At the Circus
Cover

21.05.2004 #266

Titel At the Circus
Studio MGM (1939)
Hersteller Warner Home Video (2004)
DVD-Typ 10 (3,83 & 4,01 GB) Bitrate ø 5,6 max. 7,5
Laufzeit 87 Minuten Kapitel 25
Regionalcode 1 (USA/Kanada) Case Amaray I
Fernsehnorm NTSC
Bildformat 1.33:1 16:9 no
Tonspuren Dolby Digital 1.0 Mono 192 kbit/s Englisch
Untertitel Englisch, Französisch, Spanisch
Freigabe Not Rated
Extras • Vintage Short Dog Daze and Classic Cartoon Jitterbug Follies
• Theatrical Trailer

Allgemeines

Irving Thalberg, das Produzenten-Wunder von MGM, holte Mitte der dreißiger Jahre die Marx Brothers zum Filmstudio mit dem brüllenden Löwen und rettete sie vor einem drohenden Karriereknick. Mit einem ganz neuen Konzept brachte Thalberg die Marxens wieder auf die Kinoleinwand zurück und hatte ursprünglich drei Filme geplant, die die Titel A Night at the Opera, A Day at the Races und A Night at the Circus tragen sollten und die Brüder in die den Titeln entsprechenden Szenarien bringen sollte. Als Irving Thalberg mit nur 37 Jahren während den Dreharbeiten von A Day at the Races unerwartet starb, wurden seine Pläne von der MGM-Führungsriege - besonders Studioboss Louis B. Mayer, der die Marx Brothers für unlustig hielt - auf Eis gelegt. Nachdem A Day at the Races noch fertig gedreht wurde, standen die Marx Brothers weiter bei MGM unter Vertrag, aber da man dort nichts mit ihnen anzufangen wußte, lieh man sie ausnahmsweise für einen Film an die Konkurrenz RKO aus. Deren Film Room Service wurde schnell und billig produziert und füllte hauptsächlich die Geldbörsen der Marx Brothers selbst, die eine ordentliche Gage für wenig Arbeit bekamen - verständlich, denn ihre Zukunft bei MGM war ungewiss.

Leztendlich entschied man sich bei MGM aber das größte Zugpferd wieder einzusetzen und Irving Thalbergs Pläne doch noch zu realisieren: Aus A Night a the Circus wurde einfach At the Circus, und das Konzept daß sich bei den ersten beiden Filmen so gut bewährt hatte: eine große, bombastische Produktion mit Musiknummern und allem drum und dran. Allerdings mußten sich die Marx Brothers die Kinoleinwand wieder mit einigen anderen Darstellern teilen, aber die Mischung ist trotzdem so gelungen, daß der Marx-Gehalt des Films sehr hoch ist.

Der Trailer von At The Circus wirbt stolz mit gleich fünf Musiknummern, die nicht alle wirklich gut in den Film integriert wurden. Der singende Schönling des Films ist Kenny Baker, und seine Partnerin Florence Rice singt leider auch, was zu einigen seltsam plazierten Songattacken führt, die wie ein Stein in der Handlung liegen - diese Szenen kann man glatt überspringen oder sogar herausschneiden, ohne daß es dem Film irgendwie schaden würde. Das Marxsche Gegenmittel zu dieser Hollywood-Konzession kommt dafür aber gleich in dreifacher Ausfertigung: Chico und Harpo haben ihre obligatorischen Klavier- und Harfennummern, und Groucho singt einen Song, der durch diesen Film zum Klassiker wurde: Lydia the Tatooed Lady ist seit At The Circus untrennbar mit den Marx Brothers verbunden.

At the Circus markiert auch ein wenig die Rückkehr des bissigen, anarchistischen Marx-Humors, der in den vorherigen MGM-Filmen stark heruntergeschraubt wurde. Zwar merkt man bei diesem Film immer noch, daß man die jüngeren Zuschauer nicht durch schmutzige Witze aussperren wollte, aber dennoch sind die meisten Gags schon frecher geworden. Generell befindet sich der typische Marx-Brothers-Humor aber wieder im Overdrive: jeder der Sketche hat seinen besonderen Sinn und Platz in der Handlung und wurde selbstverständlich wieder für die Marx Brothers maßgeschneidert und ausführlich vor den Drearbeiten in Bühnenshows ausprobiert und verfeinert. Das aufwendige Finale des Films, was nur mit einigen tricktechnischen Mitteln realisiert werden konnte, ist allerdings wieder eine Mischung aus Marxschem Unsinn und konventioneller Action.

