, denn hier kann man sich die kompletten Songs Wouldn't it be Loverly (4:13) und Show Me (2:34) mit der Originalstimme von Audrey Hepburn ansehen und anhören. Für die Rekonstruktion dieser Szenen waren auch Robert Harris und James Katz verantwortlich, die aus hunderten von Takes diese zum Bild passenden Versionen zusammensetzen - dabei handelt es sich um die einzigen noch vorhandenen Original-Einspielungen von Audrey Hepburn selbst. Die Tonqualität ist bemerkenswert gut, allerdings gibt es den Ton nur in 2.0-Surround und das Bild in nicht-anamorphem 2.40:1. Schade, daß auch bei der Special-Edition niemand auf die Idee gekommen ist dem Film eine zweite Tonspur zu geben, bei der die Audrey-Hepburn-Originalsongs wieder zurück in die Soundtrack integriert werden.

Show me Galleries enthält in den Kategorien Sketches, Black & White Production Stills, Color Production Stills und Documents and Publicity eine ganze Menge von Bildern aller Art, die leider mit einem bei DVD-Bildergalerien oft auftretendem Problem behaftet sind: vieles ist zu klein abgebildet, um gut erkennbar zu sein.

Posters & Lobby Cards with Rex Harrison Interview (1:01) zeigt ein paar Filmposter und anderes Material über den Ton eines Interviews mit Rex Harrison.

The Fairest Fair Lady (9:31) ist ein kurzes Featurette, das während den Dreharbeiten des Films entstand - dabei handelt es sich nicht um eine richtige Dokumentation, sondern um eine Art überlangen Trailer, der aber wegen seiner interessanten Behind-the-Scenes-Aufnahmen interessant ist. Vieles davon ist zwar offensichtlich gestellt, aber so bekommt man trotzdem einen Eindruck von dem enormen Aufwand der Produktion.

L.A. Premiere Footage (4:51) - noch mehr Nachrichten-Ausschnitte, diesmal von der Premiere des Films in Hollywood.

The Awards enthält nur zwei sehr kurze Schnipsel - einmal Rex Harrisons Golden Globe Acceptance Speech (0:42), in dem sich der Schauspieler in Abwesenheit in seiner typisch reservierten Art bedankt, und 37th Academy Awards (0:24) zeigt einen sehr glücklichen Jack Warner bei der Entgegennahme seines Oscars für den besten Film. Ergänzt werden diese Filmclips mit einer ausführlichen Liste von Auszeichnungen, die My Fair Lady bekommen hat.

The Comments verspricht mit zwei großen Namen viel, aber eigentlich handelt es sich hierbei um nicht verwendetes Interview-Material von der 1994er-Dokumentation. Während Martin Scorsese (1:15) interessantes über Filmrestauration zu sagen hat, brüstet sich Andrew Lloyd Webber (1:01) nur damit, daß er beinahe Phantom of the Opera zusammen mit Alan Jay Lerner geschrieben hätte.

The Trailers of Lerner and Loewe enthält nicht nur den Originaltrailer von 1964 (5:03) und den 1994er Trailer der Restaurierten Fassung (3:30) von My Fair Lady, sondern auch die von drei anderen Filmen der beiden Musical-Macher: Brigadoon (3:44), Camelot (2:04) und Gigi (3:25). Die Trailer haben alle eine den Umständen entsprechend gute Bildqualität und liegen im anamorphen Originalformat vor.








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