The Big Store
Cover

24.05.2004 #268

Titel The Big Store
Studio MGM (1941)
Hersteller Warner Home Video (2004)
DVD-Typ 10 (3,93 & 4,15 GB) Bitrate ø 5,53 max. 7,5
Laufzeit 83 Minuten Kapitel 24
Regionalcode 1 (USA/Kanada) Case Amaray I
Fernsehnorm NTSC
Bildformat 1.33:1 16:9 no
Tonspuren Dolby Digital 1.0 Mono 192 kbit/s Englisch
Untertitel Englisch, Französisch, Spanisch
Freigabe Not Rated
Extras • Vintage Short Flicker Memories and Vintage Cartoon Officer Pooch
Audio Musical Outtake Where there's Music
Theatrical Trailer

Allgemeines

Zwischen 1929 und 1940 drehten die Marx Brothers insgesamt zehn Filme bei drei verschiedenen Studios und hatten sich damit nicht gerade auf die faule Haut gelegt. Nach der Beendigung der Dreharbeiten von Go West wurde allgemein schon mit einem Abschied gerechnet, und das nicht nur weil ihre Filme immer öfter von den Kritikern verrissen wurden und es an der Kinokasse längst nicht mehr so gut klingelte wie früher - insgeheim dachten die Marx-Brothers nach Beendigung des Fünf-Filme-Vertrags bei MGM schon lange ans aufhören.

Die Werbekampagne für ihren letzten MGM-Film The Big Store versuchte erst gar nicht zu verheimlichen, daß es der letzte Film der Marx Brothers sein wird - möglicherweise, denn so hundertprozentig wollten sich die Brüder da nicht festlegen. Für den Moment war es aber erstmal ein definitiver Abschied, für den sie sich noch einmal richtig ins Zeug legten. Die Suche nach einer neuen Idee muß einiges an Brainstorming erfordert haben, und während die drei Drehbuchautoren zwar keine Erfahrung mit den Marx-Brothers hatten, ist es ihnen dennoch gelungen eine einigermaßen zusammenhängende Geschichte zu schreiben, die perfekt auf die Marx Brothers paßt.

The Big Store hat die besten Zutaten für einen klassischen Marx-Brothers-Film seit A Night at the Opera - Groucho Marx spielt Wolf J. Flywheel (ein Name, der direkt aus der Marx Brothers Radio Show stammt), einen windigen Privatdetektiv, der Tony Martin (Tommy Rogers), einem Sänger und Teilbesitzer eines Kaufhauses beschützen soll. Der will seine Hälfte des Phelps Department Store mit einverständnis der Besitzerin Martha Phelps (Margaret Dumont in ihrer letzten gemeinsamen Rolle mit den Marx Brothers) verkaufen um sein altes Musikkonservatorium zu retten, in dem auch sein alter Kumpel Ravelli (Chico Marx) arbeitet. Martha Phelps schleppt den inkompetenten Flyweel samt seinem Diener/Fahrer/Faktotum Wacky (Harpo Marx) an, und stellt damit das ganze Kaufhaus auf den Kopf.

Die Kaufhaus-Szenerie mag heutzutage kindisch wirken, bietet aber die Gelegenheit für viel Unsinn der Marx Brothers, den man seit ihren frühen Paramount-Filmen nicht mehr gesehen hat. Sogar der ironische, satirische Faktor geht dabei nicht ganz verloren, denn hier wird nicht nur ein Kaufhaus auseinandergenommen, sondern auch ganz nebenbei so manche Konsumverrücktheit der vierziger Jahre auf die Schippe genommen. Auch dieser Film beginnt nicht mit einem endlosen Subplot, sondern gleich mit einem kurzen Klaviernummer von Chico, die bald von einer der besten Auftritte von Groucho und Harpo gefolgt wird: die Szene in Flywheels Büro, zu der hinterher auch noch Margaret Dumont dazukommt, hätte genausogut aus einer der Broadway-Shows der Marx-Brothers stammen können. Ganz ähnlich wirkt die große, von Groucho angeführte Sing- und Tanznummer Sing while you sell, die im Gegensatz zu früheren ähnlichen Nummern überhaupt nicht angestaubt, sondern sehr flott und jazzig wirkt.

Chicos und Harpos musikalische Auftritte sind hier auch bemerkenswerter als in den anderen Filmen - die beiden teilen sich ein Klavier, was zu einer der humorvollsten obligatorischen Klaviernummer aller Marx-Brothers-Filme führt. Harpos Harfen-Einlage ist ebenfalls wunderbar originell als Traumsequenz völlig Zuschauer inszeniert worden. Die anderen zwei Musiknummern verblassen dagegen natürlich stark und wirken wie in den anderen Filmen etwas fehl am Platz, sind aber noch einigermaßen erträglich.

