Go West
Cover

24.05.2004 #267

Titel Go West
Studio MGM (1940)
Hersteller Warner Home Video (2004)
DVD-Typ 10 (3,93 & 4,15 GB) Bitrate ø 5,6 max. 7,5
Laufzeit 80 Minuten Kapitel 22
Regionalcode 1 (USA/Kanada) Case Amaray I
Fernsehnorm NTSC
Bildformat 1.33:1 16:9 no
Tonspuren Dolby Digital 1.0 Mono 192 kbit/s Englisch
Untertitel Englisch, Französisch, Spanisch
Freigabe Not Rated
Extras • Vintage Shorts: Pete Smith Speciality Quicker'n a Wink, Fitzpatrick Traveltalk Cavalcade of San Francisco and the Cartoon The Milky Way
Leo is on the Air Radio Promo
Theatrical Trailer

Allgemeines

Überall haben die Marx-Brothers schon ihren Unsinn veranstaltet - Opern, Sanatorien, Universitäten, Schiffe und anderes waren vor ihnen nicht sicher, aber nach neun Filmen begannen langsam die neuen Ideen auszugehen. Eine der naheliegensten Ideen wurde aber noch nicht umgesetzt: der Wilde Westen.

Statt die Marx-Brothers einfach in eine "normale" Western-Szenerie zu werfen, ging man bei Go West noch einen kleinen Schritt weiter und inszenierte eine Western-Komödie, die stellenweise schon in eine Parodie überging. Der Humor entsteht in Go West natürlich zu einem Teil auch durch das Fisch-aus-dem-Wasser Prinzip: die Charaktere der Marx Brothers sind fremd im Westen und bieten so automatisch jede Menge Gelegenheiten zu humorvollen Einlagen. Das ist nicht unbedingt typisch für die Marx-Brothers und eigentlich eine ganz konventionelle Komödie, die aber durch die Brüder einen ganz besonderen Biß bekommt.

Mit Go West haben die Produzenten auch endlich realisiert, daß das Publikum nicht in einen Marx-Brothers-Film hineingeht, um sich irgendwelche anderen Schauspieler anzuschauen. Deshalb fängt der Film an so an, wie es noch keiner der anderen MGM-Streifen getan hat: mit allen drei Marx Brothers gleichzeitig, die zu Beginn gleich einen herrlichen Sketch in alter Form hinlegen und im Laufe des Films noch einiges mehr davon zu bieten haben. Die Sketche sind gut in die Handlung integriert worden und dienen immer dazu, die Story fortzubewegen. Auf Co-Stars wurde hier natürlich auch nicht verzichtet, aber deren Präsenz tritt hier deutlich an die zweite Stelle, während den Marx Brothers unmißverständlich die Show gehört.

Auch die sonst so störenden musikalischen Einlagen wirken hier nicht mehr wie ein Fremdkörper, weil sie die Marx Brothers mit einbeziehen: Groucho hijackt förmlich die Saloon-Nummer, die ein lustiger Marlene-Dietrich-Verschnitt ist, und auch in Riding the Range mischen sich Groucho und Chico ein. Chicos Klaviernummer findet natürlich auch im Saloon statt, während Harpo seine Harfe unglaubwürdigerweise in einem indianischen Webstuhl findet - musikalisch ist diese Szene aber trotzdem bemerkenswert und wird natürlich von einem Marx-typischen Augenzwinkern begleitet. Ob man die ganze Szene mit den Indianern nun politically uncorrect oder einfach nur eine Satire ist, kann man heute nicht mehr so recht auseinanderhalten - böse gemeint ist sie allerdings nicht. Während der Schluß des Films ähnlich wie bei At the Circus weniger eine echte Marx-Brothers-Nummer als eine handelsübliche Actionsequenz ist, wurde diese Zug-Verfolgungsjagt zu einem vielzitierten Klassiker der Filmgeschichte, die auch selbst Anleihen bei anderen Filmen macht.

