A Night at the Opera
Cover

17.05.2004 #263

Titel A Night at the Opera
Studio MGM (1935)
Hersteller Warner Home Video (2004)
DVD-Typ 9 (6,28 GB) Bitrate ø 5,73 max. 8,0
Laufzeit 91 Minuten Kapitel 26
Regionalcode 1 (USA/Kanada) Case Amaray I
Fernsehnorm NTSC
Bildformat 1.33:1 16:9 no
Tonspuren Dolby Digital 1.0 Mono 192 kbit/s Englisch
Untertitels Englisch, Französisch, Spanisch
Freigabe Not Rated
Extras • Commentary by Leonard Maltin
• All-New Documentary Remarx on Marx
• Groucho Marx on The Hy Gardner Show
2 Vintage Shorts: Sunday Night at the Trocadero and Robert Benchley's Academy-Award-Winning How to Sleep
Theatrical Trailer

Allgemeines

Zuerst waren es fünf, dann vier und dann nur noch drei, die im Licht der Öffentlichkeit und des Showbiz standen: die Marx-Brothers begannen in den zwanziger Jahren auf kleinen Bühnen und Vaudeville-Theatern ihre Nummern darzubieten. Unter dem Decknamen The Four Nightingales machten zuerst Groucho, Harpo, Zeppo und Gummo Marx die Bühnen unsicher und wurden dann entgültig zu den Marx Brothers, als Chico als Klavierspieler dazukam und Gummo sich nur noch dem Management widmete. Chico war es auch, der den Anstoß zu einem ambitionierten Unternehmen gab, eine Revue am Broadway aufzuführen. Unter reichlich abenteuerlichen Umständen und mit Hilfe von Mutter Minnie Marx wurde schließlich I'll say she is 1924 uraufgeführt und konnte einen anständigen Erfolg verbuchen. Von da an waren die Marx-Brothers öfter am Broadway zu Gast, wo sie in den darauffolgenden Jahren The Cocanuts und Animal Crackers aufführten. Zwischendurch versuchten sie sich auch erstmals im Filmbusiness und drehten den Kurzfilm Humor Risk, deren sämtliche Kopien sie aber später vernichten ließen.

Die richtige Filmkarriere der Marx Brothers begann 1929 mit einem Vertrag über fünf Filme bei Paramount, von denen die ersten zwei The Cocanuts (1929) und Animal Crackers (1930) Umsetzungen ihrer Broadway-Shows waren und sogar in New York gedreht wurden, damit die Brüder gleichzeitig auf der Bühne spielen und die Filme drehen konnten. Monkey Business (1931) war der erste Original-Stoff eines Marx-Brothers-Films, die Gags waren allerdings fast alle in ihren zahllosen Bühnenshows erprobt worden. Mit Monkey Business begann auch der Umzug nach Hollywood, wo auch Horse Feathers (1932) und Duck Soup (1933) gedreht wurden.

Diese fünf frühen Filme werden gerne zu den besseren der Marx-Brothers gezählt, weil sie die pure Form der Bühnenshows mit dem sarkastischen, anarchistischen und auch oft bösen Humor am besten wiedergeben und sich dabei wenig um die Regeln der Filmkunst scheren. Aber das sollte den Marx-Brothers zum Verhängnis werden, denn der bitterböse, satirische Humor der Antikriegs-Posse Duck Soup kam 1933 in der Zeit des drohenden Aufstiegs des Nationalsozialismus in Deutschland beim Amerikanischen Publikum nicht so gut an. Ein Flop wurde Duck Soup nicht, aber auch kein so großer Erfolg wie seine Vorgänger - Jahre später sollte der Film aber als Höhepunkt der Marx-Brothers gefeiert werden.

Nach dem Auslaufen des Fünf-Filme-Vertrags mit Paramount ließen sich die Marx-Brothers zwei Jahre Zeit, um sich vom Duck Soup-Debakel zu erholen, und Zeppo entschloß sich in Zukunft genauso wie Gummo nur noch hinter den Kulissen tätig zu bleiben. Ihr neuer Brötchengeber wurde Metro-Goldwyn-Mayer, deren junger Produzent Irving Thalberg ihr enormes Potential erkannte und sie unter Vertrag nahm. Der Umzug nach MGM brachte auch eine Änderung des bis dahin bewähren Rezepts: die Filme sollten aufwendiger, größer und beeindruckender werden - dazu gehörte auch der Umstand, daß die Marx Brothers nicht mehr alleine im Rampenlicht stehen sollten, sondern sich ihre Filme mit Co-Stars teilen mußten. Dami sind nicht Marx-Dauergäste wie die ewige Matrone Margaret Dumont gemeint, sondern junge Schauspieler, denen MGM durch die Nebenrollen in den Marx-Brothers-Filmen zu großen Karrieren verhelfen wollte - oder auch umgekehrt.

