Room Service
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21.05.2004 #265

Titel Room Service
Studio RKO Radio Pictures (1938)
Hersteller Warner Home Video (2004)
DVD-Typ 10 (3,83 & 4,01 GB) Bitrate ø 5,55 max. 7,5
Laufzeit 78 Minuten Kapitel 22
Regionalcode 1 (USA/Kanada) Case Amaray I
Fernsehnorm NTSC
Bildformat 1.33:1 16:9 no
Tonspuren Dolby Digital 1.0 Mono 192 kbit/s Englisch
Untertitel Englisch, Französisch, Spanisch
Freigabe Not Rated
Extras • Vintage Short Party Fever and Classic Cartoon The Daffy Doc
• Theatrical Trailer

Allgemeines

Nach Ende ihres Fünf-Filme-Vertrags bei Paramount 1933, der mit einem kleinen Mißerfolg aufhörte, landeten die Marx Brothers bei einem der anderen Hollywood-Riesen Metro-Goldwyn-Mayer. Dafür war hauptsächlich das Boy Genius Irving Thalberg, ein junger aufstrebender MGM-Produzent verantwortlich, der das Potential der Marx-Brothers erkannte und mit einem ganz neuen Formel ausnutzte. Der erste Film A Night at the Opera wurde 1935 zu einem erfolreichen Comeback der Marx-Brothers, auf den gleich zwei Filme nacheinander produziert werden sollten. Das wurde aber durch einen tragischen Zwischenfall unterbrochen: Irving Thalberg, der sich so um die Marx Brothers gekümmert hatte und ihnen an nichts fehlen ließ, starb mit nur 37 Jahren unerwartet mitten in der Produktion von A Day at the Races.

Der Film wurde wie geplant fertiggestellt, aber zu einer weiteren Produktion kam es wegen uneinigkeiten über die Marx-Brothers in der Studio-Führungsriege vorerst nicht. MGM-Chef Louis B. Mayer hielt sie nicht für witzig und war über den oft respektlosen Umgang der Brüder mit ihren "Chefs" nicht begeistert. Andere Leute auf der MGM-Führungsebene wußten mit den Marx-Brothers auch nichts anzufangen, wodurch es zu einem ungewöhnlichen Deal zwischen zwei Hollywoodstudios kam: MGM lieh die Marx Brothers für einen Film an RKO Radio Pictures aus.

RKO besaß die Filmrechte an dem sehr populären Theaterstück Room Service von Allen Boretz und John Murray, das nun mit den Marx Brothers in den Hauptrollen verfilmt werden sollte. Was im Prinzip wie eine gute Idee klingt, wurde im Endeffekt aber zu einem Film, in dem zwar die Marx Brothers mitspielen, der aber eigentlich gar kein Marx-Brothers-Film ist. Ihre vorigen Filme waren alle für sie maßgeschneidert, aber die vorlage für Room Service war ein Theaterstück, das mit den Marx Brothers nicht das geringste zu tun hatte und für den Film nur wenig von A Night at the Opera-Autor Morrie Ryskind angepaßt wurde. Obwohl die Geschchte ganz ähnlich wie in den vorherigen Filmen funktioniert, will der Funke hier nicht so richtig überspringen, weil die typischen Marx-Brothers-Elemente einfach fehlen.

Zwar bringt Room Service eigentlich die besten Voraussetzungen für eine klassische Marx-Brothers-Komödie mit, aber es fehlen nicht nur der typische Marx-Witz, sondern auch jegliche Musiknummern - das bedeutet auch keine obligatorischen Klavier- und Harfeneinlagen für Chico und Harpo. Die Marx-Brothers spielen ihre Rollen zwar recht gut, haben aber nicht viel Gelegenheiten ihre speziellen Talente einzusetzen und das zu tun, was eigentlich an ihnen komisch ist: Groucho hat keine Frau, hinter der er herrennen kann, Chico hat nur begrenzt etwas zu ergaunern und Harpo kaum etwas zum kaputtmachen. Somit ist einer der wichtigsten Bestandteile des Phänomen Marx-Brothers in diesem Film schon von vorneherein ausgeschaltet. Groucho, Chico und Harpo wirken nicht gerade lustlos, aber es fehlt ihnen sichtbar an Schwung - sie tun hier ihren Job, und nicht mehr. Die Schauspieler in den nebenrollen sind auch nicht wirklich schlecht besetzt, aber genauso wie bei den Marx Brothers selbst wirken sie alle wenig begeistert, etwas hölzern und nicht wirklich überzeugend.