The Big Store glänzt vor allen Dingen durch ein überraschend gutes Timing bei den Sketchen, die Gags zünden in diesem Film besonders gut. Das ist anscheinend nicht nur den Drehbuchautoren zu verdanken, sondern auch Regisseur Charles Riesner, der schon mit Charlie Chaplin und Buster Keaton gearbeitet hat. Slapstick-Humor war schon immer ein wichtiges Element der Marx Brothers, was in The Big Store besonders gut durchchoreographiert wurde und besser funktioniert als bei den meisten anderen Filmen. Ein kleiner Rückschritt ist allerdings die Schlußsequenz, die wie bei allen MGM-Filmen der Marx-Brothers typisch als konventionelle Hollywood-Action gehalten ist, bei der die Tricktechnick hier besonders altmodisch aussieht. Fast seltsam wirken hier auch die eingefügten Soundeffekte, die dieser Szene einen starken Cartoon-Charakter geben.

The Big Store wurde von den Kritikern in der Luft zerrissen, die den Marx Brothers keine Träne nachweinten - im Gegensatz zum Kinopublikum, das vom vorläufig letzten Film der Marx Brothers begeistert war. Wahrscheinlich waren es die doch nicht so schlechten Einspielergebnisse, die The Big Store doch nicht zum allerletzten Film der Marx Brothers gemacht haben und die Brüder fünf Jahre später noch einmal in A Night in Casablanca zusammenbrachte. Dieser Film ist dafür ein krönender Abschluß ihrer recht wechselhaften Karriere bei MGM und nach A Night at the Opera und A Day at the Races sicher der Film, der ihren frühen Paramount-Meisterwerken am nächsten kommt.


The Big Store wurde von Warner erstmals im Rahmen der Marx-Brothers-Collection als DVD veröffentlicht und ist auf einer doppelseitigen DVD zusammen mit Go West untergebracht worden. Die Qualität ist gegenüber den anderen Filmen der Box etwas enttäuschend, und auch das Bonusmaterial ist sehr spärlich, aber als Teil der Sammlung ist der Film trotzdem unverzichtbar.
Weitere Marx-Brothers-Reviews:
A Night at the Opera | A Day at the Races | Room Service | At The Circus
Go West | A Night in Casablanca
Cover

Bild

Obwohl es sich hierbei um den zweitneuesten Marx-Brothers-Film handelt, ist die Bildqualität fast schon die schlechteste von den sieben Filmen der DVD-Box. Die recycelten Transfer der vorherigen drei Filme waren noch einigermaßen akzeptabel, aber hier kommen zu der durch einen zu starken Rauschfilter verursachten Unschärfe auch noch deutliche Defizite bei Kontrast und Helligkeit, die durch eine schlechte Vorlage verursacht werden. The Big Store war der einzige Marx-Brothers-Film, der nie im Turner-Spielfilmkanal TCM lief, weshalb hier wahrscheinlich auch kein entsprechendes Master vorlag und ein anderes verwendet wurde.

Die Filmvorlage scheint aus verschiedenen Quellen zu stammen und hat deutlich sichtbare Qualitätsunterschiede, die sich stellenweise in Beschädigungen, wackelndem Bildstand und anderen Problemen deutlich bemerkbar machen. Richtig sichtbar werden diese Probleme allerdings nur bei genauerer Betrachtung - wenn man nicht geraden an einem hochauflösenden Display sitzt oder den Bildschirm mit der Lupe absucht, ist dieser Transfer noch gerade erträglich. Dieser Film hat aber eine wenigstens teilweise Restauration am allermeisten nötig.

Ton

Die Tonqualität bewegt sich auf einem anständigen Niveau, aber bei einem so alten Film sollte man natürlich auch hier keine Wunder erwarten. Man hört der Tonspur ihr Alter natürlich deutlich an, aber wirklich schlimme Störungen sind hier nicht zu hören. Das wichtigste, die gute Verständlichkeit der Stimmen ist kein Problem, nur die Musik leidet etwas unter den üblichen Einschränkungen, die aber nicht so sehr stören wie bei den älteren Marx-Brothers-Filmen.

Bonusmaterial

Auch bei dieser DVD besteht das Bonusmaterial wieder aus zusammengewürfelten Kurzfilmen und einer wiederentdeckten Ton-Archivaufnahme. Flicker Memories (7:58) gehört zu den besseren Kurzfilmen in der Marx-Brothers-Collection, hat aber genauso wie der Hannah-Barbera-Cartoon Officer Pooch (8:06) nur soviel mit The Big Store zu tun, als daß alle 1941 gedreht wurden.

Where There's Music (3:12) ist eine Audio-Aufnahme eines zum Glück aus der finalen Filmfassung entfernten Songs von Tommy Rogers. Der Trailer (3:02) ist wegen der extra für ihn gedrehten Szenen mit den Marx Brothers sehenswert, aber letztendlich keine große Sensation.
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