Was in den vorherigen zwei MGM-Filmen für die Marx Brothers noch etwas schwierig war, gelingt ihnen in At the Circus mühelos - sie spielen ihre Co-Stars einfach an die Wand und wandeln sie kurzerhand ins Mittel zum Zweck um. Hier ist unmißverständlich klar, daß ihnen die Show gehört. Auch in den Momenten, in denen sie gar nicht vor der Kamera stehen wartet man darauf daß Groucho hereingedackelt kommt und das nächste weibliche Wesen anschmachtet, Harpo etwas kaputtmacht und Chico etwas ergaunert - was dann meistens auch passiert. Tatkräftige hilfe erhalten sie dabei von ihrer alten Weggefährtin Margaret Dumont, die ihnen wieder einmal ergeben als reiches Opfer zur Verfügung steht.

Die Story des Films ist beinahe schon ohne Belang, aber dennoch vorhanden - wenn auch fast genau die gleiche wie bei den vorherigen Marx-Brothers-Filmen, nur in ein neues Szenario umgesetzt - der Zirkus muß gerettet werden, und natürlich sind die Charaktere der Marx Brothers dafür zuständig. Ihre Rollen sind diesmal voll von Anspielungen auf ihre frühere Karriere, besonders bei Grouchos windigem Anwalt J. Cheever Loophole, der direkt aus ihrer Radioshow Flywheel, Shyster & Flywheel zu stammen scheint. Natürlich weichen die Brüder auch hier nicht von ihrem üblichen Schema ab, denn sonst wäre es ja schließlich kein echter Marx-Brothers-Film.

At the Circus war praktisch das zweite Comeback der Marx Brothers innerhalb weniger Jahre, die nach über zwanzig Jahren auf der Bühne und beim Film so langsam schon ans Aufhören dachten. Es mag nicht ihr allerbester Film sein und vielleicht auch die kommerzialisierte Version der Marx-Brothers sein, aber eine Menge Spaß macht er dennoch - wenn man die unvermeidlichen, aber störenden Musiknummern herausrechnet, überspringt oder ignoriert.

Die erstmalige DVD-Veröffentlichung von At the Circus von Warner ist nur innerhalb des Marx-Brothers-Boxset zu haben und zusammen mit seinem Vorgänger Room Service auf einer DVD-10 untergebracht worden. Richtiges Bonusmaterial gibt es eigentlich nicht und der Transfer ist schon einige Jahre alt, aber trotzdem ist diese Veröffentlichung gut anschaubar.


Weitere Marx-Brothers-Reviews:
A Night at the Opera | A Day at the Races | Room Service
Go West | The Big Store | A Night in Casablanca
Cover

Bild

Für diese DVD wurde ein alter Transfer wiederverwendet, der von Warner schon vor einigen Jahren für die Videoverwertung und TV-Ausstrahlungen erstellt wurde. Die Bildqualität ist nicht hundertprozentig perfekt und hat einen leichten Video-Look, ist aber ansonsten durchaus zufriedenstellend.

Die Filmvorlage ist etwas halbherzig nachbearbeitet worden und in einem mittelprächtigen Zustand. Kratzer und Fussel treten meist nur gehäuft bei Überblendungen und anderen Effekten auf, während sonst nur ab und zu kleinere Dropouts sichtbar sind. Alle zwanzig Minuten sind außerdem deutliche Aktwechselmarkierungen zu sehen. Die Körnigkeit wurde restlos von einem Rauschfilter erledigt, der das Bild geradezu glattgebügelt hat und leider ein paar Nebenwirkungen hinterlassen hat, die sich manchmal in Form von schwimmenden oder zitternden Bildteilen manifestieren. Trotzdem macht das Bild einen sehr sauberen und ruhigen Eindruck und sieht auch auf größeren 4:3-Bildröhren sehr gut aus.

Auch wenn es sich hier um einen sicher fast zehn Jahre alten Transfer handelt, kann man sich eigentlich nicht über die Bildqualität beschweren. Zwar sieht diese DVD mehr wie ein Videotransfer als eine Filmprojektion aus, aber der erstaunlich gute Zustand der Filmvorlage wiegt das wieder auf.

Ton

Nach dem vierten Marx-Brothers-Film aus den dreißiger Jahren bleibt zur Tonqualität eigentlich nicht mehr viel zu sagen, allerhöchstens daß sich mit jedem neueren Film der Ton etwas bessert. Bis auf ein leichtes, unvermeidbares Hintergrundrauschen und die üblichen Einschränkungen einer Lichttonspur aus dieser Zeit leistet sich diese Tonspur keine Auffälligkeiten. Alle Dialoge sind fast glasklar und unverzerrt, und sogar die Musik läßt sich den Umständen entsprechend relativ gut anhören - und mehr benötigt ein Film aus dieser Zeit auch gar nicht.

Bonusmaterial

Die Extras sind eigentlich nicht existent, lediglich zwei Kurzfilme und der Trailer des Films wurden hier noch untergebracht: der Kurzfilm Dog Daze (10:32) und der Cartoon Jitterbug Follies (8:40), beide aus dem Jahr 1939 aus den MGM-Archiven sind belanglos und nur für Liebhaber interessant. Der Trailer (3:10) von At the Circus ist auch keine wirkliche Sensation, aber auch der Vollständigkeit halber vorhanden.
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