Der erste Film, der unter der Flagge von MGM entstand, war A Night at the Opera. Um dem Wahnsinn der Marxschen Ideen beizukommen, wurde ein halbwegs ernster Subplot mitsamt einer Liebesgeschichte ersonnen. Das gab Gelegenheit zu den nun obligatorischen Gesangsnummern der Co-Stars, die die Geschichte unnötig aufhalten und wie zufällig in den Film eingesetzt wirken. Die Gagfrequenz wurde etwas herunergeschraubt und der vorher bissige Humor etwas entschätft, aber dennoch haben die Marx Brothers jede Menge Gelegeheit im Stil ihrer Bühnenshows Unfug zu treiben. Einge Szenen lassen die Filmkulisse geradezu in den Hintergrund treten, bis nur noch die reinen Marx-Brothers die Leinwand einnehmen.

Während aber viele Gags früher bei den Dreharbeiten improvisiert wurden, ließ Irving Thalberg die Sketche für A Night at the Opera vorher wochenlang von den Marx Brothers auf der Bühne testen und verfeinern, bis sie schließlich reif für die Dreharbeiten waren. Trotzdem haben die echten Sketch-Szenen eine Spontanität, die den Rest des Films schon fast hölzern erscheinen lassen. Während die Marx-Brothers wie eine gut geölte Maschine laufen, müssen sich die anderen Schauspieler deutlich anstrengen, wenn sie alleine auf der Leinwand zu tun haben. Das Drehbuch stammt von zwei Autoren mit Marx-Erfahrung - George S. Kaufman und Morrie Ryskind schrieben schon die Broadway-Revues Cocanuts und Animal Crackers inklusive deren Filmdrehbüchern und wissen genau, wie sie die Talente der Marx-Brothers einsetzen können. Der Komödien-unerfahrene Regisseur Sam Wood spielte allerdings nur eine untergeordnete Rolle und kümmerte sich hauptsächlich um die technischen Details der Dreharbeiten, während sich die kreative Ebene fast ausschließlich zwischen Irving Thalberg, den Drehbuchautoren und den Marx-Brothers abspielte.

Mit zum neuen Programm gehörten nicht nur Gesangsszenen von den Nebendarstellern, sondern quasi als Gegenmittel zu den schmalzigen Songs die eigenen musikalischen Einlagen der Marx Brothers. Die wurden etwas logischer in die Story eingebaut als die abrupten Sing-Attacken - Groucho bekommt in At The Opera zwar keine große Chance zum Singen (das hat er wohl lieber den Opernsängern überlassen), aber Chico hat Zeit für eine kleine Klaviernummer und auch eine Harfe steht für Harpo bereit.

Wenn man die unnötien Gesangsnummern und einige unwichtigere Story-Elemente übersieht, ist At the Opera einer der besten Marx-Brothers-Filme, der seine Defizite durch die intensiven Anstrengungen der Gebrüder wieder wett macht. Ein völliger Geniestreich ist es nicht, dafür fügen sich die einzelnen Elemente des Films nicht flüssig genug zusammen - aber die Sketche der Marx-Brothers machen aus At the Opera schon automatisch einen Klassiker.

Die einzig überlebende Fassung von A Night at the Opera ist eine um einige Minuten gekürzte Version. Während des zweiten Weltkriegs wurden sämtliche Anspielungen auf den Kriegsgegner Italien, wo der Anfang des Films eigentlich stattfinden soll, herausgeschnitten - und das am Original-Negativ, so daß die geschnittenen Szenen heute nicht mehr existieren. Das führt zu einem etwas abrupten Anfang und einigen irritierenden Jumpcuts, die aber unvermeidlich sind und sich nicht wieder herstellen lassen. Von der Verstümmelung eines Meisterwerks kann man hier aber nicht reden - die Schnitte sind zwar nicht sonderlich elegant, aber dem Film schadet es zum Glück nicht.
Seit die Rechte aller älteren MGM-Filme, die vor 1983 gedreht wurden an Ted Turner und damit Warner übertragen wurden, gehören auch die fünf Filme der Marx-Brothers dazu. Diese sind auch heute noch öfter bei Turner Classic Movies zu sehen, aber von einer DVD-Veröffentlichung war weit und breit noch nichts zu sehen... bis jetzt! Während die frühen Marx-Brothers-Filme zumindest in den USA und seit neuestem auch in Deutschland auf DVD zu haben waren, sind die fünf MGM-Filme erst im Frühjahr 2004 erstmals in Region 1 erschienen - und das ist noch nicht alles: Warner hat sich nicht nur um A Night at the Opera, A Day at the Races, At the Circus, Go West und The Big Store bemüht, sondern auch die Rechte für Room Service und A Night in Casablanca gekauft und alle zusammen in einem großen Boxset herausgebracht.