Go West ist einerseits eine Westernklamotte nach Schema F, aber andererseits auch ein recht guter Marx-Brothers-Film, der die Schwächen von At the Circus weitgehend, aber noch nicht ganz beseitigt hat. An die alten Paramount-Filme kann Go West natürlich auch nicht so ganz anknüpfen, ist aber durch die erträglicheren Musiknummern und die originellen Sketche ein großes Vergnügen nicht nur für Marx-Brothers-Fans.
Warners neue DVD-Veröffentlichung von Go West ist nur als Teil der Marx-Brothers-Collection erhältlich und ist zusammen mit The Big Store auf einer DVD-10 untergebracht worden. Bonusmaterial gibt es zwar kaum, aber die Bildqualität ist für einen nicht restaurierten Film aus dieser Zeit noch erträglich.
Weitere Marx-Brothers-Reviews:
A Night at the Opera | A Day at the Races | Room Service | At The Circus
The Big Store | A Night in Casablanca

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Bild

Wie für At the Circus hat Warner auch hier einen alten Video-Transfer wiederverwendet, der bei nicht so genauer Betrachtung eine gute Figur macht, aber im Detail einige Schwächen offenbart. Die Bildqualität ist noch zufriedenstellend, aber ein neuer Transfer wäre hier keine schlechte Idee gewesen - schade ist hier insbesonders, daß der Trailer um einiges natürlicher als dieser Transfer aussieht.

Die Filmvorlage ist für einen Film dieses Alters einigermaßen gut intakt und hat zwar gelegentlich einige Kratzer und Fussel, die aber gehäuft nur um die Aktwechsel auftreten, die durch die entsprechenden Markierungen deutlich bemerkbar sind. Während Kontrast und Helligkeit relativ gut eingestellt sind, macht die übermäßige Anwendung eines Rauschfilters dem Bild sichtlich zu schaffen: sämtliche Filmkörnigkeit wurde brutalst entfernt. Das hat einige unangenehme Nebenwirkungen wie schwimmende Bildteile und andere Artefakte hinterlassen, die aber zum Glück nicht sehr auffallen. Die Schärfe ist auch nicht beeindruckend, aber noch akzeptabel, allerdings wirkt das Bild durch die starke Filterei etwas matschig und sehr digital.

Ton

Die Tonqualität ist so gut, wie man es von einer Lichttonspur von 1940 erwarten kann. Man hört die üblichen altersbedingten Einschränkungen wie flacher Frequenzgang und schlechte Dynamik, aber größere Störungen wie Klirren oder Verzerrungen bleiben hier fast vollständig aus. Die Musik hört sich auch nur wenig blechern an und hat einen recht guten Baßanteil, und auch die Stimmen sind sehr gut verständlich. Etwas Grundrauschen ist zwar vorhanden, aber auf einem so niedrigen Niveau, daß es nicht weiter stört.

Bonusmaterial

Die Extras bestehen hauptsächlich aus Beigaben, die so gut wie gar nichts mit dem Film selbst zu tun haben. Die Vintage Shorts Quicker'n a Wink (9:12) und Cavalcade in San Francisco (8:52), beide von 1940, sind zwar für sich sehr interessant, beschäftigen sich aber nur im zweiten Fall mit dem Thema Western. Auch der MGM-Cartoon The Milky Way (7:57) fällt hier aus dem Rahmen.

Wirklich interessant ist nur Leo is on the Air: Go West, eine fast viertelstündige Radiowerbesendung in bester Marx-Brothers-Manier - zu hören sind hier natürlich nur Groucho und Chico, während Harpo auf ein bißchen Hupen und Harfespielen reduziert ist und seine Mimik nicht einsetzen kann. Der Trailer (2:25) des Films ist dagegen allerdings ein uninspiriert zusammengewürftelter Zusammenschnitt, der dem Film nicht wirklich gerecht wird.
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