Eine weitere für Marx-Brothers-Filme ungewöhnliche Sache ist die äußerst billige Machart des Films. Schon die frühen Filme der Brüder hatten immer eine große Ausstattung und einen hohen Produktionswert, aber in Room Service ist das nicht so - fast der ganze Film findet in einfach aussehenden Hotelzimmern statt, die billig im Filmstudio zusammengezimmert werden konnten. Anscheinend wurde das gesamte Budget für die Gage der Marx Brothers verwendet, die ihren Abstecher zu RKO hauptsächlich als Möglichkeit zu schnellem Geld gesehen haben müssen.

Room Service wird heutzutage in den Filmographien der Marx Brothers oft vergessen oder ausgeklammert - durchaus verständlich und zurecht, denn etwas besonderes wie ihre anderen Filme ist dieser wirklich nicht. Als Film ohne Wiedererkennungsfaktor war Room Service auch kein so großer Erfolg gegönnt wie seinen Vorgängern, was aber auf der anderen Seite auch den Vorteil hatte, daß MGM sich mit den nächsten Filmen der Marx-Brothers wieder etwas mehr mühe gegeben hat.

Es ist ein wenig verwunderlich, daß Warner sich um die Rechte von Room Service bemüht hat, obwohl es einer der weniger bekannten und geliebten Filme der Marx Brothers ist. Der Film ist nur in der Marx-Brothers-DVD-Collection erhältlich und ist zusammen mit seinem Nachfolger At The Circus auf einer doppelseitigen DVD-10 untergebracht worden. Die Extras sind spärlich und Bild und Tonqualität etwas unter dem Niveau von A Night at the Opera und A Day at the Races, aber immer noch ausreichend gut fürs digitale Medium.
Weitere Marx-Brothers-Reviews:
A Night at the Opera | A Day at the Races | At The Circus
Go West | The Big Store | A Night in Casablanca

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Bild

Für die ersten zwei DVDs der Marx-Brothers-Collection hat Warner noch neue Abtastungen machen lassen, aber für Room Service wurde anscheinend ein älterer Transfer recycelt, der zwar nicht wirklich schlecht aussieht, aber einen deutlicher Rückschritt gegenüber der doch besseren Qualität von A Night at the Opera und A Day at the Races ist.

Die Filmvorlage ist in einem ziemlich schlechten Zustand, gegen den nicht viel unternommen wurde. Fussel und Dreck sind hier weniger ein Problem als die zahllosen Beschädigungen, die im Gegensatz zu den beiden neueren Marx-Brothers-Transfern hier viel stärker auffallen. Typisch für einen Transfer älteren Datums wurde jegliche Körnigkeit mit der Holzhammer-Methode entfernt, wodurch das Bild einen etwas matschigen und milchigen Eindruck macht. Auch die Schärfe hat unter dieser Behandlung deutlich gelitten, ist aber gerade noch auf einem akzeptablen Niveau. Über Helligkeit und Kontrast gibt es dagegen nicht viel Negatives zu berichten, allerdings leistet sich der Film auch keine komplizierte Beleuchtung so daß man in diesem Bereich nicht viel falschmachen kann.

Für einen nicht mehr ganz neuen Quick&Dirty-Transfer sieht diese DVD sogar recht gut aus, besonders wenn man das hohe Alter des Films bedenkt. Da Warner nicht der ursprüngliche Rechteinhaber des Films ist und wahrscheinlich keinen Zugriff auf Originalmaterial hatte, kann man mit der Qualität aber durchaus zufrieden sein.

Ton

Room Service besteht zum größten Teil nur aus Dialogen, lediglich am Anfang und am Schluß bekommt man etwas Musik zu hören. Verwendet wurde hier natürlich eine alte Lichttonspur, die bei der Musik die üblichen systembedingten Defizite hat, aber bei der Wiedergabe der Stimmen gute Arbeit leistet. Zu bemängeln gibt es nur einige Nebengeräusche, die hier nicht in Form von Rauschen, sondern einem Schallplatten-artigen Knistern hörbar sind. Trotzdem sind alle Dialoge bestens verständlich, so daß man auch nur im Notfall auf die mitgelieferten Untertitel zurückgreifen muß.

Bonusmaterial

Die Extras dieser DVD haben nichts direkt mit dem Film zu tun, sondern sind nur Beigaben, die wie der Film auch von 1938 sind: der MGM-Kurzfilm Party Fever (9:34) und der Warner-Looney-Tunes-Cartoon The Daffy Doc (6:53). Außerdem ist auch noch der obligatorische Trailer (1:37) von Room Service dabei, der in sehr schlechtem Zustand ist und den Film nicht besonders gut repräsentiert.
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