In dieser Sammlung wurden nur die ersten beiden Filme mit ausführlichem Bonusmaterial und neuen Transfern ausgestattet, welche auch als einzige separat erhältlich sind. Diese DVD von A Night at the Opera ist trotz altersbedingten Defiziten bei Bild und Ton das Flaggschiff der Marx-Brothers-Collection und kann mit besonders interessantem Bonusmaterial aufwarten. Bemerkenswert ist auch die Verpackung: obwohl die ersten Pressemitteilungen die Marx-Brothers-Collection in Snapper-Cases zeigten, sind die DVDs letztendlich in Amaray-Cases ausgeliefert worden, die in einem stabilen Pappschuber untergebracht sind.
Weitere Marx-Brothers-Reviews:
A Night at the Opera | A Day at the Races | Room Service | At The Circus
Go West | The Big Store | A Night in Casablanca
Cover

Bild

Warner hat A Night at the Opera für diese DVD offenbar einen neuen Transfer spendiert, denn die Qualität ist hier viel besser als bei den alten Transfern, die um 1997 beim enlischen Spielfilmsender TCM ausgestrahlt wurden. Eine vollständige Resauration wurde zwar nicht gemacht, aber die neue Abtastung wurde gut nachbearbeitet und kann zwar das Alter des Films nicht verschleiern, aber ist auf dem besten Weg dahin.

Die nun schon fast siebzig Jahre alte Filmvorlage von A Night at the Opera hat mit verschiedenen Problemen zu kämpfen, von denen die schlimmsten allerdings auf dieser DVD so gut wie beseitigt wurden. Die starke Körnigkeit, die zuweilen das Bild etwas schmutzig aussehen läßt, wurde allerdings nicht entfernt - das hätte den Film schnell in einem unscharfen Matsch versinken lassen. So kann das Bild trotz der starken Körnigkeit eine den Umständen entsprechend herrvoragende Schärfe aufweisen. Der Zustand der Filmvorlage ist akzeptabel - die größten Beschädigungen wurden offenbar digital entfernt, aber eine Menge kleinerer Kratzer und Fussel sind noch vorhanden. Diese gehen aber meistens in den Details unter und fallen nur bei genauer Betrachtung wirklich auf.

Der Bildstand ist bis auf ein paar wenige Ausnahmen ruhig. Auch das bei Filmen dieses Alters oft auftretende Bildflackern ist hier nur in sehr geringem Ausmaß zu sehen. Erfreulich gut sehen auch Kontrast und Helligkeit aus, die nur in einigen Insert-Shots, bei denen es sich um wiederverwendete Archivaufnahmen zu handeln scheint, etwas schlechter ausfällt.

Ton

Nicht ganz so gut wie die Bildqualität hat der Ton die Zeit überstanden: 1935 gab es noch keine brauchbaren magnetische Tonaufzeichnung und alles wurde im Lichtton-Verfahren aufgenommen und gemischt. Das muß nicht immer schlecht klingen, aber bei A Night at the Opera hat der Zahn der Zeit übermäßig genagt. Zuerst fällt das starke Grundrauschen der Tonspur auf, das nicht herausgefiltert wurde. Wenn ein Noise Floor in diesem Umfang digital entfernt wird, bleibt meist vm Rest nicht mehr viel übrig - besser also in diesem Fall ein stärkeres Rauschen als eine totgefilterte Tonspur, was bei dem ansonsten auch nicht besonders guten Klang hier sehr wichtig ist.

Der Ton hat alle Merkmale einer nur schlecht erhaltenen Lichttonspur : ein lauter, rumpelnder Klang mit einer Dynamik von Zwölf bis Mittag und einem massiv eingeschränkten Frequenzgang. Das betrifft nicht nur die Musik, sondern in gleichem Umfang auch Dialoge und Geräusche. Am schlimmsten hört sich dadurch natürlich die Musik an, besonders die Gesangseinlagen und Opernszenen sind schon hart an der Schmerzgrenze, weil auch noch ein starkes Klirren dazukommt. Die Dialoge klingen dagegen noch vergleichsweise gut, so daß die Verständlichkeit der Texte hier keine Probleme macht. Sollte das aber doch einmal der Fall sein, kann man auf die akkuraten englischen Untertitel zurückgreifen.

Bonusmaterial

Als der erste MGM-Film der Marx-Brothers hat A Night at the Opera in der DVD-Sammlung zusammen mit seinem Nachfolger A Day at the Races einen besonderen Status, der Warner dazu veranlaßt hat mit dem Bonusmaterial sehr großzügig zu sein. Die Menüs sind schlicht, statisch und genauso wie das Cover an das Design der Original-Filmposter angelehnt, aber mehr wäre hier auch nicht angebracht gewesen.

Filmkritiker Leonard Maltin ist einer der größten Kenner und Fans der Marx-Brothers und liebt A Night at the Opera über alles - daher hat er es sich natürlich nicht nehmen lassen für diese DVD einen Audiokommentar aufzunehmen. Dabei handelt es sich nicht um eine fröhliche, ungezwungene Kommentarspur, sondern eine regelrechte Filmakademie-Vorlesung: Leonard Maltin hat seinen Kommentar generalstabsmäßig durchgeplant und hört sich oft so an, als würde er von einem Script ablesen. Das tut er aber mit großem Enthusiasmus und ist dabei nicht so hölzern, wie man es sich vielleicht denken mag. Wenn man sich mit der allgemeinen Art des Kommentars anfreunden kann, bekommt man eine riesige Fülle von Informationen geboten, die so ziemlich alle Themen ansprechen, die man sich wünschen könnte - es gibt kaum eine Szene des Films, zu der Maltin nicht etwas interessantes zu sagen hat. Trotz der ungewöhnlichen Form ist dies wegen der ungeheuren Informationsdichte ein fantastischer und bemerkenswerter Audiokommentar, den man sich nicht entgehen lassen sollte.

Remarx on Marx (33:56) versammelt einerseits Marx-Brothers-Liebhaber wie Schauspieler Dom DeLuise, Regisseur Carl Reiner, Comedy-Autoren Anne Beatts und Larry Gelbart, aber auch den Filmhistoriker Robert Osborne, Marx-Autor Irving Brecher und Schauspielerin Kitty Carlisle. Auf ein Voiceover wird hier verzichtet, stattdessen wird in den Interviews von den Anfängen und der frühen Karriere der Marx-Brothers und schließlich auch über die Entstehung von A Night at the Opera erzählt. Bemerkenswert ist dabei, daß sich die Autoren der Dokumentation Mühe gegeben haben nicht nur Informationen aus zweiter und dritter Hand bieten, sondern mit Irving Brecher und Kitty Carlisle auch Leute zu Wort kommen lassen, die die Marx-Brothers selbst erlebt haben. Eine halbe Stunde ist schon fast zu knapp, aber wie bei Leonard Maltins Kommentar ist in der kurzen Zeit eine ganze Menge untergebracht worden.

Groucho Marx on the Hy Gardner Show (5:21) ist ein kurzer Ausschnitt einer Talkshow von 1961, in der sich ein nur äußerlich gealterter Groucho Marx an die ersten Begegnungen der Marx-Brothers mit MGM-Boss Irving Thalberg erinnert und wie sie ihm auf ihre besondere Weise Pünktlichkeit beigebracht haben.

Die Vintage Shorts haben keine direkte Verbindung zu den Marx Brothers, bis auf daß sie zur gleichen Zeit wie A Night at the Opera entstanden. How to Sleep von Komödiant Robert Benchley (10:39) und die Nachtclub-Parodie Sunday Night at the Trocadero (20:16) erreichen zwar nicht wirklich die Klasse der Marx Brothers und erzeugen auch heute nur noch ein müdes Lächeln, aber es sind interessante Zeitdokumente.

Der Trailer (2:16) ist nicht mehr so gut erhalten wie der Film selbst und ist auch kein Meisterstück seiner Art, aber alleine wegen des abgewandelten MGM-Logos sehenswert.

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